Dieses Jahr, als in Freiberg bei Neutschein die Freud-Feierlichkeiten im vollen Gange war, wurde uns ein ungarisch geschriebens Tagebuch zugestellt, dass unsere Cimrmanologen als die Handschrift des Meisters identifizieren konnten. Erlauben Sie uns, sie mit dem Inhalt des Tagebuchs und seiner Analyse in fünf kurzen Beiträgen bekannt zu machen. Frau Blažena Sigmundová hat bei der Räumung der alten Sachen auf dem Dachboden, bevor die Dachdecker kommen sollten, eine verstaubtes, lange verschollenes Tagebuch gefunden, das sie als junges Mädchen mit roten Wangen geheim gelesen hatte. Obwohl des Ungarischen kaum mächtig, zog sie das Buch unwiderstehlich an, weil sie die einzelnen Wörter wie csókodat, szerelem, liheg oder csúnyám verstehen konnte Ihr Vater war lange in der Etappe in Székesfehérvár und später – meistens nach dem fünften Bier – sprach er diese Worte wie Beschwörungsformeln vor sich hin, flocht sie sogar in Kindermärchen, die er ihr erzählte, ein. In Dornröschen küsste der Prinz die schlafende Königstochter nicht, sondern csókolsz szemérmes lányak. In Aschenputtel machte der Prinz der schönsten der Töchter keine Liebeserklärung, sondern szerelemések. Liheg oder csúnyám kamen zwar in seinen Kindermärchen nicht vor, sie merkte sie sich allerdings, weil sie mehrmals aus dem Elternschlafzimmer zu hören waren. Die energische Schrift wurde mit bekannten Cimrmansschen Handschriften verglichen und es kann als erwiesen gelten, dass das Manuskript ihm gehörte. Datiert ist das Tagebuch zwischen dem 16. August 1891 und dem 30. Dezember 1891, auf den in diesem Jahr gerade das Channuka-Fest fiel. Blažena Sigmundová erbte das Haus von ihrem Vater, der es seinersits von der Witwe Wilma L. kaufte, deren Mann einen Spirituosenladen in Freiberg besaß.