Texte zum Thema: Weltende Alfred Lichtenstein Prophezeiung Einmal kommt – ich habe Zeichen – Sterbesturm aus fernem Norden. Überall stinkt es nach Leichen. Es beginnt das große Morden. Finster wird der Himmelsklumpen, Sturmtod hebt die Klauentatzen: Nieder stürzen alle Lumpen, Mimen bersten. Mädchen platzen. Polternd fallen Pferdeställe. Keine Fliege kann sich retten. Schöne homosexuelle Männer kullern aus den Betten. Rissig werden Häuserwände. Fische faulen in dem Flusse. Alles nimmt sein ekles Ende. Krächzend kippen Omnibusse. Georg Trakl Verfall Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten, Folg ich der Vögel wundervollen Flügen, Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen, Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten. Hinwandelnd durch den dämmervollen Garten Träum ich nach ihren helleren Geschicken Und fühl der Stunden Weiser kaum mehr rücken. So folg ich über Wolken ihren Fahrten. Da macht ein Hauch mich von Verfall erzittern. Die Amsel klagt in den entlaubten Zweigen. Es schwankt der rote Wein an rostigen Gittern, Indes wie blasser Kinder Todesreigen Um dunkle Brunnenränder, die verwittern, Im Wind sich fröstelnd blaue Astern neigen. Georg Heym Auf einmal aber kommt ein großes Sterben Auf einmal aber kommt ein großes Sterben. Die Wälder rauschen wie ein Feuermeer Und geben alle ihre Blätter her Die in dem leeren Luftreich blind verderben. Die Tiere schreien in dem kalten Neste. Die Raben steigen in die Abendröte. Und plötzlich darret trocken das Geäste. Die Schiffer aber fahren trüb im Ungewissen, Auf grauem Strom die großen Kähne treibend In schiefen Regens matten Finsternissen. Durch leerer Brücken trüben Schall, und Städte Die hohl wie Gräber auseinanderfallen, Und weite Öden, winterlich verwehte. Kurz ist das Licht, das Stürme jetzt verdecken. Und immer knarren laut die Wetterfahnen Die rostig in den niedern Wolken stecken. Und viele Kranke müssen jetzt verenden, Die furchtsam hüpfen in den leeren Zimmern, Zerdrückt im Leeren von den hohen Wänden.