Nein. Aufstehen mag ich nicht mehr. Ich träume doch gerade so schön. Ich liege auf der Straße und sterbe. Vielleicht ist er ganz nett, der Tod. Vielleicht viel netter als das Leben. Vielleicht -- Ich glaube sogar, ich bin schon im Himmel. Ich fühl mich gar nicht mehr -- und das ist, wie im Himmel sein, sich nicht mehr fühlen. Und da kommt auch ein alter Mann, der sieht aus wie der liebe Gott. Ja, beinahe wie der liebe Gott. Wer hat ihn eigenlich so genannt: "lieber Gott"? Die Menschen? Ja? Seltsam, ja, das müssen ganz seltsame Menschen sein, die ihn so nennen. Das sind wohl die Zufriedenen, die Satten, die Glücklichen und die, die Angst vor ihm haben. Die im Sonnenschein gehen, verliebt oder satt oder zufrieden -- oder die es nachts mit der Angst kriegen, die sagen: Lieber Gott! Lieber Gott! Aber ich sage nicht Lieber Gott, ich kenne keinen, der ein lieber Gott ist! Wann bist du eigentlich lieb, lieber Gott! Warst du lieb, als du meinen Jungen von einer brüllenden Bombe zerreißen ließt! Warst du da lieb, als du ihn ermorden ließt, lieber Gott, ja? Du hast ihn nicht ermorden lassen; nein, richtig, du hast es nur zugelassen. Du hast nicht hingehört, als er schrie und als die Bomben brüllten. Wo warst du eigentlich, als die Bomben brüllten, lieber Gott? Oder warst du lieb, als von meinem Spähtrupp elf Mann fehlten? Elf Mann zu wenig, lieber Gott, und du warst nicht da, lieber Gott. Die elf Mann haben gewiß laut geschrien in dem einsamen Wald, aber du warst nicht da, einfach nicht da, lieber Gott. Warst du in Stalingrad lieb, lieber Gott, warst du aa lieb, wie? Wir haben nach dir gebrüllt, geweint, geflucht! Wo warst du da, lieber Gott? Deine Kinder haben sich von dir gewandt, nicht umgekehrt? Geh weg, alter Mann. Du verdirbst mir meinen Tod. Geh weg, du bist nur ein weinerlicher Theologe. Du drehst die Sätze um: Wer kümmert sich um wen? Wer hat sich von wem gewandt? Ihr von mir? Wir von dir? Du bist tot, Gott. Oder bist du zu leise, Gott? Hast du zuviel Tinte im Blut, Gott, zuviel dünne Theologentinte? Geh, alter Mann, die Theologen haben dich in den Kirchen eingemauert, wir hören einander nicht mehr. Die alten Leute haben es am schwersten, die sich nicht mehr auf die neuen Verhältnisse umstellen können. Wir stehen alle draußen. Auch Gott steht draußen, und keiner macht ihm mehr eine Tür auf. Nur der Tod, der Tod hat zuletzt doch eine Tür für uns. Und dahin bin ich unterwegs.