Das Wartburgfest und Bücherverbrennungen in Deutschland Der Begriff „Burschenschaft" kam Ende des 18. Jahrhunderts auf und war zunächst gleichbedeutend mit „Studentenschaft" allgemein. Ab 1815 dann bezeichnete der Begriff die nicht mehr nach Landsmannschaften getrennten, sondern durch politische Ziele geeinten studentischen Verbindungen an den verschiedenen deutschen Universitäten. Die erste derartige Burschenschaft wurde am 12. Juni 1815 in Jena gegründet. Ihre Keimzelle waren die in den Befreiungskriegen (1812-1815) gegen Napoleon kämpfenden Freikorps, vor allem das Lützow’sche Freikorps, dem sie auch ihre „deutschen Farben" Schwarz-Rot-Gold verdankten. Beeinflusst von den Ideen u. a. Fichtes und Arndts pflegten sie einen in der Verherrlichung des alten deutschen Kaisertums schwärmerischen Idealismus. Der utopische Roman Ray Bradburys Fahrenheit 451 beschreibt eine Gesellschaft, die die Bücherverbrennung institutionalisiert hat. Am 10.12. 1530 verbrannte M. Luther in Wittenberg die päpstliche Bannandrohungsbulle und ein Exemplar des Corpus Iuris Canonici. Am 10. März 1521 erlässt Karl V. das Mandat zur Verbrennung der Schriften Martin Luthers. Auf dem Wartburgfest am 18.10. 1817, das das 300jährige Jubiläum der Reformation zum Anlass nahm, um den widerstand gegen die Heilige Allianz zu zeigen, verfuhren die Burschenschafter mit 28 nach ihrer Ansicht reaktionären Schriften in ähnlicher Weise. Die Bücherverbrennung war angeblich von den Veranstaltern nicht geplant worden, sondern war eine private Aktion einer Gruppe von besonders Radikalen. Auf dem Scheiterhaufen endeten Werke des August von Kotzebue[1], Karl Leberecht Immermann[2], die "Germanomanie" des jüdischen Schriftstellers Saul Ascher[3], sowie der Code Napoléon. Es handelte sich nicht um echte Bücher, sondern um mit Titeln beschriftete Makulaturbündel. Heinrich Heine, der sich in Göttingen 1820 selbst an geheimen burschenschaftlichen Versammlungen beteiligte, wurde aus antisemitischen Gründen aus der Burschenschaft ausgeschlossen. Damals arbeitete er an seiner Tragödie „Almansor“ und ließ darin seinen Protagonisten Hassan folgende Prophezeiung aussprechen: Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende gar auch Menschen. Die organisatorische Basis der Burschenschaft bilden "19 Punkte" und die darauf ausgearbeitete Verfassung Burschenschaft aus dem Jahre 1818, die von 14 Vertretern von 14 Universitäten unterzeichnet wurde. Das Anliegen der Burschenschaft war eine "christlich-deutsche Ausbildung einer jeden leiblichen und geistigen Kraft zum Dienste des Vaterlandes" und "Einheit, Freiheit aller Burschen untereinander und möglichste Gleichheit aller Rechte und Pflichten". Erst einige Jahre später fanden diese Gedanken Ausbreitung auch unter katholischen Studenten in Breslau, Würzburg, Freiburg i. Br. und in Bonn. Das nationale Programm aus dem Jahre 1818 forderte staatliche, wirtschaftliche und kirchliche Einheit, einheitliches deutsches Recht, verfassungsmäßige Erbmonarchie, Rede- und Pressefreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Selbstverwaltung der Universitäten, öffentliches Gerichtsverfahren und Geschworenengerichte, allgemeine Wehrpflicht und eine selbstbewußte Machtpolitik Deutschlands. Ein Studentenlied aus dieser Zeit reagiert auf die politische Unterdrückung: Man schalt es Verbrechen, Man täuschte sich sehr; Die Form kann man zerbrechen. Die Liebe nimmermehr. Die Form ist zerbrochen Von außen herein Doch was man drin gerochen, Ist eitel Dunst und Schein. Das Band ist zerschnitten, War schwarz, rot und gold, Und Gott hat es gelitten Wer weiss, was er gewollt! Das Haus mag zerfallen Was hat's denn für Not? Der Geist lebt in uns allen, Und unsre Burg ist Gott! Bis heute erhalten blieben Strukturen der Burschenschaft, die den Berufseinstieg und die Karriere in konservativen Kreisen in Deutschland und Österreich erleichtern können. Es ist nämlich nicht nur eine Gemeinschaften von Studenten, sondern auch von Alten Herren (d. h. der berufstätigen Akademikern), die man vom Konvent, den Kneipen bzw. dem alljährlichen Stiftungsfest mit Kommers kennt. Die Mitglieder sind zuerst Füchse, nach zwei Semestern werden sie vollberechtigte Burschen, im 5. Semester Inaktive und nach dem Examen Alte Herren. Literarische Darstellung fand die Burschenschaft unter anderem in Heinrich Manns Roman Der Untertan (kritisch) und Karl Hans Strobl (überwiegend verherrlichend). In Österreich ist am einflussreichsten in den ÖVP-Kreisen der Cartell-Verband der katholischen deutscjhen Studentenverbindungen (CV; gegr. 1856). Karlsbader Beschlüsse Auf die Ermordung Kotzebues reagierten die Staaten des Deutschen Bundes auf den Karlsbader Konferenzen (August 1819) mit folgenden Maßnahmen gegen »demagogische Umtriebe« (Demagogenverfolgung): - für alle deutschen Hochschulen wurden Regierungsbevollmächtigte bestellt, die über die politische Gesinnung der Professoren und Studenten wachen sollten. - die Burschenschaft wurde verboten und den Mitgliedern der als Geheimbund weiter existierenden Burchenschaft wurde dieAufnahme in den Staatsdienst versperrt. - Studenten und akademische Lehrer, die von einer Universität verwiesen oder aus dem Amt entfernt wurden, durften an keiner anderen Hochschule aufgenommen werden. - Zeitungen, Zeitschriften und Bücher unter 20 Bogen wurden unter Zensur gestellt. - es wurde eine Zentraluntersuchungskommission in Mainz errichtet, die angebliche revolutionäre Umtriebe verfolgen sollte. Die Metternich’schen Demagogenverfolgung mit ihren gesetzlichen Massnahmen gegen liberale und nationale Kräfte ließ bis zur Märzrevolution 1848 nicht nach. Die Demagogenverfolgung wurde unterschiedlich scharf praktiziert. Vor allem in Österreich und Preussen wurden viele Oppositionelle gemassregelt oder inhaftiert, einige wurden zum Tode verurteilt. Um ein Übergreifen der Julirevolution von 1830 in Frankreich zu verhindern und nach oppositionellen bzw. revolutionären Aktivitäten (Hambacher Fest 1832, Sturm auf die Hauptwache in Frankfurt 1833) wurde die Repression jeweils erneuert und verschärft, bis 1834 die Pressezensur und die Überwachung der Universitäten lückenlos eingerichtet war. Unter dem Druck der Restauration zog sich das Bürgertum ins Privatleben zurück, viele fortschrittliche Intellektuelle emigrierten. Friedrich List nach Wikipedia, der freien Enzyklopädie Friedrich List (* 6. August 1789 in Reutlingen; † 30. November 1846 in Kufstein) war ein deutscher Nationalökonom. Er gilt als Vorkämpfer für den deutschen Zollverein und das Eisenbahnwesen. Walter von Molo schrieb den historischen Roman Ein Deutscher ohne Deutschland. Sein Friedrich-List-Roman aus dem Jahre 1931 betont die Vaterlandsliebe des ehemaligen Weißgerberlehrlings, der zum Berater des amerikanischen Präsidenten wurde und seinen Auftrag ablehnte,den Eisenbahnbau in den USA zu leiten, um nach Deutshcland zurückzukehren. Leben Friedrich List war Professor für Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Er sah die Industrialisierung eines Landes als Initialzündung eines selbstverstärkenden Prozesses und befürwortete Schutzzoll (Schutzzölle) um die industrielle Erziehung des Landes ("Erziehungszoll) voranzutreiben. Als Abgeordneter im Landtag von Württemberg setzte er sich für Demokratie und Freihandel ein. In seiner "Reutlinger "Petition" vom Januar 1821 übte er deutliche Kritik an der herrschenden Wirtschaftspolitik, die er in der Einleitung in diese Worte fasste: "Ein oberflächlicher Blick schon auf die inneren Verhältnisse Württembergs muß den unbefangenen Beobachter überzeugen, daß die Gesetzgebung und die Verwaltung unseres Vaterlandes an Grundgebrechen leidet, welche das Mark des Landes verzehren und die bürgerliche Freiheit vernichten." Als Reaktion auf diese Kritik entzogen ihm die Landtagsabgeordneten unter dem Druck des Königs sein Mandat und damit die politische Immunität. Im April 1822 wurde er zu zehn Monaten Festungshaft verurteilt. Nach zunächst erfolgreicher Flucht nach Frankreich und der Schweiz kehrte List 1824 zurück, um die Haft auf dem Hohenasperg bei Ludwigsburg anzutreten. Als er sich 1825 bereiterklärte, in die Vereinigten Staaten auszuwandern, wurde er nach Verbüßung von fünf der zehn Monate Haft begnadigt. Dort kam er in Berührung mit Ideen Alexander Hamiltons über Schutzzölle. 1832 kehrte er als US-Konsul in seine Heimat zurück, scheiterte jedoch mit dem Versuch seiner bürgerlichen Rehabilitierung, der die Festungshaft entgegenstand. Einem 1836 an Wilhelm I. von Württemberg gerichteten Gnadengesuch wurde nicht stattgegeben. List setzte sich in seinen späten Jahren für den Bau eines Eisenbahnnetzes in Deutschland und für die Abschaffung der Zollschranken innerhalb Deutschlands ein, wie es teilweise im Deutschen Zollverein (1834) schon verwirklicht worden war. Für dessen Gründung hatte List sich vehement eingesetzt. In seinen nationalökonomischen Schriften forderte er staatliche Schutzzölle für Deutschland. Insbesondere setzte er sich dafür ein, dass das stets nach innen orientierte Deutschland größeren Anteil am Seehandel habe. Er stellte fest: "Wer an der See keinen Anteil hat, der ist ausgeschlossen von den guten Dingen dieser Welt und unser Herrgotts Stiefkind." Als sein Hauptwerk zählt Das nationale System der politischen Ökonomie (1841) Hier befasst er sich auch mit dem technischen Fortschritt. Aufgrund von Depressionen, die nicht zuletzt durch seinen erfolglosen Versuch bedingt waren, sich vollwertig in das bürgerliche Leben Deutschlands zu integrieren, starb er 1846 im österreichischen Kufstein durch Selbstmord. Vgl. http://www.wlym.de/klassiker/List_Eisenbahn_Sachsen_Deutschland.doc * Friedrich List und seine Zeit. Nationalökonom, Eisenbahnpionier, Politiker, Publizist (1789-1846). Katalog und Ausstellung zum 200. Geburtstag. Reutlingen, Heimatmuseum und Stadtarchiv, 1989 Auswanderungswellen Die Aufhebung von Erbuntertänigkeit und Schollenbindung (Bindung an Grund und Boden) für die Bauern in der Bauernbefreiung und das sprunghafte Bevölkerungswachstum im 19. Jahrhundert führten in den 1820er Jahren zu einer großen Landflucht. Die Binnenwanderung in Deutschland fand vom Osten nach Westen, vom Land in die Stadt, von der nächsten Stadt in die industriellen Ballungszentren statt. Gleichzeitig mit der Verstädterung Deutschlands verschärften sich die sozialen Probleme, die es bereits vor der Industrialisierung gegeben hatte. Davon war insbesondere auch das Gewerbe betroffen, wo viele Handwerker am Rande des Existenzminimums lebten. Zudem verfügten die rasant anwachsenden Städte weder über ausreichende sanitäre Einrichtungen noch über Wasserversorgung oder Wohnungen. Große Bevölkerungsteile lebten in Armut, in Mietskasernen unwürdig eingepfercht und ohne Aussicht auf Besserung ihrer persönlichen Situation. Wirtschaftliche Not war wohl die wichtigste, aber nicht die einzige Ursache der Auswanderung nach Übersee, vornehmlich in das »gelobte Land« Amerika. Die Auswanderungswellen waren nach Missernten und in der Zeiten der Hungersnot auf dem Lande am stärksten. Drei Missernten (1845, 1846, 1848) führten 1846-49 zu schweren Hungersnot in SW-Deutschland. 1816/1817 erste Massenauswanderung aus Deutschland, verstärkt dann nach 1830. 1834 bis 1845 – etwa 20 000 jährlich 1846 – 1855 insgesamt 1,1 Millionen, hauptsächllich nach Nordamerika, weniger nach Südamerika und Australien. Verbilligung der Überfahrtkosten, Auswanderervereine, auch von den Gemeindebehörden gefördert, die ihre Unterschichten loswerden wollten. Nach der Demagogenverfolgung (seit 1819) und besonders nach 1849 stieg die Zahl der politisch motivierten Auswanderer. 1830 –1870 insgesamt 2,5 Millionen Deutsche ausgewandert. Im amerikan. »Schmelztiegel« wurden die Deutschen assimiliert; anders dagegen in Mittel- und v. a. Südamerika, wo sich dt. Sprache und Kultur in geschlossenen und Streusiedlungen erhalten haben, v. a. in Brasilien, wo seit 1824 (Săo Leopoldo), verstärkt nach 1850 (Blumenau), viele D. (zumeist ehem. Russlanddeutsche) einwanderten. Heute leben sie meist in den Staaten Rio Grande do Sul, Santa Catarina, Săo Paulo und Paraná. In Argentinien wurde 1836 die erste dt. Ansiedlung gegründet; ein neuer Zuzug kam nach dem 2.Weltkrieg ins Land. In Chile siedelten sich die ersten D. 1850 bei Valdivia und in der Prov. Chiloé an, später dann auch in Santiago, Valparaíso und Concepción ________________________________ [1] 1781-1790 bekleidete Kotzebue hohe Ämter in Petersburg und Estland (seine Frau war eine estländische Adelige). Gleichzeitig leitete er in Reval (heute Tallinn) ein Liebhabertheater, für das er das Rührstück Menschenhass und Reue (Bln. 1789) schrieb, mit dem er seinen Ruf als populärster Dramatiker seiner Zeit begründete. 1792 kehrte Kotzebue nach Aufenthalten in Mainz, Paris und Mannheim nach Rußland zurück, ging 1798 als Theaterdichter nach Wien und 1800 wieder nach Rußland, wo er unter dem Verdacht, Jakobiner zu sein, verhaftet und nach Sibirien verbannt wurde. Durch Paul I. begnadigt, wurde er nach vier Monaten wieder freigelassen und zum Direktor des Deutschen Hofschauspiels in Petersburg ernannt. 1801, nach der Ermordung des Zaren, ließ sich Kotzebue in Weimar nieder. Dort kam es zum Konflikt mit Goethe. Nach Napoleons Sieg 1806 floh Kotzebue nach Estland, von wo aus er die antinapoleonischen Zeitschriften »Die Biene« (Königsb. 1808/09) u. »Die Grille« (Königsb. 1811/12) herausgab. 1813, nach der Niederlage Napoleons, wurde K. zum Generalkonsul in Preußen ernannt, zog nach Königsberg, übernahm die Leitung des Theaters und schrieb eine Geschichte des Deutschen Reiches von dessen Ursprunge bis zu dessen Untergange (Lpz. 1814/15). 1817 kehrte er noch einmal nach Weimar zurück und gründete das »Litterarische Wochenblatt« (Weimar 1818/19), in dem er v. a. gegen die polit. Ziele der studentischen Turnerbünde und Burschenschaften, gegen Demokratie und Pressefreiheit polemisierte. Da ihn die Studenten verdächtigten, er sei ein Spion des Zaren, wurde er 1819 durch den Jenaer Burschenschafter Karl Ludwig Sand ermordet. [2] Während des durch die Schließung der Universität Halle-Wittenberg 1813 und die Teilnahme an den Befreiungskriegen 1815 unterbrochenen Studiums trat Immermann zum ersten Mal mit Streitschriften gegen die Burschenschaft »Teutonia« publizistisch an die Öffentlichkeit. [3] Dieser Berliner Buchhändler warb im Geist der Spätaufklärung für die Ideale religiöser Toleranz und bürgerlicher Gleichberechtigung. Revolutionsbegeisterung und kosmopolitische Gesinnung machten ihn zum Parteigänger Napoleons (Napoleon oder über die Fortschritte der Regierung. Bln. 1808); 1810 wurde Ascher deshalb vorübergehend inhaftiert. Dieser Überzeugung wegen stand Ascher auch in entschiedenem Gegensatz zu romantisch-restaurativen Kreisen wie der ›Christlich-Deutschen Tischgesellschaft‹ (Mitglieder waren u.a. Arnim, Brentano u. Kleist). Aschers Tendenzschrift gegen antisemitische Auffassungen hieß Die Germanomanie. Skizze zu einem Zeitgemälde. Bln. 1815).