UNIVERSITÄT REGENSBURG Fakultät für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften Institut für Germanistik BACHELORARBEIT im Studiengang Deutsche Philologie Konjunktiv-II-Formen im bairischen Sprachraum Eine Untersuchung der Formenvariation mit einer Erhebung in der Region Linz (Österreich) Vor- und Zuname: Viktoria Schmidbauer Matrikelnummer: 2063371 Abgabedatum: 29.01.2021 Erstgutachter: Prof. Dr. Hermann Scheuringer, Professur für Deutsche Sprachwissenschaft Zweitgutachter: PD Dr. Nicole Eller-Wildfeuer, Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft 2 Inhalt 1. Einleitung............................................................................................................................ 4 1.1 Zielsetzung und Methode................................................................................................. 4 1.2 Aufbau der Arbeit............................................................................................................. 4 2. Der Konjunktiv II im Deutschen......................................................................................... 4 2.1 Verwendung des Konjunktiv II........................................................................................ 5 2.2 Synthetische Bildung des Konjunktiv II .......................................................................... 5 2.3 Periphrase des Konjunktiv II............................................................................................ 7 2.3.1 Periphrase mit würde................................................................................................ 7 2.3.2 Periphrase mit täte.................................................................................................... 8 3. Der Konjunktiv II im Bairischen ........................................................................................ 8 3.2 Synthetischer Konjunktiv mit -ad .................................................................................... 9 3.3 Synthetischer Konjunktiv ohne Suffix ........................................................................... 10 3.4 Analytische Konjunktivformen...................................................................................... 11 3.4.1 Periphrase mit täte.................................................................................................. 11 3.4.2 Periphrase mit würde.............................................................................................. 12 3.5 Überblick Konjunktivformen ......................................................................................... 12 4. Sprache in Österreich ........................................................................................................... 13 4.1 Sprachvariation und Sprachgebrauch............................................................................. 13 4.2 Linz................................................................................................................................. 14 5. Empirische Untersuchungen zu Konjunktivformen in Österreich ....................................... 15 6. Empirische Erhebung ........................................................................................................... 18 6.1 Zielsetzung und Hypothesen .......................................................................................... 18 6.2 Methodik und Fragebogen ............................................................................................. 19 6.3 Untersuchungsgruppe..................................................................................................... 21 7. Auswertung der Ergebnisse.................................................................................................. 22 7.1 Genannte Konjunktiv-II-Formen.................................................................................... 22 3 7.2 Verteilung nach Aufgabentyp und Frage ....................................................................... 23 7.3 Konjunktivformen starker und schwacher Verben......................................................... 25 7.3.1 Starke Verben......................................................................................................... 25 7.3.2 Schwache Verben................................................................................................... 26 7.4 darad/dadad-Konstruktion............................................................................................. 26 7.5 Intra- und interindividuelle Variation ............................................................................ 27 7.5.1 Intraindividuelle Variation ..................................................................................... 28 7.5.2 Interindividuelle Variation ..................................................................................... 29 7.6 Vergleich mit vorangegangenen Erhebungen ................................................................ 30 7.7 Weitere Beobachtungen zum Dialekt............................................................................. 31 8. Fazit...................................................................................................................................... 32 8.1 Erhebungsergebnisse...................................................................................................... 32 8.2 Standarddeutsch und Bairisch ........................................................................................ 32 8.3 Einschränkungen und weitere Forschung ...................................................................... 33 Literaturverzeichnis.................................................................................................................. 34 Tabellenverzeichnis.................................................................................................................. 40 Abbildungsverzeichnis............................................................................................................. 40 Anhang: Fragebogen ................................................................................................................ 41 Zur besseren Lesbarkeit wird in vorliegender Arbeit auf die gleichzeitige Nennung männlicher und weiblicher Personenbezeichnungen verzichtet und stattdessen neben neutralen Formulierungen das generische Maskulin, das geschlechtsneutral zu verstehen ist, verwendet. v 4 1. Einleitung Die Bildung der Verbformen des Konjunktivs ist einer der Bereiche, in denen sich Bairisch von der deutschen Standardsprache unterscheidet. So existieren zur Kennzeichnung dieses Modus im bairisch-österreichischen Dialektraum andere morphologische und syntaktische Möglichkeiten. Diese sind grammatisch beschrieben, ihr Gebrauch wurde insbesondere in den letzten Jahren empirisch erforscht. In diesen Forschungsbereich reiht sich auch vorliegende Arbeit ein. 1.1 Zielsetzung und Methode Die Zielsetzung lautet, den heutigen Gebrauch der bairischen und standarddeutschen Konjunktivformen im in Österreich liegenden bairischen Dialektraum empirisch zu untersuchen. Als Untersuchungsgruppe dienen junge Erwachsene in der Großstadt Linz und dem oberösterreichischen Zentralraum. Es wird eine Online-Erhebung durchgeführt, in der die Verwendung unterschiedlicher konjunktivischer Formen in hypothetischen Situationen abgefragt wird. 1.2 Aufbau der Arbeit Zunächst wird der Konjunktiv II im Deutschen kurz beschrieben, bevor seine Formseite im bairischen Dialekt beleuchtet wird. Kapitel 4 behandelt Sprache und Sprachverwendung in Österreich und im Raum Linz, bevor in Kapitel 5 aktuelle empirische Erhebungen zu Konjunktivformen in Österreich betrachtet werden. Anschließend wird die durchgeführte Befragung dadurch eingeleitet, dass ihre Modalitäten abgeklärt werden, bevor die Ergebnisse in Kapitel 7 ausgewertet werden. Zuletzt wird ein Fazit zur Untersuchung von Konjunktivformen im bairischen Sprachraum gezogen. 2. Der Konjunktiv II im Deutschen Der Konjunktiv ist neben dem Indikativ – dem unmarkierten Normalmodus – und dem Imperativ einer der drei Modi des Deutschen. Beim Modus handelt es sich wiederum um eine der fünf grammatischen Kategorien, hinsichtlich denen Verben konjugieren. Der Konjunktiv existiert in zwei Arten, Konjunktiv I und Konjunktiv II1 , die jeweils neben dem Grundtempus, der einfachen, temporal unmarkierten Form, auch eine Vergangenheitsform gebildet mit den Auxiliarverben haben bzw. sein aufweisen und zwei mehrteilige Verbformen mit Zukunftsbezug mit werden bilden können (vgl. Duden 2016, 512f.). In vorliegender Arbeit wird sich jedoch 1 Diese werden in Anlehnung an den jeweiligen für die Bildung herangezogenen Verbstamm auch „Konjunktiv Präsens“ und „Konjunktiv Präteritum“ genannt (vgl. z. B. Helbig und Buscha 2017, Kap 1.9). Diese Benennung wird hier nicht übernommen, da die beiden Konjunktive keine temporale Markierung Präsens – Präteritum aufweisen, sondern es sich bloß um den für die morphologische Bildung herangezogenen Verbstamm handelt. 5 nur mit der Grundform des Konjunktiv II beschäftigt. Dieser wird im heutigen Standarddeutsch weitaus häufiger als der vor allem auf die formelle Schriftsprache begrenzte Konjunktiv I verwendet. Im Gegensatz zu diesem hat der Konjunktiv II sein Anwendungsgebiet in den letzten Jahrhunderten erweitert (vgl. Dal 2014, 175), ist bei Sprechern aller sozialen Schichten und in allen Registern zu finden und etwa im Bereich der Irrealität bzw. Potenzialität unverzichtbar (vgl. Duden 2016, 553). So wird in diesem Kapitel seine Verwendung kurz dargestellt, bevor sein synthetisches Bildungsmuster und die Periphrase angeführt und diskutiert werden. 2.1 Verwendung des Konjunktiv II Die Funktion des Konjunktiv II wird von Smirnova folgendermaßen umrissen: „[Er] bringt zum Ausdruck, dass der dargestellte Sachverhalt nicht mit dem aktuellen Standpunkt der Origo übereinstimmt, genauer gesagt, er widerspricht ihm.“ (Smirnova 2008, 163). Mittels des Konjunktiv II wird eine Diskrepanz zum Bezugspunkt im Hier und Jetzt der tatsächlichen Welt angezeigt und somit ein derzeit nicht-realer, hypothetischer Umstand angeführt. Die wichtigsten konkreten Funktionen des Konjunktiv II sind entsprechend der Ausdruck von Bedingungen, die zu erfüllen sind (Potenzialis) oder nicht erfüllt worden sind (Irrealis) sowie die Benennung von Möglichkeiten und Wünschen und der höfliche Ausdruck von Bitten und Aufforderungen, was wiederum über die Nennung eines Wunsches oder die Angabe einer Möglichkeit geschieht (vgl. Schümann 2010, 165f.). In der im Folgenden durchgeführten Erhebung wird der Konjunktiv II im Funktionsbereich des Irrealis und Potentialis abgefragt, in dem der Sprecher bzw. Schreiber die Aussage – ähnlich zu Smirnovas Bestimmung – „nicht als Aussage über Wirkliches, sondern als eine gedankliche Konstruktion verstanden wissen will“ (Duden 2016, 528). Neben irrealen Aussagesätzen ist hierfür das Konditionalgefüge wichtig, bei dem der Nebensatz, der die Bedingung angibt, meist mit wenn eingeleitet wird, während in beiden Satzteilen der Konjunktiv II eingesetzt wird: (1) Wenn ich du wäre, ginge ich nach Hause. (Beispielsatz aus Fragebogen, vgl. Anhang) 2.2 Synthetische Bildung des Konjunktiv II Der synthetische Konjunktiv II wird vom Präteritalstamm des Verbs gebildet. Es gibt keinen signifikanten Unterschied in der Konjunktivbildung bei schwachen und starken Verben, insofern sie das gleiche Endungsinventar aufweisen, jedoch wird das Präteritum bei schwachen Verben mit dem Dentalsuffix <-te> und bei starken Verben mit Ablaut, d. h. Vokalwechsel, gebildet (vgl. Eisenberg 2006, 197). Als Konjunktivmorpheme werden die um erweiterten Präteritalendungen gebraucht, sofern diese nicht bereits auf <-e> auslauten (vgl. Zifonun et al. 6 1997, 1733). Dadurch ist bei den bereits auf <-te> endenden schwachen Verben der Konjunktiv II nicht erkennbar, es kommt zu einer vollständigen Formengleichheit mit dem Präteritum Indikativ. Bei diesem Formensynkretismus wird die konjunktivische Verbform von den indikativischen überlagert; sie geht zwar nicht verloren, ist aber unsichtbar (vgl. Eisenberg 2006, 197). Bei den starken Verben hingegen sind alle Konjunktiv-II-Formen distinkt, sofern der Vokal umgelautet ist, etwa beim Verb kommen, wo bei der 2. Sg. und Pl. der Schwa-Laut entfallen kann. Andernfalls, etwa beim Verb gehen, dessen Präteritalstamm ging-2 nicht umgelautet werden kann, sind die 1. und 3. Pl. gleichlautend mit dem Indikativ und das Schwa ist zur Unterscheidung vom Indikativ in allen Personalendungen obligatorisch. Diese besprochenen Formen sind in Tabelle 1 verzeichnet. Der Konjunktivumlaut muss nicht von heutigen Präteritalstamm abgeleitet sein, zum Teil gibt es Abweichungen oder zwei synthetische Konjunktiv-II-Formen. Vor allem beim präteritalen Stammvokal [a] oder langes [a:] ist der konjunktivische Umlaut uneinheitlich, z. B. bei gewann – gewänne/gewönne, wobei diese Formen verschwinden und nur im gehobenen schriftlichen Stil gebraucht werden (vgl. Zifonun et al. 1997, 1733f.). Insgesamt zeigt sich ein Defizit beim synthetischen Konjunktiv II, da seine Formen im Regelfall entweder nicht von Indikativ Präteritum unterscheidbar sind oder – abgesehen von den frequentesten starken Verben – auf phonologischer Ebene durch den Umlaut ungewöhnlich erscheinen. Lotze und Gallmann (2009) diskutieren dieses Problem und nennen lexikalische, morphologische und syntaktische Reparaturversuche, die das Defizit ausgleichen sollen und von denen die Periphrase als wichtigste syntaktische Ausweichstrategie dargestellt wird. Keine problematische Stellung haben die Auxiliar- und Modalverben aufgrund ihrer hohen Gebrauchsfrequenz im Konjunktiv II, sie werden üblicherweise synthetisch gebildet. 2 Beim Verb gehen, das vom mittelhochdeutschen Wurzelverb gân/gên stammt, wird das Präteritum mit einer Suppletivform gebildet, was eine Ausnahme zum regelhaften Vokalwechsel bei den starken Verben darstellt. Person sagen gehen kommen Ind. Prät. Konj. II Ind. Prät. Konj. II Ind. Prät. Konj. II 1. Sg. 2. Sg. 3. Sg. 1. Pl. 2. Pl. 3. Pl. sagte sagtest sagte sagten sagtet sagten sagte sagtest sagte sagten sagtet sagten ging gingst ging gingen gingt gingen ginge gingest ginge gingen ginget gingen kam kamst kam kamen kamt kamen käme käm(e)st käme kämen käm(e)t kämen Tabelle 1: Indikativ Präteritum und synthetische Konjunktiv-II-Formen der Verben sagen, gehen und kommen 7 2.3 Periphrase des Konjunktiv II Bei der Periphrase handelt es sich um eine zweiteilige Umschreibung der einfachen Konjunktiv-II-Form mithilfe einer analytischen Bildung, die aus der Konjunktiv-II-Form eines Auxiliarverbs und einer infiniten Form des Vollverbs besteht. Sie wird im Deutschen häufig verwendet, ist „transparenter und ikonischer […], sie vermeidet Synkretismus und sie ist sicher auch sehr viel leichter und schneller zu erwerben und zu speichern“ (Bittner und Köpcke 2010, 26). Es handelt sich also um eine eindeutigere und insgesamt leichtere Bildung des zeitlich unmarkierten Konjunktivs, die im Standarddeutschen mit dem Auxiliar werden (im Konjunktiv II würde) geschieht, wobei auch die Umschreibung mit tun (im Konjunktiv II täte) im Folgenden angeführt wird. 2.3.1 Periphrase mit würde Die würde-Konstruktion kann heute in der gesprochenen Sprache als „die normale Realisierungsform des »Gegenwartstempus« im Konjunktiv II von Vollverben betrachte[t]“ werden (Duden 2016, 553). So könne „grundsätzlich […] anstelle jeder Konjunktiv-Präteritum-Form […] eine würde-Periphrase verwendet werden. Der Informationsgehalt ist in beiden Fällen derselbe, verschieden ist allein die stilistische Wirkung“ (Strecker 2019), da würde-Periphrasen tendenziell in informellen Kontexten, sowohl mündlich als auch schriftlich, gebraucht werden. In formellen Kontexten werden zumindest bei frequenten starken Verben insbesondere in der häufig vorkommenden 1. und 3. Sg. synthetische Formen gebraucht, während schwache Verben meist einen analytischen Konjunktiv II aufweisen. Beim höflichen Konjunktiv sind die würdeKonstruktion und die einfache Grundform nicht generell austauschbar (vgl. Duden 2016, 533)3 , im Funktionsbereich der Irrealität und Potentialität wird die Periphrase „weitgehend gleichbedeutend“ mit der Grundform gebraucht (Duden 2016, 529). Der Platz der würde-Konstruktion im sprachlichen System wird in der Literatur diskutiert4 , da es sich auch um eine Vorgangspassiv-Bildung – auch bekannt als Werden-Passiv – und insbesondere um eine mit werden gebildete Futurform im Konjunktiv handeln kann (vgl. Helbig und Buscha 2017, 172f.).5 Die konjunktivische Form kann also in geeigneten Kontexten wegen dieser Bifunktionalität ambig sein (vgl. Fabricius-Hansen 2000, 95). Die Konjunktivumschreibung mit würde ist ferner als Entwicklung zu einem „neuen Zustand, der seinerseits mit der 3 Vgl. die Aufforderungen Würden Sie bitte hereinkommen? und *Kämen Sie bitte herein! (ebd.) 4 u. a. bei Zifonun et al. 1997; Fabricius-Hansen et al. 2018; Thieroff 1992. 5 Beispiele für die würde-Konstruktion mit dieser Bedeutung (ebd.): Wenn ich gefragt würde, wüsste ich keine Antwort. (Passiv) und Wenn er doch bald gesund würde! (Futur) 8 faktischen Welt verträglich ist“ (Smirnova 2008, 169) deutbar, der im Kontrast zur statischen synthetischen Bildung steht. 2.3.2 Periphrase mit täte Die Bildung des Konjunktiv II mithilfe von tun als Auxiliar wird in deutschen Grammatiken nicht als standardsprachlich anerkannt.6 Das Verb tun sei andererseits als Konjunktivauxiliar naheliegend, da es keine nennenswerte anderweitige Modifikation der Semantik mit sich bringe (vgl. Lotze und Gallmann 2009, 234f.) und es wird tatsächlich in deutschen Nonstandard-Varietäten wie auch im Bairischen herangezogen. So zeigen Erhebungen des Atlas zur deutschen Alltagssprache (2011), dass der Satz Das täte ich gern mal ausprobieren. in der Umgangssprache in Österreich, Südtirol, Mittel- und Süddeutschland „sehr üblich“ ist; in der Schweiz, Ostbelgien und Norddeutschland überwiegte jedoch die Angabe „völlig unüblich“. Eine weitere Korpusuntersuchung von Brinckmann und Bubenhofer (2011) bestätigt diese regionale Einschränkung von tun-Periphrasen. 3. Der Konjunktiv II im Bairischen Die bairische Dialektgruppe zählt zu den oberdeutschen Dialekten und ist das größte deutsche Dialektgebiet sowohl nach Fläche als auch nach Sprecheranzahl. Es untergliedert sich grob in Nord-, Mittel-, und Südbairisch und umspannt den südöstlichen, Altbayern genannten Teil Bayerns (v. a. Nord- und Mittelbairisch), fast ganz Österreich (Mittel- und Südbairisch) sowie Südtirol (Südbairisch). Die Untergliederung und Rolle des Bairischen in Österreich und im Erhebungsgebiet wird in Kap. 4 weiter behandelt. In den bairischen Dialekten gibt es beim Konjunktiv Abweichungen zur deutschen Standardvarietät, wobei in beiden synthetische und analytische Formen existieren. Der Konjunktiv I hat sich im Bairischen „nur mehr in formalhaften Wendungen […] resthaft erhalten“ (Zehetner 1985, 103), während der Konjunktiv II eine „starke morphologische Stellung“ hat und neben dem Indikativ Präsens und Imperativ-Formen „die einzige verbale Kategorie des Bairischen [ist], die mit flexivischen Mitteln zum Ausdruck gebracht werden kann“ (Donhauser 1992, 226). Im Folgenden wird deswegen mit der Bezeichnung „Konjunktiv“ beim bairisch geprägten Nonstandard stets eine Entsprechung des Konjunktiv II gemeint. Gleichzeitig wird die wichtige Stellung im Verbalsystem durch die Formenvielfalt verdeutlicht; schwache Verben haben laut Zehetner mindestens zwei, laut Kollmer mindestens vier temporal unmarkierte 6 In diesem Sinne nicht angegeben in Duden 2016; Zifonun et al. 1997; Helbig und Buscha 2017. 9 Konjunktivformen, starke Verben haben um bis zu zwei Formen mehr (vgl. Kollmer 1987, 383; Zehetner 1977, 117). Der Konjunktivgebrauch gleicht im Allgemeinen dem im Standarddeutschen mit Ausnahme der Verwendung in Vorstellungssituationen7 , wo er dem Höflichkeitskonjunktiv nahesteht (vgl. Donhauser 1992, 229f.; Merkle 2005, 73). 3.2 Synthetischer Konjunktiv mit -ad Der synthetische Konjunktiv mit dem Infix -ad8 kann von nahezu jedem Verb gebildet werden.9 Das Morphem tritt zwischen den Verbstamm und die Personalendung, wird aber oft als Suffix bezeichnet. Die Konjunktivform geht zurück auf die althochdeutsche konjunktivische Präteritalendung {ōt} der II. und III. schwachen Verbklasse, die zu {ɒt} abgeschwächt wurde und im Mittelhochdeutschen und Frühneuhochdeutschen als verschriftet wurde (vgl. Wiesinger 1989, 60), beispielsweise zu ich sagete. Aufgrund der Nebensilbenabschwächung unterschied sich die konjunktivische Präteritalendung nicht mehr von der indikativischen, beides wurde als verschriftet, was den Formensynkretismus im heutigen Standarddeutsch begründete. Das Bairische bewahrte jedoch die Konjunktivform: Durch den Wegfall des auslautenden <-e> (Apokope), die nicht durchgeführte Herauskürzung des <-e-> vor dem [t] (Synkope) und den oberdeutschen Präteritumschwund kam es zu einer distinkten einfachen Konjunktivform, die sich schließlich auf alle Verbklassen ausgebreitet hat (vgl. Schnelzer 2008, 86–93). Bei den starken Verben tritt das Suffix an den Präsens- oder den abgelauteten Präteritumstamm an, sodass meist zwei Formen existieren, z. B. i gewɑd und i gɑwɑd ‚ich gäbe‘. Bei gehen gibt es die drei Formen i gehad, i gingad und i gɑngɑd ‚ich ginge‘, bei der die i-haltige Form vom Präteritum abstammt und die a-haltige vom dritten Stammvokal, der für das Partizip II und den nicht suffigierten Konjunktiv gebraucht wird. Das Paradigma für die Personalendungen wird von Wiesinger und Mindl für die mittelbairische Dialektregion, in der sich Linz befindet, angegeben, wie in Tabelle 2 mit dem Verb sagen wiedergegeben. Die 1. und 3. Sg. sind endungslos, bei der 2. Sg. und Pl. zeigen sich Assimilationserscheinungen durch die stimmlose Personalendung, die hier unterschiedlich verschriftet wurde. 7 Merkle gibt an dieser Stelle als Beispiel an: I wɑ̀ ɑ̀ dɑ̀ Vɑ̀ legɑ̀ Heimɑ̀ rɑ̀ n. ‚Ich wäre der Verleger Heimeran.‘ 8 Die Schreibung des Morphems {ad} variiert, der Konsonant wird in der Literatur häufiger mit stimmhaftem Plosiv verschriftet als mit stimmlosem [t], der a-Laut wird meist als dunkles [ɑ] oder als gerundetes [ɒ] angegeben. Wiesinger (1989, 57) bezeichnet die t-Schreibung als Südbairisch. Das Morphem wird, da auch auf die lautliche und graphematische Ebene Bezug genommen wird, im Folgenden nicht morphematisch notiert. 9 Zehetner nennt als Ausnahme von diesem Bildungsmuster die Verben „haben, sein, (tun)", Merkle nennt „haben, sein, können, tun“ als Ausnahme der schwachen Konjunktivform auf Basis des Präsensstammes (vgl. Zehetner 1985, 103; Merkle 2005, 70). 10 Die Vorteile des -ad-Suffixes liegen in seiner Transparenz und Einheitlichkeit über die Verbklassen hinweg; der Konjunktiv ist hier additiv mit einem im Vergleich zum Standarddeutschen immer sichtbaren Marker gekennzeichnet (vgl. Bittner und Köpcke 2010, 41). 3.3 Synthetischer Konjunktiv ohne Suffix Eine schrumpfende Zahl starker Verben erlaubt ferner eine durch Um- bzw. Ablaut gebildete Konjunktivform ohne ɑd-Suffix. Diese Formen haben meist eine a-haltige Stammform (vgl. Zehetner 1985, 105).10 Bereits Mindl (1924/1925, 108) und Lessiak (1903, 209) weisen auf ihr Aussterben zugunsten des suffigierten Konjunktivs hin, wobei tendenziell die 1. und 3. Sg. länger bestehen, die im Sprachgebrauch frequenter als die anderen Personen sind und keine Personalendung an den Stamm anfügen. Es kann also von drei unterschiedlichen synthetischen Konjunktivformen gesprochen werden, die in Tabelle 3 exemplifiziert sind, wobei das Konjunktivmorphem zur Hervorhebung abgetrennt wurde. Es kann eine starke Form ohne Suffix bestehen, eine gemischte suffigierte Form auf Basis des Präteritalstammes und eine schwache suffigierte Form mit Präsensstamm (vgl. Kollmer 1987, 377f.). Donhauser (1992, 239) argumentiert, dass es sich bei den unterschiedlichen Formen nicht um unterschiedliche Paradigmen handelt, sondern um allomorphische Varianten eines synthetischen Konjunktivmorphems. Infinitiv Stark Gemischt Schwach ‚kommen‘ kàm kàm-ad kem-ad ‚stehen‘ schdàndd schdàndd-ad schdeͅeͅ-ad Tabelle 3: Synthetische Konjunktivformen der Verben kommen und stehen (Zehetner 1985, 105) Die Modalverben sowie die unregelmäßigen Verben wissen, bringen und denken erlauben darüber hinaus eine synthetische Konjunktivbildung mit dem unsilbigen d- bzw. t-Suffix und teilweise auch mit Vokalwechsel, z. B. i kunt ‚ich könnte‘, wobei bei einigen von diesen Verben 10 Auflistungen der Formen finden sich u. a. bei Merkle 2005, 71f.; Zehetner 1985, 105; Kollmer 1987, 377f. Person Sg. konj. Endung Pl. konj. Endung 1. 2. 3. soͅ gɒd soͅ gɒdzd ~ /-tsst/ soͅ gɒd {AT} {ATŠT}, {ATST} {AT} soͅ gɒdn soͅ gɒts ~ /-tss/ soͅ gɒdn {ATEN}, {ATMA} {ATS} {ATEN} Tabelle 2: Synthetischer Konjunktiv des Verbs sagen im Mittelbairischen und konjunktivische Endungen (vgl. Wiesinger 1989, 81; Mindl 1924/1925, 116) 11 als emphatische „Steigerungsform“ ein -ɑd Suffix ergänzt werden kann, z. B. i kuntad (vgl. Schnelzer 2008, 74–77), was wiederum zu einer großen Formenvarianz führt. Bei sei ‚sein‘ wird für den Konjunktiv die Suppletivform wɑ gebraucht. Die Konjunktivbildung dieser unregelmäßigen Verben soll jedoch aus Gründen des Umfangs nicht besprochen werden. 3.4 Analytische Konjunktivformen Neben der morphologischen Konjunktivbildung gibt es auch im Bairischen analytische Bildungen, die mittels einer täte-Periphrase ausgedrückt werden, während der Status der würde-Periphrase nicht klar ist, was im Gegensatz zum standarddeutschen System steht. Analog zum Standard gibt es auch im Bairischen eine analytische Vergangenheitsform des Konjunktivs mit hed ‚hätte‘ bzw. wɑr ‚wäre‘ als Auxiliar (vgl. Donhauser 1992, 228), Mindl (1924/1925, 130–134) nennt weiters Konjunktivumschreibungen mit den Modalverben woin ‚wollen‘, mēŋ ‚mögen‘, khīnɒ ‚können‘, soin ‚sollen‘ und deͅ ffen ‚dürfen‘. Im Folgenden sollen jedoch nur die Umschreibungen der atemporalen Konjunktiv-Grundform mit den Auxiliaren täte und würde betrachtet werden. 3.4.1 Periphrase mit täte Konstruktionen mit dem Auxiliarverb tun, bairisch doa, dienen im Bairischen neben der Verwendung im Indikativ auch der Konjunktivumschreibung, für die die nicht suffigierte starke Konjunktivform dɑd in Kombination mit dem Vollverb im Infinitiv gebraucht wird. Die Umschreibung ermöglicht die „Vermeidung komplizierter morphologischer und phonotaktischer Bildungen, d.h. undurchsichtiger bzw. schwieriger Flexionsformen, ungünstiger Silbenstrukturen oder rhythmisch komplizierter Formen“ (Abraham und Fischer 1998, 43). Dabei entspreche diese Konstruktion der würde-Umschreibung, sodass bairisch i dɑ̀ d kemmɑ̀ standardsprachlich ich würde kommen gleichzusetzen sei (vgl. Zehetner 1978, 119). Jedoch unterscheiden sich die Funktionsbereiche: Im Standarddeutschen handelt es sich um eine Umschreibung ungebräuchlicher synthetischer Formen, während einfache Formen im Bairischen nicht umschrieben werden müssten (vgl. Abraham und Fischer 1998, 37). Ferner wird die Konstruktion auch als Konjunktiv der indikativischen Fügung tun + Infinitiv gedeutet und gebe „eine gewisse Fülle“, sei aber im nahe an Linz gelegenen Hausruckviertel wenig verwendet worden (Mindl 1924/1925, 129), während die Periphrase gemäß einer aktuelleren Befragung in und um Passau dem synthetischen Konjunktiv vorgezogen wird (vgl. Eroms 1998, 145f.). Welchen Status eine Kombination dieser Umschreibung mit der synthetischen -ad-Form im Bairischen hat, ist nicht eindeutig. Sie ist der Autorin bekannt, wird in der Literatur aber nicht 12 erwähnt11 , Wiesinger (1989, 56) gibt immerhin das Vollverb ī dɑ̄ dɒd als gemischte Bildung an. Schnelzer (2008, 81) verzeichnet die „emphatische“ Form dɑ̀ dɑd und die „gestreckte“ Form dɑ̀ rɑd. Dass ein Konjunktiv, bei dem das tun-Auxiliar derartig flektiert, in Oberösterreich verwendet wird, belegen Breuer und Wittibschlager (2020) in ihrer Untersuchung (siehe Kap. 5). In zeitgenössischen mundartlichen Texten finden sich ebenso Belege, z. B. im „I dadad schbüün“ betitelten Lied des Wiener Künstlers Ernst Molden (2011). Bei den Erwähnungen handelt es sich stets um eine gemischte Form, nie um ein schwach gebildetes ?i dua-ad. 3.4.2 Periphrase mit würde Eine ähnliche Uneindeutigkeit in der Literatur zeigt sich bei der Konjunktivbildung mit dem Auxiliar würde, die von Abrahams und Fischer (1998, 37) als vermiedenes, „im AlemannischBairisch-Österreichischen nicht heimisch[es] […] standarddeutsches Identifikat“ bezeichnet wird. Merkle (2005, 65) gibt es in der bei ihm angegebenen Lautung weàràd gar als „völlig verkehrt“ beim aktiven Konjunktiv an, wo es nicht eine konjunktivische Form des mit werden gebildeten Vorgangspassivs ist. In Donhausers (1992, 238) Korpus von Erzählungen aus dem Unteren Bayerischen Wald ist die Form schlecht belegt, während Kollmer (1987, 382f.) für dieselbe Region das nicht umgelautete i wuarad kẽma sowie i wua kẽma neben i da̧ d kẽma ‚ich würde kommen‘ als Umschreibungsformen der Gegenwart nennt, wo das Auxiliar eine starke oder eine gemischte Konjunktivbildung aufweist. Auch Mindl (1924/1925, 129) nennt eine Umschreibung mit wuɒxt, die jedoch etwas seltener als in der Schriftsprache sei. Breuer und Wittibschlager (2020, 143) schreiben „the Bavarian subjunctive II can be represented periphrastically with the auxiliary würde“ und beziehen sich auf eine umgelautete Form mit <ü>. 3.5 Überblick Konjunktivformen Zusammenfassend gibt es im Bairischen bei den starken Verben drei mögliche synthetische Formen: eine starke mit Vokalwechsel, eine gemischte mit Vokalwechsel im Stamm und dem Morphem {ad} und eine schwache mit -ad angefügt an den Präsensstamm. Bei den schwachen Verben gibt es nur eine suffigierte Form. Zur analytischen Konjunktivbildung wird die starke Konjunktivform von doa ‚tun‘ herangezogen. Ob eine Umschreibung mit würde bairisch ist, unüblich ist oder – wenn es sich um die umgelautete Form handelt – schon der Umgangssprache zuzuordnen ist und so einen Schnittpunkt mit der Standardvarietät darstellt, ist ebenso wenig geklärt wie die Stellung einer doppelt markierten täte-Konstruktion in dieser Dialektgruppe. 11 Keine Erwähnung bei Merkle 2005; Donhauser 1992; Kollmer 1987; Zehetner 1985; Mindl 1924/1925. 13 4. Sprache in Österreich Bevor empirische Erhebungen zum Konjunktiv in Österreich behandelt werden, soll ein kurzer Blick auf die Sprachsituation im Land geworfen werden. Zunächst wird das Konzept regionaler Varietäten und der Sprachgebrauch der Österreicher beleuchtet, dann soll das Erhebungsgebiet Linz und sein Umland charakterisiert werden. Das im extremen Westen Österreichs liegende Vorarlberg wird für diese Ausführungen ausgeklammert, da es sich als einzige Region nicht im bairischen, sondern wie die Schweiz im alemannischen Dialektraum befindet und größere sprachliche Unterschiede zum Rest Österreichs aufweist. 4.1 Sprachvariation und Sprachgebrauch Österreich ist sprachlich durch ein Varietätenkontinuum charakterisiert. Bei einer Varietät handelt es sich um ein Sprachsystem mit einer spezifischen Kombination von Varianten. Dies sind wiederum die verschiedenen Werte, die eine sprachliche Variable annehmen kann, z. B. unterschiedliche Bezeichnungen für die Frucht „Aprikose“ – oder unterschiedliche Konjunktivvarianten. Geographisch eingeschränkte Varianten formen diatopische, d. h. regionale Varietäten, bei denen es sich – außer bei der österreichischen Standardvarietät des Deutschen – um Nonstandard-Varietäten handelt (vgl. Ammon 1995, 61–73). Das österreichische Dialekt-Standard-Kontinuum bezieht sich auf einen „fließenden Übergang zwischen standardsprachlichen und dialektalen Strukturen […] Die meisten Redeereignisse bewegen sich aber zwischen diesen Polen.“ (Ammon et al. 2016, XLV). So verfügen die einzelnen Sprecher über mehrere Register; der Sprachgebrauch ist abhängig von Faktoren wie der sozialen und regionalen Herkunft, der Situation, dem Gesprächspartner und dem Thema, wobei sich die private Kommunikation vor allem im Bereich zwischen den beiden Polen bewegt, allgemein als Umgangssprache bezeichnet12 , und im dialektalen Bereich (vgl. Ammon et al. 2016, XLVf.). Wiesinger (2014, 75–86) unterteilt die gesprochene Sprache in vier Schichten; in den Basisdialekt, der am kleinräumigsten ist und noch insbesondere von älteren Dorfbewohnern gesprochen wird, in den großräumigeren, heutzutage gesprochenen Verkehrsdialekt, in die Umgangssprache, die vor allem in Städten und in höheren Sozialschichten gesprochen wird und in die 12 Eine linguistische Trennung zwischen Umgangssprache und Dialekt ist nicht begründbar (vgl. Reiffenstein 1997, 393; Scheuringer 1997, 336f.), es handelt sich eher um eine pragmatische Unterscheidung, bei der Umgangssprache im Verhältnis zu Dialekt als überregionaler und näher am Standard betrachtet wird. Sie kann, da in diesem Sinne regional eingeschränkt, auch Regiolekt genannt werden. 14 Standardsprache als höchste Schicht, bei der es sich um die regionale Realisierung der Schriftsprache und um die Sprache der Öffentlichkeit handelt. In Österreich dominieren dialektale und umgangssprachliche Varietäten, es gibt wenig Situationen, in denen im Mündlichen eine standardnahe, meist „Hochdeutsch“ genannte Varietät erfordert wird. Bei einer Erhebung in Österreich (ohne Vorarlberg) gaben nur 17% an, mehr als die Hälfte der Zeit im Alltag Hochdeutsch zu sprechen (vgl. Ender und Kaiser 2009, 283). Bei einer großen Umfrage 1984/85 und 1991 bestätigten in Oberösterreich, in dem das Erhebungsgebiet liegt, fast 90% eine Dialektkompetenz. Bei 63% war es auch die bevorzugte Sprechweise, 34% bevorzugten Umgangssprache, während Hochdeutsch selten genannt wurde. Österreichweit bejahten 78,8% die Frage „Reden Sie selber Dialekt?“, wobei diese Zahl in Großstädten, wo Umgangssprache bevorzugt wird, niedriger war und in Kleinstädten und Dörfern am höchsten. Auch zwischen den Sozialschichten wurde dahingehend ein Unterschied festgestellt, als Dialektkompetenz und -präferenz bei höheren Schichten geringer ist, zwischen den Altersgruppen zeigten sich jedoch kaum Differenzen (vgl. Steinegger 1998, 201f., 90, 169, 153 und 288f.). 4.2 Linz Die 200 000-Einwohner-Stadt Linz liegt an der durch Oberösterreich verlaufenden Grenze zwischen Ost- und Westmittelbairisch, die aus territorialgeschichtlichen Gründen zwischen Linz und Lienz festgelegt ist, realiter handelt es sich jedoch um ein breites Übergangsgebiet, die Dialektgrenze verschob sich überdies zugunsten des Ostmittelbairischen (vgl. Scheuringer 1990, 169f.). Die Sprache in Linz wird von der ostmittelbairischen Hauptstadt Wien beeinflusst, ist also als städtisches Ausstrahlungszentrum seinerseits abhängig. Durch Pendlerbewegungen in den wirtschaftlich starken Zentralraum übt Linz einen Einfluss auf die ländlichen Mundarten Oberösterreichs aus (vgl. Scheuringer 1984, 27f.), gleichzeitig sorgt „ländliche[r] Zuzug in die Landeshauptstadt [dafür], dass dort eine größere Menge verschiedener Dialektsprecher zusammenkommt, die die alltägliche Kommunikation bestimmt.“ (Wiesinger 2014, 98). Scheuringer (1997, 339) erwähnt eine gesamtoberösterreichische Verkehrssprache, die nicht mehr die basisdialektalen Merkmale enthält. Gerhartinger (1967, 38) schreibt, dass die mundartliche Umgangssprache „die anerkannte Aussprache des zwanglosen Sprachverkehrs zwischen den Linzern [ist]“ und die „Stadt- und Bauernmundart, die sie seit Jahrzehnten anstreben“ dominiert. Somit ist Linz sprachlich mit seinem Umland verwebt, wodurch kaum sprachliche Differenzen zu erwarten sind, außer dass die Stadtbevölkerung eine etwas standardnähere Varietät spricht. 15 Es kann in dieser Region wie auch in ganz Österreich insofern von Dialektverfall gesprochen werden, als „Dialekttiefe, örtliche Bindung des Dialekts verlorengeht durch den Verlust distinktiver Dialektstrukturen“ (Mattheier 1997, 407). Basisdialektale Merkmale werden durch großräumigere standardnähere Varianten ersetzt, wodurch größere Gebiete mit einem Regiolekt entstehen, der dem Standarddeutschen näher ist. Reiffenstein (1997, 393) betrachtet diese Veränderung neutral als Sprachwandelphänomen, bei der Dialekt weiterhin bestehen bleibt, Lenz (2019, 342) spricht hier von Dialektumbau. 5. Empirische Untersuchungen zu Konjunktivformen in Österreich Österreich, das einen großen Teil des bairischen Sprachraums ausmacht und dessen mündlicher Sprachgebrauch, wie eben dargestellt, dialektal orientiert ist, bietet einen idealen Raum für Untersuchungen zur Verwendung der bairischen Konjunktivformen. Daten zur Bildung dieses Verbmodus lassen sich auch in Ortsmonographien, die Basisdialekte beschreiben, finden sowie in Sprachatlanten. Die im Rahmen von Wenkers Sprachatlas-Projekt gestellte Frage nach der Dialektalisierung des Satzes Hättest Du ihn gekannt! dann wäre es anders gekommen, und es thäte besser um ihn stehen. (vgl. REDE o. J.a) soll nicht unterwähnt bleiben, da auch zahlreiche Sprachdaten aus dem oberösterreichischen Zentralraum aufgenommen wurden. Bei einer überblicksmäßigen Sichtung von 37 ausgefüllten digitalisierten Bögen aus den Bezirken Linz, LinzLand und Urfahr-Umgebung (vgl. REDE o. J.b)13 zeigte sich, dass bei der Übertragung von „thäte […] stehen“ in den eigenen Dialekt vor fast 100 Jahren die starke endungslose Form überwiegte und häufiger als die gemischte Form genannt wurde, weiters fanden sich zehn Belege einer periphrastischen Bildung mit tun (nicht suffigiert), sowie je eine Periphrase mit kinnat und vergangenheitsbezogen mit war. Abgesehen von diesen historischen Daten wird sich im Folgenden auf empirische Erhebungen der letzten Jahre bezogen. Bezugnehmend zum heutigen Konjunktivgebrauch in Österreich merkt Schnelzer in seiner Diplomarbeit an: „Während der bair. Konjunktiv im bundesdeutschen Sprachraum auf die Dialektebene begrenzt ist, lässt sich in Österreich auch die Tendenz beobachten, zumindest rein schwache Konj.-Formen auch in die Umgangssprache aufzunehmen; infolgedessen werden sie sogar verschriftet“ (Schnelzer 2008, 85) Daraufhin führt er Beispiele aus Printmedien und dem Rundfunk an, in denen es sich aufgrund des Kontextes klar um Umgangssprache und nicht um Dialekt handelt. 13 Bogen-IDs: 18853, 18854, 18860, 18861, 18885-90, 18892, 18893, 18922, 18925, 18928-32, 18934-38, 18974- 76, 19103, 19105-09, 19225. 16 Ziegler und Lenzhofer-Glantschnig (2013) erstellten ein Dialekt-Standard-Kontinuum erfasster Konjunktivvarianten, das in Abbildung 1 gezeigt wird. Die Varianten 1 bis 3 werden dort als Bairisch bezeichnet, 4 als überregional gesprochensprachlich und 5 als standardsprachlich. Lenzhofer (2017) führte anhand eines Korpus von Freundesgesprächen Osttiroler Jugendlicher, von denen „der südbairische Dialekt als unmarkierte Normallage des Sprechens verwendet [wird]“ (Lenzhofer 2017, 83), Studien zu Jugendsprache durch und untersuchte das Vorkommen der Konjunktivformen bei Vollverben14 , wobei sie auch ein Kontrollkorpus mit Erwachsenengesprächen auswertete. Bei den Jugendlichen waren Form 2 und 3 mit jeweils etwas unter 40% am häufigsten, 16% entfiel auf Form 4 (würde-Periphrase) und 7% auf die abgelautete Form 1. Bei den erwachsenen Osttirolern überwiegte die synthetische Variante mit -at mit fast 63%, ein Viertel der Formen dort waren täte-Periphrasen. Somit zeigte sich bei den Jugendlichen ein höheres Vorkommen analytischer Konstruktionen, v. a. des täte-Konjunktivs, aber auch des würde-Konjunktivs, während die Konstruktion mit -at frequent bleibt. Lenzhofer zeigt ferner, dass 45 aller 78 verwendeten tun-Periphrasen (d. h. aller Fügungen mit tun + Infinitiv) der Jugendlichen Konjunktiv II wiedergeben, ein signifikant höherer Anteil als bei den Erwachsenen, wo es nur 8 von 77 waren, Belege für den täte-Konjunktiv mit dem Suffix -at sind in ihrer Untersuchung nicht belegt (Lenzhofer 2017, 281–283 und 274). Bercko (2018) führte Untersuchungen in der südmittelbairischen Landeshauptstadt Graz und in zwei nahegelegenen Gemeinden durch, denen ein Korpus an Gesprächen von Erwachsenen zwischen 35 und 60 zugrunde liegt. Dabei waren die meisten aufgefundenen Konjunktivformen temporal markierte Periphrasen mit wär, wa(r) und hätt + Partizip II, die in vorliegender Arbeit nicht behandelt werden. Die starke Form ohne Suffix wurde kein einziges Mal belegt, von den nicht temporal markierten Formen war an den ländlichen Orten die suffigierte synthetische Form die häufigste, während im städtischen Graz bei weitem die würde-Konstruktion überwiegte, die an den anderen Erhebungsorten nur einmal genannt wurde (vgl. Bercko 2018, 94). Sie konstatiert, „dass in stärker dialektal geprägten Gebieten auf andere Formen 14 Kopula-, Modal- und Hilfsverben, die oft synthetisch nach anderen Mustern oder irregulär gebildet werden, wurden in dieser Erhebung ausgenommen. Abbildung 1: Konjunktiv-II-Varianten zwischen Dialekt und Standard (Ziegler und Lenzhofer-Glantschnig 2013, 297) 17 zurückgegriffen wird“ (Bercko 2018, 100) als in Graz, welches – bezugnehmend auf das in Abbildung 1 abgedruckte Kontinuum – stärker von der Standardsprache beeinflusst ist. Breuer und Wittibschlager (2020) untersuchten die Verwendung von Konjunktivformen im Dialekt und in der Standardvarietät anhand von „language production experiments“, bei denen die Gewährspersonen hypothetische Ausdrücke, die einen Irrealis- oder Potentialis-Konjunktiv-II forderten, produzierten. Die Erhebung fand in Wien und an elf ländlichen Orten österreichweit mit über 60-Jährigen sowie 18- bis 25-Jährigen statt. An den vier mittelbairischen Erhebungs- orten15 zeigte sich die größte Formenvarianz mit dem Vorkommen aller bisher besprochenen Formen, wobei periphrastische Formen, v. a. mit täte, aber auch häufig mit würde, überwogen.16 Auch doppelt markierte täte-Periphrasen sind dort belegt, sowie eine doppelt markierte würdePeriphrase (i wuɑtɑd), wobei nicht bekannt ist, ob bei jungen oder älteren Sprechern. Our data indicate that the -ad marking on the auxiliary (mainly the auxiliary tun and in exceptional cases würde) appears almost exclusively in the Central Bavarian area but not in the entire Bavarian dialect area, even though the ad-marker is common there. Additionally, Central Bavarian is the dialect region with the highest frequency of synthetic subjunctives with -ad. (Breuer und Wittibschlager 2020, 157f.) Österreichweit ist außerdem eine intergenerationelle Variation erkennbar: Während die ältere Gruppe in ihrem dialektalen Sprachgebrauch mit über 50% synthetische Formen bevorzugt, und es sich in den ländlichen Gebieten bei nur 5% der Formen um würde-Konstruktionen handelt, sind diese bei den jungen Erwachsenen zulasten des Einwortkonjunktivs am häufigsten. Der Gebrauch von täte-Konstruktionen unterscheidet sich im Vergleich zu Lenzhofers Erhebung nicht zwischen den Altersgruppen und liegt im ländlichen Raum bei etwas unter 40%, in Wien kommen diese weitaus seltener vor (vgl. Breuer und Wittibschlager 2020, 160). Glauninger (2008) testete 27 Wiener 15- bis 19-Jährige rezeptiv und produktiv auf das Verstehen, Bilden und Verwenden von Konjunktiv-II-Formen. Er fand heraus, dass diese „z. T. erhebliche Mühe [hatten], synthetische K2-Formen korrekt zu dekodieren, somit de facto: überhaupt zu verstehen“ (Glauninger 2008, 238). Selbst verwendeten die Jugendlichen fast immer analytische Konjunktivformen, wobei bei der häufiger verwendeten würde-Konstruktion das Auxiliar apokopiert, aber umgelautet ist, also i wüɑd mɑchn, bei der täte-Konstruktion wird eher i ded als i dɑd gesagt, also eine standardnähere Lautung präferiert. Glauninger, der synthetischen Formen im System des Wiener Deutschen keine große zukünftige Rolle mehr 15 Erhebungsorte: Steyrling, Neumarkt an der Ybbs, Taufkirchen an der Pram und Gaweinstal 16 Anzahl der Belege: synth. ohne -ɑd: 52, synth. mit -ɑd: 53, anal. mit würde: 87, anal. mit würde und -ɑd: 1, anal. mit täte: 112, anal. mit täte und -ɑd: 19 (Breuer und Wittibschlager 2020, 158) 18 zuspricht, interpretiert seine Ergebnisse im Gesamtsystem der verwendeten Sprachvarietät der Jugendlichen folgendermaßen: Da für eine immer größer werdende Zahl an Wiener Jugendlichen die (intendierte) Standardvarietät des Deutschen endgültig als „unmarkierte“ Varietät innerhalb einer immer größeren Menge alltäglicher Kommunikationssituationen fungieren dürfte, hat folgerichtig auch die im standardsprachlichen Bereich des Gesamtdeutschen längst verbreitetste (weil polyfunktionale) Konjunktiv-Form würde + Inf. in Wien innerhalb eines relativ kurzen, „erlebbaren“ Zeitabschnitts das Potential dazu entwickelt, auch sprechsprachlich als varietätenspezifisch „unmarkierte“ – und somit universell einsatzbare – Konjunktiv-(„Einheits-“)Form zu fungieren. (Glauninger 2008, 241) Während in den Belegen in den Wenker-Fragebögen noch überwiegend synthetische Formen, seltener die täte-Konstruktion, und keine Konstruktionen mit würde gebraucht wurden, zeigt sich bei allen drei Untersuchungen bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Präferenz für periphrastische Konjunktivformen mit würde oder täte. Letztere ist in ländlichen Gebieten als dialektalere Variante häufiger anzutreffen, auch mit zusätzlichem -ɑd-Suffix, als das umgangssprachliche würde. Die nicht umgelauteten Formen wuɑ bzw. wuarad werden bis auf ein Vorkommen von wuatad nicht erwähnt. Die für das Bairische typischen synthetischen Formen werden zwar häufig verwendet, haben aber keine Vormachtstellung mehr; periphrastische Bildungen überwiegen. Insbesondere in Wien scheint die Hinwendung junger Erwachsener zur Standardvarietät mit einem Abbau des bairischen -ad-Konjunktivs einherzugehen. 6. Empirische Erhebung Nach Betrachtung von Konjunktivformen im bairischen Dialekt und relevanter Erhebungen in Österreich soll eine eigene Erhebung die Situation bei jungen Leuten im Großraum Linz abbilden, wozu ein Online-Fragebogen eingesetzt wurde. Zunächst werden die Absicht der Erhebung und die aufgestellten Hypothesen dargelegt, bevor die Methodik erklärt wird und die Gewährspersonen charakterisiert werden. Im folgenden Kapitel 7 werden die Ergebnisse ausgewertet. 6.1 Zielsetzung und Hypothesen Das allgemeine Ziel der Erhebung ist es, die im jeweiligen unmarkierten Sprachgebrauch, d. h. im natürlichsten und vertrautesten Register, verwendeten Konjunktivformen abzufragen und den Gebrauch sowie die Varianz dieser abzubilden. Für die Auswertung sind vier Hypothesen aufzustellen, die auf der Prämisse aufbauen, dass die Gewährspersonen verschiedene Konjunktivbildungsmöglichkeiten nutzen: (1) In Analogie zu den vorangegangenen Untersuchungen überwiegen auch im oberösterreichischen Zentralraum bei den jungen Erwachsenen periphrastische Konstruktionen, sowohl mit würde als auch mit täte, wobei letztere auch mit -ɑd-Suffix vorkommen könnte. Es ist 19 anzunehmen, dass ein großräumiger Regiolekt gesprochen wird, in dem die würde-Konstruktion frequent ist, während synthetische Formen seltener sind. (2) Dadurch, dass der Konjunktiv mit dem bairischen Auxiliar doɑ die würde-Konstruktion wiedergibt, zeigt sich bei Übersetzungsaufgaben aus dem Standarddeutschen eine Korrelation zwischen der Verwendung standarddeutsch und bairisch periphrastischen Konjunktivbildungen sowie zwischen standarddeutsch und bairisch synthetischen Formen. (3) Starke Verben werden seltener analytisch gebildet als schwache Verben und weisen mehrere synthetische Formen auf, wobei die nicht suffigierte starke Form im heutigen Sprachgebrauch nicht mehr zu erwarten ist. (4) Es gibt Abweichungen zwischen den Gewährspersonen bezüglich der Verwendung und Verwendungshäufigkeit der unterschiedlichen Konjunktivformen (interindividuelle Variation), gleichzeitig gebrauchen die jungen Erwachsenen jeweils mehrere Bildungsmuster (intraindividuelle Variation). 6.2 Methodik und Fragebogen Die Erhebung wurde mittels eines Online-Fragebogens auf der Plattform limesurvey.org durchgeführt (Fragebogen siehe Anhang). Somit handelt es sich nicht um eine direkte Erhebung, bei der der Explorator persönlich Sprachdaten aufnimmt, sondern um eine indirekte Methode. Deren Vorteile liegen in einer leichteren Erreichbarkeit von Gewährspersonen, einem geringeren Zeitaufwand, der Zeit- und Ortsunabhängigkeit auf beiden Seiten sowie der Einhaltung der Kontaktbeschränkungen in der derzeitigen COVID-19-Pandemie. Als größter Nachteil wird die Verschriftung mit dem gewöhnlichen Alphabet genannt, wobei diese phonetischen Defizite der Laienschreibung bei den untersuchten syntaktisch und morphologisch begründeten Konjunktivformen weitestgehend irrelevant sind. Ferner sind keine Hilfestellungen, Nachfragen und weitere Beobachtungen durch den Explorator möglich (vgl. Eichhoff 1982, 550). Im Fragebogen werden zwei Elizitationsmethoden eingesetzt: Einerseits sind sechs Konjunktivformen in die eigene Sprechweise zu übersetzen, indem ein konstruierter hypothetischer Konditionalsatz im Standarddeutschen angegeben ist, bei dem die zu übersetzende Konjunktivform graphisch hervorgehoben ist. Da es sich um offene Fragen handelt, sind diverse Antworten in unterschiedlichen Verschriftungen zu erwarten. Beim zweiten Fragetyp handelt es sich um Bewertungsaufgaben, bei denen in drei kurzen Satzkontexten die beschriebenen Konjunktivformen und -konstruktionen als Antwortalternativen angegeben sind. Diese wurden im 20 Nonstandard verschriftet, da die Formen genauso wenig standardsprachlich sind, wobei darauf geachtet wurde, dass die konstruierten Sätze ein möglichst breites Varietätenspektrum abdecken und nicht stark dialektal markiert sind, z. B. durch Vokalisierungen, um eventuelle Verständnisschwierigkeiten bei wenig dialektkundigen Informanten zu vermeiden. Die Dialektalisierung wurde durch die Autorin selbst vorgenommen und betrifft nur diese drei Sätze in der Erhebung. Die Aufgabenstellung bei der Bewertungsaufgabe lautete „Kreuze alle Formen an, die du so in deiner natürlichsten und vertrautesten Sprechweise sagst (mündlich)“, sodass nur selbst verwendete, nicht aber der Gewährsperson bloß bekannte Konstruktionen gewählt werden. Weitere Konstruktionen können ergänzt werden. Diese beiden Fragetypen wurden u. a. auch beim Projekt „Syntax hessischer Dialekte“ erfolgreich verwendet (Fleischer et al. 2012). Übersetzungsaufgaben haben in der Dialektgeographie eine lange Tradition, insbesondere durch die erwähnten Wenker-Fragebögen. Bei den zitierten aktuellen Konjunktiv-Erhebungen in Österreich wurde auf diese Methode verzichtet: Dort wurden fast ausschließlich authentische Sprachdaten untersucht oder durch eine direkte Methode mündlich abgefragt. In vorliegender Erhebung werden die Konjunktivformen der starken Verben gehen und kommen in jeweils drei Kontexten abgefragt, sowie die Formen der schwach flektierenden Verben reden, sagen und kaufen. Diese Verben wurden primär aufgrund ihrer Häufigkeit im Sprachgebrauch ausgewählt, weswegen sie auch in der Literatur genannt werden. Zudem weisen sie kaum morphologische oder phonologische Eigentümlichkeiten auf. Jeder Fragetyp fragt dabei in gleichem Anteil nach starken (⅔ der Fragen) und schwachen Verben (⅓ der Fragen), sodass die Verteilung gleichmäßig ist. Alle Verbformen entsprechen der endungslosen und frequentesten 1. und 3. Sg. Bei den Bewertungsaufgaben wurden folgende Formen jeweils mit i ‚ich‘ vorge- geben: ‚gehen‘: gang, gangad, gingad, gehad, darad/dadad gehn17 , dad gehn, würd gehn18 ‚kommen‘: kam, kamad, kummad, darad/dadad kumma, dad kumma, würd kumma19 ‚kaufen‘: kaufad, darad/dadad kaufn, dad kaufn, würd kaufn20 17 Die zwei Realisierungsformen einer doppelt markierten täte-Konstruktion wurden zusammengefasst, da ihr Unterschied nach Wissen der Autorin noch nicht erforscht ist. 18 Im Bairischen lautet der Infinitiv geh, mit gehn wurde sich für eine umgangssprachliche Verschriftung entschie- den. 19 Im Bairischen gibt es die Infinitivvarianten kemma und kumma. Wiesinger (2014, 77) nennt für Niederösterreich im Basisdialekt khimt (vom Inf. kemma), im Verkehrsdialekt der heutigen Generation khumt. Dies entspricht auch den Belegen im Höratlas OöTon, wo junge Erwachsene um Linz im Kontrast zu älteren Basisdialekt-Sprechern die Formen kumma und kumm! verwenden (vgl. StifterHaus o. J.). 20 Im Bairischen kaffa mit vokalischer Infinitivendung und ohne Diphthong (vgl. Merkle 2005, 40). Wiesinger (1989, 14f.) nennt für Oberösterreich die sich ausbreitende verkehrsdialektalere Endung [n] oder [m], der Diphthong kennzeichnet ebenso eine standardnahe umgangssprachliche Variante. 21 Die Gewährspersonen werden stets um Antworten in der „natürlichsten und vertrautesten“ Sprechweise gebeten, was sich am Wortlaut in den aktuellen Umfragen des REDE-Projekts zu Satzbau in den Dialekten und Regionalsprachen orientiert (vgl. REDE 2020). Neben den so erhobenen Sprachdaten werden, um die Untersuchungsgruppe beschreiben zu können, die sozialen Daten Alter, höchster Bildungsabschluss und derzeitige Tätigkeit sowie der derzeitige und frühere Wohnorte erhoben. Weiters werden drei Fragen zur Sprachverwendung gestellt, die auf einer Skala zu beantworten sind. Lichtenegger (2015, 62f.), die in ihrer Diplomarbeit die Spracheinstellungen Linzer Mütter untersuchte, propagierte dafür vier Werte. In vorliegender Erhebung werden diese „Dialekt“, „eher Dialekt“, „eher Standarddeutsch“ sowie „Standarddeutsch“ benannt. Es wird darauf hingewiesen, dass Standarddeutsch dieselbe Bedeutung wie Hochdeutsch sowie Standardsprache habe. Die Kategorisierung ähnelt ferner dem vierstufigen Modell Wiesingers (vgl. Kap. 4.1), wobei die Angabe „Dialekt“ hier keinen Orts- oder Basisdialekt meint, sondern dem heutigen Dialektverständnis junger Erwachsener und Wiesingers Verkehrsdialekt entspricht. Mit diesem Fragetyp wird abgefragt, was die vertrauteste Sprechweise ist, wie am häufigsten im Alltag gesprochen wird, und wie die Eltern mit den Informanten gesprochen haben. 6.3 Untersuchungsgruppe Die Anforderungen an die Gewährspersonen, die vor allem im Bekanntenkreis und über soziale Medien kontaktiert wurden, betrafen das Alter sowie den Wohnort. Ersteres wurde auf 16 bis 30 Jahre eingeschränkt, womit es sich um die jüngere Erwachsenengeneration handelt. Der Wohnort sollte sich in Linz oder im Umkreis befinden, oder langjährig dort gewesen sein. Es gingen 35 vollständige Antworten ein. 13 dieser Informanten sind männlich und 22 weiblich, ihr Alter liegt zwischen 16 und 29, wobei der Altersdurchschnitt 21,8 Jahre ist. 43% sind derzeit Studenten, die zweitgrößte Gruppe umfasst mit 34% Berufstätige, 20% gehen noch in die Schule und eine Person befindet sich in Ausbildung. Durchschnittlich ist ein hoher Bildungsabschluss festzustellen: Drei Viertel der Gewährspersonen haben die Matura absolviert, 29% haben auch schon einen Hochschulabschluss, wodurch sie der Mittel- und Oberschicht zuzurechnen sind. Ungefähr die Hälfte der Gewährspersonen sind aus oder leben in Linz, Postleitzahlen aus dem angrenzenden Bezirk Urfahr-Umgebung wurden neun Mal genannt und aus Linz-Land vier Mal. Je ein bis zwei Informanten stammen aus den nahen Bezirken Eferding, Perg, Grieskirchen, Freistadt, Steyr-Land sowie Wels-Land oder haben dort mindestens 10 22 Jahre lang gelebt. Somit handelt es sich bei den Erhebungsergebnissen um Sprachdaten aus dem oberösterreichischen Zentralraum, der sowohl städtische als auch ländliche Gebiete umfasst. Die Gewährspersonen attestieren sich eine hohe Dialektkompetenz, für 77% ist „Dialekt“ die natürlichste Sprechweise, 66% verwenden diese auch am häufigsten im Alltag, während 17% sowie 26% „eher Dialekt“ angeben. Nur drei Informanten aus Linz nannten „eher Standarddeutsch“ als häufigste Sprechweise, zwei davon zusätzlich als für sie am natürlichsten. Diese Daten entsprechen den zitierten Erhebungen zum Sprachgebrauch der Österreicher, für die die Standardsprache keine wichtige Rolle spielt, andererseits handelt es sich hier um eine hohe soziale Schicht, die tendenziell weniger dialektale Register verwendet. Jedoch wird Umgangssprache, unter der „eher Dialekt“ und „eher Standarddeutsch“ zusammengefasst werden, hier nicht präferiert. Die Angabe weniger dialektaler Sprachverwendung ist eher bei den städtischen Informanten aufzufinden, wonach sich eine Stadt-Land-Differenz zeigt. 7. Auswertung der Ergebnisse Nun sollen die Konjunktiv-II-Formen aus der Erhebung analysiert werden, wobei zunächst alle genannten Formen angegeben werden, bevor auf Muster eingegangen wird in Bezug auf den Fragetyp, auf eine Formenübernahme aus dem Standarddeutschen und in Bezug auf das Verb. Die Periphrase mit darad/dadad und Gebrauchsunterschiede der Gewährspersonen werden ebenso untersucht, weitere Beobachtungen werden am Schluss des Kapitels angeführt. Bis auf zwei Fälle, in denen ein Indikativ genannt wurde, übertrugen die Befragten bei den sechs Übersetzungsaufgaben die standarddeutschen Konjunktivformen in eine zumindest umgangssprachliche Varietät, was sich daran zeigt, dass würde ausnahmslos apokopiert als würd wiedergegeben wurde, allerdings fast ausschließlich ohne r-Vokalisierung zu wüad. Bei den drei Bewertungsaufgaben wurden durchschnittlich je Verb zwei Formen angekreuzt, hier wurden keine zusätzlichen, nicht aufgelisteten Konjunktivbildungen ergänzt. In die Analyse werden somit insgesamt 446 genannte oder als verwendete Form angegebene Konjunktivbildungen einbezogen. Deren Benennung und Verschriftung entspricht im Folgenden der aus dem Fragebogen, d. h. es wird auf Lautschrift verzichtet, da die Aussprache nicht abgefragt wurde und für vorliegende morphologisch-syntaktische Untersuchung irrelevant ist. 7.1 Genannte Konjunktiv-II-Formen Die in den vorhergehenden Kapiteln dargestellten Konjunktivbildungsmöglichkeiten im Bairischen waren auch in vorliegender Erhebung vorhanden. Die Verwendung des nicht 23 umgelauteten wuad (vier Mal) und wurdt (einmal) wurde der würde-Konstruktion zugeordnet; sie waren bei zwei Informanten neben Angaben mit <ü> festzustellen. Es ist kein Gebrauch einer würde-Konstruktion mit -ad belegt. Die zwei einzelnen Nennungen käm und ging werden unter „andere“ angeführt sowie allgemein einer synthetischen Bildung zugeordnet. Es handelt sich jedoch nicht um den bairischen synthetischen Konjunktiv kam bzw. gang, sondern um den apokopierten standarddeutschen Konjunktiv II käme bzw. ginge. Die einfache Konjunktivform von doa wurde stets mit als dad oder dat verschriftet und nie mit standardkonformem vorderem Vokal [ɛː] zu ded. Letztere entspräche der apokopierten standarddeutschen Form täte, und ist bei Glauninger (2008, 240) häufiger als die dialektale a-haltige Variante belegt. synth. synth. Prät. -ad synth. Präs. -ad anal. darad/ dadad anal. dad anal. würd andere Gesamt Übersetzungs- aufgabe 1 48 7 42 27 84 2 211 Bewertungs- aufgabe 1 42 26 70 49 47 0 235 Gesamt 2 90 33 112 76 131 2 446 Tabelle 4: Übersicht über alle genannten Konjunktiv-II-Formen Tabelle 4 gibt eine Übersicht über alle Formen und lässt bereits die Formenvarianz erkennen, wobei neben der synthetischen Bildung mit -ad, sowohl vom Präterital- als auch vom Präsensstamm, zahlreiche Konstruktionen mit würde und täte angegeben wurden. Alle drei Bildungsvarianten, d. h. Suffigierung und zwei unterschiedliche Auxiliare zur Periphrase werden vielfach gebraucht. Auf den ersten Blick überrascht darüber hinaus die häufige Nennung der doppelt markieren täte-Konstruktion in beiden Abfragekontexten. Weitere Analysen werden an den Gesamtdaten jedoch nicht vorgenommen. 7.2 Verteilung nach Aufgabentyp und Frage Bei den Übersetzungsaufgaben hatten die Gewährspersonen keine Hilfestellung durch die Vorgabe von Antworten oder durch andere dialektalisierte Stimuli, andererseits ist ein Einfluss der Standardvarietät wahrscheinlich. Bei diesem Aufgabentyp wurde mit ca. 40% am häufigsten die würde-Konstruktion elizitiert, während diese bei den Bewertungsaufgaben nur halb so oft angekreuzt wurde. Demgegenüber wurden dort die täte-Konstruktionen häufiger genannt. Betrachtet man die Kategorien „synthetisch“ vs. „analytisch“, so ist die Aufteilung mit je etwas unter 30% synthetischen Formen sehr ähnlich, die Wahl des Präteritums- bzw. Präsensstammes hängt wiederum mit der Konjugation des Verbs zusammen (vgl. Kap. 7.3.1). Die Differenz 24 zwischen den Ergebnissen der Übersetzungs- und der Bewertungsaufgaben liegt demgemäß in erster Linie in der Wahl eines anderen Auxiliars zur Konjunktivbildung. Abbildung 2: Verteilung der Konjunktiv-II-Formen in den Aufgabentypen Die hohe Zahl der würde-Konstruktionen bei den Übersetzungsaufgaben kann durch den Einfluss der standardsprachlichen würde-Konstruktion erklärbar sein. Um diese These der Korrelation zu untersuchen, werden in Abbildung 3 nur die Ergebnisse der Übersetzung der Verbformen von kommen und gehen betrachtet. Diese wurden nämlich einmal mittels einer standarddeutschen würde-Periphrase und einmal mittels der synthetischen Konjunktiv-II-Form käme bzw. ginge abgefragt (vgl. Fragebogen im Anhang). Es zeigt sich ein signifikanter Unterschied: Während die Konjunktiv-Umschreibung mit 81% ebenso als periphrastische Form wiedergegeben wurde, wird die Einwortform in 60% der Fälle als solche in den bairischen Konjunktiv übertragen. Somit wurde größtenteils eine Übersetzung vorgenommen, die die Struktur des Prädikats beibehält und dadurch von der standarddeutschen Form gesteuert ist. Bei den analytischen Übertragungen wird würd als Auxiliar genauso oft wie Formen mit tun genannt. Dies bestätigt einerseits, dass die hier häufige täte-Konstruktion ein 0% 10% 20% 30% 40% Übersetzung Bewertung 18,8% 56,3%40,6% 14,1% 40,6% 25,4% 0% 20% 40% 60% 80% 100% würde gehen/kommen käme/ginge anal. würd anal. dad/ darad/dadad synth. -ad synth. andere Abbildung 3: Übersetzung des Konjunktiv II synthetischer und analytischer standarddeutscher Formen 25 bairisches Pendant zur würde-Konstruktion ist (vgl. Kap. 3.4.1 zur bairischen täte-Periphrase). Andererseits zeigt sich wiederum, dass die Konjunktivbildung mit würde in den selbsteingeschätzt dialektalen Sprachgebrauch der jungen Erwachsenen Eingang gefunden hat. 7.3 Konjunktivformen starker und schwacher Verben Es wurde ferner die Hypothese aufgestellt, dass es einen Unterschied in der Formenverwendung bei starken und schwachen Verben gebe, sodass starke Verben häufiger synthetische Konjunktive aufweisen. Um dies zu prüfen, werden die Formen der Verben kommen und gehen aus insgesamt sechs Abfragekontexten den Formen der drei abgefragten schwachen Verben reden, sagen und kaufen gegenübergestellt. In Breuers und Wittibschlagers Erhebung (2020, 154) wurde der Konjunktiv von starken Verben in etwa gleich oft synthetisch wie periphrastisch gebildet, während er bei schwachen Verben in weniger als 5% der Fälle synthetisch gebildet wurde. Eine derartige Verteilung zeigte sich dort sowohl in der standarddeutschen als auch in der dialektalen Abfrage. Die Verteilung bei vorliegender Erhebung ist in Abbildung 4 visualisiert. Auch hier wurden die beiden starken Verben im Konjunktiv häufiger synthetisch gebildet als die schwachen Verben. Jedoch ist die Tendenz weniger deutlich: Die Differenz liegt bei 20,5 Prozentpunkten, was zwar die Präferenz der synthetischen Konjunktivbildung bei den starken Verben aufzeigt, jedoch ist dieser Fund durch die wenigen Verben kaum generalisierbar. Abbildung 4: Analytische und synthetische Bildung des Konjunktiv II von stark und schwach konjugierenden Verben 7.3.1 Starke Verben Zur synthetischen Konjunktivbildung der starken Verben wurde bevorzugt der Stamm gangbzw. kam- gebraucht. Beim Verb gehen wurden im Übersetzungsfragetyp alle 23 genannten synthetischen suffigierten Formen von diesem a-haltigen Verbstamm gebildet, beim Verb kommen waren 25 der 30 Nennungen vom Präteritalstamm abgeleitet. Dieses Muster zeigte sich auch bei den Bewertungen, wo gangad von 23 der 35 Gewährspersonen als verwendete Form 0% 20% 40% 60% 80% 100% starke Verben schwache Verben anal. synth. 26 bezeichnet wurde, eine von diesen kreuzte zusätzlich gingad an, während gehad kein einziges Mal angegeben wurde. Bei kommen erfolgten 18 Nennungen der Präteritalstamm-Form und 7 Nennungen der Präsensstamm-Form, wobei vier Befragte beides ankreuzten. Somit wird zumindest bei diesen Verben der abgelautete Stamm dem Präsensstamm gegenüber bevorzugt, im Falle von gehen sogar exklusiv genutzt, sodass folglich gemischte Konjunktivformen genutzt werden, bei denen der Konjunktiv sowohl am Suffix als auch durch den Vokalwechsel gekennzeichnet ist. Wie erwartet sind die starken Konjunktivformen gang und kam bei den Befragten der jungen Generation nicht gebräuchlich. Nur zwei Gewährspersonen nannten je eine dieser, da sie allerdings auch von diesen Informanten jeweils nur einmal genannt wurden, lässt sich die Darstellung in der Literatur, dass diese Formen nicht mehr verbreitet sind, bestätigen. Die Nennung des apokopierten standarddeutschen Konjunktiv II (ging und käm) von einer Person ist wiederum ein Symptom des Eingangs standarddeutscher Formen in regiolektale Sprachvarietäten. 7.3.2 Schwache Verben Bei den schwachen Verben ist anzumerken, dass das Verb reden in den Übersetzungen ausschließlich analytische Konjunktivbildungen aufwies, sagen wurde nur in zwei von 36 Antworten mit synthetischem Konjunktiv übersetzt. Dort kann eine Übertragung der standarddeutschen periphrastischen Struktur angekommen werden, in der Bewertungsaufgabe gaben nämlich mehr als die Hälfte der Gewährspersonen bei der synthetischen Form i ka(u)fad an, diese zu verwenden. Dieser Unterschied ist ferner dadurch erklärbar, dass es sich bei dem -ad-Konjunktiv zwar um eine verwendete Variante handelt, diese aber nicht die präferierte ist. Schließlich könnte die Wahl neben kontextuellen Faktoren auch mit der Silbenstruktur oder der lautlichen Erscheinung der Verben zusammenhängen, zumal hier nur eine stark eingeschränkte Datenmenge vorliegt. Bei den analytischen Konstruktionen gibt es keinen signifikanten Unterschied zu den starken Verben bezüglich der Wahl des Auxiliars, d. h. ob sich für dad, darad/dadad, oder würd entschieden wurde. 7.4 darad/dadad-Konstruktion Aufgrund ihrer Häufigkeit wird die Konjunktivbildung mittels des Auxiliars tun gesondert betrachtet. Etwa 60% dieser in der Erhebung belegten periphrastischen Formen sind zusätzlich mit -ad markiert, während nur 40% der in der Literatur beschriebenen bairischen Form dad entsprechen. Die hohe Verbreitung des suffigierten Auxiliars wird besonders bei den Bewertungsaufgaben deutlich, wo sie bei allen drei Abfragen mit jeweils 23 bzw. 24 Nennungen die 27 am häufigsten angekreuzte Form ist. Anders formuliert gaben jeweils zwei Drittel der Gewährspersonen an, dass sie diese Konjunktivform in ihrer vertrautesten Sprechweise verwenden. Betrachtet man das Nicht-Vorkommen der Konstruktion, so zeigt sich, dass nur sechs der jungen Erwachsenen bzw. knapp 17% sie in keinem der drei Kontexte selbst verwenden würden und diese Form auch in den Übersetzungsaufgaben nie angegeben haben. Bei den Übersetzungsfragen ist darad/dadad um 10% seltener als beim zweiten Fragetyp. Wie erwartet ist die Form etwas häufiger bei den schwachen Verben, da diese – wie oben gezeigt – generell häufiger einen periphrastisch gebildeten Konjunktiv aufwiesen. Da der Autorin unbekannt ist, ob es einen morphologischen Unterschied zwischen den Varianten darad und dadad gibt, wurden diese im Bewertungsteil in einer Form zusammengefasst abgefragt. Es handelt sich wahrscheinlich um lautliche Varianten derselben Bildung. Die Variante darad könnte das Ergebnis eines die Aussprache erleichternden Assimilationsprozesses des intervokalischen Plosivs [d] zum Liquid [r] sein oder auch in Anlehnung an warad ‚wäre‘ mit [r] gebildet werden (vgl. Schnelzer 2008, 81). In den 42 Verschriftungen der Gewährspersonen wurde die Form nur einmal mit wiedergegeben, die r-haltige Variante überwiegt somit bei weitem im Untersuchungsgebiet. Ob es einen semantischen Unterschied gibt, insofern als die gestreckte suffigierte Form expressiver wäre, kann aus den erhobenen Daten nicht hervorgehen. Eine mit dem zusätzlichen Konjunktivmorphem einhergehende stärkere Abgrenzung vom Indikativ ist aber eine schlüssige Begründung für die bevorzugte Verwendung dieser Bildung. 7.5 Intra- und interindividuelle Variation Ein weiterer Untersuchungsaspekt ist die Verteilung der verschiedenen Konjunktivbildungsmuster. So sollen die Nennungen zunächst unter dem Gesichtspunkt der intraindividuellen Variation betrachtet werden, d. h. wie viele unterschiedliche Varianten jede einzelne Gewährsperson angibt. Danach soll die Variation zwischen den Informanten betrachtet werden, um herauszufinden, ob etwa bestimmte Formen von manchen Gewährspersonen nie genannt werden. Der folgenden Analyse werden erneut die fünf Arten der Konjunktivbildung zugrunde gelegt, wobei (1) aufgrund seiner Seltenheit kaum betrachtet wird: Synthetisch: ohne Suffix -ad (1), mit -ad (2) Analytisch: mit Auxiliar darad/dadad (3), mit dad (4), mit würd (5) 28 7.5.1 Intraindividuelle Variation Sowohl bei den Übersetzungs- als auch bei den Bewertungsaufgaben kam es vor, dass Gewährspersonen nur eine Form nannten. So gaben vier Gewährspersonen alle standarddeutschen Sätze mit einer würde-Konstruktion wieder und zwei gaben beim Bewertungsteil durchwegs die Konstruktion mit darad/dadad an, im anderen Fragetyp wurden jeweils noch andere Formen angegeben. Die Anzahl der insgesamt genannten unterschiedlichen Formen schwankt zwischen zwei und fünf, wie es Abbildung 5 zeigt. Bei fünf handelt es sich gleichzeitig um das Maximum, d. h. diese Personen gebrauchten alle möglichen Bildungsweisen (1) bis (5) mindestens einmal. Im Durchschnitt wurden insgesamt 3,4 verschiedene Bildungsmuster von jeder Gewährsperson genannt: Im Bewertungsteil waren es 2,9, während der Übersetzungsteil im Mittel nur 2,3 verschiedene Arten der Konjunktivbildung hervorgebracht hat. Die größte Streuung (s ≈ 0,97) ist bei den Bewertungsfragen erkennbar, wo Nennungen von einer bis zu allen fünf Konjunktivformen vorkamen. In Abbildung 5 ist die Verteilung der jeweiligen Anzahl genannter Formen, die zwischen eins und fünf liegt, graphisch und tabellarisch dargestellt, wobei die Prozentwerte jeweils den Anteil der Gewährspersonen zeigen. Erwähnenswert ist ein komplementäres Muster bei drei Gewährspersonen, die bei den Übersetzungsfragen stets mit würde-Konstruktionen antworteten, in einem Fall auch mit dem apokopierten standarddeutschen synthetischen Konjunktiv II. Beim zweiten Abfragetyp nannten diese dann jeweils zwei bis drei Formen, davon aber nie die zuvor genutzten Konstruktionen. Auch solche Beobachtungen bekräftigen, dass die Gewährspersonen unterschiedliche Varianten der Konjunktivbildung nutzen. Die jungen Erwachsenen in der befragten Gruppe verfügen 1 1 2 2 2 3 3 3 4 4 4 5 5 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Bewertung Übersetzung Insgesamt Bewertung Übersetzung Insgesamt 1 9% 11% 0% 2 26% 54% 11% 3 40% 29% 49% 4 23% 6% 31% 5 3% 0% 9% Abbildung 5: Anzahl unterschiedlicher verwendeter Konjunktiv-II-Formen je Gewährsperson insgesamt und je Fragetyp 29 nachweislich über mindestens zwei, meist zwischen drei und vier Konjunktivbildungsmuster, wobei möglich ist, dass in den Abfragekontexten der durchgeführten Erhebung nicht alle Varianten abgerufen worden sind, die diese Personen im Alltag verwenden. 7.5.2 Interindividuelle Variation Nun soll der Unterschied zwischen den Gewährspersonen bezüglich der Verwendung verschiedener Formen beleuchtet werden, wobei nur die oben genannten Formen (2) bis (5) berücksichtigt werden, die vom Großteil der jungen Erwachsenen gebraucht werden. In Tabelle 5 ist jeweils die prozentuelle und in Klammern die absolute Anzahl der Gewährspersonen angeführt, die Konjunktivformen eines Bildungsmusters vorwiesen oder andererseits nicht verwendeten, Abbildung 6 zeigt eine Visualisierung der Daten in einem Boxplot, wobei neun das Maximum an Nennungen ist und Null keine einzige Nennung der Form bedeutet. Nur eine Gewährsperson nannte keine einzige synthetische Bildung mit -ad, 37% gaben diese Form zwar selten an, jedoch ist sie die am weitesten verbreitete in der Untersuchungsgruppe. Konstruktionen mit dad werden von 29% nie genannt und von einem gleich großen Anteil nur selten, 17% nennen keine Bildungen mit darad/dadad. Fasst man die beiden täte-Periphrasen Tabelle 5: Nennhäufigkeit von Konjunktiv-II-Bildungsmustern nach Gewährsperson synth. -ad anal. dad anal. darad/dadad anal. würd Durchschnitt Nennungen 3,4 2,2 3,2 3,7 Standardabweichung Nennungen 2,0 2,1 2,3 2,8 Nie genannt 3% (1) 29% (10) 17% (6) 23% (8) 1- bis 2x genannt 37% (13) 29% (10) 17% (6) 17% (6) 7x oder öfter genannt 6% (2) 6% (2) 14% (5) 17% (6) Abbildung 6: Nennhäufigkeit von Konjunktiv-II-Bildungsmustern nach Gewährsperson 30 zusammen, so nutzt nur eine Person keine von beiden, was Bildungen mit diesem Auxiliar ebenso verbreitet wie die synthetische suffigierte Bildung macht. Die größte Streuung ist bei der würde-Konstruktion zu verorten, die von 23% der Informanten kein einziges Mal genannt wurde, von 17% jedoch sieben Mal oder öfter. Das Maximum von neun Nennungen bedeutet, dass die Bildung in allen neun Abfragen angegeben wurde. Eine derartige „Universalverwendung“ der würde-Konstruktion konnte bei zwei Informanten festgestellt werden, die beide alle drei Fragen zum Sprachgebrauch mit „Dialekt“ beantworteten. Die zwei Befragten, die angaben, am vertrautesten sowie am häufigsten „eher Standarddeutsch“ zu sprechen, gebrauchten ebenso beide mehrere würde-Konstrukionen, aber auch den synthetischen -ad-Konjunktiv, einer nannte zudem beide Bildungsvarianten mit täte, sie demonstrierten demnach als dialektal einzuordnende Formen. Zumindest durch die Angaben dieser vier Informanten ist kein Zusammenhang zwischen (selbsteingeschätzer) Dialekttiefe und Gebrauch bestimmter Formen aufzustellen. Die größte interindividuelle Variation zeigt sich also bei der Verwendung der würdeKonstruktion, die zwar insgesamt die am häufigsten vorkommende Form ist (vgl. auch Tabelle 4), dessen Verwendung aber weitaus nicht bei allen Befragten belegt ist. Die NichtVerwendung kann dadurch erklärt werden, dass die würde-Periphrase der Umgangssprache, meist jedoch nicht dem bairischen Dialekt zugeordnet wird, in dem sich die Gewährspersonen nach Eigenangabe ausdrücken.21 Das häufige Vorkommen der Konstruktion spricht wiederum dafür, dass die Gewährspersonen eine regional- oder umgangssprachliche Varietät sprechen oder die Konstruktion auch in dialektale Varietäten eingedrungen ist. Die nahezu durchgängige Verbreitung der das -ad-Suffix enthaltenden Formen zeigt auf der anderen Seite, dass dieses Morphem die verwendeten Nonstandard-Varietäten der Untersuchungsgruppe umspannt. 7.6 Vergleich mit vorangegangenen Erhebungen Nach Auswertung der Ergebnisse der Erhebung sollen diese mit den zitierten Untersuchungen zu Konjunktivformen in Österreich verglichen werden. Die hier erhobenen Daten ähneln den Ergebnissen von Lenzhofer sowie Breuer und Wittibschlager, die ebenso ein erhöhtes Vorkommen von analytischen Konstruktionen bei Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen nachwiesen, während synthetische Formen weiterhin genutzt werden. Unterschiede finden sich insbesondere beim Vorkommen der suffigierten täte-Konstruktion, weiters waren – möglicherweise aufgrund 21 Hier abzugrenzen sind die nicht umgelauteten würde-Periphrasen, die dialektaler sind. Jedoch stellen derartige Formen nur einen sehr kleinen Anteil dar. 31 der eingeschränkten Anzahl an Verben – weniger synthetische starke Formen beobachtbar. Im Vergleich zu Berckos Funden wiesen die jungen Erwachsenen im oberösterreichischen Zentralraum eine Formenverteilung auf, die zwischen der eher standardnahen von Graz und der dialektalen des ländlichen Umlandes liegt, was von der Untersuchungsgruppe rühren kann, die sowohl städtisches als auch ländliches Gebiet umspannt. Eine derartige Dominanz der würdeKonstruktion, wie sie Glauninger bei Wiener Jugendlichen feststellte, ist nicht beobachtbar, ferner ist der synthetische Konjunktiv im vorliegenden Untersuchungsgebiet weiter verbreitet als in der Hauptstadt, was damit zusammenhängt, dass der Sprachgebrauch in Oberösterreich (noch) dialektal geprägt ist. 7.7 Weitere Beobachtungen zum Dialekt Nach Auswertung der Konjunktivformen sollen noch weitere Beobachtungen zum Sprach- und Konjunktivgebrauch Erwähnung finden, die vor allem dadurch ermöglicht sind, dass neun Gewährspersonen bei den Übersetzungsaufgaben jeweils den ganzen Satz statt nur das abgefragte Prädikat verschrifteten. Zwei Übersetzungsfragen enthielten die Konjunktivform ich/es wäre des unregelmäßigen Verbs sein, die von jeweils neun Informanten mitübersetzt wurde. Diese nannten insgesamt siebenmal das bairische warad, auch als warat, sechsmal wa(r) (starke Form) und einmal wart (t-Konjunktiv), dreimal wurde das umgangssprachliche umgelautete wär genannt. Auch bei diesem unregelmäßigen Verb zeigen sich also verschiedene, v. a. dialektale Bildungstypen. Im von zehn Befragten übersetzten Satzteil „an deiner Stelle“ trat stets die mittelbairische lVokalisierung zutage, sodass Stelle zu Stö wurde. Bei der Abfrage von „[…] würde ich es keinem sagen.“ wurde das Pronomen von dreizehn Gewährspersonen mitangegeben, wobei dies stets als kam oder kan und nie mit Diphthong als koam erfolgte. Bei der verwendeten a-Lautung handelt es sich um eine Wiener und sozial höher gestellte Lautung, die sich in Linz und infolgedessen auch in Oberösterreich ausgebreitet hat und den bairischen oa-Laut zurückgedrängt hat (vgl. Scheuringer 1984, 27f.). Ein anderer zu betrachtender Laut ist der Vokal im Präsensstamm des Verbs kommen, da im Mittelbairischen e- und u-haltige Formen existieren, wobei in der Bewertungsaufgabe die Form mit vorgegeben war (vgl. Fußnote 19). In den Übersetzungsaufgaben überwiegte ebenso das sich ausbreitende mit 34 Nennungen gegenüber dem achtmal genannten sowie einem <ä>, ein Informant nutzte das standardsprachliche . Somit wird ersichtlich, dass ein großräumiger mittelbairischer Verkehrsdialekt gesprochen wird. 32 8. Fazit 8.1 Erhebungsergebnisse Die Hypothese, dass von den jungen Erwachsenen in erster Linie periphrastische Konjunktivbildungen verwendet werden, während synthetische Formen seltener sind, bestätigte sich. Diese sind sowohl mit dem standardsprachlicheren würde als auch mit dem näher am Dialekt gelegenen täte als Auxiliar gebräuchlich, wobei die Verwendung des {ad}-Morphems bei täte unerwartet häufig belegt war. Die zweite Hypothese einer Korrelation zum standarddeutschen Bildungsmuster konnte durch die Übersetzungsaufgaben belegt werden, wobei die Gewährspersonen hier nicht häufiger Konstruktionen mit bair. doa als mit würd einsetzten. Des Weiteren wurde erwiesen, dass starke Verben häufiger synthetisch gebildet werden als schwache Verben. Hierbei war vor allem die gemischte Form mit Präteritalstamm zu beobachten, seltener dagegen die schwache Form. Wie erwartet gibt es kaum Verwendungsbelege der nicht suffigierten starken Form, die auch nach Einschätzung zitierter Literatur im Verschwinden begriffen ist. Schließlich zeigte eine Untersuchung der intraindividuellen Variation, dass die Befragten jeweils über durchschnittlich mindestens drei Konjunktivbildungsarten verfügten, was mehr als in der Standardvarietät ist, die nur eine synthetische Form und eine analytische Umschreibung des Konjunktiv II kennt. Auf der anderen Seite wurden Konstruktionen mit dad, darad oder dadad und synthetische Formen mit dem bairischen Konjunktivsuffix -ad mit je einer Ausnahme von allen Befragten genannt, während die Nennhäufigkeit der würde-Konstruktion zwischen keiner Nennung und der Nennung in allen neun Erhebungsfragen schwankte. Insgesamt verwendete demgemäß keiner der 35 Informanten, die den Online-Fragebogen vollständig ausfüllten, nur „nicht-bairische“ Konjunktivformen. Ein Abbau des synthetischen bairischen Konjunktivs konnte insofern festgestellt werden, als er bei den hier befragten jungen Erwachsenen seltener verwendet wird als bei älteren Informanten anderer Befragungen, von einem NichtGebrauch der Bildungsweise mit -ad kann aber nicht die Rede sein. 8.2 Standarddeutsch und Bairisch Bezieht man sich auf die standarddeutsche Konjunktivbildung, so kommt es durch die vermehrte Konjunktivkonstruktion mit würde sowohl im dialektalen Bereich als auch in der Standardvarietät zu einer Annäherung und somit einer Verminderung der Distanz zwischen diesen Polen des Kontinuums. Sowohl in dialektalen als auch in standardsprachlichen Varietäten ist eine Präferenz für periphrastische Konjunktivformen festzustellen, wobei die Präferenz im Standard insbesondere durch die defektiven, nicht eindeutigen oder befremdlich klingenden 33 synthetischen Formen zu erklären ist. Im Bairischen wäre der Einwortkonjunktiv mit -ad distinkt und regelmäßig; die dennoch feststellbare Tendenz zum Gebrauch periphrastischer Formen ist am ehesten durch Einflüsse aus der Umgangs- und Standardsprache erklärbar. 8.3 Einschränkungen und weitere Forschung Der heutige Formenreichtum des Konjunktivs im bairischen Dialektgebiet, konkreter im mittelbairischen oberösterreichischen Zentralraum, wurde im Rahmen der Befragung sichtbar. Ihre größte methodische Einschränkung ist die gesteuerte schriftliche Abfrage, die mittels konkreter Fragestellungen in einem vorgegebenen Satzkontext mit ausgewählten Verben verwendete Konjunktivformen abfragte. Weitaus aufwendigere Erhebungsmethoden, deren Ergebnisse jedoch unverfälschter den tatsächlichen Sprachgebrauch abbilden, sind die Analyse von Alltagsund Freizeitgesprächen und direkte Befragungen mit Rückfragen durch den Explorator. Dadurch könnten auch semantische Unterschiede zwischen den Formen erkannt werden, also beispielsweise ob i darad kumma ‚ich würde kommen‘ ein intensivierter Ausdruck von i dad kumma ist. Es ist des Weiteren die Frage zu beantworten, ob sich die periphrastisch-suffigierte Konstruktion mit darad bzw. dadad in den letzten Jahren oder Jahrzehnten ausgebreitet hat, zumal sie weder in den traditionellen Beschreibungen der bairischen Grammatik noch in den begutachteten Wenkerbögen genannt wird. Schließlich bleibt eine vermutete Ausbreitung des ad-Suffixes in standardnahe Sprachvarietäten in Österreich ungeklärt. Diese Annahme wird durch vorliegende Daten ansatzweise gestützt, wobei festzuhalten ist, dass die Informanten einen dialektal-regionalsprachlichen Sprachgebrauch angaben und aufwiesen. 34 Literaturverzeichnis Abraham, Werner; Fischer, Annette (1998): Das grammatische Optimalisierungsszenario von 'tun' als Hilfsverb. In: Karin Donhauser (Hg.): Deutsche Grammatik. Thema in Variationen. 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Berlin, New York: de Gruyter. 40 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Indikativ Präteritum und synthetische Konjunktiv-II-Formen der Verben sagen, gehen und kommen..................................................................................................................... 6 Tabelle 2: Synthetischer Konjunktiv des Verbs sagen im Mittelbairischen und konjunktivische Endungen (vgl. Wiesinger 1989, 81; Mindl 1924/1925, 116).................................................. 10 Tabelle 3: Synthetische Konjunktivformen der Verben kommen und stehen (Zehetner 1985, 105)........................................................................................................................................... 10 Tabelle 4: Übersicht über alle genannten Konjunktiv-II-Formen............................................ 23 Tabelle 5: Nennhäufigkeit von Konjunktiv-II-Bildungsmustern nach Gewährsperson........... 29 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Konjunktiv-II-Varianten zwischen Dialekt und Standard (Ziegler und LenzhoferGlantschnig 2013, 297) ............................................................................................................ 16 Abbildung 2: Verteilung der Konjunktiv-II-Formen in den Aufgabentypen........................... 24 Abbildung 3: Übersetzung des Konjunktiv II synthetischer und analytischer standarddeutscher Formen ..................................................................................................................................... 24 Abbildung 4: Analytische und synthetische Bildung des Konjunktiv II von stark und schwach konjugierenden Verben ............................................................................................................ 25 Abbildung 5: Anzahl unterschiedlicher verwendeter Konjunktiv-II-Formen je Gewährsperson insgesamt und je Fragetyp........................................................................................................ 28 Abbildung 6: Nennhäufigkeit von Konjunktiv-II-Bildungsmustern nach Gewährsperson ..... 29 41 Anhang: Fragebogen Anmerkung: Es handelt sich um eine Druckversion der Umfrage mit anderer graphischer Erscheinung als auf LimeSurvey. 42 43 44 45 46 47 48 49 50 Eidesstattliche Erklärung zur Prüfungsleistung Ich habe die Arbeit selbstständig verfasst, keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und die Arbeit nicht bereits an einer anderen Hochschule zur Erlangung eines akademischen Grades eingereicht. __________________________ ____________________________________ Ort, Datum Unterschrift der Verfasserin