Konrad Riggenmann Böse Mädchen! E415 Bestimmungen über das Aufführungsrecht des Stückes Böse Mädchen! (E 415) Das Recht zur einmaligen Aufführung dieses Stückes wird durch den Kauf der vom Verlag vorgeschriebenen Bücher und Zahlung einer Gebühr erworben. Für jede Wiederholung bzw. weitere Aufführung des Stückes muß eine vom Verlag festgesetzte Gebühr vor der Aufführung an den Deutschen Theaterverlag, Pf 10 02 61,69 442 Weinheim/Bergstraße gezahlt werden, der dann die Aufführungsgenehmigung erteilt. Die Gebühr beträgt 10 % der Gesamteinnahmen bei einer im Verlag zu erfragenden Mindestgebühr. Diese Bestimmungen gelten auch für Wohltätigkeitsveranstaltungen und Aufführungen in geschlossenen Kreisen ohne Einnahmen. Unerlaubte Aufführungen, unerlaubtes Abschreiben, Vervielfältigen oder Verleihen der Rollen müssen als -Verstoß gegen das Urheberrecht verfolgt werden. Den Bühnen gegenüber als Handschrift gedruckt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, Verfilmung, Rundfunk- und FemsehÜbertragung, sind vorbehalten. Das Recht zur Aufführung erteilt ausschließlich der Deutsche Theaterverlag, Postfach 10 02 61, D- 69 442 Weinheim/Bergstraße. Für die einmalige Aufführung dieses Stückes ist der Kauf von 12 Textbüchern vorgeschrieben. Zusatzliche Textbücher können zum Katalogpreis nachbezogen werden. Kurzinformation Ute Erhardts "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin", ist zum geflügelten Wort der 90er-Jahre geworden. Konrad Riggenmanns Stück ist aber keine Umsetzung dieses Romans, sondern geht in lockeren, teilweise musikalischen Szenen der Frage nach, wie Mädchen mehr für ihr Selbstbewußtsein tun können und warum es manchmal so schwer ist, sich selber anzunehmen und zu sich zu stehen. Die Rahmenhandlung bildet ein Fernsehmagazin, ebenfalls ein Massenerfolg der 90er-Jahre und außerdem als Form gut geeignet für ein Schultheaterstück. Anpassungen an die Besonderheiten der aufführenden Gruppe, Improvisationen und Parodien sind leicht möglich, und auch der Wechsel zwischen "Studio" und "Spielszenen" sorgt für Kurzweil und gute Unterhaltung. Spieltyp: Theaterstück mit Tanz und Gesang Spielanlaß: Aufführungen der Schultheater-AG, Projekttage zum Thema "Geschlechter- verhältnis", gut geeignet auch für Amateurtheatergruppen mit Spielerinnen unterschiedlichen Alters Spielraum: Haupt- und Nebenbühnendekoration erforderlich Darsteller: Mindestens etwa 5m, 10w, Mehrfach rollen und -besetz ungen möglich Spieldauer: Ca. 90 Minuten Aufführungsrecht: Bezug von 12 Textbüchern (DEMO-MC leihweise erhältlich) Personen MAIDEN RAP: 3-4 Sängerinnen STUDIO: Lila, Moderatorin Ute, Psychologin Blue, Patientin Zuckerman, Blues <192>Ex<170> APPLETREE: Girly Punky Boy Polizist ICH WILL KEINE SCHOKOLADE: Trude Mama Papa 1. Tante 2. Tante Losverkäufer 1 1 Typ 2. Typ UGLY WOMAN: Heidi Ralf KÖRPERSPRACHE: Ela Jack Joe AZZURO: Rosa 3-4 Karatekas 3-4Pöbler Polizist SIE HÖREN VON MIR: Personalchef 1. Sekreatärin 2. Sekretärin 3. Sekretärin THINK!: l.Dame 2. Dame 3. Dame Bobby Baby WER WIRD DENN WOANA: Engel Blue PEEP-PEEP: 4-12 women in black Szenen und Requisiten Szene 1 MAIDEN-RAP und STUDIO I: Buch für Lila Szene 2 "APPLE TREE" und STUDIO II: Punky: Apfel am Baum; Warnschild Boy: Skateboard Polizist: Schlagstock Lila: Schokolade Szene 3 "ICH WILL KEINE SCHOKOLADE" und STUDIO III: Papa: Pralinen Losverkäufer: Kiste, Lose, Teddy Tanten: Pralinen, Blumen Szene 4 UGLY WOMAN und STUDIO IV: Ralf: Buch, Popcorn Ute:Affenbild Szene 5 KÖRPERSPRACHE und STUDIO V: Ela: Fahrrad, Rucksack, Werkzeug (Schraubschlüssel, Pumpe, Lappen, Öl, Klebeband) Jack & Joe: AfFenmasken, Dosen, Skateboards, Mützen, Taschentücher Szene 6 "AZZURRO" und STUDIO VI: Karatekas (hinter den Vorhang bereidegen): Hanteln, Brettchen, Ziegel Ganoven & Polizist: Sonnenbrillen, Pistole, Maske, Schminkschwämme Szene 7 SIE HÖREN VON MIR! und STUDIO VII: Bühnenbild: Schreibtisch, Telefon, 2 Stühle, Bilanz Chef: 3 Ordner, Furzkissen, Pumpe Szene 8 "THINK" und STUDIO VIII: 3 Damen: Perücken, Regenschirme, Taschen, Sonnenbrillen Bobby: Sonnenbrille Szene 9 "WER WIRD DENN WOANA?" und STUDIO IX Bühnenbild: Brückengeländer Engel: Flügel, Stirnband, Schnupftuch Szene 10 "PEEP PEEP!" Alle Mädchen: Sonnenbrillen, Herzen Die Musiknummern wurden von folgenden CDs übernommen: "Thtnk!": The Blues Brothers Original Soundtrack Recording, 1986 WEA International Inc. "Wer wird denn woam\" / "Peep-Peep!" Spider Murphy Gang, Greatest Hits, EMI Electrola GmbH "Ick will keine Schokolade!" Stimmungs-Goldies, Polyphon, CD manufactured by PDO Hannover "Lemon free" (Playback) Playbacks volume 8, Titan Schallplatten, Postfach 1207,52811 Neukirchen Achtung: Bei Verwendung der Musiken zur Aufführung ist die GEMA zu verständigen. Zu diesem Stück Nichts gegen Shakespeare. Der Mann hat seine Verdienste. Aber wer auf der Suche nach einem Frauenstück bei den "Lustigen Weibern von Windsor" landet, der kann sich von Sir Falstaff sagen lassen, hier dürfen wohl fünf Frauen mitspielen, aber neben 19 Männern. BÖSE MÄDCHEN haben die Rollen anders verteilt. Tatsächlich mal ein Stück, bei dem die Frauen soviel "Übergewicht" haben dürfen, wie ihnen gemäß ihrem generell großen Engagement im Schüler-, Jugend-, Amateurtheater verdientermaßen zukommt. Notwendig sind mindestens etwa 10 Frauen und 5 Männer; bei unseren Aufführungen spielten 14 Mädchen gegen 6 Jungen, und keine(r) kam zu kurz. Durch die Separierung in Einzelszenen mit jeweils wenigen Beteiligten, die sich textmäßig nicht übernehmen müssen, durch die Möglichkeit von Mehrfachrollen und -besetzungen sowie im Wechsel von szenischem Spiel und "Musik-Clips" ist dieses "Fernsehmagazin" sogar als Schultheater (!) recht stressarm einzuproben. Die Dialekt-Passagen können natürlich angepaßt werden. An Regiebemerkungen (da bin ich immer großzügig) habe ich einiges Bewährtes aus unserer Probenarbeit eingefügt, was als Hilfe und Anregung, nicht als kreativitätshemmende Gängelung gewertet werden sollte. Nur bei "Maiden Rap" und "Peep Peep" konnte ich mich zurückhalten: Angesichts der Vielzahl von Möglichkeiten im Detail, abhängig auch von Zahl, Können, Alter der Beteiligten, überlasse ich die choreographische Ausgestaltung hier lieber Begabteren. Den "Maiden-Rap" als Ouvertüre haben wir durch die (in Gesang und Bewegung eingebundene) Einblendung von Dias illustriert. Zum Liedtext passende, abknipsbare BildmotJve fanden wir in Foto-Jahrbüchern, Sachbüchern und Zeitschriften, wobei die Sängerinnen selber mit der Bildersuche beauftragt waren. Für die Dekoration des "Fernsehstudios" haben wir andere Motive (z.B. das phantastisch passende Zylinderfrau-Porträt von Robert Mason) zoom-kopiert und auf Hartfaserrahmen aufgezogen. In punkto Bühnenbild stellen die BÖSEN MÄDCHEN keine Staatstheater-Ansprüche: Apfelbaum aus Sperrholz und Dachlatten, evtl. vor einem Rückwandprospekt "Stadtpark" (München, Englischer Garten mit Liebfrauendom), Versatzstück Brückengeländer (besteigbar), Büro und Studio z.B. aus dreiteiligen Stellwänden. Auf Notenmaterial zu den sieben Songs haben wir verzichtet, zumal es sich bei unserer Inszenierung nicht als sinnvoll erwies, abgesehen von einer zweistimmigen Refrainpassage bei "Wer wird denn woana". Unsere Sängerinnen bekamen je eine MC mit allen Titeln (Original und Playback) mit nach Hause, so daß sie schon vor der ersten Probe musikalisch ganz gut drauf waren. Zu "Maiden-Rap", "Azzurro" und "Wer wird denn woana" haben aber Guido Helbling und Dany Dütsch, denen ich sehr verpflichtet bin, in ihrem für den Sekundarstufen-Musikunterricht empfehlenswerten "Yepp" die passenden Noten veröffendicht. ('Yepp" ist als Buch und CD zu beziehen bei: Auer-Verlag, Pf 1152,86601 Donauwörth, in der Schweiz: Verlag Schweizer Singbuch Oberstufe, Hofackerstr. 2, CH-8580 Amriswil). Die Yepp-CD enthält, neben vielen anderen Songs, die drei angesprochenen Titel in Chor- und Instrumentalfassung. Für die Choreographie zu "Think" bietet die Szene "Soul Food Cafe" (mit Aredia Franklin) im Kultfilm "Blues Brothers" gute Anregungen. Das Playback kann hier auch, ohne das Piano-Vorspiel, sehr direkt einsetzen mit dem absteigenden Bläser-Riff und dann 'You better think!"... Bei der sehr frechen und peppigen Inszenierung der Realschule Ellwangen haben die drei alten Damen (bei genauerem Hinschauen waren's eher junge Männer) statt "Think" den "Ärzte"-Titel "Männer sind Schweine" gesungen. Aber wenn man 'Think" so hinreißend (und im "rheinische Tön") rüberbringt wie die Katholische Jugend von Zülpich, dann ist es durch nichts zu ersetzen! (Das Video dieser Aufführung könnte ich ausleihen). Für gar nicht unwichtig halte ich die Interviews im Publikum, da hier das ansonsten ja - wie meistens im Theater - nur passiv-rezeptive Auditorium wenigstens ansatzweise aktiv werden und aus der Konsumentenrolle rauskommen kann. Natürlich muß zum einen der Fragenkatalog aktualisiert, reduziert, auf die Zuhörerschaft abgestimmt und andererseits das Interviewen geübt werden, da hierzu Takt und Schlagferagkeit verlangt sind. BÖSE MÄDCHEN sind natürlich nicht nur Theater für die Schule, wo sie vielleicht auch den Einstieg zu Projekttagen liefern könnten; auch in Amateur-Ensembles, sogar gemischter Altersgruppen, oder bei Veranstaltungsreihen zum Thema Gleichberechtigung könnten sie mitmischen, denn angeblich kommen ja böse Mädchen überallhin und die Thematik wird aktuell bleiben, egal wie lange Ute Ehrhardts Buch auf Bestscllerlistcn oben ist. Und noch ein Tip: Im Rahmen unserer Theater-Action haben wir auch 120 T-Shirts mit dem Böse-Mädchen-Logo drucken lassen, scharlachrot auf schwarz vorn drauf: Erstens als Kostümteile für "Pecp Peep", zweitens fürs ganze Ensemble ("corporate identity") und drittens als Schnäppchen für's Publikum. Wir mußten zweimal nachbestellen. Der Erlös ging an das Projekt "econorth" von "terre des hommes", wo es erfolgreich darum geht, daß minderjährige Mädchen aus dem armen Norden Thailands davor bewahrt werden (z.B. mittels Schulstipcndicn), zum "Geldverdienen" in die Touristenzentren des Südens exportiert zu werden. Sind vielleicht Projekte wie dieses vor allem deshalb notwendig, weil Mädchen immer noch zu brav sind? BÖSE MÄDCHEN ist zumindest lusriger als solche Facetten der realen, gar nicht heilen Welt. Ich wünsche allen Theatergruppen viel Spaß und Kreativität bei diesem Stück Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung, und natürlich würde ich mich freuen, mitzukriegen, wo die BÖSEN MÄDCHEN nach und nach so überall hinkommen. Kottrad Riggentnann Sonnhalde 1 D-89284 Pfaffenhofen Tel. 07302/5172 SZENE 1: MA1DEN-RAP Qür Vokalsolo/duett, Refraingmppc, Playback und Dia-Illustration) 1. Hallo, boys and girls altogether. are you ready? Servus, liebe Männer, wenn's gestattet ist, dann hätt' i eine Frage an euch, liebe 1 Ierren, liebe Knaben: Wie wär's nach eurem G'schmack, wie wollt ihr uns denn haben? Uns man-eating Zombies vom anderen Geschlecht, uns Tussis, Spatzis, Blondis, wie war mer euch denn recht? Soll sc lieb und charmant sein, die holde Maid? Sehr pflegeleicht und häuslich? Bitte gebt uns dann B'scheid! (Refrain) Schlank muß sie sein und schön brav, beauriful and good for love, fleißig, aber nicht zu schlau: Das ist die ideale Frau! 2. Ja, ob se schwarz isch oder blond oder rot oder brünett, isch alles net so wichtig - aber bloß net fett! Bloß ja kein Gramm zuviel, bloß keine dicken Waden, des heißt dann: Kein Zucker und keine Schokoladen, kein Schwarzwälder Kirsch und keinen Lolli schlotzen oder erst den Kühlschrank leer fressen und dann alles kotzen. Des macht dich zwar körperlich und seelisch krank, aber I lauptsache. die Prinzessin ist schlank! (Refrain des Chores wie oben) 3. Es isch ja sonnenklar und es steht schon in der Bibel: Diese blöde Kuh, die Eva war schuld an allem Übel. Die Frau hat immer Lust, muß alles ausprobieren, sie läßt sich irritieren und kann jeden Mann verführen. Sie kann sich nicht beherrschen und auch nicht logisch denken, und darum muß der Mann sie beherrschen und lenken. I Iey Tussi, die Wissenschaft, des isch net dei Fach, und für die Politik bist du geistig zu schwach! (Refrain u. Bridge) Shuba duba duba, dub dub duba/: Wha-a-a-a-a! 4.1 lalt, eines bleibt übrig, dann isch alles in Butter, des isch au ganz natürlich: Die Frau als Mutter. Die Frau macht drei Viertel der Arbeit auf der Welt, dafür kassiert sie ungefähr ein Pünfte) vom Geld. Als Lady Madonna für andere sorgen, das war so gestern und das ist so heut und morgen. Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, für andere dasein, das ist's, was uns gefällt! (Refrain) (Refrain in G) STUDIO-SZENE I: (Nebenbühne links: Studio-Sitzgruppe (drei Sessel, kleiner Tisch, Mikrofone) vor TV-Studio- Dekoration mit großformatigen Bildern zum Tliema. Nach dem Maiden-Rap beginnt die Talkshou' mit drei Teilnehmerinnen: Lila, Moderatorin - Ute, Psychologin - Blne, Schülerin und Patientin von Ute) LILA: Hallo, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer hier im Studio und zu Hause an den Bildschirmen. Ich begrüße Sie recht herzlich zur neuen Folge unseres Frauenmagazins "Mona Lisa", 4 heute mit dem Titel "Böse Mädchen". Wer kennt ihn nicht, den Bestseller, (sie hebt das Buch hoch) die Pflichtlektüre für alle modernen Frauen, die für die Männer keine braven Weibchen mehr sein wollen. Brave Mädchen kommen in den Himmel, aber hier ins Studio kommt heute die Autorin dieses vieldiskutierten Buches, die Psychologin Dr. Ute Scherbart. Aber bitte warten Sie noch einen Moment mit Ihrem Applaus. Frau Scherbart hat ja in ihrer psychologischen Praxis viele Patientinnen mit interessanten, bewegenden Schicksalen. Ute Scherbart hat es nun mit viel Liebe und gutem Zureden geschafft, einer ihrer Patientinnen den Mut zu geben, heute hierher ins Studio zu kommen. Ein sehr sensibles Mädchen, das in seinem jungen Leben schon schwere seelische Krisen durchgemacht hat und deshalb jetzt sehr unsicher, nervös und aufgeregt hinter den Kulissen wartet. Ich bitte Sie deshalb, unterstützen Sie unsere Blue, so heißt unsere Patientin. Stärken Sie ihr Selbstvertrauen gleich zu Anfang schon durch einen ganz lieben, herzlichen Applaus für unsere Gäste: Ute und Blue! (Ute und Blue herein) Herzlich willkommen, liebe Ute Scherbart. (Küßchen) Und ein ganz liebes Hallo für dich, liebe Blue, (Küßchen) wir freuen uns sehr, daß du den Mut gefunden hast, heute hier vor so vielen Leuten über deine Erfahrungen und Probleme zu erzählen. Aber eines würde uns schon gleich vorweg interessieren: Du nennst dich Blue. Das klingt sehr schön, sehr amerikanisch. Kann es sein, daß da was nachklingt von einer früheren, sehr intensiven Beziehung... BLUE: Nein, nein, ich nenn mich Blue, weil ich den Namen einfach gut find. LILA: Ich meinte nur, weil er doch ... -sagtest du nicht Florida? BLUE: Mein Name hat nur mit mir zu tun, mit meinem Leben und mit meinem Fühlen und sonst mit niemand. Ich bin die Blue und keine brave Tussi! LILA: Das glaub ich dir schon, Blue, ich wollt auch gar nicht irgendwas, verstehst du, Blue ist ja ein wunderschöner Name, aber doch ein bißchen ungewöhnlich ... BLUE: Ja, eigentlich heiß ich Eva, aber ich nenn mich Blue, weil ich mich immer so blue fühle, also ich hab halt oft den Blues, ich fühl mich so traurig. LILA Und diese traurige Grundstimmung in deinem Leben - kannst du sagen, woher die kommt oder seit wann du dich so traurig fühlst? (Blue schluchzt, Ute legt ihren Arm um sie) UTE: Darf ich es erklären, Blue? (Blue nickt schluchzend) UTE: Also, das ist so: Blue litt und leidet immer noch an einem tiefen Schuldkomplex. Und zwar hängt der mit ihrem Namen zusammen. Getauft ist sie ja auf den Namen Eva. Und irgendwann einmal hat sie von irgendjemand gehört, die Eva sei an allem schuld. Am ganzen Blues, am ganzen Elend der Menschheit. Denn diese Eva sei so dumm gewesen, sich verfuhren zu lassen und ihren Boy dann auch noch zu verfuhren, dann hat man beide rausgeschmissen aus dem Naturpark und so weiter, na, Sie kennen ja die Geschichte. LILA: Die alte Geschichte mit dem Apfel? UTE: Genau. Die alte Geschichte. LILA: Die Apfelstory - wer kennt sie nicht? Wie war das damals? Wie ist das heute? Und warum sind, wenn's Ärger gibt, immer die Frauen dran schuld? Schau'n wer mal! (Hauptbühne: APPLE TREE) SZENE 2: APPLE TREE (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Aufruhrungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 10 02 61, 69 442 Weinheim) (Hauptbühne mit Apfelbaum, Parkbank, Warnschild 'Verboten!1'. Girly sitzt mit geschlossenen Augen auf der Parkbank. Vor ihr auf dem Boden, seinen Kopf an ihre Knie gelehnt, Boy mit seinem Skateboard, ebenfalls schlafend. Das Playback "Lemon Tree" setzt ein. Girly schlägt die Augen auf, fängt zum Playback an zu singen, evtl. unterstützt durch seitlich stehende Mitsängerinnen) Ich sitze hier unter'm Apfelbaum, bin eingepennt und da war so ein Traum. Das war so schön wie im Paradies, aber dann war etwas, ich fühl mich so mies. Warum fühl ich mich traurig? Ja, warum denn? (sie wacht auf) Da war doch was mit dem blöden Baum, (schaut rauf zum Baum, greifi sich an 5 den Kopf) da war mit Äpfeln was in dem Traum. Da war was, das verboten war, ich glaub, jetzt wird's mir wieder so langsam klar. Bloß, warum bin ich schuldig? Ja, warum denn? (Punky kommt hinter dem Baum vor, schaut Girty an) Nimm dir einen und beiß rein, und hinterher wirst du bedeutend klüger sein, was böse ist und gut, das siehst du dann, jetzt hab doch Mut! Du kannst mir wirklich voll vertrau'n, ich sag dir ehrlich, du, nachher, da wirst du schau'n. Was böse ist und gut, das siehst du dann, jetzt hab doch Mut! Pflöck - ab! Pflück ihn ab, ja, pflück ihn ab, pflück ihn ab, pflück ihn doch ab, ja, pflück ihn doch ab! (Girly pflückt einen Apfel) Ich pflück ihn ab und ich check ihn genauer, ich beiß mal rein und schon fühl ich mich schlauer. (Boy kommt) Ich sag zu meinem Boy, beiß auch mal rein! Oh Mann, du wirst doch kein Feigling sein? Dir wird schon nichts passieren, na los, probier'n! Iß ein Stückchen and you get the kick! (Boy beißt rein) Dieser Apfel schmeckt so super und er <196> macht nicht dick! (Polizist kommt) Oh Shit, da kommt schon der Polizist und sagt: jetzt macht bloß, daß ihr euch verpisst und laßt euch nicht mehr blicken! Ja, warum denn? Ich frag weshalb und was ist dabei? Ich eß 'n Apfel und schon kommt die Polizei? Was hab ich denn getan? Was ist denn da so Schlimmes dran? (der Polizist schiebt beide mit dem Gummiknüppel raus) Er sagt: Hier kommt ihr nicht mehr rein, die Zukunft wird für euch zwei nicht so super sein. Was hab ich denn getan? Was war denn da so Schlimmes dran? - Oh Mann, oh ... Er sagt, das kommt vom Äpfelklau'n und Schuld daran sind wieder mal die dummen Frau'n! Was hab ich denn getan? - Was haben wir getan? Was soll das. Mann, oh Mann? Was war denn da so Schlimmes dran? (Nachdem er die beiden mit seinem Flammenschwert bzw. Gummiknüppel aus dem Park in den Zuschauerraum vertrieben hat, setzt skh der Polizist auf die Bank und isst, lässig mit seinem Knüppel spielend, den Apfel fertig) STUDIO II: {auf der Nebenbühne) LILA Also, die Apfelgeschichte hat Blue in ein seelisches Tief gestürzt, so war das doch, nicht wahr? UTE; In tiefe Schuldgefühle, mit psychosomatischen Symptomen, genauer gesagt: Blue wurde erst mal magersüchtig. LILA: Magersucht, das haben heute ja viele Frauen. UTE: Blue hatte früher sehr gesund gelebt und viele Äpfel gegessen. Jetzt aber rührte sie kein Obst mehr an, aus Schuldgefühlen. Dadurch fehlten ihr natürlich die Vitamine und auch der Appetit. Sie wurde spindeldürr und wog gerade mal noch 30 Kilo. Aber irgendwann ging die Magersucht dann über in Bulimie. LILA: Die sogenannte Eß-Brechsucht. UTE: Blue bekam dann schließlich solchen Hunger, daß sie auf einen Schlag den ganzen Kühlschrank leergeputzt hat, einschließlich zwei ganze Schwarzwälder Kirschtorten. Und dann mußte sie natürlich brechen, und so ging das immer wieder Essen, brechen ... BLUE: Es war furchtbar. UTE: Das dritte Stadium war dann Schokoladensucht. Wir Psychologinnen wissen, daß Schokolade für viele Frauen ein Ersatz ist für ungestillte emotionale Bedürfnisse. LILA: Ja, wer kennt das nicht. Da wird dann eine ganze Tafel Schokolade auf einmal verschlungen, (sie öffnet die auf dem Tisch Hegende Tafel und bietet an) UTE: Die Eltern von Blue haben diese Schokoladensucht dann leider auch noch unterstützt. Lieber zu dick als zu mager, haben die sich gedacht. Aber dann kam Blue zu mir in die Gruppentherapie und hat erkannt, daß sie eigendich gar keine Schokolade wollte, sondern... LILA: Sondern? UTE: Sondern etwas ganz anderes. UTE: Schokolade als Ersatz - wofür? Wenn Sie's nicht wissen, dann hören Sie jetzt mal zu... (Hauptbuhne: SCHOKOLADE) SZENE 3: ICH WILL KEINE SCHOKOLADE (Hauptbühne. Zwei junge Männer stehen im Gespräch, mit Kaugummis und coolen Sonnenbrillen, evtl. Moutainbike oder Skateboard, links vorne am Bühnenrand. Von links kommen Papa und Mama auf ihrem Sonntagsspaziergang mit Trude, die sehnsüchtig zu den Boys (-überschauend hinterhertrottet) PAPA: So, da ist ja ein Plätzchen für uns. MAMA: Komm, Trudehen! (Trude setzt sich artig zwischen Papi und Mami, ohne den Blick von den beiden männlichen Wesen zu lassen. Einer der beiden winkt ihr cool mit der Hand. Sie winkt angeregt zurück) PAPA: Laß das, Trudehen. MAMA-Und schau nicht immer da rüber. Das tut ein Mädchen nicht. PAPA Hier, Trudehen: Marzipantrüftel. Die magst du doch, (sie schüttelt den Kopf) PAPA Na, was hast du denn, 6 Trudchcn? MAMA: Sei doch ein bißchen fröhlich. Und schau nicht immer da rüber. Das tut ein Mädchen nicht. PAPA: Hier. Nimm noch eine Schokobohne. Schau, die magst du doch. Mmh, lecker... TRUDE: Hab keinen I lunger. MAMA: Keinen 1 lunger? Trudehen! Fehlt dir etwas? TRUDE: Nein, mir fehlt gar nichts. Überhaupt nichts! Was soll mir denn fehlen? (Das Playback setzt instrumental ein, Trade springt auf; dann vokal) ICH WILL KEINE SCHOKOLADE Ich lebe unerhört solide und habe nie ein Rendezvous. Ich gehe höchstens mit den Eltern ein Stück spazieren ab und zu. Mein Vater sagt, so muß das bleiben und dafür schenkt er mir Konfekt. (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Aufführungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THE ATE R VER LAG WEINHF.IM, PF 10 02 61, 69 442 Weinheim) (Papa bietet Konfekt an) Doch neulich platzte mir der Kragen, weil mir Konfekt nun mal nicht schmeckt. Ich will keine Schokolade! Ich will lieber einen Mann! Ich will einen, der mich küssen und um den Finger wickeln Linn! Ich hatte neulich erst Geburtstag und diesen Tag vergeß ich nie, denn alle Tanten und Verwandten, (zwei Tanten mit Blauten and Pralinen) die waren mit von der Partie. Sie brachten Rosen und Narzissen und Schokolade zentnerschwer. Da hat's mich plötzlich fortgerissen, ich schrie: "Ich will das Zeug nicht mehr!" (sie wirft die Pralinen hoch, Tante fängt sie auf) Ich will keine Schokolade! Ich will lieber einen Mann! Ich will einen, der mich küssen und um den Finger wickeln kann! (Losverkäufer int7 Bauchladen) Ich kaufte Sonntag auf dem Rummel für 20 Pfennig mir ein Los. Ich hab auch wirklich was gewonnen, doch die Enttäuschung, die war groß. Denn ich gewann dort einen Teddy aus Schokolad' und Marzipan. Den schmiß ich wütend in die Menge und schrie den Losverkäufer an: Ich will keine Schokolade! Ich will lieber einen Mann! Ich will einen, der mich küssen und um den Finger wickeln kann! Ich will einen, der mich küssen und um den Finger wickeln kann! (Trade springt in die Anne eines der beiden jungen Männer, der sie sicher auffängt) STUDIO III: (auf der Nebenbühne) LILA Tja, Blue, war das so ähnlich mit deiner Lust auf Süßes? BLUE: Mmh. ja, ich war damals ziemlich dick und hab von der Schokolade auch Pickel bekommen. LILA Aber in der Gruppentherapie habt ihr diese Rollenszene, die wir jetzt gesehen haben, nachgespielt und dadurch hast du dir die Ursachen bewußt gemacht und deine Schokoladensuchi dann schließlich überwunden. BLUE: Ja. und die Pickel warn dann auch weg. LILA: Ute. war Blue nun damit schon geheilt? UTE: Noch lange nicht. Inzwischen hatte sie nämlich einen MinderwerrigkeiTskomplex bekommen. Sic dachte, sie sei nicht hübsch und attraktiv genug, um jungen Männern gefallen zu können. LILA: Damit kommen wir zur Frage: Müssen Frauen schön sein? Ute, Sie haben darauf ja eine sehr radikale Antwort. UTE: Dieses Schönheitsideal ist nichts anderes als männlicher Schönheitsterror gegenüber Frauen. LELA Schönheitsterror? UTE: Welche Vorbilder werden uns Frauen denn permanent präsentiert? Welche Idealbilder hält Mann uns Frauen dauernd vor die Nase? Marilyn Monroe, Claudia Schiffer, Pamela Anderson. Und welche Frau kann diese Vorbilder erreichen? So blond sein wie Marilyn Monroe, so schlank wie Claudia Schiffer und dann noch eine Oberweite wie Pamela Anderson? Das schafft keine Frau. Und das wissen die Männer, und deshalb propagieren sie dauernd diesen Pretry-Woman-Mythos. Und mit diesem unerreichbaren Idealbild erreichen sie, daß alle Frauen mit sich unzufrieden sind. Und wer sich selbst nicht mag, der mag die ganze Welt nicht. LILA Und was haben die Männer davon? UTE: Daß die Frauen ihr Selbstvcrtrauen verlieren und alles tun. um von Männern für ihr hübsches Aussehen gelobt zu werden. Und das gefallt den Männern, denn das gibt ihnen Macht über die Frauen. LILA Manche Frauen geraten durch diesen Pretty-Woman-Mythos in einen Teufelskreis der Selbstkritik. Line ganz, ganz traurige Geschichte, aber schauen wir sie trotzdem einmal an. 7 SZENE 4: UGLYWOMAN (Hauptbühne. Heidi, ein guiaussehendes Mädchen, sitzt mit traurigem, bitterem Blick am linken Rand der Parkbank. Sie legt ihre Beine mal linksrum, mal rechtsrum übereinander. Ralf, ein gutaussehender junger Mann, kommt von rechts, geht an Heidi und der Bank vorbei, schaut sich dann um und setzt sich, nachdem er Heidi höflich angeblickt hat, an den rechten Rand der Parkbank. Er beginnt, Popcorn aus einer Tüte zu essen oder Kaugummi zu kauen. Bald bietet er auch Heidi davon etwas an, aber sie lehnt wortlos durch Gestik/Mimik ab. Nun steckt Ralf die Tüte in seine Tasche oder seinen Rucksack und nimmt ein hochphilosophisches Taschenbuch heraus, um sich in dessen Lektüre zu vertiefen. Heidi schielt erst vorsichtig nach ihm, dreht dann kurz ihren Kopf in seine Richtung, um ihn mit einem schnellen Bück zu mustern. Wieder nach vom schauend, beginnt sie vor sich hinzusprechen...) HEIDI: Es ist immer dasselbe im Park; Jeder hält Abstand zu mir. (Sie prüft mit einem kurzen Seitenblick die Reaktion des jungen Mannes, dann wiederholt sie mit mehr Betonung, und schließlich, noch deutlicher, ein drittes Mal. Schließich spricht sie ihn direkt an) Sie sind wohl schwerhörig? RALF: Ah - wie bitte? HEIDI: Ob Sie vielleicht schwerhörig sind? RALF: Äh -nö. Aber das Buch ist so spannend, (er höh es ihr unter die Nase) Schon gelesen? HEIDI: Ich sagte, es ist immer dasselbe im Park, jeder hält Abstand zu mir. Und ich weiß auch den Grund: Weil ich nicht so gut aussehe wie die anderen. RALF: Aber - Sie sehen doch wirklich gut aus, also echt... HEIDI: Was? Ich und gut aussehen? RALF: Also ich mein', Sie sind wirklich attraktiv. HEIDI: Was? Attraktiv? Ich und attraktiv? Potthäßlich bin ich. Und darum möchte ich auch nicht weiter über dieses Thema reden. Vor allem nicht hier im Park, wo so viele attraktive Mädchen rumtaufen. RALF: Aber Sie sind doch wirklich ... HEIDI: Die Häßlichste hier, ich weiß, und zwar mit Abstand, (sie steht auf, geht schmollend mit verschränkten Armen zwei Schritte nach rechts weg, dann vor der Bank auf und ab) Die Allerletzte bin ich in der Schönheitsskala. Erst kommen alle Bravo-Girls, dann die normalen hübschen Mädchen, anschließend die Pickel-Uschis, Thekenschlampen und Spinatwachteln, und dann kommt eine Weile gar nichts. Dann kommt die Freundin von Frankensteins Monster, schließlich die Mülltonne von Frankensteins Monster und dann, ja dann komm' irgendwann mal ich. (sie steht jetzt hinter der Bank) RALF: (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichts zwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Aufführungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 1002 61, 69 442 Weinheim) Aber das stimmt doch gar nicht... HEIDI: Stimmt nicht, was? Komm ich vielleicht schon vor der Mülltonne? (sie tritt vor die Bank) RALF: Nein! HEIDI: Also doch nach der Mülltonne! RALF: Aber Sie sind doch gar nicht so häßlich wie ... HEIDI: Aah ja. Nicht soo häßlich. Gar nicht sooo häßlich. Sie machen das ja ganz geschickt mit Ihrem treuen Dackelblick, ganz raffiniert, so auf die Psychologische, nicht wahr? Sie sind ja gar nicht sooo häßlich, sagen Sie, und das soll ja wohl heißen: Es gibt noch Schlimmere! Jaja, ich weiß schon, was Sie wollen, ich kenn das ja: Erst wollen Sie mich ganz klein machen, daß ich mich ganz minderwertig fühle, wie das häßlich kleine Entlein ... (sie duckt sich hinter der Bank) ... und dann kommen Sie als der große schöne Enterich! (siegeht wieder vor die Bank) RALF: Aber nicht doch ... HEIDI: (steigt auf die Bank) Als strahlender Märchenprinz, als Ritter Lohengrin! RALF: Ich wollte doch nur... HEIDI:... die häßliche Kröte (sie springt wieder runter) durch einen Kuß erlösen und dann die Prinzessin aufs Schloß führen, nicht wahr? (sie setzt sich neben ihn) RALF: Nein wirklich, echt, ich wollte... HEIDI: ja, ich weiß schon, was Sie wollten. Sie sind hier durch den Park spaziert (sie geht auf und ab) und ham sich alle Mädchen angeschaut und sich gedacht: Aha, schon wieder mal zu spät dran, mädchenmäßig tote Hose, alle guten Tonen abgeräumt, aber na ja, immer Kaviar ist Käse, also was soll's, da auf der letzten Bank, da sitzt ja noch so'n Mauerblümchen ... die werd ich gleich mal anbaggem, die Sumpfralle ... (sie setzt sich und zieht sich mit den Händen an der Bank zu Ralf hin) ... die muß doch froh sein, wenn nicht jeder 'n großen Bogen um sie macht, die Pute, die kriegt 'n bißchen Popcorn spendiert, 'n bißchen Smalltalk gesülzt und dann wird sie abgeschleppt, so harn Sie sich das ausgedacht... RALF: Ich wollte Ihnen wirklich nur sagen, daß Sie... HEIDI: Sag der Zicke, sie sei schön, und schon frißt sie dir aus der Hand, so haben Sie sich das vorgestellt, nicht wahr. Und schließlich kann die Töle nichts dafür, daß sie so häßlich ist, die Schnepfe, daß sie so einsam und verlassen rumsitzt, das arme Wesen. Sowas ist einfach Schicksal. Da tu ich noch ein gutes Werk als Pfadfinder, wenn ich ein bißchen Mitleid habe mit der Zippelgusse. Die fühlt sich doch wie an Weihnachten, wenn sie mal einer anspricht. Für die ist jedes neue Wort ein warmer Sonnenstrahl. Und jedenfalls ist die leicht rumzukriegen! RALF: Aber ich wollte Sie doch überhaupt nicht rumkriegen! HEIDI: So? Und warum labern Sie dann seit einer halben Stunde hier die Ohren voll? RALF: Aber Sie haben doch mich ... HEIDI: Was sagen Sie? - Ich habe Sie angebaggert? Also das ist doch der Gipfel. Erst diese peinlich plumpe Anmache, und wenn der Herr dann abblitzt, dann muß er noch eine Szene machen, damit er seinen starken Abgang hat. Aber nicht mit mir! Nicht mit mir! Wenn Sie nicht sofort verduften, dann schrei ich so laut, daß es im Park hier alle hören, Sie übler Parkbank-Casanova! RALF: Okay, okay, ich geh ja schon, ist ja schon gut, ich geh ja schon ... (ab nach links mit Scheibenwischer-Handbewegung) HEIDI: Hau bloß ab, du schleimiger Softi! (die Lautstärke steigert sich bis zum Fortissimo) Verpiß dich, ich find dich scheiße!---(nach einer Weile, in derselben Haltung und demselben Tonfall wie am Anfang mit langen Pausen) Es ist immer dasselbe im Park: Jeder hält Abstand zu mir. Weil ich so häßlich bin. STUDIO IV: (auf der Nebenbühne) LILA: Ute, können Sie uns erzählen, wie Sie es geschafft haben, Blue von ihren Minderwertigkeitsgefühlen zu befreien? UTE: Ganz einfach: Ich habe ihr geholfen, ihren ganz persönlichen Wert als Frau zu begreifen. Eine Frau, die sich häßlich fühlt. die wird auch häßlich, und umgekehrt, eine Frau, die sich schön fühlt, die wird auch schön, und eine, die sich stark fühlt, die wird auch stark. LILA: Die starken Frauen, ja, da sind wir nun bei einem ganz zentralen Problem, Ute. Anders gefragt: Dürfen Frauen überhaupt stark sein? UTE: Wenn's nach den Männern geht, natürlich nicht. Die Männer mögen schwache, möglichst hilflose Frauen. Da können die Männer gar nichts dafür, das ist ihnen angeboren. LILA: Und dieses angeborene Verhalten ist so wichtig und die Instinkte sind so mächtig, daß wir es mit einer kleinen Spielszene genauer erklären sollten. Bitte, liebe Ute. SZENE 5: KÖRPERSPRACHE (Ute steht auf der Studio-Nebenbühne dozierend am Rednerpult, während auf der Hauptbühne, vor dem Apfelbaum, fast ohne Wort gespielt wird. Personen: Ela, Radfahrerin - Joe, Skateboarder -Jack, Skateboarder) UTE: Eines, liebe Zuschauerinnen, eines müssen wir uns immer im Bewußtsein halten, wenn wir über die Unterdrückung der Frauen reden: Wir alle haben unseren Stammbaum; wir alle sind Produkte der Evolution; wir alle können unsere Abstammung von Steinzeitmenschen und von äffinnenartigen Vorfahrinnen nicht verleugnen. Wenn wir heurigen Menschen äußerlich auch ganz anders aussehen als Affen - jedenfalls wir Frauen - dann darf uns dies nicht darüber hinwegtäuschen, daß wir viele unserer heutigen Verhaltensweisen vom Pithecanthropus ererbt haben. Betrachten wir etwa dieses Bild eines Früh mensch enpaares, wie es vor 3,6 Millionen Jahren gelebt hat... (sie hängt das nachfolgende Bild auf) Körpersprache Aufnahme: Discover Magazin/Richard Ross Was macht das Männchen? Typisch, werden Sie sagen, er legt seinen Arm um ihre Schulter. Warum macht das Männchen das? Die Antwort ist: Er will ihr damit zeigen, daß er sie beschützt. Er tut das gerne, und bis heute fühlen sich ja die Männer besonders wohl, wenn sie gegenüber Frauen die Rolle des Beschützers spielen (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Aufiuhrungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 10 02 61,69 442 Weinheim) können. Aber warum spielen Männer ach so gerne die Rolle des galanten Caballero? - Nun, das dürfte wohl zwei Gründe haben: Erstens kann sich der Mann in der Beschützerrolle stark fühlen, als mutiger Held und als Verteidiger der Schwachen. Und zweitens ist es vom Beschützen nur ein kleines Schrittchen zum Beherrschen und Besitzen. Mit seinem freundlich umgelegten muskulösen Arm will er die Frau unterdrücken, runterdrücken, und zwar auf die sanfte Softi-Schleimi-Tour. Natürlich wissen alle Frauen, daß die Männer gern die Heldenrolle spielen, und viele Frauen verstehen es geradezu meisten nnenhaft, dieses Bedürfnis der Männer für sich selbst zu nutzen. Betrachten wir einmal einen ganz alltäglichen Vorgang... (Ela kommt mit Mountain-Bitte und kleinem Rucksack) Ein junges, hübsches, emanzipiertes und umweltbewußtes Mädchen bemerkt auf ihrer Radtour durch den Stadtpark plötzlich eine Reifenpanne. Einen sogenannten Plattfuß. Nun, was soll's, als selbstbewußte junge Frau versteht sie viel von Technik, hat sämtliches notwendiges Werkzeug immer bei sich und beginnt sofort, das Nötige für die erforderlichen Reparaturmaßnahmen vorzubereiten. (Joe undJack kommen mit ihren Skateboards, setzen sich auf die Banklehne und lassen ihre Getränkedosen zischen; sie tragenfiöhtkhe Affenmasken) Zwei zufällig vorbeikommende Männchen vermuten irrtümlicherweise, hier hätte ein weibliches Wesen ein technisches Problem. Das Vorurteil der technischen Inkompetenz von Frauen ist für Männer natürlich immer wieder ein Anlaß zur Selbstbestätigung, und so betrachten die beiden Männchen mit selbstgefälliger Arroganz und herablassenden Kommentaren den Fortgang der Reparaturarbeiten. Da die junge Frau zu diesem Zeitpunkt keine Spur von Schwäche zeigt, werden zunächst die Beschützerinstinkte der Männchen nicht aktiviert. Die Reparatur schreitet planmäßig voran. Jeder Handgriff sitzt... (Elas Schraubenschlüssel rutscht ab. Sie bläst sich Kühlung auf die schmerzende Hand, macht aber heroisch weiter) ... denn die technisch versierte Frau weiß immer, wo sie hinlangen muß. Vor kurzem hat sie einen Frauen-Fahrrad-Workshop am Frauenbildungs Zentrum besucht, und die Arbeit macht ihr sichtlich Spaß. (Elas Mimik deutet kaum auf großen Spaß, und ihre Handgriffe ebensowenig auf technische Versiertheit hin: Den "Platten" versucht sie zu dichten, indem sie ein weißes Klebeband um Mantel und Felge windet) Durch die arroganten Kommentare der beiden Zuschauer läßt sie sich in keiner Weise provozieren, denn sie weiß ja, daß die Männer auf diese Weise ihre Unterlegenheitsgefühle aufarbeiten können. Doch plötzlich - Bing - (Ute oder Lila schlägt eine Triangel. Die drei Mimen erstarren, Ela überlegt, Finger am Mund) ... stellt sie sich eine Frage: Apropos arbeiten: Warum soll ich als Frau eigentlich hier arbeiten, wenn Männer bloß rumsitzen? - Sie überlegt, wie sie die beiden Männchen zum Tätigwerden motivieren könnte, und schon hat sie die Lösung: Alles, was sie tun muß, ist, sich schwach und hilflos stellen, um damit den Beschützerinstinkt der Männchen zu aktivieren ... (Beim zweiten Klang der Triangel lösen sich die drei wieder aus ihrer Erstarrung. Ela läßt mutlos ihr Werkzeugfallen und sinkt hilflos auf die Knie. Weinerlich und kopfschüttelnd sagt sie, mit leichter Drehung zu den beiden hin) ELA: Ich kann das einfach nicht. (Sofort reagieren die beiden Typen: Sie signalisieren sich gegenseitig: Du, das arme Mädchen hat Probleme, der müssen wir starken Männer helfen. Sie erheben sich, stellen ihre Getränkedosen auf der Bank ab, gehen locker-breitspurig auf Ela zu, helfen ihr hoch und legen ihr beide den Arm auf die Schulter) UTE: Der Schlüsselreiz des hilflosen weiblichen Wesens wirkt auf die beiden Männchen unwiderstehlich. Von ihrem Beschützerinstinkt gerrieben, tun sie nun, gemäß ihrer genetischen Programmierung, alles, um sich in der Helferrolle zu bewähren, entsprechend den bekannten Dichterworten: Hilfreich sei das Männchen, edel und gut... (Die beiden inspizieren fachmännisch, entfernen verständnisvoll das Klebeband und reparieren dann den Reifen; dabei steht einer so, daß die FlUkstetle verdeckt ist. Anschließend putzen die beiden mit ihren Taschentüchern Vorder- und Hinterradfelge, prüfen die Kette, 10 ziehen Muttern nach und ölen alles mögliche) UTE: Nun können die beiden ihre Helferinstinkte voll ausleben. Ihre fröhlichen Bewegungsweisen lassen einen Anstieg des Hormonspiegels erkennen. Der höhere Hormonspiegel fuhrt nun jedoch zum Einsetzen des Balzverhaltens. (Einer der beiden pumpt den Reifen auf, hält ihn dazu am oberen Scheitelpunkt im Ventilberekh fest. Der andere, im Moment unbeschäftigt, legt derweil seinen Arm um Elas Schulter,ßhrt sie ein paar Schritte nach rechts, zeigt ihr die schöne Landschaft und schäkert mit ihr. Bald merkt der andere, was da läuft; er tippt dem Rivalen mit der Pumpe auf die Schulter und läßt ihn weiterpumpen. Nun kann er ihr den Arm um die Schulter legen und mit ihrflirten) UTE: Beide Männchen versuchen, sich der möglichen Partnerin von ihrer besten Seite zu präsentieren und eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Der umgelegte Arm signalisiert in dieser Situation dem anderen Männchen einen Besitzanspruch. Fatalerweise kann nun aber ein Überschuß an männlichen Hormonen immer auch eine Zunahme aggressiver Impulse bewirken, die durch die Anwesenheit des weiblichen Wesens noch verstärkt werden. Es folgt nun der typische ritualisierte Rivalenkampf, der bei wildlebenden Männchen zum Glück nur selten zu schweren Verletzungen führt... (Der Pumpende merkt's bald wieder und tippt nun seinerseits dem anderen mit der Pumpe auf die Schulter, die Positionen werden getauscht. Doch bei der nächsten Pumpenübergabe winkt der (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Aufführungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 10 02 61,69 442 Weinheim) Flirtende ab und befaßt sich weiter mit dem Mädchen, das die sich aufbauende Spannung bemerkt und zwischen die beiden tritt, um zu vermitteln, aber vergebens: Der Pumper nimmt sie energisch in den Arm und hält dem anderen die Pumpe hin. Der nimmt die Pumpe, schiebt sie cool zusammen und faßt den ersten dezent am T-Shirt. Der nun wieder läßt Ela beiseitetreten und schmeißt dann lässig mit einem Fußkick das Fahrrad um. jetzt beginnt eine Prügelei, während derer Ela schnell das Werkzeug in ihrem Rucksack verstaut und mit dem Fahrrad das Weite sucht) UTE: Nachdem das weibliche Wesen verschwunden, das heißt sowohl optisch als auch geruchsmäßig nicht mehr wahrnehmbar ist, sinkt dadurch auch wieder der Hormonspiegel. Die beiden Kontrahenten erschlaffen und nehmen schließlich die sogenannte Demutshaltung ein ... (Die beiden boxen gegeneinander, bis sie sich nur noch auf den Knien gegenüberstehen. Schließlich reißen sie sich gegenseitig die lächelnden AfFenmasken runter) JACK: Eine Fragejoe. JOE: Was denn, jack? JACRWarum prügeln wir uns eigentlich? JOE: Na, wegen der Schnecke. JACK: Wegen der blonden Tussi? JOE: Wo issedenn? JACK: Oh Mann. JOE: Sind wir blöd! (Sie beginnen zu lachen, erst kopfschüttelnd, dann immer breiter. Brüderlich helfen sie sich auf die Beine, setzen sich auf die Bank, schlagen sich auf die Schenkel und prosten sich mit ihren Dosen zu) STUDIO V: (auf der Nebenbühne) LILA: Was meinen Sie, liebe Zuschauerinnen, sind das die vielgerühmten Waffen einer Frau: Lächeln, schwächein, und sich hilflos, dumm und dämlich stellen, damit die klugen starken Männer schnell zu Hilfe eilen? Müssen Frauen schwach sein? Haben Männer Angst vor starken Frauen? Einige wirklich starke Frauen haben wir heute hier im Studio: Die "tough girls" der Frauen-Kampfsportgruppe aus ... Schauen Sie mal, was diese schwachen Frauen alles machen. (Die Kampfsportgruppe tritt in schwarzen/weißenJudo/ Karate-Anzügen auf und zeigt ihre Übungen: - Synchrone Formationen und Angriffsbewegungen - Durchschlagen von Brettern mit Hand oder Fuß - Durchschlagen eines Ziegelsteins mit dem Kopf) LILA: Wow! Fantastisch! Na, das war ja sehr eindrucksvoll. ROSA: Tja, wir Frauen müssen es nicht nur hier haben, sondern auch hier, (deutet auf ihren Kopf) LILA: Rosa, was uns da zuerst interessiert: Um so eine starke Frau zu werden - wieviel muß man da trainieren? ROSA: Man ist gut. Also wir Frauen trainieren viermal die Woche je drei Stunden. Und dann noch zweimal ins Fitneßstudio. LILA: Und wie sind Sie auf diese Idee II gekommen, sich mit Frauen-Kampfsport zu befassen? ROSA: Tja, da ist wohl meine Mama schuld daran. Die wollte mich abends nie allein aus dem Haus gehen lassen, weil sie Angst hatte, daß mir im Dunkeln so'n Strolch über den Wegläuft. LILA: Und heute? Dürfen Sie jetzt abends manchmal auch alleine ausgehen? ROSA: Manchmal ist gut. Ich geh immer alleine aus. Je später, desto lieber. Allerdings werd ich auch öfters von Männern engagiert. Als Bodyguard. LILA: Und mußten Sie schon einmal Ihre Schlagkraft einsetzen, im Ernstfall mein ich, gegen Männer? ROSA: Einmal? Einmal ist gut... (Pkyback-Einsatz: AZZURRO) SZENE 6: AZZURRO (Gesang: Alle Karatekas, evtl. mit Hantel-Rhythmik. Rosa agiert solo in der Mitte. Vier Männer kriegen blaue Augen verpaßt) 1. Mama hat mir gesagt, die Männer, paß auf, die sind ja so furchtbar schlecht. Mama, glaub mir, ich hab Courage, und wenn mal einer was von mir möcht, und dieser Kerl benimmt sich eben ein Stück daneben, dann geht's ihm schlecht. (Patsch. Sie hat dem Ganoven, der aufsie zukam, erst die Sonnenbrille abgenommen und ihm dann eins verpaßt. Als er sich wieder aufrappelt, ist sein Auge blau) Refrain: Azzurroist meine Lieblingsfarbe ja, azzurro, so blau. Azzurro, ich bring so gern ein bißchen Farbe ins Alltagsgrau. Azzurro, da werden Männeraugen herrlich blau, wenn ich draufhau. Aikido kann ich und Judo, Karate und ein bißchen Taek-won-do. 2. Mama hat mir gesagt, die Frauen, die Männern trauen, die sind ja dumm. Was eine Frau ist, eine feine, geht nie alleine bei Nacht herum. Aber ich furcht' kein Ungeheuer, ich sag, Mensch Meier, dich hau ich um. Bum! Bum! (E>ublettefärdte beiden Fieslinge, die von links und rechts gekommen waren. Als sie sieh wieder aufrappeln, ist je ein Auge blau) (Refrain: wie oben) 3. Mama hat mir gesagt, kein Mädchen geht nachts ins Städtchen, bleib lieber hier. Was, sag ich, ausgeh'n nur bei Tage? Kommt nicht in Frage, doch nicht mit mir! Denn von mir kriegt noch jeder Tauge- nichts eins aufs Auge, als Souvenir. Zong! (Ein Maskierter hat sie mit einer Waffe bedroht, aber sie hat ihn nur eines kurzen Seitenblickes gewürdigt. Ein herbeieilender Polizist hat den Kerl mit geübtem Grifffestgenommen - und dafür von ihr aus Versehen ein unverdientes Veilchen bekommen, während der Übeltäterfliehen kann) (Refrain wie oben) (Für die blauen Augen gibt's kleine Schminkschwämme) STUDIO VI: (auf der Nebenbühne) LILA: Liebes Publikum, wenn Ute Scherbart in ihrem Buch die Frage gestellt hat: Müssen Frauen immer sanft sein? - dann war diese Vorführung wohl eine schlagfertige Antwort. Aber, liebe Ute, wie sieht es denn im Berufsleben aus? In der freien Wirtschaft, in Büroberufen, in Konkurrenz mit Männern: Machen starke Frauen, die sich wehren können, sich nicht sehr schnell unbeliebt? UTE: Natürlich, aber eine Frau, die versucht, everybody's Darling zu sein, die wird bald everybody's Tussi sein. LILA: Sie meinen also, Frauen sollten sich auch in der Firma selbstbewußt als starke Frauen outen? LILA: Was denn sonst? Nur starke Frauen kommen letzten Endes auch in einflußreiche Positionen. LILA (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Aufruhrungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 10 02 61,69 442 Weinheim) Entscheidend ist da wahrscheinlich meistens schon der erste Eindruck, nämlich, wie eine Frau beim Bewerbungsgespräch auftritt. Sehen Sie dazu wieder ein Fallbeispiel. SZENE 7: SIE HÖREN VON MIR (Personen: Chef: Leiter einer Personalabteilung - 1. Dame: Fräulein Schulz, altjüngferlich, aber als Sekretärin sehr qualifiziert - 2. Dame: Susi Müller, attraktive Rothaarige, aber als Sekretärin eine Katastrophe - 3. Dame: Yvonne Huber-Dupont, noble Blondine, attraktiv, sehr versiert, sehr gebildet, sehr selbstbewußt; alle drei Damen evtl. dieselbe Spielerin. Bühnenbild: Schreibtisch, zwei Stühle, im 12 Hintergrund an der Wand die Bilanzkurve der Firma) CHEF: (drückt auf den Knopf des Sprechgeräts) Die nächste bitte. (Herein Fräulein Schulz: Mit Brille, Hut, langem Rock oder Mantel, Regenschirm, Aktentasche) CHEF: Guten Tag. Sie sind Frau Schulz? 1. DAME: Fräulein, bitte. CHEF: Ah ja, also Fräulein Schulz. Ach, nehmen Sie doch Platz, bitte. Ja, Fräulein Schulz, Sie haben sich um die durch Schwangerschaft freigewordene Stelle unserer Personalsekretärin beworben, und was Sie uns da an Unterlagen eingereicht haben, ist ja wirklich sehr, sehr ordentlich, nicht wahr. Ein Lebenslauf in gestochener Handschrift, ein hervorragendes Empfehlungsschreiben von ihrem letzten Arbeitgeber, Textverarbeitung, 320 Anschläge pro Minute, versiert in doppelter Buchführung, und Sie sprechen fließend Englisch und Französisch. Ja, das sieht alles sehr gut aus, Frau Schulz. 1. DAME: Fräulein, bitte. CHEF: Pardon, natürlich, Fräulein Schulz. Aber sagen Sie bitte, bei Ihrer hervorragenden Qualifikation als Sekretärin, warum haben Sie denn Ihre letzte Arbeitsstelle, ich meine, warum, äh ... 1. DAME: Meinen Arbeitsplatz bei Meier und Co. hat die Nichte des Prokuristen bekommen. So'n junges Ding mit Lippenstift und Minirock und so. Die könne so charmant mit den Geschäftspartnern umgehen, hat's geheißen. Dabei konnte sie nur gut mit dem Hintern wackeln. CHEF: Tja, Fräulein Schulz, die persönliche Ausstrahlung und körperli... - ich meine, kulturelle Bildung ist natürlich schon ein Punkt, nicht wahr, und unsere Personalsekretärin muß natürlich über eine solide Allgemeinbildung verfügen. Darf ich Ihnen deshalb ein paar Fragen stellen, damit ich mir ein Bild machen kann? 1. DAME: Bitte schön. CHEF: Also, meine erste Frage: Von wem ist die Oper "Fidelio"? 1. DAME: Natürlich von Beethoven. In Ludwig van Beethovens einziger Oper geht es dramatisch um den Konflikt zwischen der Freiheit des fühlenden weiblichen Individuums und der Kälte des männlich Macht ausübenden Staatsapparates. Musikalisch bringt Beethoven in dieser Oper die Harmonik der deutschen Klassik in einer Synergetik von Ethik und Ästhetik zu höchster Vollendung. Uraufgeführt wurde das Werk am 26. November achtzehn hu ii... CHEF: Ja, danke schön, Fräulein Schulz. Ich sehe schon, ich muß Ihnen schwierigere Fragen stellen. Also, welcher Künstler schuf die berühmten "Bilder einer Ausstellung": Rembrandt oder Picasso? 1. DAME: Sehr witzig, Herr Wissmann. Der russische Komponist Modest Mussorgskij komponierte die musikalischen Bilder dieser symphonischen Dichtung im Jahre 1873, nachdem er in St. Petersburg eine Bilderausstellung seines Freundes Nikolai Hartmann besucht hatte. Modest Mussorgskij gilt als Protagonist der modernen Symphonik, aber wie so viele männliche Genies endete er tragischer- weise im Wahnsinn. CHEF: Wahnsinn. Echt Wahnsinn, Fräulein Schulz, wie gut Sie Bescheid wissen. Nun noch eine Frage aus dem Bereich der neueren deutschen Literatur. Wer schrieb den Roman "Die Blechtrommel"? 1. DAME: Wie bitte? Die Blechtrommel? Ich muß doch sehr bitten. Diesen Schweinkram, den hat natürlich dieser Günther Grass geschrieben. Haben Sie etwa diesen Schmutz und Schund gelesen? CHEF: Öh, gelesen? Nein. Aber er kam mal im Fernsehen. 1. DAME: Und das haben Sie angeschaut? Na ja. Haben Sie sonst noch Fragen, Herr Wissmann? CHEF: Ah, ja, Frau Schulz. Würden Sie bitte mal einen Blick aus dem Fenster werfen? 1. DAME: Fräulein bitte! (sie steht auf, schaut hinaus) CHEF: Steht da unten ein roter Porsche, Fräulein Schulz? (erlegt ihrem Furzkissen auf den Stuhl) 1. DAME: Ja, warum? CHEF: Ist gut, ja. Sie können wieder Platz nehmen. (Sk setzt sich, das Kissen funktioniert. Sie springt hoch) 1. DAME: Also, das ist doch...! CHEF: Ein sogenanntes Furzkissen, Frau Schulz. Bitte entschuldigen Sie den dummen Scherz, aber eine Sekretärin muß schlagfertig sein und souverän auf unvorhergesehene Situationen reagieren können. Nun, ich meine, jetzt habe ich Sie genügend getestet, Frau Schulz. Sie hören dann von mir. 1. DAME: (haut ihm das Furzkissen um die Ohren) Auf Wiedersehen! Oder besser: Guten Tag! (ab) CHEF: Also schlagfertig ist die. Und hochintelligent. Also für eine Frau, mein ich. Aber eine Frau, die muß doch auch Frau sein. Die muß charmant sein, attraktiv, die muß man vorzeigen können. Naja, wenn man schon mit einer Frau zusammenarbeitet, dann sollte sie doch ... (er nimmt das nächste Bewerbungsschreiben zur Hand, pfeift bewundernd) ...ja, so wie die. Susanne Müller, (erdrückt den Knopf) Die nächste bitte! (herein Frau Müller, mit kurzem, engem Rock, roter Mähne, engem dekotUiertem Jäckchen und modischer Tasche) CHEF: Ja, guten Tag, Frau ... 2. DAME: Müller, Susanne Müller, aber meine Freunde nennen mich nur Susi. CHEF: Ah ja, liebes Fräulein Susi, dann nehmen Sie doch bitte Platz. Ich hab' mir grade ihr Bewerbungsschreiben durchgeschaut. Susanne Möller, 24 Jahre, zuletzt beschäftigt bei Plöchl und Co. Ihr Lebenslauf enthält ein paar ganz kleine Rechtschreibfehler, aber das darf man ja heute nicht mehr so eng sehen. 2. DAME: Eben. Hauptsache, man kann's lesen, oder? (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Aufführungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 10 02 61,69 442 Weinheim) CHEF: Na sehen Sie, und Sie schreiben ja immerhin 140 Anschläge pro Minute. 2. DAME: Tschja, wenn's mal schnell gehen muß... CHEF: Und Sie sprechen doch sicher auch Englisch? 2. DAME: Oh yes, I can good English. CHEF: Und Französisch? 2. DAME: Un petit peu: L'amour c'est la vie,je t'aime. (gespr.: "Ah pörihpöh: Lamuhr, se la wie, schö tähm") CHEF: Ah oui,je comprends, c'est tres bien, votre Francais. (gespr.: "Ah wie, schö kohprah, se tre biäh, wqtrö Fra'sah") 2. DAME: Ach, das hab ich jetzt nicht ganz verstanden. CHEF: Na, macht ja nichts, das darf man nicht so eng sehen. Aber ich möcht Ihnen gern noch ein paar kulturelle Fragen stellen, zu Ihrer Allgemeinbildung, verstehen Sie? Also Fräulein Susi, wer hat die Mona Lisa gemalt? 2. DAME: Ah ja, des weiß ich. Des war doch so'n berühmter Maler! Der liegt mir auf der Zunge. Also entweder war's der Einstein oder der -Jakesbeer. CHEF: Knapp daneben. Es war Leonardo. 2. DAME: Der Leonardo, echt? Der am Hauptbahnhof, der wo so gute Pizzas macht? Hab gar net gewußt, daß der auch malen kann. CHEF: Noch eine andere Frage, Fräulein Susi: Eine Sekretärin im Großhandel muß ja in der Geographie durchblicken. Können Sie mir ein paar europäische Hauptstädte nennen? 2. DAME: Aber sicher. Welche zum Beispiel? CHEF: Sehr witzig, Fräulein Susi, sehr schlagfertig. Eine letzte Frage: Ist Ihnen Bismarck ein Begriff? 2. DAME: Au weia, Bismarck. Die eß' ich immer, wenn ich so'n kleinen Kater habe. CHEF: Und was, Fräulein Susi, was ist denn Ihr Spezialgebiet, ich meine, was haben Sie denn bei Plöchl und Co. hauptsächlich gearbeitet, bevor die Firma in Konkurs ging? 2. DAME: Na alles mögliche, also immer Kaffee kochen, oder zum Beispiel die Bilanz erstellen, so wie die da hinten. Das hat bei uns ganz ähnlich ausgesehen, aber kaum war ich ein paar Wochen im Betrieb, da ging sie soo steil runter. Wow! CHEF: Fräulein Susi, würden Sie bitte mal zum Fenster gehen und schauen, ob da unten ein roter Porsche steht? 2, DAME: Aber gerne. - (schaut runter) Wow, super! Ist das Ihrer? Da müssen Sie mich unbedingt mal mit fahren lassen, gell? (sie setzt sich, das Kissen spricht an) Ups! - War'n Sie das?---Ein Furzkissen! Aber Herr Wissmann, Sie haben's aber faustdick hinter den Ohren, Sie ganz Schlimmer! Aber ich mag so Leute mit Humor, die auch mal Spaß haben im Büro, (sie steht hinter ihm und massiert ihm die Schultern) - Ich meine, wir zwei beide, das wird lustig. CHEF: (befreit sich, leicht irritiert, von den zarten Händen) Ich sehe, Fräulein Susi, Sie können sehr flexibel und feinfühlig mit allen Situationen umgehen. Ja, das wär's. Ich kann Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nichts versprechen. Sie haben zwar eine sehr ansprechende menschliche Ausstrahlung, aber es kommt noch eine weitere Bewerberin. Sie hören dann von mir. 2. DAME: Na dann, tschüs, Herr Wissmann! - - Tschü-üs! CHEF: Tschü-üs! -- - Na, eines weiß ich jetzt: Warum Plöchl und Co. in Konkurs gingen. Diesmal schau ich den Bewerbungsbogen mal genau an. Yvonne Huber-Dupont, 26 Jahre, sehr gute Zeugnisse, Textverarbeitung, 350 Anschläge, fließend Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch. Und wo ist der Haken? Wahrscheinlich sieht se aus wie 'ne Vogelscheuche: Hakennase, dicke Hornbrille und Figur wie ein Bügelbrett. Wenn eine Frau so intelligent ist, dann kann sie ja nicht auch noch hübsch sein. Na jedenfalls: Wenn die 14 Frau auch noch passabel aussieht, dann stell ich sie sofort ein. Aber den Kissentest, den mach ich trotzdem. Da muß sie durch, (er pumpt das Kissen auf und drückt zwischendurch auf den Sprechknopß Die nächste bitte. Frau Yvonne Huber-Dupont. (Noch bevor er mit Pumpen fertig ist, rauscht sie herein: Sehr selbstbewußt, mit dem Gang eines Mannequins, sehr distinguiert. Total beeindruckt springt er auf) CHEF: Madame, Sie sind engagiert! 3. DAME: Oh, vielen Dank, Herr... CHEF: Wissmann, Günther Wissmann. 3. DAME: Vielen Dank, Herr Wissmann, aber so schnell schießen die Preußen nicht, (sie setzt skh) Sie wissen doch, Herr Wissmann, im modernen Management sollte man Personal entscheid ungen nicht voreilig treffen, sondern just in time. Bevor ich mich entscheide, möchte ich natürlich sicher sein, daß sich mein künftiger Vorgesetzter - ach, nehmen Sie doch bitte Platz - daß sich mein künftiger Vorgesetzter auf einem gewissen kulturellen Niveau befindet, welches mir für eine vertrauensvolle Kooperation unabdingbar erscheint. Gestatten Sie mir bitte, Ihnen deshalb ein paar kurze Fragen zu stellen. Erstens: Wer schrieb das Lied von der Seeräuberjenny? CHEF: Seeräuberjenny? Das war doch der Ben Brecht, nicht wahr? 3. DAME: Nicht wahr. Genau das ist es: Es ist nicht wahr, daß Brecht es war. Die besten Brecht-Gedichte stammen von seinen Freundinnen, und Brecht hat ihre Impulse als seine eigenen verkauft. So sind die Männer. Nächste Frage: Welche Frau gab mit ihrem Roman "Onkel Tom's Hütte" entscheidende Impulse zur Sklavenbefreiung in den USA? CHEF: Das war doch die Dings, die Bertha von Suttner. 3. DAME: Bertha von Suttner gab mit ihrem Buch "Die Waffen nieder" entscheidende Impulse für Friedensbewegung und Völkerbund. CHEF: Ich meinte natürlich Marie Curie. 3. DAME: Marie Curie gab mit ihren Forschungsarbeiten zur Radioaktivität entscheidende Impulse für die Atomphysik. Kein Anlaß zur Panik, Herr Wissmann, ich gebe Ihnen noch eine Chance: Welche Schriftstellerin schrieb den weltberühmten Roman "Vom Winde verweht"? (sie nimmt mit spitzen Fingern das Furzkissen zur Hand, das er zwischendurch notdürftig unter Papierbögen versteckt hat) CHEF: Vom Winde verweht? Das kam schon mal im Fernsehen, ein wunderbarer Spielfilm, also... 3. DAME: Ein Tip, Herr Wissmann: M.M.! CHEF: (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Aufführungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 10 02 61, 69 442 Weinheim) M.M.? Ach klar, jetzt fallt mir die Autorin wieder ein: Marilyn Monroe! 3. DAME: Vom Winde verweht, Herr Wissmann, wurde verfaßt von Margaret Mitchell. Und hier in dieser Personalabteilung weht ab heute auch ein anderer Wind. Ich darf doch mal das Fenster öffnen? Hier riecht es etwas muffig, finden Sie nicht auch? Ja übrigens, der rote Porsche unten auf dem Parkplatz, wissen Sie, wem der gehört? (erzeigt auf sich, stolz lächelnd) Da brannte nämlich, als ich herkam, das Licht, aber inzwischen ist es ausgegangen. (Der Porsche-Fahrer schlägt sich an den Kopf) Tja, Herr Wissmann, um es kurz zu machen: Im Rahmen unserer Bemühungen um eine schlanke Verwaltung, lean management, Sie wissen, hat mich die Firmenleitung beauftragt, Ihre psychologischen Fähigkeiten und Methoden bei der Auswahl von Mitarbeitern zu testen, und das Ergebnis, Herr Wissmann, fällt leider sehr negativ aus. Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand von Ihrem Bildungsniveau geeignet ist, dieser Personalabteilung auch weiterhin die notwendigen Impulse zu geben. CHEF: (steht auf) Soll das heißen, ich werde ... 3. DAME: Endassen werden wir Sie auch nicht gleich, Herr Wissmann. Sie haben Zeit, bis zum Monatsende ihren Schreibtisch hier für ihre Nachfolgerin zu räumen. Und wenn sie weiterhin in unserer Firma bleiben wollen, dann könnte ich Ihnen eventuell ja eine Stelle in der Sicherheitsabteilung anbieten. Schreiben Sie einfach eine Bewerbung mit Lebenslauf, Sie wissen ja. CHEF: Sicherheitsabteilung? 3. DAME: Als Nachtwächter. Sie hören von mir. (ab) CHEF: (konsterniert) Sie - hören - von - mir. (er setzt sich langsam auf das Furzkissen, das sie auf seinen 15 Stuhlgelegt hat) PAUSE STUDIO VII: (auf der Nebenbühne) LILA: Tja, Hebe Zuschauerinnen und Zuschauer hier im Studio, nun sind SIE dran. Und zwar möchten wir nun Fragen an Sie stellen. Aber wir würden uns auch sehr freuen, wenn Sie von sich aus ganz spontan etwas erzählen oder etwas zur Diskussion stellen oder auch etwas Kritisches zu unseren Szenen sagen wollen. Keine Angst, Sie müssen nicht auf die Bühne kommen. Ute und ihre Assistentin kommen zu Ihnen runter. (Interviewerinnen gehen ins Publikum und stellen Jungen einige der Fragen) In der letzten Szene ging es ja um Sekretärinnen mit verschiedenen Haarfarben. Welche war die Dümmste? Was hältst du von Blondinenwitzen? Weißt du, warum die Männer gerne Blondinenwitze erzählen? Was meinst du: Sind Männer intelligenter als Frauen? Wie sieht das in deiner Klasse aus: Wer ist da besser: Jungen oder Mädchen? Manche Forscherinnen sagen, wenn Jungen und Mädchen zusammen in der Schulklasse sitzen, dann werden die Mädchen immer benachteiligt, weil sie sich in manchen Fächern nicht so gut durchsetzen können, weil sie einfach zu brav und schüchtern sind. Zum Beispiel in Physik, da trauen sich die Mädchen nichts zu sagen, weil die Jungen ja viel mehr von Technik verstehen. Was meinst du dazu? (Interviewerinnen stellen Mädchen aus dem Publikum einzelne Fragen) In der vorletzten Szene ging es um Frauen-Selbstverteidigung mit Kampfsportarten. Würdest du gerne Karate können? - Warum? Darf ich mal hier im Saal fragen: Wer von den Mädchen und Frauen hat schon mal Kampfsportarten geübt? Wer findet es gut, wenn Mädchen sowas machen? Wer von euch hat Angst, wenn sie nachts alleine unterwegs ist? - Und was tust du gegen die Angst? Wer von den Mädchen hat schon mal einen Jungen verprügelt? - Und aus welchem Grund denn? (Fragen im Publikum an Mädchen/Frauen) Wenn du eine Radtour machst und einen Platten bekommst: Kannst du das selber reparieren? Wer von den Mädchen hier im Saal könnte wirklich selber einen Plattfuß reparieren? - Und wer von den Jungen? Würdest du dir als Mädchen da von einem Jungen helfen lassen, auch wenn er dann sagt, na typisch, Frauen und Technik, zwei Welten prallen aufeinander? Wenn Frauen sich hilflos und dämlich stellen, ist das wirklich ein guter Trick, um Männer auf Trab zu bringen? - Haben Sie den Trick auch schon angewandt? Warum haben Männer immer das Bedürfnis, Frauen den Arm um die Schulter zu legen? Eine ganz persönliche Frage: Hast du schon einmal Liebeskummer gehabt? Möchtest du später einmal heiraten oder bist du der Meinung, daß Frauen keinen Mann brauchen? Darf ich mal alle weiblichen Wesen hier im Saal fragen? Hand aufs Herz: Wer von euch hat schon einmal Liebeskummer gehabt?---(evtl "Was, so viele?") Mädels, ich sag euch eines: Kein Mann auf der Welt ist es wert, daß man wegen ihm Liebeskummer hat. Eine Frau braucht einen Mann so notwendig wie der Fisch ein Fahrrad, okay? (Interviewerinnenfragen Männer im Publikum) Sie sitzen gerade neben einer Blondine. Also sagen Sie doch mal Ihre ehrliche Meinung zu Blondinenwitzen. Sie stehen sicher schon einige Jahre im Berufsleben. Frauen als Kolleginnen, Frauen als Vorgesetzte: Welche guten oder schlechten Erfahrungen haben Sie da gemacht? (wieder Fragen an Frauen) Was ist Ihnen lieber: Männer oder Schokolade? Und warum, wenn ich fragen darf? Stellen Sie sich vor, sie begegnen einer guten Fee und weil Sie immer so ein braves Mädchen sind, gibt die gute Fee Ihnen drei Wünsche frei. Drei Wünsche! Aber Sie müssen sich schnell entscheiden! Was würden Sie sich wünschen?---Wissen Sie, warum ich Ihnen diese Frage gestellt habe? Diese Frage stammt aus einer Meinungsumfrage. Und bei dieser Umfrage nannten 70 % der Frauen als einen der drei Wünsche folgenden: Endlich mal wieder essen dürfen, was ich will und bis ich satt bin.---Ja, so lassen wir Frauen uns von den männlichen Schönheitsidealen terrorisieren! Sie zum Beispiel: Wie schaffen Sie es, so schlank zu sein? Müssen Sie da viel hungern? Und wenn Sie einmal nachts mit Heißhunger aufgestanden sind und (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Auffuhrungen, für Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Auffuhrungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 10 02 61,69 442 Weinheim) den ganzen Kühlschrank leergeputzt haben, bekommen Sie dann ein schlechtes Gewissen? (Fragen an Mädchen) Unsere Blue hier hatte früher immer Angst, daß sie zu dick wird. Darf ich mal wieder die Mädchen im Saal fragen: Wer von euch achtet bewußt auf die schlanke Linie? Warum fangen Mädchen in deinem Alter an, sich stundenlang schön zu machen, mit Nagellack und Stift und Wimperntusche, während man bei den Jungen froh sein muß, wenn sie sich einmal pro Woche das Gesicht waschen? (Fragen an Männer) Können Sie uns mal kurz Ihre Idealfrau beschreiben? Würden Sie Ihre Idealfrau auch dann heiraten, wenn sie intelligenter ist als Sie? - Viel intelligenter? So, das gibt's nicht, meinen Sie? Sind Frauen in der Politik ebenso gut wie Männer? Wer von den Männern hier im Saal würde auch eine Frau als Bundeskanzlerin wählen? Und wer würde eine Frau auch als Fußball-Bundestrainerin akzeptieren? (Fragen an ältere Menschen) Brauchen Männer Frauen (und umgekehrt)? Warum und wozu? SZENE 8: THINK (Inzwischen haben auf der Parkbank drei altjüngferliche Damen Platz genommen. Lila geht mit dem Mikrofon zu ihnen) LILA: Darf ich zum Abschluß auch noch Sie kurz interviewen? Sie sind ja reifere Damen mit viel Lebenserfahrung. 1. DAME: Des kann man wohl saga. LILA: Und was würden Sie mit Ihrer großen Lebenserfahrungjetzt antworten auf die Frage: Brauchen Frauen Männer? 2. DAME: Männer? 3. DAME: Ach gehet Se fort mit dene Schlawiner! 1, DAME: Männer wollen doch alle nur das eine. 3. DAME: jawohl, immer bloß des eine. 2. DAME: Aber des krieget se net. 1. DAME: Von mir net. 3. DAME: Und von mir au nimmer. 1. DAME: Unser Geld wollet se. Alle, 2. DAME: Aber des krieget se net. LILA: Sie haben mit Männern in ihrem Leben anscheinend nicht die besten Erfahrungen gemacht, könnte das sein? 3. DAME: Ja, welche Frau macht denn schon mit Männern die besten Erfahrungen? 2. DAME: Junge Frau, ich sag Ihne bloß eines: Die Männer! Also die Männer! Des sind doch die... - also i möcht's gar net sage. 1. DAME: (zur 2. Dame) Aber recht hend Se. 3. DAME:Jaweil's wahr isch! LILA Alles klar, meine Damen, (ab) 1. DAME: War des net -die vom Fernsehen? Von der Frauensendung, ja wie heißt se jetzt gleich, die Sendung? Jetzt fallt mer's net ein... 3. DAME: Mona Lisa! Ja freilich, die war's. Die Moderatorin, ja wie heißt se denn noch... 1. DAME: Ja hoffentlich sind mer jetzt net g'filmt worde, so mit versteckter Kamera... (sie steht auf und schaut hinter Bank und Baum nach) 2. DAME: Habt ihr's gestern abend auch g'sehen, den Film da, ja wie hat er jetzt g'heißen, den mit dem Heiratsschwindler. 3. DAME: Aber den hend se sauber g'schnappt, den Kerle. Ein schöner Film war des amal. 2. DAME: Aber sie schnappet halt net jeden, gell? 1. DAME: Des isch ja des Traurige. 3. DAME: (auf) Baron Iwan Iwanowitsch StroganofFski. Russischer Schriftsteller. "Dir werde ich widmen meine naie Buch", hat er g'sagt, und dann isch er "Do swidanje" und hat mei' Sparbuch mitgnommen. 2. DAME: (auf) Jean Francois hat meiner g'heißen. "Mon cherie, comment je t'aime" hat er immer g'flüstert, und dann hat er "Au revoir" g'sagt, der Filou, isch retour ä Pari(s) und hat mei' Scheckbuch mitgnommen. 1. DAME: Und mei' Giovanni damals. "Bella ragazza" hat er immer g'sagt und "Molto amore". Und dann isch er Arrividerci und hat mei' Unschuld mitgnommen. 3. DAME: Männer sind alle Schufte. 2. DAME: Hallodri sind se, einer wie der andere. I.DAME: (wehmütig verträumt) Aber er hat halt scho arg lieb sein könne... (Bobby und Baby kommen) BABY: What's on with you, Bobby? BOBBY: Nothing, Baby. BABY: Aber was hab ich denn... - what have I done wrong? BOBBY: Oh, nothing. Baby. 2. DAME: Des muß en Amerikaner sei'. BABY: Please, Bobby. Tell me what's going on?! BOBBY: Okay, I'll tell you: It's finished, Baby. BABY: What do you say? 2. DAME: Aus isch's, hat er g'sagt. 1. DAME: Mir können au Englisch. 3. DAME: Mir waren au auf der höheren Sekretärinnenschule mit Englisch-Diplom. BOBBY: Please try to understand me, Baby. It's finished. I go back to the states. BABY: Back to America? When? BOBBY: I got a ticket for tomorrow. 2. DAME: Er will se sitzelasse, der Schuft. 3, DAME: Was denkt sieh der eigentlich? 1. 17 DAME: Aber dem helf mer nei in d' Schuh. 2. DAME: Dem tu mer de Rost runter. 3. DAME: Dem zeig mer, wo der Hammer hängt. 2. DAME: Dem Saukerle. BABY: Bobby, you know I love you. BOBBY: Forget it, Baby! BABY: Think about what you're doing. Baby! 2. DAME: Der soll mol nachdenken, der Kerle! (Das Playback setzt plötzlich mit dem ersten Bläser-Riff <196> nkhtdem Piano-Vorspiel <196> ein. Die Damen springen auf, stellen sith kampfbereit neben das Paar. Baby mimt die Solo-Stimme, die drei Damen singen "a capella" < 196> wie in der "Soul-Food-Cafe"-Szene des Films "Blues Brothers" < 196> Bei "Think, think" stoßen sie mit ihren Regenschirmen {Choreographie im Textanhang]. Bobby gerät arg in Bedrängnis und weicht auf die Parkbank zurück, wo er aber eingekesselt von allen Seiten bedroht wird. Das Playback endet mit "Think!'', wobei Baby ultimativ mit dem Finger auf Bobby zeigt...) BABY: Think! l.DAME: Sodele! 2. DAME:Jetzede! 3. DAME: Freundete! -Hosch jetzt nachdenkt? BOBBY: Yes. Oh yes... (er rennt davon) BABY: Bobby! (sie rennt ihm kurz vergebens nach, kommt geknickt zurück, sinkt auf die Parkbank) 1. DAME: Arms Mädele! fiie legt ihren Arm um Baby) 2. DAME: Net weinen, Mädele. Männer sind keine Träne wert. 3. DAME: Forget him, Baby. 2. DAME: Schau uns drei an. Man kann als Frau ganz gut auch ohne Mann durch's Leben gehen. 1. DAME: (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichts zwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Aufführungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 10 02 61, 69 442 Weinheim) Und jetzt geh' mer mit'nander ins Cafe Häberle. Da trinksch du ein Kaffeele und nimmsch ein Stückle Scholadentörtle, dann sieht die böse Welt glei' wieder anders aus... (alle vier Arm in Arm ab) STUDIO VIII: (auf der Nebenbühne) LILA: Tja, liebe Blue, so ähnlich wie dem Mädchen in dieser Musikszene, so ähnlich ist es dir ja auch ergangen. Eine traurige Episode, aber vielleicht kannst du trotzdem mal ein paar Worte dazu sagen. BLUE: Naja, ich hab'jemanden kennengelernt und bin eine Weile mit dem Typ gegangen, er war Amerikaner und ich war wahnsinnig verliebt in ihn, und plötzlich sagt er mir, Baby, it's finished. Es ist aus zwischen uns beiden. LILA: Ja, und warum? Du sagst, er war Amerikaner. Hat es da vielleicht sprachliche Probleme gegeben? BLUE: Nein, er konnte ganz gut Deutsch. Ich weiß auch nicht, woran es lag. Auf jeden Fall, heute bin ich drüber weg. Ich hab den Typen einfach aus meinem Gedächtnis gestrichen, und dabei hat mir Frau Scherbart viel geholfen. UTE: Na, ich hab'ja viele Patientinnen mit Liebeskummer. Und ich sag' denen immer: Mädels, seid doch froh, daß ihr den blöden Macker endlich los seid. BLUE: Genau! UTE: Männer gibt's wie Sand am Meer und sie sind austauschbar, denn einer ist so doof wie der andere. BLUE: Eben! UTE: Eine Frau, die einem Mann auch nur eine Träne nachweint, die ist doch ... BLUE: Bescheuert! Total bescheuert! LILA: Du bist also heute ganz drüber weg, oder? BLUE: Absolut. Ich frag mich bloß, wie konnte ich so blöd sein, mich in den zu verlieben. LILA: Aber zwischendurch war's mal sehr kritisch, nicht wahr? UTE: Blue war ganz nahe dran, eine ganz große Dummheit zu machen. BLUE: Ja, ich war so deprimiert, ich wollte nicht mehr weiterleben. Beinahe wäre ich ins Wasser gesprungen. LILA: Ins Wasser? BLUE: In die Isar. Aber er hat mich davor bewahrt. LILA: Wer er? BLUE: Mein Schutzengel. Ich seh ihn noch genau vor mir, wie er sagte: Wer wird denn woana? LILA: Also auf deutsch: Wer wird denn weinen. Und das hat dein Schutzengel gesagt? BLUE: (steht auf und geht mit ihrer Tasche auf die Hauptbühne) Ja, ich bin damals nachts an der Isar spazierengegangen, und ich war unheimlich down. Und dann bin ich auf die Brücke gegangen... SZENE 9: WER WIRD DENN WOANA? (Personen: Blue - Engel - Chor. Bühnenbild: Versatzstück "Brückengeländer", daran rechts eine Stange mit blauem Ftußschtld 18 "ISAR". Hintetgrund tristes Grau (Vorhang). Blue, ein Bild des Jammers, rechts in einer Ecke. Während des Instrumentatwrspiels geht von links der - weibliche - Engel im weißbtauen Rautenkostüm, mit goldenem Stirnband und kitschigen Goldflügeln, sie aufmerksam betrachtend, auf Blue zu und spricht sie dann an. Sie läuft nach der ersten Strophe weg nach rechts. Zur zweiten Strophe steigt sie auf das Geländer. Bei "Hey" kann die Engelin sie gerade noch vom Sprung ins Wasser zurückhalten, nachdem sie auch mit aufs Geländer gestiegen ist und dort tanzend versucht hat, Blue's Stimmung aufzuhellen. Erst nach der dritten Strophe hat sich Blue so gefangen, daß sie-wieder unten-zum Refrain fröhlich mit ihrer Schutzengelin mittanzt) 1. Du sitzt in der Ecke, dein Make-up ist ja schon ganz verschmiert, so kann i di net trösten, ja was is der denn passiert? Hat er vielleicht gsogt, daß er jetzt auf a andre steht und daß er scho drei Wochen mit ihr geht? 2. Wimperntusche lauft dir tiber's Gsicht, sog, wia schaust denn aus? Moanst, des hilft, dann woan di halt an meiner Schulter aus. I kann dir nix versprechen, doch i glaub, des geht vorbei. Nimm mei Taschentuch und schneuz di erst mol richtig nei. (Refrain) Wer wird denn woana, oh Baby, oh Blue? Ja mit so schene blaue Augen wie du! Ja mit so schene blaue Augen wie du! Ja mit so schene blaue Augen wie du! Ja mit so schene blaue Augen wie du! 3. Du stehst auf der Brücke, willst vielleicht sogar ins Wasser gehn. Maderl, für a Wasserleiche bist du doch viel z'schön. War's vielleicht net möglich, daß er dir scho nimmer gfällt, und außerdem is d'Isar doch scho sakrisch kalt. (Refrain wie oben) 4. Du stehst ja no allweil ganz verlassen in der Kälte mm. Du holst dir ja an Schnupfen, Maderl sei doch net so dumm, jo bis in 14 Tag wer'n deine Schmerzen scho vergehn, doch i glaub, für's erste hundert Tassen heißen Tee. (Refrain wie oben) (Nach dem Playback stehen Blue und ihre Schutzengelin am Brückengeländer) ENGEL: Sog amoi, Maderl, host du jetzt wirklich in d'Isar springa woi'n?---Echt, ganz echt? BLUE: Und du? Bist du ein echter Schutzengel? ENGEL: I, a Engerl? Jo spinnst jetzt total? Bist draamhappat? Oder host wos graucht? I kimm doch grod vom Faschingsball. Engel Aloisia, verstehst? - So, und jetzt gehst mit mir. Do drüben, schaug, die Kneipen hot no offen. Do trink mer jetzt an Glühwein oder an Jagertee und nacher siegt die Welt glei wieder anderes aus. Host mi? Oiso, gemma! (beide zusammen ab hinter den Vorhang) STUDIO DC (auf der Nebenbühne) (Lila und Ute) LILA: Liebe Zuschauerinnen, es ist gut, daß Blue jetzt gerade nicht hier drinnen ist und nicht mithören kann. Wir haben das auch kurzfristig so arrangiert, denn wir haben für Blue noch eine große Überraschung, von der wir vor dieser Live-Sendung selbst nichts gewußt haben. Herr Kevin Zuckerman, würden Sie bitte auf die Bühne kommen? Herr Zuckerman, bitte.' (Der gutaussehende junge Mann kommt mit Blumenstrauß auf die Bühne) LILA: Schön, daß Sie da sind, Herr Zuckerman, ich find's einfach riesig, (zum Publikum) Herr Zuckerman ist nämlich der Verflossene, dem Blue.so lange nachgetrauert hat. Seit zwei Wochen ist er wieder zurück aus Miami, und zufällig hat er heute abend, weil die Fußballübertragung so langweilig war, in unsere Sendung (Anmerkung: Was Sie gerade lesen ist eine Ansichtssendung, ausschließlich Ihnen überlassen, damit Sie prüfen können, ob sich das Stück für Ihre Pläne eignet. Die Herstellung von Vervielfältigungen (z.B. Photokopien) für Einstudierungen, für Aufführungen, für Unterrichtszwecke usw. verstößt gegen das Urheberrecht und wird vom Gesetz unter Strafe gestellt. Einen vollständigen Rollensatz und die Auffuhrungsgenehmigung erhalten Sie beim DEUTSCHEN THEATERVERLAG WEINHEIM, PF 10 02 61,69 442 Weinheim) reingezappt, hat Blue auf dem Bildschirm gesehen und ist spontan hierher ins Studio gefahren, um sich mit Blue auszusöhnen. Er liebt sie nämlich immer noch, (zu Blue's Ex) Kevin, würden Sie bitte noch einen Moment nach draußen gehen? Wir möchten Blue noch ein klein bißchen was sagen vor der großen Überraschung. (Der Ex geht rechts hinter den Vorhang) So, okay, dann soll Blue bitte reinkommen. UTE: Natürlich müssen wir Blue erst gut auf dieses Wiedersehen vorbereiten, damit sie sich so verhält, wie sich eine selbstbewußte Frau verhalten sollte, und damit sie nicht wieder auf den Typen reinfällt. (Blue kommt rein) LILA: Blue, das hast du wirklich super gespielt. BLUE: Danke. LILA: Eine Frage, Blue: Was 19 würdest du sagen, wenn dein Ex-Freund heute abend hier wäre? BLUE:... hier? - Ich möchte ihn nicht mehr sehen! Nie mehr! UTE: Aber Blue, das verstehen wir ja. Aber so wie du das sagst, hört sich das an, als ob du doch noch irgendwelche Gefühle für ihn hättest. Hast du die? BLUE: Gefühle? Für den? Der ist doch Luft für mich! UTE: Dann behandle ihn auch wie Luft. Zeig dich als starke, selbstbewußte Frau. Bleib cool, Blue, einfach cool! BLUE: Ist er etwa hier, der Schuft? UTE: Jetzt kannst du ihn endlich voll auflaufen lassen. BLUE: Ist er tatsächlich hier, der Blödmann? UTE: Sei stark, Blue. Nimm bitte erst mal die richtige Körperhaltung ein, so wie wir es geübt haben.---ja, gut so. Und jetzt stell dich mental drauf ein. Du weißt doch: Du bist stark! BLUE: Ich bin stark! UTE: Du bist unabhängig. BLUE: Ich bin völlig unabhängig! UTE: Du bist keine dumme Tussi. BLUE: Ich bin keine dumme Tussi! UTE: Und wenn er sagt: I love you, baby? BLUE: Dann sag ich: Ich bin kein Baby, duSofti! UTE: Du bist cool, Blue. BLUE: Ice-cool! UTE: Du bist ein böses Mädchen. BLUE: Ich bin ein böses, böses Mädchen! UTE: Und daß du ihn ja nicht an dich ranläßt, gell! BLUE: Ich, den? EX: Hallo Blue, ich bin's. I love you, Baby. BLUE: (dreht sich um) Oh...! (Sie rennt auf ihn zu und fallt ihm um den Hals. Ute schlägt entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. Lila schüttelt schulterzuckend, lächelnd den Kopf. Blue und ihrEx-Ex verschwinden Arm in Arm hinter den Kulissen) LILA: Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, wenn Sie jetzt meinen. Böse Mädchen - happy end, dann bleiben Sie doch noch ein bißchen hier, denn jetzt kommt noch die Peep-Show ... SZENE 10: PEEP PEEP (Intro: Instrumental-Vorspiel 20 Schritte: Die Aktricen, schwarzer Hut, weiße Handschuhe und Gamaschen, schwarze Sonnenbrille, schwarze facke über rotem T-Shirt, kommen rhythmisch gehend im Gänsemarsch (Pardon) auf die Bühne. Jede hat eine flache, quadratische oder herzförmige Peep-Box, deren Guckfenster bei "Peep..."geöffnetund geschlossen wird. Sie agieren maßa-mäßig cool) 1. Ihr - Männer ihr! Ihr seid so wunderschön! Und - ihr habt's hier. Drum können wir verstehn: Ihr klugen Männer wollt das Sagen haben und dumme Mädchen soll'n die Knaben fragen, die brav und lieb zu den Männern aufschau'n. - - Peep Peep! die brav und lieb zu den Männern aufschau'n. - Peep Peep! die brav und lieb zu den Männern aufschau'n. - Peep Peep! (Bridge - instrumental 12 Schritte) 2. Wir - sind nicht bös. Wir sind nicht so gemein. Lieb - und graziös, das woll'n wir gerne sein, denn wir woll'n geme sowie alle frommen und braven Mädchen in den'Himmel kommen. Wirwoll'n ja zu euch Männern freundlich sein, doch wenn ihr blöd tut, dann sagen wir Nein! -Peep Peep! Und wenn ihr Mist baut, dann sagen wir Nein! - Peep Peep! Wenn ihr euch aufspielt, dann sagen wir Nein! - Peep Peep! Show-ow-ow-ow Peep Peep! Oh-oh-oh-oh Peep Peep! No no no no Peep Peep! (Bridge) 3. Lie - bes Publikum! Jetzt habt ihr uns geseh'n. Die - Zeit ist um, die bösen Mädchen geh'n. Zum Apfel-Essen wollten wir verführen zum Anders-Denken 'n bißchen provozieren. Doch jetzt ist Schluß mit dem Theaterstück und ihr müßt wieder auf die Straße zurück. - Peep Peep! Und ihr müßt wieder auf die Straße zurück. - Peep Peep! Und ihr mußt wieder auf die Straße zurück. - Peep Peep! Ciao ihr Männer! Peep Peep! Tschüs ihr Frauen! Peep Peep! Wiedersehen! Aus is! (sie werfen ihre Hüte hoch) 20