Der Beitrag von Claus Altmayer (2006) „Kulturelle Deutungsmuster als Lerngegenstand. Zur kulturwissenschaftlichen Transformation der ‚Landeskunde'.“ In: Fremdsprachen lehren und lernen 35, S. 44-59 ist von grundlegender Bedeutung. · Durch Globalisierung und weltweite Migration ist eine Begegnung mit „fremden Welten“ omnipräsent à landeskundliche Aspekte des Fremdsprachenlernens erhalten völlig neue Bedeutung! · Landeskunde auf bestem Weg sich als Kulturwissenschaft und damit als neue wissenschaftliche, gleichberechtigte Disziplin innerhalb der Fremdsprachenwissenschaft zu etablieren · Didaktik der Landeskunde tritt seit vielen Jahren auf der Stelle (KRITIK!) Seit ABCD-Thesen und der Unterscheidung zwischen „kognitiver“ „Kommunikativer“ und „interkultureller Landeskunde“ kein wirklich neuer Gedanke dazugekommen! · Dominant: interkulturelles Verstehen, Kompetenz, Handlungs- und Kommunikationsfähigkeit sind dominant. Einbeziehung der eigenkulturellen Prägung ist sinnvoll, ABER: sehr verschiedene Konzepte von Interkulturalität (Lernen, Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit) ohne trennscharfe Abgrenzung der verschiedenen Konzepte. Interkulturell nicht gleich interkulturell! · Kritik: essentialistisches und homogenisierendes Kulturverständnis! Homogene Nationalkulturen hat es so nie gegeben. Begriff obsolet und gefährlich! Kulturalistische und ethnisierende Zuschreibungen! Lernen kommen nur als Repräsentanten ihrer Kultur, nicht als Individuen ins Blickfeld! Falsche Annahme monokultureller Sozialisierung aus der Interkulturelle Missverständnisse entstehen. · Wir deuten und schaffen die gemeinsame Welt und Wirklichkeit auf der Basis von Mustern, die wir im Verlauf unserer Sozialisation erlernt haben. Sowie diese Muster überliefert und im kulturellen Gedächtnis einer Gruppe gespeichert sind, spricht Altmayer von Kulturellen Deutungsmustern. · Ein Kulturelles Deutungsmuster: - Ist musterhaft verdichtetes und auf viele konkreten Situationen anwendbares Wissen - Dient der Deutung konkreter Erfahrungen als Fall eines allgemeinen Typus/Musters - Ist in Sprache und Tradition gespeichert - Stiftet Gemeinschaft - Wird in alltäglichen Handlungen und Kommunikationen meist unreflektiert verwendet · Beispiele für KD: - Wochentage (Sonntag) à chronologische Muster - Kategorisierungen von Personen („Mann“/“Frau“, „Ausländer“, „weiß“, „schwarz“, etc.) à kategoriale Muster - Himmelsrichtungen („Süden“ „Norden“) à topologische Muster - Regionen und Länderstereotype („Afrika“, „Brasilien“) - Familienrollen („Vater“, „Mutter“) - Wertorientierungen („Disziplin“, „Ordnung“, „Gerechtigkeit“) à axiologische Muster · Forderung: Im Landeskundeunterricht muss es darum gehen, den Lernenden das Verstehen und die Partizipation an Diskursen zu ermöglichen, indem sie zur Auseinandersetzung mit den in den Diskursen gebrachten kulturellen Deutungsmustern angeregt werden. · Empirische Erforschung kultureller Lernprozesse. Gute Landeskundedidaktik benötigt Wissen über konkreten Bedingungen und Faktoren bei kulturellen Lernprozessen.