3. Sprechen und Aussprache Mayday, mayday… Korrekte Aussprache kann Leben retten. https://www.youtube.com/watch?v=yR0lWICH3rY [θ] ≠ [s] 3. Sprechen und Aussprache ● Begriffe „Phonetik“ und „Ausspracheschulung“ werden oft Synonym verwendet ● Gemeint ist: „didaktische-methodische Prinzipien der Vermittlung einer normgerechten Aussprache auf Basis phonetischer und phonologischer Grundlagen Nach: Reinke, Kerstin: Phonetik. In: Deutschunterricht in Theorie und Praxis. 2017 3. Sprechen und Aussprache Phonetik ● Artikulation ● Akustische Übertragung von Lauten ● Wahrnehmung von Lauten ● „Naturwissenschaft“ Phonologie ● Untersucht Funktion der Laute in einem Sprachsystem ● Phoneme: kleinste bedeutungsunterscheidende Einheiten Nach: Pittner, Karin: Einführung in die germanistische Linguistik. 2016 3. Sprechen und Aussprache ● Ausspracheübungen werden häufig vernachlässigt ● Bis ca. 1970 war normgerechte Aussprache ausgewiesenes Unterrichtsziel ● Mit „kommunikativer Methode“ verschwinden im Westen explizite Ausspracheübungen aus den Curricula ● Im Osten wird Ausspracheschulung weiterentwickelt (z.B. Herder-Institut) ● Seit 1990 mit konstruktivistischer Methode (z.B. „entdeckendes Lernen“) Rückkehr der Phonetikschulung 3. Sprechen und Aussprache Interferenzen: „Fehler, die aus der Verschiedenheit der Phonem- bzw. Lautsysteme sowie suprasegmentalen Gesetzmäßigkeiten zwischen Ausgangs- und Fremd-/Zielsprache resultieren [...]“ (Reinke 2017) Suprasegmentale Merkmale: Akzent, Intonation, Silbenschnitt → Gefahr: Interferenzfehler können fossilieren 3. Sprechen und Aussprache ungerundet: ● liegen [iː] ● missen [ɪ] ● Besen [eː] ● Helle [ɛ] gerundet: ● lügen [yː] ● müssen [ʏ] ● bösen [øː] ● Hölle [œ] Häufige Ausspracheinterferenzen tschechischer Deutschlerner Phonetische Minimalpaare: Wörter, die sich nur in einem Laut (Phonem) unterscheiden 3. Sprechen und Aussprache ● [eː] wird oft als [ɛ] interpretiert Bsp. „Besen“ [beːzn̩] wird [bɛzɛn] ausgesprochen („bösen“?) ● [oː] wird als [ɔ] gelesen Bsp. „Ofen“ [oːfn̩] wird zu [ɔfɛn] (offen?) ● Umlaute wie in „Leute“ [lɔɪ̯tə] werden als „ai“ [laɪ̯tə] ausgesprochen Häufige Ausspracheinterferenzen tschechischer Deutschlerner 3. Sprechen und Aussprache Weitere häufige Interferenzfehler ● Vokalquantität: „Staat“ vs. „Stadt“; „Polen“ vs. „Pollen“ ● Ersatzlaute: [øː] (wie in „böse) wird z.B. durch [oː], [ɔ] oder [ɛ] ersetzt 3. Sprechen und Aussprache Problem: Die „Autorität der Schrift“ (Saussure) ● „leise“ wird [lɛʝzə] statt [laɪ̯zə] ausgesprochen ● e-Schwa („Falle“ [fale] statt [falə]) ● a-Schwa („Lehrer“[leːʀeʀ] statt [leːʀɐ]) 3. Sprechen und Aussprache Das „richtige“ deutsche „r“ ● Laute die nie bedeutungsdifferenzierend wirken nennt man Allophone ● Freie Varianten: [roːt], [ʀoːt] oder [ʁoːt] ● Allophone im FU unproblematisch 3. Sprechen und Aussprache Text von Chudoba: Spielerische Ausspracheübungen mit Lernenden entwickeln. ● Warum Spiele im Ausspracheunterricht? ● Welche Methodik schlägt Chudoba vor? ● Welche Schwierigkeiten ergeben sich? 3. Sprechen und Aussprache Probleme und Herausforderungen für die Ausspracheschulung (nach Reinke 2017) ● Identifizierung psychischer Barrieren und Tabus (z.B. Vorstülpen der Lippen bei Umlauten) ● Eliminierung von Aussprachedefiziten, die die Verständlichkeit beeinträchtigen (Segmenatlia und Suprasegmentalia) ● Eine Nativelike-Ausprache ist oft mit gesellschaftlichem Prestige verbunden ● Defizitäre Aussprache hingegen wird generell mit sprachlicher Inkompetenz gleichgesetzt ● Sichere Aussprache unterstützt sicheres Auftreten des Lerners ● Wichtigkeit des rezeptiven Verstehens verschiedener Deutscher Varietäten ● Fossilissierung von Aussprachefehlern muss unbedingt vermieden werden ● Übungen müssen in kommunikativen Kontext eingebettet werden (Phonetikübungen sind mehr als reine Imitation) ● Einsatz literarischer Texte und der Möglichkeiten szenischer Gestaltung 3. Sprechen und Aussprache Aufgabe Didaktisierung ● Bilden Sie Vierergruppen ● Erstellen Sie anhand der Ihnen zu Verfügung stehenden Materialien eine Didaktisierung einer Ausspracheübung ● Richten Sie sich nach dem Muster: „Wahrnehmung → Reproduktion→ Produktion“ ● Versuchen Sie die kreativen Potentiale (Sprachspiele) ihrer Lernenden mit einzubeziehen ● Sie können zur Lösung der Aufgabe gerne Ressourcen aus dem Netz nutzen 3. Sprechen und Aussprache Ideen ● z.B. Didaktisierung von konkreter Poesie/Zungenbrecher https://www.lyrikline.org/de/startseite/ ● Konstruktivistische Übungen zum IPA ● Kombination mit Idee zum kreativen Schreiben ● Authentisches Material nutzen Ernst Jandl ottos mops ottos mops trotzt otto: fort mops fort ottos mops hopst fort otto: soso otto holt koks otto holt obst otto horcht otto: mops mops otto hofft ottos mops klopft otto: komm mops komm ottos mops kommt ottos mops kotzt otto: ogottogott 3. Sprechen und Aussprache Hausaufgabe: ● Lesen Sie den Text Sprechen und Interagieren von Torben Schmidt! ● Denken Sie sich für die einzelnen Sinnabschnitte (Absätze) geeignete Überschriften aus und bringen Sie diese zur nächsten Stunde mit!