Rotkäppchen und der Wolfspelz Es war einmal eine kleine süße Dirne, ja, mit Apfelbäckchen so richtig zum Anbeißen und einem Haarschopf so gelb wie frischer Entenkükenflaum, die hatten alle Leute gern, die sie ansahen, am liebsten aber seine gute Großmutter Maßschneiderin in Niederwolfsbruchermoor / über Stade-Elbe. Als das Mädchen sechs Jahre alt war und in die große graue Schule nach Stade mußte, schenkte ihm sein Vater einen festen Rindslederranzen und seine Mutter ihm eine Fibel und ein Rechenbuch, seine Großmutter aber nähte ihm eine Haube so rot so rot, daß das Mädchen schon auf tausend Meter und mehr zu erkennen war und die Autofahrer augenblicklich den Gasfuß lockerten und auf die Bremse traten - ffffchchch - tschschschsch -rrrrmmmmmmms - zkk! Das war sicher einerseits gut. Zum andern sind die Menschen ja nicht gerade von den besten, und die Schulkinder auch nicht viel besser, sodaß sie das Mädchen wegen seiner Haube zu foppen begannen und ihm allerlei seltsame Necknamen anhängten, zum Beispiel Glühköpfchen, Rückleuchtchen, Rotkäppchen, da konnte das Mädchen schon froh sein, daß es schließlich auf dem "Rotkäppchen" klebenblieb. Als das Rotkäppchen in die Jahre kam und fast schon so gut mit Nadel, Faden und Schere umgehen konnte wie die Großmutter-Maßschneiderin, trug es immer noch das wunderliche Kindermützchen. Ja, es schien sich sogar eine Lust aus dem Trotz zu machen und behielt die Kappe selbst dort auf dem Kopf, wo alle anderen Kinder ihre Mützen abzunehmen pflegen, in der Schule und im Kindergottesdienst, in der Stube und schließlich sogar im Bett. "Das ist doch wirklich zu und zu bunt mit dem Rotkäppchen", mochte dann der Vater gelegentlich auffahren, und die ratlose Mutter ergänzte seufzend: "Woher das Kind das nur hat?!" Das aber scherte sich nur wenig um das ganze Ordnungsgewese und dachte sich immer neue Anlässe aus, um ins ferne Nie-derwolfsbruchermoor zu radeln, wo die Schrebergärten unversehens in Äcker und Wiesen übergingen und die Wiesen und Weiden schließlich in den düsteren Wolfenbruch. 60 "Gib nur acht, daß dich dort nicht einmal ein fremder Mann anspricht!" - "Jojo, klarklar." - "Diesen Männern sieht man die Bösigkeit nämlich nicht gleich an der Nase an." - "Das hör ich jetzt schon zum hundertsten Mal!" - Wenn das Rot-käppchen aber wirklich einmal nachbohrte, wie die fremden Männer denn aussähen, etwa wie der Papa?, konnten seine Eltern auch nur sehr unbestimmt mit den Köpfen wackeln, najanun, wie der Papa selbstverständlich nicht, aber auch wie der Lehrer Langbehn nicht und nicht wie der Pastor Papenfoth und der Kaufmann Kophamel, aber ganz gewiß nicht gerade wie der böse Wolf. "Das ist immerhin was", dachte angeödet das Rotkäppchen, und es nahm sich vor, in Zukunft auf alle Männer zu achten, die nicht wie der Wolf und der Papa und der Lehrer Langbehn und der Pastor Papenfoth und der Kaufmann Kophamel aussahen. An einem schönen Sommertag - so schön, daß sich alle Leute die Hemden aufknöpften und die Strümpfe runterkrempelten - wollte die Großmutter gern ihr vierzigjähriges Putzmacherjubiläum feiern. Da die Eltern mehr als genug zu tun hatten und auch am Abend nicht abkömmlich waren, schienen sie zum ersten Male richtig erleichtert, daß sie das Rotkäppchen schicken konnten, und gaben ihm ne-ben vielen guten Ermahnungen noch einen schokoladen-überzogenen Napfkuchen, eine große Flasche Rotwein und eine frisch geschärfte Schneiderschere mit auf den Weg. Wie es so ein Stündchen oder zweie durch die sengende Sonne gefahren war und aus purem Vergnügen noch einmal um den Hasenberg herum und noch einmal mit Karacho am Mühlenbach entlang, geschah es aber, daß der Schokoladenguß immer weicher und weicher wurde und die klebrige Masse schon durch das Packpapier schlug. Das Rotkäppchen, das wohl merkte, daß die Klebrigkeit irgendwie mit seiner Säumigkeit zusammenhing, dachte gleich, den Schaden werden wir besser unterwegs beheben. Am Rand des Waldes, wo es sich unbeobachtet glaubte, wickelte es also den Kuchen vorsichtig aus dem Papier und wischte erst die eine Schokoladenträne mit dem Zeigefinger auf, dann die andere mit dem Mittelfinger, dann die dritte mit dem Ringfinger; aber die Haut wurde dadurch nicht im mindesten glatter, allenfalls fleckiger, schrundiger, und so nahm 61 es denn schließlich seine lange Zunge zur Hilfe und leckte mit der Sonne um die Wette die gesamte süße Oberfläche ab. Weil es aber vom Lecken und Schlecken großen Durst bekommen hatte, nahm es auch noch einen Schluck aus der großen Rotweinflasche -- der schmeckte ihm herzlich sauer, brrrr! --, aber der zweite und dritte und vierte mundeten schon etwas besser, bis das Rotkäppchen - wie sollen wir sagen? - auf eine seltsame Weise unternehmungslustig wurde und ganz tolle Schlangenlinien fuhr, zuerst nur weiter am lustig gewundenen Bach entlang und dann in den düsteren Wald hinein, dort wollte es die zu einem Viertel geleerte Flasche an der Mühlbachquelle wieder auffüllen. Wer beschreibt seinen Schrecken, als es grad seine Röcke rafft, um zum Wasser niederzusteigen, und aus dem dunkelbunten Dickicht tritt auf einmal der Wolf hervor. Nun hatte es zwar keine groß besondere Angst vor solchen Wölfen, aber die Naschkatze ließ es sich doch nur ungern ansehen, und der Vorsatz der Weinpanscherei schien überhaupt nicht mehr zu vertuschen. So sagte es denn mit übertriebener Höflichkeit, "Guten Tag, der Herr Wolf", und ob der Herr Wolf sich nicht zu einem Schlückchen niederlassen möge, denn: mitgestohlen, dachte es bei sich, heißt wohl auch: mitverhohlen. Der schüttelte aber nur die lange graue Nase und sagte höflich, der Wein sei zwar bemerkenswert rot, aber doch nicht halb so hübsch rot wie des Rotkäppchens mohnrote Mütze. - "Die hat mir die Großmutter genäht." - "Die Großmutter? Ei, da würde einer wie wir schon etliche Markstücke hinlegen, um solch ein ausgesuchtes Schmuckstück zu erwerben." - "Nichts leichter als das, es ist von hier aus nur eine kleine Stunde Wegs und gleich zwischen Stadtrand und Dorfende." Dann beschrieb das Rotkäppchen dem Wolf den etwas verwundenen Weg mit allen Haken und Ösen und Abnähern, und um ganz sicher zu gehen, daß der Wolf seine Absicht auch wahrmache, drückte es ihm am Schluß die Weinflasche in seine Pfoten: "Da! Geh schon einmal voraus, und sag der Großmama, das Rotkäppchen wäre kurz Blumenpflücken gegangen." -"Den Teufel auch!" dachte der Wolf, "das nimmt ja richtig Gestalt an. Und wo wir erst in der friedlichen Hütte beisammen sind, wird uns auch kein Jäger mehr nachstellen." 62 Als der Wolf bei dem Hüttchen anlangte -- recht unbequem auf zwei Beinen, die ungewohnte Last an den Brustlatz gepreßt --, fand er die Türe nur angelehnt. Vorsichtig warf er zunächst einen spitigen Blick durch den Spalt, da sah er die Großmutter hoch aufgerichtet und mit abgewandtem Gesicht bei der Nähmaschine stehen, eine stattliche Frau, wie es schien, und für einen ausgehungerten Räuber gerade der richtige Bissen, und ohne sich lange mit einem "Schönen Gruß" oder einem "Guten Tag" aufzuhalten, machte er einen mächtigen Satz in die Stube hinein und verschlang die stumme Person mit Haut und Haar und all ihren Röcken und Bändern. "Den Teufel auch", dachte der Wolf, "das kann selbst einem gelernten Kälberdieb zu schaffen machen." Dann sah er sich, der Ordnung halber, etwas in dem Zimmer um, fand aber außer einem Zettel mit der Aufschrift "Bin gleich wieder da" nichts sonderlich Verdächtiges und streckte sich satt und müde auf dem breiten Großmutterbett zum Schlafen aus. Wer kann heute noch sagen, wie lange er sich so in süßen oder schweren Träumen wälzte. Immerhin stak die Sonne schon tief im Gehölz, und die Vögel stimmten auch bereits ihre Abendlieder an, als das Rotkäppchen eintrat und mit viel Trara und Gelärm seine hübschen Wiesenblumen auf mehrere Einmachgläser verteilte. "Das nenn ich mir Zeit vertrödeln", sagte ungehalten der Wolf, "was treibst du dich so lang im wilden Wald herum?!" - "Du sollst reden, liegst hier dick und fett in der Oma ihrem Bett und willst mir auch noch nachträgliche Vorschriften machen." - "Das hat mir die Großmutter aufgetragen." - "Wer's glaubt wird selig, und wo ist sie abgeblieben?" - "In den Wald, nach dem Rotkäppchen kucken. Komm, reich mir einen Schluck Wein, der weite Weg und das lange Warten haben mir einen richtigen Brand gemacht." - "Nix, nix, der Rest bleibt für die Oma." - "Ei, so herum auf einmal, kleine Kröte, und hab ich dich nicht eben noch vom Rotwein schlecken und den Kuchen ablecken sehen?!" - In diesem Augenblick erkannte das Rotkäppchen glasklar-eiskalt, daß es in einer Falle saß. So hatte der finstere Geselle denn sein ganzes heimliches Treiben mitbekommen und sich nur arglistig blind gestellt. Und es dachte mit trüben Sinnen: "Genau 63 wie der Papa, wenn er mich beim Lehrer Langbehn anzuschwärzen droht." Der Wolf, der freilich seine eigenen Gedanken hatte, sinnierte vor sich hin: "Was mag es nur sein, das mich so durstig macht? Das kann doch die alte salzige Großmutter nicht allein gewesen sein." Während das Rotkäppchen ihm notgedrungen nach und nach einschenkte und -- wie wir gestehen müssen -- bei jedem Glas auf ein halbes mithielt, geschah es aber, daß der Wolf immer tiefsinniger und melancholischer wurde und das Rotkäppchen immer ausgelassener. Der Wolf wollte lange Gespräche über einsame Wölfe führen - das Rotkäppchen klapperte mit der Schere herum und schnitt unsichtbare Figuren aus der Luft. Der Wolf versuchte, dem Rotkäppchen tief in die Augen zu sehen - das Rotkäppchen tutete auf dem Flaschenhals. Der Wolf haschte ungeschickt nach des Rotkäppchens Schürzehbändern -- das Rotkäppchen wollte tanzen und sich im Kreise drehn. "Und wenn hier kein Mensch mit mir tanzt, dann tanz ich eben mit der Großmutter ihrer Schneiderbüste!" Dabei stampfte das Mädchen klotzig mit dem kleinen Hacken auf und drehte sich wild entschlossen nach der Puppe um, die freilich fand sich weder an ihrem gewohnten Platz noch an einem anderen ungewohnten, und höchst verwundert fragte sich das Mädchen: "Die wird die Oma doch nicht mit in den Wald genommen haben?" Der Wolf, der gar nicht recht wußte, was er sich unter einer Schneiderpuppe vorzustellen habe, aber auch wieder nicht so dumm erscheinen wollte, wie er wirklich war, lenkte vorsichtig abwiegelnd ein; "Wenn das die Eltern wüßten, wie du nachtschlafender Zeit noch so hitzig herumtollst! Komm, laß es genug sein, Rotkäppchen, und uns zu Bett begeben, wie es sich gehört." Der Gedanke an seine Eltern brachte augenblicklich etwas Ruhe in das Rotkäppchen. Auch meinte es kinderschlau, daß zu Bett noch lange nicht schlafen heiße, und so sprach es denn zu dem Wolf: "Wohlan, mein Herr, wenn Ihr mir dreimal nachtut, was ich Euch vorexerziere, dann will ich gern mit Euch das Lager teilen." Das schien dem Wolf ein Wort, und er gab dem Mädchen die Pfote darauf. Nun machte ' sich aber das Rotkäppchen als erstes daran, sich die Hände 64 und die Füße zu säubern. "Nichts leichter als das", sagte hocherfreut der Wolf, und er schrubbte und wienerte an sich herum, daß es nur so eine Art hatte. Als nächstes begann das Rotkäppchen sich die Zähne zu putzen, und "Ja, das ist lustig und belehrend zugleich", sagte wieder der Wolf und fuhr sich mit der Wurzelbürste übers Gebiß, daß die Borsten sich nur so spreizten und der Geifer durch die Gegend flockte. "Und als drittes-" - "Drittes?" - "Als ein drittes und letztes wünsche ich mir von dir, daß du endlich deinen grindigen Kratzepelz ablegst." Dabei löste das Mädchen auch schon die Bänder seiner roten Haube, daß das' goldene Haar wie ein Sturzbach niederschoß und der Wolf ganz stiere begehrliche Augen bekam, indes wie sollte ein Wolf - "Meinen Pelz? Ich?! Ausziehn??" --- seiner angeborenen Kleidung lebendigen Leibes ledig werden? "Ja, sieh nur zu, wie du aus deinem Anzug herauskommst!" Der Wolf blickte grämlich schnüffelnd ah sich herab, doch ließ sich auch bei genauester Prüfung kein Ausschlupfloch entdecken. "Nun, irgendeine verdeckte Knopfleiste wird es wohl noch geben." Der Wolf zog der Probe halber einmal die Klauen durch die Zähne, aber es regte und rührte sich nichts, "Und wenn ich es denn nicht allein kann", rief er schließlich in seiner Verzweiflung, "so schneide du mir mit der Schere eine Öffnung in den Pelz, nur binde dein Käppchen nicht wieder fest und laß mich in alle Ewigkeit deine goldenen Haare schauen." Das Wort Ewigkeit ließ sich das Rotkäppchen nicht zweimal sagen. Geschwind wie eine geborene Schneiderin macht es dem Wolf ritsch-ratsch ein paar passende Schnitte in den grauscbwarz-grauen Overall, und schon zerrten und zogen sie mit vereinten Kräften an den Zipfeln herum, und ehe die beiden närrischen Wesen es sich versahen, stand -- flupsch! -- und flapsch! -- ein bleicher nackter Jüngling in der mausestillen Schneiderstube. Zu erklären, wie es zu diesem Wunder hätte kommen können, blieb dem fremden jungen Mann leider gar keine Zeit. Kaum daß ihn ein unabwendliches Würgen angekommen, kaum daß er den Finger in den Hals gesteckt und sich nach seinem furchterregenden Äußeren auch noch seines fürchterlichen Inneren entledigt hatte, knarzte auch schon 65 die Haustür in den Angeln und - unberufen wie richtige Geistererscheinung -- stand die Großmutter auf der Schwelle. "Aber Kinder, wie kann man denn solch einen Unfug treiben! - Aber Rotkäppchen, wie kann man denn so mit meiner Schneiderbüste herumkegeln." - "Aber mein Herr, wer wird denn einen so kostbaren Pelz einfach auf die schmutzigen Dielen werfen!" Dann stellte sie die Kleiderpuppe wieder auf die Beine und legte ihr behutsam kennerisch den Wolfspelz um die Schultern: "Jaja, das ist ein märchenhafter Stoff, aber sagen Sie, mein Herr, wer hat Ihnen den so saumäßig zugeschnitten?" Gebrüder Grimm Rotkäppchen Es war einmal eine kleine süße Dirne, die hatte jedermann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre Großmutter, die wußte gar nicht, was sie alles dem Kinde geben sollte. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen von rotem Sammet, und weil ihm das so wohl stand und es nichts anders mehr tragen wollte, hieß es nur das Rotkäppchen. Eines Tages sprach seine Mutter zu ihm: <> <>, sagte Rotkäppchen zur Mutter und gab ihr die Hand darauf. Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf. Wie nun Rotkäppchen in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf. Rotkäppchen aber wußte nicht, was das für ein böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm. <>, sprach er. <> <> <> <> <> <> <>, sagte Rotkäppchen. Der Wolf dachte bei sich: <> Da ging er ein Weilchen neben Rotkäppchen her, dann sprach er: <> Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah, wie die Sonnenstrahlen durch die Bäume hin und her tanzten und alles voll schöner Blumen stand, dachte es: <>, lief vom Wege ab in den Wald hinein und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es, weiter hinaus stände eine schönere, und lief darnach, und geriet immer tiefer in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Haus der Großmutter und klopfte an die Türe. <> <> <>, rief die Großmutter, <> Der Wolf drückte auf die Klinke, die Türe sprang auf, und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann tat er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor. Rotkäppchen aber war nach den Blumen herumgelaufen, und als es so viel zusammen hatte, daß es keine mehr tragen konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich, daß die Türe aufstand, und wie es in die Stube trat, so kam es ihm so seltsam darin vor, daß es dachte: <> Es rief <>, bekam aber keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück: da lag die Großmutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. <> <> <> <> <> <> <> <> Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen. Wie der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte: <> Da trat er in die Stube, und wie er vor das Bette kam, so sah er, daß der Wolf darin lag. <>, sagte er, <> Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein, der Wolf könnte die Großmutter gefressen haben und sie wäre noch zu retten: schoß nicht, sondern nahm eine Schere und fing an, dem schlafenden Wolf den Bauch aufzuschneiden. Wie er ein paar Schnitte getan hatte, da sah er das rote Käppchen leuchten, und noch ein paar Schnitte, da sprang das Mädchen heraus und rief: <> Und dann kam die alte Großmutter auch noch lebendig heraus und konnte kaum atmen. Rotkäppchen aber holte geschwind große Steine, damit füllten sie dem Wolf den Leib, und wie er aufwachte, wollte er fortspringen, aber die Steine waren so schwer, daß er gleich niedersank und sich totfiel. Da waren alle drei vergnügt; der Jäger zog dem Wolf den Pelz ab und ging damit heim, die Großmutter aß den Kuchen und trank den Wein, den Rotkäppchen gebracht hatte, und erholte sich wieder, Rotkäppchen aber dachte: <> Es wird auch erzählt, daß einmal, als Rotkäppchen der alten Großmutter wieder Gebackenes brachte, ein anderer Wolf ihm zugesprochen und es vom Wege habe ableiten wollen. Rotkäppchen aber hütete sich und ging gerade fort seines Wegs und sagte der Großmutter, daß es dem Wolf begegnet wäre, der ihm guten Tag gewünscht, aber so bös aus den Augen geguckt hätte: <> <>, sagte die Großmutter, <> Bald darnach klopfte der Wolf an und rief: <> Sie schwiegen aber still und machten die Türe nicht auf: da schlich der Graukopf etlichemal um das Haus, sprang endlich aufs Dach und wollte warten, bis Rotkäppchen abends nach Haus ginge, dann wollte er ihm nachschleichen und wollt's in der Dunkelheit fressen. Aber die Großmutter merkte, was er im Sinn hatte. Nun stand vor dem Haus ein großer Steintrog, da sprach sie zu dem Kind: <> Rotkäppchen trug so lange, bis der große, große Trog ganz voll war. Da stieg der Geruch von den Würsten dem Wolf in die Nase, er schnupperte und guckte hinab, endlich machte er den Hals so lang, daß er sich nicht mehr halten konnte und anfing zu rutschen: so ruschte er vom Dach herab, gerade in den großen Trog hinein, und ertrank. Rotkäppchen aber ging fröhlich nach Haus, und tat ihm niemand etwas zuleid.