http://www.nzzformat.ch/109+M528904945db.html Statement Samy Molcho, Spezialist für Körpersprache: „Die Hände sind die Hauptkommunikation zwischen uns und der Aussenwelt. Das ist das Werkzeug, das wir benutzen, um Ausdruck zu geben, dem Geben, Nehmen und jeder anderen Funktion. Allein der Handdruck, wie jemand seine Hand gibt, sagt sehr viel über seinen Charakter. Sie kennen die Beispiele von starker Hand und larger[1] Hand – das ist kulturell bedingt. Weil, im deutschsprachigen Raum erwartet man die starke Hand, ja ich kann anpacken, ich kann fassen, ich bin da. Allein schon die Richtung, wie die Hand geht, der eine drückt den anderen hinunter, diese Richtung zeigt schon: Ich drück’ dich hinunter. Der andere rennt weg in der Mittelhand, d. h. wenn er die Hand gibt, bleibt Luft zwischen seiner Hand und der Hand des andern und das zeigt: Sehr viel über mich möchte ich nicht sagen. Also: wenig Berührungspunkte. Ein anderer nimmt die Hand und zieht ein bisschen. Das heisst: ich möchte etwas davon haben. Der Dritte macht das ganz kurz: abgemacht. Wobei der andere schüttelt und sagt, warum soll ich bloss schnell abmachen, wenn ich noch was rausschütteln kann. Also das zeigt viele Charaktereigenschaften, schon bei der ersten Begegnung, beim Handdrücken.“ 10.47 „Eine offene Hand zeigt den sensiblen Teil – offen – und wenn ich den sensiblen Teil vor der Aussenwelt in Schutz nehme, verdecke ich ihn. Das heisst, der Handrücken ist weniger sensibel als die Handfläche. Der anderen Person die Handfläche zu zeigen, ist Vertrauen, weil ich wage, ihm meinen sensiblen Teil zu zeigen, statt ihn zu verdecken.“ „Die Hand war auch als erstes die natürliche Waffe zur Verteidigung. Emotionen wurden gezeigt durch die Faust, mit der Wut – ja, ich tu dir was, ich haue – die Kraft gegenüber den zärtlichen Händen, die wollten das Gesicht mit den Fingerspitzen wahrnehmen – die Umarmung. Und schon diese zwei Bewegungen, die eine öffnet sich, die andere schliesst sich und das sind Emotionsausdrücke, die für jeden bekannt und universell sind, denn wir alle benutzen sie in der gleichen Form.“ 12.09 „Der ganze Körper kann nicht lügen. Der Unterschied zur verbalen Sprache, die nur eine Absichtserklärung ist, die ich nachvollziehen kann oder nicht – der Körper ist immer ein Geschehen. Entweder handle ich oder handle ich nicht. Beides ist eine Aussage. Und der Impuls geht in den Körper selbst. Wenn jemand sagt: Ja, das mache ich gern – und er zieht seine Arme und Hände weg, heisst das, ich will nicht handeln, er schränkt sich ein.“ „Nixon hat in der grossen Studentenrevolution in einer Fernsehansprache gesagt: Ich komme euch entgegen. Und die Aussage war ziemlich klar: Bleibt mir nur weg vom Leib’. Solche kleinen Impulse, die durch die Hände kommen, zeigen die innere Einstellung, oft im Widerspruch zu dem, was eine Person verbal, als Absicht sagt.“ ________________________________ [1] (schweiz.): großzügig