Die Bibel und die deutschsprachige Literatur 6 (19. 11. 2020) Reformationszeit, Humanismus: Martin Luther (1483 – 1546) – nicht nur die Bibelübersetzung, sondern auch Lieder, Fabeln, Paraphrasen der Psalmen Hans Sachs (1494 – 1576): 1526 – eine Bearbeitung von 13 Psalmen während seines Lebens hat er fast die ganze Bibel bearbeitet (Meistersang, Sprüche) Dramen: mehr als 100, davon ungefähr ein Drittel auf biblische Stoffe z.B. Tragedia über die Enthauptung Johannis (1550) Tragedia König Sauls (1537) Das Schuldrama (lateinisch und deutsch): Paul Rebhuhn (1505 – 1546)- Protestant Susanna (1535) – vorbildliche Gattin, gegen das Zölibat der Priester Die Hochzeit zu Kana Burkhard Waldis (1490 – 1556) – Protestant De Parabell vom verlorn Sohn (1527) – ein häufiges Thema – der verlorene Sohn: Rechtfertigung durch den Glauben, der werkgläubige Bruder: Katholizismus Joachim Greff: Spiel von dem Patriarchen Jakob und seinen zwölf Söhnen[1] (1534) – die Geschichte Josephs im Zentrum Bartholomäus Krüger: Spiel vom Anfang und Ende der Welt (1580) – Gott und Satan kämpfen um den Menschen – eine Simultanbühne: Himmel, Hölle und Erde – Mönche als Verbündete Satans, Luthers Lieder Luzerner Passionsspiel (1583) - ein Osterspiel Sixt Birck: Susanna (1532) – Susanna als Muster der treuen Ehefrau, gegen die Ehelosigkeit der Geistlichen Jesuitendrama – die Doppelbühne - im Himmel und auf der Erde (Jesuitenbühne) Barock: vor allem Poesie - biblische Stoffe oft vermischt mit antiken Stoffen Fortsetzung des Jesuitentheaters – sehr populär - Jakob Bidermann der wichtigste Repräsentant Jakob Balde: Jephtias (1637) - Stoff aus dem Buch der Richter – das Schicksal der Tochter des Jephthah, die der Vater Gott opfern muss - als Allegorie auf den Opfertod Christi - melodramatisch Lyrik: Johann Scheffler – Angelus Silesius (1624 – 1677): Geistreiche Sinn- und Schlussreime Gedanken über das Verhältnis von Seele und Gott – mystische Religiosität – Dualismus von Ich und Gott und ihre Zusammengehörigkeit – meistens zweizeilige Alexandriner-Epigramme – oft Zuspitzung des Antithetischen bis zur Paradoxie – einige Beispiele: Von Maria Magdalena an dem Creutze Wie dass die Magdalen das Creutze so umbschrenkt? Es ist weil JESUS dran ihr Allerliebster hängt. Das Creutz Ich habe mir das Creutz für allem Schatz erkiest Weils meines Leibes Pflug und Seelen Anker ist. Die geheime Himmelfahrt Wenn du dich über dich erhebst und läst GOtt walten: So wird in deinem Geist die Himmelfahrt gehalten Paul Gerhardt (1607 – 1676): Geistliche Andachten (1666-67), 120 Kirchenlieder mit Vertonung – persönliche religiöse Lyrik – Höhepunkt der geistlichen protestantischen Lyrik – ein Beispiel: An das Angesicht des Herrn Jesu O Haupt voll Blut und Wunden Voll Schmerz und voller Hohn, O Haupt zum Spott gebunden Mit einer Dornenkron, O Haupt! Sonst schön gezieret Mit höchster Ehr und Zier, Jetzt aber höchst schimpfieret, Gegrüsset seist du mir! Friedrich Spee von Langenfeld (1591 – 1635), Jesuit, Professor der Moraltheologie : Trotz-Nachtigall – religiöse, mystische Lyrik – Jesus als Schäfer Daphnis, um dessen Leiden und Tod die Hirten klagen – Thema: Die Jesusliebe - Vorbild: Das Hohelied – sehr gefühlvoll und zart - eine der stärksten lyrischen Leistungen der Zeit Andreas Gryphius (1616 – 1664): Sonn- und Feiertagssonette (1639) – in der Tradition der Gebets- und Erbauungsliteratur – Bindung an die (biblischen) Perikopen – Vergänglichkeit des irdischen Lebens ________________________________ [1] https://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/metadata/1402478941/1/: Greff, Joachim:Ein lieblich vnd nuetzbarlich spiel von dem Patriarchen Jacob vnd seinen zwelff Sönen, Aus dem ersten buch Mosi gezogen, vnd zu Magdeburg auff dem Schuetzenhoff im 1535. jar gehalten.