Syntax: Anaphorische Referenz des Subjekts Eine Anapher ist ein Rückbezug auf ein Satzglied eines vorhergehenden Satzes. Zur Anapher dienen Pronomina, vor allem das Personalpronomen er/sie/es. Beispiel: 1) Der Kuckuck (a) antwortet, dass er (a) zu Hause gewesen sei. Das Pronomen er referiert hier auf das Subjekt Kuckuck des vorhergehenden Satzes. Syntax: Anaphorische Referenz des Objekts In einem Satz mit zwei Referenten (Subjekt und Objekt) kann das Problem der zweideutigen Zuordnung auftreten: 2.a) Der Ermittler (a) fragt den Kuckuck (b), wo er (a/b?) vor acht Uhr gewesen sei. Lösung des Problems: Man verwendet das anaphorische Pronomen dies-: 2.b) Der Ermittler (a) fragt den Kuckuck (b), wo dieser (b) vor acht Uhr gewesen sei. Syntax: Anaphorische Referenz des Objekts Auch im folgenden Beispiel dienen die anaphorischen Pronomina zur Unterscheidung der beiden Satzglieder: 3.a) Der Kuckuck (a) antwortet dem Ermittler (b), - dass er (a) zu Hause gewesen sei. - dass dieser (b) zu Hause gewesen sei. Das Pronomen er bezieht sich hier auf das Subjekt (a), das Pronomen dieser auf das letzte Satzglied (b). Anmerkung zur Umgangssprache: In der deutschen Umgangssprache wird das Pronomen dies- häufig durch das Pronomen der/die/das ersetzt. nverse Syntax: Anaphorische Referenz Bei inverser Satzstellung (wenn also das Subjekt das letzte Satzglied ist) kann das Pronomen dies- nicht als Anapher dienen, da es mit er um das Subjekt konkurriert: 3.b) Dem Ermittler (a) antwortet der Kuckuck (b), - dass er (b) zu Hause gewesen sei. - dass *dieser zu Hause gewesen sei. Für die Anapher auf ein weit entferntes Satzglied steht darum das Pronomen jen- zur Verfügung: 3.c) Dem Ermittler (a) antwortet der Kuckuck (b), - dass jener (a) zu Hause gewesen sei. Textlinguistik: Thema und Rhema Das Thema ist das bereits Bekannte eines Satzes, das Rhema ist das jeweils Neue eines Satzes. Das Rhema steht tendenziell möglichst am Ende eines Satzes. Beispiel: 4) Zum Erzähler kommt ein Nachbar. Rhema von Satz 4 ist das Subjekt Nachbar. 5) Der Nachbar möchte vom Erzähler Eier borgen. Rhema von Satz 5 ist das direkte Objekt Eier, das hier an der letztmöglichen Stelle im Satz steht. Anaphorische Referenz: Subjekt vs. Rhema Das Pronomen dies- bezieht sich immer auf das Rhema (egal ob Subjekt oder Objekt) zurück, das tendenziell möglichst weit am Ende des Satzes steht: 6) Der Erzähler (a) überlässt dem Nachbarn (b) seinen Herd(c\ Rhema). - Er (a) ist alt. (Anapher auf das Subjekt von Satz 6) - Dieser (c) ist alt. (Anapher auf das Rhema von Satz 6) 7) Der Erzähler (a) überlässt seinen Herd (b) dem Nachbarn (c: Rhema). - Er (a) ist alt. (Anapher auf das Subjekt von Satz 7) - Dieser (c) ist alt. (Anapher auf das Rhema von Satz 7) Die anaphorische Referenz von Thema und Rhema: Vergleich 8. a) Der Nachbar (1) kommt zum Erzähler (2). Er (1) ist überrascht. b) Der Nachbar (1) kommt zum Erzähler {2). Dieser (2) ist überrascht. 9. a) Zum Erzähler(1) kommt ein Nachbar (2). Er(1/2) /sf überrascht. b) Zt/m Erzähler (1) kommt ein Nachbar (2). Dieser (2) /'sf überrascht. 10. a) Dem Erzähler (1) gehört e/n Herd (2). Er (1/2) ist alt. b) Dem Erzähler(1) gehört ein Herd {2). Dieser (2) ist alt. 11 .a) Der Herd (1) gehört dem Erzähler (2). Er (1) /sf a/f. b) Der Herd (1) gehört dem Erzähler (2). Dieser (2) /sf a/f. In (9.a) und (10.b) ist das Pronomen er zweideutig, weil es sich auf das Subjekt bezieht, aber dieses steht (ungewöhnlicherweise) am Ende. Aber das Pronomen dies- ist stets eindeutig: Es bezieht sich auf das letzte Satzglied des vorherigen Satzes (meistens das Rhema).