Biedermeier nach Wikipedia: Der Begriff Biedermeier als Epochenbezeichnung entstand erst um 1900. Er geht zurück auf eine fiktive Figur namens Gottlieb Biedermeier, die der Jurist und Schriftsteller Ludwig Eichrodt und der Arzt Adolf Kußmaul erfanden und unter dessen Name in den Jahren ab 1855 in den Münchner Fliegenden Blättern diverse Gedichte veröffentlicht wurden, die teilweise Parodien auf die Poesie des realen Dorfschullehrers Samuel Friedrich Sauter waren. Entstanden war der Name aus zwei Gedichten mit den Titeln Biedermanns Abendgemütlichkeit und Bummelmaiers Klage, die Joseph Victor von Scheffel in diesem Blatt 1848 veröffentlicht hatte. Bis 1869 wurde Biedermaier geschrieben, erst danach kam die Schreibweise mit ei auf. Der fiktive Herr Biedermeier war ein dichtender schwäbischer Dorflehrer mit einfachem Gemüt, dem laut Eichrodt seine kleine Stube, sein enger Garten, sein unansehnlicher Flecken und das dürftige Los eines verachteten Dorfschulmeisters zu irdischer Glückseligkeit verhelfen. In den Veröffentlichungen werden die Biederkeit, der Kleingeist und die unpolitische Haltung großer Teile des Bürgertums karikiert und verspottet. Nach 1900 wurde der Begriff Biedermeier jedoch eher wertneutral aufgefasst, als Synonym für die neue bürgerliche Kultur der Häuslichkeit und der Betonung des Privaten, als gesellschaftliche Ruhephase vor der Umwälzung. Im erweiterten Sinne wurde er dann auch für Kunst, Literatur und Mode dieser Zeit benutzt. In der Bildenden Kunst der Biedermeierzeit dominierten die Genre- und die Landschaftsmalerei, aber auch das Porträt. Religiöse und historische Motive fehlen fast völlig. Der Stil war realistisch, die Bilder ähnelten oft einer fotografischen Abbildung. Vorbild war die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Allerdings war das angestrebte Ergebnis ein Pseudo-Realismus, denn die Wirklichkeit wurde gern idealisiert und ein wenig "verbessert".Als bildende Künstler des Biedermeier gelten die Maler Moritz von Schwind, Adolph Menzel (Frühwerk), Ludwig Richter, Carl Spitzweg und Ferdinand Georg Waldmüller. Richter war vor allem als Illustrator gefragt, er bebilderte rund 150 Bücher. Das Bürgertum kultivierte das Privat- und Familienleben in ganz neuem Ausmaß. Nicht die Repräsentation stand im Vordergrund, sondern das häusliche Glück in den eigenen vier Wänden, die zum Rückzugsort wurden. Bürgerliche Tugenden wie Fleiß, Ehrlichkeit, Treue, Pflichtgefühl, Bescheidenheit wurden zu allgemeinen Prinzipien erhoben. Die Biedermeier-Wohnstube war die Urform des heutigen Wohnzimmers, und wahrscheinlich wurde damals der Ausdruck Gemütlichkeit eingeführt. Die Geselligkeit wurde in kleinem Rahmen gepflegt, beim Kaffeekränzchen, am Stammtisch, bei der Hausmusik, aber auch in den Wiener Kaffeehäusern. Die bürgerliche Familienstruktur war patriarchalisch, der Mann das Oberhaupt der Familie; der Wirkungskreis der Frau war der Haushalt. Das wohlhabendere Bürgertum beschäftigte Personal, darunter eine Köchin, einen Kutscher, eine Kinderfrau, für Säuglinge auch eine Amme, mitunter ein Hauslehrer. Die wichtigsten weiblichen Freizeitbeschäftigungen waren Handarbeiten und das Klavierspiel, das jede Bürgerstochter zu lernen hatte. Wesentlich mehr Aufmerksamkeit als vorher widmete man auch der Kindererziehung und dem Kinderzimmer. Es entstand erstmals eine eigene Kindermode, die nicht nur eine Kopie der Erwachsenenmode war. Die Biedermeier-Architektur ist elegant, aber eher schlicht. Dieser Stil lehnte sich an den Klasiszismus an, der allerdings eher Monumentalbauten dieser Zeit prägte, das Biedermeier die bürgerlichen Wohnviertel. Der bedeutendste Architekt dieser Epoche war der Berliner Karl Friedrich Schinkel, aber seine Entwürfe waren nicht biedermeierlich. Der bedeutendste Biedermeier-Architekt war sicher Joseph Kornhäusel, der seine Spuren vor allem in Wien und Baden bei Wien, der Sommerresidenz des österreichischen Kaisers, hinterließ. Baden wurde nach einem Brand ab 1812 völlig neu wiederaufgebaut. Da Kornhäusel sehr bekannt war, erhielt er auch Aufträge des Adels. 1812 löste er en inwischen pensionierten J. Hardtmuth ab und wurde Baudirektor des Fürsten Johann II. von Liechtenstein. zuerst musste er die von Hardtmuthem begonnenen Bauten vollenden: den Diana-Tempel bei Eisgrub (1810-1812), die Kolonnád Rajstna[1] bei Feldsberg (Valtice) (1810-1817) und das Schlössel Pohansko (1810-1812) in der Nähe von Lundenburg (Břeclav). In Niederösterreich bei Mödling baute er zur Erinnerung an die bei Apern Gefallenen den Husarentempel (1811-1813). Selbstständig entwarf er das neue Tor des Liechtenstein-Palais in Wien (1814) sowie viele ander Bauen in Wien und Baden: die Kornhäusel-Villa[2], 1804, Theater und Rathaus in Baden bei Wien, 1815, Stadttheater in Baden bei Wien, Synagoge Seitenstettengasse (Wien), 1824-1826, Umbau des Schottenstifts (Bibilothek), 1826-1832 Ausbau von Stift Klosterneuburg (Bibilothek), 1834-1842. Seine Originalwerke für Eisgrun sind Teichschloss (1814-1816) und Apollo-Tempel (1817-1819). Seinem Stadttheater in Baden folgte sein Projekt des Stadttheaters in Olmütz (1828-1830) und in Teschen (1847), wo er schon in den 30er Jahren für den Erzherzog Karl das Schloss umgebaut hatte.Für enselben Auftraggeber entstand auch das Schloss Weilburg bei Baden (1820-1823), das allerding 1945 eine Brand zum Opfer fiel. Die Biedermeier-Möbel folgen keinem einheitlichen Stil, zeichnen sich aber ebenfalls durch schlichte Eleganz aus. Sie hatten weniger repräsentativen Charakter, sondern sollten den Eindruck von Behaglichkeit verbreiten, vor allem auch zweckmäßig sein. Die ersten Möbel dieser Art entstanden in Wien, wobei englisches Mobiliar als Vorbild diente. Großer Wert wurde bei der Produktion auf die handwerkliche Qualität gelegt. Typisch für das Biedermeier sind Kleinmöbel wie Kommoden, Sekretäre oder Nähtischchen. In Wien prägte der Möbelfabrikant Joseph Danhauser senior die neue Wohnkultur. In diese Zeit fällt auch der Erfolg der Bugholzmöbel von Michael Thonet, der aus Boppard stammte und 1842 vom österreichischen Hof nach Wien geholt wurde. Er entwarf die Ausstattung des Palais Liechtenstein in Wien. In dieser Zeit wurde auch die männliche Kleidung eng tailliert getragen, so dass viele Männer zu einem Schnürgürtel griffen. Die Hemden hatten einen so genannten Vatermörder-Kragen, der den Hals einschnürte. Dazu wurden seit 1815 erstmals lange Hosen (Pantalons) getragen, gestreifte oder geblümte Westen sowie ein Gehrock oder ein Frack. Kopfbedeckung war der Zylinder. ------------------------------- [1] Diesen Aussichtsbau ließ Fürst Johann I zum Andenken an seinen Vater und seine Brüder am höchsten Punkt des Gebietes um Lednice und Valtice, auf dem Hügel Homole, errichten. [2] eingentlich ein Herrschaftshaus für den Großhändler Joseph Jenamy in Ottakring.