Ingeborg Bachmann Reklame Wohin aber gehen wir ohne sorge sei ohne sorge wenn es dunkel und wenn es kalt wird sei ohne sorge aber mit musik was sollen wir tun heiter und mit musik und denken heiter angesichts eines Endes mit musik und wohin tragen wir am besten unsre Fragen und den Schauer aller Jahre in die Traumwäscherei ohne sorge sei ohne sorge was aber geschieht am besten wenn Totenstille eintritt Rede und Nachrede Komm nicht aus unserem Mund, Wort, das den Drachen sät. s´ist wahr, die Luft ist schwül, vergoren und gesäuert schäumt das Licht, und überm Sumpf hängt schwarz der Mückenflor. Der Schierling bechert gern. Ein Katzenfell liegt aus, die Schlange faucht darauf, der Skorpion tanzt an. Dring nicht an unser Ohr, Gerücht von andrer Schuld, Wort, stirb im Sumpf, aus dem der Tümpel quillt. Wort, sei bei uns von zärtlicher Geduld und Ungeduld. Es muss dies Säen Ein Ende nehmen! Dem Tier beikommen wird nicht, wer den Tierlaut nachahmt. Wer seines Betts Geheimnis preisgibt, verwirkt sich alle Liebe. Des Wortes Bastard dient dem Witz, um einen Törichten zu opfern. Wer wünscht von dir ein Urteil über diesem Fremden? Und fällst du´s unverlangt, geh du von Nacht zu Nacht Mit seinen Schwären an den Füssen weiter, geh! komm nicht wieder. Wort, sei von uns, freisinnig, deutlich, schön. Gewiss muss es ein Ende nehmen, sich vorzusehen. (Der Krebs zieht sich zurück, der Maulwurf schläft zu lang, das weiche Wasser löst den Kalk, der Steine spann.) Komm, Gunst aus Laut und Hauch, befestig diesen Mund, wenn seine Schwachheit uns entsetzt und hemmt. Komm und versag dich nicht, da wir im Streit mit soviel Übel stehen. Eh Drachenblut den Widersacher schützt, fällt diese Hand ins Feuer. Mein Wort, errette mich! Das erstgeborene Land In mein erstgeborenes Land, in den Süden zog ich und fand, nackt und verarmt und bis zum Gürtel im Meer, Stadt und Kastell. Vom Staub in den Schlaf getreten lag ich im Licht, und vom ionischen Salz belaubt hing ein Baumskelett über mir. Da fiel kein Traum herab. Da blüht kein Rosmarin, kein Vogel frischt sein Lied in Quellen auf. In meinen erstgeborenen Land, im Süden sprang die Viper mich an und das Grausen im Licht. O schliess die Augen schliess! Press den Mund auf den Biss! Und als ich mich selber trank und mein erstgeborenes Land die Erdbeben wiegten, war ich zum Schauen erwacht. Da fiel mir Leben zu. Da ist der Stein nicht tot. Der Docht schnellt auf, wenn ihn ein Blich entzündet. An die Sonne Schöner als der beachtliche Mond und sein geadeltes Licht, Schöner als die Sterne, die berühmten Orden der Nacht, Viel schöner als der feurige Auftritt eines Kometen Und zu weit Schönrem berufen als jedes andere Gestirn, Weil dein und mein Leben jeden Tag an ihr hängt, ist die Sonne. Schöne Sonne, die aufgeht, ihr Werk nicht vergessen hat Und beendet, am schönsten im Sommer, wenn ein Tag An den Küsten verdampft und ohne Kraft gespiegelt die Segel Über dein Aug ziehn, bis du müde wirst und das letzte verkürzt. Ohne die Sonne nimmt auch die Kunst wieder den Schleier, Du erscheinst mir nicht mehr, und die See und der Sand, Von Schatten gepeitscht, fliehen unter mein Lid. Schönes Licht, das uns warm hält, bewahrt und wunderbar sorgt, Dass ich wieder sehe und dass ich dich wiederseh! Nichts Schönres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein... Nichts Schönres als den Stab im Wasser zu sehn und den Vogel oben, Der seinen Flug überlegt, und unten die Fische im Schwarm, Gefärbt, geformt, in die Welt gekommen mit einer Sendung von Licht, Und den Umkreis zu sehn, das Geviert eines Felds, das Tausendeck meines Lands Und das Kleid, das du angetan hast. Und dein Kleid, glockig und blau! Schönes Blau, in dem die Pfauen spazieren und sich verneigen, Blau der Fernen, der Zonen des Glücks mit den Wettern für mein Gefühl, Blauer Zufall am Horizont! Und meine begeisterten Augen Weiten sich wieder und blinken und brennen sich wund. Schöne Sonne, der vom Staub noch die größte Bewunderung gebührt, Darum werde ich nicht wegen dem Mond und den Sternen und nicht, Weil die Nacht mit Kometen prahlt und in mir einen Narren sucht, Sondern deinetwegen und bald endlos und wie um nichts sonst Klage führen über den unabwendbaren Verlust meiner Augen. Paul Celan Zwölf Jahre Die wahr- gebliebene, wahr- gewordene Zeile: … dein Haus in Paris – zur Opferstatt deiner Hände. Dreimal durchatmet, dreimal durchglänzt. ........... Es wird stumm, es wird taub hinter den Augen. Ich sehe das Gift blühn. In jederlei Wort und Gestalt. Geh. Komm. Die Liebe löscht ihren Namen: sie schreibt sich dir zu. Nachmittag mit Zirkus und Zitadelle In Brest, vor den Flammenringen, im Zelt, wo der Tiger sprang, da hört ich dich, Endlichkeit, singen, da sah ich dich, Mandelstamm. Der Himmel hing über der Reede, die Möwe hing über dem Kran. Das Endliche sang, das Stete, - du, Kanonenboot, heißt "Baobab"-. Ich grüßte die Trikolore mit einem russischen Wort - Verloren war Unverloren, das Herz ein befestigter Ort. Ich habe Bambus geschnitten: Für dich, mein Sohn. Ich habe gelebt Diese morgen fort-getragene Hütte, sie steht. Ich habe nicht mitgebaut: du weißt nicht, in was für Gefäße ich den Sand um mich her tat, vor Jahren, auf Geheiß und Gebet. Der deine kommt aus dem Freien – er bleibt frei. Das Rohr, das hier Fuß faßt, morgen steht es noch immer, wohin dich die Seele auch hinspielt im Un- gebundenen. Huhediblu Schwer-, Schwer-, Schwer- Fälliges auf Wortwegen und –schneisen. Und – ja – Die Bälge der Feme-Poeten Lurchen und vespern und wispern und vipern, episteln. Geunktes, aus Hand- und Fingergekröse, darüber Schriftfern eines Propheten Name spurt, als An- und Bei- und Afterschrift, unterm Datum des Nimmermenschtags im September -: Wann, wann blühen, wann, wann blühen die, hühendiblüh, huhediblu, ja sie, die September- rosen? Hüh – on tue… Ja wann? Wann, wannwann, Wahnwann, ja Wahn, - Bruder Geblendet, Bruder Erloschen, du liest, dies hier, dies: Dis- Parates -: Wann Blüht es, das Wann, das Woher, das Wohin und was und wer sich aus- und an- und dahin- und zu sich lebt, den Achsenton, Tellus, in seinem Vor Hell- Hörigkeit schwirrenden Seelenohr, den Achsenton tief Im Innern unsrer Sternrunden Wohnstatt Zerknirschung? Denn Sie bewegt sich, dennoch, im Herzsinn. Den Ton, oh, den Oh-ton, ah, das A und das O, das Oh-diese-Galgen-schon-wieder, das Ah-es-gedeiht, auf den alten Alraunenfluren gedeiht es, als schmucklos-schmückendes Beikraut, als Beikraut, als Beiwort, als Beilwort, ad- jektivisch, so gehen sie dem Menschen zuleibe, Schatten, vernimmt man, war alles Dagegen – Feiertagsnachtisch, nicht mehr, -: Frugal, kontemporan und gesetzlich geht Schinderhannes zu Werk, sozial und alibi-elbisch, und das Julchen, das Julchen: daseinsfeist rülpst, rülpst es das Fallbeil los, - call it (hott!) love. Oh quand refleuriront, oh roses, vos septembres?