Paul Stzemcha-Kirsch, Ottokar Stoklaska und Richard Schaukal. Eine bisher irrelevante Sprachgrenze wurde von nationalen Aktivisten ins Zentrum der Auseinandersetzungen gerückt. (Pieter M. Judson, geb. 1956 in Utrecht) 16. Oktober 2019. „Auf den Spuren der früheren Durchlässigkeit des tschechischen und deutschen Kulturkreises in Mähren. Dargestellt an einigen Familiengeschichten und Genealogien zwischen 1880 und 1930“ Altbrünner Kloster als Ort einer friedlichen Koexistenz von Deutschen und Tschechen • František Matouš KLÁCEL: Kosmopolitismus und die patriotische Bewegung mit besonderem Hinblick auf Mähren. • In: • Enkyklopaedishe erinerungen an fortraege aus logik, ethik, aestetik, literaturgeshichte, stylistik, pflanzen-symbolik . Brünn: Buschak & Irrgang, 1868. • F. M. Klácel (1808-1882) Kosmopolitismus Es ist ein gegensatz gegen den patrotismus […] aber der gegensatz ist sheinbar. Es kan niemand unmittelbar dem allgemeinen dienen; man kann nicht millionnen umshlingen, nicht die gaze velt küszen. Die gesinnung sol frei das höchste ziel anstreben; sol nicht hanakish, maerish, österreichish, europaeish sich beshraenken, sonden human, kosmopolitish sein; aber die tat musz sich beshraenken […] Der familiensin, gemeinsin, patriotismus ist erweiterter egoismus, ven er nicht human, religiös ist; aber der Kosmoplitismus ist eine illusion, shvaermerei, ven er nicht patriotish, in der gemeinde, in seinem engen berufskreise virkt. Landespatriotische Presse? Moravia : eine Monatsschrift für Literatur und Heimatskunde. IV. Jahrgang / herausgegeben von Rudolf M. Rohrer ; Redacteur des letzten Jg. Paul Strzemcha 731.: Der gegenwärtige Zustand der deutschen Literatur . Das Zeitalter der Epigonen (seit Goethes Tod) 741 Grillparzer. War ein 80. Geburtstag nicht ein Fest, wie es vielleicht noch kein Dichter gefeiert hat? 745, es ist eine Freude zu leben, ein Deutscher zu sein! Paul Kirsch (1844-1944): Der Dichter (S.756) Es soll der Dichter sein, wie ein Prophet, Die Glut zu schüren mit geweihten Händen, Bis sie als heil´ge Opferloh´ ersteht Und widerstrahlt in tausend Opferbränden! Landespatriotische Presse na Jiří Malíř (2011) • Blätter „Stimmen aus Mähren" (1870-1872) und „Brünner Beobachter" (1879-1889; seit 1884 unter dem Titel „Beobachter"), die vom überlebenden Bilingualismus der tschechischen Honoratioren zeugten, wie auch vom Fortdauern der Überzeugung, dass es möglich sei, auch im deutschen Sprachmilieu antizentralistisch konservativ und föderalistisch mit einer gegen die lokalen deutschliberalen Eliten in den mährischen Städten gerichteten oppositionellen Tendenz zu wirken. • Wendepunkt 1880 • Stremayrs Sprachverordnungen April 1880. Innenminister Eduard Taaffe, Justizminister Karl von Stremayr. Die Behörden mussten in der Sprache antworten, in der sie angeschrieben oder angesprochen wurden. • 1897 Badenis Sprachverordnungen sind gescheitert. • 1880 Deutscher Schulverein (DSV) gegründet, in Böhmen, Mähren und Schlesien gab es 50 % seiner Mitglieder. • 1903-1920 erschien die Zft Der getreue Eckart. Monatsschrift für die Gesamtinteressen deutscher Schutzarbeit. Linzer Programm 1882 „nicht liberal, nicht klerikal, sondern national“, das Ziel: die staatsrechtliche und wirtschaftliche Entflechtung der Völker Cisleithaniens. Viktor Adler vs. Georg von Schönerer (1885 von Schönerer „Arierparagraphen“ vorgeschlagen) Brigitte Hamann: Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators. Piper, München 2001, Der mährische Ausgleich 1905 • Hanna Burger hat nachgewiesen, wie problematisch die daraus resultierende nationale Segregation war. • Sprachenrecht und Sprachengerechtigkeit im österreichischen Unterrichtswesen 1867 – 1918. Wien 1995. Paul Kirsch aus Großseelowitz/ Židlochovice • Johann Strzemcha war schon tot, als sein Sohn 1844 zur Welt kam. Seine Mutter auseiner Lehrerfamilie • Kirschs Vorlesungen im Deutschen Club, 1882: Wirken Hammerlings • Sänger des Deutschthums • 1905 pensioniert, Augustinergasse • Österreichische Vaterlandskunde • In der historisch-statistischen Sektion der mährischen Ackerbaugesellschaft • Paul Kirsch in Der treue Eckart, 1885 +1886 • Zum neuen Jahre • Ein starker Wächter seinem Land, • Wenn Feindeslist es frech umgarnt, • Hat er geknüpft der Treue Bande, • Vor falschen Freunden klug gewarnt! Es ziemt nicht thatenlos zu klagen Für Hermann wackeres Geschlecht Voll Trotz sowie in alten Tagen So stehen wir zu unsrem Recht Dem Ruhme treu, den stolz errungen Die Ahnen in des Lebens Drang, Die Enkel jener Nibelungen, Die nur der grimme Tod bezwang. Ottokar Stoklaska (1852-1934) • am 23. Juni 1852 in Gaya/ Kyjov, Vater Martin Stoklaska, Mutter Leopoldina, geb. Höfeter. • zu Beginn des Studiums gab er als seine Muttersprache böhmisch an, in den nächsten 5 Semestern gibt er die deutsche Sprache als seine Muttersprache an. • Seit Februar 1891 anderthalb Jahre Lehrer von Robert Musil Michaela Šopáková Ottokar Hans Stoklaska. Zum Leben und Werk eines regionalen mährischen Autors. 2012. Falkensteinergasse 11 Umzug nach Wien, aber 1931 nahm er noch mit Kirsch an der 300-Jahr-Feier es Gymnasium in Nikolsburg Der älteste Sohn • Walther Stoklaska: Jurist, JUDr., der aufgrund einer rigorosen Prüfung damals verliehen wurde. • Sekretär bei der I. mährischen Sparkasse angestellt. Im Jahre 1903 konvertierte er zum Protestantismus (Los- vonRomBewegung?) Stoklaska • Als Realschullehrer in Proßnitz/Prostějov heiratete er am 29. 4. 1876 Augusta Einaigl. Alle vier Kinder (Walther, 1877; Paul, 1879; Margarethe 1882; und Otokar 1883) kamen hier zur Welt. • Seit 1890 Lehrerkollege von Paul Strzemcha, vom Schuljahr 1901/02 bis 1911 wurde er zum prov. Direktor des neu gegründeten Mädchenlyzeums. • 1888: Schillerfeier: Merk´s Brünn • 5.5. 1903: gegen eine tschechische Universität in Brünn Verwahrung eingelegt, für eine Deutsche plädiert. • Merk´s Brünn, aus dem Elysäisch-schillerschen übertragen von O. Stoklaska, anlässlich der VII. Hauptversammlung des Dt. Schulvereins in Brünn • Wird nicht nach manchen bangen Tagen • Der slav´schen Sinflut Wogendrang • An meinem Sockel bröckelnd nagen • Bis auch dies Letzte stumm versank ? • • Merk´s Brünn! Daß nicht im Zeitenwehen, • Wenn eins obsieget hat der Feind, • Ich muss als letzter Deutscher Stehen, • Der über dich, o Bruna, weint. Richard von Schaukal (1874-1942) • 1901 Intérieurs aus dem Leben der Zwanzigjährigen, • 1906 Großmutter, • 1906 Eros Thanatos, • 1907 Leben und Meinungen des Herrn Andreas von Balthesser, • 1913 Die Märchen von Hans Bürgers Kindheit, • 1914 Eherne Sonette, • 1916 Das Buch Immergrün, Schaukal-Renaissance? • Richard von Schaukals Beitrag zur ästhetischen Moderne • Dissertation von Mgr. Libor Marek • Olomouc: 2013 • „Eros Thanatos. Jahrbuch der Richardvon-SchaukalGesellschaft“ • Hg. v. Andreas Wicke und Ingo Warnke „Mimi Lynx. Die Sängerin“ Der Lyrikband „Meine Gärten. Einsame Verse“ Arne Novák, LN, 27.5. 1934 • Habsburskou říši přežil lidsky, ale ne básnicky • Moravský Hofmannsthal • Srovnání s Rilkem: dochází spasení skrze rodinu azvláště skrze dítě. • Haus Immergrün: Alles hatte in ´dieser Gasse sein doppletes Leben: vom Fenster aus und unten, vom Pflaster aus nach rechts und links, wohl auch ab und zu hinauf, doch kaum bis zum Rande der Dächer empor, über dem der Himmel war, dem man von anderswo, zwischen Bäumen hindurch oder gespiegelt in geheimnisstarrenden runden Wasserflächen, besser kannte. • Vater František / Franz • • • • • Vater: František/Franz Schaukal 1844 Náměšť – 1908 Brno Drogeriebesitzer, Kommerzialrat Mutter Wilhelmine Schaukal (geb. Seidl) Schwester: Carolin Wilhelmine de Dráskocz et Jordánfoeld • • Thomas Mann, Briefe an Richard Schaukal, hg. von Claudia Girardi, Frankfurt/Main 2003 • Franz Zeder, „Erlebtheit“ versus „Mache“: Die Richard Schaukal-Thomas Mann-Kontroverse im Spannungsfeld zwischen „Dichter“ und „Literat“, in: Eros Thanatos: Jahrbuch der Richard-von-Schaukal-Gesellschaft, Bd. 3/4, 1999/2000, S. 52. • Schaukal Konzipient bei in der mährischen Statthalterei in Brünn 1899 heiratet er Fanny Hückel aus Neutischein, Bezirkshauptmannschaft in Mährisch-Weißkirchen Baudelaire, Verlaine, Mérimée Nach dem das Haus der Großmutter abgerissen wurde, beginnt er darüber zu schreiben (1906 bis 1915): Das Märchen von Hans Bürgers Kindheit, 1913 • Du schreibst mir, liebste Mama, dass unser altes Haus in der Ferdinandsgasse niedergerissen werde ... Um so dauernder wird es uns bleiben. Denn dann, wenn es nicht mehr ist, wird es uns erst gehören. • Diese hässliche und gleichgültige Stadt hat außer den Erinnerungen, die ich ihr schenke, mit denen ich ihre gemeinen Züge mir melancholisch verschöne, wahrhaftig nichts herzugeben , was irgendwie erfreulich und von Dauer wäre … • die Hauptstadt Mährens, das einem Österreicher zum Ausland wurde: Schaukal war Österreicher, Antisemit und verachtete die Tschechen, aber darunter auch die Großmutter väterlicherseits. Bedřich Loewenstein: Wir und die anderen. Historische und kultursoziologische Betrachtungen. Thelem, Dresden 2003, 436 S. (Mitteleuropa-Studien 2). • Über den Umgang mit Ausländern, 1993 • Statt positivistisch zu dekretieren, daß alles Geschehene notwendig war, finde ich es produktiver, die verpaßten Chancen zumindest nachträglich als solche zu erkennen. (S. 182) • • Eine manichäische Weltsicht: : „Wir" sind die Anständigen, die Angegriffenen, die im Recht. „Die anderen" sind eine zu vernachlässigende Größe, stellen unzumutbare Ansprüche, handeln aus finsteren Motiven. „Wir" vertreten die gute Sache, die authentischen Werte, „die anderen schiere Herrschsucht und Mißgunst“. • •