SPISY ARCHEOLOGICKÉHO ÚSTAVU AV ČR BRNO 41 INTERNATIONALE TAGUNGEN IN MIKULČICE (ITM) herausgegeben von Pavel Kouřil • Lumír Poláček PROJEKT MORAVIA MAGNA MORAVfA MAGNA sous le patronáte de UNION ACADÉMIQUE INTERNATIONALE BRUXELLES UNION INTERNATIONALE DES SCIENCES PRÉHISTORIQUES ET PROTOHISTORIQUES (C.I.P.S.H. - U.N.E.S.C.O) ARCHEOLOGICKÝ ÚSTAV AKADEMIE VĚD ČESKÉ REPUBLIKY, BRNO, v.v.i. BRNO 2010 INTERNATIONALE TAGUNGEN IN MIKULČICE Band VIII FRÜHMITTELALTERLICHE KIRCHEN ALS ARCHÄOLOGISCHE UND HISTORISCHE QUELLE herausgegeben von Lumír Poláček - Jana Maříková-Kubková ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK, BRNO, v.v.i. BRNO 2010 Lumír Poláček - Jana Maříková-Kubková (Hrsg.), Frühmittelalterliche Kirchen als archäologische und historische Quelle Internationale Tagungen in Mikulčice VIII, Brno 2010, 187-204 Großmährische Kirchen in Pohansko bei Břeclav Pavel Čáp - Petr Dresler - Jiří Macháček - Renáta Přichystalová The Great Moravian Churches in Pohansko near Břeclav. Archaeological surveys at Pohansko near Břeclav have provided proof of the existence of two Early Mediaeval churches. With the discovery of the first church at the end of the 1950s began the long era of the archaeological survey of Great Moravian Pohansko. Surprisingly, Fifty years later a second church was found, its excavation still ongoing. Both buildings differ in terms of their character and belong to two different settlement contexts. The first church was situated inside a magnates court, which is interpreted as an imitation of the representative part of the Carolingian falc - known as the palatium. This was doubtlessly the central part of the overall agglomeration at Pohansko and was probably one of the residences of members of the ruling Mojmír dynasty. This is corroborated by the prestigious design of the church, which was adorned with frescoes and was one of the few churches in Great Moravia with a narthex. In contrast, the newly discovered church lies in a peripheral position in the north-eastern bailey. In comparison to the church in the magnates court, it was a poorer building, made out of wood, mortar and stone. Keywords: Pohansko - early Middle Ages - hillfort - churches - settlement complexes Einführung Der frühmittelalterliche Zentralort Pohansko bei Břeclav wird an mehreren Grabungsstellen bereits seit 1958 systematisch ergraben. Der Fachöffentlichkeit ist insbesondere die Ausgrabung des sog. Herrenhofs gut bekannt, wo František Kalousek und Bořivoj Dostál eine großmährische Kirche samt umgebendem reichem Gräberfeld freigelegt hatten. Lange Zeit stellte diese Kirche den einzigen christlichen Sakralbau in Pohansko dar. Einen Wendepunkt bedeutete das Jahr 2006, als der Mitarbeiter des Instituts für Archäologie und Museumswissenschaft der Masaryk-Universität Brno Pavel Čáp in der nordöstlichen Vorburg von Pohansko Überreste eines steinernen Bauwerks aus dem Frühmittelalter entdeckte. Im nachfolgenden Text geht es zunächst um eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse über die Sakralarchitektur in Pohansko, und anschließend werden die ersten Vorergebnisse der archäologischen Erforschung des neuerdings erfassten Baus und dessen Umgebung der Fachöffentlichkeit präsentiert. Überdies werden wir uns auch mit dem Zweck der beiden Bauwerke im Rahmen Pohanskos auseinandersetzen. Die Kirche im Herrenhof (1. Kirche) Bei den systematischen Ausgrabungen in Pohansko bestand im ersten Jahrzehnt die wichtigste Aufgabe in der Erforschung der großmährischen Kirche (Kalousek 1961; Dostál 1992; Dostál/Kalousek/ Macháček 2008, 63-77), handelte es sich seinerzeit doch um das am besten erhaltene Relikt großmährischer Architektur. Die Ruine der Kirche entdeckte prof. František Kalousek mit seinen Assistenten Boŕivoj Dostál und Vladimír Podhorský bei der ersten archäologischen Begehung des Fundortes. Die Befundsituation verzeichnete B. Dostál in einem handschriftlichen Tagebuch (1958): „Weiter berichtete J. Vadas über die Anzeige der Ackermänner, dass man an einer Stelle im Nordwesten des nicht bewaldeten Teils des Burgwalles 1957 beim Pflügen auf eine Geländewelle mit vielen Steinen und Mörtel gestoßen sei. ... Bei der Begehung wurde festgestellt, dass es sich um Ruinen eines steinernen Baus handelt, bei dem die Steine mit Mörtel verbunden waren." Auf der Grundlage dieser Untersuchung traf F. Kalousek die Entscheidung, eine umfangreiche Ausgrabung einzuleiten, die sich anfangs gerade auf die Überreste des erwähnten steinernen Bauwerks 188 Pavel Čáp - Petr Dresler - Jiří Macháček - Renáta Přichystalová konzentrierte (Abb. 1). Es erwies sich, „dass es sich um einen Kirchenbau handelt. Von 1959 bis 1960 wurden 20 Monate Ausgrabungen durchgeführt. Zuerst wurde die Ackerschicht abgetragen, die an der Stelle des Steinbaus 10-25 cm mächtig war. Sie war mit Steinschutt sowie mit unterschiedlich großen Steinen, Mörtel und Verputzstücken vermischt; vereinzelt kamen auch Fragmente burgwallzeitlicher Keramik zutage. (...) Die Destruktionsschicht hatte eine unregelmäßige ovale Form, maß ca.30x20mund verlief in Richtung NO- SW. Sie wurde vom Rand zur Mitte hin mächtiger; in der Mitte erreichte sie bis zu 50 cm. (...) Große Mengen an Steinschutt (nach den Ausgrabungen gewann man aus der Destruktion ca. 30 m3 Bruchstein) deuteten nicht nur auf Ausrissgräben unter der Destruktionsschicht hin, wie dies bei allen bisher erfassten großmährischen Bauten der Fall war, sondern auch auf ursprüngliches Fundamentmauerwerk (Abb. 2) wenn nicht gar auf aufgehendes Mauerwerk (Die großmährischen Zentralorte mit kirchlichen Bauten befanden sich meistens in an Baustein armen Regionen; die großmährischen Kirchen dienten deshalb im Spätmittelalter als „Vorräte" für Baumaterial und wurden einschließlich der unterirdischen Fundamente abgebaut; erhalten blieben somit nur deren Ausrissgräben, verfüllt mit Steinbruchstücken und Siedlungsabfall; Anm. J. Macháček). Diese Vermutung begründete sich auch auf die Tatsache, dass direkt in der Destruktionsschicht ein Teil des eingestürzten aufgehenden Mauerwerks festgestellt wurde. (...) Diese Sondierungen ermöglichten die Rekonstruktion eines groben Baugrundrisses. Ferner verliefen die Ausgrabungen vom Rande der Destruktionsschicht zu den Fundamenten hin. (...) Es handelt sich um eine längliche einschiffige, 18,65 m lange und 7,2 m breite Kirche. Daran schließen eine halbkreisförmige Apsis, ein Narthex und ein Anbau an (Abb. 3-4). Mit ihrer Längsachse ist die Kirche in Richtung SW-NO orientiert. Diese Ausrichtung ist relativ ungewöhnlich, denn die anderen großmährische Kirchen sind meistens in W-O-Richtung orientiert. (...) Die Kirche wurde auf lehmig-sandigem Boden angelegt. Ihre Fundamente sind mit Ausnahme des Anbaus gleich hoch. Bei anderen großmährischen Kirchen blieben nur die Ausrissgräben erhalten, wobei wir vom ursprünglichen Fundamentmauerwerk nur bescheidene im untersten Fundamentteil befindliche Reste kennen. In Pohansko hingegen wurden in einem großen Teil des Grundrisses unzerstörte Originalfundamente in ursprünglicher Höhe, an einer Stelle sogar auch mit aufgehendem Mauerwerk in drei Reihen entdeckt. Das aufgehende Mauerwerk blieb auch beim Anbau bis in die Höhe von 50 cm mit dem ursprünglichen Außenverputz erhalten. (...) Seine Wände wurden direkt auf dem ursprünglichen Terrain ohne Fundament erbaut. Das Mauerwerk (...) ist aus Bruchsandstein, der in relativ regelmäßigen Reihen gelegt wurde. Einen einzigartigen Fund stellen die an der Außenseite am Mauerwerk aller Wände erhaltenen Verputzreste dar. Der Verputz bildet relativ große kompakte Streifen, an der NO-Seite fast entlang der gesamten Wand bis in eine Höhe von 50 cm. (...) Der Verputz besteht aus gutem, sehr hartem, stark kalkigem Mörtel in 2 cm Stärke. Die Oberfläche ist gut geglättet und getüncht. Dieser Befund liefert wertvolle Indizien zur Kenntnis der großmährischen Bautechnik. Gleichzeitig bezeugt er Verputz und Weißtünchen der großmährischen Kirchen nicht nur im Inneren, sondern auch außen". „Die Kirche in ihrer endgültigen Gestalt (Schiff, Apsis, Narthex, Anbau) wurde nicht zugleich errichtet, sondern in drei Phasen. (...) Zuerst wurde die Kirche erbaut, mit Schiff und Apsis. (...) In der nächsten Bauphase wurde zum Kirchenschiff der Narthex angebaut, der an das Schiff anschließt. Seine Länge beträgt 6,7 m. (...) In der dritten Bauphase wurde an die südöstliche Seitenwand des Kirchenschiffes ein kleinerer Anbau, vielleicht eine Sakristei oder ein Turm, gebaut. Der Innenraum des Anbaus beträgt 2 x 2,1 m. (...) Zu den wertvollen Funden zählen Fragmente mehrfarbiger Fresken, die in relativ großer Menge im Destruktionsschutt vor allem in der Apsis vorkommen; dies dürfte belegen, dass der Innenraum der Apsis oder der Triumphbogen bzw. beides mit den Fresken versehen war. Die Fragmente der Fresken sind meistens von geringeren Maßen - 5-15 cm; sie hatten eine perfekt geglättete weißliche Oberfläche mit in gelber, schwarzer, roter und rotbrauner Farbe ausgeführter Bemalung. Darüber hinaus erscheinen auch geritzte Linien ..." (Kalousek 1961). Die neuesten, im Rahmen des Forschungsprojektes FWF Wandmalereien des Regnum Maravorum (Martina Pippal - Falko Daim) erfolgten Analysen ergaben, dass es sich bei den bemalten Fragmenten aus Pohansko vorwiegend um die Sekkomalereien handelt (Hammer 2008, 132). Beachtenswert ist in Pohansko auch die Anwendung der Punzierung, die in den noch feuchten Putz mit Freskogrundierung wohl mittels eines Schilfrohrs ausgeführt wurde. Zwei analysierte Fragmente stammen sehr wahrscheinlich von der Konche der Apsis. Punzen und Ritzungen belegen, dass die Apside wohl bereits ursprünglich bemalt war. Andere Putzfragmente erlauben hingegen Rückschlüsse darauf, dass die übrigen Teile der Kirche erst in einer zweiten Phase bemalt worden sein (Hammer 2008, 132, 144). Um die Kirche herum erstreckte sich eines der am reichsten ausgestatteten großmährischen Gräberfelder mit 407 Gräbern (Stana 2001, 92). In 4 davon fand man Schwerter, in 8 Äxte, in 32 Sporen und in Großmährische Kirchen in Pohansko bei Břeclav 189 Abb. 1. Pohansko bei Bfeclav. Erste Kirche mitsamt Gräberfeld (Herrenhof). Abb. 2. Pohansko bei Bfeclav. Mauerwerk der ersten Kirche (Herrenhof). 46 goldener und silberner mährischer Schmuck (Abb. 5) des byzantinisch-orientalischen, bzw. Veli-grad-Typus (Kalousek 1971). Unter den adulten Bestatteten dominierten Männer. Diese Feststellung zeugt von einer ungewöhnlichen Zusammensetzung der Einwohnerschaft des Herrenhofes - allem Anschein nach waren die Bewohner in der Mehrzahl Mitglieder des Fürstengefolges gewesen (Drozdovä 2005, 123-124). Bereits Kinder waren Angehörige der Eliteschichten geworden; sie hatten ihren Sozialstatus von den Eltern „geerbt". Ein Zeugnis davon liefern 6 Kindergräber, die mit speziell angefertigten Sporen in Kindergröße ausgestattet waren. Die Kirche lag auf dem Gipfel einer niedrigen Sanddüne, die in Pohansko den höchsten Punkt der generell sehr flachen Aue der Thaya darstellt. Die Kirche bildete eindeutig das Zentrum eines ausgedehnten befestigten Geländes, obwohl sie nicht in seinem idealen Mittelpunkt, sondern in der Nähe der Befestigung (35 m entfernt) im nordwestlichen Teil des Burgwalles gestanden hatte. Die asymmetrische Lage ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass der erhöhten Stelle ein höheres Prestige beigemessen worden sein dürfte. Den Vorrang dürfte man ihr jedoch vielleicht auch wegen der relativen Sicherheit bei Hochwasser gegeben haben. Die Kirche war ein Bestandteil einer Siedlungsstruktur, die wir Herrenhof nennen (Abb. 6), und die als bedeutendste Siedlungsstruktur in Pohansko angesehen wird (Dostäl 1975). Der Herrenhof erstreckte sich auf einem ca. 1 ha 190 Pavel Čáp - Petr Dresler - Jiří Macháček - Renáta Přichystalová Abb. 3. Pohansko bei Bfeclav. Erste Kirche (Herrenhof). Grundriss. 1 - Ausrissgräben; 2 - ursprüngliches Fundamentmauerwerk; 3 - gemauertes Fundament der Chorschranke; 4 - Steinpflaster im Narthex; 5 - Teil des eingesunkenen aufgehenden Mauerwerks; 6 - Feuerstelle mit gebranntem Lehmboden; 7 - vorgroßmährische Siedlungsobjekte; 8 - Pfostenlöcher in der Humusschicht unter dem Kirchenfußboden; 9 - Pfostenlöcher im anstehenden Boden; 10 - Grabgrube mit Grabnummer (die Seite am Schädel fett gezeichnet) (nach Dostäl 1992) großen Gelände und war durch eine viereckige Palisade abgegrenzt, die in mindestens zwei Phasen ausgebaut worden war. Die Palisade hatte offenbar eine fortifikatorische Funktion (Dostäl 1969). Der so genannte Herrenhof war innerhalb der durch den Wall befestigten Fläche in deren nordwestlichem Bereich angelegt worden. Hier wurden mehr als 50 Siedlungsobjekte untersucht (Abb. 2). Innerhalb des Herrenhofes unterscheiden wir mehrere „Funktionsbezirke" (Dostäl 1988, 283): den Sakralbezirk mit Kirche und Friedhof, den Siedlungsbezirk mit vorzüglich gebauten Häusern mit gemörteltem Steinsockel/Fundament, den Wirtschaftsbezirk mit Viehpferchen, Stallungen, Scheunen, Speichern usw. und große ebenerdige Pfostenbauten, die eine Versammlungsfunktion gehabt haben könnten (Dostäl 1975, 80). Neuesten Interpretationen zufolge stellt der Herrenhof von Pohansko eine direkte Nachbildung einer karolingischen Pfalz dar, deren repräsentativer Residenzteil (palatium) samt Sakralbezirk mit der Kirche in Großmähren als imitatio imperii übernommen worden war (Macháček 2007, 350-354; Macháček 2008). Die Kirche in der nordöstlichen Vorburg (2. Kirche) Trotz intensiver Bemühungen der Archäologen wurde in Pohansko während der folgenden 50 Jahre kein weiterer Sakralbau entdeckt. Wie bereits oben erwähnt, änderte sich dies erst 2006, als man eine überraschende Entdeckung in der nordöstlichen Vorburg (einer der beiden Vorburgen der frühmittelalterlichen Agglomeration, siehe Dresler/Machäcek/ Prichystalovä 2008) machte. Die nordöstliche Vorburg1 mit einer Gesamtfläche von ca. 2,7 ha erstreckte sich auf einem ovalen, leicht erhöhten Gelände, das von toten Thaya-Flussarmen umgeben war. Es handelte sich um den nördlichen Ausläufer einer Sanddüne, die einer starken Erosion durch die Thaya bzw. durch deren Nebenarm ausgesetzt war. In der im Rahmen der II. militärischen Aufnahmen erstellten Karte ist die Vorburg nur von der westlichen Seite her umflossen; die Vorburg wurde damals vom Fluss in der heutigen Form gestaltet. Die östliche Seite war in der Zeit der II. militärischen Aufnahmen, d. h. in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wahrscheinlich noch nicht gestört, ähnlich wie die nordöstliche Ecke der Hauptbefestigung des Burgwalles, die heute durch die Erosion abgetragen ist. Später kam es zur Verlagerung des Flussarmes und allem Anschein nach auch zur Abtragung der östlichen Seite der Vorburg infolge der Erosion. Die Vorburg ist vom zentralen Teil durch einen Wall getrennt. Den anstehenden Boden im Raum der nordöstlichen Vorburg bildet Flugsand. Darüber liegt eine ca. 50 bis 60 starke Kulturschicht und eine rezente Humusschicht. Der Flugsand reicht bis unter das Niveau der Auelehme, die bei den Ausgrabungen am Fuße der Sanddüne erfasst wurden. Das Gelände in der Vorburg ist nicht flach, sondern wellig, und es lassen sich hier drei erhöhte Stellen erkennen. Auf einer dieser Erhe- 1 Siehe Kalousek/Dostál/Vignatiová/Šik 1977/1978, 158-161; Dostál 1970a; Dostál 1970b; Dostál 1970c, 20-23; Dostál 1978, 141. Großmährische Kirchen in Pohansko bei Břeclav 191 3a 3 3t> Abb. 4. Pohansko bei Bfeclav. Erste Kirche (Herrenhof). Zwei Rekonstruktionsvarianten. 1, 2 - zwei Schrägansichten von J. Posmournys korrigierter Rekonstruktion (ohne Seiteneingänge zum Narthex); 3 - Seitenansicht der Kirche. Narthex und Schiff in gleicher Höhe rekonstruiert. 3a - Apsisfront; 3b - Narthexfront; 4 - Schnitt durch die zweite Variante der Kirchenrekonstruktion mit Ikonostasis im Schiff und Herrentribüne im Narthex; 4a - Querschnitt an der Stelle der Schranke zur Apsis hin; 4b - Querschnitt durch den Narthex mit Blick auf den Durchgang zum Schiff und auf die Herrentribüne (nach Dostäl 1992). Abb. 5. Pohansko bei Břeclav. Plan des Gräberfeldes bei der ersten Kirche (Herrenhof). Hervorgehoben sind Gräber mit Schmuck aus Edel- und Buntmetall (nach Stana 2001). bungen wurden die archäologischen Forschungen durchgeführt. Die ersten Ausgrabungen erfolgten hier schon 1960 im Zusammenhang mit der Errichtung des Gebäudes der wissenschaftlichen Forschungsstelle der Masaryk- Universität. Umfangreichere Grabungskampagnen wurden dann in den Jahren 1968, 1970-1972 und 1975 durchgeführt. Insgesamt ist hier eine Fläche von 0,6445 ha freigelegt und untersucht worden. Neben Nachweisen einer sporadischen Besiedlung 192 Pavel Čáp - Petr Dresler - Jiří Macháček - Renáta Přichystalová 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 S 4 3 2 1 100 99 98 Abb. 6. Pohansko bei Břeclav. Herrenhof (palatium) mit der ersten Kirche. Abb. 7. Pohansko bei Bfeclav. Höhenlinienplan des Burgwalles mit den eingezeichneten höchsten Stellen (fett gezeichnete Höhenlinie) und der Lage der ersten und zweiten Kirche. im Äneolithikum, in der Spätlatenezeit und der römischen Kaiserzeit (2 äneolithische und 2 latenezeitliche Siedlungsobjekte und Funde aus der Kulturschicht außerhalb der eingetieften Siedlungsobjekte) kamen hier 120 Siedlungsobjekte und 50 Körpergräber aus dem Frühmittelalter ans Licht. Die meisten davon waren großmährisch. Sieben Siedlungsobjekte gehören zu der älteren frühslawischen und altburgwallzeitlichen Siedlung. Zwischen den großmährischen Siedlungs-obj ekten in der nordöstlichen Vorburg wurden mehrere Grubenhäuser (nur in drei Fällen handelte es sich um regelmäßige quadratische Grubenhäuser; Vignatiová 1992, 91), ebenerdige Bauten mit Heizanlage, Wirtschaftsanlagen, separat stehende Feuerstellen sowie ebenerdige, durch Steine abgegrenzte Bauten erkannt. Am häufigsten waren Gruben verschiedener Formen sowie Funktionen anzutreffen. Die Funde aus diesen Siedlungsobjekten lassen vermuten, dass sich im Areal der Vorburg die handwerkliche Produktion konzentriert hatte. Es wurden hier auch Depotfunde mit Eisengegenständen entdeckt, zum Beispiel ein Lagerraum mit Axtbarren aus dem Siedlungsobjekt 17, woher auch einige Sporen, Sicheln und eine Säge kamen (Dostál 1983, 180-187). Im Raum der nordöstlichen Vorburg traten einige markante Palisadengräbchen auf. Ein Teil davon ist offenbar rezenten Ursprungs. Bei einigen anderen wird angenommen, dass sie Überreste der Umzäunung eines frühmittelalterlichen trapezförmigen Gehöftes sind. Ein weiteres Palisadengräbchen, das am Rande der Geländewelle verläuft, ist hier durch einen 2-4 m breiten Steinstreifen überlagert. Das Palisadengräbchen gehörte zu einer schwachen Vorburgbefestigung. Allem Anschein nach schloss an die Holzpalisade von innen eine Lehmstufe an, die durch Pfosten befestigt war, die 1-2 m von der Palisade entfernt waren. Auf diese Weise entstand eine mit Steinen gepflasterte Galerie. Nachdem die Palisade eingestürzt war, rutschten die Steine die Geländewelle hinab (Dostál 1970a, 41). An der Palisade entlang, zumeist außerhalb, ist ein Teil der Gräber angelegt worden. In den Gräbern in der nordöstlichen Vorburg erscheinen insbesondere die damals üblichen Gegenstände von einfacherem Charakter (Messer, Eimerbeschlag, Knochenkamm, Blechring, zylindrische Röhrchen- und Traubenohrringe u. Ä.). Unter den Funden entsprechen nur die gegossenen Bleiknöpfe nicht dem üblichen Spektrum; ihr Ursprung ist auf die Belobrdo-Kultur und das magyarische Milieu zurückzuführen. Die Ausgrabungen in diesem Bereich von Pohansko wurden bisher nur in Form von vorläufigen Grabungsberichten und Teilstudien publiziert. Die älteren Grabungen erbrachten in der nordöstlichen Vorburg keine Belege für außergewöhnliche Siedlungsaktivitäten, die diesen Bereich aus der gewöhnlichen frühmittelalterlichen Besiedlung von Pohansko herausgehoben hätten. Erst 2006 trat eine wesentliche Änderung ein, als ein Mitarbeiter des Instituts für Archäologie und Museumswissenschaft der Philosophischen Fakultät Brünn, Pavel Čáp, eine Sondage am westlichen Rande der nordöstlichen Vorburg mit dem Großmährische Kirchen in Pohansko bei Břeclav 193 Abb. 8. Pohansko bei Bfeclav. Ruine der zweiten Kirche (nordöstliche Vorburg). Von Nordwesten. Abb. 9. Pohansko bei Bfeclav. Ruine der zweiten Kirche (nordöstliche Vorburg). Orthogonale Aufnahme. pedologischen Handbohrer durchführte. An dieser Stelle gibt es eine flache Erhebung im Gelände mit einer Ausdehnung von ca. 15 x 20 m, auf deren Gipfel Überreste des Betonfundaments eines neuzeitlichen Baus sichtbar sind - wohl eines Heuschuppens, der zu dem nahe liegenden Liechtensteinischen Schloss aus dem 19. Jahrhundert gehört hatte. Der Fakt, dass die deutliche, dicht am Weg liegende Geländewelle (die nach Pohansko in Richtung von Břeclav her kommt) jahrzehntelang der Aufmerksamkeit der Archäologen entgangen war, obwohl sie der dritthöchste Punkt Pohanskos (abgesehen von dem künstlich aufgeschütteten Wall) nach der Kirche im Herrenhof und dem bereits untersuchten östlichen Teil der nordöstlichen Vorburg ist (Abb. 7), ist allem Anschein nach gerade auf die Überreste dieses rezenten Baus zurückzuführen. Die durchgeführten Bohrungen lieferten Belege dafür, dass die Erhebung aus Steinen 194 Pavel Čáp - Petr Dresler - Jiří Macháček - Renáta Přichystalová und Kalkmörtelstücken besteht. Auf diese Feststellungen stützte sich die 2006 und 2007 hier realisierte geophysikalische Messung. Die erste Untersuchung war die Georadar-Messung (Gesellschaft Kolej Consult & servis) auf einer Fläche von 25 x 15 m im 1 x 1 Meter-Netz. Sie erbrachte Belege für eine sehr heterogene, kompliziert gegliederte Umgebung mit mehreren Schnittstellen der Schichten bzw. alter Oberflächen. In einer Tiefe von 0,38 bis 0,66 m wiesen die Georadar-Signale ein mögliches Vorkommen eines ovalen Siedlungsobjektes mit Achsen 11 und 14 m nach. Aus dem Wechsel der negativen und positiven Phasen kann man auf eine stark zerfallene und nur zum Teil in Ausrissgräben erhaltene Anlage schließen (Hruška/Minář 2007). 2007 führte R. Křivánek vom Archäologischen Institut der Akademie der Wissenschaften der CR Prag eine weitere Untersuchung durch, und zwar eine geoelektrische Widerstandsmessung. Křivánek verfolgte zwei Tiefenniveaus (0,5 und Im) im lxl Meter Netz. Die untersuchte Fläche betrug 22 x 25 m. Im Unterschied zu den Ergebnissen der Georadar- Messung wurden keine Spuren der kreisförmigen Struktur erfasst. Die eingesetzte Methode lieferte jedoch Beweise für steinerne, ggf. gemauerte Strukturen, die älter als neuzeitlicher Bau zu sein schienen (křivánek 2007). Im Mai 2007 wurde in der südlichen Hälfte der Erhebung ein 10 x 1 m großer Suchschnitt im Rahmen einer Sondagegrabung angelegt. Die Untersuchung bestätigte, dass die Anhöhe wirklich eine Steinschuttschicht und Mörtel- und Putz-Fragmente, mit dunklem Boden vermischt, in sich birgt. In der Nähe dieser Zerstörungsschicht kamen bereits in dieser Phase der Grabung Verfüllungen von Gräber im Niveau des anstehenden Bodens zutage. Aufgrund der Ergebnisse der geophysikalischen Untersuchung und der Sondagegrabung wurde 2008 und 2009 eine systematische Aufdeckung der Ruinen des Steinbaus eingeleitet. Die Grabungen sind noch nicht abgeschlossen. Daher kann man nur vorläufige Feststellungen präsentieren, die sich im Kontext der weiter erfolgenden archäologischen Forschungen ändern können. Großmährische Kirchen in Pohansko bei Břeclav 195 Abb. 11. Pohansko bei Břeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Eingestürzte Mauerblöcke. Abb. 12. Pohansko bei Břeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Mauerwerk „in situ". Fundament aus lose verlegten Steinen ohne Mörtel und gemauerter oberer Teil. Abb. 13. Pohansko bei Břeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Intakt erhaltener Mauerteil und mit Mörtelfragmenten verfüllter Fundamentgraben. 196 Pavel Čáp - Petr Dresler - Jiří Macháček - Renáta Přichystalová Abb. 14. Pohansko bei Břeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Fundamentgraben im südöstlichen Teil der Kirche. Abb. 15. Pohansko bei Břeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Fundamentgraben im Profil. Im Sommer 2008 wurde eine Fläche von 264 m2 freigelegt. Bei der Ausgrabung ist die Oberfläche einer ausgedehnten Steinschuttschicht mit Mörtel-und Putzfragmenten ungefähr zur Hälfte aufgedeckt worden. Darin war ein Block eingestürzten Mauerwerks sichtbar. Diese Steinanhäufung war durch später ausgehobene „Raubgruben", aus denen Stein als Baumaterial wiederverwendet worden war, und durch die Fundamente des neuzeitlichen, in zwei Phasen erbauten Heuschuppens samt der damit zusammenhängenden Geländegestaltung stark beschädigt worden. In der Umgebung der Kirchenruine gab es Abb. 16. Pohansko bei Břeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Mörtelfragmente der Baukonstruktion mit Abdrücken kreisförmig gebogenen Flechtwerks. Verfüllungen mehrerer Gräber, die eine einheitliche SW-NO, bzw. W-O-Ausrichtung aufwiesen - ein Teil davon wurde ergraben. In der Verfüllung einiger Gräber wurden Mörtelfragmente gefunden. Eine am 29. 8. 2008 nach Pohansko eingeladene Fachkommission hat die Fortsetzung der systematischen Ausgrabungen empfohlen. Ausgehend von dieser Entscheidung der Fachkommission wurde die Ausgrabung im Jahre 2009 fortgesetzt, und zwar auf einer Fläche 280 m2 an der Stelle der Ruine und deren Umgebung. Zunächst ist die Steinschuttschicht mit einer Ausdehnung von 12,8 x 12,5 m gänzlich herauspräpariert worden (Abb. 8-10), die in ihrem Charakter markante Gemeinsamkeiten mit der größeren Zerstörungsschicht der Kirche aus dem Herrenhof in Pohansko oder der 8. Kirche von Mikulčice aufweist (Kouřil 2008, Abb. 5). Nach dem Dokumentieren (auch mit dem 3-D Laser-Scanner; Wolfgang Neubauer, Matthias Kucera - VIAS, Universität Wien) wurde diese Steinschuttschicht zum Teil beseitigt. In ihr gab es unregelmäßige Blöcke eingestürzter Mauern (Abb. 11). Im nordöstlichen Bereich der Zerstörungsschicht wurde der untere Teil des Mauerwerkes „in situ" auf einer Länge von 2,25 m erfasst (Abb. 12). Sein flaches Fundament bestand Großmährische Kirchen in Pohansko bei Břeclav 197 aus lose verlegten Steinen ohne Mörtel, ähnlich wie beispielsweise bei der 8. Kirche in Mikulcice (Kouril 2008, 54). Erst darauf war ein gemauerter Teil errichtet worden, von dem sich zumindest drei bis vier Schichten flacher, mit Mörtel verbundener Steine erhielten. Während der Grabung wurde die Stirnseite der Mauer erkannt. An den intakt erhaltenen Teil der Mauer schloss ein Fundamentgraben, mit Mörtelfragmenten verfüllt, an (Abb. 13). Aus ihm waren wahrscheinlich im Zuge der Plünderung des Bauwerkes die als Baumaterial benötigten Steine entnommen worden. Ein Fundamentgraben wurde auch unter dem südöstlichen Teil der Steinschuttschicht erfasst (Abb. 14). Er war sehr flach, nur ca. 20-30 cm unter das Niveau der frühmittelalterlichen Oberfläche eingesenkt. An seiner Sohle konnte an einigen Stellen eine etwas stärkere Vertiefung erfasst werden, die wohl beim Anlegen des Mauerwerkes entstanden war oder von einem in den Graben eingelassenen Pfosten herrührte (Abb. 15). Noch ist nicht der gesamte Baugrundriss freigelegt worden. Nur sehr hypothetisch vermuten wir, dass es sich um einen kreisförmigen Bau mit einem Außen- durchmesser von ca. 6 m handeln könnte, womöglich mit einer Apsis an der Nordostseite. Während der Grabung fand man auch große Mörtelfragmente, an denen Negativabdrücke der Baukonstruktion erhalten waren. Von besonderer Bedeutung sind die Abdrücke von kreisförmig gebogenem Flechtwerk (Abb. 16). Die Flechtwerkkonstruktion war mit Mörtel verputzt und an der Außenseite mit Steinen verkleidet worden, die sich im Mörtel hineingeklebt erhielten. Dies erlaubt vorläufige Rückschlüsse auf eine Grundkonstruktion aus Holz, kombiniert mit Mörtel und einer Außenum-mantelung aus Stein. Durchgeführt wurde auch eine Materialanalyse der Mörtelfragmente (Zeman 2007) - semiquantitative Analyse der anorganischen Komponente mit dem Elektronenmikroskop und dem dispersiven Spektrometer (EDAX PV9400, IR-Spektrometrie). Die Analyse ergab, dass es sich um Kalkmörtel mit charakteristischen Kalkspatzen (gebrannte sowie ungebrannte Kalksteinbruchstücke) handelt, die im Mörtel als Folge des sogenannten Trockenlöschens aufgetreten waren. Dabei wird Stückkalk ohne Zuschlagstoffe mit relativ wenig 198 Pavel Čáp - Petr Dresler - Jiří Macháček - Renáta Přichystalová Abb. 18. Pohansko bei Břeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Silberner Ohrring mit sechs Körbchen (Grab 82). Wasser Übergossen, also annähernd ohne Wasserüberschuss gelöscht. Branntkalk (CaO) und Sand wurden zuerst „trocken" gemischt. Bei diesem Verfahren wird stückiger Branntkalk entweder ein oder mehrlagig (sandwichartig), wechselweise mit nassem Sand abgedeckt und später durch Übergießen mit Wasser nachbefeuchtet. Hierdurch entsteht ein körniger, also nicht breiiger Löschkalk (Hammer 2008, 122-123; Engel 2007, 3). Auf Reste von Kalk, der mit diesem Herstellungsverfahren gelöscht wurde, treffen wir bei den Relikten der großmährischen Architektur regelmäßig (Hammer 2008, 122). Ein weiteres typisches Merkmal der Mörtelfragmente aus der Zerstörungsschicht des Baus in der nordöstlichen Vorburg von Pohansko ist das Vorkommen von zerkleinerten Ziegeln. Das Beimengen von Ziegelbruch bei der Herstellung von Mörtel und Verputz ist eine alte römische Technologie - dies dürfte Festigkeit und Beständigkeit des Mörtels verbessert haben. Beide technologischen Merkmale (Kalkspatzen und zerkleinerte Ziegel) lassen sich nicht nur bei dem Mörtel aus den neu erfassten Bauresten in der nordöstlichen Vorburg nachweisen sondern auch bei der Kirche im Herrenhof. Sie dürfen auch an anderen Fundorten als sehr signifikant für die gemauerte Architektur Großmährens gelten (Kowarik 2008, 152; Hammer 2008, 122). Unser Interesse fokussierte sich auch auf die Umgebung des zerstörten Baus. Um das Bauwerk herum erstreckte sich ein Gräberfeld, dessen Umfang noch nicht genau bekannt ist. Bislang wurden 36 Gräber mit 37 Individuen untersucht. Weitere 58 erfasste Grabgruben kamen bisher als andersfarbige Eingriffe im anstehenden Boden ans Licht; sie sollen während der Grabungskampagne 2010 ergraben werden (Abb. 17). Bereits jetzt (mehr als 94 Gräber) handelt es sich um die zweitgrößte Gruppe von Gräbern in Pohansko - nach dem Gräberfeld im Herrenhof. Viele Gräber wurden jedoch noch nicht erfasst, weil sie sich in der nächsten Umgebung des Baus oder dicht daran anliegend konzentrieren und erst nach dem völligen Abtragen der Steinschuttschicht freigelegt werden können. Der heutige Forschungsstand erlaubt Rückschlüsse auf gewisse Unterschiede zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil des Gräberfeldes. Nördlich von dem steinernen Bau dominiert die W-O-Ausrichtung der Skelette (10x). Im südlichen Teil sind die Skelette mit dem Schädel nach Südwesten hin orientiert (16 x). Die Ausrichtung SW-NO herrscht auch auf dem Kirchengräberfeld im Herrenhof vor; die Ausrichtung von 77 % der Gräber stimmt dort mit der Orientierung der Längsachse der Kirche überein (Kalousek 1971). Eine andere Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen wurde in der nordöstlichen Vorburg nur in wenigen Fällen festgestellt. Die Ausrichtung SSW-NNO gab es 2x und die Ausrichtung NW-SO ebenfalls 2x; bei 7 Bestatteten war das Skelett nicht intakt erhalten, so dass die Ausrichtung nicht bestimmt werden konnte. Bisher liegt keine anthropologische Analyse der in der Umgebung des Steinbaus in der nordöstlichen Vorburg bestatteten Individuen vor. Aus den Gräbern wurden 14 Skelette von adulten Individuen und 23 Kindern (zumeist aus der Kategorie Infans II) geborgen. Über dem Skelett des adulten Individuums aus Grab 63, ca. 30 cm oberhalb des rechten Arms, erfasste man in der Verfüllung kleine Kinderknochen (neugeborenes Kind?). Beigaben gab es in 10 Gräbern (7xbei adulten Bestatteten und 3x in Kindergräbern). Insgesamt wurde aus den Gräbern folgendes Fundgut geborgen: 5 Gefäße, 4 Eisenmesser, 4 Ohrringe (in 4 Gräbern), 1 Axt, 1 Nadel und 1 indifferenter Bronzegegenstand in fragmentierter Holzscheide. In den Kindergräbern gab es eine Ausstattung, die auf allen Nekropolen des 9. Jahrhunderts relativ häufig auftritt. In zwei Kindergräbern (Grab 64 und 83) lag neben dem linken Oberschenkel ein Eisenmesser; überdies blieben in Grab Nr. 64 im Rost sogar Überreste der Holzscheide erhalten. Beim Durchsieben der Verfüllung dieses Grabs wurde ein kleiner vergoldeter Bronze-Traubenohrring gefunden. Der Ohrring dürfte aus der Verfüllung eines anderen gestörten Grabs stammen. Aus zwei Kindergräbern wurden Gefäße geborgen. In Grab 83 befand sich das Gefäß in der rechten unteren Ecke der Grabgrube auf dem Bodenniveau. In Grab 55 wurde ein zerbrochenes Gefäß ungefähr 20 cm über dem Skelettniveau in der Mitte der kürzeren Seite neben den Beinen erfasst. Die Funde aus den Gräbern der adulten Individuen sind etwas vielfältiger. Unter den Gräbern mit Beigaben fallen insbesondere die Gräber 60 und 78 auf. Großmährische Kirchen in Pohansko bei Břeclav 199 Abb. 19. Pohansko bei Břeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Steinerne Grababdeckungen. Abb. 20. Pohansko bei Břeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg) . Steinverkleidete Wände der Grabgrube (Grab 73). Grab 60 (wahrscheinlich ein männliches Individuum) war mit einem Eisenmesser und einer Axt ausgestattet, die neben das rechte Knie gelegt waren. Die breite Axtschneide lag unter dem Kniegelenk; im Rost auf der Axt sowie im mit Rost gesättigten Sediment, das an der proximalen Epiphyse des Schenkelknochens angehaftete, ermittelte man Überreste eines Stoffes. Einen bedeutenden Befund stellte auch Grab 78 dar. Die Skelettteile waren nicht mehr intakt erhalten. Am linken Unterarm, an der Speiche, haftete eine kleine, 4 cm lange Bronzenadel, die mit ihrer Spitze zum Ellbogengelenk hin orientiert war; im linken Teil des verlagerten Beckens befand sich ein schwerer Bronzegegenstand in einer Holzscheide, der noch nicht näher identifiziert werden konnte. Neben dem rechten Fuß lag ein kleines schlankes Gefäß mit Verzierung. Von den Funden, die in den Gräbern auf dem Gräberfeld in der Nähe des Steinbaus geborgen wurden, seien außerdem drei Ohrringe genannt, die aus verschiedenen Gräbern stammen. Der vergoldete Traubenohrring aus Bronze kommt aus dem „Doppelgrab" 63 (siehe oben). Ähnlich wie bei Grab 64 wurde das Fundstück aus der Grabfüllung geborgen; seine ursprüngliche Lage im Grab ist unbekannt (neben den Füßen war ein mit Linien verziertes Gefäß deponiert). Ein perfekt erhaltener Silberohrring mit sechs Körbchen ist unter dem linken Unterschenkelknochen des in Grab 82 bestatteten Individuums gefunden worden (Abb. 18). Der Brustkorb und die unteren Extremitäten befanden sich nicht mehr in der ursprünglichen Lage. Die Verlagerung des Ohrrings ist vielleicht auf die Aktivitäten von Tieren zurückzuführen, die sich in dem immer noch 200 Pavel Čáp - Petr Dresler - Jiří Macháček - Renáta Přichystalová erhaltenen, ursprünglich hohlen Raum des Grabs nach teilweiser Zersetzung des Weichgewebes angesiedelt hatten. Der einzige Ohrring, der in der Standardlage neben dem Schädel gefunden wurde, war der silberne Traubenohrring mit Schleife aus Grab 52. Es kam kein Ohrring-Paar vor. Neben dem Vorkommen von Schmuck aus Edelmetall zeichnet sich das Gräberfeld um den Steinbau herum auch durch die Gestaltung der Grabgruben aus. Wie bei dem Kirchengräberfeld im Herrenhof treffen wir auch hier auf Belege von Särgen bzw. „Totenbahren" sowie auf die Steinverkleidung der Grubenböden oder Platzierung eines flachen Steins unter dem Kopf des Verstorbenen (Tabelle 1). Als ganz besonderes Phänomen sind auf diesem Gräberfeld die Abdeckungen der Grabgruben zu nennen. Sie konzentrieren sich im nördlichen Bereich der freigelegten Fläche, und zwar meistens oberhalb von Gräbern mit W-O-Ausrichtung. Diese steinernen Abdeckungen haben entweder einen rechteckigen oder einen viereckigen Grundriss von unterschiedlichen Abmessungen (Abb. 19). Die Steine waren auf dem Niveau der großmährischen Oberfläche verlegt und müssen damals auch sichtbar gewesen sein. Sie bildeten eine Art Grabmal. Die Höhe der Steinschicht betrug zumeist 15 bis 30 cm. Das Grab war entweder ganz abgedeckt (z. B. Grab 70) oder die Steinabdeckung sicherte nur einen Teil der Grabgrube (z. B. Grab 78). Die oberhalb der Gräber kumulierten Steine sind flach, rötlich und auf den ersten Blick andersartig als Steine aus der Bauruine. Bisher wurden 14 solcher Grabgestaltungen dokumentiert. Einen anderen Konstruktionstyp stellt die Steinverkleidung der Grab-grubenwände dar (Abb. 20) - entweder auf ganzem Umfang oder nur teilweise (zumeist an den kürzeren Seiten). In Pohansko ermittelte man diese Sitte nur auf dem Kirchengräberfeld im Herrenhof und in der nordöstlichen Vorburg, und zwar nicht nur bei den Gräbern um den Steinbau herum, sondern auch bei den Gräbern aus den älteren Grabungen im restlichen Teil der nordöstlichen Vorburg (siehe oben und Tabelle 1). Beachtenswert ist die unvollständige und wahrscheinlich symbolische Verkleidung von Kindergrabgruben im nordöstlichen Bereich auf einer Fläche von ca. 10 x 6 m. Die Gräber sind hier mit dem Kopf der Bestatteten Richtung Westen orientiert. Es handelt sich um Kleinkinder aus der Kategorie Infans II, ohne Beigaben (Grab 73, 75 und 77). Die Grabgrube war an den kürzeren Seiten mit großen flachen vertikal aufgestellten Steinen verkleidet. Ganz in der Nähe von Grab 75 wurde ein Steinkistengrab (Abb. 21) eines Säuglings untersucht (Grab 59). Die obigen Kindergräber bilden allem Anschein nach den Rand des Gräberfeldes. Auf der Nekropole fand sich bei mehreren Bestattungen ein großer flacher Stein unter dem Schädel (Abb. 22) oder in der Nähe des Schädels (bei der Zersetzung der Weichgewebe kam es wahrscheinlich zu einer Verschiebung des Kopfes von der steinernen Unterlage weg). In zwei Fällen trat der Stein unter dem Kopf bei adulten Bestatteten in Kombination mit einer Grabgrubenverkleidung auf (Grab 52 und 63); zweimal erfasste man die Kopfunterlage in Gräbern adulter Individuen, bei denen die Grabgrubenverkleidung symbolisch durch kleinere, entlang des Grabgrubenrandes unregelmäßig angeordnete Steine ersetzt wurde (Grab 72 und 82). Unter dem Schädel eines Kindes fand sich nur ein einziges Mal ein flacher Stein (Grab 65). Der sandige Untergrund wirkt sich negativ auf die Erhaltung wenigstens partieller Reste von Holzkonstruktionen, Särgen und anderer Unterlagen (Totenbahren) aus. Trotzdem konnte bei der Freilegung von Grab 61 (beigabenlos) der Umriss eines schmalen Sarges erfasst werden, ebenso zwei Gräbchen an den kürzeren Seiten einer Grabgrube (Grab 64), bei denen es sich wahrscheinlich um Reste einer Unterlage für den Körper (Bahre?) handelt. Belege für mikroskopisch kleine Holzreste lieferten zudem palynologische Tab. 1. Verwendung der Steine in Grabgruben Pohansko -NÖ Vorburg, Kirche Pohansko -Herrenhof, Kirche vollständige Steinverkleidung der Grabgrubenwand 1 partielle Steinverkleidung der Grabgrubenwand 8 18 Stein als Unterlage des Schädels 5 18 Stein bei/hinter den Füßen 4 Steinkisten 1 5 (+ 4?) Steinabdeckung der Grabgrube 14 5 Steine auf dem Boden der Grabgrube 4 Stein über dem Skelett 1 Anzahl der Gräber auf dem Gräberfeld 36 407 Großmährische Kirchen in Pohansko bei Břeclav 201 Abb. 21. Pohanskobei Bfeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Steinki-stengrab eines Säuglings. (Grab 59). Abb. 22. Pohanskobei Bfeclav. Zweite Kirche (nordöstliche Vorburg). Grab mit einem flachen Stein unter dem Schädel. Analysen von Proben, die aus den Schichten nahe des Grabbodens, vom Becken und vom Schädel entnommen wurden. Es sei hier darauf hingewiesen, dass die Gräber aus der allernächsten Nähe des Baus bisher noch nicht eingehend untersucht wurden, sind diese doch von einer Zerstörungsschicht überdeckt. Unerforscht ist auch noch der Bereich westlich des Steinbaus, wo Grundrisse vermuteter, in Zukunft freizulegender Gräber ans Licht kamen. Trotz des Fakts, dass die Ausgrabungen noch längst nicht abgeschlossen sind, liegen uns bereits Informationen vor, die auf eine Ausnahmestellung der entdeckten Nekropole sowie auf deren Ähnlichkeit mit dem Gräberfeld bei der Kirche im Herrenhof deuten. Außer den Gräbern wurden in der Umgebung der Steinbauruine auchmehrere Siedlungsobjekte (Abb. 10) erfasst (einige davon dürften älter als der gemauerte Bau gewesen sein, denn sie lagen stratigraphisch unter den Gräbern, die mit dem Bau zusammenhängen). Des Weiteren fand man hier Palisadengräbchen, von denen eines mit Steinen verfüllt war. Die Palisadengräbchen (Abb. 17) grenzen von drei Seiten her einen ungefähr rechteckigen Raum ab (Länge 20 m), in dessen Mitte der gemauerte Bau gestanden hatte. Eines der Palisadengräbchen ist durch die zahlreichen Gräber in der Umgebung des Baus gestört. Ein großmährisches Siedlungsobjekt, das über die Grabungsfläche hinaus reichte und daher nicht vollständig untersucht werden konnte, enthielt eine 202 Pavel Čáp - Petr Dresler - Jiří Macháček - Renáta Přichystalová große Menge an Tierknochen und Fischschuppen. Die vorläufige osteologische Analyse (mündliche Mitteilung von Gabriela Dreslerová) ergab, dass sich darunter - gemessen an dem in Pohansko üblichen Spektrum - außerordentlich viele Überreste von Jagdtieren befanden, vor allem von Wildschweinen, aber auch von Bären. Das ungewöhnliche Spektrum der verzehrten Tiere könnte mit dem unterschiedlichen sozialen Status der Menschen in Zusammenhang gebracht werden, die in der Nähe des steinernen Baus mit dem Friedhof lebten. Alle bisherigen Indizien (Charakter der Bauzerstörung, Mörtelzusammensetzung, umliegende Gräberfelder) lassen darauf schließen, dass in der nordöstlichen Vor bürg die zweite großmährische Kirche von Pohansko zum Vorschein gekommen ist. Anders als die Kirche im Herrenhof liegt die neuerdings entdeckte Kirche im Randgebiet der Agglomeration. Auf ihre Lage und einen niedrigeren Status sind wahrscheinlich die bescheidenere Ausstattung der umliegenden Gräber (im Vergleich zum Gräberfeld bei der Kirche im Herrenhof) und die einfachere Bauweise (die Basis bildete wohl Flechtwerk mit Mörtelputz, an der Außenseite durch eine Steinmauer ergänzt) zurückzuführen. Der Verputz mit Rutenabdrücken ist bereits lange gut bekannt - aus der VII. Kirche von Mikulčice (Rotunde aus der Randlage „Štěpnice"). Es wird vermutet, dass diese Kirche größtenteils aus Holz errichtet worden war und die Wände aus einer Flechtwerkkonstruktion bestanden (Poulík 1963, 79-83, Tab. XXXII; Kouřil in diesem Band). Belege für die Kombination gemauerter und hölzerner Konstruktionselemente liefert nicht nur die VII. Kirche, sondern wohl auch die ältere Phase der II. Kirche von Mikulčice (Poláček 2008, 21). Beachtenswert ist zudem, was einer Analyse von Verputzfragmente mit Abdrücken auf der Rückseite zufolge auch auf die VI. Kirche von Mikulčice (eine Rundkirche mit zwei gegenüberliegenden Apsiden im östlichen Suburbium) zutrifft; „dass die aus dem Innenraum stammenden Stücke wesentlich häufiger Indizien für Holzträger und Flechtwerk und möglicherweise auch Lehmverstrich aufweisen als Fragmente der Außenfassade" (Kowarik 2008, 152). Schluss Die archäologischen Ausgrabungen in Pohansko bei Břeclav erbrachten bisher Belege für die Existenz von zwei frühmittelalterlichen Kirchen. Die erste wurde bereits Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts entdeckt; ihre Erforschung leitete eine lange Ära archäologischer Erkenntnisse über das großmährische Pohansko ein. Die überraschende Entdeckung der zweiten Kirche erfolgte erst 50 Jahre später. Ihre Unter- suchung ist noch keineswegs beendet. Diese christlichen Sakralbauten haben unterschiedlichen Charakter und fallen ebenfalls in unterschiedliche Siedlungskontexte. Die als erste entdeckte Kirche lag innerhalb des Herrenhofes, der als Nachahmung des repräsentativen Teils einer karolingischen Pfalz - sog. palatium - interpretiert wird (Macháček 2007, 350-354; Macháček 2008). Zweifelsohne handelt es sich um den zentralen Bereich der gesamten Agglomeration von Pohansko und wahrscheinlich um eine der Residenzen der Angehörigen der Herrscherdynastie der Mojmiriden (tsch. Mojmírova) (Macháček 2005; Macháček 2007, 348-368; Macháček 2010,473-518), die Pohansko im 9. Jahrhundert zu ihrem Privatsitz (palatium) mit einer strategischen Befestigung (munitio) am „Eingangstor" in das Land und einem kaufmännisch-handwerklichen Zentrum (emporium) umgebaut hatten. Diesem Konzept entspricht auch der Prestigecharakter der Kirche, die mit Fresken versehen war und als eine von wenigen Kirchen in Großmähren über einen Narthex verfügte. Die neu entdeckte Kirche befindet sich hingegen in Randlage in der nordöstlichen Vorburg. Im Vergleich zur Kirche im Herrenhof handelt es sich um ein architektonisch weniger anspruchsvolles Bauwerk, das eine gemischte gemauerte und hölzerne Konstruktion aufwies. Die Bedeutung dieses Kirchenbaus im Rahmen des großmährischen Zentralortes Pohansko bleibt noch unklar. Hypothetisch liegt die Vermutung nahe, dass es sich um die Eigenkirche am Sitz des Burggrafen gehandelt haben könnte, der eine ähnliche Rolle wie die so genannten Wikgrafen ausgeübte (comes vici in Haithabu, Wicgerefa in London, praefectus vici in Birka oder praefectus emporii in Quentowic). Diese Beamten vertraten die Interessen des fiscus (vor allem bei der Erhebung des Zolls) und sollten für die Einhaltung von Ordnung und Frieden innerhalb der Siedlung sorgen. In Kriegszeiten waren sie auch für die Verteidigung der Emporien zuständig (Jankuhn 1986, 140). In den böhmischen Landen unter den Przemy-sliden wurden die fürstlichen Beamten mit einem ähnlichen Status später als castellanus bezeichnet. Sie lebten in den Vorburgen der Burgwallzentren in ihren Gehöften, und einige von ihnen verfügten über private Kirchen - z. B. Kirche und Gehöft von Mstiš in Bílina (z. B. Žemlička 1997, 181, 298-299; Klápště 2005, 48-50). Der Schwerpunkt der archäologischen Forschungen wird in den nächsten Jahren auf einer eingehenden Untersuchung des eigentlichen Bauwerks, des Gräberfeldes und der umgebenden Siedlungsstrukturen liegen. Gerade auf diese Erkenntnisse wird sich die Verifizierung der obigen Hypothese über den Zweck des neuerdings entdeckten Kirchenbaus im Rahmen Pohanskos stützen. Und dies würde auch ein tieferes Großmährische Kirchen in Pohansko bei Břeclav 203 Kennenlernen der großmährischen Eliteschichten und ihrer inneren Hierarchie bewirken. Sollte dies gelingen, werden auch weiterhin die Worte J. Kläpstes nicht an Geltung verlieren „große Bedeutung für die Ermittlung großmährischer sozialer Strukturen besitzen die langfristigen Untersuchungen in Pohansko bei Břeclav" (Klápště 2009, 531). Souhrn Velkomoravské kostely na Pohansku u Břeclavi. Raně středověké centrum na Pohansku u Břeclavi je systematicky zkoumáno v několika úsecích již od roku 1958. Odborné veřejnosti je dobře znám především výzkum tzv. Velmožského dvorce, kde byl Františkem Kalouskem a Bořivojem Dostálem odkryt velkomoravský kostel s přilehlým bohatým pohřebištěm. Po dlouhou dobu se jednalo o jedinou křesťanskou sakrální stavu známou z Pohanska. Situace se změnila až v roce 2006, kdy pracovník Ústavu archeologie a muzeologie Masarykovy univerzity Pavel Čáp objevil pozůstatky kamenné stavby raně středověkého stáří na severovýchodním předhradí Pohanska. V textu jsou shrnuty dosavadní poznatky o církevní architektuře na Pohansku a publikovány první předběžné výsledky výzkumu nově objevené stavby a jejího okolí. Obě křesťanské stavby mají rozdílný charakter apatří i do jiného sídlištního kontextu. První kostel se nacházel uvnitř velmožského dvorce, který je interpretován jako napodobenina reprezentativní části karolínske falce -tzv. palatia. Jde bezpochyby o centrální část celé aglomerace na Pohansku a pravděpodobně jednu z residencí příslušníků vládnoucí mojmírovské dynastie. Tomu odpovídá i prestižní charakter kostela, který byl vyzdoben freskami a jako jeden z mála na Velké Moravě také rozšířen o nartex. Nově objevený kostel leží oproti tomu v periferní poloze na severovýchodním předhradí. V porovnání s kostelem z velmožského dvorce se jednalo o stavbu nižší kvality. S velkou pravděpodobností měl smíšenou dřevo-kamennou konstrukci. Předběžně lze uvažovat o základní vyplétané dřevěné konstrukci stavby, kombinované s maltou a vnějším kamenným opláštěním. Význam druhé církevní stavby v rámci velkomoravského centra na Pohansku není dosud jasný. Mohl být vlastnickým kostelem v sídle správce hradu. V okolí deštruované stavby se rozkládalo pohřebiště dosud neznámého rozsahu. Prozkoumáno bylo prozatím 36 hrobů s 37 jedinci. Dalších 58 obrysů v podloží indikuje hrobové jámy, které budou zkoumány v následujících letech. S celkovým počtem více že 94 hrobů se však již nyní jedná o druhou největší skupinu hrobů na Pohansku.1 1 Der Beitrag wurde mit der Unterstützung der Grantagentur der Tschechischen Republik (GA CR) Reg.-Nr. 404/09/J014 und des Forschungsprojekts der Masaryk-Universität, Reg.-Nr. MSM 0021622427 geschrieben. Literaturverzeichnis Dostál 1958 - B. Dostál, Břeclav „Pohansko". Handgeschriebener Bericht. Aufbewahrt im Archiv des Instituts für Archäologie und Museumswissenschaft der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität (Brno 1958). Dostál 1969 - B. Dostál, Opevnění velmožského dvorce na Pohansku u Břeclavi. Sborník Prací Fil. Fak. Brno E 14, 1969, 181-218. Dostál 1970a - B. Dostál, Břeclav-Pohansko v roce 1968. 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