Lea und Vladimir „Du Lea, weißt du eigentlich, dass ich mich für das Humboldt-Stipendium in Regensburg beworben habe?“ „Nein, wieso das denn? Ich dachte, du bist mit dem zufrieden, was du hast.“ „Ja schon, aber es war schon ein Kindheitstraum von mir, einmal Professor zu werden.“ „Ach so, aber warum denn gerade jetzt? Und warum denn ausgerechnet Regensburg? Hat das nicht noch ein wenig Zeit, immerhin bist Du noch nicht mal vierzig.“ „Aber genau das ist ja mein Problem, man bekommt dieses Stipendium doch nur bis zu seinem vollendeten vierzigsten Lebensjahr. Und es wäre doch äußerst schade, wenn ich mir diese hervorragende Möglichkeit entgehen lassen würde. Schließlich wird dieses Stipendium zwei Jahre lang gut bezahlt.“ „Da hast du natürlich auch wieder recht, aber was soll denn aus uns werden?“ „Wie meinst Du das? Ich dachte natürlich, dass du mich begleiten würdest, wenn ich die Stelle dort bekomme. Immerhin kommst du doch aus Regensburg.“ „Das ist schon richtig, aber ich hatte schon meine Gründe dafür, wieso ich aus Regensburg weggegangen und hierher nach Brünn gekommen bin. Also eigentlich gibt es für mich absolut keinen Anlaß, dorthin wieder zurückzukehren. Ich hoffe, du kannst das verstehen.“ „Nein eigentlich kann ich das nicht verstehen, ich dachte du freust dich für mich und könntest mich dann dort einigen Leuten vorstellen. So eine Gelegenheit bekomme ich doch nie wieder, die muss ich einfach wahrnehmen, wenn ich das Stipendium bekommen sollte.“ „Aber Vladimir versteh’ doch, ich kann jetzt unmöglich mit dir zurück nach Regensburg gehen, dazu hab’ ich einfach zu viele schlechte Erinnerungen an diese Stadt. Natürlich kann ich deine Freude verstehen, aber kannst du nicht noch zwei bis drei Jahre mit deiner Bewerbung warten? Ich bin mir sicher, dass es mir dann viel leichter fallen würde mit dir zu gehen.“ „Es tut mir sehr leid Lea, aber ich fürchte, dass du dich diesbezüglich entscheiden musst, weil ich hundertprozentig gehen werde, wenn ich das Stipendium bekomme.“ „Aber hättest du mir nicht wenigstens bescheid sagen können, bevor du dich für das Stipendium beworben hast?“ „Wieso, was hätte das denn für einen Unterschied gemacht?“ „Ach eigentlich keinen, aber ich ärgere mich, dass du mich mit deinen Plänen so überrumpelt hast, ohne meine Meinung dazu mit einzubeziehen.“ „Das tut mir ja im Nachhinein auch leid, aber ich wollte dich damit ja auch überraschen. Schließlich war ich mir vollkommen sicher, dass du dich für mich freuen würdest. Hätte ich gewusst, wie du reagierst, hätte ich dir womöglich gar nichts erzählt, um mir dieses Gespräch zu ersparen.“ „Du bist so unfair. Jetzt ist es also meine Schuld, dass du ein schlechtes Gewissen hast, weil du mich nicht von Anfang an in deine Pläne eingeweiht hast.“ „Nun übertreib mal nicht so maßlos! Natürlich habe ich eine andere Reaktion von dir erwartet, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ein schlechtes Gewissen habe. Wenn du nicht mit mir nach Regensburg gehen willst, ist das deine Sache. Aber selbstverständlich würde ich mich sehr freuen, wenn du deine Meinung bis dahin noch änderst.“ „Und wenn ich meine Meinung nicht ändern will, gehst du alleine oder wie?“ „So sieht’s bis jetzt wohl aus. Tut mir leid, aber das hat absolute Priorität.“ „Und ich dachte, du liebst mich. Aber da kann man mal wieder sehen, dass dir dein Scheißberuf wichtiger ist als deine Freundin. Aber das war ja schon immer so, also was reg‘ ich mich eigentlich auf. Sie doch zu wie du alleine in Regensburg klar kommst. Gute Nacht!“ „Gute Nacht meine Liebe! Noch ist ja noch nichts entschieden und ich bin mir sicher, dass du es dir noch anders überlegen wirst. flüsternd: Schließlich liebst du mich doch.