Harrassowitz Studien zur Geschichte der Mittelalterforschung 2 Zwischen Vaterlandsliebe und Ausgrenzung – Die jüdischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der MGH Herausgegeben von Martina Hartmann, Annette Marquard-Mois und Maximilian Becker Zwischen Vaterlandsliebe und Ausgrenzung Die jüdischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Monumenta Germaniae Historica Herausgegeben von Martina Hartmann, Annette Marquard-Mois und Maximilian Becker Wiesbaden 2023 Harrassowitz Verlag Sonderderuck aus/Offprint from © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis XXI Einführende Beiträge Antisemitismus in Deutschland 1819 1945 mit besonderer Berücksichtigung des akademischen Feldes Ulrich Wyrwa 1 1. Zur Entstehung des Antisemitismus — 2. 1819. Eine Gründung in schwieriger Zeit — 3. 1830–1848. Vom Vormärz zur Revolution. Der Eintritt von Juden in das akademische Feld — 4. Die 1850er und 1860er Jahre. Politischer Wandel und neue Möglichkeiten für jüdische Akademiker trotz anhaltender Ausgrenzung — 5. 1871– 1914. Das Deutsche Kaiserreich. Staatsbürgerliche Gleichstellung, antisemitische Bewegung und die Dialektik der Ausgrenzung in den Wissenschaften — 6. 1914–1918. Der Große Krieg.Diskrepanzen von Erwartungen und Erfahrungen — 7.1918–1933. Die deutsche Republik. Extremer Antisemitismus und demokratischer Aufbruch — 8. 1933–1945. Antisemitismus an der Macht. Von der Vertreibung aus dem öffentlichen Leben zur Vernichtung Jüdische Mitglieder und Mitarbeiter der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in der NS-Zeit Matthias Berg 49 Die jüdischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der MGH Ernst Bernheim (1850–1942) Martina Hartmann 71 Harry Bresslau (1848–1926) Annette Marquard-Mois 81 Der Diplomatiker Harry Bresslau Theo Kölzer 91 Harry Bresslau und seine Beiträge zur Erforschung der erzählenden Quellen des Mittelalters Benedikt Marxreiter 105 – © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. InhaltsverzeichnisXVIII Harry Bresslau und seine Geschichte der Monumenta Germaniae Historica Anne C. Nagel 111 Bertold Bretholz (1862–1936) Martin Wihoda 125 Erich Caspar (1879–1935) Arno Mentzel-Reuters 135 Paul Ewald (1851–1887) Anna Claudia Nierhoff 159 Ferdinand Güterbock (1872–1944) Nikola Becker 181 Ludo Moritz Hartmann (1865–1924) Philipp Thomas Wollmann 191 Sigmund Herzberg-Fränkel (1857–1913) Karel Hruza und Andrea Rzihacek 211 Alfred Hessel (1877–1939) Wolfgang Petke und Stefan Petersen 221 Paul Hirsch (1883–1961) Karel Hruza 235 Adolf Ury von Hirsch-Gereuth (1867–1925) Philipp Thomas Wollmann 247 Philipp Jaffé (1819–1870) Daniel R. Schwartz 253 Joseph Juncker (1889–1938) Eric Knibbs 265 Gerhart B. Ladner (1905–1993) Hedwig Munscheck-von Pölnitz 273 © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Inhaltsverzeichnis XIX Karl (Carl) Lehmann (1858–1918) Annette Marquard-Mois 289 Wilhelm Levison (1876–1947) Letha Böhringer 301 Felix Liebermann (1851–1925) Hedwig Munscheck-von Pölnitz 323 Samuel Löwenfeld (1854–1891) Jasmin Dorfer 337 Ernst Perels (1882–1945) Martina Hartmann 343 Max Perlbach (1848–1921) Arno Mentzel-Reuters 367 Hermann Reincke-Bloch (1867–1929) Franz Fuchs 375 Ernst Sackur (1862–1901) Franz Fuchs 383 Richard Salomon (1884–1966) Enno Bünz 395 Henry Simonsfeld (1852–1913) Claudia Märtl 421 Bernhard von Simson (1840–1915) Claudia Märtl 455 Erika Sinauer (1896–vermutlich 1942) Annette Marquard-Mois 463 Ludwig Traube (1861–1907) Bernd Posselt 487 © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. InhaltsverzeichnisXX Wilhelm Weinberger (1866–1932) Jiří Němec 513 Register Personen 521 Editionen 538 Archivalien 545 Abbildungsnachweis 554 Kurzbiographien der Autorinnen und Autoren 555 © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Bertold Bretholz (1862–1936)* von MARTIN WIHODA Ein Matrikelauszug der evangelischen Pfarrgemeinde Augsburgischen Bekenntnisses in Wien verrät, dass Bertold Bretholz am 6. April 1889 die Taufe empfing1 . Über die Gründe für seine Konversion schweigen die Quellen. Vielleicht konvertierte er, um seine Chancen auf eine Stelle im akademischen Bereich oder im Staatsdienst zu erhöhen2 , denn zur gleichen Zeit war Bretholz in das Editionsunternehmen der MGH eingebunden und bekam eine anständige Vergütung in Höhe von 1.500 Reichsmark jährlich3 zusammen mit einer hervorragenden Schulung am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Die Dezemberverfassung von 1867 garantierte zwar allen Bürger des zisleithanischen Teils der Habsburger Monarchie das Recht auf Religionsfreiheit, aber die Wirklichkeit sah anders aus und ähnelte in vielerlei Hinsicht den deutschen Verhältnissen. Vielleicht kannte Bretholz den Werdegang von Harry Bresslau (1848–1926), der seit 1877 auf eine Festan* Die vorliegende Studie wurde im Rahmen des Projektes GACR GA21-07769S (Kosmas a jeho svět / Cosmas of Prague and his World) ausgearbeitet. Besonders verbunden bin ich Karel Hruza (Wien). 1 Moravský zemský archiv Brno (MZA) [Mährisches Landesarchiv] G 37, Karton 1, Nr. 1 fol. 7, 10. 2 Zdeňka Stoklásková, Konvertitova kariéra. Bertold Bretholz a jeho snaha po uplatnění [Die Karriere eines Konvertiten. Bertold Bretholz und sein Bemühen sich durchzusetzen], in: Německá medievistika v českých zemích do roku 1945, hg. von Pavel Soukup / František Šmahel (2004) S. 273–287. 3 MZA G 37, Karton 1, Nr. 6 fol. 3f. Bertold Bretholz um 1900 © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Martin Wihoda126 stellung wartete. Leopold von Ranke (1795–1886) hat Bresslau angeblich geraten, zu kon- vertieren4 ; und es ist nicht ausgeschlossen, dass auch Theodor von Sickel (1826–1908), den Bretholz während seines Studiums am Institut für Österreichische Geschichtsforschung näher kennenlernte, diesem einen ähnlichen Vorschlag machte5 . Ob nun Bertold Bretholz seine Zukunft mit Theodor von Sickel erörtert oder sich mit den Ratschlägen seiner Verwandten und Freunde begnügt hat, wissen wir nicht, jedenfalls fand er im Frühjahr 1899 in der protestantischen Gemeinde Aufnahme. Fünf Jahre später konvertierte auch seine Cousine Karoline Weiser (1871–1942), die am 8. März 1894 seine Ehefrau wurde6 . Nach ihrem Umzug nach Brünn (Brno) ließ das Ehepaar auch seine drei Kinder evangelisch taufen7 und hoffte auf eine bessere Zukunft. Bertold Bretholz wurde am 9. Juli 1862 im nordmährischen Freiberg (Příbor) geboren, wo seine Eltern, der Vater Sigmund und die Mutter Henriette, die beide aus Ostgalizien stammten, ein Wollgeschäft hatten8 . Nach einiger Zeit zog die Familie nach Neutitschein (Nový Jičín), wo Bretholz die allgemeine Bürgerschule besuchte9 . Wegen seiner ausgezeichneten Noten sollte er danach das Gymnasium besuchen. Die Wahl fiel auf Bielitz (heute Teil von Bielsko-Biała) im Teschener Schlesien, eine deutsche Stadt mit einer großen jüdischen Minderheit. Mit mittelmäßigen schulischen Leistungen, auch in Geschichte, Latein und Deutsch, legte er am 14. Juli 1881 das Abitur ab10 , das es ihm erlaubte, sich in Wien an der Universität einzuschreiben11 . In der Zwischenzeit ging das Familienunternehmen jedoch bankrott und Bretholz musste im Jahr 1882 beim Stadtrat in Neutitschein eine Armutsbescheinigung beantragen12 . Im Dezember 1884 schloss Bertold Bretholz an der philosophischen Fakultät sein Studium ab13 , vertiefte aber seine historische Grundausbildung einerseits an der juristischen Fakultät14 und andererseits in einem zweijährigen Kurs von 1885 bis 1887 am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Eine mit herausragendem Erfolg abgelegte Prüfung15 und Theodor von Sickels Fürsprache sicherten ihm den Status eines befristeten Mitarbeiters bei den MGH16 . In den Jahren 1888 bis 1892 bereitete er die kritische Edition der Konzilien aus der Merowingerzeit zum Druck vor (MGH Conc. 1), wenngleich nur Friedrich Maassen 4 Horst Fuhrmann, „Sind eben alles Menschen gewesen“. Gelehrtenleben im 19. und 20. Jahrhundert. Dargestellt am Beispiel der Monumenta Germaniae Historica und ihrer Mitarbeiter. Unter Mitarbeit von Markus Wesche (1996) S. 104–108. 5 Bertold Bretholz,Theodor von Sickel. Nachruf, in: ZVGMähr 13 (1909) S. 1–24. 6 MZA G 37, Karton 1, Nr. 9 fol. 1. 7 MZA G 37, Karton 1, Nr. 10 fol. 1, 4. 8 MZA G 37, Karton 1, Nr. 1 fol. 3–5. 9 MZA G 37, Karton 1, Nr. 2 fol. 3. 10 MZA G 37, Karton 1, Nr. 2 fol. 12f. 11 MZA G 37, Karton 1, Nr. 4 fol. 1. 12 MZA G 37, Karton 1, Nr. 3 fol. 3f. 13 MZA G 37, Karton 1, Nr. 4 fol. 4f. 14 MZA G 37, Karton 1, Nr. 7 fol. 6f. 15 MZA G 37, Karton 1, Nr. 4 fol. 6–11. 16 Harry Bresslau, Geschichte der Monumenta Germaniae historica (1921) S. 582f. © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Bertold Bretholz (1862–1936) 127 (1823–1900) als Herausgeber genannt wurde, da es zu der Zeit bei den MGH üblich war, die sogenannten ‚gelehrten Gehilfen‘ in den Editionen nicht aufzuführen17 . Der vierjährige Vertrag mit den MGH lief im Jahr 1892 aus. Noch vor Vertragsende hatte Bertold Bretholz versucht, eine feste Stelle zu bekommen. Ab 1890 korrespondierte er mit Abgeordneten des mährischen Landtags, wobei er hoffte, dass ihm seine mährische Herkunft und Tschechisch-Unterricht18 zu einer bezahlten Festanstellung im mährischen Landesarchiv verhelfen würden19 . Es gelang ihm, einen deutschen Abgeordneten anzusprechen, was angesichts des zunehmenden Nationalitätenkonflikts, bedeutete, dass sich der tschechische Flügel des mährischen Landtags seiner Kandidatur gegenüber reserviert verhielt. Zur Erläuterung sei hier kurz hinzugefügt, dass die Tschechen, enttäuscht von dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich 1867, die Anerkennung des böhmischen Staatsrechts und damit Autonomie forderten.Nach schwierigen Verhandlungen wurde 1880 eine Sprachverordnung verabschiedet mit dem Ziel, den Tschechen mehr Recht auf ihre Muttersprache in Verwaltung und Justiz zu geben. Die Besetzung von Stellen in der Staats- und Landesverwaltung wurde damit zum Gegenstand eines Tauziehens zwischen deutschen und tschechischen Abgeordneten20 . Bretholz wandte sich auch an die Universitätsbibliothek in Olmütz (Olomouc)21 und an das Innenministerium in Wien und betonte in seinen Schreiben unter anderem, dass er dazu fähig sei, die Aktenführung in Französisch, Italienisch und Englisch zu erledigen und dass er Tschechisch in Wort und Schrift beherrsche22 . Die ablehnenden Antworten aus Olmütz und Wien banden Bretholz an Brünn,wo er nach Theodor von Sickels Fürsprache als mährischer Landeshistoriograf eingestellt wurde23 . Das Ernennungsdekret vom 1. Dezember 1892 war auf drei Jahre befristet und mit keinem festen Einkommen verbunden. Wohl um die tschechischen Abgeordneten von seinen beruflichen Qualitäten zu überzeugen, gab Bretholz direkt im Jahr darauf den ersten Band der Geschichte Mährens in Druck24 , mit dem er in vielerlei Hinsicht die überholten Ausführungen von Beda Dudík (1815–1890)25 ersetzte. Vier Jahre später bereitete er eine tschechische Ausgabe vor, in deren Vorwort er ausführte, dass sie inhaltlich mit der deutschen Vorlage übereinstimme und er sich für seine ungelenken Formulierungen entschuldige,die ihm in der tschechischen Presse den Vorwurf nationaler Voreingenommenheit eingebracht hätten. Im Bestreben, weiteren Missverständnissen vorzubeugen, schrieb er einige kritisierte Passagen 17 Concilia aevi Merovingici [511–695], hg. von Friedrich Maassen (MGH Conc. 1, 1893); vgl. MZA G 37, Karton 1, Nr. 6 fol. 1f. 18 MZA G 37, Karton 1, Nr. 4 fol. 12, 13, 15. 19 Archiv des IÖG, Nl Theodor von Sickel, Mappe Berthold Bretholz, Brief vom 12.12.1890. 20 Jiří Kořalka, Češi v  habsburské monarchii a v  Evropě 1815–1914. Sociálněhistorické souvislosti vytváření novodobého národa a národností otázky v českých zemích [Die Tschechen in der Habsburgermonarchie und in Europa 1815–1914: Der soziohistorische Kontext der Entstehung einer modernen Nation und die Nationalitätenfrage in den böhmischen Ländern] (1996) S. 138–227. 21 MZA G 37, Karton 1, Nr. 8 fol. 5f. 22 MZA G 37, Karton 1, Nr. 8 fol. 1f. 23 Oswald Redlich, Bertold Bretholz, in: MIÖG 52 (1938) S. 510–513, hier S. 510. 24 Bertold Bretholz, Geschichte Mährens 1/1. Bis 906 (1893). 25 Mährens Geschichts-Quellen. Im Auftrage des hohen mährischen Landes-Ausschusses bearb. und durch den mährischen Landes-Fonds hg. von Beda Dudík (1850). © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Martin Wihoda128 um,ließ andere aus oder belegte sie mit Quellen- und Literaturverweisen26 .Bretholz betonte, dass er erfreut wäre, wenn der tschechische Leser sein Werk mit Wohlwollen aufnehmen würde. Dieses Vorwort, in dem er der tschechischen Leserschaft entgegenkam, blieb jedoch ohne Resonanz, Bretholz wurde weiterhin in der tschechischen Presse verrissen27 . Von den tschechischen Fachzeitschriften hingegen wurde seine Geschichte gar völlig ignoriert. Diese Erfahrung bewog Bretholz dazu, seine wichtigen Arbeiten künftig nur in deutscher Sprache zu veröffentlichen28 . Einen weiteren Affront stellte die Entscheidung des mährischen Landtags dar, ihm auf Antrag der tschechischen Abgeordneten die Probezeit als mährischer Landeshistoriograf um weitere drei Jahre zu verlängern. Da er nun weitere drei Jahre auf eine feste Einkommensquelle warten musste, nahm er, besonders nach der Geburt seiner Tochter Helene Henriette (1895–1909),29 gerne das Angebot des Brünner Magistrats an,in Teilzeitarbeit das Stadtarchiv neu zu organisieren30 .Eine bezahlte Stelle im mährischen Landesarchiv erhielt Bretholz im Januar 1898. Zwei Jahre später wurde er endlich Landesarchivar, was die tschechischen Historiker mit großem Unmut zur Kenntnis nahmen31 . Beide Brünner Hauptarchive, das der Stadt und das des Landes, hatten Ende des 19. Jahrhunderts keinen guten Ruf.Bertold Bretholz war entschlossen,das zu ändern und die Archive zu erstklassigen Arbeitsstätten zu machen. Unter seiner Leitung wurde das Stadtarchiv binnen kurzer Zeit zum Vorbild für andere Gemeinden; im Landesarchiv stieß Bretholz hingegen auf das Unverständnis der tschechischen Untergebenen, die sich unter Vincenc Brandls (1834–1901) Amtsführung an eine lockerere Arbeitsauffassung gewöhnt hatten. Bretholz bemühte sich, mit gutem Beispiel voran zu gehen, und nahm sogar Pflichten des Hilfspersonals auf sich, aber offenbar ohne großen Erfolg, denn in einem Zeitungsartikel erwähnte er den Ratschlag Brandls: „Tun Sie nichts, und Sie werden in Mähren ein berühmter Mann sein“32 . Bretholz’ Einsatz war – ohne Übertreibung – außergewöhnlich. Neben den mit der Verwaltung der Brünner Bestände verbundenen Pflichten bereiste er die mährischen Archive und brachte daneben noch die Zeit für Studienaufenthalte in Prag, Wien und Rom auf. Gleichzeitig behandelte er historische Themen der mährischen und böhmischen Geschichte in einem weitgespannten zeitlichen Bogen vom frühen Mittelalter33 bis zum Dreißigjährigen Krieg34 . Beständig trug er Material für die letzten Bände der mährischen Urkundensamm- 26 Bertold Bretholz, Dějiny Moravy 1/1 [Geschichte Mährens] (1896) S. III–IV. 27 Archiv des IÖG, Nl Engelbert Mühlbacher, Mappe Berthold Bretholz, Brief vom 15.2.1893. 28 Johann Wolfgang Brügel, Berthold Bretholz (1862–1936), in: Bohemia. Zs. für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder 24 (1983) S. 369–379. 29 MZA G 37, Karton 1, Nr. 10 fol. 1. 30 Zdeňka Stoklásková, The Academic Career of the Historian and Archivist Bertold Bretholz, in: Judaica Bohemiae 50 (2015) S. 5–42, hier S. 15–18. 31 Josef Šusta, Mladá léta učňovská a vandrovní. Praha – Videň – Řím. Vzpomínky 2 [Junge Lehr- und Wanderjahre. Prag – Wien – Rom. Erinnerungen 2] (1963) S. 368–370. 32 Odpověď dra. Bretholze [Antwort von Dr. Bretholz], in: Lidové noviny Nr. 289 (22.10.1913) S. 1f., hier S. 2. 33 Bertold Bretholz, Mähren und das Reich Herzogs Boleslavs II. von Böhmen, in: Archiv für österreichische Geschichte 82 (1895) S. 137–180. 34 Bertold Bretholz, Ein neuer Bericht über die Belagerung der Stadt Brünn durch die Schweden im Jahre 1645, in: ZVGMähr 3 (1899) S. 1–55. © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Bertold Bretholz (1862–1936) 129 lung zusammen35 , wobei er den Umfang der Fälschertätigkeit seines Vorgängers Antonín Boček (1802–1847) aufdeckte, der in die ersten Bände des Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae einige von ihm selbst auf Grundlage anderer Quellen zusammengestellte Urkunden aufgenommen hatte36 . Gleichzeitig erneuerte Bertold Bretholz seine Beziehungen zu den MGH, die zwischenzeitlich in den Hintergrund getreten waren, und wurde im Frühjahr 1900 von der Zentraldirektion der MGH damit betraut, für die Editionsreihe Scriptores die Neuausgabe der Chronik der Böhmen des Cosmas vorzubereiten37 .Noch im August des gleichen Jahres setzte er Oswald Holder-Egger (1851–1911) über seine ersten Forschungsergebnisse in Kenntnis38 und blieb mit ihm bis 1911 in brieflichem Austausch39 . Über drei Dutzend Briefe wechselte Bretholz auch mit Harry Bresslau, der die Abteilung Scriptores als Nachfolger von Oswald Holder-Egger übernommen hatte. Im Jahr 1913 teilte Bretholz mit, dass er auf der nächsten Sitzung der Zentraldirektion die fertige Edition vorlegen könne, räumte aber gleichzeitig Schwierigkeiten ein. Zwei Handschriften seien in den Prager Archiven zunächst nicht auffindbar gewesen und nachdem man sie gefunden habe, seien sie ihm nur für kurze Zeit ausgeliehen worden. Von der dritten Handschrift des Cosmas habe er lediglich eine knappe Kollation erhalten, weswegen er anfragte, ob ihm die MGH eine außerplanmäßige Finanzierung gewähren könnten, die es ihm erlauben würde, sich nach Prag zu begeben, um dort zusätzliche Untersuchungen durchzuführen40 . Harry Bresslau antwortete ihm – man kann sagen – umgehend, und versprach Bretholz, sich um weitere Unterstützung für ihn zu bemühen41 . Dennoch erschien die Chronik des Cosmas nicht 1914, sondern erst zehn Jahre später42 . Die beträchtliche Verspätung hing nicht nur mit der anspruchsvollen Korrektur des gesetzten Textes43 und mit der arbeitsintensiven Leitung des Mährischen Landesarchivs zusammen, sondern auch mit dem Charakter von Bretholz’ Forschung. Bretholz hatte den Schwerpunkt auf die Ursachen der Entstehung und die Rezeption von Cosmas’ Werk gelegt und geriet über eine seiner Studien zur Chronik, in der er sich zurückhaltend zur Datierung der sog. Christianslegende auf das Ende des 10. Jahrhunderts geäußert hatte44 , in Auseinandersetzung mit dem einflussreichen tschechischen Historiker Josef Pekař (1870–1937). Nachdem dieser Bretholz in polemischer Absicht 35 Bertold Bretholz (Hg.), Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae 14. Vom Jahre 1408 bis 1411 (1903); Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae 15 (Nachträge 1207–1408), hg. von dems. (1903). 36 Vgl. Bertold Bretholz, Die Tataren in Mähren und die moderne mährische Urkundenfälschung, in: ZVGMähr 1 (1897) S. 1–65; die gefälschten Urkunden in Anton Boček (Hg.), Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae 1–4 (1836–1845). 37 Ernst Dümmler, Bericht über die sechsundzwanzigste Jahresversammlung der Centraldirection der Monumenta Germaniae historica. Berlin 1900, in: NA 26 (1901) S. 1–8, hier S. 5. 38 MZA G 37, Karton 5, Mappe Oswald Holder-Egger fol. 30f. 39 MZA G 37, Karton 5, Mappe Oswald Holder-Egger; MGH-Archiv, B 360, Mappe Bretholz, Berthold, Brünn. 40 MZA G 37, Karton 5, Mappe Oswald Holder-Egger fol. 8f. 41 MZA G 37, Karton 4, Mappe Harry Bresslau fol. 8f. 42 Cosmae Pragensis Chronica Boemorum, hg. von Bertold Bretholz / Wilhelm Weinberger (MGH SS rer. Germ. N. S. 2, 1923). 43 MZA G 37, Karton 25, Mappe Cosmas von Prag. 44 Bertold Bretholz, Neueste Literatur über Pseudochristian, in: NA 29 (1904) S. 480–489. © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Martin Wihoda130 der Inkompetenz bezichtigt hatte45 ,reagierte Bretholz mit einer umfassenden vergleichenden Studie über die Beziehung der Cosmas-Chronik zur Christianslegende46 . Diesen mit persönlichen Angriffen belasteten Gelehrtendisput sah Bretholz als weiteren Beweis dafür an, dass die tschechische Öffentlichkeit den Deutschen ihre Verdienste und Rechte absprechen wolle. Aus diesem Grund hatte er in der 1912 erschienenen Geschichte Böhmens und Mährens nachzuweisen versucht, dass die Germanen Böhmen und Mähren nie verlassen hätten und stellte damit die allgemein akzeptierte Vorstellung von František Palacký (1798–1876) in Frage, dass sich die Deutschen in den böhmischen Ländern nur als Gäste niedergelassen hätten. Laut Bretholz hatten die Deutschen das Land lange vor den Slaven kultiviert, von woher sich mindestens das gleiche – wenn nicht sogar ein größeres – Anrecht auf die böhmische Heimat der Deutschen im Vergleich zu den Ansprüchen der Tschechen ableiten ließe47 .Die empörten Repliken der tschechischen Historiker ließen nicht lange auf sich warten und das Schreiben von Entgegnungen hielt Bretholz davon ab, sich auf die Editionsarbeit zu konzentrieren48 . Nach dem Ende der Habsburger Monarchie im Oktober 1918 fühlte Bertold Bretholz sich darüber hinaus dazu berufen, die Rechte der Deutschen in der Ersten Tschechoslowakischen Republik zu verteidigen. In der populärwissenschaftlich gehaltenen Geschichte Böhmens und Mährens aus dem Jahr 1921 belehrte er die deutsche Öffentlichkeit, dass es dem tschechischen Volk in den Zeiten gut gegangen sei, als die Deutschen im Lande die Entscheidungen trafen und die Tschechen mit ihnen in freundschaftlicher Eintracht gelebt hätten49 . Als aber die Tschechen während der Hussitenrevolution erstmals den öffentlichen Raum beherrscht hätten,sei dies für die böhmischen Länder der Anfang des Niedergangs gewesen,und eine neue Blüte habe sich erst wieder nach der Niederlage der böhmischen Stände am Weißen Berg 1620 eingestellt50 . Bretholz’ Interpretation der Schlacht vom Weißen Berg, die Palacký zur nationalen Katastrophe erklärt hatte, stieß auf scharfe Kritik51 .Tonangebend dabei waren wie üblich die führenden tschechischen Historiker, einschließlich Josef Pekař52 ; aber auch von den Historikern der Deutschen Universität in Prag,Adolf Zycha (1871–1948), 45 David Kalhous, Legenda Christiani and Modern Historiography (East Central and Eastern Europe in the Middle Ages 450–1450 34, 2015) hier S. 40–44. 46 Bertold Bretholz, Cosmas und Christian, in: ZVGMähr 9 (1905) S. 70–121; ders., Zur Lösung der Christianfrage, in: ZVGMähr 10 (1906) S. 1–81. 47 Bertold Bretholz, Geschichte Böhmens und Mährens bis zum Aussterben der Přemysliden 1306 (1912). 48 Bertold Bretholz, Meine „Geschichte Böhmens und Mährens“ und ihre Kritiker, in: ZVGMähr 18 (1914) S. 85–101. 49 Bertold Bretholz, Geschichte Böhmens und Mährens 1. Das Vorwalten des Deutschtums. Bis 1419 (1921). 50 Bertold Bretholz, Geschichte Böhmens und Mährens 2. Hussitentum und Adelsherrschaft. Bis 1620 (1922). 51 Václav Vojtíšek, O německé prvenství v zemích českých [Über das deutsche Primat in den Ländern Böhmens], in: Národní listy Nr. 354 (25.12.1921) S. 13. 52 Josef Pekař, Objevy Bretholzovy, čili od které doby sedí Němci v naší vlasti [Bretholz’ Entdeckungen oder seit wann Deutsche in unserer Heimat sitzen] (1922). © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Bertold Bretholz (1862–1936) 131 Wilhelm Wostry (1877–1951) und Ernst Schwarz (1895–1983), wurde Bretholz nicht ge- schont53 . Vom Ruf eines deutschen Nationalisten und Politisierers verfolgt, blieb er trotzdem nach 1918 an der Spitze des Mährischen Landesarchivs, wenn auch mit gewissen Vorbehalten. Es war gewiss kein Zufall, dass alle Überlegungen, ihm eine Professur an der Deutschen Universität in Prag zu geben, nach 1921 auf Eis gelegt wurden54 . Der Vollständigkeit sei hinzugefügt, dass Bretholz zwei Jahre zuvor von der Universität Berlin nur wegen seiner jüdischen Abstammung nicht angenommen worden war55 . Ein schwacher Trost könnte ihm gewesen sein, dass sich seine Sorgen vom Herbst 1918, als er Harry Bresslau anvertraut hatte, er lebe seit dem Zerfall der Monarchie mit der Befürchtung,um sein nacktes Leben kämpfen zu müssen, nicht erfüllt hatten56 . Wie Bretholz’Privatkorrespondenz weiter verrät,sah er in der – oft jenseits der Regeln der akademischen Diskussion geführten – Verteidigung des deutschen Primats den Schlüssel zur Neuinterpretation der älteren böhmischen Geschichte. Bretholz war davon überzeugt, dass seine Werke dazu beitragen würden, Wissenslücken über die geistige Entwicklung des Deutschtums zu schließen; zudem könne die deutsche Nation aus seinen historischen Schlussfolgerungen politische Entscheidungen ableiten57 . Aufgrund seines Rufes als deutscher Nationalist wurde auch die MGH-Edition der Chronik des Cosmas nur sehr verhalten gewürdigt58 , und nachdem er 1926 in Pension gegangen war, kamen finanzielle Schwierigkeiten dazu, da Bretholz die Ersparnisse der Familie in österreichisch-ungarischen Anleihen angelegt hatte, die nach dem Krieg völlig wertlos geworden waren. Doch nun half ihm Samuel Steinherz (1854–1942), Professor an der Deutschen Universität in Prag und Vorsitzender der Gesellschaft für die Geschichte der Juden in der Tschechoslowakischen Republik59 . Im November 1929 wurde die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Bertold Bretholz vereinbart und im folgenden Jahr reichte Bretholz für das Jahrbuch der Gesellschaft eine umfangreiche Studie über den Richter von Gewitsch (Jevíčko), Joseph David, ein60 . In den folgenden Jahren konzentrierte Bretholz sich mit Unterstützung der Gesellschaft auf Archivforschungen, deren Ergebnisse in seine Geschichte 53 MZA G 37, Karton 15, 19, 20, 21. 54 MZA G 37, Karton 5 fol. 3. 55 Stoklásková,The Academic Career (wie Anm. 30) S. 25–32. 56 MGH-Archiv B 700/I. 57 MZA G 37, Karton 5 fol. 4. 58 Gustav Friedrich, Cosmae Pragensis Chronica Boemorum, in: Český časopis historický 30 (1924) S. 337–339; Václav Novotný, Die Chronik der Böhmen des Cosmas von Prag, in: Časopis Matice moravské 48 (1924) S. 250–265. 59 Helmut Teufel, Die Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik, in: Vereinswesen und Geschichtspflege in den böhmischen Ländern (Bad Wiesseer Tagungen des Collegium Carolinum 13, 1986) S. 249–264. 60 Bertold Bretholz, Der Gewitscher Judenrichter Joseph David (1731–1735), in: Jb. der Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Čechoslovakischen Republik 2 (1930) S. 185–240. © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Martin Wihoda132 der Juden in Mähren bis zum Jahre 1350 einflossen61 , gefolgt von einer ergänzenden Quel- lenedition62 . Der Gesellschaft für die Geschichte der Juden in der Tschechoslowakischen Republik blieb Bertold Bretholz bis zu seinem Tod am 27. November 1936 treu63 . Auf gewisse Weise kehrte er vor das Jahr 1889, und damit nicht nur zu seinen familiären Wurzeln zurück, sondern auch in die Welt, die er verstand und mit deren Verlust er sich nie abgefunden hatte64 . Er war konvertiert, um ein guter Bürger der Donaumonarchie und Mährer zu sein. Für die Tschechen blieb er jedoch ein militanter Pangermanist und für die Deutschen ein Jude. Verständnis gefunden hat er in der Tschechoslowakei lediglich bei Samuel Steinherz65 . Das wissenschaftliche und organisatorische Erbe von Bretholz ist aufgrund der wechselhaften Geschichte sehr reichhaltig und umfasst neben Wertvollem auch Problematisches. In seinem Vorwort zur Geschichte Böhmens und Mährens von 1921 formuliert Bretholz selbst das Grundproblem: Die Vorstellung, die Deutschen hätten sich in den böhmischen Ländern erst im 13. Jahrhundert in größerer Zahl niedergelassen, lässt sich in den schriftlichen Quellen nicht belegen. Wenn jedoch jegliche direkten und indirekten Belege fehlen, sollte man sich fragen, ob das Konzept der sogenannten deutschen Kolonisation überhaupt haltbar ist66 . Streng genommen hat Bertold Bretholz damit die richtige Frage gestellt, denn das 13. Jahrhundert wird heute nicht mehr mit einer massiven Verlagerung von Neusiedlern in Mitteleuropa in Verbindung gebracht, sondern mit der Rezeption ausgereifter Rechtsnormen und neuer Technologien in Handwerk und Landwirtschaft67 . Zurückblickend aus der zeitlichen Distanz eines Jahrhunderts kann man nur bedauern, dass Bertold Bretholz sich durch die verbissene Verteidigung seiner ‚heiligen Wahrheiten‘ um die besten Jahre seines Lebens gebracht hat. Seine großen organisatorischen Verdienste, vorbildliche Editionsarbeit, Beiträge zur Mährischen Geschichte des Dreißigjährigen Krieges oder zur Stellung der jüdischen Minderheit stellen ihn dennoch in die Reihe der bedeutendsten Historiker der böhmischen Länder in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts68 . 61 Bertold Bretholz, Geschichte der Juden in Mähren im Mittelalter 1: Bis zum Jahre 1350 (1934). 62 Quellen zur Geschichte der Juden in Mähren vom XI. bis zum XV. Jahrhundert (1067–1411), hg. von Bertold Bretholz (1935). 63 MZA G 37, Karton 1, Nr. 1 fol. 12. 64 MZA G 37, Karton 1, Nr. 14 fol. 3f. 65 MZA G 37, Karton 6, Mappe Samuel Steinherz. 66 Bretholz, Geschichte Böhmens und Mährens (wie Anm. 49) S. III. 67 Robert Bartlett, The Making of Europe. Conquest, Colonization and Cultural Change 950–1350 (1993). 68 Martin Wihoda, Die MGH und die moderne Geschichtsschreibung in den böhmischen Ländern, in: Quellenforschung im 21. Jahrhundert. Vorträge der Veranstaltungen zum 200-jährigen Bestehen der MGH vom 27. bis 29. Juni 2019, hg. von Martina Hartmann / Horst Zimmerhackl / Anna Claudia Nierhoff (MGH Schriften 75, 2020) S. 113–128. © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. Bertold Bretholz (1862–1936) 133 ABSTRACT: Berthold Bretholz was born in the town of Freiburg in northern Moravia in 1862. He attended gymnasium in Bielitz and studied history at the University of Vienna. After completing his studies in 1884, he successfully absolved a two-year course at the Institut für Österreichische Geschichtsforschung from 1885 to 1887.With the recommendation of Theodor Sickel, he was engaged by the MGH to work on the volume Concilia aevi Merovingici (1888–1892). In the atmosphere of increasing nationalistic tensions, Bretholz thereafter encountered difficulties in finding a stable position, facing on the one hand resistance from his Czech colleagues and officials for being a German, and on the other from Germans for being a Jew.This may have motivated him to convert to Protestantism in 1898. In that year, he took up work in the Moravian state archive in Brünn (Brno), where he became chief archivist. Besides filling his office with great engagement, he was scholarly active in the field of Moravian and Jewish medieval history with publications including a volume of Moravian charter editions, the MGH edition of the Bohemian chronicle of Cosmas, a history of Bohemia and Moravia, and a monograph on the history of the Jews in Moravia up to 1350. As a supporter of the Habsburg monarchy and a defender of German superiority in the Czech lands, his positions were highly controversial.Nevertheless,his achievements rank him among the most important 20th -century Bohemian historians. © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. Any direct or indirect electronic publication by the author or by third parties is a copyright infringement and therefore prohibited. © Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2023 This PDF file is intended for personal use only. 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