Richard Beer-Hofmann 1866-1945 Schlaflied für Mirjam (1897) • Schläfst du Mirjam, Mirjam mein Kind? Ufer nur sind wir und tief in uns rinnt Blut von Gewesnen, zu Kommenden rollts. Blut unsrer Väter voll Unruh und Stolz. In uns sind alle, wer fühlt sich allein? Du bist ihr Leben, ihr Leben ist dein. Mirjam mein Leben, mein Kind, schlaf ein. Hasenauer-Straße, Villa von Josef Hofmann Das Kind, erschienen 1893 • wie ein lästiger Köter, der sich ihm bellend an die Fersen heftet, vor dem erhobenen Stocke zurückweicht, um im nächsten Momente wieder wütend hinter einem her zu kläffen. „Wie ein lästiger Köter!“ Und mitten in seinem verbissenen Zorn kam es über ihn wie Befriedigung über den zutreffenden Vergleich und er ward ruhiger. (s. 11) • • „(…) und das würde so fort gehen, fort und fort, noch Jahre vielleicht, und noch Jahre, immer, - sei ganzes Leben lang würde er sie mit sich schleppen, sie- und das Kind! -Das Kind!“ , s. 14 • • „Seine Pflicht hatte er getan, indem er gleich bei der Geburt des Kindes jene Summe hergab, die der Anstalt die Sorge für das Kind auferlegte. Ihn traf kein Verschulden, wenn die Pflegeeltern schlecht gewählt waren“ (S.48). Das Kind , 1893 • „Die paar Gulden monatlich hätte er leicht den Pflegeeltern schicken können, aber er wollte es damals nicht tun; nicht daß er den frühen Tod herbeigewünscht hätte, nur mehr tun als seine Pflicht wollt er nicht, bei diesem Kinde, dessen Vater vielleicht der blonde Kellner war;(…).“(S.48) • „Er gab es auf,- dies Versteckenspielen vor sich selbst.(…)Sein Kind, sein Kind war das gewesen, das die Leute umkommen ließen, las sie sahen, daß es nichts zu erpressen gab.“(S.50/51) Das Kind, 1893 • Nicht nur seine Sinnlichkeit, auch seine Eitelkeit war jetzt im Spiele. • 21, Zahlabteilung des Findelhauses • Man musste bei der Aufnahme nicht den wahren Namen nennen ‒ nur in einem versiegelten Kuvert … für einen etwaigen Todesfall • Und wenn man dann am Tage der Geburt des Kindes eine bestimmte Summe – von einigen hundert Gulden – erlegte, war man auch der Sorge für das Kind enthoben. … und die Mutter des Kindes konnte aus der anstalt scheiden, ohne dass irgendjemand ihren Namen erfahren hätte; …und was man ihr mitgab, war ein Schein über die Aufnahme des Kindes, das außer dem Namen, den man willkürlich wählen konnte, noch eine Nummer erhielt – wie ein Schirm in der Garderobe. •