Kolumne Denglisch für Anfänger I Von CHARIMA REINHARDT Charima Reinhardt, freie Autorin, war stellvertretende Sprecherin der rot-grünen Bundesregierung. Foto: FR Mehr Schein als Sein: Kennen Sie den Incoming-Outgoing-Manager? Vielleicht ist es einfach nur der, der die Post macht! Was tun, um der Sprachverhunzung Einhalt zu gebieten? Von Charima Reinhardt Anglizismen peppen unser Leben auf, geben ihm Bedeutung, den richtigen Drive eben. Wer ist nicht lieber Manager als Sachbearbeiter? Mehr Schein als Sein: Die Telefonberatung nennt sich Hotline, weiß aber trotzdem nichts, unser Friseur schneidet als Hairstylist kein bisschen besser, die Brötchen aus dem Backshop schmecken so pappig wie immer, der Coffee to go ist eine dünne Plörre; wir aber sind total cool, lassen uns coachen, checken alles, kleiden uns casual. Es scheint, als fehlten uns in der eigenen Sprache die Worte, so häufig greifen wie auf englisches Vokabular zurück. Als besonders verwerflich gilt Sprachpuristen "Denglisch", eine Mischung aus Deutsch und Englisch, etwa wenn wir ein Programm gedownloaded haben, gecastet worden sind oder einen Flug gecancelt haben. Wer konsequent englische Wörter durch deutsche ersetzen will, braucht Rückgrat, muss in Kauf nahmen, ausgelacht zu werden. Oder haben Sie schon einmal Herrenunterhosen mit kurzem Beinteil (Boxershorts) und einen Überzieher (Pullover) gekauft? Und wer erzählt schon von Wohlbefind-Ferien statt vom Wellness-Urlaub? Zuweilen sind uns die englischen Ausdrücke geläufiger als die deutschen. Wer liebt kein Happy End? Wer verzichtet auf Babysitter, Shampoo und Chips? Wider den Trend zu immer mehr Englisch im Deutschen kämpft der Verein Deutsche Sprache und ruft den "Sprachpanscher des Jahres" aus. Sieger 2007: Bahnchef Hartmut Mehdorn, weil es Bahnhöfe mit Service-Point (Auskunft), Counter (Schalter) und McClean (Klo) gebe, so die Juroren. Aussichtsreichster Kandidat auf den Titel 2008: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, dem es eingefallen sei, das Brandenburger Tor ausgerechnet an einem Tag der Deutschen Einheit mit englischsprachigen Fahnen (Power for Peace) umwehen zu lassen und - obercool - mit Englisch "Be Berlin" geworben habe. Was tut man nicht alles, um seiner Stadt und sich selbst internationales Flair zu verschaffen. Auch die Olympischen Spiele in Peking hat der Verein akribisch beobachtet, freilich weniger aus sportlichem Interesse. Vielmehr galt es, den Reporter mit den "überflüssigsten Imponieranglizismen" wie Event, Performance oder Highlight ausfindig zu machen. Wie überhaupt Journalisten für wichtigtuerische Sprachimporte mitverantwortlich sind, etwa wenn der Atomwaffensperrvertrag als Nonproliferationsvertrag in die Zeitung gesetzt wird. Zum Aussprechen, also für Fernsehen oder Hörfunk, ist das schwierige Wort glücklicherweise weniger geeignet. Vollends daneben kann liegen, wer ein hierzulande gebräuchliches Wort im vermeintlichen Ursprungsland verwendet. In den USA kennt niemand ein Handy, auch der Showmaster ist ein unbekanntes Wesen, der Oldtimer heißt vintage car, ein Tramp kann statt eines Anhalters ein Landstreicher sein, und wer glaubt, sich mit dem body bag einen Rucksack zu kaufen, dürfte sich sehr wundern - wenn er einen Leichensack erhält. Was tun, um der Sprachverhunzung Einhalt zu gebieten? Heute in vierzehn Tagen gehen wir an dieser Stelle zum Gegenangriff über. Wir unterwandern die englische Sprache mit deutschen Wörtern und kreieren selber ein völlig neues deutsches Wort, eines, für das es bisher keinen Ausdruck gibt. Machen Sie mit - mit Ihren Vorschlägen über die Kommentarfunktion. Frankfurter Rundschau: http://www.fr-online.de/meinung/kolumne-denglisch-fuer-anfaenger-i,1472602,3244474.html