Johann Joseph von GÖRRES, *1776 in Koblenz, | 1848 in München Publizist, Historiker, bedeutender Repräsentant des deutschen politischen Katholizismus. In den 90er Jahren sympathisierte er mit den im Rheinland verbreiteten revolutionären republikanischen Strömungen und begrüßte den Anschluß seiner Heimat an die französische Republik. In dieser Zeit brach er mit der katholischen Kirche und widmete sich der politischen Publizistik (Der allgemeine Friede ein Ideal,). - Nach seinem Aufenthalt in Paris, wo er 1799/1800 im Auftrag der Koblenzer Patrioten weilte, distanzierte sich Görres, enttäuscht von der Revolution und ihrem Despotismus, von seiner früheren Begeisterung für Frankreich und gab die publizistische Tätigkeit auf. Seit 1800 arbeitete Görres als Lehrer der Naturwissenschaften an der Sekundärschule in Koblenz, von 1806-1808 als Privatdozent an der Universität Heidelberg, danach wiederum in Koblenz. - Zwischen 1814 und 1816 gab er die Tageszeitung Rheinischer Merkur heraus, in der er gegen Napoleon für die nationale Freiheit und ein einiges Deutschland eintrat. Die Zeitung verdankte ihre Popularität nicht zuletzt den genauen Schlachtenberichten. Dass der Herausgeber sich für die Toten auf den Äckern weniger interessierte als für die höhere, gottgewollte Bedeutung, die er diesem Krieg beimaß, war -- und ist -- zeitgemäß. Es störte die Leser nicht. Die Rückkehr zur Kabinettspolitik des Ancien Régime war Görres ein Dorn im Auge und er kritisierte den Wiener Kongreß. Die Fürsten mochten herrschen, doch nur zusammen mit ihren Völkern. Görres machte sich unbeliebt in Bayern, in Württemberg, ja sogar in Preußen. In dieser Zeit pflegte Görres Kontakte zum Freiherrn von Stein, Ludwig und Wilhelm Grimm und Friedrich Karl von Savigny. Sein Eintreten für die nationale Freiheit und eine freiheitliche Verfassung führte zum Verbot des <>, Görres selbst mußte nach dem Erscheinen seiner Schrift <> (1819) nach Aarau und Straßburg fliehen. In die Zeit des Exils fiel die Aussöhnung Görres´ mit der katholischen Kirche (1824), als deren sichtbares Zeichen seine Mitarbeit an der streng kirchlich-römisch ausgerichteten Zeitschrift <> gilt. Er kam zur Ansicht, dass Deutschland wieder einen Kaiser brauche, und zwar einen österreichischen. Preußen, als Hort der Reformation, wird so zum Land der Unterdrückung katholischen Geistes. Bayern betrieb zwar auch keine liberale Politik, aber daran störte Görres sich nicht: Bayern war katholisch. Im übrigen erhielt er 1827 einen Lehrstuhl für "allgemeine und Litterärgeschichte" an der Münchner Universität. "Görres wird täglich katholischer und wird gewiss Kardinal", schrieb Heinrich Heine 1828 In seinem Münchner Haus bildete sich ein christlich-konservativer Kreis. Sprachrohr des Görreskreises waren die Zeitschrift <> und seit 1838 die <>, die sich später zum wichtigsten literarischen Organ der sich formierenden großdeutsch ausgerichteten politischen Freiheitsbewegung der deutschen Katholiken entwickelten. - Die Verhaftung des Kölner Erzbischofs Clemens August Freiherr von Droste zu Vischering im Jahr 1837 wegen seiner Haltung im Mischehenstreit nahm Görres zum Anlaß, 1838 mit der Streitschrift <> in die politische Kontroverse einzugreifen, womit er dem <> die eigentliche Öffentlichkeits-Resonanz verlieh. Die ca. 150 Seiten starke Schrift, die im gleichen Jahr die vierte Auflage und eine Gesamtzahl von 10000 Exemplaren erreichte, bot Ansatz für den politischen Katholizismus in Deutschland. Jakobinertum, deutsche Emanzipation, Romantizismus und Katholizismus: alles vertrat er jeweils ganz.