Leas Theatergruppe „ Na ja. Ich habe Angst. Ich habe mir zwar schon eine Vorstellung gemacht, wie man es anpacken sollte , bin aber gespannt, ob ich das alles schaffe. Weißt du, ich kenne die Studenten zwar, bin mir aber nicht sicher, ob sie so begeistert sein werden,“ sagte Lea ihrem Freund. Sie musste ihn einfach anrufen, denn sie war so aufgeregt! Ihre erste Theaterstunde stand ihr bevor und obwohl sie sich darauf gefreut hat, wurde sie plötzlich unsicher. Ihr Freund, der jetzt zu Hause in Regensburg war DER FREUND SOLLTE ELIMINIERT WERDEN, SONST IST ES NICHT WAHRSCHEINLICH, DASS LEA WAS MIT VLADIMIR HABEN WILL... VIELLEICHT RUFT SIE IHRE MUTTER AN ODER DAS KAPITEL BEGINNT ERST MIT DEM „tief durchatmen“ ??????, hat sie vergewissert, sie schaffe es bestimmt. Das war genau das, was sie in diesem Moment hören wollte. Tief durchatmen und... Achtung, fertig, los. Sie trat in den Raum und auf einmal fühlte sie sich viel besser. Alle saßen gelassen auf Tischen und Stühlen und lachten. Ein paar Ahojs und Hallos, dann die gewöhnliche Frage Leas: „So, liebe Kinder. Wie geht´s?“ Und wie erwartet fast keine Antwort. Nur Markéta antwortete: „Immer besser.“ Und sie lachte dabei so herzlich und ehrlich, dass man wusste, es war ihr Ernst. Diese Stunde sollte ein bisschen anders sein und dementsprechend eine andere Atmosphäre haben als die anderen. Alle sind so gelassen! Das ist recht gut. Dann erzählte Lea, wie sie sich eigentlich die Aufführung vorstellt. Manche waren verblüfft, manche hielten es für eine gute Idee, entschlossen sich aber blitzschnell nicht mitzumachen, und manche nahmen das halt an. Begeistert waren nur Wenige. Lea wolle eigentlich ein Stück auswählen, das am Ende des Schuljahres vorgezeigt wird. Klappt es, könnte die Gruppe sogar an einem Theaterfestival in Budweis teilnehmen. Was gespielt wird, wer was spielt und wie das alles zu machen ist, das war noch gar nicht klar, und alle ahnten, dass es überhaupt nicht klappen muss. Eines Versuchs wert ist es aber sicher. Die erste Aufgabe Leas war, die Leute mehr kennen zu lernen. Man kann nicht Regisseurin sein, ohne zu wissen, mit wem man was zu tun hat. Ja, sie kennt die Mehrheit, viele davon hatte sie schon in den sprachpraktischen Übungen oder in einem anderen Seminar unterrichtet, manche waren jedoch neu. Anfangs stellte Lea jedem dieselbe Frage: „Hast du schon irgendwelche Erfahrungen mit Theater?“ Die Meisten hatten keine, aber das macht nichts. Es ist wichtig, dass alle genug engagiert sind. Unter den Anwesenden kann sie einige erkennen, die sich schon im letzten Jahr irgendwie und irgendwo engagiert haben. Die erste Stunde war endlich vorbei und Lea hatte gemischte Gefühle. Einerseits hat sie ein gutes Team – Leute, die genau wie sie dieses Seminar für etwas Besonderes hielten, es spannend fanden und wirklich mitmachen wollten. Anderseits wusste sie, dass es nicht so einfach sein wird. Es steht der ganzen Gruppe ziemlich viel Arbeit bevor und alle müssen viel mehr Energie aufwenden, als in normalen Unterrichtsfächern. Lea zweifelte... Sind die Studenten wirklich so einsatzbereit? Genug begeistert? Es ist eine Teamarbeit. Ans Ziel kommt man erst in dem zweiten Semester. Sind alle teamfähig? Was passiert, wenn jemand im Dezember aussteigt? Ausgerechnet wenn es der Hauptdarsteller macht? Jemand kann sich überfordert fühlen und gibt´s auf. Oder... die Studenten fahren oft ins Ausland. Was soll sie tun, wenn zwei oder drei Leute im nächsten Semester abreisen, um irgendwo am anderen Ende Europas zu studieren? Es waren Fragen, die Lea immer im Kopf hatte, und wenn sie mit einem von ihren Kollegen ins Gespräch kam, stellte sie ihm oder ihr diese ohne Unterlass. Alle versuchten, sie zu beruhigen. Aber sie befürchtete immer, dass sie sich nicht auf alle verlassen kann. Eine Woche war vorbei und während des zweiten Treffens sollten sich alle kennen lernen. Alle saßen in einem Zirkel und warfen einander den Ball zu . Und jeder, der den Ball warf, sagte seinen Namen. Das war eigentlich das Allerwichtigste, dass sich alle mit dem Namen kennen. Diese Übungen mit dem Ball praktizierte die Gruppe auch bei den nächsten Sitzungen, bis sich die Leute endlich nicht mehr nur mit „Du“ ansprechen mussten. ↑THEATERSTÜCK Wieder war eine Woche vorbei. Die Gruppe wusste, dass es langsam ernst wird. Alle saßen wieder im Zirkel und lasen das Stück, das sie schließlich mehr oder weniger begeistert ausgewählt haben. Nachdem die ↑DIE ENTSCHEIDUNG getroffen wurde, gibt es kein Zurück mehr... Wer sollte wen spielen? Wer sollte der Hauptdarsteller sein? Allen war es immer klarer, dass die Hauptdarsteller Markéta und Ivan sein müssen. Die anderen waren erleichtert, als sie die zwei Adepten für die zwei größten Rollen sahen. Keiner wollte so viel Text lernen und so viel proben, obwohl alle wussten, dass sie auf die Bühne müssen. Dabei wollten sie aber, dass ihr Auftritt möglichst kurz ist. Die Ausnahme waren gerade Markéta, Ivan, Daniel jedenfalls auch und vielleicht noch Tereza. Aber die anderen machten Lea richtig bekümmert / besorgt. Die Rollen wurden verteilt, kurz vor Weichnachten wusste schon jeder, was er über Weihnachtsferien lernen soll. Nicht alle kennen ihre Rolle nach Weihnachten auswendig, das war ihr klar. Einige schon und dem Rest wird es peinlich, immer ins Papier zu gucken . Hoffentlich... Alle waren sich dessen bewusst, dass zwei Stunden Proben / Probestunden wöchentlich zu wenig sind. Und das war auch der Grund, warum keiner was dagegen hatte, als Lea vorschlug, dass die Gruppe eine Woche vor dem Semesteranfang zusammenkommt und drei Tage nacheinander probt. Nur so kann man endlich einen Fortschritt machen!!! Die Gruppe nimmt an dem Theaterfestival in Budweis teil und am 22. April muss die Vorstellung fertig sein. Normalerweise kamen die Studenten, besser gesagt Schauspieler und Menschen aus der Crew, zu den Proben sehr gelangweilt und ohne Energie. Alle sind nach dem ganztägigen Sitzen in den Seminaren und Vorlesungen fix und fertig. In dieser Woche müssen sie in die Schule noch nicht. Deswegen sind sie schön frisch und einsatzbereit! Diese Woche hatte noch einen Vorteil. Die Gruppe probte jeden Mittwoch in einem kleinen, ziemlich engen Raum, aber diese Woche waren alle Räume noch frei. Die Gruppe konnte sich den geeignetsten auswählen. Die drei Tage wurden in einem der größten Hörsäle verbracht. Alle waren aufgeregt und mehr begeistert als je zuvor. Erst jetzt kann sie bei der Gruppe recht viel Engagement beobachten und das brachte ihr schon langsam ein sicheres Gefühl, dass sie es mit diesen Leuten schaffen wird. Es geht nämlich nicht nur um das Proben und Spielen, das ist „das Kleinste“. In Anführungszeichen... aber man muss auch an die Kostüme und Requisiten denken. Und die Beleuchtung? Und die Musik? Das alles muss jemand besorgen. Und für ihre blauen Augen macht das niemand umsonst. Noch wenn die gar nicht blau sind... Man braucht einfach einen, oder lieber mehr Sponsoren. Sie hat schon Erfahrungen mit Sponsoren, kennt sogar ein paar Leute, die Geld spenden könnten... Ein Problem lag darin, dass sie sich an diese Bekannten in der letzten Zeit mehrmals wandte und manche jetzt aus bestimmten verständlichen Gründen ablehnen müssen. Ihre „Kinder“, wie sie ihre Studenten liebevoll nannte, waren aber toll, sie haben nicht nur geprobt und gespielt, sondern auch bei dem Organisatorischen geholfen. Z. B. Ilona... Sie hatte zwar keine Rolle zugeteilt bekommen, aber sie war die wichtigste Helferin Leas und die “Hauptdarstellerin“ hinter den Kulissen. Und Daniel... Dieser hatte sehr viele Kontakte und Freunde. Und Kontakte können jederzeit brauchbar sein, damit hatte sie schon mehrmals auch schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Die zwei kümmerten sich um das Organisatorische recht eifrig. Sie handelten sehr günstige Bedingungen für die zwei in Brünn geplanten Vorstellungen aus. Lea wusste, dass auf diese zwei Verlass ist und war, an sie denkend, sehr erleichtert. Sie muss sich um alles nicht allein kümmern, ihre „Kinder“ helfen ihr und sind im Stande, selbst ziemlich viel zu schaffen. Die Halbzeit ist hinter ihnen! Die Halbzeit! Die dreitägige Probe war recht gut, man hat Fortschritte gemacht, aber die Vorlesungszeit ist hier wieder und das wirkt sich negativ auch auf der Atmosphäre aus. Alle sind wieder müde und die Begeisterung ist weg. Verflucht! Dei Hoffnungen Leas lösten sich langsam im Staub des Alltags auf. Na ja, alle kamen zu den Proben, probten, auch mit den Requisiten machten sie Fortschritte und allmählich war hier auch das Geld von Sponsoren. Es kam aber die erste Krise. Lea, eine sehr nette Frau, die immer lächelt, nie böse ist und niemandem etwas vorwerfen mag, erinnerte mit ihrem Lächeln auf den Lippen immer die Studenten, dass es schon an der Zeit ist, die Texte zu lernen. Immer noch muss sie Zeuge davon sein, wie die „Kinder“, die sie im Nu am liebsten mit „Gören“ anschreien würde, mit den Papieren in der Hand herumlaufen und keinen blassen Schimmer davon haben, was da drin in den Papieren steht. Klar, alle haben auch andere Sorgen. Bis auf ein paar Ausnahmen studieren die zwei Fächer, müssen immer Essays schreiben, Referate vorbereiten und dann manchmal auch etwas lernen. Dazu haben manche auch einen Job. Lea hatte plötzlich ein starkes Schuldgefühl. Sie raubt den armen Mädchen und Jungen ihre wertvolle Zeit! Aber andererseits haben die sich zu so was freiwillig entschlossen, mit ihrer ewigen Rücksichtsnahme kann sie gar nicht weit kommen! So knapp vor dem Festival kann man nicht einfach aussteigen. Ausgeschlossen! Wie müsste sie sich dann vorkommen? Die Schuld wird auf allen liegen, aber sie wird die Unfähigste sein, sie, nicht die Gören! Sorry, ihre Kinder... Ihr Kopfzerbrechen damit, wie sie die Kinder anspornen sollte, ohne böse zu sein und jemanden zu beleidigen, hatte ein rasches Ende genommen. So nervös war sie seit langem nicht. Übertreibt sie? Vielleicht, aber wenn sich das nächste Mal nichts ändert, kann sie sich von den Befürchtungen nicht mehr abhelfen... Die kommende Stunde sollte zu einer der schwierigsten in dem ganzen Jahr werden. Alle standen da, auf der improvisierten Bühne, in den Händen wieder diese verflixten Papiere! Wenn sich das nächste Mal... Sie hat es wirklich satt!!! Peinlich, aber es muss schon raus. Ihre Stimme zitterte ein bisschen. Sie war jetzt erbost, meinte es todernst und man konnte es ihr auch ansehen. Sie war zwar die Regisseurin, die Chefin, aber hat alle immer für gleichwertige Partner gehalten. Diesmal muss sie doch zeigen, dass es so nicht weitergeht. Die Texte muss man halt lernen!! Alle sahen Lea zum ersten Mal so erbost. Keinesfalls war es ihnen angenehm, so was zu hören. Aber manchmal geht´s nicht anders, als einmal richtig Krach zu machen. An diesem Abend regte sich in allen das Gewissen. Lea hat´s geschafft, sie endlich dazu zu bringen, die Texte gründlich und aufmerksam durchzulesen und auch auswendig zu lernen. Aber um welchen Preis?! Obwohl Lea wusste, dass dies notwendig war, hatte sie kein gutes Gefühl. Üblicherweise endete der Abend nach der Probe in einer Kneippe. Diesmal aber kann sie nicht mitgehen. Sie ist schon mit ihren Kollegen verabredet. Jedoch weißt sie, dass es eher wie eine blöde Ausrede aussieht. Die „Kinder“ ahnen, wie sie sich jetzt fühlt... Aber was, sie sollten auch mal erkennen, dass sie jemandem den Abend recht verderben können. Manchmal sind Schuldgefühle richtig platziert. Sehr richtig. Die ausgewählte Kneippe war voll. Sie suchten deshalb eine andere. Bis sie eine mit noch ein paar freien Plätzen fanden. Welch eine Überraschung! Markéta! Noch mit ein paar Leuten... Lea und die anderen Lektoren setzten sich zu einem Tisch mit den Studenten und plauderten über alles Mögliche. Lea saß gegenüber Markéta. Die erfahrene „Theatermacherin“ konnte erkennen, wie besorgt Lea war, und deswegen fing sie an, über das Theater zu erzählen. Normalerweise lernen alle den Text erst eine Woche vor der Premiere, denn die Profis sagen, dass nur Feiglinge den Text lernen. Ihre Rede hat Lea beruhigt und begann zu glauben, dass man sowieso die größten Fortschritte erst in der letzten Woche macht. Sie muss es glauben, jetzt hat sie keine andere Wahl mehr. „In der letzten Woche schaffst du mehr, als in den acht oder mehr Monaten zuvor. Und wir haben einen großen Vorsprung. Wir gingen alle Szenen durch. Ich habe erlebt, dass es eine Woche vor der Premiere noch Auftritte gab, die wir nie geprobt hatten. Und erst in der letzen Woche kümmerten wir uns um die Requisiten und Kostüme. Wir haben schon fast alles. Hab keine Angst. Das Lampenfieber und der natürliche Stress verwandeln auch die größten Phlegmatiker zu brauchbaren Schauspielern.“ Diese Worte waren ihr eine richtige Heilsalbe für ihre Seele! Lea fragte noch Markéta, wie lange sie eigentlich schon Theater spielt. Als sie erfuhr, dass schon seit zehn Jahren, war es ihr klar, dass dies alles nicht nur ein leerer Trostversuch war. Markéta gab dann der Lea noch ein paar gute Ratschläge, die Lea später häufig benutzte. Und fast nimmer vergaß sie zu erwähnen, dass es nicht aus ihrem eigenen, sondern aus Markétas Kopf ist. Die Zeit näherte sich und man konnte schon spüren, dass diese Probe am Dienstag, nicht an der Uni, sondern in einem Saal in einem Studentenwohnheim, anders sein wird. Es war die vorletzte vor der Budweis-Reise /Budweisreise. Alle waren müde, erschöpft, aber versuchten ihr Bestes zu tun. Es war alles so, wie Markéta damals in der Kneippe prophezeite. Die letzte Probe dauerte bis neun und für den Pförtner an der Uni war es eine Zumutung, ja eine recht verdächtige Angelegenheit, dass sich jemand so spät in der Germanistik aufhält. Seitdem er damals die Leiche gefunden hatte, kam ihm alles verdächtig vor. Hat er es aber der Kollegin richtig geschildert, ja, er kann schon merken, wie sie ihn bewundert. Er ist in diesem Gebäude (bei aller Bescheidenheit) eine der wichtigsten Personen. Was hätte das arme Weib in seiner Situation gemacht! Und seine Wichtigkeit muss er allen zeigen. Lea und die anderen waren aber mit ihren Gedanken in einer anderen Welt, sie haben nicht richtig mitbekommen, was für geschwollene Reden der alte Wichtigtuer führt. Sie hatten im Kopf Requisiten, Kostüme, Texte und andere Dinge, die sie vor der Abreise nicht vergessen dürfen. Es wäre nicht so lustig gewesen, hätte alles plangemäß verlaufen. Jitka brach schon eine Woche vor der Abfahrt zusammen. Sie hatte nur eine winzige Rolle, aber war so nervös, dass sie zur Mitfahrt nicht fähig war. Glücklicherweise konnte einer der mitfahrenden deutschen Lektoren für Jitka einspringen. Später lies Lea zu, dass es ohne Jitka viel besser war. Denn was hätte man mit ihr tun sollen und können, wenn sie erst in Budweis zusammengebrochen wäre?? Jitka hat im Voraus angemeldet, dass sie sich nicht fit fühlt und man konnte damit noch was machen, aber Lucie...!!! Diese verkörperte Komplikation! Ihre Rolle war zwar nicht groß, aber keiner konnte für sie einspringen. Gestern schaffte sie es zu der Probe nicht, jetzt fehlt die Prinzessin wieder, obwohl der Zug in ein paar Minuten wegfährt. Mindestens planmäßig... Wie stellt sie es sich eigentlich vor? Sie ist für die anderen da und nicht diese für sie! Uuuuf!!! Alle waren erleichtert, als sie in der letzten Minute auftauchte. Sollte sie ihr was sagen? Oh nein, Ende gut, alles gut. Na ja, aber es ist erst der richtige Anfang... Die Fahrt nach Budweis verlief ziemlich schnell. Es wurde viel geplaudert und auch gesungen. Ja, das ist die Idee, nach der sie heimlich noch gesucht hatte! Am Anfang und am Ende der Vorstellung könnte man singen! Werden es die Kinder aufnehmen? Soll sie es überhaupt vorschlagen? Vielleicht eher als Witz Angenehm überrascht wurde sie, das musste sie bekennen, so viel Begeisterung für diese Idee hätte sie nie erwartet. Dann abgemacht! Mit diesem Eifer wird man es sicher schaffen! Oder mindestens glücklich überleben... Endlich war Freitag. Der Tag der Vorstellung. Leas Kopf ist beinahe geplatzt. So eine Last der Verantwortung hat sie noch nie gespürt! Schnell ins Theater und noch einmal proben! Man muss noch das Singen üben! Und noch jemand für /zu die /der Beleuchtung! Die Spannung war überall. In jedem Wort, das Lea sagte, in jeder ihrer Bewegung, in jedem ihrem Gedanken, in ihrem Atem. Auch die Studenten waren sehr gespannt. Riesige Freude und Glücksgefühle lösten die Sorgen erst nach der Aufführung ab. Jetzt waren alle endlich glücklich. Und konnten feiern. Die Feier dauerte bis zum Morgen. Der Gruppe ging es eigentlich um nichts, obwohl sie diese Vorstellung für wichtiger hielt als die Brünner... aber Lea wusste, dass sie von Brünn mehr erwartet. Jedoch darf niemand an ihr etwas erkennen. Sie und Adam, über sie könnte man bald einen Krimifilm drehen. Natürlich nur dann, wenn der Adam wirklich was erreicht. Sie ist aber eine – den Erfolg würde sie natürlich tragen wollen und im umgekehrten Fall würde sie „der Adam war´s“ sagen. Eigentlich ist es gut so, dass sie es geschafft haben, niemandem davon ein einziges Wort mitzuteilen. Nur Klara weiß, aber ohne die hätte die Gruppe mit Handke oder Dürrenmatt die ganze Zeit verbracht. Und bekamen sie nicht die meisten Pluspunkte für Originalität?? In dieser Beurteilungskategorie waren sie souveräne Sieger! Und was für einen Sieg wird es in Brünn sein! Sie muss dem Vladimir gleich sagen, sie waren total erfolgreich, er kann ihr dann, natürlich nichts ahnend, seine Anwesenheit nicht absagen... Nach der erfolgreichen Premiere war Lea schon viel ruhiger. Sie wusste, dass es auch in Brünn klappt. Angst hatte sie nur, ob man alle Eintrittskarten verkauft, um die Miete in dem Theater bezahlen zu können. Auch das klappte! Hauptsächlich dank Ilona und Daniel. Diesmal gab es nur ein paar technische Probleme. Der Techniker vergaß einmal, das Licht auszumachen. Lea saß in der ersten Reihe. Alle waren stumm, denn die Szene war schon am Ende. Aber die Reflektoren schienen immer weiter. Und da plötzlich konnte man Leas Stimme hören, wie sie ruft: „Jetzt sollte das Licht aus…..“ Bis auf dieses kleine Problem klappte alles. Es kamen viele Germanistikstudenten und – was die Lea und ihre Kinder sehr gefreute – auch die Dozenten und Assistenten. Und der Vladimír ist auch gekommen. Sicher hat er dabei an den sagenumwobenen Mustersatz gedacht, der den Lehrern zur Hand steht, wenn sie den Schülern das Plusquamperfekt erklären: Hätte ich es gewusst, wäre ich sicher nicht gekommen. Das war wirklich ↑ABEND, DER GROSSE