Konservativ und revolutionär? Bedeutungen nach dem Duden (Das große Wörterbuch der deutschen Sprache, 2000) Kon|ser|va|tịs|mus; Kon|ser|va|ti|vịs|mus, der; -: 1. a) am Hergebrachten, Überlieferten orientierte Einstellung: gerade jetzt, wo die Mode die engen Schranken eines starren K. durchbrochen hat (Herrenjournal 1, 1966, 70); b) politische Grundhaltung, die auf weitgehende Erhaltung der bestehenden Ordnung gerichtet ist: Er hielt, trotz seines geeichten K., Distanz zum Rechtsradikalismus (W. Brandt, Begegnungen 33) Re|vo|lu|ti|on, die; -, -en [frz. révolution, eigtl. = Umdrehung, Umwälzung < spätlat. revolutio = das Zurückwälzen, -drehen, zu lat. revolutum, revoltieren]: 1. auf radikale Veränderung der bestehenden politischen u. gesellschaftlichen Verhältnisse ausgerichteter, gewaltsamer Umsturz[versuch]: die russische, chinesische, islamische R.; die Französische R.; eine R. findet statt, bricht aus; die R. scheitert, siegt, bricht zusammen; eine R. machen, niederschlagen, beenden; die R. von 1848; 2. umwälzende, bisher Gültiges, Bestehendes o. Ä. verdrängende, grundlegende Neuerung, tief greifende Wandlung: eine R. in der Mode, in Fragen der Kindererziehung; 3. (Astron. veraltet) Umlaufbewegung der Planeten um die Sonne Im streng historischen Sinne läßt sich also der Konservativismus als die ideologische und sozialpolitische Strömung definieren, deren Ziel die Aufrechterhaltung der societas civilis und der Herrschaftsstellung ihrer Oberschichten war. Was insbesondere den ideologischen Aspekt betrifft, so bezieht der Konservativismus den Grundbestand seiner Theorien aus dem theologischen und sozialphilosophischen Gedankengut der societas civilis, und daher geht er dem neuzeitlichen und zwar dem aufklärerischen Rationalismus zeitlich voran […]. (Kondylis, Panjotis: Konservativismus. Geschichtlicher Gehalt und Untergang. Stuttgart 1986.) Das „Dilemma des Konservatismus“ Unverkennbar ist hier die Ueberlegenheit der fortschrittlichen These über die konservative, der notwendige Sieg der Hoffnung über die Resignation, die offenbar eine für die Massenpsyche unproduzierbare oder unerträgliche Stimmung sein muß. […] Unsere Lehre lebt rein nur in einem kleinen, esoterischen Kreise; kaum sind wir im Stande, sie so zu formen, daß alle Leute unserer Gesinnung gefeit gegen die „Wahrheit“ von drüben bleiben, und aussichtslos wäre es, auf die Massen wirken zu wollen. Das bedingt ohne Zweifel eine große Diskrepanz zwischen „reiner“ und „praktischer“ konservativer Theorie, eine Senkung des Niveaus der populären Agitation, ein Ignorieren bedeutsamer, ein Betonen nebensächlicher, wirkungsvoller Momente, das Abstellen auf Tagesfragen und die systemwidrige Heranziehung populärer Schlagworte und Gedanken. (Quabbe, Georg: Tar a Ri. Variationen über ein konservatives Thema. Berlin 1927, S. 119.) Conservative parties faced a dilemma in the post-1848 world. To gain power meant reaching across the great abyss of voters deploying electoral strategies to win “the numbers game.” By making appeals to voters in such a way, these politicians, however, would alter the very inegalitarian and hierarchical world that mid-century conservatives sought to preserve. Conservative parties faced a dilemma in the post-1848 world. […] To survive required adaptation, but too much adaptation was precisely what conservatives sought to avoid. How to preserve their world, their interests, and power while participating in politics was the essence of the “conservative dilemma” after 1848. (Ziblatt, Daniel: Conservative Parties and the Birth of Democracy. Cambridge 2017, S. 33.) Weil der Konservatismus [nach dem Ersten Weltkrieg] […] einsehen musste, daß die Verbindung zu den gesellschaftlichen Zuständen, auf die er sich als die wahren und bewahrenden berief, längst abgerissen war, entschloß er sich zu einer Art Verzweiflungstat – er wurde revolutionär. (Greiffenhagen, Martin: Das Dilemma des Konservatismus in Deutschland. München 1971, S. 241.) Begriffsgeschichte [L]’insurrection de 1830 n’était ni une révolution nationale […] ni une révolution sociale ou politique; elle ne changeait rien à la situation intérieure du peuple; c’était une révolution conservatrice. (Engels, Friedrich: Discours sur la Pologne, 1848.) [Nietzsches] Synthese ist die von Aufklärung und Glaube, von Freiheit und Gebundenheit, von Geist und Fleisch, „Gott“ und „Welt“. Es ist künstlerisch ausgedrückt, die von Sinnlichkeit und Kritizismus, politisch ausgedrückt, die von Konservativismus und Revolution. Denn Konservatismus braucht nur Geist zu haben, um revolutionär zu sein als irgendwelche positivistisch-liberalistische Aufklärung, und Nietzsche selbst war von Anbeginn, schon in den „Unzeitgemäßen Betrachtungen“ nichts anderes als konservative Revolution. (Mann, Thomas: Russische Anthologie. In: Mann, Thomas: Gesammelte Werke in dreizehn Bänden. Bd. X: Reden und Aufätze 2, Frankfurt a.M.: Fischer, 1990, S. 590-603, hier S. 598.) Ich spreche von einem Prozeß, in dem wir mitten inne stehen, einer Synthese, so langsam und großartig – wenn man sie von außen zu sehen vermöchte – als finster und prüfend, wenn man in ihr steht. Langsam und großartig dürfen wir den Vorgang wohl nennen, wenn wir bedenken, daß auch der lange Zeitraum der Entwicklung von den Zuckungen des Aufklärungszeitalters bis zu uns nur eine Spanne in ihm ist, daß er eigentlich anhebt als eine innere Gegenbewegung gegen jene Geistesumwälzung des sechzehnten Jahrhunderts, die wir in ihren zwei Aspekten Renaissance und Reformation zu nennen pflegen. Der Prozeß, von dem ich rede, ist nichts anderes als eine konservative Revolution von einem Umfange, wie die europäische Geschichte ihn nicht kennt. Ihr Ziel ist Form, eine neue deutsche Wirklichkeit, an der die ganze Nation teilnehmen könne. (Hofmannsthal, Hugo von: Das Schrifttum als geistiger Raum der Nation. In: Hofmannsthal, Hugo von: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Reden und Aufsätze III (1925-1929). Buch der Freunde. Aufzeichnungen (1889-1929). Hrsg. von Bernd Schoeller und Ingeborg Beyer-Ahlert, Frankfurt a.M.: Fischer, 1980, S. 24-41, S. 41.) Die herankommende deutsche Revolution ist die konservative Revolution, und der Radikalkonservative ist der führende Typus des künftigen Menschentums. (Krieck, Ernst: Die Revolution von innen. In: Die Tat 12(1920), S. 668–674, hier S. 671.) Wir, die wir den konservativen Revolutionär Friedrich Nietzsche erlebt hatten, und den Unverstand der vorhergehenden Generation seiner Programmstellung gegenüber erfuhren, mußten feststellen, daß auch das konservative Denken der Zeit gefolgt war, veräußerlichte und erstarrte, kein lebendiger Kern nicht mehr stark genug nach außen strahlte. (Gleichen, Heinrich von: Jungkonservativ. In: Gewissen 6/46 (1924), S. 1–2.) Begreift man nun, daß die Revolution, die seit dem Beginn des großen Krieges über Deutschland geht, eine konservative Revolution ist, eine Revolution des unbedingten Lebens gegen die tausend Bedingtheiten des liberalistischen Menschen! […] Der Vater der deutschen Revolution heißt Friedrich Nietzsche, und wenn die Kämpfer der neuen Zeit von dem Wesentlichen ihrer Aufgabe und ihres Weges reden, dann reden und denken sie zu einem guten Teil mit den Worten und in den Gedanken dieses Mannes, der selbst ein Kämpfer war, Schwimmer gegen den Strom, Baumeister kommender Zeit – auch wenn sie nie etwas von ihm gehört hätten. (Neeße, Gottfried: Brevier eines jungen Nationalsozialisten. Oldenburg 1933, S. 60-61.) Armin Mohler: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932 […] jene Erneuerungsbewegung, welche das vom 19. Jahrhundert hinterlassene Trümmerfeld aufzuräumen und eine neue Ordnung des Lebens zu schaffen sucht. (Mohler, Armin: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Grundriß ihrer Weltanschauungen. Stuttgart 1950, S. 8.) In alle Worte sind die Bedeutungen des linearen Weltbildes eingeflossen – auch dort, wo die Worte ursprünglich anderes bedeutet haben mögen. Unsere heutige Sprache ist linear; jede lineare Sprache aber ist eine verstandesmäßige Sprache. Oder anders ausgedrückt: sie wirkt sozusagen nur „in einer Dimension“ und versperrt sich dem Ineinander mehrerer Dimensionen. Sie schreitet vom einen zum andern weiter, und woran sie vorbeigeschritten ist, das ist erledigt. Mohler, Armin: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch. Darmstadt 1994, S. 85.) Politik der Sprache in der ‚konservativen Revolution‘ Krieg Im Gegensatz zu früheren Kriegen der Weltgeschichte ist dieser Krieg im Zeitalter des Verkehrs und der Technik ein Krieg von Industrien geworden, von Zechen und Eisengruben, von chemischen Fabriken und von Maschinen gegeneinander, von Volkswirtschaft gegen Volkswirtschaft. Mehr als irgendein Völkerstreit bisher ist es aber ein Krieg von Worten, ein Krieg um die Macht des Wortes. (Cincinnatus: Der Krieg der Worte. Stuttgart und Berlin 1916, S. 8.) Die Front war deren Heimat, war das Vaterland, war die Nation. Und niemals sprachen sie davon. Niemals glaubten sie an das Wort, sie glaubten an sich. Der Krieg zwang sie, der Krieg beherrschte sie, der Krieg wird sie niemals entlassen, niemals werden sie heimkehren können, niemals werden sie ganz zu uns gehören, sie werden immer die Front im Blut tragen, den nahen Tod, die Bereitschaft, das Grauen, den Rausch, das Eisen. (Salomon, Ernst von: Die Geächteten. Gütersloh 1938, S. 38.) In ihm schlugen die Wellen der Zeit ohne Mißklang zusammen, Krieg war sein ureigenes Element. Er trug den Krieg im Blute, wie ihn römische Legionäre oder mittelalterliche Landsknechte im Blut trugen. Daher stand er allein als feste Gestalt vor dem Hintergrunde aus Grau und Rot formhaft und sicher umrissen. Ihre Sprache war kurz, von Schlagworten beherrscht, zerhackt und zerrissen wie die Feuerstöße ihrer Maschinengewehre, die Worte geprägt und voller Erdkraft. Überall, wo Männer im Ursprünglichen sich finden, entstehen solche Sprachen. (Jünger, Ernst: Der Kampf als inneres Erlebnis. In: Ders.: Sämtliche Werke. Bd. 7, Stuttgart 1980, S. 11-104, hier S. 58.) Vielleicht haben wir sie [=die Vokale] in ihrer vollen Stärke zum ersten Mal wieder im Kriege vernommen – auf den nächtlichen, von Rufen der verwundeten erfüllten Schlachtfeldern, auf den großen Verbandplätzen und in der Erstarrung des jähen Todesschreies, dessen Bedeutung niemand verkennt. Das Herz empfindet diese Laute anders als Worte; es wird gleichsam durch Wärme und Kälte unmittelbar berührt. (Jünger, Ernst: Lob der Vokale. In: Ders.: Sämtliche Werke. Bd. 12, Stuttgart 1979, S. 11-46, hier S. 22. Niederlage und Propaganda Als der Weltkrieg ausbrach, lief der Ruf durch die Zeilen der Zeitungen des Westens: „la liberté est en jeu!“ Damit wurde eine Weltmeinung irregeführt. Die besondere Sache wurde zu einer allgemeinen erhoben. Sie war jetzt weltanschauungsmäßig begründet. Sie hatte ihren Nimbus. Aber gar nicht um Freiheit war es unseren Gegnern zu tun, sondern um Macht. […] Man muß nur hinter das Scheingefecht der Begriffe kommen, das der Liberalismus vorführt, wenn er sich auf Freiheit beruft! Er benutzte schon den Ausbruch des Krieges zu einer Spiegelfechterei. (Moeller van den Bruck, Arthur: An Liberalismus gehen die Völker zugrunde. In: Ders. u.a. (Hg.): Die Neue Front. Berlin 1922, S. 5-34, hier S. 6.) Als unsere Gegner den Widerstand nicht zu brechen vermochten, den wir dem Ansturme der Waffen entgegensetzten, gingen sie aus ihren demagogischen Hinterhalten dazu über, das deutsche Volk selbst zu verlocken. Man bediente sich dazu vor allem des Fortschrittsbegriffes, der so gerne mit dem Freiheitsbegriffe vermengt wird. (Ebd.) Gleichwohl haben die Staatsmänner von Versailles die Stirne, die zu der Auslegung gehört, daß ihr Werk die Gewährleistung von Fortschritt und Gerechtigkeit sei. // Es ist die Stirn von Überführten. Es ist die Auslegung von Durchschauten. Aber sie sind im Besitze ihrer politischen Macht, die sie einer Grundsatzlosigkeit im Namen von Grundsätzen verdanken und an der wir die verruchte Eigentümlichkeit des liberalen Menschen erkennen, Begriffe zu mißbrauchen, Begriffe als Mittel zu verwenden und Zwecke durch Begriffe zu beschönigen. (Ebd., S.9.) Von der Ideologie der Mittelmächte lässt sich jedoch sagen, dass sie weder zeitgemäss, noch unzeitgemäss, noch der Zeit überlegen gewesen ist. Man war hier zeitgemäss und unzeitgemäss zugleich, und das Ergebnis konnte nichts anderes als ein Ergebnis von schlechter Romantik und mangelhaftem Liberalismus gewesen sein. (Jünger, Ernst: Die Totale Mobilmachung. In: Jünger, Ernst: Blätter und Steine. Hamburg 1934, S. 122-153, S. 128.) Aber man darf nie vergessen, dass der Fremde nur die Oberfläche zu zeichnen vermag, und dass sein Sieg nur dann absolut sein kann, wenn ein Volk ganz Oberfläche geworden ist, – wenn die letzten seiner Dämonen gestorben sind. Dennoch, und dies ist unser Glaube, gehört die deutsche Sprache den Ursprachen an, und als Ursprache flößt sie der zivilisatorischen Sphäre, der Welt der Gesittung, ein unüberwindliches Mißtrauen ein. (Ebd., S. 147-148.) Du lieber Gott, wie waren diese Kerle doch jenen Leuten überlegen, die in Genf und Zürich sich schriftlich über den Krieg entrüsteten und nachher behaupteten, dem wirklichen Pulsschlag der Zeit nahe gewesen zu sein. (Jünger, Ernst: Der Kampf als inneres Erlebnis. Berlin 1929, S. 58.) Gemeinschaft Es liegt, nach Cortés, im Wesen des bürgerlichen Liberalismus, sich in diesem Kampfe [zwischen dem Liberalismus und dem Sozialismus] nicht zu entscheiden, sondern zu versuchen, statt dessen eine Diskussion anzuknüpfen. Die Bourgeoisie definiert er geradezu als eine ‚diskutierende Klasse‘, una clasa discutidora. Damit ist sie gerichtet, denn darin liegt, daß sie der Entscheidung ausweichen will. Eine Klasse, die alle politische Aktivität ins Reden verlegt, in Presse und Parlament, ist einer Zeit sozialer Kämpfe nicht gewachsen. (Schmitt, Carl: Politische Theologie. Vier Kapitel zur Lehre von der Souveränität. München 1922, S. 52.) Die Beziehung des Occasionalismus ist eben, paradox formuliert, die Beziehung der nicht-faßbaren Beziehung, die Beziehung der alle Möglichkeiten offen lassenden Nicht-Beziehung, der Viel-, ja der Alles-Deutigkeit, eine im Grunde phantastische Beziehung. (Schmitt, Carl: Politische Romantik. München 1925, S. 124.) [A]lle politischen Begriffe, Vorstellungen und Worte [haben] einen polemischen Sinn: sie haben eine konkrete Gegensätzlichkeit im Auge, sind an eine konkrete Situation gebunden, deren letzte Konsequenz eine (in Krieg oder Revolution sich äußernde) Freund-Feindgruppierung ist, und werden zu leeren und gespenstischen Abstraktionen, wenn diese Situation entfällt. Worte wie Staat, Republik, Gesellschaft, Klasse, ferner: Souveränität, Rechtsstaat, Absolutismus, Diktatur, Plan, neutraler oder totaler Staat usw. sind unverständlich, wenn man nicht weiß, wer in concreto durch ein solches Wort getroffen, bekämpft, negiert und widerlegt werden soll. (Schmitt, Carl: Der Begriff des Politischen. Text von 1932 mit einem Vorwort und drei Corollarien. Berlin 1987, S. 13.) Führung Während die politische und soziale Emanzipation beim Kinde angelangt war, um es freizulassen und gleichzuberechtigen, hielt die parallele Literarrevolution bei der Lyrik an. Sie hat dann, wie Ihnen allen erinnerlich sein wird, auf die deutsche Prosa übergegriffen, den Aufruhr der Syntax und der Grammatik durchgesetzt, und wenn sie auf ihrem Trümmerfeld heute erschöpft innehält, so ist auch dieser Waffenstillstand nur eine täuschende Pause, weil sie das Gesetz des Handelns seit fast hundert Jahren abgegeben hat und weiter umstürzen muß, solange sie umzustürzen findet. (Borchardt, Rudolf: Revolution und Tradition in der Literatur. In: Ders.: Reden. Stuttgart 1955, S. 210-229, hier S. 221.) [E]rlauben Sie mir zu beschreiben, wie der Dichter in der Zeit aussah, aus der die älteste Kunde von ihm uns trifft. So sieht er aus: Er hat den Stab in der Hand und einen Kranz auf dem Haupte. Das ist nicht eine Ehrentracht, sondern das ist eine Berufstracht. Die Tracht dieses Berufes teilt er mit anderen Berufen, z. B. mit dem Berufe des Königs und dem des Priesters. Kranz und Krone sind dasselbe Ding. Der Stab, den er trägt, und der Stab, der dem Redner in der Volksversammlung vom Herold gereicht wird, und der Stab in den Händen des Königs, der gemeinhin das Szepter heißt, – sie sind dasselbe Ding. (Borchardt, Rudolf: Über den Dichter und das Dichterische. In: Ders.: Prosa I. Stuttgart 1957, S. 39–70, hier S. 40.) Urphänomen; Muttersprache des Menschengeschlechts: also doch wohl eine verlorene Sprache. Denn das Menschengeschlecht ist in hundert Sprachen auseinandergeblüht; statt des Menschengeschlechts bewohnen die Welt Völker; Völker sprechen ihre Sprache […]. Über ihnen allen und hinter denselben allen sich erhebend: ‚Poesie‘ – Muttersprache, verlorene Sprache, Sprache eines verlorenen Typus, Sprache aus einer Zeit, in der das Menschengeschlecht ein Ganzes bildete, – als einziger Rest hiervon noch nicht verloren: vorhanden. (Ebd., S. 39.) Die Wirkung der dichterischen Sprache liege primär in der Fähigkeit „[...] denjenigen, an den sie sich richtet, dämonisch in den gleichen Zustand zu versetzen, in dem sich der befindet, der sich dieser Sprache bediente: durch dichterische Mittel das zu übertragen, was der Dichter erfahren hat: Besessenheit, Benommenheit, den Rausch, den Götterbesuch, das Gesicht.“ (Ebd., S. 41.) Literatur zur Einführung: Bolz, Norbert: Auszug aus der entzauberten Welt. Philosophischer Extremismus zwischen den Weltkriegen. München: Fink, 1989. Breuer, Stefan: Anatomie der Konservativen Revolution. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1993. Dupeux., Louis: „Nationalbolschewismus“ in Deutschland. Kommunistische Strategie und konservative Dynamik. München: Beck, 1985. Greiffenhagen, Martin: Das Dilemma des Konservatismus in Deutschland. München: R. Pipper & Co, 1971. Gretz, Daniela: Die deutsche Bewegung. Der Mythos von der ästhetischen Erfindung der Nation. München und Paderborn: Fink, 2007. Herf, Jeffrey: Reactionary Modernism. Technology, Culture and Politics in Weimar and the Third Reich. Cambridge u.a.: Cambridge University Press, 1984. Kondylis, Panjotis: Konservativismus. Geschichtlicher Gehalt und Untergang. Stuttgart: Klett-Cotta, 1986. Mohler, Armin: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932. Ein Handbuch. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1972. Mohler, Armin: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918-1932. Ein Handbuch. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1994. Mohler, Armin und Weißmann, Karlheinz: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch. Graz: ARES 2005. Nietzsche und die Konservative Revolution (Nietzsche-Lektüren Bd. 2). Hrsg, von Sebastian Kaufmann u.a., Berlin/ Boston 2018. Rohkrämer, Thomas: Eine andere Moderne? Zivilisationskritik, Natur und Technik in Deutschland 1880–1933. Paderborn, München, Wien: Schöningh, 1999. Schildt, Axel: Konservatismus in Deutschland. Von den Anfängen im 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. München: Beck, 1998. Sieferle, Rolf Peter: Die Konservative Revolution. Fünf biographische Skizzen (Paul Lensch, Werner Sombart, Oswald Spengler, Ernst Jünger, Hans Freyer). Frankfurt a.M.: Fischer, 1995. Travers, Martin: Critics of Modernity. The Literature of the Conservative Revolution in Germany, 1890-1933. Frankfurt a.M. u.a.: Lang, 2001. Woods, Roger: Nation ohne Selbstbewußtsein. Von der Konservativen Revolution zur Neuen Rechten. Baden-Baden: Nomos, 2001.