„Wir sind bereit, auf den Ruf unseres Kaisers in Reih und Glied zu treten […] aber wir können dafür auch verlangen, dass uns ein Preis zufalle, der des Opfers wert ist: einem Herrenvolk anzugehören, das seinen Anteil an der Welt sich selber nimmt und nicht von der Gnade und dem Wohlwollen eines anderen Volkes zu empfangen sucht.“[1] Worauf basierte die Bereitschaft auch kleiner Leute einem solchen Verein ihre Beiträge zu zahlen? Gab es reale wirtschaftliche Gründe für das Bedürfnis, die Vormachtstellung Deutschlands ideologisch zu fördern?[2] Versetzen Sie sich in die Situation eines Monarchisten, der in den 1920er Jahren Deutschlands Größe vor 1914 nachtrauert, und eines Republikaners, der ihn provoziert. Gehen Sie auf die berüchtigte Hunnenrede Kaiser Wilhelms II. und auf den Text von Karl Ossietzky anlässlich des 10. Jahrestages der Entstehung der Weimarer Republik ein. Das notwendige Hintergrundwissen recherchieren Sie in verlässlichen Quellen selber nach. Das Deutsche Reich hat seinem Charakter nach die Verpflichtung, seinen Bürgern, wofern diese im Ausland bedrängt werden, beizustehen. Die Aufgaben, welche das alte Römische Reich deutscher Nation nicht hat lösen können, ist das neue Deutsche Reich in der Lage zu lösen. Das Mittel, das ihm dies ermöglicht, ist unser Heer. [...] Die Chinesen haben das Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen. Es ist das um so empörender, als dies Verbrechen begangen worden ist von einer Nation, die auf ihre uralte Kultur stolz ist. Bewährt die alte preußische Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freundlichen Ertragen von Leiden, möge Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt an Manneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel. Ihr wißt es wohl, ihr sollt fechten gegen einen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten, grausamen Feind. Kommt ihr an ihn, so wißt: Pardon wird nicht gegeben. Gefangene werden nicht gemacht. Führt eure Waffen so, daß auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehr es wagt, einen Deutschen scheel anzusehen. Wahrt Manneszucht. Der Segen Gottes sei mit euch, die Gebete eines ganzen Volkes, Meine Wünsche begleiten euch, jeden einzelnen. Öffnet der Kultur den Weg ein für allemal! Nun könnt ihr reisen! Adieu Kameraden! Carl von Ossietzky war Herausgeber der linksliberalen Zeitschrift Die Weltbühne.[3] Die Republik hat den denkbar günstigsten unter allen möglichen Frieden geschlossen. Deutschland ist unter allen Ländern des Krieges das einzige, das mit Fug sagen kann, der Friedensvertrag habe ihm Nutzen gebracht. Es hat zwar Gebiete verloren, es muß schwere Reparationen leisten, und noch ist ein Stück Rheinufer besetzt. Dafür aber ist es aus der Sphäre des Imperialismus heraus, und es hat kein Deutschland Übersee zu verteidigen. Es kann ruhig schlafen, wenn in China oder Marokko die Gewehre losgehn. Es ist von der Qual der Wehrpflicht befreit, gemessen an den militärpolitischen Sorgen der andern sind die seinen für die Katz. Die Sieger werden ihrer Eroberungen nicht froh, ihr Budget kommt durch Rüstungsaufwendungen aus der Balance, und in den jungen Staaten balgen sich die Nationalitäten. Deutschland ist wieder angesehen und thront im Rat der Großen, ohne deren Beängstigungen zu teilen. [über Clemenceau], jedenfalls ist er Deutschland ebenso wenig zum Verderben geworden wie Napoleon, der den König von Preußen bis nach Tilsit gejagt und ein Bündel vermotteter Staaten so rücksichtslos durchgelüftet hat, wie das deutsche Pietät niemals zuwege gebracht hätte. Was wäre eigentlich, wenn wir gesiegt hätten, wenn die Vaterlandspartei der Ludendorffe ihre großen Eroberungsabsichten verwirklicht hätte? Dann wäre bis heute noch kein Frieden in der Welt gewesen, jeder erwachsene Deutsche einerlei welchen Geschlechts, würde draußen in der Welt günstigenfalls Etappendienst machen und aufpassen, ob die von den Alldeutschen geschmiedeten Ketten auch richtig sitzen; alle Deutschen wären nach zehn Jahren noch immer unterwegs, und im Land wäre nichts als – die Zentrale für Heimatdienst. Zur Abwickelung. Begriffe: Wilhelminisches Deutschland und die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. (Zisleithanien, Transleithanien, Deutsche Schutzgebiete in Afrika, Flottenverein, Industrialisierung Deutschlands, Verstädterung, die Sozialdemokratie und die Sozialgesetzgebung, der Kulturkampf nach dem Ersten Vatikanischen Konzil, Unterschiede zwischen einzelnen Staaten des Kaiserreichs, Ausweisungen von Zuwanderern aus Osteuropa, Alldeutscher Verband, Antisemitismus). ________________________________ [1] Gründungsaufruf. In: Otto Bonhard: Geschichte des Alldeutschen Verbandes. Berlin: T. Weicher, 1920. S. 233f. Der Einstellung der Alldleutschen zu den Tschechen ging schon in den 1960er Jahren Jiří KOŘALKA nach (Všeněmecký svaz a česká otázka koncem 19. století, Praha 1963) [2] Der Anteil Großbritanniens an der Weltfertigwarenproduktion sank im Zeitraum 1870-1913 von 31,8 auf 14% und wurde damit vor dem Ersten Weltkrieg von den USA und von Deutschland übertroffen. [3] Wikipedia: Im international aufsehenerregenden Weltbühne-Prozess wurde er 1931 wegen Spionage verurteilt, weil seine Zeitschrift auf die verbotene Aufrüstung der Reichswehr aufmerksam gemacht hatte. Kurz nach seiner Entlassung kamen die Nazis an die Macht. Ossietzky wurde am 28. Februar 1933 widerrechtlich in Haft gesetzt. Als einer der prominentesten politischen Häftlinge wurde Ossietzky unter anderem im Konzentrationslager Esterwegen besonderes Opfer nationalsozialistischer Willkür. Er wurde häufig misshandelt und gefoltert. 1936 erhielt Ossietzky in einer internationalen Hilfskampagne den Friedensnobelpreis. Im gleichen Jahr wurde er, durch die Torturen schwer erkrankt, unter Polizeiüberwachung in ein Berliner Krankenhaus verlegt. Dort verstarb er unter Bewachung zwei Jahre später.