Der nächste Text stammt von Camilla Badstübner-Kizik und beschäftigt sich mit dem didaktisch-methodischen Potential von Erinnerungsorten: (2012):„Erinnerungsorte“ in der fremdsprachlichen Kulturdidaktik. Anmerkungen zu ihrem didaktisch-methodischen Potenzial. · Auf der Suche nach authentischen, mehrdimensionalen, trag- und entwicklungsfähigen Lernanlässen und- inhalten geraten „Erinnerungsorte“ in den letzten Jahren ins Blickfeld. · Auf den ersten Blick scheint dies ein Rückschritt in Richtung Renationalisierung- und Kulturalisierung landeskundlichen Lernens zu sein. · ABER: genauer Blick lohnt! Gerade bei homogeneren Lernendengruppen können erinnerungsorte ein Ausgangspunkt um Selbst- und Fremdwahrnehmung zu differenzieren. · Auswahlkriterien entscheidend! · Erinnerungsorte: lieux de mémoire (Pierre Nora) oder: loci memoriae sind Kristallisationspunkte des kollektiven Gedächtnisses. Ihre Bedeutung und Wahrnehmung ändert sich im Lauf der Zeit (unterschiedlich lange Wurzeln von EO) · Gruppendistinktive Bedeutung auf verschiedenen Ebenen. Etwa:sozial, konfessionell, sprachlich und natürlich auch national. · Unterschiedliche Perspektiven auf einen Erinnerungsort . · EO haben die Potenz, zwischen kulturellem und kommunikativem Gedächtnis Verbindungen herzustellen. Wechselseitige Durchdringung kann veranschaulicht werden. · EO können in unterschiedlicher medialer Form auftreten, was den Inhalt beeinflusst. · Es gibt Sammlungen zu Erinnerungsorten zu D, A, CH , was dem DACHL-Anspruch entgegenkommt. · Unterschiedliche Typen von EO in diesen Sammlungen: - Gebäude, Orte, geographische Regionen: Wiener Ringstraße, Rhein, Rütli - Personen: Niki Lauda, Beethoven, Ottmar Hitzfeld - Politische und gesellschaftliche Ereignisse: Anschluss, Wiedervereinigung, Rütli Schwur - Künstlerische Produkte: Musikantenstadl, Tatort, Heidi - Alltags und Gebrauchsgegenstände: Manner-Schnitte, Der Duden, Schweizer Taschenmesser à sind für größere Gruppen im deutschsprachigen Raum ähnlich konnotiert, generieren vorhersehbare (Be)deutungsstrukturen - EO sollten in der Gegenwart deutlich präsent, sowie synchron und diachron mehrfach vernetzt sein. Authentische Welten hinter der Fremdsprache bieten und das Potential besitzen, neue Lern-und Erkenntniswege zu generieren. - Es kann und muss keinen vollständigen Kanon geben! - Lebendige Erinnerungsorte mit weit verzweigten Wurzeln - EO sind Ausschnitte und Angebote, die das Entstehen und Funktionieren von kulturellem Gedächtnis in vielen Fällen sehr gut zeigen können! - Erinnerungsorte sind Phänomene, die authentische Anlässe zum fremdsprachlichen Reflektieren und versuchsweisen (Mit-)Erleben bieten. - Didaktisch vielschichtig ensetzbar! · Geeignete Erinnerungsorte: - Besitzen gewissen Wiedererkennungswert für größere Gruppen - Verschiedene regionale, soziale, sprachliche Facetten können mit ihnen veranschaulicht werden - Mediale Tradierung über längeren Zeitraum - Sind immer wieder „rezeptionswürdig“ - Ritualisierter Gebrauch und Rezeption - Symbolischer Bedeutungsüberschuss (bedeutet mehr als man auf den ersten Blick meint) - Lassen Aussagen zur Entstehung, Funktion und Tradierung zu - Bedeutung im fremdsprachlichen Kontext (deutsch-polnisch Willy Brandt) DIDAKTISCHE AUSWAHLKRITERIEN: 1. Das Phänomen ist in seinem Ausmaß überschaubar, lässt sich auf Einzelaspekte reduzieren 2. Einzelaspekte liegen in medialen Formaten vor 3. auf unterschiedlichen Niveaus, in unterschiedlicher Ausführlichkeit, mit unterschiedlichen Methoden bearbeitet werden FAZIT: Erinnerungsorte können für DaF-Lernende mit Fernsicht gangbare Wege in die Komplexität der deutschsprachigen Welt öffnen, für DaZ Lernende mit Nahsicht Einblicke und Erklärungs- Interpretationshilfen in die sie umgebende Realität ermöglichen. Bieten insgesamt sprachlich, kulturell und medial authentische Lernsituationen und ein umfangreiches Feld für Reflexion und Diskussion.