Österreich ohne uns OLIVERA STAJIĆ, 07. April 2010 11:16 50 Jahre (Arbeits)Migration und noch immer bedarf es drastischer Maßnahmen, um die sozialwirtschaftliche Bedeutung der Zuwanderer zu begreifen Im Wiener AKH gibt es so gut wie kein Putzpersonal mehr, es herrscht auch ein eklatanter Mangel an Pflegepersonal und anderen medizinischen Fachkräften. Die Baubranche bricht zusammen, die Bundeshauptstadt Wien gleicht einer Geisterstadt - rund 40 Prozent der EinwohnerInnen sind weg. Das ist nicht der Plot eines heimischen Science-Fiction-Streifens, sondern eine Fiktion, die gestern im ORF-Report zu sehen war. Recht plakativ führten uns Münire Inam und Ernst Johann Schwarz vor Augen was es für die heimische Wirtschaft bedeutet, wenn "die Ausländer" von einem Tag auf den anderen das Land verlassen. Das entsprechende Szenario wurde am 1. März 2010 in Frankreich, Italien, Griechenland und Spanien bereits geprobt. "Ein Tag ohne uns" lautete der Slogan der Aktion, mit der MigrantInnen auf ihre Bedeutung für die nationalen Volkswirtschaften hinweisen wollten. Die Zuwanderer legten ihre Arbeit nieder und verzichteten einen Tag lang auf jeglichen Konsum. Bedarf es nach über 50 Jahren (Arbeits)Migration in Europa noch immer solch drastischer Maßnahmen, plakativer Bilder und Fiktionen um darauf aufmerksam zu machen, dass es ohne MigrantInnen nicht geht und in Zukunft auch nicht gehen wird? Seit Jahrzehnten wird in Österreich, ähnlich wie in Italien oder Deutschland, Migration fast ausschließlich im Zusammenhang von Sicherheitspolitik diskutiert. Statistische Wahrheiten und die Prognosen der SozialforscherInnen werden von der Politik, und vor allem von den rechten Migrationsgegnern, ignoriert. Kann man unter diesen Umständen erwarten, dass hier lebende und arbeitende Zuwanderer als wichtige Säule der Wirtschaft oder als gar als kulturelle Bereicherung gesehen werden? Man hat sie als "arbeitende Gäste" geholt und gehofft, dass sie bald wieder gehen. Jahrzehnte lang wurden sie und ihre Nachkommen "geduldet". Vielen von ihnen blieben in den miesen Aushilfsjobs, für die sie angeworben worden waren, stecken. Ihre Kinder wurden nicht gefördert - nur wenige schafften den sozialen Aufstieg: Ein vernachlässigtes Potenzial für die Wirtschaft und eine Gesellschaft, die sich verändert, älter wird und mehr Fachkräfte braucht. Es gibt keine Alternative zur gezielten Förderung der Integration. (Olivera Stajic, 7. April 2010, daStandard.at) Link: Report: Österreich ohne Ausländer - Eine Fiktion © derStandard.at GmbH 2011 Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf. Eine Weiterverwendung und Reproduktion über den persönlichen Gebrauch hinaus ist nicht gestattet. Integration: Ein zu heißes Thema? Wenn es so einfach wäre… daStandard.at › ›Kultur Monitor Österreich ohne uns - Monitor - daStandard.at › Kultur http://dastandard.at/1269449050883/Monitor-Oesterreich-ohne-uns 1 z 1 25.11.2011 14:28