Hans-Jürgen Goertz Unsichere Geschichte Zur Theorie historischer Referentialität Philipp Reclam jun. Stuttgart 52 Narrative Logik und historische Forschung ■ dernisiemng, und der soziale Kontext, in dem sich diesV Modernisierung vollzieht, die Verwissenschaftlichung J^-Geschichte, fließen ineinander. Unter diesem Gesichtspunj^"" macht es keinen Sinn, Moderne und Postmoderne voneinander zu trennen, sie bleiben aufeinander angewiesen. Postmoderne wird zur Avantgarde der Moderne, und die Moderne nimmt den postmodernen Umgang mit Realität i^" ihre Geschichte auf. Das »Ende der Geschichte«, wie es i& postmodernen Schriften gern verkündet wird, ist nicht in Sicht. Das tritt im Ringen um historische ReferentiaKtat deutlich zutage. 0S----: Um SsSyf: III Diskurs und Realität I- "phiüpp Sarasin hat die linguistische Herausforderung für llfje Geschichtswissenschaft so beschrieben: »Die sinnhafte, ff^je soziale Realität ist eine unmittelbare oder eine in Sedimenten abgelagerte mittelbare Wirkung der von Sprechern ^Verwendeten sprachlichen oder altgemeiner der semioti-ichen Strukturen - von den einzelnen Phonemen/Zeichenelementen bis zu diskursiven Einheiten. Auch wenn Praktiken, Gesten und Gegenstände selbst nicht mehr sprachlich verfaßt sind, sind sie nur relevant in der sozialen Welt, weil ihnen diskursiv eine Bedeutung zugeschrieben wird-«1 Das jst eine Beschreibung der Position, die Michel Foucault einnimmt »Man bleibt in der Dimension des Diskurses.«2 Die spiskurse sind der Gegenstand der Geschichtswissenschaft, idaran läßt Foucault keinen Zweifel; sie sind sprachliche Praktiken, in denen Realität entsteht. Foucault kennt auch ^Realität außerhalb der Diskurse, nichtdiskursive Praktiken also, die in die Diskurse hineinwirken, aber die Realität, die fm Diskurs entsteht, nimmt seine Aufmerksamkeit besonders gefangen und führt zu der Feststellung: Wer den Diskurs analysiert, deckt Realität auf, und'in diesem Zusammenhang entsteht auch die Frage nach der historischen Re-ferentialität. Sie gehört zum Kernstück der Diskursanalyse und nimmt auf dem verschlungenen Weg, auf dem sich die Diskursanalyse Foucaults ausgebildet hat, Gestalt an. Dieser Weg führt von der Ordnung der Dinge (1966) über die Archäologie des Wissens (1969) zur Ordnung des Diskurses (1971) und Überwachen und Strafen (1975). Auf diesem Weg hat sich nicht nur der Untersuchungsgegenstand verändert, sondern auch die Methode. Der Akzent verlagert i sicti von den diskursiven zu den mchtdiskursiven Praktiken, von der Dekonstruktion des Subjekts zur Sorge um 54 Diskurs und Realität Diskurs und Realität 55 das Selbst; und die Methode verschiebt sich von der $gj ^Möglicherweise hat Veyne in seiner euphorischen Zunei-chäologischen zur genealogischen Methode - alles IlfLg zu Foucault übertrieben, Anlaß für die Geschichtswis-dings im Rahmen des Diskurses. Sobald der Weg, den Fö^ (l^wchaft, sich mit der historischen Praxis, auch mit theore-cault gegangen ist, klar vor Augen liegt, kann die Vt$M Jüchen und methodologischen Überlegungen Foucaults nach der Referentialität eine Antwort finden. iKtfn Umgang m*1 Geschichte zu beschäftigen, ist das Urteil Paul Veyne, der althistorische Kollege am College^ P|eSFreundes allemal. Mit Foucault bahnt sich ein Wandel in France und Freund Foucaults, hat den Diskursanalytij^ ^k&tt Historie an, der sich mit dem maliziösen Wort Jean-Paul nicht in erster Linie als einen Philosophen, sondern als ein^: J^rtres über die »Unmöglichkeit historischer Reflexion«, Historiker gewürdigt, ja, mehr noch: »Foucault ist der voi^? pjjje Foucault in Ordnung der Dinge angeblich aufzeigen endete Historiker, ist Vollendung der Historie.« Und f^r? Rollte, nicht aufhalten läßt/ diejenigen, die eine Verflüchtigung der »historischen ReahV? Ü tat« im Diskurs oder ihr völliges Verschwinden befürchtet^ Wz muß es herausfordernd klingen, wenn Veyne in Foucaaif - • 1 den potentiellen »Urheber der wissenschaftlichen Revohit*;. on« sieht, »um die alle Historiker bis jetzt nur herumge!" |-J?$ ist nicht einfach, sich ein genaues Bild vom Diskursverschlichen sind«, mehr noch, wenn er behauptet, Foucault s£ l^tändnis Foucaults zu verschaffen. Erstens hat sich sein jetzt schon »der erste vollständig positivistische Histöri» ;" Verständnis im Laufe der Zeit verändert, ebenso der thema- ^ -tische Anwendungsbereich, und zweitens ist es eine Eigen-Iffrt Foucaults, sich der normativen Kraft von Definitionen ||ü entziehen. Ist man froh darüber, hier oder da in seinem Umfangreichen CEuvre einen Ansatz von Definition gefunden zu haben, werden alle hochgestimmten Erwartungen .-sofort wieder zunichte. Foucault zieht es vor, Aspekte des f--------e? JT —— —- ~ ^ ~--- — ker«\ Trotzig oder verschmitzt nennt Foucault sich selben, einen »glücklichen Positivisten«4. Er trennt nicht, wie ini Positivismus üblich, zwischen erkennendem Diskurs undzts erkennender Realität, er hält beide aber in einer Spannung^-die neue Perspektiven für historische Arbeit zu eröffnen vermag. Darauf hatte bereits der Philosoph Guy Lardreau in einem Interview mit Georges Duby hingewiesen. Er be-merkt die Verwandtschaft zwischen Duby und Foucault und fährt fort: »Bei beiden führt ein radikaler NominaJis-mus dennoch zur Anerkennung der zur Existenz eines hU storischen Wissens notwendigen Positivität«5. Es ist nicht in erster Linie die Positivität der materiellen Welt, der Dinge und Objektivationen, sondern die Positivität des Bedin* gungsgeflechts, das die Diskurse ermöglicht, die Foucault. im Auge hat, ihre »schwere und bedrohliche Materialität«, Die Diskurse sind Gegebenes, das nicht nach den Regeln der Hermeneutik zu verstehen ist, um hinter den Sinn des Gesagten zu kommen; sie sind vielmehr nur genau zu beschreiben, wie Objekte beschrieben werden.* [ Diskurs Verständnisses und Funktionen des Diskurses im Ringen um Wissen und Macht zu erörtern, er vermeidet \ aber Aussagen, die nach einer essentiellen, für längere Zeiten geltenden Definition aussehen. Er benutzt zwar den Begriff der Definition, gibt sich oft aber mit »dem unbe-:- stimmten Status einer Beschreibung« zufrieden oder gesteht eine »wilde Benutzung« tragender Begriffe wie »Aussage«, »Ereignis«, »Diskurs« ein.8 Wer von der Historizität nicht nur des Erkenntnisobjekts, sondern auch des Erkenntnissubjekts überzeugt ist wie Foucault, ist mehr an der Feststellung historischer Singularität bzw. Spezifik eines Phänomens interessiert als an einer Definition, die Grenzen der Zeit überschreitet und allgemeine Gültigkeit 56 Diskurs und Realität beansprucht. Es wird nicht nur das historische »Obj$ festgelegt, sondern dem Historiker auch die Flexibilität s<. ner Identität angesichts wechselnder Untersuchungszetü Diskurs und Realität 57 g|u!t hier die Gründe an, die ihn bewogen, sich von der bis- . . T|szeili8ft^ffe, Kategorien und Konzepte, die er einsetzt, geraubt und die Möglichkeit genommen, von Unt^|pk daß die negativen Reaktionen auf seine Bücl und Historiker bisher. Foucault hat sein gelegentlich angekündigtes Vorhaben, ein Buch über den historischen Diskurs zu schreiben» nicht-realisiert, aber dennoch kann seine Archäologie des Wissem (1969) als ein Beitrag zur »neuen Historik« gelesen werden, wie Peter Sloterdijk es getan hat.10 Auf jeden Fall führt Fou- Ijgfjgen Art der Geschichtsschreibung zu trennen. Die Besind so anBücher genauso chungsgegenstand zu Untersuchungsgegenstand jeweils e^|^ständlich werden wie sem fassungsloses Staunen über so-anderer zu werden. .. . ■;,[■ Unverständnis und Polemik. FoiicauLt hat den Vorwurf Sartres zurückgewiesen, ; g§In Ordnung der Dinge bemerkt Foucault, daß die .tiefe habe die Geschichte abgelehnt. Dieser Vorwurf schießj^ gfemmengehörigkeit der Sprache mit der Welt«51, die lange der Tat weit über das Ziel hinaus und ist zu einem ^ertpun&i^^e, in der Neuzeit aufgehoben wurde: einmal indem die formuliert worden als der Siegeslauf Foucaults mit derVer, feache seit dem 17. Jahrhundert statt zu sein, was sie be-öffenthchungderO^ nur noch repräsentiert, d.h. wiedervergegenwärtigt, Überzeugungskraft von Existentialismus und Marxismus fefc ist, und zum anderen, indem seit dem 19. Jahrhundert dahinschwand. Unmißverständlich stellte Foucault indem; l-;nüJ. noch der Sinn oder die Bedeutung dessen, was ist, interdenkwürdigen Interview in La Qmnzaine htteraire (19651 friert. Die Sprache beginnt zwar, ihre Dominanz zu entfal-klar, daß er nur die Absicht verfolgt habe, diejenige Ge- vefmag sich aber nicht gegen eine anthropozentrische schichte die Philosophen sich nutzbar gemacht hatten,*^ |fcremnahmung zu behaupten: .wenn die Sprache etwas Geschichte für Philosophen«, zu zerstören, nicht aber die. ^drückt, dann nicht, insofern sie die Dinge initiiert und Geschichte selbst. Vernichten wollte Foucault eine Ge-\ ^dupliziert, sondern insoweit sie das fundamentale Wollen schichte, die sich menschlicher Intentionalitat und kommt* ^Sprechenden offenbart und übersetzt.«'2 Im 17. Jahrhun-lertich planvoller Entwicklung verdankt. Ebenso wenig ; :dert ist die Sprache nicht mehr eine »Gestalt der Welt«'3, wollte Foucault die Ahistonzitat fortschreiben, die de«. ;jondcrn zeigt nur, weiche Gestalt die Welt angenommen hat. französischen Strukturalismus vorgeworfen worden :-ynd im i9 jahrhundert deckt die Sprache nicht den Sinn sondern jenseits von Historismus und Strukmrausmus einen. :juf, den die Dinge in sich tragen, sie verleiht ihnen vielmehr »anderen« Umgang mit Geschichte vorschlagen Um te: sinn> sie dient auch nkht der aj,^ den dingen schichte aber ging es ihm hauptsächlich m Ordntm&tim. .e:nc Ordnung zu geben, sie ist die Ordnung selbst. So unter-Dinge vor allem um die Historizitat der Denksysteme. Auf jchiccliich die Ordnungen beider Epochen, des klassischen diese Absicht machte Paul Veyne aufmerksam, als er davon Zeitalters und der Moderne, auch sind, beiden ist folgendes schrieb, daß Foucault die Historie »revo utiontert«, -;geffiCinsam: Zwischen dem, was zu sehen ist, und dem, was daß er etwas anderes im Umgang mit der Vergangenheit ge-. gesagt wird, ist eine Kluft entstanden, die Sachen und die sucht habe, auch mit anderen Werkzeugen, als Philosophen, ;Wörtcr haben sich vonemander getrennt. Diese Trennung "wird sich auf das Erkennen oder die Wahrnehmung von ' Realität in zunehmendem Maße auswirken, auch auf die Su-||he nach dem historischen Referenten. Für Foucault bedeutet die Veränderung, die im 17. Jahrhundert einsetzte und im :ß% Jahrhundert noch einmal eine andere, neue Gestalt an-I |mhm, eine »ungeheure Reorganisation der Kultur«, die uns ■I: 58 Diskurs und Realität von der Epoche der Renaissance im 16. Jahrhundert trennff und noch teilweise bis in die Gegenwart weiterwirkt.11 m Die Ordnung der Dinge beschreibt diesen epochalen EinP schnitt und die Folgen, die das Bedingungsgeflecht ver-fc^. dem, das Wissen und Erkenntnis ermöglicht. Dieses BediV gungsgeflecht ist die Ordnung, die darüber entscheidet, Erfahrung, Wissen und Erkenntnis entstehen, was zu denken, was zu wissen und zu erkennen möglich ist und w^" nicht - nicht auf dieselbe, sondern von Epoche zu Epocht auf jeweils andere Weise. Es sind also nicht die Ideen und -Anschauungen, philosophischen Argumente und kiinstleri- -sehen Werke im einzelnen, die Foucault untersucht. D« wäre reine Ideengeschichte. Worauf er seine Aufmerksamkeit lenkt, ist die Episteme. Darunter versteht er das Ordnungssystem, das Auskunft darüber gibt, wie ein Zeichen mit dem verbunden sein kann, was es bedeutet, denn nur in der Beziehung zwischen Zeichen, Wörtern, Sprache und den" Dingen wird erfaßt, was wirklich ist. Die Ideen und An« schauungen sind Phänomene an der Oberfläche, die Ord-' nung, wie Foucault sie konzipiert, liegt tiefer. Um auf diesett Unterschied mit besonderem Nachdruck hinzuweisen, kann er davon sprechen, daß Ideen und Anschauungen nicht eigentlich wirklich sind, wirklich ist dagegen die Ordnung, die" dafür sorgt, daß Ideen und Anschauungen nach bestimmten Regeln artikuliert werden. Die realitätsträchtige Faktizitat der Ordnungsstrukturen in der Tiefe und die Flüchtigkeit historisch noch unerfüllter Ideen an der Oberfläche: Das mußte Foucault, formal gesehen, an ein Modell der französischen Strukturgeschichte erinnern, wie es von Fernand Braudel entwickelt wurde. In der Tiefe »langer Zeiten* bilden sich die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen aus, die den Lauf der Gesellschaftsgeschichte bestimmten. Die Ereignisse sind dagegen Oberflächenphänomene, in denen keine Wahrheit ist. Bei Foucault wurde die Denkordnung oder eine Form des Wissens, und nicht eine materiále Realität, zur Bedingung all dessen, was gedacht werden konnten; Diskurs und Realität 59 Daraus ergeben sich Konsequenzen für die Kritik an der T traditionellen Geschichtswissenschaft und für den Vor-ir^efilag, Geschichte anders zu schreiben als bisher. Darauf #ird noch genauer einzugehen sein, vorerst jedoch müssen $e Ordnungsprinzipien erläutert werden, die Foucault zu f 'Signaturen einzelner Epochen erhebt. Es sind dies die Ähn-'"--ííchkeit, die Repräsentation und die Rückbezüglichkeit des i gelbst bzw. die Selbstrepräsentation des Menschen, die sich vor der äußeren Welt verschließt.14 In der Renaissance des 16. Jahrhunderts war nach langer Geschichte ein letztes Mal noch das Prinzip der Ähnlichkeit im Werk. Was einander ähnlich war oder mit Hilfe der Interpretation zur Ähnlichkeit gebracht werden konnte, wur-(fezueinandergefügt. Bis in die Endlosigkeit der Details hin-jäö entstand nach und nach das Wissen von der kosmischen Ordnung, wie sie der Welt von Anfang an zugrunde kg und jitt^Buch der Natur« nachgelesen werden konnte. Auf diese 'Weise fanden die Zeichen ihre Entsprechung in der Realität, Ja die sie schon vorher eingeschrieben worden waren, »in íer Tiefe der Zeit den Dingen auferlegt*16, ja, die Zeichen jrären »Gestalten der Welt« selbst. Enger konnte die Zusammengehörigkeit von Zeichen und Ding nicht gedacht werden. [ Am Anfang des 17. Jahrhunderts, de« klassischen Zeit--alters, begann dieses System der Ähnlichkeiten zu zerfallen. &i der Schwelle dieses Zerfalls steht Don Quichotte, dem es f-aicht mehr gelingt, sich mit Hilfe des Ähnlichkeitsprinzips Hl orientieren. Er vergleicht die Realitäten, die ihm begegnen, mit den Abenteuern in den Ritterromanen, in denen er jích auskennt. Doch die Windmühlenflügel, gegen die er an-kämpft, sind nicht die Rüstung der riesenhaften Ritter, die :1m einst hoch zu Roß mit erhobener Lanze entgegenge-^stürmt waren. Die Mägde in den Bauernstuben sind nicht & jungen Damen bei Hofe: »Die Ähnlichkeiten täuschen, 'lehren sich zur Vision und zum Delirium um«17. So wurde 1 :Don Quichotte zum »Ritter von der traurigen Gestalt«, der 60 Diskurs und Realität auf der Suche nach Analogien hilflos umherirrte yf; schließlich scheiterte. Das Prinzip der Ähnlichkeit war inzwischen dem Prin?^ der Repräsentation gewichen. Die Sprache zog sich »auscfggl Mitte der "Wesen zurück« und trat in ihr »Zeitalter der Transparenz und Neutralität« ein.1s jetzt verständigte m^ff? sich in Diskursen auf die Zuschreibung eines Zeichens fjfc:.'-ein Ding, um alles nach Identität und Differenz zu ordnen.'-.' Die Analyse des Differenten löste die Entdeckung des Aa^A1 logen ab und wurde zum Prinzip der neuen Ordnung. Dje".' ■ Zeichen und die Dinge begannen sich voneinander zu tren-" nen, die Wörter waren den Dingen nicht mehr eingeprägt,-" sie wurden nur noch genutzt, um die Dinge voneinander abzugrenzen, ihre Identität zu bestimmen, sie zu klassifiziere^-, und auf die Reihe zu bringen. In diesem Sinne wurden; dj£ Dinge von den Wörtern repräsentiert, d. h. vergegenwärtig bzw. wiedervergegenwärtigt - nicht mehr in der Unendlich-.', keit des Ähnlichkeitsdiskurses, sondern in der Endlichkeit einer diskursiv ermittelten taxinomisch-linearen Ordnung . (z.B. Carl von Linne). Verglichen mit dem Ähnlichkeit-. wissen der Renaissance entstand eine neue »Seinsweise .'■ des "Wißbaren«, »Geschichte, gleichzeitig als Wissen und als Seinsweise der Empirizität«1'. Beide abhängig von der oraV nungsstiftenden Funktion der Vorstellung, doch ontokh gisch voneinander getrennt, und mit ihr der eindrucksvoll^ Fächerkanon empirischer Wissenschaften (z.B. Francis Ba^i. con). Die Vorstellung schafft die Anordnung von Dingen, die sich untersuchen lassen. v v'. Auch die Repräsentation als Prinzip, das den Dingen eine Realität gab, hatte keinen Bestand. Um die Zeit der Franzö-sischen Revolution begann ihre Plausibilität abzunehmen, und die Autonomie, mit der das Subjekt konstruiert, wasistj setzte sich durch. Eine neue Erfahrung brach sich Bahn. PeK-ter Sloterdijk hat die komplizierten, detailliert vorgetrageiie&: Argumente Foucaults so zusammengefaßt: »Indem im Be;: reich des Ökonomischen durch die Analysen von A. Smith Diskurs und Realität 61 0f0 Arbeit als eigentliche Dominante des wirtschaftlichen |§prozesses hervorgehoben wird; indem im Bereich der Lebewesen das Prinzip der Organisation von Funktionen sich durchsetzt; indem im Bereich der Sprachwissenschaften das ^{Jratnrnatische a^s eigenständige Dimension von Ordnung Üjich zwischen die Vorstellung und deren phonetische Repräsentation schiebt: melden sich mit einem Mal empirische IfÖrößen wie Leben, Arbeit, Sprache, die allesamt in einer auf p^te Repräsentation nicht reduzierbaren, vorstellungsäußerli-Ifehen dinglichen Autarkie bestehen«20. Das ist eine Erfah-Brung, die schlagartig die Einsicht in die Historizität der je-£yeili%en.epi$teme vermittelt, allerdings nicht in ihren gleiten-gifen, kontinuierlichen Ubergang von einem Zustand zum anderen, sondern in den Bruch, der beide Zustände voneinander trennt. Historizität und Geschichtlichkeit gehen bei iKföUcault mit Diskontinuität und nicht mit Kontinuität ein-Siier- eine Erkenntnis, die sich der Einsicht in ihre eigene Historizität am Ende des 18. Jahrhunderts verdankt. Allerdings stellte sich diese Einsicht schubweise ein. Arbeit, Leben und Sprache wurden zu Kategorien einer Ordnung, die das gel-Itende Repräsentationssystem zerrütteten und ihre neue, ord-^hungsbüdende Funktion schließlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts enthüllten, um so zu Signaturen der Moderne zu Pferden. Damit sind jene drei Stellen im.Repräsentationssy-jf&em bezeichnet, an denen sich eine Veränderung anbahnte. '.- (1) Arbeit: nicht mehr der von den produzierten Gütern ^bestimmte Tauschwert, sondern die Mühe und Zeit, die aufgewandt wurden, um diese Güter zu erzeugen, werden zum Maßstab für ihre Bewertung. Im ökonomischen Denken be-i'ginnt die Arbeit auf diese Weise den Handel zu ersetzen, und das bedeutet einen Blick in das Innere des wirtschaftlichen : /Vorgangs. Zum Vorschein kommt, was in den produzierten : ^Gütern eigentlich selbst steckt, d.h. auch die historische Be-njüigung, unter der gearbeitet und produziert wird, Die Ge-i fjjehichte zieht in die Analyse des Ökonomischen ein,21 62 Diskurs und Realität Diskurs und Realität 63 (2) Leben: nicht mehr die auf dem Vergleich der sichtbar, -ren Strukturen beruhende, hierarchisch gegliederte Kkssifi«" kation der Einzelwesen22, sondern die innere Beziehung^ zwischen der sichtbaren Gestalt und der gesamten, nicht ohne weiteres sichtbaren Organisation des Körpers, die das äußere Struktur- und Unterscheidungsmerkmal überhaupt erst plausibel erscheinen läßt. Dadurch tut sich ein Unterschied zwischen dem Organischen und Anorganischen au£ zwischen Belebtem und Unbelebtem. Es entsteht, »an de& -Grenzen des Lebens, das Unfruchtbare und Bewegungslose - der Tod«. Mit der Kategorie des Lebendigen, das »produziert, indem es wächst und sich reproduziert«", und zMvar unter konkreten historischen Bedingungen, kommt auek hier Geschichte ins Spiel - paradoxerweise mit der Einsicht in die Begrenzung und nicht in den unaufhaltsamen Fortgang des Lebens. (3) Sprache: nicht die repräsentierende Funktion der Sprache, die den Dingen im Grunde äußerlich bleibt, sondern die »Dimension des rein Grammatikalischen«24. War es die innere Organisation des Lebendigen, die das Repräsentation?* system der Naturgeschichte aufzulösen begann, so ist es hier der »innere Mechanismus«, die Beziehung nämlich zwischen den Lauten und Wörtern untereinander, ein Mechanismus, der die repräsentativ-funktionale Engführung der Sprache weitet und ihre Autonomie begründet. In diesem autonomen Mechanismus ruhen die Merkmale, die das Besondere einer Sprache ebenso wie ihre Ähnlichkeit mit einet anderen bestimmen. So wird sich »die Historizität«, wie Foucault sagt, »in der Mächtigkeit des Sprechens selbst Zu-tritt verschaffen können«35. Die Sprache erhält ihre eigener Geschichte. Ebenso deutet sich hier schon die »postmoderne« Einsicht an, daß Geschichte nicht mit Sprache als Dar-stellungs- oder Erkenntnismittel, sondern in Sprache ihre; Artikulation finden wird, extrem formuliert, in Sprache aU dem Medium, das Geschichte ist - vorläufig allerdings nocfr anthropozentrisch befangen. r.; Das hat Foucault ausführlich, auf kompliziert-verschlttn-I "gene Weise analysiert, er hat jedoch hinzugefügt, daß dieser L- Einschnitt in das Repräsentationssystem im 18. Jahrhundert f 'nicht auf einen Schlag erfolgt sei, die Akzentuierung der hi-i" storischen Dimension habe noch eine Weile gebraucht und iei> erstaunlicherweise sozusagen mit einem zweiten Schlag, i. erst zwischen 1795 und 1800 in Erscheinung getreten. Diese ■ Einsicht, daß der Mensch unter historisch einmaligen Bedin-\ gungen arbeitet, lebt und spricht, ist zur Signatur der Mo- ■ Jeme geworden. Alles nimmt einen unverwechselbaren, sin-: guiären Charakter an. Die Zeit bestimmt, was etwas bedeu-: - tet. Realität wird, was der Mensch in der Zeit hervorbringt.24 ■L Die Diskurse, in denen Wirklichkeit entsteht, sind geschichtlich und werden zum Gegenstand der historischen :- Wissenschaft, die sich jetzt als Disziplin im Kreis der Hu-; uianwissenschaften etabliert. Vom 19. Jahrhundert an defi-: niert die Geschichte »den Entstehungsort des Empiri-_schen«:7. Darin sieht Foucault einen Vorgang, der ebenso ra-'■. dikal wie fundamental ist. Die neue Episteme eröffnet einen : Raum, dem vorher keine Beachtung geschenkt worden war und der jetzt erst geordnet wird. In dieser Beobachtung liegt übrigens auch der Grund, warum Bruch und Diskontinuität l im Umgang mit Geschichte zu den wichtigsten Kategorien Ĺ heranwachsen. Die Episteme verändert nämlich keinen be-: reits bestehenden, sie ordnet nicht deň bekannten Raum ■ neu, sondern strukturiert einen neuen Raum. Wenn eine ' Metapher weiterhilft: Die Transformation der Episteme läßt : sich nicht als Keim begreifen, der sich allmählich zu einer ; Pflanze entwickelt, auch nicht als Metamorphose einer vor- ■ angehenden anderen Gestalt, sondern als Schnitt im Sinne [ einer filmischen Technik. Trotz der Einwände, er habe diese ; Transformation nicht historisch-genetisch erklärt, nicht ; erörtert, wie es denn von dem einen zum anderen Zustand \ gekommens sei, weigert Foucault sich, eine solche Erklä-; iung nachzuholen. Die Entstehung des Bruchs bleibt für ihn ; anigmatisch. Als Historiker hat er die Veränderung, die in 64 Diskurs und Realität der Episteme stattgefunden hat, nur genau zu beschreit^ nach Frangois Dosse »die Bestandsaufnahme der Disköff^P nuitäten als lauter momentaner Blitzlichter«23. Im Zentrum des neuen Raumes steht der Mensch, auk bezieht sich die neue Ordnung und von ihm her entwirft sie sich. Es ist neuzeitliche Subjektivität, die hier in <&£0: Historizität oder Geschichtlichkeit mit ihrer Selbstbezügv. lichkeit des Subjekts zum Vorschein kommt und zur Signal tur der Moderne wird. Das ist so zu verstehen: Die modeiE: ne Episteme zeichnete sich dadurch aus, daß die Subje£ij: tivität des Menschen zum schöpferischen Ursprung jede^,--Reaütät wurde und auf diese Weise nicht mehr erreichte was außer ihr war. Das »Selbst« hatte sich in sich selbst, verkapselt, und alles war zum Produkt der Subjektsprache-. geworden. Es repräsentierte nicht mehr die Dinge, sondern eigentlich nur noch die Selbstbezüglichkeit des Subjekts;' »Der Mensch ist in der Analytik der Endlichkeit eine seltsame, empirisch-transzendentale Dublette, weil er ein sol-i-. ches Wesen ist, in dem man Kenntnis von dem nimmt, was. jede Erkenntnis möglich macht«2*. Indem der Mensch .sich also verdoppelt, im Bereich des Empirischen ebenso wie im' Bereich des Transzendentalen existiert, verschließt sich dfe'. Repräsentation vor der äußeren Dingwelt. Er sieht sie nicht mehr, wie sie ist, sondern nur als Produkt der Vorstellung,-, die er von sich selbst hat. Hier beschreibt Foucault das Phänomen, das Norbert Elias, in seiner Aufklärungskritik', ihm nicht unähnlich, mit dem Begriff des »homo clausus* im Prozeß der Zivilisation (Einleitung von 1969) zu fassen versuchte.30 Verständlich wird so, daß sich die ganze Wißr begierde des Menschen jetzt auf ihn selbst konzentrierte' und auf diese Weise die sogenannten Human Wissenschaften entstanden: Wissenschaften vom Menschen wie Psycholö- Diskurs und Realität 65 u Ethnologie, Geschichte. Für uns ist Geschichte wichtig. Sjfce verdankt sich der Tatsache, daß Arbeit, Leben und %rache zu Quasi-Transzendentalien wurden, d.h. daß Ge-Üefrichte einerseits in diese Bereiche eingedrungen ist und Ii-andererseits als Wissenschaft von der Subjektivität des Renschen abhängig wurde - wie die empirischen Wissen-fljjftaften allgemein. Die Episteme der Moderne, soweit sie ^äie empirische Seite des Menschen betrifft, wurde zum hi~ ^tiorischen Apriori unseres Denkens, das aber insgesamt, wie • (jje Auffassung vom Menschen als einer empirisch-transzendentalen Dublette andeutet, in der Selbstbezüglichkeit Subjekts gründet. Auf diese Weise beruht freilich die (Wissenschaftlichkeit, die das Zeitalter der Moderne be-Kferrscht, nach Foucault auf einer Illusion. Sie entbehrt, fintiert gesagt, jeder Realität. >ov-Das betrifft auch das Geschichtsverständnis, über das ' foucault in einigen ebenso komplizierten wie scharfsinnigen Abschnitten, besonders auch am Ende der Ordnung der hpinge, spricht. Die epochale Entdeckung der Geschichtlich-Nteit, die im Objekt der Erkenntnis am Werke ist, in Arbeit, Rieben und Sprache, das wichtigste Ereignis der Moderne überhaupt, bedeutet, daß jeder Bereich eine ihm eigene Zeit Kjhat und Geschichte durchläuft, so daß der Mensch, der selber zum Objekt der Erkenntnis wurde, ein fragmentiertes ^Konglomerat unterschiedlicher Zeiten, d.h. eigentlich aber gelber »enthistorisiert« ist.31 Als Subjekt der Erkenntnis, das pfauch und vor allem ist, setzt er sich allerdings als Subjekt fiar Geschichte und zieht die Zeit der einzelnen Bereiche in Mie eigene Zeit hinein, denn erkennen kann er nur, frei nach Immanuel Kant, was er selbst hervorgebracht hat. Indem er "die Weh aus sich heraussetzt, universalisiert er, was als parti-^kularer Charakter von Zeit und Geschichte im empirischen f Objektbereich (Arbeit, Leben, Sprache) sichtbar geworden Wtt, Er macht sich zum Herrn über Geschichte zu allen Zeigten, paradoxerweise aus dem Gefühl heraus, daß der Parti-külarismus der Zeitberetche, in deren Geschichten er ver- 66 Diskurs und Realität flochten ist, ihn leer ausgehen laßt. Der Mensch ist denpaf.^ tikularen Ereignissen unterworfen, wie Foucault sagt, »ahgj sogleich kehrt sich dieses Verhältnis reiner Passivität was in der Sprache spricht, was in der Ökonomie arbeit^ und konsumiert, was im menschlichen Leben lebt, ist nanf^ lieh der Mensch selbst«33. Die Selbstbezüglichkeit des $u§^ jekts enthüllt nicht nur den illusionären Charakter von Rej." lität und Geschichte, wie sie gewöhnlich gesehen werde^-1 sondern zeigt auch, daß die Wissenschaftlichkeit der Moderne ohne Rationalität ist. Das will Foucault offensichtlich t^t seinem Buch über Die Ordnung der Dinge zum Ausdruck bringen, das bezeichnenderweise den Untertitel tragt: Eint Archäologie der Hnmanwissensckaften. Mit Hilfe seiner archäologischen Methode deckt er die episteme auf, nicht zuletzt um die wissenschaftliche EngRilv-rang aller Erfahrung und Erkenntnis auf den Menschen tu weiten, indem er die Grenzen der ErkenntnisgegenstÜnfe beschreibt, d, h. ihre Historizität, und Raum für ihre Überschreitung schafft. Wenn die epistemische Ordnung der Mo* derne ihre allgemeine Orientierungskraft und Plausibilitäj. einbüßt und sich vielleicht sogar bald auflösen wird, wie Foucault am Ende seiner Ordnung der Dinge mutmaßt, »dann kann man sehr wohl wetten, daß der Mensch verschwindet wie am Meerufer ein Gesicht im Sand«JJ. Es ist natürlich nicht die Menschennatur, die von der Erdoberfläche verschwinden wird, sondern die verhältnismäßig junge Vorstellung vom Menschen, um den alles kreist, als sei er nicht nur der Mittelpunkt, sondern auch der Ursprung des Kosmos, der ihn umgibt. Mit Nietzsche und Heidegger wird Foucault oft in den modernen Antihumanismus eingeordnet, in den Versuch,, den Menschen zu dezentrieren und den »kosmologischen Narzismus«, wie Herbert Schnädelbach sagt, zu überwinden.34 Nicht zuletzt ist es der polyphone Diskurs der Struk-turalisten um die Dezentrierung des Subjekts gewesen, der Foucault zu seiner pointierten Aussage über den Gesichts- Diskurs und Realität 67 Urlust des Menschen geführt hat. Was Foucault am Huma-Ä||;inus kritisiert, ist letztlich der Versuch, dem menschli-i^filn Leben einen Zweck zu setzen bzw. einen Sinn zu vereinen, ohne zuzugeben, daß er sich in den Humanwissen-^schaften in Wirklichkeit nur um »Systeme, Strukturen, \- Kombinatoriken, Form usw.« bemüht. Das aber sei etwas L-vom Menschen »Verschiedenes«, hat Foucault im Gespräch l mit Paolo Caruso (1969) noch einmal unterstrichen und sich i jjicht bewegen lassen, seine eigenen Bemühungen um den \-Renschen in irgendeiner Weise auch nur als einen besseren i - Humanismus auszuweisen.35 Obwohl Foucault mit den Prinzipien der Aufklärung hart ' ins Gericht geht (mit der Idee des Fortschritts, der histori-^ "sehen Kontinuität, der sich universal realisierenden Freiheit, ; mit dem Subjekt, das der Ursprung alles Wirklichen ist und i -sich anmaßt, die Totalität des Wirklichen zu denken) und \ diese Prinzipien auch im Humanismus eine tragende Rolle :- spielen, hat er doch eine klare Unterscheidung zwischen Humanismus und Aufklärung getroffen. Der neuere Humanismus scheint ihm gezwungen zu sein, »sich auf bestimmte, von Religion, Wissenschaft oder Politik entlehnte Vorstellungen des Menschen zu stützen«16, er ist überhaupt nicht wertneutral und hat gelegentlich auch seltsame Blüten getrieben: »es gab eine Zeit, in der man die humanistischen Werte unterstützte, die der Nationalsozialismus verkörperte, und in der die Stalinisten von sich selbst sagten, sie seien Humanisten«37. Die Aufklärung dagegen ist nach Foucault ;das »Prinzip einer Kritik und einer permanenten Kreation unser selbst in unserer Autonomie«38. Das ist etwas anderes, nämlich »ein Prinzip, das im Herzen des historischen Bewußtseins liegt, das die Aufklärung von sich selbst hat«39 -und daß Foucault nicht nur das Subjekt aus dem Denken verdrängt, sondern sich auch um das »Selbst« sorgt, zeigen seine späteren Veröffentlichungen. So warnt er davor, Hu-Mmanismus und Aufklärung miteinander zu verwechseln. In jseinem Aufsatz Was ist Außlarungf (1983), aus dem gerade 68 Diskurs und Realität zitiert wurde, wehrt er sich mit aller Entschiedenheit gg. den Versuch, ihm eine Entscheidung für oder wider di$'jp|gj klärung aufdrängen zu wollen. Auf keinen Fall erlaubt Verweigerung einer solchen Entscheidung, ihm antiaufklj3-rerische Motive zu unterstellen. Im Gegenteil, man konnte.-seine Bemühungen, die historischen Bedingungen des.1 ^ sens zu erfassen und den rationalistischen Schein der; manwissenschaften zu durchschauen, als einen aufklären-'• sehen, allerdings nicht universalen, wohl aber partikularen-• Impuls begreifen, der Freiheit des stets neu entst * " _J Subjekts in der Unterbrechung von Bedeutung und Sinn,, die"-. ihm aufgezwungen waren, eine Gasse zu schlagen bzw. *der:"-unbestimmten Arbeit der Freiheit einen neuen Impuls geben«40. Was Foucault positiv mit der Aufklärung verbindet, ist »die ständige Reaktivierung einer Haltung - das heißt eines philosophischen Ethos, das als permanente; T^^fy tik unseres historischen Seins beschrieben werden1 könnte«+:. Diese Haltung mündet in eine »historische OntologV Selbst«42, die Wahrnehmung historisch bedingter unser Grenzen der eigenen Subjektivität und der kleinen Charicenj sie in einem Akt der Befreiung zu überschreiten.43 Das ver> bindet im Grunde die unterschiedlichen Schaffensperioden ' Foucaults miteinander - wenn auch in verschiedener Absicht, Klarheit und Intensität des Arguments: »Wie können wir als vernunftbegabte Wesen existieren, die sich zum Glück zum Gebrauch einer Vernunft verpflichtet haben, die unglücklicherweise von ihr innewohnenden Gefahren durchzogen wird? Man sollte diesen Fragen so nahe wie möglich bleiben und im Auge behalten, wie schwierig ihre Beantwortung ist«44. Foucault steht trotz seiner Aufkla-rungskritik in der Tradition der Aufklärung, nur: er: geht den Weg der Aufklärung noch einmal anders und sucht einen anderen Zugang zur Moderne. In der Ordnung der Dinge führt Foucault die Analyse bis an jene Stelle heran, wo die moderne Episteme sich auflöst bzw. an dem empirisch-transzendentalen Doppelcharakter Diskurs und Realität 69 Menschen zerbricht. Sie zerbricht an der Tatsache, daß ^"'■'Mensch »positives Gebiet des Wissens« sein muß, aber PIgjich nicht »Gegenstand der Wissenschaft« sein kann.45 So jftÉÍt der Diskurs der Moderne, wie Schnädelbach in seiner ^pjücault-Interpretation sagt, an den eigenen Aporien zu-^Ijlinde." Die Kritik, die an dem Vorwurf Foucaults geübt ~%$id, die moderne Philosophie sei bis heute einer anthro-ÉÉÍogischen Engführung ihres Denkens erlegen, mag auf pfěf Argumentationsebene philosophischer Ideen berechtigt fj|iri; wichtig ist für den Historiker jedoch die andere Fest-f|j§lhmg Schnädelbachs, daß Foucault nämüch »die prak-■tisch-pragmatische Episteme der Moderne« genau diagnosti-iiert habe.47 Die Auflösung der modernen Episteme, die in •děř Dezentrierung des Menschen gipfeln wird, führt nach ^foucault jetzt schon zur »Wiederkehr der Sprache«, d.h. jfjir Sprache, die sich nicht mehr einsetzen läßt, um das Ord-lliingsbedürfnis des Subjekts zu befriedigen, sondern die als H sich selbst ruhende Einheit auftritt und die Diskurse zu l^nen Praktiken werden läßt, denen Auskünfte über Realität §|5e über Geschichte zu entnehmen sind, ja, in denen Realist und Geschichte überhaupt erst Gestalt annehmen, auch Ifenn die Sprache vorerst noch anthropozentrisch ausge-Ifiihrt ist. So ist es nicht weiter verwunderlich, daß sich die Aufmerksamkeit Foucaults bereits in der Archäologie des Dissens und in der berühmten Antrittsvorlesung am College ||é France über die Ordnung des Diskurses 1970 von der episteme wegbewegt und dem Diskurs zuwendet. Ulrich iBrieler hat diese Verschiebung genau registriert und darauf wiesen, daß Foucault zunächst den Charakter komplette, den er der episteme zugeschrieben hatte: aus einem .'invariablen Denksockel, der nur eine Verknüpfungsart der jDiskursbeziehungen in einer Epoche zuließ, wird nun ein ifeld, in dem unterschiedliche Anordnungen von Diskurs-: Beziehungen in weiter Streuung, aber begrenztem Rahmen : möglich sind.4S Dieses dynamische Arrangement der Episteme vermag deutlich zu machen, warum die Aufmerksamkeit 70' Diskurs und Realität sich sodann auf die Diskurse bzw. die Konfigurationen Diskurse verlagert, denn die epistemische Kraft, bestij Diskurse zu ermöglichen, kann nur über die Analyse Diskurse selbst zur Kenntnis gebracht werden. Und _ deutet sich, auch an, daß Diskurse noch etwas anderes siitf als Ideen, Theorien oder literarische Texte. Letztere enV -sprhtgen einer schöpferischen Absicht der Autoren, während die Diskurse nicht der Absicht eines Autors folgen ! sondern sich den Bedingungen verdanken, die ein episterniJ sches Feld konstituieren. Sie sind ohne intentionales Subjekt. So hat sich die Aufmerksamkeit des Historikers vott den Ideen auf die Diskurse verschoben. Der »Gegenstand* der Geschichte wird die Diskursanalyse. Ohne sie wird die Frage nach dem historischen Referenten keine Antwort finden. Verschoben hat sich auch der methodische Aspekt, unter dem Foucault das Vergangene betrachtet. Die archäologische Methode wurde eingesetzt, um den Grund zu erkunden, auf dem wir stehen. Mit ihrer Hilfe stieß Foucault auf die Ordnung, die dem Wissen, das wir von der Wirklichkeit haben, Form bzw. Struktur verleiht. Das brachte ihn in die Nahe des Strukturalismus und der Strukturgeschichte» wie sie in der Schule der Annales ausgebildet worden war. Wa$ ihn mit dem Strukturalismus verband, war die Einsicht, wie tief der Mensch in die Strukturen seiner Gesellschaft verwickelt ist, so daß er keine Chance hat, sich selber zum Ursprung der strukturellen Ordnung zu erklären. In dem bekannten Gespräch mit Paolo Caruso aus dem Jahr 1969 sagte Foucault: »Man entdeckt, daß das, was den Menschen möglich macht, ein Ensemble von Strukturen ist, die er zwar bedenken und beschreiben kann, deren Subjekt, deren souveränes Bewußtsein er jedoch nicht ist«49. Was ihn vom Strukturalismus trennte, war zunächst die Historisierung der Strukturen und sodann die Annahme einer PluraKtät struktureller Beziehungsmuster im epistemischen Feld. An der Strukturgeschichte faszinierte ihn vor allem die Theorie Diskurs und Realität 71 I Sfltstorischer Zeiten: unterschiedlicher Zeitabläufe in den ftyerschiedenen Lebensbereichen, die zusammen eine Epoche bilden - im Politischen, Wirtschaftlichen, Geographisch-Jllßialen. Was ihn störte, war das Konzept einer »histoire to-"; yje«. Natürlich geht es Foucault darum, Strukturzusam-inenhänge aufzudecken, und doch ist er vor einer struktura-^tischen Vergewaltigung der Geschichte auf der Hut: »die ^Historiker versuchten bereits geraume Zeit vergeblich, .-Strukturen zu finden, zu beschreiben und zu analysieren, ^'öhitf jemals sich haben fragen zu müssen, ob sie nicht die le--"-bendige, zerbrechliche, zitternde >Geschichte< sich entgehen |ießen«5:. Als der Diskurs in das Zentrum seines Forschungsinteres-- Ses rückte, vernachlässigte Foucault die Archäologie, ob-■ .-■Brohl er ihre Mithilfe bei der Feststellung von Brüchen, Verschiebungen und Transformationen des diskursiven Bedin-; güngsgeflechts weiterhin nutzte, und wandte sich der Genealogie zu, die er im Anschluß an Friedrich Nietzsche zu iiiner eigenen genealogischen Methode ausarbeitete. Foucault bemerkte sehr ba!d, daß das, .was sich unter den Füßen befindet, mehr noch, als in der Ordnung der Dinge und der Archäologie des Wissens bemerkt worden war, historisch fragmentiert ist: »die Zwischenfälle, die winzigen Abweichungen oder auch die totalen Umschwünge, die : Irrtümer, die Schätzungsfehler, die falschen Rechnungen, : die das entstehen ließen, was existiert und für uns Wert hat«51. Das eine greift nicht auf kontinuierliche Weise in das andere und bildet keinen homogenen, festen Sockel, auf dem wir stehen oder mit dem wir zusammenwachsen, so daß uns eine gewachsene Identität mit dem Ursprung verbände. Alles ist brüchig, zerstückelt, letztlich ohne Zusammenhang; dafür drängt sich die Frage nach der eigenen 72 Diskurs und Realität Herkunft auf. Um die Suche nach der sauberen Quelle^ 3^ der alles fließt, kann es allerdings nicht gehen, zu stark in den vergangenen Untersuchungen bereits der Eindruck den die Beobachtung von Brüchen und abrupten Transfer mationen hinterlassen hatte. Die Methode der GcnealögiÄ leitet nicht die historisch-genetische Suche nach den £$0 fangen, geschweige denn nach dem Ursprung an, um einej^ Prozeß des Werdens zu rekonstruieren, Paradoxerweis^ sieht Foucault in der genealogischen Methode einen V?eg^ die Diskontinuitäten aufzudecken, die sich vor uns aufgebaut haben, zur Auflösung des Ichs führen werden tm<| »an den Orten und Plätzen seiner leeren Synthese tausend verlorene Ereignisse wimmeln« lassen.52 Um die begreoj, ten, singulären, im historischen Feld jeweiliger Epocheft verstreuten Ereignisse geht es Foucault. Sie werden mit der genealogischen Methode aufgespürt, genau beschrlebes und deutlicher, als im Umkreis der Archäologie sichtbar werden konnte, auf die Gegenwart bezogen. Allerdings sind es nicht die ephemeren Oberflächenerscheinungenj dje Foucault im Auge hat. Ereignisse, wie er sie sieht, fügeit sich auch nicht in einen vom Ende der Geschichte her gedachten Prozeß ein. Sie sind nicht Entscheidung, Schlacht und Friedensschluß, auch nicht Regierungszeit, sondern die tiefeinschneidende »Umkehrung eines Kräfteverhältnisses, der Sturz einer Macht, die Urnfunktionierung einer Sprache und ihre Verwendung gegen die bisherigen Sprecher, die Schwächung, die Vergiftung einer Herrschaft durch sie selbst, das maskierte Auftreten einer anderen Herrschaft«55. Im Grunde sind das Themenbereiche, die jedem Sozialhistoriker am Herzen liegen müßten; auch die Abwendung von der traditionellen, an der Intentionalität des Subjekts orientierten Hermeneutik müßte doch auf Verständnis stoßen. Die Sozialgeschichte in Deutschland?; hat sich jedoch nicht auf Foucaults »Formveränderung*g der Geschichte eingelassen, um einen Begriff Johan Hui-zingas zu nutzen. 5-ft; Diskurs und Realität 73 „Hiiese genealogische Analyse konzentriert sich auf das lagerte, von jedem verinnerlichten, intentional gesteuerten pgjjjiizusammenhang gelöste Ereignis und nimmt es in der p-^ißerlichkeit des Zufälligen«, d.h. von ihrer durch die markierten Grenze, wahr.5'' Das ist der Grund, warum %giicault sich von der Hermeneutik als der geisteswissen-^"aftlichen Methode der traditionellen Historie abwendet, hinter den sinntragenden Aussagen nicht einen verbor-■Tricßen eigentlichen Sinn gibt, und warum er »positivistisch« ijjiit Geschichte umgeht. Wie der Archäologe im Schutt des gegangenen auf einen Gegenstand stößt, von dem er nicht -deich weiß, ob dieser selber nur Schutt ist oder nicht ein Relikt von kultureller Bedeutsamkeit, untersucht Foucault das . Ereignis und bestimmt den On, den es in einer bestimmten ^jstemischen Feldordnung einnimmt, und ebenso seine Be-* Ziehung zur Gegenwart. Deutlicher als unter dem archäologischen zeigt sich die Gegenwartsrelevanz dieser histori-; jchen Arbeit unter dem genealogischen Gesichtspunkt. Die -Arbeit zersetzt die Wirklichkeit, die im Grunde nicht wirk-i {ichist, sondern eher eine permanente Verstellung, eine Maskerade darstellt, die deutlich werden läßt, daß hinter den Masken nichts greifbar ist. Sie löst unsere Identität auf, die, genau betrachtet, von einer Vielzahl von Kräften bzw. Systemen durchwirkt, ja zersplittert wird. Und sie zerstört das grkenntnissubjekt, das trotz gegenteiliger Beteuerungen flickt von sich absieht, um das Objekt zur Geltung zu bringen, sondern dem Instinkt, der Leidenschaft, sogar der Bosheit freien Lauf »im Willen zum Wissen« läßt.55 Diese Gegenwartsrelevanz erklärt, warum Foucault sich gern einen »Historiker der Gegenwart« nannte. Er betrieb Geschichte nicht um der Vergangenheit, sondern um der Gegenwart \ willen. Er wollte die Geschichte der Gegenwart schreiben,56 i,h. nicht darstellen, wie alles Vergangene auf die Gegenwart zulief (das Vergangene flieht ja eher die Gegenwart), sondern woraus sich die Gegenwart zusammensetzte, um sie deutlich von der Vergangenheit abzusetzen und ihre histo- 74 Diskurs und Realität risch unverwechselbare, einzigartige Gestak herauszusteffl len, Foucault spricht von einer »Ontologie der Gegenwart« -und meint damit ein Projekt, das ohne die genealogisch?! Methode gar nicht zu bewältigen sei.57 Foucault konzentrierte sich auf den Diskurs, weil er in . ihm den Zugang zum Wissen erkannt hatte und mit der Analyse der Formen des Wissens da einsetzen wollte^-ys^pt Wissen von dem, was ist, entsteht, ja, die Gegenstände aller* erst erfunden werden, um die wir uns bemühen. Wissen eiitÄ steht nicht in der Äußerung einfallsreicher Gedanken ühilÜ bereits bestehende Gegenstände. Was der eine oder andere als Verarbeitung von Wissen anbietet, Romane, philosophische Traktate, wissenschaftliche Abhandlungen, ist Grunde nur seine eigene Sicht von den Dingen oder von der Wirklichkeit. Die Realität entsteht erst in den Diskurseiij; ■ d.h. in einem Gemurmel, das keinen Autor hat, sondern sich -auf anonyme, subjektlose, wohl aber epistemisch geregelte; Weise vollzieht und solange geführt wird, bis ein Gegenstand entstanden ist, so daß er in den allgemeinen, allseits akzeptierten Wissensbestand eingeht. Wie Wahnsinn entsteinen konnte, hat Foucault beispielsweise in Wahnsinn und Gesellschaft (1961) untersucht. Von solchen subjektlose« Diskurselementen ist natürlich auch ein literarischer, philosophischer oder wissenschaftlicher Text durchwirkt, insofern sind also auch Literaten, Philosophen und Wissenschaftler an der diskursiven Herstellung von Wissen betet-. Hgt. Solche Diskurse werden in bestimmten historischen Feldern geführt, dort erscheinen sie an verschiedenen Stellend verstreut und stehen zueinander in Beziehung, d.h. sie bil^ den Formationen. Wir sprechen vom medizinischen, Ökonomischen oder linguistischen Diskurs. Andererseits stehen auch diese Formationen untereinander in Beziehung und. lassen insgesamt eine epistemisch geordnete Wirklichkeit entstehen. Diskurse, wie Foucault sie versteht, sind sprachliche und; nichtsprachliche Akte bzw, Praktiken. Sie sind auf keiriett« -- Diskurs und Realität 75 fpjl sprachliche Aussagen, die die Intention eines Autors felurrt Ausdruck bringen, oder Kommunikationsprozesse, in Irenen man sich über bereits vorhandene Sachverhalte austauscht und verständigt, bis sich ihre Wahrheit enthüllt. Sie ^Sind sprachliche bzw. nonverbale Praktiken, mit deren Hilfe Ifüberhaupt erst geschaffen wird, was erkannt und gewußt ■ werden kann. Was auf diese Weise entsteht, ist mehr als ein lüjjprachgebilde, es ist über Sprache hinaus Wirklichkeit. Um -; dieses »mehr« geht es in der Archäologie des Wissens: »Zwar gestehen diese Diskurse aus Zeichen, aber sie benutzen diese U Zeichen für mehr als nur zur Bezeichnung der Sachen. Die-' l^les mehr macht sie irreduzibel auf das Sprechen und die rcjprache. Dieses mehr muß man ans Licht bringen und be-.. ^schreiben«.58 Das ist ein Hinweis darauf, daß die Diskurs-■= Fanalyse sich nicht, wie oft verstanden wurde, in einer * ^Sprachanalyse bzw. einer Textanalyse erschöpft, sondern die gesellschaftlichen Praktiken und die sich bildenden institutionellen Formen mit einschließt. So sind sprachliche Dis-: kurse auf Institutionen bezogen, die sie selber hervorbrin-•'; \ gen: Immaterielle und materielle Diskurse, Aussagen und ; -.Praktiken, gehören zusammen und konstituieren den Pra-,j g^scharakter des Ereignisses. Die diskursive Praxis ist »eine • Gesamtheit von anonymen, historischen Regeln, die in einer 4 gegebenen Epoche für eine gegebene soziale, ökonomische, ^•geographische oder sprachliche Umgebung die Wirklich-i[keitsbedingungen der Aussagefunktion definiert haben«5'. OJJarüber hinaus; Diskurse erzeugen und bewirken etwas. 1 ;Foucault spricht von ihren »Effekten«. So wird noch einmal ::1|ferständlich, daß die Diskursanalyse als Analyse diskursiver l^tthd non-diskursiver Praktiken mehr als nur Sprache und lassen zum Gegenstand hat, nämlich auch politische und \ .wirtschaftliche Verhaltensrituale und Institutionen. Da diese \ Analyse die Aufgabe hat, die Bedingungen genau zu be-I schreiben, unter denen der eine oder andere Gegenstand im i;|;Sstorischen Feld, d.h. zu einer bestimmten Zeit, in be-:i stimmten Formationen und Beziehungen, auftaucht und ir-I 76 Diskurs und Realität gendwann wieder verschwindet, nach welchen seriellen"" geln er erscheint und Spuren hinterlaßt, weist die DisW , analyse in Archäologie des Wissens eine Tendenz auf, $ic|g historischer Analyse allgemein zu entwickeln. B Das »mehr« in der Archäologie des Wissens markiert ^ noch etwas zaghaft - die Stelle, an der bald die Macht in"d^' Diskursereignis einfallen und den Erklärungswert der kursanalyse um eine bedeutende Dimension erweitern wird In der Vorlesung über die Ordnung des Diskurses zieht Foy." cault die Beobachtung in den Diskursbegriff hinein, daß Diskurse nicht frei wuchern, sondern von denjenigen begrenzt oder eingeschränkt, reguliert, kanalisiert, selektiert und kontrolliert werden60, die mit den ihnen zur Verfügung-stehenden Machtmitteln alles daran setzen, die Gefahren2^ bannen, die von der Arbitrarität der Diskurse auf die gesel}. schaftlichen Verhältnisse ausgehen können. Die Definiti« on von Wissen, Norm und Wahrheit wird zur Machtfrage" ebenso die Ausgestaltung dessen, was unter Gesellschaft verstanden wird. Uber diese einschränkenden, aber wirklichkeitsgestaltenden Maßnahmen spricht Foucault ausführlich und beschreibt die Mechanismen der Ausschließung dje eingesetzt werden, um die Diskurse zu disziplinieren: Da nicht alles gesagt werden darf, werden Verbote erlassen, damit nicht jeder über alles redet, wird der Zugang zu unliebsamen Diskursen eingeschränkt und an besondere Qualifikationen gebunden, es wird normiert, was wahr und was falsch ist. Noch zahlreicher sind die Bemühungen, die Realität des Diskurses zu eliminieren. Es sind im Grunde die von Foucault inkriminierten Prinzipien der Moderne wie Subjekt, Bedeutung, Ursprung und Kontinuität, die sich des Diskurses bemächtigen und seine Wirkung außer Kraft zu setzen versuchen.61 Überall herrscht, meint Foucault, eine »stumme Angst« vor dem »großen unaufhörlichen und ordnungslosen Rauschen des Diskurses«". Doch Wirklichkeit und Wahrheit werden nicht nur auf diese disziplinierte Weise geschaffen und fixiert, Macht ruft ebenso Widerstand auf Diskurs und Realität 77 I Kkpfan, so daß das Fixierte, wo es möglich ist, auch überständen und überschritten wird. »Wo es Macht gibt, gibt es ^erstand«, formuliert Foucault später in Der Wille zum -%^fi$$en (1977) noch deutlicher als in dieser Vorlesung.63 - I^jchtig ist der Diskurs nicht nur für diejenigen, die poli-%seß herrschen und sich im Diskurs ein Machtmittel si--^efrerh, ebenso wichtig ist er auch für diejenigen, die unter 1 politischer Herrschaft leiden und sich ihr widersetzen. So-' ^er Diskurs auf Machtbeziehungen verweist, die das : Pyttstehende Wissen affizieren, ja, sogar hervorrufen, kann er ' ^jticht von politischer Herrschaft vereinnahmt oder zu repressiver Macht denaturiert werden. Die politische Herrschaft wird damit rechnen müssen, kritisiert, bestritten oder Verwunden zu werden. Der Diskurs muß als eine Gewalt gegriffen werden, die den Dingen und dem Handeln der Renschen angetan wird.64 Nur so kommt die Materialität 'ies Ereignisses, vor der man sich schützen wollte, in der ■ Diskontinuität, der Regelhaftigkeit und dem seriellen Cha-^#kter der Praktiken zum Zuge. Das gilt auch für ihre ^Äußerlichkeit, die nicht innere Bedeutungsinhalte des Dis-j'iturses enthüllt, sondern lediglich die Bedingungen der \ "Möglichkeit von Diskursen aufdeckt: »was der Zufallsreihe Kdieser Ereignisse Raum gibt und ihre Grenzen fixiert«65. Beil; sonders auf diese Weise wird der Diskurs zu einem produk-\\ tiven, ja, kreativen Ereignis. Der Diskurs erschließt Räume, \ "{lie bisher noch eine Terra incognita, das Außen bzw. das \: Andere waren, er erweitert das Wissen, schafft neue Bezie-: hungen der angesprochenen Gegenstände zueinander und I ■ auf diese Weise neue Realitäten. So realisiert sich der Dis-= kurs in Machtbeziehungen, die das gesellschaftliche Leben ^durchziehen. Noch einmal: Im Rahmen dieser Machtbezie-\ hungen wird der Diskurs kontrolliert, ja, zur Macht, »deren ) man sich zu bemächtigen sucht*66. In diesen Beziehungen ^bewahrt er auch seine beunruhigende, grenzenüberschrei-Utende, innovative Kraft. So wird die diskursive Praxis zu ^gesellschaftlicher Praxis. Die Diskursanalyse stößt auf das 78 Diskurs und Realität oben vermerkte »mehr«, setzt sich über das diskursin^^^ RBjistruktivismus miteinander vereinbart haben konnte, nente Regelsystem der Archäologie des Wissens Wnwegtffi5|f Äwohnlich wird unter historischer Referentialität der Hinfragt, wie Brieler bemerkt, »nach den gesellschaftlic^S ftjs verstanden, den sprachliche Zeichen in einem histori-Konditionen, denen die diskursive Praxis in ihrer histä^ ffajen Text auf einen Sachverhalt geben, der außerhalb des sehen Existenz gehorchen muß«67. In der Ordnung desß^mätes vorhanden war. Besonders die Historiker, die einer kurses verläßt Foucault endgültig die dünne Luft der Ideedj &di«on hermeneu tischer Interpretation verpflichtet sind, geschichte und wendet sich der »allgemeinen« Geschielt Anstehen auf dieser Referentialität und kreiden dem postmo-zu, wie er sie bereits in der Archäologie des Wissens genani^ lüfnett Denken an, daß es sich nicht um eine Realität außerhalb Der Philosoph, der an der »Ontologie der Gegenwart des Textes bemüht, ja, eine solche Realität geradezu interessiert ist, wird zum Historiker. Freilich gilt auchht$0,Spgnet. Foucault bezieht diese Kritik nicht auf sich. Er Was Geschichte ist, steht nicht ein für alle Mal fest, sondeitp Jfeht ^en Spieß vielmehr um und wirft den Kritikern des entsteht im Diskurs jeweils aufs Neue. Auch die Diskui^ ^ßguistic turn vor, selber einer Illusion erlegen zu sein, denn analyse folgt den Regeln des Diskurses. % ||er sfch in seiner interpretativen Arbeit darum bemüht, hin- Foucault wird oft vorgeworfen, daß seine Diskursanalys^- ffr den Sinn einer Aussage zu kommen, bzw. danach fragt, sich im Netz der Sprache verfangen und von der Realität r^as der Autor eigentlich gemeint haben könnte, muß sich entfernt habe, die den Historiker letztlich allein interessier^ tilgen lassen, daß es einen Sinn, auf den ein unter Diskursbe-Nach der Lektüre von Ordnung der Dinge kann durchaus Ijingungen entstandener Text verweist, nicht gibt. Die Din-der Eindruck entstehen, daß er sich dem Strukturalismus : %e> auf die sich Autoren eigentlich beziehen, enthalten kei-bzw. dem lingmstic turn anvertraut habe, der die Sprach^llnen Sinn, deshalb bleibt die Suche danach ohne Erfolg und nach Ferdinand de Saussure nicht mehr als eine Funktion J deshalb können die Texte ihn auch niemandem vorenthal-des sprechenden Individuums versteht, sondern als Produkt, - \ %a-ü ^ der hermeneutischen Tradition, die aus dem Ver-»wekhes das Individuum in passiver Weise einregistriert*^.i^tändnis des Menschen als einer empirisch-transzendentalen Der Mensch ist nicht mehr Herr der Sprache, er wird vöttjDublette erwächst, wird die Wirklichkeit verfehlt. Davon ihr durchströmt bzw. beherrscht. Das war, wenn man von'Üvirar bereits oben die Rede. Die Referentialität, mit der die Nietzsche absieht, ein erster Schritt, der zur Dezentrieruiig1 Wahrheit der historischen Aussage angeblich steht und fällt, des Menschen getan und am Ende der Ordnung der Dingt. Verweist sich als Schein. Foucaults Absicht, die äußeren Be-auf besonders provokante Weise zur Vollendung geführt- Hziehungen zu beschreiben, in denen sich die Aussagen im wurde. Die Frage drängt sich auf, ob mit dem Subjekt auch lfdiskursiven Feld formieren, ist dagegen, frei von der Frage die Sprache verschwindet, deren dominierende Autonomie- | nach dem Sinn, ein Unterfangen, das sich ohne jeden Zwei-ja das Verschwinden des Subjekts herbeiführt bzw. begrün- Hei auf Gegebenes, auf Positivität und nicht auf Imaginäres, det, oder ob nicht umgekehrt die Dominanz der Sprache Vbezieht. Die Aussage, schreibt Foucault in Archäologie des sich sogar steigert und überhaupt keinen Weg mehr offen- Wissens, hat keinen Referenten, wie man traditionellerweise läßt, den historischen Referenten zur Geltung zu bringen, Imeint, sie »ist vielmehr mit einem >Referential< verbunden, Um dem Problem historischer Referentialität näherzu- Idas nicht aus >Dingen<, >Fakten<, >Realitäten< oder >Wesen< kommen, muß zunächst danach gefragt werden, wie Fou- fkonstituiert wird, sondern von Möglichkeitsgesetzen, von cault positivistische Untersuchungsmethode und fiktionaleit pxistenzregeln für die Gegenstände, die darin genannt, be- Diskttrs and Realität 79 so Diskurs und Realität zeichnet und beschrieben werden, für die Relationeit'^ darin bekräftigt oder verneint werden. Das Referenz * auch die Untersuchung der Vergangenheit haben -, ., , - , ^ekrentiaf IlkWenommen keinen Referenten, sondern ein »Referen- Aussage bildet den Ort, die Bedingung, das Feld dwjSP Pf tauchens, die Differenzierungsinstanz der Individuea Gegenstände, der Zustände der Dinge und der Relatföa die durch die Aussage selbst ins Spiel gebracht werden**! definiert die Möglichkeiten des Auftauchens und der A grenzung dessen, was dem Satz einen Sinn, der PropositJ, ^eierlei ist besonders wichtig: Zum einen hat Foucault I ^fetJmgang mit Geschichte modernisiert, d. h, er hat ihn an geränderte Situation angeschlossen, in der anders als frü-füber Wirklichkeit nachgedacht wird. Bevor Kritik an r -«tty^g^^cault geübt wird, die in Teilen sicherlich berechtigt ist, ihren Wahrheitswert gibt«71. Wie bei Hayden White -hJSfi Wien wir uns fragen, ob der Umgang mit Geschichte, so-Frank Ankersmit wird auch bei Foucault die Kd&eu&fa&f iL er dem Wirktichkeitsverständnis folgt, das dem Verwis-mit neuem Inhalt gefüllt, festgehalten an ihr wird aHemat^ ifechafdichungsprozeß der Geschichte zugrunde liegt, Nicht nur der Hinweis auf die Positivität der Diskursf^* zeitgemäß ist. Zum anderen ist von den Kritikern Fou-mation, sondern auch der Diskurs selbst als Vorgang, in dea'-ftufts übersehen worden, daß er die Geschichtswissen-Reahtat entsteht, zeigt, daß die Referentiaütät außer Ffage.-Mfo ^■ B. wie sie in der Schule der Annales ausgebildet • j 1 £lcherJjch nicht' wenn immer noch angenommeit-" ^urde, keinesfalls durch ein neues Konzept historischer Ar-wird, daß um die Erkenntnis einer bereits gegebenen Wit^ "■ ^ft ersetzen will. Er anerkennt ihre Arbeitsweise und ihre henkelt gerungen wird und nicht zuerst um Programmeutyf \ %gebnisse, daneben will er »fiktional« die Geschichte »fa-Praktiken, die eine Voraussetzung dafür sind, daß Wirkltcfc %zieren«, die seiner »historisch-philosophischen Praktik« keit als Ganzes entsteht.7 Das Projekt einer »Ontologie der spricht." So gesehen ist er doch mehr Philosoph als Hi-rff_ej1aS lal Hlst°nzitä,t def Ge%enwan so klarte jfjtoriker oder Historiker, um Philosoph bleiben zu können, \ wie Philippe Aries meinte/* Es ist nicht so, daß Foucault mit jjem Hinweis auf die Fiktionalität seiner historischen Arbeit irgend möglich herausstellt und auf diese Weise die Bedüt gungen aufzeigt, unter denen über die Grenzen der Gegen, wart hinausgegangen und zu neuen Ufern politischer und gesellschaftlich-kultureller Praxis aufgebrochen werden kann, ist der eigentliche Grund, warum Foucault keinerlei Zweifel an der Referentiaütät seiner historischen Untersuchungen erlaubt. Für ihn ist das überhaupt kein Thema. Er kokettiert. Dieser Hinweis entspricht vielmehr einem Verständnis von Wirklichkeit, die grundsätzlich veränderlich ist -und im und mit dem diskursiven Verfahren immer erst noch (Utsteht, Nimmt man die Veränderlichkeit als den Standort \ an, von dem aus der Historiker auf die Vergangenheit blickt, bezieht seine historischen Argumente nicht auf eine gegebe- f muß jede Aussage Über die Vergangenheit fiktional-kon ne sondern auf eine entstehende Realität und verankert die ľstruktiven, d. h. einen von der Wirklichkeit noch nicht ein-Referentiaütät in der Veränderlichkeit bestehender Realität, í gelösten Charakter tragen. Fiktionalität und Referentiaütät Was konnte realer sein, als im Entstehen und im Vergehen ŕwidersprechen einander nicht. Viel zu aufgeregt und zu der Realität dabei zu sem? Die Erfahrung der Veränderlich- ^grundsätzlich ist Foucaults Verständnis von historischer Ar-keit ast konkret und geht in die Erfahrung ein, der sich die V beit kritisiert worden, dabei präsentiert er auf anti-normati-Gegenwart, in der wir leben, verdankt. Veränderlichkeit hat :!« Weise nur ein Angebot, das »Problem des Subjekts und zugleich der Vergangenheu ihren Weg in die Zukunft geoff- iier Wahrheit« zu bedenken, »um das sich die Historiker, net. Hat die Diagnose der Gegenwart einen Referenten, laicht kümmern«75, bzw. noch nicht gekümmert haben. Seine S2 Diskurs und Realität eigene Art, Geschichte zu schreiben, ergibt sich aus der V ^ff Schiebung des Themas bzw. aus einer leichten VerändenrlSf des Blicks. Foucault könnte noch postum Bewegung i& nf^f stagnierende Geschichtswissenschaft bringen. - .-Tp^- Foucault hat zunächst gezeigt, wie das dominante, ^pjjk iichkeit generierende Subjekt allmählich aus der Geschieh"--! verschwindet, und nun will er zeigen, wie sich das Subjekt« I der dtskursiven Überschreitung gegenwärtiger gesellschaftl'% licher Grenzen konstituiert. Das ist ein Subjekt, das am Raj^ de, eben an den Grenzen der Gesellschaft und nicht in ihrejji '? Zentrum entsteht, dort, wo sich das Alte nicht mehr hu{ : und Neues auf den Plan tritt. Daß die Geschichtswisseifr^ schaft mit dieser Anregung ihre gesellschaftliche Position "'• und ihren Wissenschaftscharakter noch einmal überdenke^" zumindest aber dem dezentralisierten Geschichtsverstäna» nis Foucaults ein Mitspracherecht einräumen müßte, die" Gegenwart historisch zu analysieren und die Historizität"' des Vergangenen, ihre Brüchigkeit und die Gestalten ihrer '■• Transformation genau zu bestimmen, ist alles andere als eine • belanglose Einsicht. - : IV :.' Konstruktion der Geschichte 3§řěr die wissenschaftsgeschichtliche Verbundenheit der Hi-\ linker mit dem 19. Jahrhundert kennt, auch ihre Neigung, §|jgěr theoretischen Beschäftigung mit ihrer Arbeitsweise, -JŠ^ttt Begrifflichkeit und ihren Ergebnissen aus dem Wege 3^ gehen, weiß genau, was Hayden Wbites metahistorische Igiterpretationsweise und Michel Foucaults Diskursanalyse řtbnen zumutet: Sie müssen ihre Vorstellungen von Staat, Gesellschaft, Kultur, Wahrheit, Wirklichkeit und Gefachte von Grund auf erneuern. V'Noch schwieriger wird die Lage, wenn die verschiedenen formen konstruktivistischer Konzepte ins Spiel kommen, pftii nur einige Beispiele anzuführen: Peter Berger und Thomas Luckmann haben schon in den sechziger Jahren des atzten Jahrhunderts von der »gesellschaftlichen Konstruk-;tion der Wirklichkeit« gesprochen und ein objektivistisches 4%w. essentialistisches Wirklichkeitsverständnis mit den argumentativen Mitteln der Phänomenologie und der Wís-senssoziologie zu zerrütten begonnen.1 Die Wissenssoziolö-~pe hat in der deutschen Geschichtsschreibung aber keine Spuren hinterlassen. In ihrem Gefolge entwickelte sich später das komplexere Modell eines »social constructtonism« ;\md drang in wichtige Disziplinen ein. Die deutsche Geschichtswissenschaft aber ging auch dieser Herausforderung aus dem Weg. Ausgesprochen kompliziert und in der Be-I igrifflichkeit formuliert, die in der analytischen Philosophie, Biologie, Kybernetik, Psychologie und schließlich in den Kognitionswissenschaften angewandt wird, muß der Radi-ffole Konstruktivismus auf Historiker noch abstoßender wirken. Diese kategoriale und sprachliche Welt ist ihnen I fremd. Es handelt sich um Konzepte, die Ernst von Glasers-leid, Heinz von Foerster, Paul Watzlawick und Humberto 124 Anmerkungen- Anmerkungen 125 23 Hermann von der Dunk, »Narrattvity and the Reality of thev:; Past«, in: Storia della Storiografia 24 (1993) S. 32. 24 Ebd., S. 34. 25 Ebd., S. 34f. 26 Spiegel, Geschichte (s. Anm. 2), S. 1661". 27 Ebd., S. 163. 28 Ankersmit, Narrative Logic (s. Anm. 3), S. 101. • 29 Spiegel, Geschickte (s. Anm. 2), S. 180f. 30 Vgl, ebd., S. 192. 31 Ebd., S. 195. III. Diskurs und Realität 1 Philipp Sarasin, Subjekte, Diskurse, Körper. Überlegungen zu einer diskursanalytischen Kulturgeschichte, in: Wolfgang Hardtwig/-Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.), Kulturgeschichte heute, Güttingen 1996, S. 158. 2 Michel Foucauk, Archäologie des Wissens, Frankfurt a. M.81997, S. 112 (im französischen Original: »On demeure dans !a dimen*' sion du discours«). 3 Paul Veyne, Foucault, Die Revolutionierung der Geschichte; Frankfurt a. M 1992. S. 7 f. 4 Foucauk, Archäologie (s. Anm. 2), S. 182. 5 Georges Duby / Guy Lardreau, Geschichte und Geschichtswissenschaft. Dialoge, Frankfurt a. M. 1982, S. 21. 6 Vgl. Foucauk, Archäologie (s. Anm- 2), 205. 7 »Jean-Paul Sartre antwortet. Interview mit Bernard Pingaud«, in; Günther Schrwy, Der französische Strukturalismus* Reinbek M 969;? S. 208 (zit. nach: Ulrich Brieler, Die Unerbittlichkeit der Histom zität. Foucauk als Historiker, Köln/Weimar/Wien 1998, S, 177); 8 Foucauk, Archäologie (s. Anm. 2), S. 48. 9 Michel Foucauk, »Strukturalismus und Geschichte«, in: Adelbert Reif (Hrsg.), Antworten der Strukturalisten, Hamburg: 1973, S. 181 f. (»Foucault repond ä Sartre«, in: La Quinzaine Litteraire 46 (1%8) S. 20 ff.). 10 Peter Sloterdijk, »Michel Foucaults strukturale Theorie der Ge^: schichte«, in: Philosophisches Jahrbuch 79 (1972) S. 161-184. 11 Michel Foucault, Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften, Frankfun a. M. 1974, S. 75. I 12 Ebd., S. 354. { 13 Ebd., S. 92. I 14 Ebd., S. 76. -. . I 15 HJnrich Fink-Eitel» Foucauk zur Einführung^ Hamburg 1992, I S. 42. I 16 Foucault, Die Ordnung der Dinge (s. Anm. II), S. 89. f 17 Ebd., S. 79. 1 18 Ebd.,S. 89. I 19 Ebd., S. 273. I 20 Peter Sloterdijk, »Michel FoucauJts strukturale Theorie« (s. I Anm. 10), S. 167. I 21 Vgl. Foucault, Die Ordnung der Dinge (s. Anm. 11), S. 274-279. 1 22 Vgl. ebd., S. 280, I 23 Ebd., S. 286 f. \ 24 Ebd., S. 291. j 25 Ebd., S. 292. , 1 26 Ebd., S. 357. 1 27 Ebd., S. 271. I 28 Francois Dosse, Geschichte des Strukturalismus, Bd. 1, Frankfurt I a.M. 1999, S. 483. i 29 Foucault, Die Ordnung der Dinge (s. Anm. 11), S. 384. 1 30 Norbert Elias, Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische I und psychogenetische Untersuchungen, Bd. 1, Frankfurt a. M. j 1985. 31 Foucault, Die Ordnung der Dinge (s. Anm. 11), S. 441 f. j 32 Ebd., S. 442. f 33 Ebd.,S. 462. ! 34 Herbert Schnädelbach, »Das Gesicht im Sand. Foucault und der anthropologische Schlummer«, in: H. S., Zur Rehabilitierung I des anima! rationale. Vorträge und Abhandlungen 2, Frankfurt I a,M. 1992, S. 277. I 35 Michel Foucault, Von der Subversion des Wissens, Frankfurt 1 a.M. 1987,5.22 f. ; 36 Michel Foucault, »Was ist Aufklärung?«, in: Eva Erdmann / Rainer Forst / Axel Honneth (Hrsg.), Ethos der Moderne. Fou- ■ caults Kritik der Aufklärung, Frankfurt a. M. 1990, S. 47. : 37 Ebd., S. 47. 1 38 Ebd., S. 47. j 39 Ebd.,S. 47. I 40 Ebd., S. 49. 126 Anmerkungen Anmerkungen 127 41 Fbd., S. 45. - 42 Ebd., S. 48. : 43 Vgl. ebd., S. 50. . 44 »A Conversation with Michei Foucault«, in: Partisan Revietp 30 (1971) Nr. 2, S. 195 (zit. nach: James Miller, Die Leidenschaft dL' Michel Foucault, Köln 1995, S. 493). 45 Foucault, Die Ordnung der Dinge {s. Anm. 11), S. 439. 46 Herbert Schnäddbach, »Das Gesicht im Sand« (s. Anm 34V S. 284. * * 47 Ebd., S. 297. 48 Brieler, Die Unerbittlichkeit der Historizität (s. Anm. 7), S. t83£ 49 Foucault, Von der Subversion des Wissens (s. Anm. 35), S. 14, 50 Foucault, Archäologie (s. Anm. 2), S. 22. 51 Michel Foucault, »Nietzsche, die Genealogie, die Histnne , ln M. F., Von der Subversion des Wissens (s. Anm. 35), S. 74. 52 Ebd., S. 73. 53 Ebd., S. 80. 54 Ebd., S. 74. 55 Ebd., S. 85-88., 56 Vgl. Michel Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt a. M. 1994, S. 43. 57 Thomas Schäfer, Reßektive Vernunft. Michel Foucauhs philosophisches Projekt einer anlitotalitären Macht- und Wahrheitskritik, Frankfurt a. M. 1995, S. 32-102. 58 Foucauh, Archäologie (s. Anm. 2), S. 74. 59 Ebd., S. J71. 60 Michel Foucault, Die Ordnung des Diskurses, Frankfurt 3. M 1994, S. 10 f. 61 Ebd., S. 31. 62 Ebd., S. 33. 63 Michel Foucauh, Der Wille zum Wissen, Frankfurt a. M. 1977 S. 116. 64 Foucault, Die Ordnung des Diskurses (s. Anm. 60), S. 34. 65 Ebd., S. 35. 66 Ebd., S. 11. 67 Brieler, Die Unerbittlickkeit der Historizität (s, Anm. 7), S. 280. 68 Foucault, Archäologie (s. Anm. 2), S. 19. 69 Ferdinand de Saussure, Grundlagen der allgemeinen Sprachwissenschaft Berlin / Leipzig 1931, S. 16, 70 Vgl. Hubert L, Dreyfus / Paul Rabinow (Hrsg.), Michel Fou- cault, Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik, weinheim H994, S. 136. 71 Foucault, Archäologie (s. Anm. 2), S. 133. 72 Vgl. Michel Foucault, Der Staub und die Wolke, Grafenau 1993, S. 50. 73 Michei Foucault, Was ist Kritik?, Berlin 1992, S. 26. f 74 Brieler, Die Unerbittlichkeit der Historizität (s. Anm. 7), S. 73. Philippe Aries, in: »L'histoire, une passion nouvelle. Table ronde avec: Philippe Aries, Michel de Certeau, Jacques Le Goff, Emmanuel Ladurie, Paul Veyne«, in: Magazine litteraire (1977) Nr. 123, S. 21 (ausgeführt bei Brieler, ebd., S. 614, Anm. 5). 75 Foucault, Was ist Kritik? (s. Anm. 73), S. 26.Vgl. auch Raymond Bellour, »Auf dem Weg zur Fiktion«, in: Franeois Ewald / Bernhard Waidenfels (Hrsg.), Spiele der Wahrheit, Michel Foucaulti Denken, Frankfurt a. M. 1991, S. 124-135. IV. Konstruktion der Geschichte f." 1 Peter L. Berger / Thomas Luckmann, Die gesellschaftliche |- Konstruktion der Wirklichkeit, Frankfurt a. M, 1969. Vgl. Jan Hacking, Was heißt 'soziale Konstruktion'? Zur Konjunktur f. einer Kampfvokabel in den Wissenschaften, Frankfurt a. M. 1' 1999< § 2 Heinz von Foerster / Albert Müller / Karl H. Müller, »Im Gol- I denen Hecht. Über Konstruktivismus und Geschichte. Ein Ge- I sprach«, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissen- $ schaften 8 (1997) Nr. 1, S. 129. I 3 Ebd.,S. 131. I" 4 Paul watzlawick, Die Unsicherheit unserer Wirklichkeit. Ein f Gespräch über den Konstruktivismus, München fi1998, S. 50. Í 5 Ernst von Glasersfeld, »Konstruktion der Wirklichkeit und des I Begriffs Objektivität«, in: Heinz Gumin / Heinrich Meyer f (Hrsg.), Einführung in den Konstruktivismus, München 1985, I S.26. I 6 Watzlawick, Unsicherheit (s. Anm. 4), S. 34. I 7 Emst von Giasersfeld, »Kleine Geschichte des Konstruktivis- I mus«, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaf- I ten 8 (1997) Nr. 1,S. 10. I 8 Watzlawick, Unsicherheit (s. Anm. 4), S. 45. .