Die Bibel und die deutschsprachige Literatur 7 (26.11. 2020) Das 18. Jahrhundert: Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 – 1803): Der Messias (1748 – 73) – biblisches Epos in Hexametern – 20 Gesänge Stoff: das Martyrium Jesu – Hauptquellen: Evangelium Johannis und Offenbarung; die Erniedringung Christi ist mit Rücksicht auf Stil und Thema unterdrückt und ins Gegenteil gewendet. Ziel: Homer und Milton zu überbieten (Miltons „Verlorenes Paradies“ war für Klopstock das Vorbild – während Milton hauptsächlich den Sündenfall behandelt, geht es im „Messias“ eher um die Erlösung der sündigen Menschheit). Schauplatz des ersten Gesanges ist der Himmel: Gott Vater will die Menschheit durch seinen Sohn erlösen; 2. Gesang: Die Hölle ‒ die Teufel wollen das vereiteln; der 3. Gesang – auf der Erde – die Erlösung beginnt mit der Ölbergsszene. Vom 5. Gesang hält sich Klopstock genauer an den biblischen Bericht: Kreuzigung, Grablegung, Auferstehung, Himmelfahrt und die Vorwegnahme des Jüngsten Gerichts. Empfang Christi am Throne des Vaters und seine Erhebung zur Rechten Gottes schließen das Epos. Der Stil ist rhapsodisch, enthusiastisch: Neuprägungen gewöhnlicher Wörter („Flammenwort“, „Maria, heiliges Mädchen“), Vernachlässigung nur logischer Wortarten (Artikel, Partikel, Präpositionen), ungewöhnlicher Satzbau. Trennung der Dichtersprache von der täglichen Gebrauchssprache. Begeisterte Aufnahme. Herder: das erste klassische Buch deutscher Sprache nach Luthers Bibel. Ludwig Graf von Zinzendorf (1706 – 1760): Sammlung geistlicher Lieder (mehr als 2000 geistliche Lieder), für Andachten und Gottesdienste – pietistisch – „Jesu geh voran“. Christian Fürchtegott Gellert (1715 – 1769): Geistliche Oden und Lieder Johann Gottfried Herder (1744 – 1803): Vom Geist der Ebräischen Poesie Die Bibel als eine Sammlung alter Schriften, als Phase auf dem großen Kulturweg der Menschheit – für Herder ist sie die nationale Poesie von Hirten, eines ganzen von Gottesbewusstsein erfüllten Volkes – „Poesie der Freundschaft mit Gott“ – die hebräische als „älteste, simpelste und erhabenste Poesie überhaupt“ Bibelkritik: Hermann Samuel Reimarus (1694 – 1768), Deist – „Von Duldung der Deisten“ ( Fragmente eines Wolfenbüttelschen Ungenannten) – von Lessing veröffentlicht (1774 – 77) - Teile der Schrift: „Apologie oder Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes“ – große Wirkung - Wegbereiter und Vorläufer der Bibelkritik und der späteren Leben-Jesu-Forschung (die Kritik von Reimarus ist vom heutigen Standpunkt sehr naiv). Johann Salomon Semler (1725 – 1791) – Theologe – unterschied zwischen der Schrift als dem zeitbedingten menschlichen Zeugnis der Offenbarung und dem Wort Gottes selbst – Erweiterung der Exegese um die historische Interpretation. Jan David Michaelis (1717 – 1791) – Theologe, Professor in Göttingen - widmete sich der biblischen Archäologie und den orientalischen Sprachen. Johann Gottfried Eichhorn (1752 – 1827) – untersuchte die ersten Kapitel der Genesis.