Das Südtiroler Landesarchiv (unter Berücksichtigung des Staatsarchivs Bozen) von Philipp Tolloi Südtiroler Landesarchiv, Bozen LW-1Z-2Sp Bundesland Tirol, Provinz Bozen-Südtirol, Provinz Trient csm_Europaregion-Tirol-Suedtirol-Trentino-Google-Paint-0_22_69ba6b53e0 Staats- und Landesarchiv in Südtirol •„Archiv als Institution“: Produkte des 20. Jh. •„Archiv als Gebäude“: Produkt der 80er Jahre •„Archiv als Archivgut“: für einen Teil besteht Kontinuität in österreichische Zeit • Ludwig der Deutsche nimmt die Kirche von Säben auf Bitte des Bischofs Lantfrid in seinen Schutz und verleiht Immunität (845 Sept. 4) Bozen, Staatsarchiv Brixner Bischöfl Archiv, Urk nr 2c (L 2 nr 1) 845, September 4, Frankfurt_v Nachfolgeregelung nach dem Ersten Weltkrieg •„Die Staatennachfolge ist ein völkerrechtliches Instrument, das bei Gebietsveränderungen zwischen Staaten die sich daraus ergebende Übertragung von Rechten vom Vorgängerstaat auf den Nachfolgerstaat regelt.“ (L. Auer) •Provenienzprinzip bei den Verhandlungen über Archive zwischen Osterreich und Italien •Die Archive sollten das Schicksal der Länder teilen, in denen sie erwachsen sind. •4. Mai 1920: Sonderabkommen über die Aufteilung des Kulturbesitzes •Bis 1928 Verhandlungen zwischen Öst.-Ital. abgeschlossen • Archivalienauslieferung nach Bozen •das Brixner Bischöfliche Archiv (Urkunden, Kodizes, Akten, Reichstagsakten, Lehenarchiv, •das Brixner Domkapitelarchiv, •kleinere Fragmente von Archiven aufgehobener Klöster, •Kodizes des Tiroler Landesfürstlichen Archivs (Urbare), •Archivalien aus Gufidaun •Urkunden aus Bozen, Brixen und Umgebung •Landeshauptmannschaftsakten Bozen und Meran, •Venediger Grenzakten > wurden später wieder nach IBK zurückgestellt, •Steuerkataster, •Verfach- und Gerichtsbücher, •Notariatsbücher und Akten des Dipartimento dell’Alto Adige, •Verwaltungsakten (Gerichte, Kreisämter, Bezirkshauptmannschaften und –ämter usw.) •Straf- und Zivilprozessakten des Kreis- und Bezirksgerichtes Bozen •Kirchen-, Bruderschafts- und Privaturbare •Krausische Stiftung zu Kastelruth •Archive von 13 Gemeinden Italienisches Archivwesen •Ministerium der Kulturgüter und kulturellen Tätigkeiten und des Tourismus (bis 1975 Innenministerium) •Generaldirektion für das Archivwesen •103 Staatsarchive und 35 Staatsarchivsektionen •Archivoberintendanzen (Soprintendenze archivistiche) in den 20 Regionen •Sonderstellung: das zentrale Staatsarchiv in Rom (Archivio centrale dello stato) logoMIBACT Staatsarchiv Bozen •Gründung 1920 •Übernahme der abgetretenen Archivalien und des staatlichen Schriftgutes in Südtirol •bis 1930 Sektion den Staatsarchivs Trient •Leo Santifaller (1890–1974), erster Direktor •Hauptarbeit S.: Erforschung des Brixner Hochstiftsarchiv – zahlreiche Publikationen Santifaller Mitten in den Weinbergen um Bozen steht Schloss Maretsch (1194 erbaut, im 16. Jh. heutige Gestalt erhalten), von 1920 bis 1973 Sitz des Staatsarchivs Bozen EXCELSI0000700DFF606 • keine angemessene Bestandspflege und –erhaltung möglich • wenig Interesse der lokalen Politik und Öffentlichkeit • 1927 Kündigung Santifaller wegen der miserablen Bedingungen und Aussicht auf eine akademische Karriere • obwohl die Archivalienauslieferung geregelt war, konnte sie erst 2012 abgeschlossen werden •das Teilurbar von Latsch aus dem Tiroler Landesfürstlichen Archiv (um 1290) AdM_April_Urbar_Latsch_Glurns_1 Ära Post-Santifaller •es folgten wenig geeignete Direktoren, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren und sich in Bozen nicht wohl fühlten •1927 Provinz Bozen wird von Trient abgetrennt •1930 Staatsarchiv Bozen wird eigenständig •Schikanen gegen deutschsprachige Benutzer in der Zeit des Faschismus •1940 Einstellung des Benutzerbetriebs Optionsabkommen (1939) SgOPTIO0010410NFF606 85% der wahlberechtigten Südtiroler entschieden sich für die deutsche Staatsbürgerschaft. Bis zum Erliegen der Auswanderung 1943 sind von den 250.000 Optionsberechtigten 75.000 ausgewandert. •Franz Huter (1899–1997) •„Kulturkommission der Amtlichen Deutschen Ein- und Rückwandererstelle Bozen des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums“ •Erfassung, Aufnahme, Erhebung, Auswertung, Sicherstellung und Abtransport der ‚deutschen’ materiellen und ideellen Kulturgüter SgOPTIO0010524NSF135 Kulturkommission bestand aus 15 Untergruppen, wovon die Gruppe 8 für die Archive zuständig 1.Volkskunde und Volksforschung 2.Geräte und Hausrat 3.Trachten 4.Märchen und Sagen 5.Symbol- und Wappenforschung 6.Hausforschung und Bauwesen 7.Dialekt und Namenforschung 8.Archive 9.Kirchenbücher 10.Geschichte und Geographie 11.Volksmusik 12.Kunst, Museen, Volkskunst 13.Bau- und Kunstdenkmäler 14.Volksgeschichte, rassische Abstammung 15.Foto und Film •Die Umsiedlungsbestimmungen sahen vor, dass nur „Private Sammlungen und Archive, die sich auf die deutsche Kultur“, und „Gegenstände im Besitz von Museumsvereinen, soweit sie sich auf deutsche Kultur beziehen“, ins Deutsche Reich überstellt werden sollten. •Das Kulturgut in öffentlichem und kirchlichem Eigentum, und damit auch deren Archive, sollte in Italien verbleiben, durfte aber umfassend verzeichnet und verfilmt werden. •Huter wurde beauftragt, die Verhandlungen mit der italienischen Archivkommission zu führen. •Huter: Erheblich sei nicht, wo Kulturgüter geschaffen worden seien, sondern von wem. •Archivaliensendungen der Kulturkommission 1940-1943 Mitglieder der Kulturkommission bei der Verfertigung von Plänen und Grundrissen ausgewählter Schlösser SgOPTIO0010618NSF135 „Operationszone Alpenvorland“ (1943) •Huter > Leiter des Referats Archivwesen •Sicherung des Archivgutes, Abtransport von Maretsch •Archivbeschlagnahmen und •weitere Archivalienausfuhren •Bsp. Tolomei-Archiv • Tolomei Kriegsende 1945: Stunde Null? •Rückführung der Archivalien ins Staatsarchiv nach Maretsch – immer wieder wurde die Leitung des Staatsarchivs Bozen von Trient aus geführt •Ab 1961 Verhandlungen der Archiv- mit der Provinzialverwaltung um einen Archivneubau •Stopp der Verhandlungen wegen der politischen Situation in den 60er Jahren •1963: Trennung von Depot und Benützerräumen • •1965: Doppelstandort, 4 km entfernt • • • • • • • • • 4 km quer durch die Stadt • Plan_Bozen 1972: Schließung von Maretsch Klotz-Skolast1 Klotz-Skolast2 1973: Zusammenführung von Benützerräumen und Depot in Lagerhalle MAGNAGO0000219FSP105 Südtirol-Paket (1969-72) • Bruno Kreisky und LH Silvius Magnago 1956 in Alpach • Erstes Autonomiestatut wirkungslos, da die im Pariser Vertrag (1946) gemachten Zugeständnisse auf die gesamte Region ausgeweitet wurden • Kundgebung Sigmundskron (1957) - „Los von Trient“ • „Bombenjahre“ • Vorschläge der Neunzehnerkommission (1964) – Rückzug Kreiskys • Pariser_Vertrag1 Sigmundskron 1957 • MAGNAGO0000445FSP912 Zur Würdigung der Verdienste Kreiskys um die Südtirol-Autonomie erschienen zur Diskussion Prominenz aus Politik und Wissenschaft (2015) KreiskyTagung v.l.n.r.: BM a.D. Peter Jankowitsch, Prof. Günther Pallaver, Doz. Maria Mesner, LH Arno Kompatscher, Prof. Federico Scarano, Prof. Rolf Steininger 2. Autonomiestatut Das Land Südtirol besitzt eine weitgehende Gesetzgebungsbefugnis, die ihm alleine vorbehalten ist, auch gegenüber dem italienischen Zentralstaat, u.a. […] zum Schutz und Pflege der geschichtlichen, künstlerischen und volklichen Werte, im Bereich der örtlichen Sitten und Bräuche sowie kulturelle Einrichtungen (Bibliotheken, Akademien, Institute, Museen) provinzialen Charakters […] 800px-Sprachenkarte_Suedtirol_2011_svg Südtirol-Autonomie: http://www.provinz.bz.it/news/de/publikationen.asp Staatsgesetz Nr. 118 am 11. März 1972 („Maßnahmen zugunsten der Bevölkerung Südtirols“) •II. ABSCHNITT •Aufteilung der Archivalien des Bozner Staatsarchivs zwischen Staat und Provinz •6. Die Archive und die Dokumente des Bozner Staatsarchivs werden zwischen dem Staat und der Provinz Bozen aufgeteilt; in Obhut und Instandhaltung der Provinz; da besondere lokalgeschichtliche Bedeutung. •7. Die Übergabe erfolgt, sobald die Provinz das historische Landesarchiv errichtet hat. •8. Zur Übergabe der Archive und der Dokumente werden innerhalb von zwei Jahren im Einvernehmen zwischen der staatlichen Archivverwaltung und der Provinz Bozen eigene Bestandsinventare verfasst. •9. Außer eben erwähnten Material und außer den Akten von historischer Bedeutung, die der Provinz gehören, hat das historische Archiv der Provinz Bozen die Archive in Verwahrung, welche örtliche Körperschaften dort zu hinterlegen oder Private abzutreten oder dort zu hinterlegen beabsichtigen, sofern die Provinz deren historische Bedeutung anerkennt. •10. Zur Ernennung des Personals für das historische Archiv von Bozen erlässt die Provinz die entsprechenden Vorschriften. Der Direktor des Archivs muss im Besitz des Diploms für Archivistik, Paläographie und Diplomatik der Schule der Staatsarchive oder von Universitäten und gleichgestellten Instituten oder eines im Ausland erworbenen und als gleichwertig anerkannten Diploms sein. •11. Hinsichtlich der Zugänglichkeit und hinsichtlich der Ausscheidung von Akten müssen die Vorschriften der Provinz Bozen sich an die Richtlinien gemäß dem Dekret des Präsidenten der Republik Nr. 1409 vom 30.9.1963 halten. •12. Auch für das historische Archiv der Provinz Bozen gelten die Vorschriften des Staates über den Archivschutz. Aufteilung der Bestände des Staatsarchivs Bozen zwischen Staat und Land: • •- Archive aufgehobener Klöster (14.-19. Jh., 57 Einheiten) •- Archiv der Grafschaft Tirol (1280-1490, 19 Handschriften) •- Urkunden von Bozen, Brixen und Gufidaun (1340-1820, 351 Urkunden, 1660-1772, 16 Handschriften) •- Steuerkataster und Mappen (1715-1879, 941 Bände) •- Landeshauptmannschaftsarchiv Bozen und Meran (Bozen 1563-1782, 221 Bündel, Meran 1561-1782, 102 Bündel) •- Verfachbücher (1519-1958, ca. 17.000 Bände) •- Akten der Servitutenregulierungskommission (2. Hälfte 19. Jh., 229 Bündel) •- Notariatsakten von Bozen (1810-1817, 83 Bündel, 1857-1873, 2 Register) •- Gemeindearchive (1298-1929, ca. 3.500 Urkunden, 1.846 Bündel und Bände) •- Stiftung Kraus von Kastelruth (1629-1866, 60 Einheiten) •- Familienarchiv Dasser in St. Martin in Thurn (18.-19. Jh., 20 Bände) •- Archiv Schloss Kasten-Schlandersberg (1264-1824, 1.642 Urkunden, 1402-1910, 42 Aktenbündel und Handschriften) •- der Merkantilmagistrat Bozen (1415-1771, 64 Urkunden; 1630-1850, 58 Bände; 1609-1851, 570 Aktenbündel) als Dauerleihgabe der Handelskammer (Rechtsnachfolgerin des Merkantilmagistrats) Bozen •- Sammlung Steiner (1640-1820, 52 Einheiten) •- Urbare und Inventare von Kirchen und Bruderschaften (15.-19. Jh., 68 Bündel) • •Die Aufteilung wurde zwar durch Entsendung eines Landesbediensteten ins Staatsarchiv ab 1974 vorbereitet, musste aber noch bis 1986 hinausgeschoben werden, weil es kein entsprechendes Archivgebäude gab. Kritik •bei der Aufteilung des Archivguts nicht streng nach dem Provenienzprinzip vorgegangen (vgl. Schriftgut der Gerichte) •durch den Sonderzustand in Südtirol das effiziente Netz der Soprintendenze archivistiche zerstört worden •Zersplitterung der Fonds und damit die Benützung zusätzlich erschwert Das Land Südtirol wird im Bereich Kulturgüter tätig •Landesdenkmalamt (1975) • Amt für Archivwesen, Volkskunde und historische Bibliotheken (1981) Aufgaben: Führung des Landesarchivs, Kontrolle und Überwachung der öffentlichen und privaten Archive, Beratung der Archive hinsichtlich Neuordnung und Erhaltung, Inventarisierung der historischen Bibliotheken, Papierrestaurierung, fotografische Dokumentation über Archivgüter und Bücher, Erstellung von Beschlüssen über Bezeichnungen von Ortschaften und Straßen des Landes (Landestoponomastik), Führung des Südtiroler Landesmuseums für Volkskunde und Ausarbeitung von wissenschaftlichen Untersuchungen zur Landesvolkskunde. Ansitz Rottenbuch, seit 1975 Sitz des Landesdenkmalamtes/Abt. Denkmalpflege Bozen_Ansitz_Rottenbuch_von_Norden Das Landesarchiv-Gebäude (Bauzeit: 1980-1985) SLA_Gebaeude Situation in der Landesverwaltung in den 80er Jahren •die laufenden Archive (Registraturen) der Landesverwaltung besaßen keine einheitliche Regelung, die Raumsituation der Zwischenarchive war unbefriedigend, es bestand kein geordnetes Ablagesystem, elementarste Sicherheitsbestimmungen wurden missachtet, es bestanden keine verbindlichen Vorschriften über die Archivausstattung, es herrschte keine klare Trennung zwischen Registratur und Zwischenarchiv, die Skartierungen waren keiner klaren Regelung unterworfen, sondern wurden eher zufällig vorgenommen, zwischen Protokoll und Archiv bestand keine Verbindung, der Übergang der Akten an das Landesarchiv war nicht geregelt •es bestand also Handlungsbedarf: Entscheidung nur die Errichtung des Landesarchivs behandelt oder doch in einem umfangreichen Gesetzeswerk das gesamte Archivwesen geregelt werden sollte • „Landesarchivgesetz“ (1985) •Übernahme des archivwürdigen Schriftguts der Südtiroler Landesverwaltung •Überwachung der Zwischenarchive der Südtiroler Landesverwaltung •Aufsicht über die Gemeindearchive und die Archive anderer öffentlicher örtlicher Körperschaften •Betreuung, Beaufsichtigung und Unterschutzstellung von Archiven und historischen Bibliotheken in privater Trägerschaft •Vergabe von Beiträgen an Träger privater und kirchlicher Archive und historischer Bibliotheken •Forschung im landes- und regionalgeschichtlichen Bereich (seit 1991) • •Unterstützung (keine Aufsicht!) der Archive der katholischen Kirche und anderer Religionsgemeinschaften Landesverwaltung • Staatsverwaltung •das Regierungskommissariat, •die Militäreinheiten (Alpinitruppenkommando), •Agenturen für für Einnahmen, Zoll, Staatsgüter und Liegenschaften •die Gerichtsbehörden (Sektion Bozen des Oberlandesgerichtes, Gericht, Landesjugendgericht, Staatsanwaltschaft, Strafanstalten, Autonome Sektion für die Provinz Bozen des Verwaltungsgerichtshofs), •die Polizeidirektion, •die Grenzpolizei, •die Straßenpolizei, •die Grenztierarztämter •Staatsarchiv. Ressorts wappen Emblem_of_Italy Zwischenarchive •In den Zwischenarchiven der Landesverwaltung (Art. 11) sollten „jene Dokumente und Akten der Gesetzgebungs- und Verwaltungsorgane des Landes Südtirol […], die nicht mehr bearbeitet werden, aber auch noch nicht ins historische Landesarchiv übergehen können“ (nach 40 Jahren), verwahrt werden. Situation in den 90er Jahren •„Obwohl sich die zuständigen Beamten und Sachbearbeiter durchaus von der Unhaltbarkeit derartiger Zustände überzeugen lassen, will sich auf der Ebene der Abteilungen kaum jemand mit einer durchgreifenden Reform der Registraturen befassen, obwohl dies dringend nötig wäre. Denn der Zustand der häufig schlecht geführten Altablagen spiegelt nach meiner Erfahrung durchaus den Bearbeitungsstil der Ämter selbst wieder, die offenbar selten genug über die Probleme und Möglichkeiten moderner Aktenführung Bescheid wissen. Zugleich werden durch schlechte Aufstellung und mangels Skartierung Hunderte von qm wertvollen Büroraums blockiert und damit die unersättliche ‚Gier’ des Landes nach Lokalen weiter geschürt. Schließlich geht auf die beschriebene Weise grundlegende Überlieferung der Südtiroler Zeitgeschichte unwiederbringlich verloren, wie dies nachweislich bereits geschehen ist.“ (H. Heiss) •Problem war in der Verwaltung selbst zu suchen: Stichwort Aktenplan, Skartierungsrichtlinien Überwachungs- und Skartierungskommissionen •Zur Überwachung der Archive der jeweiligen Ämter und für die Skartierung von Behördenschriftgut •Die einzelnen Kommissionen setzen sich aus dem Direktor der zuständigen Abteilung, dem Direktor des zuständigen Landesamtes oder einer von diesem delegierten Person sowie dem Direktor des jeweils betroffenen Amtes. •Die jeweilige Kommission hat die Aufgabe, • a) die Erhaltung und Ordnung der Zwischenarchive sowie die Führung von Inventaren und Findbüchern zu überwachen, • b) die Skartierung von Akten des Landtages und der Landesverwaltung vor der Übergabe an das Landesarchiv aufgrund der von den Kommissionen erstellten Richtlinien vorzubereiten, • c) die Übergabe dieser Akten an das Landesarchiv ordnungsgemäß vorzubereiten, • d) Richtlinien für die Skartierung zu erlassen. •Die Kommissionen treten mindestens einmal alle zwei Jahre zusammen und immer dann, wenn einer der zuständigen Direktoren einen diesbezüglichen Antrag stellt. Aufsicht über die Archive der öffentlichen Gebietskörperschaften •In Praxis vor allem Gemeindenarchive •Pflichten der Körperschaft: sachgerechte Führung des Archivs und Schriftgutbewertung zu sorgen, eine historische Abteilung für die älteren Archivalien (40 Jahre) zu errichten und die wissenschaftliche Benutzung zu ermöglichen •Landeskonservator kann bei Nichterfüllung dieser Pflichten auf Vorschlag des Direktors des Landesarchivs die Hinterlegung des Archivs im Landesarchiv anordnen Unter Schutz gestellte Privatarchive •Neben der Aufsicht, auch Förderung •Pflichten der Eigentümer: Erschließung des Archivs, Zutritt für Forscher, Verluste oder Besitzwechsel bei staatlichem Vorkaufsrecht dem SLA mitteilen, Restauration beschädigter Archivalien, Archivkomplex als Ganzen erhalten, keine Skartierungen, Transferierung ins Ausland nur mit Bewilligung des SLA •Möglichkeit der Hinterlegung auf 20 Jahre Erwerbungsstrategien (über den natürlichen Zuwachs hinaus) •Schenkungen •Kauf •Hinterlegung/Depositum (freiwillig/unfreiwillig) •Sowohl für das Landesarchiv als auch die Archiveigner stellte sich die Möglichkeit der Hinterlegung (Depot) als für beide Seiten günstig. Das Landesarchiv kann seine Bestände dadurch ergänzen und bereichern sowie den Zugang erleichtern, die Archiveigner ersparten sich erhebliche Kosten und Zeitaufwand. •Bekannte unter Schutz gestellte Privatarchive Südtirols (durchwegs Adelsarchive): Khuen-Belasi (Gandegg), Boimont-Payrsberg (Oberpayrsberg), Wolkenstein-Trostburg, Künigl (Ehrenburg), Welsperg, Brandis, Sternbach (Wolfsthurn), Goldegg, Trapp (Churburg), Toggenburg (Sarnthein-Menz). • •„Codex Brandis“ – wichtigste Bildquelle der Tiroler Burgenforschung (frühes 17. Jh.) BRANDIS0000017AFD600 Kirchenarchive bozenI • Keine Aufsicht, nur Unterstützung • v.a. katholische Kirche, 280 Pfarrarchive • „Archiv-Berichte aus Tirol“ belegen reiches Erbe • Diözesanarchiv in den Pfarrarchive nicht aktiv • 2001 „Pfarrarchive: Ordnen und Inventarisieren“ > Projekt bfl. Ordinariat und SLA • Probleme nach Inventarisierung bleiben Bestandspflege und Zugang Forschung •Tagungen •Forschungsprojekte •Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs (VSL) seit 1996 VSL_38_Hagen Burgkapellen-Tagung Burgkapellen: Formen – Funktionen – Fragen (Tagung September 2015) Forschungsprojekte •Adlige Herrschaft und kommunale Teilhabe. Die Grafen von Tirol und ihre Städte im Spätmittelalter •Die Absiedlung der Schwachen. Kranke, alte und pflegebedürftige Südtirolerinnen und Südtiroler 1939–1945 •Das Wipp- und Eisacktal. Die Brennerpassregion in Spätantike und frühem Mittelalter • Veröffentlichungsreihe • VSL Kooperationen •Arbeitsgruppe •„Geschichte und Region/ •Storia e regione“ • • • • •Tiroler Geschichtsverein – Sektion Bozen logo Arg GuR tgv_logo Ausstellungen Ausstellungen Der Erste Weltkrieg: Online-Ausstellung http://bildarchiv.prov.bz.it/index_de.html Ausstellungen2 Chronisten •1994 übernahm das Südtiroler Landesarchiv die Betreuung der Chronisten •Primäre Aufgabe ist die Dokumentation, das Sammeln und Festhalten von Zeugnissen zur Entwicklung in den einzelnen Dörfern. •Die 400 ehrenamtlichen in ganz Südtirol tätigen Chronisten sind bezirksweise organisiert. • archivarische Ausbildung •In Italien nur wissenschaftlicher Archivar (höherer Dienst/carriera direttiva), Archivar des gehobenen Dienstes unbekannt •Scuole di archivistica, paleografia e diplomatica (daneben: Vatikanisches Archiv, Studiengänge Conservazione di Beni culturali und die Scuola speziale per archivisti e bibliotecari in Rom und postuniversitäre Masterstudiengänge) •Südtirol: § 31 Ausbildungskurse für Experten in der Archivbetreuung • Personal im SLA •6 Archivare einschließlich Direktion (+ 1 Stelle nicht besetzt) •1 Bibliothekarin •2 Fotografen/Bildarchivare •1 Betreuerin der Zwischenarchive •1 Restauratorin •1 Buchbinder •1 Buchhalterin •2 Sekretärinnen •3 Ausheber •1 weiterer Mitarbeiter • • Benützung •Lesesaal •2014: 2887 Benützer •min.1987: 930 •max.2009: 4115 •Führungen Lesesaal 20110715_Chinesische_Delegation_6 Zugänglichkeit •Alle Dokumente frei einsehbar, außer jene, die von Landesregierung/Landtag als vertraulich eingestuft sind > erst 50 Jahre nach Ausstellung •Dokumente, die sich auf rein private Verhältnisse von Personen beziehen: erst nach 70 Jahren •Landeskonservator kann für wissenschaftliche Zwecke Einsicht erlauben •hinterlegte Privatarchive: 70-Jahr Frist, mit Zustimmung des Eigners einsehbar > außer Dritte können Rechtsansprüche geltend machen • Zusammenführung Staatsarchiv und SLA •Die unglückliche Teilung der Archivbestände im Jahr 1972 hat auf Südtiroler Seite immer wieder darauf hoffen lassen, dass die beiden Archive, Staats- und Landesarchiv, irgendwann wieder zusammengeführt werden würden, freilich dann unter Führung des Landes. Zumindest hoffte man, dass die älteren Bestände, also jene bis 1920, ans Landesarchiv kämen und der italienische Staat ein eigenes Archiv nur mehr für seine Schriftgutproduktion unterhalten •Staat: „conservare gli archivi degli Stati italiani preunitari“ •Land S.: Wichtigkeit für die Landesgeschichte, Hochstift kein Staat (daher kein Archiv eines Staates vor der Einigung) • Bestandsstruktur des SLA • 1 Übersicht 1 Geschoss: 5 Depoträume, Bibliothek, Skartierraum, insgesamt 10.000 lfm. •In der Systematik „ältere Hoheitsverwaltung“ sind jene Bestände zusammengefasst, die aus österreichischer Zeit stammen. 1 • 1 VFB_Vipiteno_1754 Verfachbücher •Aufzeichnungen der gerichtlichen Arbeit in Tirol •später der freiwilligen Gerichtsbarkeit •Um 1900 durch Grundbuch abgelöst •Heute v.a. für Haus- und Hofgeschichten benutzt bzw. bei Rechtsstreitigkeiten über Immoblien • 1 depot_03 • 1 GENIOCV0820018FSP Umfasst die Bestände bis zum Ersten Autonomiestatut z.B. Ziviles Staatsbauamt – Straßenbauten -Zuständigkeiten im Straßenwesen vom Staat an das Land übergegangen - Dokumentation des Ausbaus der Infrastrukturen Südtirols • 1 Deutsches Schulamt •Spiegelt den Kampf der Südtiroler um die deutsche Sprache und Kultur wider •fundamental für die Identität der dt. Südtiroler •Mit den Jahren 1939/40 (dt. Sprachkurse) setzt die regelmäßige Aktenüberlieferung ein •Kritik: im Schulbereich haben sich viele nazistische Elemente getummelt, Bestand bereits vor der Übernahme „gereinigt“ •von 116 Gemeindearchiven befinden sich 35 im SLA •Ein Teil um 1909 ins Tiroler Landesarchiv übernommen, 1920 an Staatsarchiv Bozen ausgeliefert •Die übrigen wurden in der Zwischenkriegszeit übernommen •Bisher wurde als einziges Archiv das Stadtarchiv von Brixen restituiert 1 Stadtarchiv Bruneck •Überlieferungsgeschichte des Brunecker Stadtarchivs ist für die S. Gemeindearchive repräsentativ > keine stabilitas loci •in Serien geteilt, •Pertinenzprinzip •Ergebnis: Misch- •fonds •heute zweigeteilt • WINKLER0000244FSP609 1 Archiv der Etschwerke •Die "Etschwerke der Städte Bozen und Meran" wurden 1897 begründet, 1898 wurde der Betrieb des Kraftwerkes an der Töll aufgenommen. •Der Bestand dokumentiert die Elektrifizierung Südtirols und den Ausbau der Stromgewinnung durch Wasserkraft in der Zeit zwischen dem ausgehenden 19. und der Mitte des 20. Jahrhunderts. Darunter befinden sich auch Unterlagen zu Straßenbahnen, Seilbahnen und Straßenprojekten. Neben Karten, Büchern und Zeitschriften gibt es auch einen reichen Fotobestand. logo_etschwerke1 ArEWAEC0000268NSG184 3-ArEWAEC0000457DSG912 4-ArEWAEC0000116FSP138 ArEWAEC0000018FSP138 •Arge Alp seit 1972 •Direktorenkonferenz •Ziel, das gegenseitige Geschichtsverständnis in den Mitgliedsländern zu fördern Alpen unter Strom1 •Bonifizierungskonsortien •Heiliggeistspital Bozen •Südtiroler HochschülerInnenschaft •Raiffeisenkassen •VKS/AdO 1 Merkantilmagistrat •1635 stattete die Tiroler • Landesfürstin Claudia de Medici • die Bozner Messen mit einem • Marktprivileg aus •autonomes Handels- und • Wechselgericht für die fremden Kaufleute •wegen der vielen ital.Kaufleute Amtssprache auch italienisch •1850 kam das Archiv des Merkantilmagistrats an die Handelskammer, 1927 wurde es von dieser im Staatsarchiv Bozen deponiert, 1972 wurde es dem Südtiroler Landesarchiv und seit 1986 dort verwahrt. •Faschisten wollten damit italianità Südtirols beweisen •Mussolini: „È tempo di dire che Bolgiano è stata sempre und città di lingua italiana; l’intedescamento è dell’ultima metà del secolo scorso […] Da questo archivio, che era tenuto gelosamente segreto, risulta che tutti gli atti del magistrato mercantile di Bolgiano, che è stato per alcuni secoli l’autorità più importante di quel paese, erano scritti in lingua italiana.” Ex_merce_pulchrior • Diplom_der_Bozner_Messeprivilegien_von_Maria_Theresia_(1744) • 1 SVP •ethnische Sammelpartei aller deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler •am 8. Mai 1945 gegründet •Seit den ersten freien Wahlen der Nachkriegszeit, die in Südtirol im Jahr 1948 abgehalten wurden, ist die SVP die stärkste politische Kraft in der Region •Bis 2013 absolute Mehrheit im Landtag • 150PX-~1 SVP_Plakate_19_GQ9R4029 •Gandegg •Kasten •Künigl •Lachmüller •Menz •Payrsberg •Preu •Toggenburg •Welsperg •Wolkenstein 1 Grusbach Archiv der Khuen-Belasi •K.-B. zuerst ritterliches, seit 1573 freiherrliches und ab 1630 gräfliches Geschlecht, war auf zwei Linien aufgeteilt. Die ältere Hauptlinie war auf Schloss Gandegg beheimatet. •Seit Ende des 19. Jh. einige Stücke, vor allem die ältesten aus dem 13. Jh., dem Gandegger Archiv abhanden gekommen. Sie tauchten später im Antiquariat auf und wurden zum Teil vom Bozner Kurt Staffler gekauft, dessen überaus wertvolle Sammlung letzthin im SLA deponiert wurde. •Jüngere Teile aus dem 15. bis 20. Jh. kamen schließlich auf dem Heiratswege nach Schloss Grusbach in Mähren und befinden sich heute im Mährischen Landesarchiv. Splitter davon gelangten wiederum 1926 ins Prager Nationalmuseum. Darin befinden auch Provenienzen einer anderen alttiroler Adelsfamilie, nämlich der Spaur, deren Urkundenbestand heute ebenso im SLA verwahrt wird. •Der größte Teil des Gandegger Archivs wurde 1990 vom Landesarchiv erworben. •Wolkenstein-Trostburg •Tiroler Uradel •15. Jahrhundert teilten sich die Wolkenstein in die Linien Wolkenstein-Trostburg und Wolkenstein-Rodenegg •vier Teilbestände: Archiv Wolkenstein-Trostburg, Urkundenreihe, Urbare, Archiv Wolkenstein-Trostburg auf Castel Toblino • 397px-Wolkenstein-Scheibler137ps •Proclama per la sagra di S. Zuanne anno 1631 •Da pert dell‘Ill.mo et Rev.mo Sig.r Sig.r Wilhelmo per la Iddio gracia Vescovo et prencipe die Bressenon, Sig.r et patron nostro graciosissimo, il Molto Nobile, et Ill.re Sig.r Antonio Söll de Teisegg a Stainburg, Pfleger di questa Bacchetta della Torre, fes Clamè la festa per terrier et forestier. Con quest che nessun non s‘Anterstie de scomenze Remù, ne costiong sia in paroles, ò fatti. Sooto pena de 50 L.[…] •Kundmachung für die Kircheweihe von St. Johannes im Jahre 1631 •Für den erlauchtesten und hochwürdigsten Herrn, Herrn Wilhelm von Gottes Gnaden Fürstbischof von Brixen, unseren allergnädigsten Herrn, lässt der hochedle erlauchte Herr Anton Söll von Teisegg von Steinburg, Pfleger des Gerichts Thurn, für Heimische und Fremde das Kirchweihfest ausrufen. ES soll sich niemand unterstehen, in Worten oder Taten, Lärm oder Streit anzufangen unter Strafe von 50 Lire. […] • • _DSC4451(Proclama S •NL Silvius Magnago (1914–2010) •1957–1991: Obmann der Südtiroler Volkspartei •1960–1989: Landeshauptmann von Südtirol 1 Tiroler Landesarchiv, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Universitätsbibliothek Innsbruck, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, SLA, Staatsarchiv Bozen (Hochstiftsarchiv), Diözesanarchiv Brixen 1 • 1 • 1 Sammlung Steiner •Franz Steiner, Bahnbeamter auch Antiquitätenhändler und Sammler •Kern der Sammlung bilden die Dokumente zu den verschiedenen Tiroler Aufständen und Freiheitskämpfen von 1796 bis 1810, verschiedene Serien zeitgenössischer Grafiken, öffentlicher Bekanntmachungen und das Hausarchiv des Sandhofs •Links ein Autograph Andreas Hofers SgSTEINER_155_Andreas_Hofer_1 Sammlung Staffler •Kurt Staffler (1909–1940), reicher Bozner Bürger, Sammler und Kopist alter Manuskripte. •640 Urkunden •Kuntersweg-Urkunden GEATMAB0001449NSF606 Die Kastelruther Brücke "Töggele Brücke" über den Eisack, von Norden aus gesehen. •Bildarchiv: ca. 100.000 Bilder > z.T. online einsehbar •Digitalisierung der Mikrofilmbestände (Kirchenbücher der Pfarreien der Diözese Bozen-Brixen, Steuerkataster, Register der Verfachbücher usw.) bis Ende 2017 •in Zukunft wird Archivgut, das aus konservatorischen Gründen von der Benützung ausgeschlossen ist, nicht mehr mikroverfilmt, sondern digitalisiert • 1 Bildarchiv Geat GEATMAB0000566NSF609 Fotosammlung Bombenschäden Bozen BZBOMBE0000000 Bildarchiv Sandri •Wilhelm Schreffler-Guglielmo Sandri •Teilnahme an der italienischen Kampagne im Spanischen Bürgerkrieg 1936-39 an der Seite der Frankisten •„Legionari -ein Südtiroler im Spanischen Bürgerkrieg“ ausstellung-barcelona-web Bildarchiv Sandri N43_9 Bildarchiv Sandri N52_12 Zusammenfassung •SLA > Geburt des 20. Jh. •neben Archivbetrieb, Aufsicht bzw. Betreuung des nicht-staatlichen Archivwesens in Südtirol •Bisher: Familien-, Haus- und Hofgeschichten > Verfachbücher, Kataster •bedeutende Adelsarchive •Zukunft: wichtig für die Zeitgeschichtsschreibung • • • Danke für Ihre Aufmerksamkeit • • http://www.provinz.bz.it/landesarchiv/ •