Mahler und die Frauen Seine Mutter war Mahler sehr lieb und wichtig. Mit seiner Schwester Justine verband ihn nicht nur das gemeinsame Leben, sondern auch Verständnis und Freundschaft. An jedem Ort seines wechselhaften Lebens war er in eine neue junge Frau leidenschaftlich verliebt. Immer floss etwas davon in seine Musik ein. Mit sechs Jahren war Mahler zum ersten Mal verliebt. Für diese Freundin komponierte er ein Lied. Anfang 1880 in Wien komponierte er drei Lieder für Josephine Poisl, die seine Gefühle aber nicht erwiderte. In Kassel war es die Sopranistin Johanna Richter. 1884 entstanden dort die ersten Lieder eines fahrenden Gesellen. 1888 in Leipzig schrieb er, inspiriert durch seine Liebe zu Marion von Weber, der Frau eines Enkels von Carl Maria von Weber, und durch den Roman Titan von Jean Paul in sechs Wochen die 1. Sinfonie und erste Lieder zu Des Knaben Wunderhorn, einer Textsammlung mit Volksdichtungen, die er sehr schätzte. In Hamburg spielten zwei Frauen eine wichtige Rolle: Die Geigerin Natalie Bauer-Lechner liebte ihn sehr, schrieb ausführliche Tagebücher über die Gespräche mit ihm, woraus eine sehr gründliche Quelle für seine Gedanken, Vorstellungen und viele Erlebnisse wurde; sie war ihm geistig gewachsen und blieb ihm in ihrer Liebe bis ans Lebensende treu. Für ihn war es eine enge, aber nur platonische Freundschaft. Mit der auch im Alltag hochdramatischen Anna von Mildenburg ging er die intensive, leidenschaftlichste Liebesbeziehung vor seiner Ehe ein, die jedoch mit dem Wechsel nach Wien, wo sie ebenfalls engagiert war, von ihm beendet wurde. Eine Ehe zwischen zwei ihre Berufung ernstnehmenden Künstlern konnte er sich nicht vorstellen. Deshalb endete auch die Beziehung zu Selma Kurz in den ersten Wiener Jahren sehr bald. Dabei war gerade die gemeinsame Vertiefung in die Musik und die Gabe beider Sängerinnen, seine Musiktheatervorstellungen aufs Eindrucksvollste zu verwirklichen, ein wesentlicher Teil der Beziehung. Und darauf brauchte er bei beiden ja nicht zu verzichten. „Ein gemeinsames Wollen muß sich ergeben, ein Begegnen auf dem geistigen Urgrund eines Werkes muß zu geheimem, aber innigstem Einverständnis führen, das allein den Willen seines Schöpfers erfüllen kann.“ Das schrieb Anna von Mildenburg über die gemeinsame Arbeit in ihren Erinnerungen, die zehn Jahre nach Mahlers Tod erschienen, ohne jede Bitterkeit ihm gegenüber, und die darin enthaltenen Briefe zeigen, wie eng die Bindung zwischen Mahler und ihr war. Die Ehe mit Alma Schindler [Bearbeiten] Von der Ehe hatte Mahler eher konservative Vorstellungen, und als er im März 1902 Alma Schindler (geboren 1879) heiratete, bestand er darauf, dass sie nicht weiter komponierte, um stattdessen ihre Aufgaben als Ehefrau und Mutter wahrnehmen zu können. Alma ging darauf ein, nahm es ihm jedoch bis ins Alter hinein übel. Sie selbst war unter lauter Künstlern aufgewachsen. Ihr Vater Emil Jakob Schindler und ihr Stiefvater, Carl Moll, waren Maler. Über ihr Elternhaus lernte sie Max Klinger, Gustav Klimt, Alexander von Zemlinsky (bei dem sie Kompositionsunterricht nahm) und andere kennen. Sie wurde in die Gespräche einbezogen, geliebt und für ihre Schönheit bewundert. Mahler und sie hatten sich im „Salon“ Bertha Zuckerkandls kennengelernt. Alma war von Mahler als Persönlichkeit und Dirigent fasziniert. Mit seiner Musik konnte sie jedoch wenig anfangen, und in der Ehe mit dem 19 Jahre älteren Mann vermisste sie so einiges. Mahler liebte sie leidenschaftlich und innig, hatte durch sein riesiges Arbeitspensum jedoch wenig Zeit für Besuchsabende und andere Vergnügungen und war während der Ferien in einem extra für ihn gebauten Komponierhäuschen (1893-96: Steinbach am Attersee, 1900-07: Maiernigg am Wörthersee, 1908-10: Toblach) vollkommen in seine Musik vertieft. Er fühlte sich als ihr „Lehrer“ in Bezug auf Weltanschauung und das Leben. Des öfteren sprach er aus (in Briefen erhalten), dass er sich wünschte, sie hätte mehr „Reife“. Die beiden bekamen zwei Töchter, im November 1902 Maria Anna, im Juni 1904 Anna Justina, worüber Mahler sehr glücklich war. Alma konnte jedoch nicht verstehen, dass er 1904, während die beiden vergnügt im Garten spielten, seine Kindertotenlieder vollendete, auf Texte von Friedrich Rückert, die dieser nach dem Tod einer Tochter geschrieben hatte. Nach Mahlers Tod heiratete Alma den Architekten Walter Gropius und später den Dichter Franz Werfel, ließ sich jedoch bis ans Lebensende als „Witwe Gustav Mahlers“ feiern. Die Tochter Anna ging mit ihrer Mutter zunächst nach Kalifornien und lebte später als Bildhauerin in Spoleto, wo sie 1988 starb.