Nasobem und Zwölf-Elf Naslinge zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Nasen in besonderer Weise ausgebildet sind: Oftmals dienen sie als Fortbewegungsorgane (z. B. beim Güldenen Nasenhopf Hopsorrhinus aureus); sie können aber auch zu Fangapparaten (wie beim Lieblichen Förderbandnasling Eledonopsis suavis) oder Bohrschraubern (beim Schwellnasigen Nasenmull Rhinotalpa phallonasus) ausgebildet sein. Der Dichter Christian Morgenstern ist der Einzige, der offensichtlich schon vor der Entdeckung der Naslinge von ihrer Existenz wusste, denn in einem seiner Gedichte beschreibt er eindeutig ein solches Tier. Ihm zu Ehren wurde diese Art später "Morgenstern-Nasobem" (Nasobema lyricum) genannt. Das Morgenstern-Nasobem besitzt 4 Nasen, auf denen es einherschreitet. Die Nasen besitzen kein Nasenskelett, sondern werden ausschließlich durch Schwellkörper steif gehalten. Der lange, lassoartige Schwanz ist ein hoch spezialisiertes Greiforgan. Er dient den fruchtfressenden Tieren dazu, Nahrung aus größerer Höhe herunterzuangeln. Da der Schwanz mit dem Darm in Verbindung steht und einen Gaskanal in sich trägt, kann er plötzlich mit Darmgasen gefüllt und prall gebläht werden. Mit einem Knall schleudert er dann empor und das Schwanzende erfasst die Frucht. Anschließend entweicht das Gas unter leisem Pfeifen und der Schwanz sinkt wieder herab. Morgenstern-Nasobeme bekommen jedes Jahr ein Junges, das, sobald es auf seinen Nasen gehen kann, am Schwanz geführt wird. Das Nasobēm Auf seinen Nasen schreitet einher das Nasobēm, von seinem Kind begleitet. Es steht noch nicht im Brehm. Es sieht noch nicht im Meyer. Und auch im Brockhaus nicht. Es trat aus meiner Leyer zum ersten Mal ans Licht. Auf seinen Nasen schreitet (wie schon gesagt) seitdem, von seinem Kind begleitet, einher das Nasobēm. Der Zwölf-Elf Der Zwölf-Elf hebt die linke Hand: Da schlägt es Mitternacht im Land. Es lauscht der Teich mit offnem Mund. Ganz leise heult der Schluchtenhund. Die Dommel[1] reckt sich auf im Rohr. Der Moosfrosch lugt aus seinem Moor. Der Schneck[2] horcht auf in seinem Haus. Desgleichen die Kartoffelmaus. Das Irrlicht selbst macht Halt und Rast auf einem windgebrochnen Ast. Sophie, die Maid, hat ein Gesicht: Das Mondschaf geht zum Hochgericht. Die Galgenbrüder wehn im Wind. Im fernen Dorfe schreit ein Kind. Zwei Maulwurf küssen sich zur Stund als Neuvermählte auf den Mund. Hingegen tief im finstern Wald ein Nachtmahr[3] seine Fäuste ballt: Dieweil ein später Wanderstrumpf sich nicht verlief in Teich und Sumpf. Der Rabe Ralf ruft schaurig: "Kra! Das End ist da! Das End ist da!" Der Zwölf-Elf senkt die linke Hand: Und wieder schläft das ganze Land. Das Mondschaf Das Mondschaf steht auf weiter Flur. Es harrt und harrt der großen Schur. Das Mondschaf. Das Mondschaf rupft sich einen Halm und geht dann heim auf seine Alm. Das Mondschaf. Das Mondschaf spricht zu sich im Traum: "Ich bin des Weltalls dunkler Raum." Das Mondschaf. Das Mondschaf liegt am Morgen tot. Sein Leib ist weiß, die Sonn' ist rot. Das Mondschaf. angeregt durch den Gleichklang des Wortes Schur mit dem französischen jour (de la gloire) ? Der Rabe Ralf Der Rabe Ralf will will hu hu dem niemand half still still du du half sich allein am Rabenstein will will still still huhu Die Nebelfrau will will hu hu nimmt's nicht genau still still du du sie sagt nimm nimm 's ist nicht so schlimm will will still still huhu Doch als ein Jahr will will hu hu vergangen war still still du du da lag im Rot der Rabe tot will will still still du du Neue Bildungen, der Natur vorgeschlagen 29 Der Text entstammt einer Handschrift aus dem Nachlass. Leicht verändert wurde er von Margareta Morgenstern in "Alle Galgenlieder" 1932 veröffentlicht: Der Ochsenspatz Die Kamelente Der Regenlöwe Die Turtelunke Die Schoßeule Der Walfischvogel Die Quallenwanze Der Gürtelstier Der Pfauenochs Der Werfuchs Die Tagtigall Der Sägeschwan Der Süßwassermops Der Weinpintscher[4] Das Sturmspiel Der Eulenwurm Der Giraffenigel Das Rhinozepony Die Gänseschmalzblume Der Menschenbrotbaum ________________________________ [1] bukač velký: Rohrdommel (Botaurus stellaris), Familie: Reiher (Ardeidae), Ordnung: Schreitvögel (Ciconiiformes), Klasse: Vögel (Aves) [2] (landsch., bes. südd., österr.), sonst die Schnecke. [3] (im alten Volksglauben) koboldhaftes, gespenstisches Wesen, das sich nachts auf die Brust des Schlafenden setzt u. bei ihm ein drückendes Gefühl der Angst hervorruft; [4] Pin|scher, der; -s, - [H.u., viell. entstanden aus: Pinzgauer= Hunderasse aus dem Pinzgau (Österreich)]: 1. mittelgroßer Hund mit braunem bis schwarzem, meist kurzem, glattem Fell, kupierten Stehohren u. kupiertem Schwanz: Rehpinscher , Zwerg Pinscher, Deutscher Pintscher an|schen [lautm., viell. nasalierte Nebenf. von patschen od. Vermischung von »patschen« mit manschen]: panschen 1. (ein [alkoholisches] Getränk) mit etw. verfälschen, bes. mit Wasser verdünnen: Wein p.; gepanschte Milch; der Wirt hat gepanscht; Ü gepanschtes Benzin.