Erster Weltkrieg In Arthur Schnitzlers berühmter Novelle aus dem Jahre 1900 bedauert der zum Selbstmord entschlossene Lieutnant Gustl, keinen Krieg mitgemacht zu haben: Briefe schreiben? Wozu denn? An wen denn?... Abschied nehmen? – Ja, zum Teufel hinein, das ist doch deutlich genug, wenn man sich totschießt! – Dann merken's die andern schon, daß man Abschied genommen hat... Wenn die Leut' wüßten, wie egal mir die ganze Geschichte ist, möchten sie mich gar nicht bedauern – ist eh' nicht schad' um mich... Und was hab' ich denn vom ganzen Leben gehabt? – Etwas hätt' ich gern noch mitgemacht: einen Krieg – aber da hätt' ich lang' warten können... Und alles übrige kenn' ich... Ob so ein Mensch Steffi oder Kunigunde heißt, bleibt sich gleich. – – Und die schönsten Operetten kenn' ich auch – und im ›Lohengrin‹ bin ich zwölfmal d'rin gewesen – und heut' abend war ich sogar bei einem Oratorium – und ein Bäckermeister hat mich einen dummen Buben geheißen – meiner Seel', es ist grad' genug! – Und ich bin gar nimmer neugierig... Obwohl es heute kaum nachzuvollziehen ist, herrschte bei Kriegsausbruch eine helle Begeisterung und Kriegsfreiwillige standen Schlange vor Militärbehörden. Lemo berichtet Tagebuchaufzeichnungen und Brief von Leutnant Leopold von Sutterheim (*1894) aus Braunschweig Tagebucheintrag, Sommer 1914 Erzherzog Franz Ferdinand ist mit seiner Gemahlin, der Herzogin von Hohenberg, erschossen worden. Der Täter war ein Serbe. Ich kann nichts darüber schreiben. Mir ist der Tod fast jetzt, nach 8 Tagen, noch unfaßbar. Über die Worte seines greisen Oheims hinweg: "So ist mir nichts erspart geblieben" müssen wir sagen: So ist uns auch, uns Deutschen, der große Vorkämpfer im Kampf gegen die östliche Flut geraubt! Wer wird nun die Welt regieren? Bismarck ist tot, Franz Ferdinand ist tot, ringt sich noch einmal Wilhelm II. zu einer solch ernsten, arbeitsamen Lebensauffassung und Energie durch? Wir bitten darum den Gott Deutschlands, des ganzen Germaniens! In allen kriegführenden Ländern schien man von der Unabwendbarkeit eines Krieges überzeugt und die Mobilmachung wurde von den versammelten Massen durch den Choral "Nun danket alle Gott" begrüßt. Das "August-Erlebnis" erweckte die Hoffnung, die Nation sei einig, Klassengegensätze und soziale Spannungen vergessen. Nach der Mobilmachungsbefehl wurde zwei Millionen Menschen einberufen und zu ihren Einsatzorten transprtiert. Der Krieg gegen die "demokratischen Westmächte" und das "zaristische Rußland" wurde ideologisch gerechtfertigt als Verteidigung der deutschen Kultur. Sogar die Sozialdemokraten protestierten nicht gegen die Behauptung, der Krieg sei dem Deutschen Reich aufgezwungen worden. Aufruf Wilhelms II. Berlin, 6. August 1914 An das deutsche Volk Seit der Reichsgründung ist es durch 43 Jahre mein und meiner Vorfahren heißes Bemühen gewesen, der Welt den Frieden zu erhalten und im Frieden unsere kraftvolle Entwickelung zu fördern. Aber die Gegner neiden uns den Erfolg unserer Arbeit. Alle offenkundige und heimliche Feindschaft von Ost und West, von jenseits der See haben wir bisher ertragen im Bewußtsein unserer Verantwortung und Kraft. Nun aber will man uns demütigen. Man verlangt, daß wir mit verschränkten Armen zusehen, wie unsere Feinde sich zu tückischem Überfall rüsten, man will nicht dulden, daß wir in entschlossener Treue zu unserem Bundesgenossen stehen, der um sein Ansehen als Großmacht kämpft und mit dessen Erniedrigung auch unsere Macht und Ehre verloren ist. So muß denn das Schwert entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf! zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande. Um Sein oder Nichtsein unseres Reiches handelt es sich, das unsere Väter neu sich gründeten. Um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens. Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. Und wir werden diesen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war. Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war. Berlin, den 6. August 1914 Wilhelm Brief Sutterheims an seine Mutter, 4. August 1914 Mutter, wir siegen. Das weiß ich jetzt, wo ich diesen heiligen Ernst, diese einmütige Ruhe sehe. Auch für Euch, wenn es anders kommen sollte, gilt das Wort: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Denn der Tod ist der Übel größtes nicht. Es kann der Tod neues Leben erwecken, und erst recht kann er das in diesen Zeiten. Aber wir wollen nicht sterben, denn noch mehr Nutzen hat das Vaterland von uns, wenn wir leben bleiben und danach wieder einen schönen, herrlichen Frieden genießen. Doch wenn es mich trifft, so ist es auch gut. Für Eure Sicherheit, daß Ihr ein ruhiges Leben führt, würde ich gern bleiben. Aber daran denke ich nicht, ich will leben bleiben, um möglichst viel meinem Vaterland dienen zu können. Also als Sieger werde ich wieder Euch umarmen. Tut Eure Pflicht, seid ruhig, ernst! Und wenn dies nicht so kommt, so seid glücklich in ernster, stiller, einsamer Arbeit an unserem Volk. Und nun noch eine Fabel. Als eine Äffin, die viele Kinder hatte, einer Löwin sagte voll Hohn, die nur einen Sohn hatte: "Wieviel Kinder hast Du?" Da sagte die Löwin: "Eins, aber einen Löwen." Der Löwe will ich sein. Und nun mit Gott für Euch, für mein Volk! Kriegsverlauf 1914 und 1915 Westfront Die Kriegshandlungen begannen am 2. August 1914 ohne offizielle Kriegserkllärung mit der Besetzung Luxemburgs durch deutsche Truppen. Anschließend rückte der rechte Flügel der deutschen Armee am 3./4. August in das neutrale Belgien ein. Trotz des unerwartet starken Widerstands wurde die Festung Lüttich genommen. Gemäß dem ebenfalls offensiv ausgerichteten französischen Aufmarschplan konzentrierten die Franzosen ihre Angriffe auf Elsaß-Lothringen. In der Schalcht bei Mühlhausen (19. August) sowie in den Schlachten in den Vogesen und in Lothringen (20. bis 22. August) wurden die ersten Offensiven der französischen Armeen abgewehrt. In den großen Grenzschlachten kam die französische Offensive zum Erliegen. Die deutschen Armeen erzielten wichtige Durchbrüche. Das bei Mons geschlagene britische Expeditionskorps mußte sich Richtung Kanalküste zurückziehen. Die große Offensive der fünf deutschen Armeen hatte am 18. August begonnen und verlief weitestgehend planmäßig. Trotz erheblicher Verluste in den verschiedenen Gefechten erreichten die deutschen Truppen am 30. August die Marne. Angesichts der wenig später nur noch 60 Kilometer vor Paris stehenden Spitzen der 1. deutschen Armee floh die französische Regierung am 3. September aus dem bedrohten Paris nach Bordeaux. Doch dem deutschen Heer gelang kein entscheidender Sieg. Die Kampfkraft der Truppen der Entente war trotz ihrer Niederlagen nicht entscheidend geschwächt. Anders als in dem von Alfred Graf von Schlieffen ausgearbeiteten Angriffsplans waren die deutschen Truppen nicht bis zur Kanalküste vorgedrungen, sondern schon östlich von Paris nach Süden eingeschwenkt. An der Marne stießen sie auf eine eilends zur Verteidigung von Paris zusammengestellte britisch-französische Streitmacht. Die Entente hatte sich zu einer Gegenoffensive zwischen Paris und Verdun entschlossen, um die militärische Initiative zurückzugewinnen. Der überraschende Gegenangriff schlug eine etwa 40 Kilometer breite Lücke zwischen der 1. und 2. Deutschen Armee. Als die alliierten Verbände ab dem 8. September in diese Lücke vorstießen, gab der Generalstabschef Helmuth von Moltke den Befehl zum Abbruch der Schlacht. Die deutschen Truppen zogen sich rund 80 Kilometer bis hinter die Aisne zurück, die britisch-französischen Truppen folgten zögernd. Am 11. September erhielten auch die anderen deutschen Armeen des rechten Flügels den Befehl zum Rückzug. Danach wurde Moltke entlassen. Damit endete die Karrriere des Neffen Oberbefehlshabers der preußischischen Armee im Deutschen Krieg 1866 und im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und dem Nachfolger Schlieffens als Chef des Generalstabs (1906). 1916 stirbt er an Schlaganfall. Seit dem 20. Oktober 1914 versuchten die deutschen Truppen immer wieder, die hier noch ungefestigte Verteidigungslinie der Entente zu durchbrechen. Bei diesen Vorstößen wurden in großer Zahl nur unzureichend ausgebildete Reservekorps von jungen Kriegsfreiwilligen, vor allem von Schülern und Studenten, eingesetzt. Dementsprechend hoch war die Zahl der Opfer unter diesen Rekruten. So wurden am 10. November 1914 über 2.000 junge Soldaten bei dem Versuch getötet, nahe der Ortschaft Langemarck eine Hügelkette zu erobern. Die Aufwärtsstürmenden waren für die von oben feuernden Schützen an den Maschinengewehren leichte Ziele und wurden förmlich niedergemäht. Am folgenden Tag betonte der offizielle Heeresbericht, daß die jungen Soldaten mit dem Gesang des Deutschlandlieds die feindliche Stellung angegriffen hätten. Als ”Mythos von Langemarck” wurde die Opferbereitschaft dieser jungen Rekruten überhöht und ihr ”Heldentod” glorifiziert. Dabei war allein die Erwähnung von Langemark als Schauplatz der Kämpfe unzutreffend, da diese sich 6 Kilometer nordwestlich zwischen Noordschote und Bikschote zutrugen. Dennoch gab man die Ortschaft Langemark - in eingedeutschter Schreibweise - wahrscheinlich wegen ihres deutsch klingenden Namens an. Zudem wurde nicht von dem maßgeblich beteiligten XXVII. Reservekorps, sondern allgemeiner und vielsagend von "jungen Regimentern" geschrieben. Da die deutschen Soldaten bei diesem Gefecht mit ihrer fast 30 Kilogramm schweren Ausrüstung über unwegsame Rübenäcker stürmen mussten, ist es als unwahrscheinlich einzustufen, dass sie dabei sangen. Trotzdem sollte durch die Erwähnung der ersten Zeile des Deutschlandliedes der Eindruck erweckt werden, dass es bei dem besagten Angriff zum spontanen Ausbruch patriotischer Gefühle kam. Basierte der Langemarck-Mythos zunächst auf der Vorstellung, es hätten sich vor allem Schüler und Studenten bereitwillig für ihr Vaterland geopfert, gingen die Nationalsozialisten zu Beginn der 30er Jahre dazu über, die "Langemarck-Kämpfer" als junge Arbeiter, Kaufleute, Bauern und Studenten darzustellen, unter denen letztere nur einen Bruchteil ausgemacht hätten. Entsprechend wurde 1934 die "Langemarck-Spende der Deutschen Studentenschaft" in eine Spende der "Deutschen Jugend" umgewandelt. Dadurch sollte dem Mythos sein elitärer Charakter genommen werden. Der deutsche Kriegerfriedhof Langemark in Westflandern, (8km nördlich von Ypern) wurde 1932 eingeweiht. Die Deutsche Studentenschaft übernahm die Patenschaft und war Träger der sogenannten "Langemark-Feiern" 1933 - 1945. Nach dem "Wettlauf zum Meeer" im Oktober 1914, dessen Ziel war, die für die Versorgungslinien des britischen Expeditionskorps wichtigen Kanalhäfen einzunehmen und die alliierten Armeen von Norden her einzukreisen, begann der Stellungskrieg. Die alliierten und die deutschen Heere standen sich von der belgischen Küste bis zur schweizerischen Grenze an einer rund 700 km langen Front gegenüber. Zum verschachtelten Schützengrabensystem ausgebaut, veränderte sich diese Front trotz des massiven Einsatzes schwerster Artillerie bis Kriegsende nur unwesentlich. Über lange Gräben waren die an den vordersten Linien eingesetzten Truppen mit den Nachschubstellen und Feldlazaretten verbunden. Für die Befestigung der Gräben wurden ganze Wälder abgeholzt. Das Leben in den notdürftig ausgehobenen Erdlöchern und Unterständen prägte den Alltag der "Frontsoldaten". Mit dem dem Einsatz von Giftgas ab 1915 waren viele der Soldaten den psychischen und physischen Belastungen des Grabenkrieges nicht gewachsen. Auf deutscher Seite konnten die Verluste bald nicht mehr durch frische Mannschaften ausgeglichen werden. In der Regel kostete jeder Versuch, das gegnerische Grabensystem zu überrennen, die Angreifer mehr Opfer als die Verteidiger. Jede Kampfhandlung spiegelte sich in den täglichen Verlustlisten. Wer als "vermißt" gemeldet wurde, lag mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem vom Gegner kontrollierten Gebiet oder im Niemandsland zwischen den feindlichen Linien. Verwundete konnten nur während der Feuerpausen geborgen und verpflegt werden. Eilig ausgehobene Massengräber wurden mit Kalk bestreut, um die Seuchengefahr zu verringern. Über zwei Millionen deutsche Soldaten starben im Ersten Weltkrieg. Viele von ihnen sind namenlose Tote, in den Statistiken gelten sie als "vermißt". Im Frühjahr 1915 unternahmen die Alliierten mehrere Versuche, mit massiver Artillerieunterstützung das deutsche Grabensystem an einigen Frontabschnitten zu durchbrechen. Bei ihrer Ypern-Offensive wurde durch die deutsche Armee - entgegen dem geltenden Kriegs- und Völkerrecht - erstmals Giftgas eingesetzt. Chloringas wurde freigesetzt und trieb zu den feindlichen Linien hinüber. Wirkungsvolle Schutzmaßnahmen gegen Giftgas gab es auf beiden Seiten praktisch nicht. Beim ersten Angriff mit Chloringas am 22. April 1915 auf eine britische Stellung waren die alliierten Verluste mit über 10.000 Gasvergifteten besonders hoch. Durch den Überraschungseffekt bot sich den deutschen Truppen nach dem Verzug der Giftschwaden die Möglichkeit zum Angriff auf die alliierten Schützengräben. Ein strategischer Durchbruch gelang den Deutschen aber nicht, da die benötigten Reserven zum weiteren Vormarsch fehlten. So gelangen lediglich kleine Geländegewinne und eine Frontbegradigung, während die Stadt Ypern von der Entente gehalten wurde. Die Verluste der Deutschen beliefen sich beim Ende der Offensive am 25. Mai 1915 auf etwa 35.000 Mann, auf alliierter Seite lag die Zahl etwa doppelt so hoch. Beide Seiten setzten nach der Ypern-Offensive vermehrt Giftgas ein, wobei an die Stelle des umständlichen und gefährlichen Blasverfahrens bald das Verschießen von Gasminen und Gasgranaten trat. Vom Gasblasen ging Frankreich zum Gasschießen mit phosgengefüllten Granaten über. Deutschland weitete dann den Gaskrieg durch neue Kampfstoffe aus. Neben das lungenschädigende Grünkreuz trat hautschädigendes, Leder und Textil durchdringendes Gelbkreuz. Blaukreuz, ein die Atemfilter durchdringender Schwebestoff, zwang wegen seiner Reizwirkung zum Abnehmen der Gasmasken. Das Verschießen dieser "Maskenbrecher" - in Kombination mit Grünkreuz - wurde als "Buntschießen" bezeichnet: Atemnot und Hustenreiz steigerten sich zum Erstickungsanfall. Der Tod trat bei nahezu vollem Bewußtsein ein. Der deutsche Oberbefehlshaber Erich von Falkenhayn wollte im Frühjahr 1916 erneut die Kriegsentscheidung an der Westfront suchen. In Anlehnung an die Strategie der Materialschlachten hoffte er, durch unablässige Angriffe auf die Festungsbastion Verdun "Frankreichs Kräfte verbluten" zu lassen. Am 22. Februar 1916 begannen deutsche Stoßtrupps mit Angriffen auf die zahlreichen Forts im Festungsgürtel rund um Verdun. Trotz starker Artillerieunterstützung kam der Vormarsch deutlich langsamer voran als erwartet. Am 25. Februar fiel das Fort Douaumont in deutsche Hand. Nach dem Verlust des Forts betraute die französische Regierung den als Defensivtaktiker bekannten Pétain, der 1917 zum Oberbefehlshaber der franzůsischen Streitkräfte werden sollte, mit der Verteidigung von Verdun. Pétain trieb die Soldaten zu zähem Widerstand, um Zeit für die Heranführung neuer Reserven an die bedrohte Front zu gewinnen. Verstärkt durch zusätzliche Einheiten setzten die Franzosen den deutschen Angriffen eine erbitterte Verteidigung entgegen, die zu enormen Verlusten auf beiden Seiten führte. Am heftigsten umkämpft in dieser ”Hölle von Verdun” waren die beiden Gebirgsrücken Toter Mann und Höhe 304. Zwar konnten die Deutschen im Mai 1916 beide Stellungen erobern, aber die Zahl der dabei verlorenen Soldaten überstieg jede bisher gekannte Dimension. Im Juni begann ein weiterer deutscher Vorstoß, bei dem die Eroberung des Forts Vaux gelang, ein Durchbruch aber scheiterte. Nachdem die Entente ihre Offensive an der Somme begonnen hatte, wurden die deutschen Angriffe auf Verdun schließlich Mitte Juli 1916 eingestellt. Beide Seiten hatten zusammen etwa 700.000 Mann verloren. Ostfront Auch im Osten entwickelte sich das Kampfgeschehen anders als von der Obersten Heeresleitung (OHL) erwartet. Weit früher als angenommen, hatte Rußland seine Truppen mobilisiert. Am nördlichen Frontabschnitt standen der in Ostpreußen stationierten 8. Armee zwei russische Armeen gegenüber, und am südlichen Frontabschnitt mit dem Schwerpunkt Galizien sahen die vier österreich-ungarischen Armeen sich ebenfalls mit einem zahlenmäßig deutlich überlegenen Gegner konfrontiert. Die erste Schlacht im Osten verlief aus deutscher Sicht ausgesprochen negativ. Aus Furcht vor einer Umklammerung brach der Oberbefehlshaber der 8. Armee die Schlacht von Gumbinnen (19./20. August) ab und zog sich mit seinen Einheiten aus Ostpreußen hinter die Weichsel zurück. Die OHL mißbilligte diesen Rückzug und ernannte den reaktivierten Paul von Hindenburg zum neuen Oberbefehlshaber der 8. Armee. Ihm zur Seite gestellt wurde Erich Ludendorff, der sich bei der Einnahme Lüttichs ausgezeichnet hatte. Mit zahlenmäßig unterlegenen Kräften gelang ihnen in der Schlacht bei Tannenberg (26. bis 30. August) die Einschließung der 2. russischen Armee, die vernichtend geschlagen wurde. Rund 92.000 russische Soldaten wurden gefangengenommen. Zwei Wochen später wurde die 1. russische Armee in der Schlacht an den Masurischen Seen (8. bis 15. September) ebenfalls vernichtend geschlagen. Angesichts einer drohenden Einkesselung entschlossen sich die Russen nach kurzen Gefechten zum völligen Rückzug. Dabei gerieten 45.000 russische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft. Den Deutschen kamen bei ihrem Sieg die Entschlüsselung der russischen Funksprüche und die Nachschubschwierigkeiten des Gegners zugute. Tannenberg (poln. Stębark) ist ein Dorf in der Wojwodschaft Olsztyn (Allenstein) in Polen, Teil der Gemeinde Grunwald. In der Schlacht bei Tannenberg (auch Schlacht bei Grunwald genannt) erlitt der Deutsche Orden am 15.7. 1410 eine vernichtende Niederlage gegen ein polnisch-litauisches Heer. Dem Siek 1914 kam deshalb zusätzlich eine symbolische Bedeutung zu. Damit war die unmittelbare Gefahr für Ostpreußen zunächst beseitigt. - Um Hindenburg als "Held von Tannenberg" entwickelte sich ein beispielloser Kult. 1927 wurde bei Hohenstein (heute: Olsztynek, Polen) das Tannenberg-Denkmal errichtet. Architektonisch bildet dieses größte deutsche Kriegsdenkmal eine Mischung aus dem keltischen Stonehenge in England und der mittelalterlichen Burg Castel del Monte Kaiser Friedrichs II. in Italien. Auf oktogonalem Grundriß gebaut, betonte je ein Turm die Mitte jeder Langseite. Den Türmen waren verschiedene Funktionen zugedacht, u.a. sollten dort eine kirchliche Weihehalle, ein ostpreußisches Heimatmuseum und eine Jugendherberge eingerichtet werden. Das NS-Regime nutzte das Tannenberg-Denkmal für seine Propaganda und die Verherrlichung des Kriegs. Nach umfassenden Umbaumaßnahmen und unter gewaltigem propagandistischem Aufwand fand dort am 7. August 1934 die Beisetzung des kurz zuvor verstorbenen Reichspräsidenten Hindenburg statt. Aus diesem Anlaß ließ Hitler die Anlage zum "Reichsehrenmal Tannenberg" umbenennen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das monumentale Denkmal vor dem Anrücken der Roten Armee auf Befehl Hitlers gesprengt. Unter dem neuen Oberbefehl von Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff wurde die 150.000 Mann starke Armee neu formiert und ging trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit wieder in die Offensive. Sie richtete ihren Vorstoß auf die 2. russische Armee (Narew-Armee) bei Allenstein (heute: Olsztyn, Polen). Den deutschen Truppen gelang zwischen dem 26. und 31. August 1914 die Einkreisung der Narew-Armee. Zwar stand die 1. russische Armee (Njemen-Armee) im Norden nur einen Tagesmarsch entfernt, da die Deutschen jedoch den russischen Funkverkehr entschlüsselt hatten und daher die Operationspläne des Gegners kannten, stellte Hindenburg als Sicherung nur eine Kavalleriedivision auf. Hinzu kamen die Überlegenheit der deutschen Artillerie und die Schwerfälligkeit der russischen Armee, die noch vor Abschluß ihrer vollen Mobilmachung auf Drängen der westlichen Entente-Staaten in Ostpreußen eingerückt war. Der überragende Sieg über die Narew-Armee und die Gefangennahme von 92.000 Russen sowie die Beute von über 300 Geschützen wurden in der deutschen Öffentlichkeit nach dem Debakel der Marne-Schlacht begeistert aufgenommen. Przemyśl Rund 130.000 habsburgische Soldaten wurden seit November 1914 in der zur Festung ausgebauten Stadt Przchemyśl (heute: Przemyśl, Polen) von den Russen belagert. Aufgrund der knappen Versorgungslage drohte die Kapitulation der Festung und damit ein Einbruch der russischen Truppen nach Ungarn. Für die Offensive wurde aus deutschen und österreich-ungarischen Verbänden eine gemeinsame Südarmee mit sechs Infanterie- und zwei Kavallerie-Divisionen aufgestellt. Ihr am 23. Januar 1915 begonnener Vorstoß auf die Gebirgspässe lief sich aufgrund des unwegsamen Geländes und schwerer Schneestürme jedoch schnell fest. In dem dünn besiedelten Gebiet gestaltete sich die Versorgung der Truppen als enorm schwierig, die Zahl der Opfer war extrem hoch. Besonders betroffen war die 2. österreich-ungarische Armee, die Mitte März den Verlust von 40.000 Mann ihrer insgesamt 95.000 Soldaten meldete. Im Kampf gefallen waren 6.000, die anderen waren an Krankheit und Kälte gestorben. Die Entsetzung von Przemyśl war mißlungen, die Eingeschlossenen kapitulierten am 22. März. Aber auch der Vorstoß der Russen nach Ungarn scheiterte. Vor allem die widrigen Witterungsbedingungen und mangelnder Nachschub führten zu hohen Verlusten. Erst im April flauten die Kämpfe in den Karpaten ab, insgesamt waren über 300.000 Soldaten dabei umgekommen. Gorlice – Tarnów Für einen konzentrierten Vorstoß bei Gorlice-Tarnów wurden die 11. deutsche und die 4. österreich-ungarische Armee unter dem Befehl von Generaloberst August von Mackensen zusammengefaßt. Zur Verstärkung wurden weitere Truppen von der Westfront abgezogen. Damit standen den über 350.000 Soldaten der Mittelmächte bei Gorlice nur 220.000 Russen gegenüber. Die Übermacht der Artillerie war erdrückend; die Mittelmächte hatten 1.272 leichte und 334 schwere Geschütze, die russischen Verbände nur 675 leichte und 4 schwere Geschütze. Am 1. Mai 1915 begann nach mehrstündigem Artilleriefeuer der Angriff. Auf 16 Kilometern Breite gelang den deutschen und österreich-ungarischen Truppen ein Vorstoß von 4 Kilometern Tiefe durch die russischen Stellungen. Nach drei Tagen erreichte die vorrückende Infanterie das befestigte Verteidigungssystem der Russen und zwang sie zu einem Rückzug auf breiter Front. Dieser erste große strategische Durchbruch gegen ein befestigtes Grabensystem im Ersten Weltkrieg ermöglichte den Mittelmächten in den folgenden Wochen, die russische Linie etwa 100 Kilometer zurückzuwerfen und am 22. Juni 1915 Lemberg (heute: Lwiw, Ukraine) zu erobern. Getragen vom militärischen Erfolg der Durchbruchsschlacht von Gorlice-Tarnów, weiteten die Annexionisten ihre Kriegsziele aus: Polen, Galizien und die baltischen Randregionen des Zarenreichs sollten nun dauerhaft in den Machtbereich der Mittelmächte integriert werden. Tarnopol Ziel war die Einnahme des russischen Festungsdreiecks Luzk, Dubno und Rowno. Der Angriff wurde getragen von der 7. habsburgischen Armee und der mit deutschen Verbänden neu gebildeten Südarmee. Sie konnten die russische Front zurückdrängen und bis zum Fluß Sereth vordringen. Nach der Eroberung von Luzk am 31. August 1915 nahm die habsburgische Armee am 8. September 1915 auch Dubno ein. Die Russen konnten sich nur in dem Gebiet um Tarnopol (heute: Ternopol, Ukraine) halten. Aufgrund der prekären militärischen Lage übernahm Zar Nikolaus II. persönlich den Oberbefehl über die Armee und befahl eine Gegenoffensive. Mitte September konnten die russischen Truppen die gegnerische Offensive in der Schlacht bei Tarnopol aufhalten und gingen nun ihrerseits zum Angriff über. Erst an der Styrna gelang es der österreich-ungarischen Armee und deutschen Verstärkungen, den russischen Vormarsch aufzuhalten. Der Erfolg über die Russen in Polen und Galizien zog am 14. Oktober 1915 den Kriegseintritt Bulgariens auf seiten der Mittelmächte nach sich. Die Kämpfe setzten sich fort bis zu Neujahrschlacht um die Brückenköpfe am Dnjestr und dem Styrpa, nach der auch die Ostfront auf der Linie zwischen Czernowitz (heute: Tschernowzy, Ukraine) und Dubno zum Stellungskrieg erstarrte. Kriegsverlauf 1916-1918 Brussilow-Offensiven, 1916 Den Russen gelang so der größte Schlachtsieg im gesamten Ersten Weltkrieg. In nur drei Tagen hatte Österreich-Ungarn über 200.000 Soldaten verloren. Entscheidend war die schwache Kampfmoral der nationalen Verbände innerhalb der habsburgischen Armee, fast die Hälfte der Verluste waren Gefangene. Die Russen konnten Geländegewinne von 80 Kilometern Tiefe erzielen und fast an der gesamten Südostfront vorrücken. Am 7. Juni wurde Luzk (Ukraine) erobert, am 18. Juni Czernowitz (heute: Tschernowzy, Ukraine). Der von Brussilow auf breiter Front geführte Angriff machte es der österreichischen Armeeführung unmöglich, die Reserven an Durchbruchsstellen zu bringen. Erst mit zusätzlichen deutschen Truppen von der Westfront konnte die russische Offensive westlich des Styr schließlich zum Stehen gebracht werden. Mit der überraschend erfolgreichen ersten Brussilow-Offensive waren die russischen Truppen im Juli 1916 in der Bukowina weit vorgerückt; dieser Erfolg hatte Rumänien zum Kriegseintritt auf seiten der Entente bewogen. Nach einigen Wochen Kampfpause setzte General Alexej A. Brussilow (1853-1926) die Offensive fort. Dafür wurden 66 russische Infanterie- und 23 Kavalleriedivisionen mit insgesamt über 700.000 Mann zusammengezogen, denen etwa 420.000 österreich-ungarische Soldaten gegenüberstanden. Ziel der Russen war die Eroberung von Lemberg (heute: Lwiw, Ukraine) und ein erneuter Vorstoß nach Ungarn. Am 8. August 1916 begann die russische Armee ihren Großangriff in Galizien und der Bukowina. Während die deutschen Truppen einen weiteren Angriff bei Kowel (Ukraine) abwehren konnten, mußte die österreich-ungarische Armee ihre Stellungen zurücknehmen und konnte aufgrund der italienischen Angroffe am Isonzo keine neuen Verstärkungen heranziehen. Der befürchtete Durchbruch der Russen und ihre Vereinigung mit den rumänischen Truppen konnten jedoch nach schweren Kämpfen in den Karpaten verhindert werden. Der Kriegsverlauf 1917 Südfront Isonzo Als die Mittelmächte im August 1916 wegen der ersten Brussilow-Offensive große Truppenkontingente von der Südfront abziehen mussten, gelang den italienischen Truppen in der 6. Isonzoschlacht nach besonders heftigem Artillerieeinsatz die Einnahme von Görz (heute: Gorizia, Italien). Zu einem entscheidenden Durchstoß fehlten jedoch die erforderlichen Reserven. Während die Italiener in den nächsten drei Schlachten 1916 nur geringe Geländegewinne erzielten, gelang ihnen in der 10. Schlacht unter Einsatz von 36 Divisionen im Mai 1917 zwar ein großer Flächengewinn, den sie durch österreich-ungarische Gegenangriffe jedoch wieder verloren. In der 11. Isonzoschlacht wollte die italienische Armee mit 48 Divisionen und 6.800 Geschützen auf einer Frontbreite von 70 Kilometern endgültig den Durchbruch nach Triest erzwingen. Zwar konnten die zahlenmäßig unterlegenen österreich-ungarischen Truppen den Durchbruchsversuch mit äußersten Anstrengungen gerade noch verhindern, aber nach den hohen Verlusten der Österreicher stand ihre Isonzofront vor dem Zusammenbruch. Erst durch deutsche Verstärkungen gelang den Mittelmächten im Oktober 1917 ihrerseits der Durchbruch zur Piave. Am 24. Oktober 1917 begann bei Tolmein (heute: Tolmin, Slowenien) der Angriff der hier nun zahlenmäßig überlegenen Mittelmächte. Das weitere Vorrücken führte in den nächsten Tagen zum völligen Zusammenbruch der italienischen Front, es kam zu massenhaften Gefangennahmen und fluchtartigen Desertionen. Auch die neu herangeführten Reservetruppen der Italiener gerieten beim schnellen Vormarsch der Mittelmächte in Auflösung. Am 28. Oktober eroberten deutsche und habsburgische Truppen das strategisch wichtige Görz (heute: Gorizia, Italien) zurück, zwei Tage später wurde die italienische Stadt Udine genommen. Erst an der Piave gelang es den Italienern mit Hilfe britischer und französischer Hilfstruppen, aus der fliehenden Armee wieder eine geordnete Front aufzubauen und so einen Durchmarsch der Mittelmächte in die Poebene zu verhindern. Insgesamt waren 275.000 Italiener in Gefangenschaft geraten und 2.500 Geschütze sowie umfangreiches Kriegs- und Versorgungsmaterial verlorengegangen. Der Erfolg der Mittelmächte am Isonzo entlastete Österreich-Ungarn vorübergehend vom militärischen Druck und hatte kurz vor dem ersten Einsatz amerikanischer Truppen an der Westfront große Auswirkung auf die Moral der Bevölkerung. Die militärische Entwicklung wurde 1917 durch zwei Ereignisse maßgeblich beeinflußt: Zum einen brach in Rußland die Februarrevolution aus, die zu einer erheblichen Schwächung der russischen Kampfkraft führte; zum anderen verschlechterte der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten die Aussichten der Mittelmächte auf einen militärischen Erfolg dramatisch. Unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte wollten die Mittelmächte nun die militärische Entscheidung noch vor dem Eintreffen der ersten amerikanischen Soldaten in Frankreich erzwingen. Um die eigenen Verluste bei der Abwehr gegnerischer Durchbruchsversuche möglichst gering zu halten, wurde die deutsche Front im Westen zwischen Arras und Soissons seit Ende Februar auf das befestigte Verteidigungssystem der " Siegfriedstellung" zurückgenommen. An dieser Verteidigungslinie scheiterte ein Durchbruchsversuch der Engländer in der Schlacht bei Arras (2. April bis 20. Mai) ebenso wie die Durchbruchsversuche der Franzosen in der Doppelschlacht an der Aisne und in der Champagne (6. April bis 27. Mai). Die Erfolglosigkeit ihrer Angriffe und die extrem hohen Verluste verstärkten im französischen Heer die Unzufriedenheit und führten zu zahlreichen offenen Meutereien gegen den Oberkommandieren Nivelle, dessen rücksichtsloser Einsatz von Soldaten als "Schlachtmaterial" ihm den Namen "Blutsäufer" einbrachte. Mitte Mai wurde Nivelle von Pétain als Oberkommandierender abgelöst. Pétain setzte auf eine defensive Kriegführung und griff gegen die Meuterei hart durch. Zugleich reagierte die französische Regierung mit zahlreichen Verhaftungen auf die pazifistische und sozialistische Agitation innerhalb und außerhalb der Armee. Auch die anhaltenden Versuche der Engländer, den unter extrem hohen Opfern geführten Grabenkampf zu durchbrechen, scheiterten bei ihren Offensiven im Artois (28. April bis 20. Mai) sowie bei ihren Durchbruchsversuchen in Flandern (27. Mai bis 3. Dezember), die auf den deutschen U-Boot-Stützpunkt Zeebrugge zielten. Die "Technisierung des Krieges" setzte sich mit dem Einsatz von gepanzerten Fahrzeugen zur Durchbrechung der gegnerischen Stellungen fort: Als die Engländer in der Schlacht von Cambrai (20. November) erstmals ihre Tanks einsetzten, lösten sie damit bei den deutschen Fronttruppen zunächst einen Schock aus. Auf den Einsatz der Tanks[1] reagierte die deutsche Heeresführung mit einer elastischeren Kriegführung und der taktischen Aufgabe von vorgeschobenen Stellungen. Während der Krieg im Westen 1917 als verbissener und opferreicher Grabenkampf geführt wurde, wirkte sich die russische Februarrevolution immer lähmender auf den Kriegsverlauf aus. Nachdem russische Druchbruchsversuche unter Brussilow nach anfänglichen Erfolgen gescheitert waren, gingen die Mittelmächte seit dem 19. Juli in Ostgalizien zur Gegenoffensive über. Fast ganz Galizien und die Bukowina wurden zurückerobert. Am 3. September fiel Riga in deutsche Hand, und im Oktober nahmen deutsche Verbände die Inseln Ösel und Dagö vor der liv- und estländischen Küste ein. Da die russische Armee kaum noch handlungsfähig war, schlug Leo D. Trotzki als Volkskommissar des Äußeren nach der Oktoberrevolution allen kriegführenden Staaten eine Friedenskonferenz vor. Während die Entente-Staaten, die sich im Vertrag zu London vom September 1914 verpflichtet hatten, keinen Separatfrieden zu schließen, Waffenstillstandsverhandlungen ablehnten, erklärten sich die Mittelmächte zu entsprechenden Verhandlungen bereit. Am 15. Dezember wurde ein Waffenstillstand zwischen Deutschland und Rußland abgeschlossen, und am 22. Dezember begannen zwischen beiden Ländern die Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk. Der Kriegsverlauf 1918 Schon als der mit aktiver Unterstützung der OHL aus seinem Schweizer Exil nach Rußland zurückgekehrte Wladimir I. Lenin im Zuge der siegreichen Oktoberrevolution die Diktatur der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte verkündete, war das Ausscheiden Rußlands aus der Entente absehbar. Um das System der Räte (russisch: Sowjets) durchzusetzen und gegenrevolutionäre Kräfte niederzuwerfen, akzeptierte Lenin schließlich die Unterzeichnung des von der OHL mit diktatorischer Härte durchgesetzten Friedensvertrags von Brest-Litowsk. Mit dem am 3. März unterzeichneten Vertrag anerkannte Rußland zwar die Unabhängigkeit von Finnland, Estland, Livland, Kurland, Litauen, Polen, von der Ukraine, Georgien sowie verschiedener kaukasischer Gebiete, doch um die Ausbreitung bolschewistischer Strömungen in diesen nun selbständigen Ländern zu verhindern, mußte die OHL vor allem in Finnland, im Baltikum und in der Ukraine Truppen zur Niederwerfung bolschewistischer Revolutionsversuche einsetzen. So konnten trotz des Friedensvertrags mit Rußland die deutschen Truppen in Frankreich nicht nennenswert verstärkt werden. Nach der Zusammenfassung aller verfügbaren Kräfte für den Entscheidungskampf im Westen verfügten die 200 deutschen Divisionen in Frankreich über 3,5 Millionen Soldaten und waren damit der französisch-englischen Streitmacht numerisch nahezu ebenbürtig. Um die militärische Entscheidung noch vor dem Eintreffen der amerikanischen Truppen zu erzwingen, begann am 21. März mit massiver Artillerie- und Fliegerunterstützung die deutsche Großoffensive in der Picardie mit mehr als 70 Divisionen auf einer Breite von 70 Kilometern. Ziel der Offensive war die Trennung der englischen Truppen von ihren französischen Verbündeten und deren Zurückdrängung bis an den Kanal. Nach erfolgreichen Durchbrüchen von 60 Kilometern Tiefe waren zwei der drei deutschen Armeen nach einer Woche so erschöpft, daß sie trotz der Gefangennahme von 90.000 Engländern die Schließung der gegnerischen Front nicht verhindern konnten. Auf deutscher Seite fehlten nicht nur frische Reservetruppen, sondern nun machten sich die mangelhafte Motorisierung der deutschen Artillerie sowie das Fehlen einer schlagkräftigen Panzerwaffe äußerst nachteilig bemerkbar. Am 18. Juli begann die alliierte Gegenoffensive unter General Ferdinand Foch, der angesichts der Erfolge der ersten deutschen Offensive in der Picardie zum Oberbefehlshaber aller alliierten Truppen in Frankreich und Belgien ernannt worden war. Die alliierte Gegenoffensive (18. Juli bis 3. August) zwischen Reims und Soissons wurde infolge des Eintreffens der Amerikaner mit deutlichem Übergewicht an Truppen und Material gegen einen erschöpften Gegner geführt, dem nur noch der Rückzug blieb. Das Ende kam mit der Schlacht bei Amiens (8. bis 11. August). Hier setzten die Alliierten 450 Tanks ein, mit denen ihnen am 8. August ein so tiefer Durchbruch gelang, daß Ludendorff vom "schwarzen Tag des deutschen Heeres" sprach. Die deutsche Widerstandskraft war gebrochen. Unter pausenlosen Angriffen der Alliierten wurden die deutschen Truppen Anfang September in ihre Ausgangsstellungen zurückverlegt. Ohne über eigene Tanks zu verfügen, war an eine weitere deutsche Offensive nicht zu denken. Gewinnen konnten die Mittelmächte den Krieg nicht mehr. Aber sie hielten ihre Stellungen bis November gegen einen immer stärker werdenden Gegner. Nur das flandrische Küstengebiet fiel Mitte Oktober an die Engländer. Am 11. November haben Matthias Erzberger und Ferdinand Foch den Waffenstillstand im eisenbahnwaggon in Compiègne unterzeichnet. Noch am selben Tag schwiegen die Waffen. Die sofortige Räumung der besetzten Gebiete Belgien, Frankreich, Luxemburg sowie von Elsaß-Lothringen musste iinerhalb von 15 Tagen nach Unterzeichnung des Waffenstillstandes durchgeführt werden. Die deutschen Heere mussten den Allierten folgendes Kriegsmaterial überlassen: 5000 Kanonen (davon 2500 schwere und 2500 Feldgeschütze), 25000 Maschinengewehre, 3000 Minenwerfer, 1 700 Jagd- und Bornbenabwurfflugzeuge. Es kam zur Räumung der linksrheinischen Gebiete und zur Besetzung der wichtigsten Rheinübergänge. In Mainz, Koblenz und Köln wurde je einen Brückenkopf von 30 km Durchmesser auf dem rechten Ufer errichtet und auf dem rechten Rheinufer in einer Breite von 10 km von der holländischen bis zur Schweizer Grenze eine neutrale Zone geschaffen. Deutschland musste auf die aufgrund der Friedensverträge von Bukarest und Brest-Litowsk gewonnenen Gebiete verzichten, Ostafrika und andere Kollonien räumen. Der Krieg hatte über zehn Millionen[i] Menschenleben gefordert und die Mentalität der heimkehrenden Frontsoldaten verändert. ________________________________ [1] im 1. Weltkrieg übliche Bez. für Panzerwagen ________________________________ [i] 55 bis 60 Millionen Menschen kostette der II. Weltkrieg das Leben: nicht nur viele Soldaten, sondern auch Zivilisten. Ein bedeutender Teil sind die politisch oder rassistisch Verfolgten (Juden, Slawen (vor allem Russen und Polen), Roma, Sinti, Jenische, Homosexuelle, "Asoziale", "Wehrkraftzersetzer", Geistliche und Oppositionelle), die in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern (KZ) der Nationalsozialisten umkamen Allein in der Sowjetunion und China wurden ca. 16 Millionen Zivilisten getötet. Hinzu kommen als Ursachen für die zivilen Verluste Bombardierungen der Städte, die Härte der Kriegswinter und Hungersnöte, Arbeits- und Internierungslager der Sowjetunion, Japans und des deutschen Reiches und die vielfache gewaltsame Vertreibung während und nach dem Krieg durch verschiedene Nationen.