John Lakoff; Mark Johnson: Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern. Originaltitel: 1980 in ihrem Werk Metaphors We Live By Tschechisch: Metafory, kterými žijeme. Vydavatel: Brno: HOST. 2002. Edice: Teoretická knihovna. Překlad a komentář: Mirek Čejka. "Metaphern, das verwenden doch nur Rhetoriker und Literaten." - Mit diesem Vorurteil räumen die beiden Autoren auf, denn das Gegenteil ist der Fall: Metaphern sind überall und jeder verwendet fast täglich welche. Und es ist eben nicht nur bildhafte Sprache, wenn Menschen füreinander "entflammen", Argumente "in der Luft zerrissen werden" usw., Lakoff/Johnson zeigen, wie diese "Bilder" mit anderen zusammen hängen und so ganze Bereiche - besonders auch des abstrakten Denkens - durch diese Bilder erst Gestalt gewinnen. Und dies mit oft weitreichenden Konsequenzen, denn wer im Business hauptsächlich in Kriegs- und Kampfmetaphern denkt, wird sich letztlich auch so verhalten. Die Autoren polemisieren gegen den Gedanken, die Metaphern stellten nur eine Verfremdung unserer Alltagsrealität. Für sie sind Metaphern gerade Modelle unserer Wahrnehmeung der Alltagsrealität, Urkonzepte, aufgrund deren unsere Erfahrung organisiert und und in begrifflichen Systemen gespeichert wird. “Metaphern (und Metonymien, in anderer Weise) als Konzepte, oder auch als Schemata, sind jedoch zunächst einmal ganz allgemeine, grundlegende menschliche Formen des Erkennens und Verstehens im Alltag: Mit wahrnehmungsnahen Vergleichselementen wird innere Realität, Abstraktes, schwer Verständliches oder noch nicht richtig Fassbares in einer bekannten Gestalt gefasst und damit verständlich gemacht, was in der diskursiven Sprache oft nicht oder kaum zu leisten ist.” Die Metapherndichte von politisch-journalistischen Gebrauchstexten oder auch in der Werbung weist darauf hin, dass Bildlichkeit nicht nur als Merkmal von Poetizität aufzufassen. Literarisch wichtig ist unzweifelhaft ist die zentrale Rolle, die der dichterischen Metaphorik in bestimmten Epochen (etwa im Barock) und in spezifischen Gattungen (etwa in der Lyrik) zukommt. In der neueren Diskussion schon vor Lakoff wird das Ersetzungsmodell zunehmend von einer sogenannten Interaktionstheorie abgelöst. So hat Peter Szondi darauf hingewiesen, daß literarische Metaphorik nicht als mechanische Ersetzung des 'eigentlichen' Ausdrucks verstanden (und damit tendenziell wieder aufgelöst) werden sollte, sondern als eigenständiger "Modus der Wirklichkeitserfahrung" und als eine "Modifikation der vorgegebenen Sprache" (Einführung in die literarische Hermeneutik, S.89). Diese kommunikativen und sprachkreativen Leistungen der Metaphorik lassen sich in der modernen Literatur, insbesondere der Lyrik, am deutlichsten verfolgen. Die Verwendung bzw. Bevorzugung bestimmter Metaphern oder Bildfelder bei einzelnen Autoren, oder ihre Standardisierung im allgemeinen Gebrauch, die sogenannte Kollektivsymbolik (Jürgen Link), lassen schließlich Rückschlüsse auf individuelle oder kollektive bzw. epochenspezifische Sichtweisen, Erklärungsmuster und 'Weltbilder' zu.