Norwegisch – Unterricht Norweg Norwegische Sprache Norwegisch (norsk) Gesprochen in Norwegen Sprecher 5 Millionen Linguistische Klassifikation * Indogermanische Sprachen Germanische Sprachen Skandinavische Sprachen Norwegisch Offizieller Status Amtssprache in Norwegen Sprachcodes ISO 639-1: no ISO 639-2: nor Die norwegische Sprache (Eigenbezeichnung: norsk, sprich: [norsk] bzw. [noschk]) gehört zum nordgermanischen Zweig der indogermanischen Sprachen. Sie wird von etwa 5 Millionen Norwegern als Muttersprache gesprochen, von denen der größte Teil in Norwegen lebt, wo die norwegische Sprache Amtssprache ist. Norwegisch wurde in drei Formen standardisiert, wovon heute zwei offiziellen Status haben: * Bokmål (wörtl.: Buchsprache) * Nynorsk (wörtl.: Neunorwegisch) * Riksmål (wörtl.: Reichssprache; ohne offiziellen Status). Bokmål/Riksmål, oft in fehlerhafter Vereinfachung Norsk („Norwegisch“) genannt, wird von rund 85-90 Prozent der Bevölkerung geschrieben und ist linguistisch gesehen keine ursprüngliche Einzelsprache, sondern ein teilweise norwegisiertes Dänisch und somit eine Tochtersprache desselben. Das Riksmål ist eine nicht-offizielle Variante, die dem moderaten Bokmål ähnlich ist. Es ist der dänisch-norwegischen literarischen Tradition verpflichtet und daher zum Teil weniger „norwegisiert“. Nynorsk hingegen hat einige Gemeinsamkeiten mit den westskandinavischen Sprachen Färöisch und Isländisch. Trotz der Vorsilbe Ny- (für „Neu“) ist Nynorsk („Neu-Norwegisch“) nicht die jüngere, sondern die ältere der offiziellen norwegischen Sprachvarianten. Beide Varianten haben im Weiteren jeweils Elemente, die sie mit dem Schwedischen teilen. Norweger, Dänen und Schweden verstehen sich gegenseitig relativ gut, wobei Norweger beide Völker sprachlich besser verstehen als diese sich untereinander. Auch haben Norweger bessere Voraussetzungen, Färöisch oder Isländisch zu erlernen. * Geschichte [Bearbeiten] In Norwegen gab es immer eine Vielzahl verschiedener Dialekte. Wegen der komplizierten Topographie mit vielen Gebirgen und Tälern und schlechten Verkehrswegen über Land konnten sich die Dialekte sehr unterschiedlich voneinander entwickeln, auch wenn die Abstände zwischen zwei Orten oft nur relativ gering waren. Aus diesem Grunde, aber auch wegen der dänischen Vorherrschaft mit Dänisch als Amtssprache über Jahrhunderte hinweg, konnte sich nie eine einheitliche Aussprache etablieren, die dem Hochdeutschen vergleichbar wäre. Das macht heutzutage in Norwegen die Verständigung nicht unbedingt einfacher, gibt dem Norwegisch Lernenden aber auch eine gewisse Freiheit im Erlernen der korrekten Aussprache, da das norwegische Ohr gewisse Schwankungsbreiten gewöhnt ist. Was die norwegische Schriftsprache betrifft, so muss von zwei norwegischen Sprachen gesprochen werden. Der Ursprung der norwegischen Sprache liegt im Altnordischen, das dem Isländischen sehr ähnlich ist. In der Hansezeit war Mittelniederdeutsch (Plattdeutsch) die Verkehrssprache des Nordens. Viele niederdeutsche Wörter wurden als Fremdwörter und Lehnwörter integriert. Von 1380 bis 1814 war Norwegen mit Dänemark vereinigt, anfangs noch als Personalunion. Während dieser Zeit wurde die alte norwegische Schriftsprache immer schwächer und 1450 offiziell durch das Dänische ersetzt. Die ursprünglichen Dialekte wurden aber auf dem Lande weiterhin gesprochen. Nach der Trennung von Dänemark 1814 entstand im Laufe des 19. Jahrhunderts wie in anderen jungen Staaten Europas eine national-romantische Welle, die hauptsächlich an die norwegische Vergangenheit des Mittelalters (also vor der Vereinigung mit Dänemark) anknüpfen wollte. Dies betraf auch die Sprache: Die Anhänger dieser Bewegung forderten, dass zum Zeichen der Emanzipation Norwegens die ursprüngliche norwegische Sprache des Mittelalters wieder zum Leben erweckt werden solle. Schließlich wurde in den 1850er Jahren von dem Dichter und Sprachwissenschaftler Ivar Aasen das Landsmål entwickelt, das seit 1929 offiziell Nynorsk heißt. Seit 1885 ist Landsmål/Nynorsk offiziell anerkannte Schriftsprache. Die Grundlage für diese neue Sprache bildeten vor allem die westnorwegischen Dialekte, die am altertümlichsten sind. Von einer Plansprache unterscheidet sich Nynorsk durch seine Verankerung in engverwandten, lebendigen Dialekten. Allerdings hatte sich das Dänische inzwischen als Amtssprache und auch allgemeines Kommunikationsinstrument breiter Schichten vor allem in der Hauptstadt Oslo schon so weit durchgesetzt, dass das neue Landsmål das Dänische nicht mehr verdrängen konnte. So manifestierte sich die norwegische Sprache in zwei Varietäten: 1. Riksmål ("Reichssprache") 2. Landsmål ("Landessprache"). Die Erste war bis Anfang des 20. Jahrhunderts nahezu reines Dänisch, später passte es sich aber immer stärker an das Landsmål an (dano-norwegisch). Seit 1929 heißt Riksmål offiziell Bokmål und Landsmål wird als Nynorsk bezeichnet. Die sogenannte Samnorsk-Bewegung beansprucht weiterhin den Namen Samnorsk für eine inoffizielle, gemein-norwegische Sprachform. Aufgrund des erstarkten Nationalbewusstseins konnte Nynorsk bis 1944 immer mehr Anhänger gewinnen und hatte seinerzeit knapp ein Drittel der Norweger auf seiner Seite. Inzwischen ist deren Anteil bevölkerungsmäßig auf etwa 10–15 Prozent geschrumpft. Dies hat mehrere Gründe: In den urbanen Gebieten, also vor allem in der Region Oslo, wird Nynorsk als befremdlich empfunden. Das städtische Bürgertum hat das auf ländlichen Mundarten basierende Nynorsk ohnehin stets abgelehnt. Folglich fehlt dem Nynorsk bis heute eine wirkliche Verankerung in den wirtschaftlichen und politischen Zentren. Zum anderen wird von manchen Landbewohnern besonders Ostnorwegens Nynorsk eher als Kunstprodukt angesehen, da es eben nur so etwas wie ein kleinster gemeinsamer Nenner der Dialekte ist. Und schließlich ist die Grammatik des Nynorsk schwieriger als die des Bokmål. Trotzdem muss gesagt werden, dass dennoch die meisten norwegischen Dialekte dem Nynorsk näher stehen als dem Bokmål, das einige dem Norwegischen zum Teil ganz fremde phonologische, morphologische und sonstige grammatische Züge aufweist. Nynorsk ist Amtssprache für 27 Prozent der Gemeinden mit ca. 10-15 % der Bevölkerung. Es handelt sich dabei um die allerdings dünn besiedelten Täler des fjordreichen Westens und des gebirgigen Landesinnern. Seitens des Staates sind beide Sprachformen offiziell anerkannt; gemäß Sprachengesetz darf keine Behörde eine der beiden zu mehr als 75 % gebrauchen (was in der Praxis allerdings oft nicht befolgt wird), und Anfragen müssen in der gleichen Sprachform beantwortet werden. Das Sprachabkommen im Nordischen Rat garantiert zudem, dass Dänisch und Schwedisch im offiziellen Schriftverkehr erlaubt sind. Das gilt gegenseitig. Modernes Norwegisch Bokmål und Nynorsk Ein Beispiel für den Unterschied zwischen Bokmål und Nynorsk: B: Jeg kommer fra Norge. (wie im Dänischen: Jeg kommer fra Norge) N: Eg kjem frå Noreg. D: Ich komme aus Norwegen. B: Hva heter du? (dänisch: Hvad hedder du?, wobei das d in hvad kaum hörbar ist bzw. ,wie generell im dänischen, viel eher als "l" wie in Wall ausgesprochen wird") N: Kva heiter du? D: Wie heißt du? Riksmål Gegner der Sprachreformen, die Bokmål näher an Nynorsk bringen sollten, benutzen den Namen Riksmål weiter. Høgnorsk Es gibt noch eine weitere inoffizielle Form des Nynorsk, das sog. Høgnorsk (etwa Hochnorwegisch); eine Sprache, die dem originalen Landsmål von Ivar Aasen ähnlich ist. Die Høgnorsk-Bewegung missachtet die Reformen des Nynorsk nach 1917. Diese Sprache wird nur von einer sehr kleinen Gruppe Norweger verwendet und wird, weil sie sehr archaisch wirkt und sich von den heutigen Mundarten sehr unterscheidet, von der Mehrheit der Norweger als unverständlich bzw. seltsam empfunden. Sprachsoziologisch kann man die Høgnorsk-Bewegung als sektiererisch charakterisieren. Phonologie Vokale Das Norwegische besitzt 18 Monophthonge und 7 Diphthonge. Monophthonge des Norwegischen vorne zentral hinten ungerundet gerundet lang kurz lang kurz lang kurz lang kurz geschlossen iː i yː y ʉː ʉ uː u Mittel eː e øː ø ɔː ɔ Offen æː æ ɑː ɑ Die Diphthonge des Norwegischen sind /æi øy ɑʉ ɑi ɔy ʉi ui/. Konsonanten Das Norwegische hat 23 Konsonanten, darunter 5 retroflexe Laute, die als Allophone anzusehen sind. Konsonanten des Norwegischen bilabial labio- dental alveolar post- alveolar retroflex palatal velar glottal Plosive p b t d ʈ ɖ k g Nasale m n ɳ ŋ Trills/Flaps r ɽ Frikative f v s ʃ ç j h Laterale l ɭ Quelle: SAMPA für Norwegisch (englisch) Grammatik Geschlecht (Genus) Die norwegische Sprache kennt offiziell die drei Genera: maskulin, feminin und neutrum. Riksmål und konservatives Bokmål kennen aber wie die dänische Sprache nur das männlich-weibliche (utrum) und das sächliche Geschlecht (neutrum). Die Substantive geben in der Regel aber keinen Hinweis darauf, welches Geschlecht sie haben. Auch kennt das Norwegische den unbestimmten Artikel, für jedes Geschlecht existiert eine eigene Form: Bokmål: Nynorsk: Deutsch: en dag ein dag ein Tag ei/en flaske ei flaske eine Flasche et hus eit hus ein Haus et minutt eit minutt eine Minute Weibliche Substantive werden im Bokmål aber oft auch wie männliche behandelt. Anstelle von: ei flaske = en flaske – eine Flasche In der unbestimmten Mehrzahlform enden männliche, weibliche und (im Bokmål) mehrsilbige sächliche Substative auf -er (im Nynorsk gibt es die Endungen -ar und -er), einsilbige sächliche bleiben endungslos. Ausnahmen bestätigen die Regel: Bokmål: Nynorsk: Deutsch: dager dagar Tage flasker flasker Flaschen hus hus Häuser minutter minutt Minuten Im Gegensatz zum Deutschen gibt es den bestimmten Artikel nicht als eigenständiges Wort vor dem Substantiv, sondern es wird ein Flexionssuffix angehängt, an dem auch das Geschlecht des Substantivs zu erkennen ist: Bokmål: Nynorsk: Deutsch: dagen dagen der Tag flaska/flasken flaska die Flasche huset huset das Haus minuttet minuttet die Minute Bei den weiblichen Substantiven besteht im Bokmål somit auch die Möglichkeit, statt des männlichen -en ein weibliches -a anzufügen; im Nynorsk ist dies obligatorisch: flaska = flasken – die Flasche. Um die Mehrzahl der bestimmten Formen zu bilden, wird im Bokmål geschlechtsübergreifend ein -ene angefügt. Nynorsk kennt -ane, -ene, -o und -a. Natürlich gibt es auch hier einige Ausnahmen: Bokmål: Nynorsk: Deutsch: dagene dagane die Tage flaskene flaskene die Flaschen husene (seltener: husa) husa die Häuser øynene augo/auga die Augen minuttene minutta die Minuten Konjugation (Beugung von Tätigkeitswörtern) Das Norwegische hat die ursprünglich verschiedenen Personalendungen vereinfacht, sodass heute alle Personen die gleiche Endung haben. Der Infinitiv (Die Grundform) [Bearbeiten] Einsilbige Verben keine besondere Infinitivendung: Bokmål: Deutsch: å gå gehen å se sehen: å gi geben: Mehrsilbige Verben haben die Endung -e: Bokmål: Deutsch: å komme kommen å diskutere diskutieren: å åpne öffnen Das einfache Präsens wird gebildet, indem man an den Infinitiv ein -r anhängt: å gå -> går å komme -> kommer å åpne -> åpner Die vollständige Konjugation lautet: jeg kommer ich komme du kommer du kommst han kommer er kommt hun kommer sie kommt den/det kommer es kommt vi kommer wir kommen dere kommer ihr kommt de kommer sie kommen Sowie die Modalverben: Grundform: Präsens: Deutsch: å kunne kan können å måtte må müssen å ville vil wollen å skulle skal werden (Futur), sollen å burde bør sollen å tøre tør wagen Das Präteritum (Die Vergangenheit) Im Norwegischen kann man ebenso viele Vergangenheitszeiten wie im Deutschen bilden (kam, bin gekommen, war gekommen, werde gekommen sein) und das auf fast genau dieselbe Weise - man verwendet immer das Hilfsverb ha "haben" für die zusammengesetzten Zeiten: (jeg kommer ich komme) (jeg skal komme ich werde kommen) jeg kom ich kam jeg har kommet ich bin gekommen jeg hadde kommet ich war gekommen jeg skal ha kommet ich werde gekommen sein Am häufigsten verwendet man aber die einfache Vergangenheit (kam, sah, wusste...). Wie im Deutschen kennt auch das Norwegische eine Menge starker und unregelmäßiger Verben, zum Beispiel dra, dro, dratt "ziehen, zog, gezogen" (vgl. englisch draw, drew, drawn). -> Das Partizip der Vergangenheit endet übrigens immer auf -t und nie auf en (Ausnahmen: død "gestorben", ledd "gelacht" und slåss "gekämpft): drikke, drakk, drukket, im Deutschen aber: "trinken, trank, getrunken".