Überblick zum Artikelgebrauch im Deutschen (nach Grimm/Kempter: Kleine deutsche Artikellehre) Überblick zum Artikelgebrauch im Deutschen (nach Grimm/Kempter: Kleine deutsche Artikellehre) 1. Bestimmter Artikel 1.1. Außersprachliche Situation und Gebrauch a) bei absoluten Unika/Eigennamen - Gebirge, Berge, Ozeane, Meere, Meeresteile, Seen, Flüsse die Alpen, die Zugspitze, der Atlantik, der Bosporus, der Genfer See, der Rhein - einige Staaten (alle Feminina, pluralischen Namen und aus einer Wortgruppe bestehenden Namen und ihre Abkürzungen) und innerstaatliche Verwaltungseinheiten die Schweiz, die Niederlande, die Republik Frankreich, die USA - einige Landschaften, Inseln, Inselgruppen und Halbinseln (alle Maskulina und Feminina, einige Neutra) der Balkan, die Lausitz, die Sahara, die Krim, das Elsass, das Rheinland - Bauwerke der Dresdner Zwinger, der Hradschin, der Kölner Dom, die Chinesische Mauer - Institutionen der Louvre, der Deutsche Bundestag, die UNO - Schiffe (immer feminin) und Eurocity-, Intercity- und andere Expresszüge (immer maskulin) die Titanic, die Bremen, der Meteor, der Vindobona - menschliche Kollektive in ihrer Gesamtheit die Menschheit, die Weltbevölkerung, die Intelligenz, die Bourgeoisie - reale oder erdachte Einzelpersönlichkeiten aus Literatur, bildender Kunst, Religion, Mythologie u. ä. der Faust, die Mona Lisa, der böse Wolf, der Weihnachtsmann - Abstrakta in unikaler (auch ganz allgemeiner) Bedeutung, besonders: 1) historische und kulturelle Epochen der Feudalismus, die Gotik, das Mittelalter 2) Weltanschauungen und Religionen der Islam, der Atheismus, das Christentum 3) historische Ereignisse und Dokumente der Dreißigjährige Krieg, die Völkerschlacht bei Leipzig, der Eiserne Vorhang 4) Wissenschaften und wissenschaftliche Aussagen die Astronomie, die Medizin, die Relativitätstheorie 5) die allgemeinen Bezeichnungen der Sprachen Das Deutsche gehört…; Im Slowakischen gibt es…; aus dem Sanskrit ins Deutsche übersetzen 6) einige Feiertage der Heilige Abend, der Karfreitag, der Pfingstmontag b) bei relativen/relationalen Unika - Teile eines größeren Ganzen, die jeweils nur in einem Exemplar vorhanden sind 1) Körperteile Monika wäscht sich das Gesicht. 2) Teile von Gegenständen oder Pflanzen Der Stamm dieses Baumes ist ganz gerade gewachsen. 3) administrative oder geographische Begriffe die Regierung Österreichs, die Hauptstadt Ungarns - nicht-singuläre Bezeichnungen, die durch Attribuierung in eine singuläre Teil-Ganzes-Beziehung treten J.S. Bach war Kantor in der Leipziger Thomaskirche. c) bei situativen Unika Gib mir doch bitte mal das Lineal! Der Fernseher ist kaputt. Zuerst packen wir die Bücher ein. d) bei lokal/temporal situierten Unika - Straßen, Plätze, Gebäude, Institutionen usw. der Stadt oder der Gemeinde Eine Autowerkstatt finden Sie in der Talstraße/am Markt/unmittelbar hinter dem Rathaus/gegenüber dem (Hotel) Astoria. - Gegenstände in der (un)mittelbaren Umgebung der Gesprächspartner Schalte doch bitte mal den Fernseher ein! Sei vorsichtig, sonst wirfst du die Vase um! - Wochentage, Monate, Jahreszeiten mit Präpositionen Er hat am (kommenden) Montag Geburtstag. Er hatte am (vergangenen) Montag Geburtstag. Sie fährt im September ans Meer. Sie war im Frühjahr (dieses Jahres) in Österreich. 1.2. Sprachlicher Text und Gebrauch a) bei Vorerwähntheit/Wiederaufnahme insbesondere wenn: - der Gegenstand in Einführung und Wiederaufnahme durch dasselbe Substantiv bezeichnet wird An dem Unfall waren ein Pkw und eine Straßenbahn beteiligt. Der Pkw hatte die Vorfahrt der Straßenbahn nicht beachtet. - der Gegenstand in Einführung und Wiederaufnahme durch zwei verschiedene Substantive bezeichnet wird, die aber in bestimmten Bedeutungsbeziehungen zueinander stehen 1) Synonymie: An dem Unfall waren ein Personenauto und eine Straßenbahn beteiligt. Der Pkw hatte die Vorfahrt der Straßenbahn nicht beachtet. 2) Über- und Unterordnung: An dem Unfall waren ein Pkw und eine Straßenbahn beteiligt. Der Fiat/Das Auto hatte die Vorfahrt der Straßenbahn nicht beachtet. 3) Gegensätzlichkeit (Antonymie): Die Jungen waren auf einen Berg geklettert. In der Tiefe/Im Tal sahen sie ein Dorf. 4) Bedeutungsnähe im weiteren Sinn: Bei dem Unfall wurde ein Pkw stark beschädigt. Der Fahrer erlitt leichte Verletzungen. 1.3. Bedeutungsverhältnisse im Satz/Text und Gebrauch a) in effektiv-distributiven Generalisierungen das Substantiv vertritt die Gesamtheit aller durch dieses Substantiv bezeichenbaren Gegenstände und jeden einzelnen Gegenstand dieser Gesamtheit (oft in Lehrbüchern, Lexika) Die Tanne ist ein Nadelbaum. auch im Plural: Die Tannen sind Nadelbäume. Das Salz ist ein Ablagerungsprodukt. (Vorsicht: auch mit unbestimmten Artikel möglich!) b) in typisierenden Generalisierungen das Substantiv benennt die Gesamtheit der von ihm bezeichenbaren Gegenstände als Typ und lässt sich nicht auf alle einzelnen Gegenstände dieses Typs beziehen (besonders in belehrenden Texten, Sprichwörtern und phraseologischen Wendungen, in Namen von Ehren-, Gedenktagen u. ä., klischeehaften Äußerungen, insbesondere über Angehörige bestimmter Völker) Bell hat das Telefon erfunden. Die Penny Black war die erste Briefmarke der Welt. Der Mensch hat sich vor Jahrtausenden die ersten Werkzeuge geschaffen. Der Wal ist das größte Säugetier der Welt auch im Plural: Die Wale sind die größten Säugetiere der Welt. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. der Europatag, der Volkstrauertag Der Italiener liebt die Musik. Die Schwedin ist hübsch. c) in partiellen Typisierungen in nichtgeneralisierenden Äußerungen vor einem Substantiv, das sich nur auf den vom Substantiv repräsentierten Gegenstandstyp bezieht Vorsicht: immer im Singular! insbesondere bei: - Institutionen und Veranstaltungen Peter kommt nächstes Jahr in die Schule. Monika geht gern ins Kino. - Örtlichkeiten Peter fährt im Urlaub gern aufs Land, Monika lieber ans Meer. - Verkehrsmitteln Fahren wir mit der Straßenbahn oder lieber mit dem Taxi? - Werkzeugen Das Kleid darf man nicht in der Waschmaschine waschen. - Druckerzeugnissen und anderen Medien Ich habe das irgendwo in der Zeitung gelesen. Hast du das im Radio gehört? - Zeitangaben Die Woche über arbeitet er in Leipzig, am Wochenende fährt er nach Hause. In der Nacht ist der Patient sehr unruhig, am Tag fühlt er sich wohler. - Vokalabstrakta (besonders mit finaler Bedeutung) Er geht gern auf die Jagd. Montags geht sie immer zum Training. 1.4. Grammatische Konstruktion und Gebrauch a) als Signal grammatischer Merkmale eines Subjektivs der Artikel dient als Signal zur Verdeutlichung bestimmter grammatischer Merkmale des Substantivs - Anzeige der Wortart Substantiv das Grün, das Wachsen, das Heute, das Kofferpacken, das Für und Wider - Anzeige des Genus eines Substantivs 1) bei Homonymen: der Erbe x das Erbe 2) bei substantivierten Adjektiven oder Partizipien zur Anzeige des Genus der Neue x die Neue x das Neue - Anzeige des Numerus eines Substantivs das Verhalten des Menschen x das Verhalten der Menschen - Anzeige des Kasus eines Substantivs Hans schätzt Peter. also: Der Hans schätzt Peter. oder: Hans schätzt den Peter.??? Monika zieht Kaffee dem Tee vor. Slowakisch ist dem Tschechischen sehr ähnlich. Der Patient bedarf der Ruhe. (Der Patient braucht Ruhe.) die Bilder des jungen Chagall die Taten des Herkules b) bei Substantiven mit identifizierendem Attribut Identifizierung durch ein Attribut, einen Nebensatz oder eine Infinitivgruppe - Ordinalzahlen Peter raucht jetzt schon die zehnte Zigarette an diesem Abend. - Adjektive im Superlativ Goethe ist der bedeutendste Dichter der deutschen Klassik. - Adjektivattribut Sie erinnert sich gern an den gestrigen Abend. - ein weiteres Substantiv als Attribut, insbesondere bei 1) relationalen Unika Paris ist die Hauptstadt Frankreichs 2) situativen Unika Gib mir doch bitte mal den Schlüssel zum Tresor. 3) lokal oder temporal situierten Unika Er ist der Bürgermeister der Stadt. - Nebensatz Er hatte die Idee, dass wir trotz der Kälte im Fluss baden sollten. c) in Funktionsverbgefügen fest lexikalisiert!!! Glücklicherweise ist das Auto noch kurz vor dem Baum zum Stehen gekommen. Ich hoffe, dass er meine Worte zur Kenntnis genommen hat. Bei dem Unglück haben 20 Personen den Tod gefunden. Man hat gegen ihn den Vorwurf der Bestechlichkeit erhoben. d) in Temporalbestimmungen - absolutes oder relationales Unikum Am Freitag, dem 5. April, fand kein Unterricht statt. Der zweite Weltkrieg wurde im Mai des Jahres 1945 beendet. - zeitliche Situierung des Kommunikationsakts Er hat erst am (= kommenden) Montag Geburtstag Er hatte schon am (= vergangenen) Montag Geburtstag. - in partiell-typisierender Bedeutung In der Nacht ist der Patient unruhig, am Tage fühlt er sich wohler. - durch ein Attribut oder einen Nebensatz identifiziert Die Prüfung fand an dem Montag statt, an dem Monika Geburtstag hatte. Vorsicht: Ÿ Jahreszahlen und Uhrzeiten mit Nullartikel 1945, um 7.30 Uhr Ÿ Jahr, Monat, Woche, Jahreszeiten, Wochentage im Akk. + kommende, letzte, nächste, vergangene, diese, jede mit Nullartikel Nächste Woche habe ich frei. Letzten Montag war ich krank. Ÿ bei Identifizierung durch Relativsatz keine Kontraktion von Präposition und bestimmtem Artikel Die Prüfung fand an dem Montag statt, an dem Monika Geburtstag hatte. 1.5. Lexikalisierung und Gebrauch a) in Phraseologismen fest lexikalisiert!!! wie die Made im Speck leben die Karten offen auf den Tisch legen 2. Unbestimmter Artikel 2.1. Außersprachliche Situation und Gebrauch a) bei situativ nichtidentifizierten Substantiven bezeichnet einen einzelnen von mehreren möglichen Gegenständen insbesondere, wenn - der Sprecher nicht weiß, ob ein entsprechender Gegenstand überhaupt vorhanden ist Gibt es in der Stadt ein Theater? Ist unter Ihnen ein Arzt? - der Sprecher einen beliebigen Gegenstand meint Kannst du mir mal einen Kugelschreiber geben? (also egal, was für einen und welchen) - der Sprecher einen Gegenstand (noch) nicht identifizieren kann Ein junger Mann hat nach Ihnen gefragt. Ich möchte mir einen Fotoapparat kaufen, weiß aber noch nicht, was für einen. - der Sprecher zwar einen bestimmten Gegenstand für sich identifizieren kann, wenn er es aber für den Hörer für unangebracht oder unnötig hält Gestern habe ich mir ein herrliches Buch gekauft. Wir haben in Dresden einen Bekannten. 2.2. Sprachlicher Text und Gebrauch a) bei Ersterwähnung/Neueinführung ein Gegenstand wird neu in einen Text eingeführt Am vergangenen Montag kam es in der Bahnhofstraße zu einem schweren Verkehrsunfall. An dem Unfall waren ein Pkw und eine Straßenbahn beteiligt. 2.3. Bedeutungsverhältnisse im Satz/Text und Gebrauch a) in exemplarischen Generalisierungen - bestimmte (klischeehafte und oft unrichtige) Verhaltensnorm Ein Junge weint doch nicht. - bestimmte (klischeehafte und oft unrichtige) Verallgemeinerungen über Gruppen von Menschen, Tieren oder Gegenständen Eine Frau fährt schlechter Auto als ein Mann. - zahlreiche Sprichwörter Auf eine dumme Frage gehört eine dumme Antwort. - zahlreiche phraseologische Wendungen sich wohlfühlen wie ein Fisch im Wasser b) in partiell exemplarischen Äußerungen/Vergleichen exemplarisch für eine Gesamtheit, vor allem in Vergleichen mit „wie“ Sie singt wie eine Lerche. Er ist so schlau wie ein Fuchs. Die Mädchen singen wie Lerchen. c) in Klassifizierungen Die/Eine Tanne ist ein Nadelbaum. (Die) Tannen sind Nadelbäume Das Wort „Tisch“ ist ein Substantiv. Dieses Wort ist ein Substantiv. Tina ist noch ein Kind. Sie ist eine ausgezeichnete Pianistin. Er ist ein hervorragender Sportler Dieser Wagen ist ein Diesel. 2.4. Grammatische Konstruktion und Gebrauch a) bei Substantiven mit nichtidentifizierendem Attribut - Adjektiv mit ausdrücklich nichtidentifizierender lexikalischer Bedeutung Sie können eine beliebige/ähnliche/andere/weitere/bestimmte/gewisse Zange verwenden. aber im Plural: Sie können auch beliebige Zangen verwenden. - Adjektive im Komparativ, denen ein Vergleich mit „als“ folgt Meiers haben einen größeren Garten als Lehmanns. - Adjektive, die im betreffenden Kontext nichtidentifizierend sind Kreisler ist ein österreichischer Kabarettist. - weiteres Substantiv als Attribut, das in der Situation nicht identifiziert Kollege Müller hat auch einen Schlüssel (= einen von mehreren) zum Tresor. - nichtidentifizierender Nebensatz Ich möchte einen Wein, der nicht so süß ist. b) in Funktionsverbgefügen fest lexikalisiert!!! Peter wollte ihm unbedingt noch eine Frage stellen. Die Expertengruppe hat dem Leiter des Forschungsinstituts einen Besuch abgestattet. 2.5. Lexikalisierung und Gebrauch a) bei Eigennamen - als Appellativa Kannst du eine Sonne malen? Peter will sich einen neuen Duden kaufen Jetzt spielt das Orchester einen Mozart. In der Galerie ist ein echter Rubens. - einer von mehreren Gegenständen In Leipzig gibt es auch eine Talstraße. Bei uns arbeitet auch eine Monika Müller. - durch ein Attribut oder einen Nebensatz nichtidentifiziert Der Schriftsteller führt uns in ein anderes Prag, als es der flüchtige Tourist gewöhnlich kennt. - partiell exemplarisch gebraucht Nicht jeder schreibt wie ein Goethe. - klassifizierend gebraucht Dieses Bild ist ein echter Rembrandt. Dieser Wagen ist ein Diesel. - völlige Unkenntnis/Uninformiertheit über den Träger eines Namens Da hat jemand nach einer Monika gefragt. Ich soll mich an einen Dr. Lehmann wenden. b) in Phraseologismen fest lexikalisiert!!! Er schläft wie ein Murmeltier. Mach doch nicht immer aus einer Mücke einen Elefanten! 3. Nullartikel 3.1. Außersprachliche Situation und Gebrauch a) in speziellen Kommunikationssituationen - Anrede von Personen Ich melde mich noch einmal bei Ihnen, Herr Müller. Kannst du mir bitte mal helfen, Mutti? Sehr geehrter Herr Müller! Liebe Oma und lieber Opa! - Ausrufe in Gefahrensituationen Achtung! Hilfe! - Grußformeln und (Glück-)Wünsche Guten Tag! Gute Reise! Frohe Weihnachten! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! 3.2. Sprachlicher Text und Gebrauch a) bei Ersterwähnung/Neueinführung - Plural vom unbestimmten Artikel Am vergangenen Montag kam es im Stadtgebiet zu schweren Verkehrsunfällen. - nichtidentifizierte Stoffbezeichnungen Für dieses Rezept benötigt man Kartoffeln, Quark, Eier, Mehl, Rosinen, Öl, Salz, Zucker und Zimt. b) in speziellen Textsorten mit stichwortartigem Charakter Telegramme, Lexikontexte, Bedienungsanweisungen, Kleinanzeigen, Formulare, Tabellen, Programmzettel, Filmvorspanne, Regieanweisungen, Aufschriften an Straßen, Gebäuden, Räumen, Titel von Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Überschriften (Schlagzeilen) in Büchern, Zeitschriften, Zeitungen u. ä. Name: Kammler Vorname: Peter Regie: Erich Engel Betreten verboten Eintritt frei Süddeutsche Zeitung Geschichte der deutschen Literatur Einleitung Österreichische Minister in Prag zu Besuch 3.3. Bedeutungsverhältnisse im Satz/Text und Gebrauch a) bei nichtidentifizierten Substantiven - unbestimmte Teilmengen Sind unter Ihnen auch Deutschlehrer? Peter trinkt gern Bier. Susi wünscht sich Spielzeug zum Geburtstag. 3.4. Grammatische Konstruktion und Gebrauch a) im Plural statt unbestimmter Artikel im Singular - unbestimmte Teilmenge Sicher schenkt er ihr zum Geburtstag wieder Bücher. - neu eingeführt Am vergangenen Montag kam es im Stadtgebiet zu zahlreichen schweren Verkehrsunfällen. - durch Attribut oder einen Nebensatz nicht identifiziert Man könnte sich für dieses Problem auch andere Lösungen vorstellen. - exemplarische Generalisierung Kinder können das noch nicht begreifen. - partiell exemplarische Äußerung Die Kinder sahen aus wie kleine Schornsteinfeger. - klassifizierend Diese Wörter sind Substantive. b) bei Koordination zweier Substantive (bestimmter Artikel auch möglich) - zwei Substantive werden koordiniert Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind die vier Jahreszeiten. Der Patient kann schon wieder Arme und Beine bewegen. Der Journalist nahm Notizbuch und Bleistift zur Hand. c) bei Substantiven mit einem Attribut - nicht identifizierendes Adjektivattribut Bilden Sie ähnliche Beispiele! - artikelähnliche Wörter Kann ich noch etwas Brot haben? Auf dem Fußboden lagen irgendwelche Zeitungen. - nachgestellte unflektierbare Kardinalzahl Bitte schlagen Sie Seite 44 auf! Der Zug nach Dresden wird auf Bahnsteig 14 bereitgestellt. - Eigenname oder anderes Substantiv im Genitiv vorangestellt Finnlands Staatspräsident Münchens Straßen Muttis und Peters Geburtstag d) nach bestimmten Verben - sein, werden, bleiben (bei Berufsbezeichnungen auch lernen), Bezeichnungen der Herkunft/Nationalität, des Berufs, der Funktion, der Weltanschauung, der Religion oder anderer Klassifizierungen Er ist Sachse. Jan ist Niederländer. Sie wird Kindergärtnerin. Er lernt Schlosser. Sie ist Witwe. Er ist Vegetarier. - haben bei Körperteilen u. ä. Peter hat blaue Augen. Monika hat schöne weiße Zähne. Er hat ziemlich lange Arme. - haben, sein, werden bei Abstrakta mit allgemeiner Bedeutung Monika hat Geduld. Peter hat Rheuma. Jetzt haben wir endlich Urlaub/Ferien! Im Oktober wird es allmählich Winter. - spielen, trainieren, üben, singen, tanzen usw. bei Sportarten, Spielen, Musikinstrumenten, Stimmlagen und Tänzen Peter spielt gern Fußball. Monika übt täglich eine Stunde Flöte. Wir spielen oft Poker. Peter singt Bariton. Sie tanzen gern Walzer. - beherrschen, können, lernen, sprechen usw. bei Sprachen Monika beherrscht Englisch in Wort und Schrift. Peter lernt jetzt Japanisch. Jan spricht sehr gut Deutsch. - arbeiten und andere Verben mit „als“ Peter arbeitet als Busfahrer. Monika ist eigentlich Kindergärtnerin, aber sie arbeitet jetzt als Verkäuferin. Wir fühlen uns jetzt schon als Weltmeister. e) in Funktionsverbgefügen fest lexikalisiert!!! Die bisherige Regierung wird damit außer Kraft gesetzt. Peter hat von diesem Vorschlag Kenntnis genommen. Nehmen Sie dazu Stellung! Die Fallschirmspringer sind in Not geraten. f) nach bestimmten Präpositionen ab lokal: Der Zug fährt ab Ostbahnhof/ab Bahnsteig 10. temporal: Der Stundenplan gilt ab Montag/Mai/nächstes Jahr. bis lokal: Die Busse fahren nur bis Bahnhof/bis Goetheplatz (Haltestellen). temporal: Der Fahrplan gilt bis Mai/bis nächsten Sommer/von Mo. bis Fr. je/pro Die Gläser kosten zwei Euro je/pro Stück. Die Fahrt kostet 50 Cent je/pro Kilometer. per etwas per Bahn/Luftpost/Nachnahme schicken per Anhalter reisen voll(er) Er berichtete voll(er) Stolz/Zweifel/Freude darüber. zwecks Der Polizist nahm den Mann zwecks Überprüfung der Personalien mit. feste Kombinationen mit anderen Präpositionen (Auswahl): an an Bord/an Land gehen, an Stelle (von) auf auf Band sprechen, auf Kosten (von) außer außer Haus sein, außer Atem kommen bei bei Tisch sein in in See stechen, in Mode/Arbeit/Sicht sein mit mit Hilfe (von) nach nach Hause/Wunsch/Möglichkeit ohne ohne Gewähr/Zweifel/Garantie über über Nacht/Bord/Null unter unter Wasser, unter Tage arbeiten, unter Vorbehalt von von Herzen kommen, von Bord gehen vor vor Gericht stehen, vor Anker gehen zu zu Bett gehen, zu Hause bleiben, zu Ehren (von) g) in Temporalkonstruktionen - Wochentage Ÿ Akk. mit oder ohne Attribut: Der Unterricht beginnt erst (nächsten) Dienstag. Ÿ mit ab, bis, seit mit oder ohne Attribut: Die Tagung dauert noch bis (kommenden) Montag. - Monate, Jahreszeiten, Woche, Monat, Jahr + kommende, letzte, nächste, vergangene Ÿ Akk.: Ein neuer Kurs beginnt erst nächste Woche/kommenden Monat. Ÿ mit ab, bis, seit: Der Kurs dauert bis (nächsten) Mai/bis nächstes Frühjahr. - Anfang, Mitte, Ende + Woche, Monat, Jahr Der Kurs beginnt Anfang nächster Woche/Ende dieses Monats/Mitte kommenden Jahres. - Anfang, Mitte, Ende + nichtattribuierte Monatsnamen und Jahreszahlen Der Kurs beginnt Anfang März/Ende 2015. - bestimmte Temporalkonstruktionen mit Präpositionen auf Wir trennen uns auf längere Zeit. bei Es geschah bei Tag/bei Nacht/bei Abfahrt des Zuges. gegen Wir treffen uns gegen Mittag. gegen Morgen, gegen Mitternacht, gegen Ende des Jahres mit Mit Einbruch der Dunkelheit ist die Beleuchtung einzuschalten. mit Beginn der Sommerzeit, mit eintretender Dunkelheit nach Ÿ ohne Attribut: Er kam erst nach Mitternacht nach Hause. nach Feierabend, nach Weihnachten Ÿ mit obligatorischem Attribut: Nach Ablauf dieser Frist besteht kein Garantieanspruch mehr. nach Beendigung der Arbeiten, nach langem schwerem Leiden um Er kam um Mitternacht nach Hause. um Mittag, um Ostern, um Weihnachten von Ÿ von … an: Er hat sich von Kindheit an für Sport interessiert. Ÿ von … bis: Die Ausstellung ist von Mai bis Juli geöffnet. Ÿ von … zu: In dieser Nacht erfolgt der Fahrplanwechsel. vor Wir sind schon vor Tagesanbruch/Beginn/Sonnenaufgang losgegangen. zu Peter sprach zu Beginn der Diskussion. zu Anfang, zu Ende, zu Mittag, zu Ostern h) in Modalkonstruktionen - Genitivkonstruktionen mit einem Adjektiv bzw. Partizip Er trennte sich nur schweren Herzens von seinem Sohn. Sie ging schnellen Schrittes über die Straße. gesenkten Kopfes, frohen Mutes - bei Präpositionalkonstruktionen mit mit (Synonym zu Genitivkonstruktionen) Sie ging mit schnellem Schritt/mit schnellen Schritten über die Straße. - Modalkonstruktionen mit Präpositionen auf Er kaufte die Ware auf Scheck. auf Erdölbasis, auf Kredit, auf Staatskosten, auf Dienstreise bei Der Patient wurde bei (vollem) Bewusstsein operiert. bei Androhung einer Strafe, bei offenem Fenster, bei Licht in Ÿ ohne Attribut – Art der Darstellung: Er hat das Bild in Öl gemalt. in C-dur spielen, in Druckschrift schreiben Ÿ meist mit Attribut – Art und Weise: Sie hat den Brief in (großer) Eile geschrieben. in höchster Not, in vollem Umfang, in Gegenwart (von) mit Ÿ ohne Attribut – Instrument: Er schwimmt nur mit Badekappe. mit Bleistift/Kugelschreiber schreiben, mit Hut/Krawatte Ÿ mit oder ohne Attribut – Art und Weise: Er hat es mit (voller) Absicht getan. mit Appetit, mit hoher Geschwindigkeit, mit (freundlichem) Gruß, mit hoher Wahrscheinlichkeit nach Ÿ ohne Attribut: Sie haben nach Herzenslust gegessen und getrunken. Ÿ mit Attribut: Die Feier fand nach altem Brauch statt. nach Art des Hauses, nach polnischer Art ohne Ÿ ohne Attribut - Instrument: Er ist heute ohne Wagen gekommen. etwas ohne Brille lesen sich ohne Kompass orientieren Ÿ ohne Attribut – Nichtbesitz: Er ist ohne Vater aufgewachsen. ohne Arbeit sein, ohne eigenes Einkommen sein Ÿ meist ohne Attribut – Art und Weise: Er hat den Artikel ohne (große) Mühe übersetzt. ohne Angst, ohne Anteilnahme, ohne Interesse i) in Kausalkonstruktionen auf Ÿ ohne Attribut: Der Angeklagt wurde auf Bewährung verurteilt. auf Abruf, auf Bestellung Ÿ mit Attribut: Er fährt auf Anraten des Arztes zur Kur. auf Einladung, auf Empfehlung, auf Kosten (von) aus Ÿ ohne Attribut: Er hat das aus Angst getan. aus Begeisterung, aus Liebe Ÿ mit Attribut: Er schwieg aus Rücksicht auf mich. aus Mangel an Beweisen bei Ÿ ohne Attribut: Das Betreten des Geländes ist bei Strafe verboten. bei etwas Vorsicht, bei mehr Fleiß Ÿ mit Attribut: Bei Nichteinhaltung der Frist wird eine Gebühr erhoben. bei Beachtung, bei Einhaltung, bei Nichtbeachtung durch Ÿ ohne Attribut: Durch Schaden wird man klug. durch Leichtsinn, durch Zufall Ÿ mit Attribut: Zu diesem Unfall kam es durch überhöhte Geschwindigkeit. durch Vermittlung eines Freundes, durch Versagen der Bremsen in Ÿ immer mit Attribut: Der Angeklagte wurde in Anbetracht seines Alters freigesprochen. in Abhängigkeit von, in Übereinstimmung mit infolge Ÿ mit Genitiv oder ohne erkennbaren Kasus: Das Flugzeug konnte infolge Nebel(s) nicht starten. infolge Krankheit laut Ÿ in Übereinstimmung mit etwas: Die Angelegenheit wurde laut Sozialgesetzbuch entschieden. laut Gesetz, laut Paragraph 1 Ÿ Quelle einer Nachricht: Laut dpa hat sich in Italien ein Erdbeben ereignet. laut Reuter mangels Ÿ aus Mangel an: Die Veranstaltung wurde mangels Teilnahme abgesagt. mangels Beteiligung, mangels Interesse mit Ÿ immer mit Attribut: Er bleibt mit Rücksicht auf seine Gesundheit zu Hause. mit Ausnahme (von), mit Hilfe (von) nach Ÿ ohne Attribut – Quelle einer Nachricht (= laut): Nach dpa hat sich in Italien ein Erdbeben ereignet. nach Reuter Ÿ mit Attribut: Er ist nach Ansicht des Gerichts unschuldig. nach eigenen Angaben, nach Meinung von ohne Ÿ mit oder ohne Attribut: Er hat uns ohne (besonderen) Grund beleidigt. ohne Beachtung von, ohne Rücksicht auf vor Ÿ immer ohne Attribut psychische Ursachen (v.a. aus oder vor): Er hat es aus/vor Angst getan. vor Begeisterung, aus Mitleid Ÿ psychische Ursachen (nur mit vor): Er ließ vor Schreck das Werkzeug fallen. vor Glück weinen Ÿ physikalische Ursachen: Sie zitterte vor Kälte. vor Durst, vor Hitze, vor Schmerz wegen Ÿ meist ohne Attribut: Das Geschäft hat wegen Inventur geschlossen. wegen Krankheit, wegen Urlaub(s) wider Ÿ mit oder ohne Attribut: Er ist wider Erwarten doch gekommen. wider Willen, wider besseres Wissen 3.5. Lexikalisierung und Gebrauch a) bei Eigennamen - viele geographische Namen 1) folgende Kontinente: Afrika, Amerika, Asien, Australien, Europa 2) Staatsnamen als Neutra Ägypten, China, England, Tschechien, Deutschland 3) maskuline Staatsnamen mit bestimmtem oder Nullartikel Wir kommen aus (dem) Tschad. 4) zahlreiche Landschaften und Inseln Alaska, Borneo, Kamtschatka, Korsika, Kreta, Rügen, Helgoland, Sibirien, Oberbayern 5) Städte, Dörfer, Siedlungen Berlin, Dresden, Brno, Prag, Wien, St. Gallen - Personennamen 1) Vor- und Familiennamen ohne Attribut Peter wohnt in Dresden. Darüber hat sich schon Goethe geäußert. Dort drüben kommt Monika Müller. 2) Verwandtschaftsbezeichnungen und Vornamen, v.a. in der familiären Umgangssprache Mutter Johanna, Onkel Hans, Tante Lotte 3) Konstruktionen aus den Wörtern Familie, Frau, Herr, Kollege und Verwandtschaftsbezeichnungen, akademische Grade, Titel, militärische Rangbezeichnungen und einem Familiennamen Das ist Frau Müller/Kollegin Müller/Tante Müller. Den Vortrag hält Herr Meier/Dr. Meier/Oberst Meier. - einige Abstrakta 1) Feste bzw. Feiertage: Neujahr, Ostern, Pfingsten, Weihnachten, Silvester Ostern verbringen wir im Harz. Was wünschst du dir zu Weihnachten? 2) Namen der Sprachen als Lehr- und Lerngegenstand In Deutsch hat Monika eine Eins. Hier spricht fast jeder Deutsch. Wir lernen Deutsch. b) in Phraseologismen fest lexikalisiert!!! etwas mit anderen Augen sehen Öl ins Feuer gießen Geld wie Sand am Meer haben