Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft zu Berlin 135 - 2003 Das „Archiv des idanda" Bericht über Inschriftenfunde der Grabungskampagne 2002 in Misrife/Qatna Thomas Richter Während der nach 1999, 2000 und 2001 vierten Kampagne eines Tübinger Grabungsteams unter der Leitung von Prof. Peter Pfälzner, das zusammen mit zwei weiteren Mannschaften der Antikendirektion der Republik Syrien (Leitung: Dr. Michel al-Maqdissi) und der Universität Udine (Leitung: Dr. Daniele Morandi Bonacossi) im Rahmen eines Kooperationsprojektes in Misrife/Qatna arbeitet, wurden in verschiedenen Bereichen des Königspalastes Textfunde gemacht.' Es handelt sich dabei um zwei Runde Schultafeln (siehe 2.1.), zwei Notizen aus der Grablege (siehe 2.2.) sowie 67 Tafeln und Fragmente, die dem (vorläufig so benannten) „Archiv des Idanda1' zuzuweisen Mein Dank gilt Dr. Michel al-Maqdissi, Direktor des Ausgrabungswesens in der Generaldirektion der Antiken und Museen Damaskus, für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Textfunde sowie Prof. Peter Pfälzner und Dr. Mirko Noväk (beide Universität Tübingen) für das mir entgegengebrachte Vertrauen. Frau Helle Rasmussen (Kopenhagen/Tübingen) und Herr Alexander Ahrens (Tübingen) haben sieh in besonderer Weise um die Bergung des unten beschriebenen Archivs verdient gemacht, so daß es mir erlaubt sei, sie an dieser Stelle hervorzuheben. Gleichwohl wäre mein Aufenthall vor Ort nicht denkbar gewesen ohne die freundschaftliche Aufnahme durch das gesamte Grabungsteam, die Gastgeberfamilie Farah sowie die einheimischen Arbeiter. Mit P. Pfälzner, M. Noväk und A. Ahrens konnte ich einige der sich ans dem Archivfund ergebenden Fragestellungen vor Ort und später in Tübingen diskutieren. Darüber hinaus hatte ich verschiedentlich die Gelegenheit, erste Ergebnisse meiner Untersuchungen zu präsentieren, wobei sich aus Diskussionsbeiträgen mancher wichtige Aspekt ergab. Stellvertretend möchte ich hier nur Prof. Werner Arnold, Dr. Joost Hazenbos (Leipzig), Prof. Stefan M. Maul, Prof. Doris Prechel (Mainz), Dr. Ilse Wegner (Berlin) und Prof. Gernot Wilhelm (Würzburg) erwähnen. i n. Klemer uas „Arcniv aes laanaa sind (siehe l.).2 Daneben wurden mehrere Siegelabrollungen geborgen, auf denen (Teile der) Siegellegenden erhalten sind (siehe 2.3.).' 1. Das ,, Archiv des Idanda " 1.1. Allgemeine Angaben 1.1.1. Fundsituation4 insgesamt 65 Tontafeln und Tontafel fragmente wurden im südlichen Bereich eines unterhalb des Erdgeschosses angelegten Korridors gemacht, der vom Thronsaal aus zur nördlichen Palastbegrenzung und zur Grablege hinführt.1 Der größte Teil der Texte stammt dabei aus dem Areal 8683 im südlichen Korridor-Abschnitt AQ1. Zwei Urkunden wurden in dessen nördlichem Bereich nahe der nördlichen Palastaußenmauer, ca. 15m von den übrigen entfernt, gefunden (Areal 8685, Korridor-Abschnitt AZ). Dabei ist zumindest für MSH02G-Í0695+-698 die Zugehörigkeit zu den weiter südlich aufgedeckten Texten aufgrund prosopographischer Übereinstimmungen sicher. Aufgrund dieses beträchtlichen Abstandes und der Tatsache, daß in dem dazwischenliegenden Bereich keine Tafelfunde gemacht wurden, wird man davon ausgehen müssen, daß ein Teil des Archivs nicht erhalten geblieben ist. Die Tafeln waren ursprünglich im Erdgeschoß aufbewahrt worden. Der Einsturz dieses Palastsektors im Rahmen eines Schadensfeuers führte zu der geschilderten Fundsituation.11 Dabei kamen die Tontafeln in zumeist kleineren Gruppen zu liegen. Ein solches „Cluster" besteht aus den Nummern MSH02G-Í0193, -274, -275, -276, 284, -315, -316; in geringer Entfernung wurde -194 geborgen. Diese Fundgruppe umfaßt somit neben dem Inventar -315 und der Verwaltungsurkunde -316 alle Briefe, woraus man den Schluß ziehen darf, daß diese zusammen aufbewahrt worden sind. Die übrigen Gruppen setzen sich aus Tontafeln verschiedenen Inhalts zusammen; Rückschlüsse auf eine Aufbewahrungssystematik lassen sich daraus nicht ziehen. Dies gilt Diese verteilen sich auf 61 Fundnummer. Die abweichende Zahl ergibt sich aus: 1) der Zusammenfügung einiger Nummern (MSH02G-i0194+-2R4, -322+-323, -328+^329, -374+-375, -422 M23); 2) der Aurteilung mehrerer unter einer Nummer gebuchter Tafelfragmente, die nicht (nachweislich) zu einer Tafel gehörten (-i349A, -349B. -349C, -349D, -678A, -678B, -678C) [es handelt sich um eine erst nachträglich aus praktischen Erwägungen heraus vorgenommene Klassifizierung, die sich nicht im Fundjournal findet]. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß es im Rahmen dieses Vorberichtes nicht möglich ist, die beträchtliche relevante Forschungsliteratur in Fußnoten anzugeben. Ich beschränke mich vorwiegend auf jüngere Arbeiten. Für eine ausführliche Darstellung der Fundsituation mit genauen Lageangaben etc. ist hier nicht der Ort; siehe dazu demnächst Richter i. V. Siehe den Beitrag von Noväk/Pfälzner in diesem Band. Weiterer Aufschluß kann durch eine Rekonstruktion des Erdgeschosses gewonnen werden, die J. Schmid gegenwärtig vorbereitet. auch für jene 25 Texte, die zusammen mit den Fragmenten einer offenen Schale gefunden wurden und die sowohl Rechts- und Verwaltungsurkunden als auch Inventartexte umfaßt (s.u.). Texte dieser Gattungen wurden jedoch auch an anderen Stellen aufgedeckt. Die Mehrzahl der Texte ist aufgrund eines Primär- (nach der Anfertigung) und/oder Sekundärbrandes (bei der Zerstörung des Palastbereiches) außerge- -": wohnlich gut erhalten; viele Tafeln sind vollständig oder weisen nur gering- fügige Beschädigungen des Tafelkörpers oder der beschrifteten Oberfläche auf. Der unterschiedliche Zustand der Tafeln ergibt dabei Indizien dafür, daß das Schadensfeuer das Erdgeschoß resp. sein Inventar in unterschiedlicher '■ Intensität betraf. Der durch den Brand verursachte Einsturz des Erdgeschosses führte offensichtlich nicht (sofort) zu einem Verlöschen des Feuers. Der unterschiedliche Schwärzungsgrad der Texte ist vor allem auf ihre Lage in oder unterhalb der noch brennenden Schuttschicht zurückzuführen. So enthält der Fund z.B. Tafeln, die zwar gebrannt, jedoch nicht oder kaum geschwärzt sind. Man wird dies darauf zurückführen dürfen, daß sie dem Feuer kürzere Zeit ausgesetzt ■: waren, also vermutlich nach dem Herunterstürzen von nicht brennbarem Material (z.B. Lehmziegelvcrsturz) umgeben waren. Andere Tafeln weisen eine partielle oder vollständige, z.T. sehr intensive Schwärzung - in mehreren Fällen auch des Tafelinneren - auf, die auf länger andauernden Kontakt mit dem Feuer zurückgelührt werden müssen. In einigen Fällen ließen sich Einzelfragmente von Tafeln nahtlos aneinanderfügen. Bei diesen wird man davon ausgehen müssen, daß sie bereits vor dem Einsturz des Erdgeschosses primär oder sekundär gebrannt waren. Zu dem Textfund gehören auch einige kleine und kleinste Fragmente, die nicht zu kompletten Tafeln bzw. größeren Fragmenten zusammengesetzt werden konnten. Sie weisen z. T. ebenfalls sehr scharfe Bruchkanten auf, waren also bereits vor dem Einsturz (und ihrem Zerbrechen) dem Feuer ausgesetzt gewesen. Daß keine Anschlußstücke vorliegen, ist wohl auf einen intensiven und langdauernden Kontakt mit dem Brand zurückzuführen, in dem diese vergangen sind. Unterschiedliche Grade der Verbrennung weisen auch die im nördlichen Korridorbereich aufgefundenen Texte auf. NurMSH02G-i0701 F-702 ist gebrannt; bei -695+-698 ist die Tafeloberfläche lediglich angeschwärzt, aber bröseiig. Mehrere Texte wurden, wie es die Fundbeobachtung ergab, in flachen offenen Schalen aufbewahrt, die zusammen mit den Tafeln beim Niederbrennen dieses Palastsektors aus dem Erdgeschoß herunterstürzten und zerbrachen. Die Aufbewahrung in flachen Schalen ist untypisch. Sie ist - sofern für Qatna nicht mit gänzlich anderen Prinzipien der Archivierung zu rechnen ist - nur dadurch zu erklären, daß die Texte somit besser zugänglich waren. Die Notwendigkeit eines raschen Zugriffs könnte sich daraus erklären, daß die Texte noch nicht für eine Archivierung zur Verfügung standen, m.a.W.: noch „aktuell" waren. Berücksichtigt man zudem die Tatsache, daß die Ver-waltungsurkunden einerseits und die Briefe andererseits starke prosopogra-phische Übereinstimmungen aufweisen - sich also nicht auf einen größeren Zeitraum verteilen können h, dürfte es sich bei diesem Textfund weniger um ein „Archiv" handeln als vielmehr um das „Tagesgeschäft". 168 169 Wenn dies zutreffen sollte, dürfte Idanda, in dessen Regierungszeit das „Archiv" zu datieren ist (s. u.)( als der letzte Herrscher von Qatna zu bezeichnen sein, der im Palast residierte. Sicherheit kann in dieser Frage allerdings noch nicht gewonnen werden. Die Fundlagc der Tafeln in einem Zerstörungshorizont und die Tatsache, daß bislang keine auf seinen Nachfolger und letzten König von Qatna Akizzi datierenden Texte aus dem Palast geborgen wurden, könnten für diese Annahme sprechen. Man wird dann weiterhin davon ausgehen müssen, daß die im Sattiwaza-Vertrag geschilderte Plünderung und Zerstörung der Stadt, die dort nicht mit dem Namen eines Herrschers verbunden ist,7 zur Zeit des Akizzi stattgefunden hat,8 m.a. W.: die Zerstörung des Palastes erfolgte z. Zt. des Idanda einige Jahre vor der Plünderung und Zerstörung der Stadt z. Zt. des Akizzi. Die Aufbewahrung in offenen Schalen ist keineswegs einzigartig, sondern ist auch für einige spätbronzezeitliche Tafelfunde in Kumidi/Kämid el-Löz nachzuweisen. So entstammen die Texte KL 69:277 (Pharao -> 'za-la-ia LU muta-ma-as-gä) und KL 69:278 (Anf. abg.) dem Brandschutt im Raum J der Anlage P4 des spafbronzezcitlich.es Palastes.g In unmittelbarer Nähe wurden mit KL 69:275 = Adler/Penner 2001/2 Taf. 25,6 Teile einer offenen Schale gefunden vergleichbar derjenigen des Qatna-Fundes.10 Eine ähnliche Fundsituation kann für KL 72.600 („Biridija-Brief') angenommen werden; Teile dieses Briefes wurden nahe einer Schale gefunden im Brandschutt über der Treppe 0141 (Raum JJ)." Es kann daher vermutet werden, daß auch in Kumidi die Tafeln (oder zumindest einige) in offenen Schalen gelagert waren. Zum Text siehe Becknian 1999:43 Nr. 6A § 4. zum Inhalt zuletzt Klengel 2000:249 sowie demnächst Richter i. V. Ob und inwieweit das Stadtgebiet tatsächlich von den Verheerungen betroffen wurde, kann noch nicht sicher beurteilt werden, da die archäologischen Untersuchungen sich gegenwärtig auf das Palastareal konzentrieren. Bekanntlich erwähnt der (jüngere) Text Emar VI 263 die Zerstörung von Kmqa-adh!t-na (Z. 24) durch Ahlamü (Aramäer). Ob es sich dabei tatsächlich um Qatna = Misrife handelt, ist noch nicht sicher, wenngleich sich zuletzt Adamthwaite 2001:275-278 dafür aussprach (so auch RGTC 12/2, 226). Die hier vorgestellte Rekonstruktion der Geschehnisse z. Zt. von Suppiluliuma I. spricht gegen eine solche Annahme, sofern man nicht von einer über die Plünderung durch hethitische Truppen hinausgehenden Besiedlung der Stadt ausgeht. J Bei Raum .1 handelt es sich um „eine reine Substruktionskammer, die wahrscheinlich für Wartungsarbeiten teilweise zwar betretbar war.... aber sonst nicht genutzt wurde" (Adler/Penner 2001/1:59). Zu den genauen Fundumständen siehe Adlcr/Penner 2001/2:29-30 Nrr. 105.106 sowie 2001/1:61 Abb. 18. Der inhaltlich zu Kl. 69:277 gehörende Text KL 69:279 wurde, ebenfalls im Schutt in JP4, etwas abseits der übrigen gefunden. Zu den genauen Fundumständen siehe Adler/Penner 2001/2:29 Nr. 104 sowie 2001/1:61 Abb. IS. 10 Siehe dazu Adler/Penner 2001/2:31 Nr. 115; zur Fundlage siehe auch 2001/61 Abb. 18. " Für die Fundlage des Textes und der Schale siehe Adler/Penner 2001:29 Nr. 104 bzw. 30 Nr. 108. - Bei den anderen Textfunden in Kämid el-Löz handelt es sich um Streufunde, bei denen keine anaologen Fundbeobachtungen gemacht wurden. Das „Archiv des Idanda" MDOG 135 2003 Nicht nur die Fundsituation ist derjenigen von Qatna sehr ähnlich; auch deren Interpretation führt zu gleichen Schlüssen. Der Brief an Zalaja von Damaskus konnte vermutlich nicht mehr weitergeleitet werden.12 Es ist also anzunehmen, daß der über Raum J gelegene Raum J' (nicht erhalten) ein „Büro" darstellte, dessen Inventar bei der Zerstörung des Palastes durch ein Schadensfeuer in das Erdgeschoß herunterbrach. 1.1.2. Umfang und Inhalt Die (vorläufige) Bezeichnung „Archiv des Idanda" gründet sich auf das mehrfache Auftreten der historischen Person Idanda in den Briefen. Das Archiv setzt sich zusammen aus: - 5 Briefen - 4 Rechtsurkunden - 64 Verwaltungsurkundcn, darunter 8 Inventartexte Während es zwischen den Textgattungen Briefe, Verwaltungs- und Rechtsurkunden keine prosopographischen Ubereinstimmungen gibt, sind sie innerhalb des Briefkorpus sowie innerhalb der Gruppe der Verwaltungsurkunden deutlich. Nur ein Text, die Prozeßurkunde MSH02G-J0380, ist nachweislich älter und gehört in die Zeit des Adad-nirärt, des Vorgängers des Idanda auf dem Thron von Qatna (s. u.). 1.2. Die Sprache der Texte14 1.2.1. Das Akkadische der Briefe Das akkadische Sprachmaterial zeigt das aus anderen Fundorten des Hurro-Akkadischen bekannte Phänomen der Markierung des Subjekts durch Suffixe am Verbum.15 Besonders deutlich wird dies bei einigen Formen, die letztlich 12 Gleiches könnte auch für den an Abdi-milki gerichteten Brief KL 69:279 (siehe zuletzt Hachmann 2001:132b- 133a), der ebenso wie jener von der Bitte um die Entsendung von habiru-Trupyen handelt, gelten. Für andere Überlegungen siehe ibid. 132a. Zalaja von Damaskus ist sonst nicht bezeugt. Eine Person Abdi-Milki wird in EA 203:3 als „Mann" (LÜ) von m"sa-as-hi-mi genannt, einem nahe Kumidi gelegenen Ort in der Beqä'a-Ebene (siehe RGTC 12/2,266); es dürfte sich um dieselbe Person handeln. Eine (vermutlich) andere Person gleichen Namens aus Byblos erwähnt EA 123:27 als Gefangenen des Pihura. 13 Zu dem Zerstörungshorizont siehe Adler/Penner 2001/1:58 u.ö. M Zum Zweck der besseren Übersichtlichkeit wird hurritisches Sprachgut im folgenden nicht kursiv gesetzt. - Alle in diesem Aufsatz angeführten Textzitate entstammen den Briefen; dabei ist der Absender jeweils angegeben. Zur Herkunft der Briefe siehe 1.4.1. 15 Siehe dazu u. a. Wilhelm 1970:60 mit Verweisen auf ältere Forschungsliterarur für Nuzi-Texte. Prof. Werner Arnold und Prof. Stefan Maul (beide Heidelberg) wiesen mich freundlicherweise daraufhin, daß einige der von mir in diesem Sinn gedeuteten Verbformen auch auf einen ..(west)semitischen" Einfluß zurückgeführt werden könnten. erst durch eine hurritische Übersctzungsglosse voll versländlich werden, z Textbeispiel I (MSH02G-i0193) [Hannutti] n ta-am-mar -ku-nu \ wu-ri-da-äs-su Unter allen bisher bekannten Texten, die diese Sprachform aufweisen, sind die neugefundenen Briefe diejenigen, welche hurritischen Spracheinfluß am deutlichsten zeigen! Sie fügen sich in dieser Hinsicht in das aus dem Korpus der Amanta-Briefe bekannte Bild hurro-akkadischer Einflüsse in solchen Briefen, die aus nördlichen Bereichen Syrien-Palästinas stammen.17 Eine umfassendere Beschreibung des Hurro-Akkadischen von Nija (siehe 1.4.1) muß einer späteren Arbeit vorbehalten bleiben. Dies gilt auch für die Darstellung des vereinzelt auftretenden „westsemitischen" Sprachgutes, wofür hier lediglich auf die Form cm-ha-lu des kanaanäischen Verbums nahälu „übereignen" verwiesen sei (MSH02G-i0276:22 [Takuwa]),18 eine ydqtulu-FoTm in präsentischer Verwendung." 1.2.2. Hurrirische Sprachelemente Bereits die zuvor aus Qatna bekannten Dokumente weisen eine sich in vielfältiger Weise darstellende, bemerkenswerte hurritische Sprachkomponente auf, die zu der Vermutung führte, das Humtische sei die lokale Umgangssprache im spätbronzezeitlichen Qatna gewesen.20 Abgesehen von zahlreichen Personennamen21 sowie einigen Termini Technici für Weihobjekte und Verzierungsarten in den Inventartexten--' sowie einer dort überlieferten hurritischen Beischrift auf einem Weihobjekt,-5 sind mehrere hurritische Wortformen der von Akiz- 14 In gleicher Weise, durch Anfügung von Suffixen zum Ausdruck des Subjekts gebildete alckadische Vcrbalformen finden sich auch in den Textbeispielen 3 und 5. 17 Siehe dazu u. a. Moran 1992:XX-.XXi. 18 Zu nahälu „übereignen." siehe neben den Wörterbüchern (AHw 712b, CAD N/1 126a) noch Edzard 1964,146, Wilcke 1997:422 und Streck 2000:106-107. 19 Füryaqtuiu in präsentisch-futurischer Verwendung im Akkadischen von Byblos siehe Moran 1950/2003:41 -42 und 46. Daß an-ha-lu hier präsentisch aufzufassen ist, zeigt die hurritische Übersetzungsglosse, die allerdings morphologisch noch nicht völlig geklärt ist. 20 So bereits u. a. Wilhelm 1982:25; einen Überblick über die Verwendung des Hurritischen in Qatna gab zuletzt Wilhelm 1999:415-416 Die in den sogenannten Qatna-Inventaren auftretenden Namen sind bei Bottero 1949:7-8 § 13 zusammengestellt. Sicher hurritischer Etymologie sind m. E. allerdings lediglich 'e-wa-ri-sar-ri/EN-LVGAL, 'ha-si-ia und "se-mu-un-ni sowie (vermutlich) Kpi-iz-za-al-lum. Für "sa-pa und "pu-ü-hu scheint diese momentan nicht beweisbar. - Zu den Urkundentexten siehe Bottero 1950. 32 Siehe die Übersicht bei Bottero 1949:7 § 12. Das lexikalische Material ist zusammengestellt bei Bottero 1950a: 119-121 n Siehe dazu Bottero 1949:8 § 13. In diesem Zusammenhang sollte nur die Wendung 2 ALAM ZA.GIN MAS.TAB.BA [&]um-Sa-su-nu mu-su-ni (Inventar I, zi, König von Qatna, an den ägyptischen Pharao Amenophis IV./Echnaton (1358/I350-1341/I333)24 gerichteten Briefe EA 52 und 53 zu nennen.25 Die neu gefundenen Briefe und Verwaltungsurkunden lassen ebenfalls einen starken Anteil hurritischen Sprachguts erkennen. Abgesehen von den in allen Textgattungen auftretenden hurritischen Namen sowie den vor allem in den Verwaltungsurkunden - und hier insbesondere den Inventartexten - vorkommenden Termini Technici für Realia und Verzierungsarten enthalten insbesondere die Briefe entsprechendes Sprachmaterial. Es handelt sich dabei um 11 Übersetzungsglossen26 zu akkadischen Wortformen oder Sumerogram-men - übertragen wurden Nominal- oder Verbalformen - und 88 hurritische Satzelemente ansonsten akkadisch gefaßter Sätze, wie sie auch in den Briefen des Akizzi auftreten.27 In allen Fällen geht dem hurritischen Wort der Glossenkeil voraus.28 Bei einem Gesamtumfang von 253 Briefzeilen - einschließlich der rein akkadisch gehaltenen Adreß- und Grußformeln - enthält somit jeder „Satz" hurritische Sprachelemente; der Anteil des hurritischen Wortgutes Hegt bei ca. 25 %. In dieser Hinsicht sind die Texte einzigartig innerhalb der gesamten altorientalischen Überlieferung.29 Rezension D = RA43,204 III 178-179) gewertet werden, da in 1 GAL KÜ.B ABBAR sur-pu sa ''ü-wa-ri-in-nu (Inventar II, Rezension A = RA 43, 210 1141) lediglich ein - wenngleich hurritischer - Eigenname vorliegt. u Regierungszeit nach von Beckerath 1997:114. In den Akizzi-Briefen EA 52-56 ist der Name des Adressaten zweimal genannt {a-na [n\am]-h[ur-i]a DUM[U] DUTU he-li-ia [EA 53:1 ], a-na 'nam-hur-ia DUMU DUTU be-li-ia [EA 55:1 ]), während die übrigen a-na LUG AL KVRmi-is-rF (EA52:1) und \a-n]a LUG AL be-li-ia (EA . 54:1) gerichtet sind (die Briefeinleitung von EA 56 ist nicht erhalten). In der älteren Forschungsliteratur wurde der Name nam-mur-ja gelesen (u. a. Knudtzon 1915:324.332, Virotleaud 1929:314), und darin sah man eine verballhornte Form des ersten Kartuschennamens Nb-m3't-r' „Der Herr der Maat ist Re" (Hornung 1975:206) von Amenophis III. Allerdings tritt Amenophis III. in anderen Amama-Briefen als Nibmu(a)ri(j)a oder Nimmu(a)n(j)a auf (siehe Hornung 1975:207), eine Form Nammurja dieses Namens ist nicht belegt. Demgemäß ist Namhur(i)ja als eine Verballhornung von Nfr-hprw-r7/Nefer-hepru-re „Vollendet an Verkörperungen ist Re", dem Thronnamen von Amenophis IV./Echnaton zu sehen (siehe Wenig 1975:210). Siehe bereits Sturm 1933:8-9. 2- Es handelt sich dabei um folgende Textstellen: EA 52:38.40 und 43 sowie EA 53:64-65. Für die an letztgenannter Stelle auftretende verbale Basis qa-f konnte Wilhelm 1999:416 Anm. 3 zeigen, daß eine dialektale Form des gut bekannten kud- „fallen" (zuerst Neu 1988:105) vorliegt, siehe auch Giorgieri 2001:134 Anm. 31. Zuvor wurden die beiden Wortformen unter ungedeutetem kadih-eingeordnet (Laroche 1980:133). 26 Siehe dazu Krecher 1957-197 !:437b-438a § 5-b2. 27 Siehe dazu Krecher 1957-1971:438a § 5-b2. 2S Nur in einem Fall wurde die Setzung des Glossenkeils vergessen (MSH02G-il93:62). 29 In Ugarit ist allerdings eine noch unpublizierte Tafel gefunden worden, welche diesselben Charakteristika aufzuweisen scheint; siehe Malbran-Labat 1995:37. 172 173 Während das Vorkommen hurritischer Namen sowie Termini kein und das Auftreten von Übersetzungsglossen kein sicheres Indiz für eine bei Absender und Adressat bestehende Sprachkompetenz darstellen - die Übersetzungen könnten allein auf die Bedürfnisse der Absender, welche außerhalb von Qatna ansässig waren, zurückzuführen sein -, ist das Auftreten hurritischer Wortformen in einem akkadischen Sprachkontext, in dem sie keine Übersetzungen darstellen, nur zu verstehen, wenn Absender und Empfänger über entsprechende Sprachkenntnisse verfügten. Daraus, und eingedenk der hurro-akkadischen Wortformen, muß man den Schluß ziehen, daß das Hurritische die Umgangssprache in weiten Teilen Westsyriens, zumindest aber in Qatna und Nija (s. u.), war. Eine Bewertung des hurritischen Sprachmaterials muß einer späteren Untersuchung vorbehalten bleiben. An dieser Stelle kann lediglich konstatiert werden, daß es keine sicheren Indizien für ein „Nija-llurritisch" gibt.M 1.2.3. Kurze Notizen zum hurritischen Wortschatz Die Glossen beweisen z. T. erneut die Deutungen bereits bekannter Lexeme, geben z. T. aber auch Bestätigungen bisher nur vermuteter Wortbedeutungen und sind insofern für die weitere Erschließung des hurritischen Wortschatzes von Wichtigkeit. Andere Glossen sind für die lexikalische Erschließung des Hurritischen insofern von größerer Bedeutung, als sie hurritische Nominal-und Verbalstämme erstmals zu deuten erlauben. Der überwiegende Teil des hurritischen Sprachgutes ist jedoch unmittelbarer Satzbestandteil. In diesen Fällen bestehen noch zahlreiche Verständnisschwierigkeiten, zumal es sich dabei mehrfach um bisher unbezeugte Lexeme und Wortstämme handelt. Eine lexikalische Bestimmung wird auch dadurch erschwert, daß die orthographischen Prinzipien des Mittani-Briefes (Bezeichnung geminierter Konsonanten, Unterscheidung von [o] und [u])31 offensichtlich nicht gelten. Eine Bestimmung auf kontextueller Grundlage schließlich wird durch den beträchtlichen Anteil des hurritischen Sprachgutes am Textumfang - verschiedentlich treten mehrere hurritische Wortformen hintereinander auf - und den Umstand behindert, daß die Briefe in mehrere Abschnitte von 2-21 Zeilen Länge gegliedert sind, umfangreichere Kontexte also nicht bestehen (bzw. nicht vorausgesetzt werden können). Textbeispiel 2 (MSH02G-i0276) [Takuwa]32 i7}ha-an-nu-ut-ti it-ti NAM.RA.MES 51i\ sa|U(SA)-ri-ni-ra i-ti-iq „Hannutti zog mit der Beute vorbei" Kommentar: sa10-ri-ni-ra übersetzt itti NAM.RA.MES, wobei die Präpo- i0 Zur dialektalen Gliederung des Hurritischen siehe jetzt die Bemerkungen bei Gi- orgicri 2000:179-180 und Wegner 2000:26-27. " Siehe dazu zuletzt Giorgieri 2000:181 und Wegner 2000:37-42. 52 Die hier mitgeteilte Passage hat eine wörtliche Entsprechung in MSH02G- iOi 94+284:17-18. sition itti „mit, bei" durch den Komitativ =ra wiedergegeben ist." Demzufolge istša -ri-ni-° Glosse zu NAM.RA.MES „Beute (pl.)". Es handelt sich hierbei um die ersten sicheren Kontextbelege des bislang nur aus der lexikalischen Gleichung (sumer.) NAM.GAR.RA = (hurrit.) šar-ri = (akkad.) šal-la-tum (Syria 12, 241 Rs. III 41) bekannten Lexems.54 Textbeispiel 3 (MSH02G-Í0274) [Hannutti/Takuwa] 0URUqät-na ,0i/H4(TUM)-wn-/j/-in-ku-nu " \ tá-ab-be-eš „Befestigt die Stadt Qatna!" Kommentar: Eine verbale Basis tapp- ist bislang nicht diskutiert worden, im hurritischen Sprachgut ist sie nur selten bezeugt; die Stelle erlaubt ihre Deutung als „verstärken, befestigen (o. ä.)". Sie könnte noch in Mitt.-Br. IV 104 (§ 34) tap-pu-šu-ú (d.i. evtl. tapp=oš[Prateritum]"=-of2PsSg]1ř') vorliegen (Kontext unklar).17 Das Morphem =es zur Kennzeichnung des Imperativs 2PsPl ist seit der Veröffentlichung der hurritisch-hethitischen Bilingue aus Bogazköy/Hattusa gut bekannt.5" An einigen Stellen ist ein Verständnis der hurritischen Wortformen aufgrund guter Kenntnis hurritischen Lexikons und hurritischer Grammatik problemlos (Textbeispiel 4); verschiedentlich erleichtert eine hurritische Übcrsetzungsglosse sogar die Lesung des vorangehenden akkadischen Wortes (Textbeispiel 5): Textbeispiel 4 (MSH02G-Í0276) [Takuwa] 20iš-tu qa-ti KÚR"°"'""-šu-nu21 \ eh-lu-ša)0-ab „(2 Götterstatuen) rettete ich aus den 1 landen ihrer Feinde" Kommentar: Das Verb eh(e)l- „retten" ist seit langem gut bekannt,39 und auch die hinzutretenden Bildungselemente sind als Morphem für das Präteritum =oš (siehe Anm. 35) bzw. Endung der IPsSg =av Allgemeingut hurri-tologischer Forschung.'"1 53 Zum Komitativ des Hurritischen siehe jetzt Giorgieri 2000:217 und Wegner 2000:57-58. 34 Zu diesem Wort siehe u. a. Laroche 1980:217 (,,butin(?)"); Wilhelm 2000:200 vermutet in za-ar-ra-° (Mitt.-Br. I 89) einen weiteren Kontcxtbclcg. 55 Zum Präteritum auf =os siehe Giorgieri 2000:225-226 u. ö. sowie Wegnei 2000:78. * Für diese Endung siehe Giorgieri 2000:23! und Wcgncr 2000:78. " Die Wurzel könnte außerdem in ta-ab-bi (ChS 1/1 Nr. 41 Rs. III 69) und ta-ab-bi-ik-kal (Vs. I 28) auftreten; die Kontexte sind indes unklar. 38 Zu diesem Morphem siehe zuletzt Giorgieri 2000:235 (segmentiert zu =e=s) und Wegner 2000:88-89. 39 Siehe u. a. Laroche 1980:75. t0 Für den Personenanzeiger =av transitiv ergativischer Formen siehe Giorgieri 2000:23 1 und Wegner 2000:78-79. 174 175 Textbeispiel 5 (MSH02G-i0276) [Takuwa] 55/w-w i-marfku-nu \ wu-ri-ta-äs-su Kommentar: Die Form wu-ri-ta-äs-su ist auf wur- „sehen" zurüekzuführen:41 wur=et[Futur]42=assu[2PsPl].4! Mit dieser Form ist das Morphem zur Bildung der 2PsPl erstmals außerhalb der Bilingue bezeugt. Sie ist sicher als „Ihr werdet sehen" zu übersetzen und erlaubt somit die korrekte Lesung der akkadischen Verbalform mit dem seltenen Lautwert MAR = mar . 1.2.4. Zusammenfassung Die Textfunde des Jahres 2002 in Misrife/Qatna zeigen endgültig, daß (auch) mit dem Hurritiscb.cn als lokaler Umgangssprache in Syrien zu rechnen ist. Den wenigen bisher verfügbaren Daten zufolge ist insbesondere für das Hinterland östlich der Küstengebirge von einer starken hurritischen Präsenz auszugehen, da es - außer für Qatna - auch für das recht nahe zu lokalisierende Tunip entsprechende Indizien gibt, denn in dem Brief der Einwohner Tunips an den Pharao EA 59 treten ebenso wie in den neugefunden und den Akizzi-Bricfen hurritische Wortfonnen auf.44 Das Vordringen hurritischsprachiger Gruppen südwärts bis Palästina ist eine bekannte Tatsache.45 Dabei deuten die wenigen bisher vorliegenden Daten daraufhin, daß davon die Küstenregionen unberührt und weitgehend „westsemitisch" geprägt blieben.46 Die neuen Texte fügen sich gut in dieses Bild. Die zahlreichen hurritischen Tennini in den Urkunden, insbesondere den Inventarcn, untermauern diese These in Bezug auf Qatna. Was die Briefe anbelangt wäre allein aus diesem Grund ein Absendeort innerhalb dieses „hurritischen Korridors" zu vermuten. Zumindest die von Takuwa, dem Herrscher von Nija, (mit)verfaßten Briefe MSH02G-iO 194+284, -274, und -276 - vermutlich stammen aber alle Briefe aus derselben Kanzlei - stammen aus Nija (s. u.), das „nicht weit von Qatna entfernt [lag], wahrscheinlich an der Senke des Gab, vielleicht an der Stelle der heutigen Qal'at al-Mudlq"47. Die Gründe für diese starke Präsenz des Hurritischen sind gegenwärtig nicht sicher auszumachen. Es ist anzunehmen, daß sie bis in die späte altbabylonische Zeit zurückreicht. Die älteren Mari-Archive zeigen, daß der Raum zwischen Euphrat und der Mittelmeerküste zunächst überwiegend 41 Siehe bereits Laroche 1980:298. 42 Für dieses Morphem siehe Giorgieri 2000:229 u. ö. sowie Wegner 2000:78. 13 Zu dem Morphem(konglomerat) -assu siehe zuletzt Giorgieri 2000:231 (segmentiert zu =ass=o) und Wegner 2000:78. 44 Siehe u. a. Izre'el/Singer 1990:80, wonach „it is evident that both the Qatna scribes and the scribe who wrote EA 59 from Tunip were Hurrian-speaking". Zur Lage von Tunip siehe die Übersicht in RGTC 12/2,294. - Zu hurritischen Einflüssen auf dasAkkadische von Amurru siehe Izre'el/Singer 1990:79-80 undlzre'el 1991 371-373. 45 Siehe Na'aman 1994:176-179. 46 Siehe Na'aman 1994:178. 47 Röllig 1999:314a. ? „westsemitisch" geprägt war; selbst hurritisches Namengut begegnet nur sehr vereinzelt,48 und die Zahl der Namen ist dabei so klein, daß nicht von hurri-tischem Siedlungsgebiet ausgegangen werden kann. In der etwas jüngeren Dokumentation aus Alalah VII zeigt sich jedoch ein völlig anderes Bild: Der Anteil hurritischer Namen am Onomastikon ist beträchtlich,4^ und Hurritcr treten in allen Gesellschaftsschichten auf.30 Für die folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte ist von einer südlichen Siedlungsrichtung auszugehen, die vermutlich in etwa dem Lauf des Orontes folgte und u. a. die Biqaca-Ebene einschloß.51 Es ist gegenwärtig wohl nicht davon auszugehen, daß hierbei die Etablierung des Mittani-Staates und seine Oberhoheit über Mittelsyrien ein auslösender oder verstärkender Faktor war.52 1.3. Die Schrift Das Syllabar sowohl der akkadischen als auch der hurritischen Textpassagen weist wenige Besonderheiten auf. Abgesehen von einigen für die „Randgebiete" typischen silbischen Lesungen (z. B. SA = sain, PA = bä, TUM = du4) ist lediglich auf drei seltene Lautwerte hinzuweisen: LIL = il9 (in: an-ti-il9-la-an und lu-u il9-te-ne-mu-su-nu) HAR = mar(i (u. a. in Textbeispiel 5, s. o.) TAR = taqx (in: i-bat-taqj Sumerogramme treten ausschließlich in akkadischen Textpassagen auf und sind in ihrer Häufigkeit etwa denjenigen des Amarna-Bricfkorpus sowie anderer Texte dieser Periode vergleichbar. Selten treten dabei syllabische Komplemente auf; bemerkenswert erscheinen lediglich zwei Vollkomplemen-tierungen beim Sumerogramm für „Feind": KÜR™ "kn-su-nu (s. o., Textbeispiel 4), KUR.MES"^'-™ (MSI102G-i()193:41). 48 Für den Westen Syriens in dieser Zeit siehe z. B. Kupper 1957:233, für hurritische PNn aus dieser Region siehe Richter 2003. Für Qatna überliefert eine 2001 gefundene altbabylonische Verwaltungsurkunde erstmals einen hurritischen Namen (siehe Richter 2002:252). Die übrigen mit Qatna verbundenen Namen der Zeit der Mari-Archive sind überwiegend „westsemitisch" (siehe z. B. Klengel 1969:96-131 passim). 4' Nach Gelb 1961:39 beträgt er ca. 30%. 50 Siehe Kupper 1957:234-235. Daß es sich hierbei nicht um eine Modeerscheinung handelt, sondern der hohe Anteil hurritischer Namen auf eine tatsächliche Besiedlung durch hurritischsprachige Gruppen weist, zeigt die gleichzeitige Ortsna-mengebung: In den Texten von Alalah VII begegnen zahlreiche Toponymika mit hurritischen Endungen ("he. °se, °we), die in den Ebla-Tcxten ohne diese auftreten; siehe dazu u. a. Astour 1988:550. 51 Für entsprechende Daten siehe Na'aman 1994:178 52 So u. a. Klengel 1982:76. 176 177 1.4. Kurzgefaßte historische Auswertung" Die Geschichte der Stadt Qatna im 14. Jh. mußte bislang ausschließlich auf den Briefen des Akizzi an Pharao Amenophis IV./Echnaton sowie wenigen Einzeldaten, welche die in Qatna gefundenen Inventartexte an die Hand geben, aufbauen. Was die hethitischen historischen Quellen anbelangt, so erwähnt lediglich die historische Einleitung des Šattiwaza-Vertrages Qatna beiläufig.54 Aus den Inventaren I und II der französischen Grabungen, die Stifter (zuweilen mit Angabe von Titeln) und Stiftungen an ■'NľN.É.GAL bzw. DINGJR. MEŠ LUGAL verzeichnen, wurde eine Liste der Könige von Qatna erstellt:" Naplimma, Sinadu, Adad-niräri, [Lullu iakkanakku,} (Ulašuda',) Ida(d)da; der in Inventar II erwähnte Sohn des Idad(d)a, Ammut-pän, scheint nicht zur Herrschaft gelangt zu sein. Da Akizzi in den Inventartexten nicht erwähnt wird, ist er als letzter König von Qatna vor der Eroberung und Plünderung der Stadt durch die Hethiter einzustufen. Die in seinen Briefen an Amenophis IV./Echnaton erwähnte Bedrohung durch hethitische und verbündete Truppen wurde zumeist im Zusammenhang mit dem „Einjährigen 1-eldzug" des Suppiluliuma I. in Syrien gesehen.56 1.4.1. Die historische Einordnung der Briefe Keine der neu gefundenen Tontafeln ist datiert. Aufgrund der in den Briefen genannten historischen Personen Idanda, König von Qatna, Takuwa und Hannutti ist eine Zuweisung in die Zeit des hethttischen Königs Suppiluliuma I. - ca. Mitte bis 3. Viertel des 14. Jh. v. Chr. - sicher (s. u.). Er erscheint als DUTUXLUGAL und LUGAL Kmha-at-te.^ Die Identität des Idad(d)a der Inventáre (Hd-a-da [Inv. I Z. 380], id-a-ad-da [Inv. II Z. 39]) mit Idanda. dem Empfänger der Briefe id'-a-an-da [MSH02G-Í0194 + 284:1]. Hd-a-an-da [-193:1, -274:1, -276:1], Hd-a-an-ta [-275:1]), kann als sicher bezeichnet werden. Diese Identifizierung erlaubt Das folgende ist die Zusammenfassung einer ersten historischen Auswertung, die in Richter 2002a versucht wurde: dort wird allerdings der Thronwechsel von Idanda zu Akizzi nur am Rande behandelt. Eine ausführliche Darstellung, die Gegenstand eines Habilitationsprojektes mit dem vorläufigen Titel „Syrien zur Zeit Suppiluliuma I. von Hatti: Chronologie und Geschichte" ist, befindet sich gegenwärtig in Vorbereitung; in ihr wird auch eine neue Chronologie der Amama-Zeit (und der Amarna-Briefe) versucht werden. 54 Siehe RGTC 6, 203. Daneben tritt es noch in Ciötterevokationen als Katana auf (siehe ibid. 197). 55 Siehe zuletzt Klengel 2000:248. Zu den methodischen Schwierigkeiten siehe Richter 2002a. 56s die Schreibung DUTUX(ER1M) tritt in den Briefen des Aziru von Amurru zur Bezeichnung des ägyptischen Pharaos auf (siehe Izre'el 1991/2:124). 56 So u. a. Klengel 2000:248. Dagegen gehört nach Na'aman 1988:187 sein Brief EA 53 zu den jüngsten Amarna-Bricfen überhaupt. noch keine zeitliche Zuordnung, da die Inventartexte ihrerseits undatiert sind und ihre isolierte Stellung keine sichere Handhabe für eine zeitliche Einordnung erlaubt.57 Eine chronologische Einbindung ist indes über die Absender der neugefunden Briefe möglich. Bei MSH02G-i0274 handelt es sich um einen Doppelbrief von Hannutti und Takuwa, der 'a-na Hd-a-an-da 2ü a-na LU URUia-ni-na gerichtet ist;58 die übrigen Schreiben sind allein an Idanda gerichtet. Hannutti ist weiterhin Absender von -193, Takuwa von -194+284 und -276; schließlich tritt in -275 ein Absender Sarrusse auf.59 Hannutti ist aus hethitischen Quellen als Militär der Zeit Suppiluliuma I. bekannt;"1 daraus ergibt sich die chronologische Einordnung des Idan/dda in ebendiese Zeit. Was die Herkunft der Briefe anbelangt, so schrieb Takuwa sicherlich von Nija aus unter Benutzung der dortigen Kanzlei. Dasselbe wird man von dem Doppelbrief des Takuwa und Hannutti annehmen dürfen. Die verbleibenden Briefe des Hannutti und des Sarrupse können ebenfalls, einer vorläufigen Analyse zufolge, aus dieser Kanzlei stammen. 1.4.2. Historische Auswertung des „Archivs des Idanda" Die Korrespondenz zwischen einem hethitischen Militär und dem König von Qatna ist auf dem Hintergrund der durch die Akizzi-Briefe bekannten Auseinandersetzungen zwischen beiden Mächten von besonderem Interesse. Da zudem Hannutti zur Befestigung von Qatna aufforderte (s. O. Textbeispiel 3), muß von einem freundschaftlichen Verhältnis, evtl. sogar von einem „Bündnis" ausgegangen werden. Eine genauere Einordnung des Briefwechsels ist über Takuwa möglich; es handelt sich um den Herrscher Takuwa von Nija, der vor allem aus dem Sattiwaza-Vertrag bekannt ist.61 Demzufolge unterwarf er sich Suppiluliuma I. in Alalah, während sein Bruder Aki-Tessup in Nija den Thron usurpierte. Ein Bündnispartner des Aki-Tessup war Adad-niräri von Nuhasse, der auch über Qatna gebot. 57 Die Inventartexte wurden i. d. R. in das 15. Jh. (so Bottero 1949:33) oder 15/14. Jh. v. Chr. datiert (so Klengel 2000:241). 58 Die bislang offenbar unbezeugte Stadt Janina tritt noch in MSH02G-i0193:4, -274:33 und -275:14 auf. Aus allen Stellen geht hervor, daß es sich um eine nahe Qatnas gelegene und mit diesem verbündete Stadt handelt. 55 Bei Sarrusse handelt es sich wohl nicht um Sarrupse, den Herrscher von Nuhasse in der Nachfolge des Adad-niräri (der Name des Absenders ist wohl 'sa-ru-us-se zu lesen), doch ist der Brief noch großtcils unklar. Gegen eine solche Zuweisung spricht auch die Briefeinleitung, in der sich Sarrus.se gegenüber Idanda in ein Abhängigkeitsverhältnis stellt, was für den König von Nuhasse kaum anzunehmen wäre: 1 a-na Hd-a-an-ta be-U-ia l<1a-bi-ia 1 um-ma 'sar-ru-us'-se DUMU-ka-na-to-ma ' a-na ,lzl'GIR.MES be-li-ia u'a-bi-ia am-qut' (MSH02G-i0275). 60 Zu dieser Person siehe zuletzt Klengel 1999:152.160.169 und 179; zu seinen Titeln siehe Houwink ten Gate 1966:27 und Beal 1992:368-375. Aus chronologischen Gründen kann es sich nicht um den für die Zeit Hattusili III bekannten Hannutti handeln, siehe dazu van den Hout 1995:199-203. 61 Siehe Beckman 1999:43 Nr. 6A § 4. 178 179 Die Niederlage Aki-Tessups und seiner Verbündeten gegen Suppiluliuma I. bei Arahati während des „Einjährigen Feldzuges" führte dazu, daß Takuwa in Nija wieder eingesetzt wurde oder die Herrschaft selbsttätig zurückerlangte. Auch die Verhältnisse in den Nuhasse-Ländern wurden neu geregelt. Abgesehen von der Einsetzung des Sarrupse in Nuhasse und der des Takip sarri in Ugulzat kam es auch zu einem Herrschaftswechsel in Qatna: Idan/dda bestieg den Thron. Dabei ist nicht auszumachen, ob er von Suppiluliuma I. eingesetzt wurde oder aber lediglich Nutznießer der Niederlage seines Amtsvorgängers Adad-nirärl war. Die Herkunft des Idan/dda ist unbekannt und auch über seinen (mutmaßlichen) Vater Ulasuda, der andernorts nicht nochmals belegt ist, nicht zu klären.« Es gibt kein Indiz dafür, daß Idan/dda in einer (genealogischen) Verbindung zu seinem Amtsvorgänger Adad-nlräri oder einem anderen früheren König von Qatna stand. Unter den diversen Schreibweisen des Namens Idan/dda ist vermutlich denjenigen der Qatna-Inventare (siehe 1.4.1.) gegenüber jenen der auswärtigen Briefe die Priorität einzuräumen.61 In diesem Fall handelt es sich um einen „westsemitischen" Namen, der als Yaydac-Hadda/1da'-Hadda „Erkannt hat Hadda" aufzufassen ist.64 1.4.3. Vorläufige Überlegungen zum Machtwechsel in Qatna und der Herrschaft des Akizzi Wann genau und auf welche Weise Idan/dda die Herrschaft über Qatna verlor, ist gegenwärtig nicht festzustellen. Wir erfahren zwar aus den an ihn gerich- Dcr Kolophon von Textvertreter D des Inventars I wird üblicherweise zu i-na MU. 1 KAM Sa Hd-a-da LUGAL [DUMU(?) ^u-la-su-da LU[GAL(?)] ergänz! (siehe Bottero 1949; 174). Die auf LUGAL folgende Textlücke (siehe RA 43, 207) dürfte jedoch mehr als das Zeichen DUMU enthalten haben; evtl. ist ü-la-su-da auch nur der Rest des Vatersnamens. Der Wechsel Idad(d)a - Idanda erinnert an die unterschiedlichen Realisierungen des Namens des ugaritischen Herrschers Niqmaddu IL Dieser wird auch Niqmandu (u. ä.) geschrieben, was auf Geminantendissimilation (siehe auch Streck 2000:206 § 2.98) zurückzuführen sein dürfte. Diese Namensschreibung tritt jedoch nur in Texten hethitischer Provenienz auf (siehe Nougayrol 1956:248). Räumte man umgekehrt der Namensform Idanda Priorität ein, bedeutete dies einen anatolischen Namen auf -anda (zu solchen Namen siehe nach Bilgic 1945-51:4 u. a. noch Kronasser 1962-66:90 1L5-116 sowie Laroche 1966:329). Ohne daß Idanda dadurch sicher als „Anatolier" anzusprechen sein müßte, ließe dies doch die Vermutung aufkommen, es handelte sich bei ihm um eine Person auswärtiger Herkunft, die von hethitischer Seile in Qatna eingesetzt worden ist. Weswegen die Kanzlei von Nija die Form Idanda verwendete, ist letztlich nicht zu entscheiden. Einen hethitischen Einfluß möchte man, während oder kurz nach dem ersten Auftreten Suppiluliuma I. auf der syrischen Bühne, nicht annehmen wollen. Zur amurritischen Wurzel *ydc „erkennen" siehe Streck 2000:155 § 2.8 Anm. 2, zur Schreibung i-da-° siehe ibid. 191 § 2.88 Anm. 3. Der Name des Wettergottes schließlich konnte unterschiedlich realisiert werden, siehe ibid. 242-243 6 2 163-167. teten Briefen von einer Bedrohung der Stadt; gegenwärtig läßt sich jedoch kein klares Bild entwerfen.65 Aus anderen Quellen kann geschlossen werden, daß eine militärische Aktion des Tušratta von Mittani die von Suppiluliuma I. etablierte Ordnung beseitigte.66 Ob die in den Briefen an Idan/dda geschilderten Ereignisse damit (mittelbar oder unmittelbar) zusammenhängen, ist nicht zu entscheiden; Tušratta oder Mittani werden nicht erwähnt. In den auf den Abzug der Hethiter nach dem Ende des „Einjährigen Feldzuges" folgenden Auseinandersetzungen verlor Takuwa von Nija die Herrschaft, da in dem späteren, Akizzi-zeitlichen Brief EA 53 Nija zum Interessengebiet der Ägypter und zu den Gegner der Hethiter gehörte. Da auch Qatna z. Zt. des Akizzi in Gegnerschaft zu den Hethitern stand - Akizzi sah sich einmal einer Koalition aus Hethitern, Itakkama von Qadeš, Teuwatti von Lapana und Arzauja von Ruhizzi (EA 53 und 54), ein anderes Mal einer Koalition zwischen Hethitern und Aziru von Amurru (EA 55) gegenüber -, verlor auch Idan/dda in diesem Zeitraum seine Herrschaft, und dies vermutlich auf gewaltsame Weise, zumal es gegenwärtig kein Indiz für eine Herrschaft seines Sohnes Ammut-pän gibt. Es ist nicht zu erweisen, daß Ägypten dabei eine aktive Rolle spielte. Die von Akizzi erwähnte Anwesenheit ägyptischer Truppen in Qatna (EA 55:10-15) könnte, muß aber nicht in diesem Zusammenhang gesehen werden. Die Vertreibung (und/oder Tötung) des Idan/dda (und seines Sohnes) kann erklären, weshalb Qatna z. Zt. des Akizzi auf der Seite der Hethiter-Gegner stand. Die hethitischen Aktionen dieser Zeit können sogar als Reaktion auf den Machtwechsel verstanden werden. Die Wiederherstellung der „alten Ordnung" dürfte ein wesentlicher Anlaß für den 2. Syrischen Krieg des Suppiluliuma 1. („Sechsjähriger Feldzug") gewesen sein:67 Mittani hatte sich als ein immer noch machtvolles Staatswesen erwiesen, die hethitischen Parteigänger Takuwa von Nija, Šarrupše von Nuhasse, Takip-šarri von Ugulzat und Idan/dda von Qatna waren beseitigt worden.68 Folgerichtig begann Suppiluliuma I. den „Sechsjährigen Feldzug" mit einer M Einige Urkunden des Archivs deuten auf (mögliche) Abwehrmaßnahmen des Idan'dda hin, zusätzliche Befestigungsmaßnahmen und eine Reorganisation^) der Truppen. M> Dieser Kriegszug, der evtl. bis an die Meeresküste führte, wird u. a. in Briefen des Rib-Addi von Byblos erwähnt (EA 85, 86). Siehe auch Klengel 1999:160. 61 Der zeitliche Abstand zwischen den beiden Feldzügen ist noch ungewiß und kann an dieser Stelle nicht adäquat diskutiert weiden. Aus diesem Grund ist auch die Regierungsdauer des Akizzi, die nach dem „Einjährigen Feldzug" begann und bis zu einem noch nicht genauer zu benennenden Zeitpunkt während des „Sechsjährigen Feldzuges" währte, nicht bekannt. Zu dieser Problematik siehe u. a. Bryce 1989 mit Verweisen auf ältere Literatur. 68 Man beachte in diesem Zusammenhang auch die historische Einleitung des Aziru-Vertrages, dessen entscheidende Passage nach Beckman 1999:37 Nr. 5 § 2 lautet: „Previously [...] the king of Egypt, the king of the land of Hurri, the king of the land [of Ashtata(?)|, (hc king of Ihe land of Nuhashshi, the king of the land of Niya, the king of the land [of Kinza(7), the king of the land of Mukish], the king of 180 181 umfangreichen Unternehmung gegen Mittani, die zu seiner weitgehenden Ausschaltung als unabhängiger Machtfaktor führte.69 Die darauf folgenden Geschehnisse, die eine umfassende Neugestaltung Syriens bedeuteten und in die auch andere, vom „Einjährigen Feldzug" nicht unmittelbar betroffene Mächte - z. B. Amurru (siehe Aziru-Vertrag) und Qadeš (siehe Šattiwaza-Vertrag) - involviert waren, sind in ihrer Chronologie noch nicht hinreichend geklärt.70 Auch die Auseinandersetzungen der Hethiter und ihrer Verbündeten mit Qatna erfolgten m. E. im Zusammenhang mit dem „Sechsjährigen Feldzug". Daß sich Akizzi, obwohl ursprünglich vielleicht kein Parteigänger der Ägypter, an den ägyptischen Pharao mit der Bitte um Hilfe wandte, erklärt sich daraus^ daß nach der Niederlage von Mittani, dem Bündnis zwischen Šuppiluliuma 1. und Amurru sowie der Unterwerfung des Itakkama von Qadeš kein anderer potentieller Bündnispartner verblieb. Zwar sind zum Zeitpunkt des Briefes EA 53 die Qatna offensichtlich befreundeten Staaten Nuhašše, Nija, Zinzar und Tunanat noch nicht den Hethitern Untertan. Aus ungenannten Gründen konnten sie jedoch keine Hilfe leisten bzw. waren selbst auf ägyptische Unterstützung angewiesen. Über das weitere Schicksal des Akizzi ist nichts bekannt. Vermutlich hatten die Angriffe der Hethiter und ihrer Verbündeten Erfolg. Die im Šattiwaza-Vertrag berichtete Zerstörung und Plünderung der Stadt dürfte darauf zurückzuführen sein.71 2. Sonstige Textfunde72 2.1. Altbabylonische Schultafeln77 Mit MSH02G-Í306 und 462 (beide ungebrannt) wurden zwei weitere Runde Schultafeln gefunden. Dabei stellt -306 eine vollständig erhaltene Tafel dar. the land of Aleppo, and the king of the land of Carchemish - all of these kings -suddenly became hostile [to My Majesty]. But Aziru, king of the land [of Amutru], came up from the gate of Egyptian territory and became a vassal [of] My Majesty, [King] of Hatti." Obwohl in Rechnung zu stellen ist, daß einige Namen verloren sind, scheint dieser Abschnitt doch genau die Situation zu Beginn des „Sechsjährigen Feldzuges" zu schildern. 69 Siehe dazu u. a. Bryce 1998:190-193, Klengel 1999:161-65. 711 Siehe demnächst Richter i. V. 71 Allerdings gibt die historische Einleitung des Sartiwaza-Vertrages den Gang der Ereignisse nicht korrekt wieder, da dort die Eroberung von Qatna durch die Hethiter vor dem Sieg über Itakkama von Qades angesetzt ist. Siehe demnächst Richter i.V. 73 Ich danke Frau Susanne Görke M.A. (Universität Mainz) für eine Diskussion der beiden aus der Grablege stammenden Texte sowie der hier mitgeteilten Siegellegende. Die Datierung dieser Texte in die altbabylonische Zeit ist insofern vorläufig, als sie sich aus den Fundkontexten (keine in .vrtu-Funde) nicht erschließen läßt. Es sollte nicht a priori ausgeschlossen werden, daß diese Gattung im syrischen Raum auch in anderen Zeiträumen auftritt. Allerdings spricht der Duktus Tafeln für eine wltbabylonische Datierung. deren eine Seite eine Beschriftung aufweist, deren andere jedoch schnftlos ist (Schrift getilgt). Bereits im Verlauf der Kampagne 2001 wurde eine Runde Schultafel geborgen, die eine beschriftete und eine unbeschriftete Seite aufweist.74 Die Tafel -462 ist dagegen fragmentarisch (der Mittelteil sowie ein Teil des Randes fehlen); lediglich Zeilenbegrenzungen sind noch erhalten. Alle drei altbabylonischen Schultafeln stammen aus demselben Fundkontext, wenngleich aus sekundären Zusammenhängen. Sic geben Anlaß zu der Vermutung, daß es in altbabylonischer Zeit eine Schreiberschule in Qatna gegeben hat. Aufgrund der Fundlage ist man geneigt anzunehmen, daß sich diese im Palast befand.75 2.2. Altbabylonische Verwaltungsurkunden In der Grablege wurden zwei winzige Texte mit einer identischen, einzeiligen Beschriftung der Vorderseiten - die Rückseiten sind unbeschrieben - gefunden: MSH02G-i2554, -i2555. Die Fundsituation läßt vermuten, daß die beiden Notizen im Zusammenhang mit dem Totenkult stehen, konkret: den kispum-Feierlichkeiten. Die Zeichenfolge DJS GA NE wird man daher als 1 GA SES „1 abgekochte Milch" auffassen dürfen. GA =sizbum wird in einem Brief des Ammi-ditana von Babylon für das ki-spum im MonatAbum erwähnt: GAü I.NUN a-na Kl.SI.GA äa "'NE.NE.GAR „Milch und Butter für die Jotenpflcge' des Monats Abu" (TCL 1, 7:5-6).76 Während in diesem Brief die Milch nicht weiter spezifiziert ist, deutet hier folgendes NE in der Lesung SE6 darauf, daß es sich um abgekochte Milch handelte.77 2.3. Sicgcllegenden Neben mehreren Funden von Siegelabrollungen auf Türsichcrungen, auf denen z.T. (Reste der) Siegellegcnden erhalten sind, wurden auch Originalsiege] 74 Zu MSH01G-i0332 siehe Richter 2002:247-249. 75 Diese Annahme ergibt sich aus der Beobachtung, daß die Tafeln nicht als Füllmasse verwendet wurden, sondern - ggf. im Rahmen von Um- oder Neubauten - in Mau-erfiigcn verrutschten. Eine abschließende Klärung des Fundkontextes steht noch aus. Bekanntlich wurde lange Zeit, wenngleich letztlich grundlos, die Existenz einer Palastschule in den Räumen 24-25 des altbabylonischen Palastes von Man angenommen; siehe dazu Margueron 1982:345-349. 76 Zu diesem Text siehe Tsukimoto 1985:40-41, An anderer Stelle scheint Milch bislang nicht in diesem Zusammenhang belegt zu sein. 77 Zur Lesung NE = §E( und den Bedeutungen „kochen", „braten", „räuchern" siehe Englund 1990:217. Nach Ausweis der Wörterbücher ist bisher nur das Abkochen von Milch zu therapeutischen Zwecken in einem medizinischen Text des 1. Jt. belegt; siehe CAD B 137a basälu 6b2'. Mit Stol 1993:100 verdarb Milch innerhalb weniger Stunden, so daß das Abkochen den Zweck hatte, sie länger haltbar zu machen. 182 183 gefunden. Besonders interessant erscheint hier das Stück MSH02G-11170, das aus der Grablegc stammt. Die Legende folgt dem Typus name des siegelin-habers (+ beruf) / Vatersname / naräm der Gottheit. Dieser Inschriftentypus und die Fundlage weisen daraufhin, daß es sich bei dem Siegelinhaber um eine hochgestellte Persönlichkeit handelte.™ 1 'a-R[-ka'(-)su-ha 2 DUMU i-li-kf-ia-su 3 na-ra-am na-x-e-/sa' Der Name des Besitzers ist unklar, und möglicherweise sind SU und HA nicht Teil des Namens, sondern als Sumerogramm SU.KU6 = bä'eJiru(m) „Fischer"79 aufzufassen. Der Vatersname ist, falls richtig gelesen, „hybrid" akkadisch-hurritisch mit ili „Mein Gott" als erstem Element. In 0-ki'-ia-su liegt dann eine akkadisierte Form des hurritischen Lexems und Götternamens ki(j)ase „Meer" vor.80 Zusammenfassung und Ausblick Die Tafelfunde der Ausgrabungskampagne 2002 sind in vielfacher Hinsicht bedeutsam. Nach den wenigen Tafel funden der französischen Ausgräber sowie der Grabungskampagnen 2000 und 2001 liegt mit dem „Archiv des Idanda" nun die erste größere geschlossene Textgruppe spätbronzezeitlichen Datums aus diesem Bereich Syriens vor. Sie erlaubt detaillierte Untersuchungen zur Geschichte und Chronologie der Amarna-Zeit und wird sich als wichtiges Korrelativ für die Einordnung der bisher verfügbaren Quellen erweisen. Die starke Präsenz hurritischen Sprachgutes ist, abgesehen von möglichen historischen Implikationen, vor allem iür die weitere Erschließung des Hurritischen in lexikalischer und grammatikalischer Hinsicht wichtig. Die Schultafeln und Verwalrungsurkunden altbabylonischer Zeitstellung sind noch zu gering an Zahl und Umfang, als daß sie die aus insbesondere den Mari-Briefen bekannten Informationen in nennenswerter Weise vervollständigen könnten. Es ist allerdings unsicher, ob zukünftige Grabungen anderes Zwar tritt naräm x Göttemame häufig als Herrscherepitheton auf (siehe Seux 1967:189-197 für Belege), doch begegnet diese Wendung nach Gelb 1977.122 in Siegelinschriften nur in der frühaltbabylonischen Zeit im Dijala-Gebiet sowie in mittelbabylonischer Zeit im syrischen Raum (Alalah, Hana) in Siegeln von Herrschern und hochgestellten Persönlichkeiten. Der Göttemame in Z. 3 entzieht sich einer sicheren Lesung und Deutung. Ungewöhnlich für eine Siegellegende ist die Setzung des Determinativs für Personcnnamen in Z. 1. Siehe AHw 96a sowie CAD B 31 a. Die Deutung von ki(j)ase geht auf Na'aman 1980:109 zurück, der es als hurritische Form von A. AB.BA„Meer" erkannte. Zu ki(j)ase als Name des Meeresgottes siehe Wilhelm I999a:413. als weitere Streufundc aus sekundären Fundlagen erbringen werden, da kaum damit zu rechnen ist, daß Schultexte oder auch ein Archiv über Jahrhunderte im Palast aufbewahrt wurden. 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Geburtstag, Dettelbach 199-208) Das königliche Hypogäum von Qatna Bericht über die syrisch-deutsche Ausgrabung im November-Dezember 2002 Michel Al-Maqdissi - Heike Dohmann-Pfalzner - Peter Pfälzner - Antoine Suleiman Einleitung Am Sonntag, dem 10. November 2002, während der zweiten Verlängerung der Ausgrabungskampagne des Sommers dieses Jahres, wurde im unteren Teil einer schachtartigen Kammer unter dem Palast von Qatna der Eingang in ein unterirdisches Hypogäum entdeckt. Ein zu diesem Zeitpunkt erst in seinem obersten Abschnitt freigelegter, in den Fels geschlagener, von Steinblöcken eingefasster Türdurchgang bildete den Zutritt zu einer mehrkammerigen, in den Fels geschlagenen Anlage. Der Eingang war mit Zerstörungsschutt der eingestürzten, ehemals darüber befindlichen Palasträume angefüllt und blockiert. Eine kleine, von unserem Vorarbeiter eilig angelegte Öffnung im oberen Teil der Türfüllung gab den ersten Blick in die Felskammer frei. Im Licht der Taschenlampe wurde ein großer Saal mit Bänken, Keramikgefäßen, Alabastervasen und einem Sarkophag erkennbar. An der gegenüberliegenden Wand und an den Seiten waren Zugänge zu weiteren Felskammern sichtbar. Am Samstag, dem 23. November erfolgte die vollständige Öffnung des Türdurchganges und damit der Beginn der Arbeiten in den Felskammern, nachdem die Vorkammer mit ihren wichtigen Funden vollständig ausgegraben und dokumentiert worden war. Für die Arbeiten in den Kammern des Hy-pogäums wurde ein neues Grabungsteam konstituiert. Angesichts der sofort evidenten Bedeutung dieses Fundes wurde gemeinschaftlich beschlossen, die Grabkammern in Form einer syrisch-deutschen Kooperation freizulegen. Die Leitung dieses Teams lag in den Händen von Michel Maqdissi (Generaldirektion der Antiken und Museen Syriens) und Peter Pfälzner (Universität Tübingen). Für die örtliche Leitung der Grabungsarbeiten in den Felskammern konnte Heike Dohmann-Pfälzner (Tübingen) gewonnen werden. Ihr Partner als örtlicher Grabungsleiter der syrischen Komponente des gemeinschaftlichen Unternehmens war Antoine Suleiman (Antikendirektion Damaskus). 188 189