Der Bohemismus-Diskurs zwischen 1800 und 1848/49 Steffen Hähne 1. Vorbemerkungen Die deutsch-tschechischen Beziehungen stellen auch heute noch ein diffiziles Kapitel der gegenwärtigen Politik und Diplomatie dar, sind doch die Erfahrun gen mit der jeweils anderen Kultur zu großen Teilen von den Erinnerungen an wechselseitig zugefügtes Leid zwischen 1938 und 1945 geprägt, weshalb in öf fentlichen wie wissenschaftlichen Diskursen immer wieder auf die Konflikte zwischen Deutschen und Tschechen Bezug genommen wird. Versteht man aber historische Erinnerung als ein Ergebnis kommunikativen Handelns, welches sich in Texten, Bildern, Symbolen, rituellen Handlungen usw. manifestiert und mate rialisiert, dann dürften Zweifel angebracht sein an Interpretationen, welche die deutsch-tschechischen Beziehungen mehr oder weniger ausschließlich aus einer Perspektive zu verstehen suchen, deren logisches Ende die Jahre 1938 und 1945 bilden. Im Gegensatz zu Analysen, die in der Regel eine mehr oder weniger de zidiert eigenkulturell-nationale Perspektive vertreten, sollten gerade die über nationalen Traditionen betrachtet werden, womit sich die Frage nach den Mög lichkeiten einer Alternative zu einer aus dem Blick des 20. Jahrhunderts als ka tastrophal zu deutenden deutsch-tschechischen Geschichte stellt. Gerade bei einer rein eigenkulturellen Betrachtung besteht die Gefahr, die Kom plexität historischer Tradierung, d.h. Prozesse des Erinnems, aber auch des Ver gessens zu verkennen (s. BURKE 1993: 292). Unterschiedliche Formen des Er innerns, so typischerweise zwischen ‚Siegern‘ und ‚Opfern‘ von Geschichte (Benjamin), weisen letztlich auf den kommunikativ-diskursiven Kontext, in dem historische Erinnerung erst entstehen kann. Dies betrifft nicht nur die Akteure und ihre individuelle Erinnerung, sondern auch, vermittelt in der Regel über Intellektuelle und Künstler, Publizisten und Pädagogen, die Kollektive und die sie beeinflussenden identitätskonstitutiven Ideen (s. GIESEN 1993). Schließlich gelang es dem nationalen Denken, andere soziale Differenzen zu nivellieren und — auf der Basis schwindender Orientierungskraft von Herkunft und Tradition — ‘,[...] seine Idee des Kollektivs zu einer übergeordneten Partikularität zu ma chen?“ (GEULEN 1998: 364) Zwar stellt sich die Frage, wieso es innerhalb dieser Prozesse der kommunikativen Produktion und Reproduktion von sozialen Differenzen zur ethnischen Aufladung des Nationalen kommt. Schließlich sind soziale Differenzqualitäten wie nationale oder ethnische Identität und die damit verknüpften Aus- und Eingrenzungen in der Konstruktion von Wir-Gruppen sowie der damit verknüpften Verhaltenssteuerung und Sinnstiflung historisch 17 betrachtet relativ jung und bedeuten zudem nur eine Möglichkeit kollektiver Identität unter anderen (z.B. regionale, ständische oder konfessionelle). Ferner ist zu berücksichtigen, dass Leitbegriffe des politischen Diskurses, die auf das Wortfeld Nation und Nationalität verweisen, ihre ‚moderne‘ Bedeutung erst — bezogen auf die böhmischen Länder — im Verlauf der späten Aufklärung erhalten und auch danach gravierenden Bedeutungswandlungen unterliegen. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts findet man, bezogen auf den öffentlichen Diskurs in den böhmischen Ländern, nationale oder gar nationalistische Äuße rungen eher selten. Am Ende des Jahrhunderts scheint sich fast die gesamte Be völkerung mit Hilfe nationaler bzw. ethnischer Kategorien zu identifizieren, der öffentliche Diskurs ist mehr oder weniger vollständig national determiniert!‘ Betrachtet man gegenwärtige politische Diskurse, dann scheinen, — von Einzel fällen insbesondere aus der Literatur und Wissenschaft abgesehen — integrative, übernationale, im Folgenden als bohemistisch bezeichnete politische und kultu relle Konzepte aus dem kollektiven Gedächtnis von Tschechen und Deutschen verschwunden zu sein. Die dominante Relevanz einer jeweils national konno tierten tschechischen bzw. deutschböhmischen Kultur steht im Vordergrund, wobei unter Kultur ein historisch überliefertes Muster von Bedeutungen zu ver stehen ist, mit deren Hilfe Menschen kommunizieren und ihr Wissen über das Leben und ihre Einstellungen zu ihm weitergeben und erweitern (GEERTZ 1999: 89). Im Gegensatz zu den Restriktionen nationalkultureller Konzeptionen im Deut schen wie im Tschechischen und den ihnen zugrundeliegenden, retrospektiv homogenisierend wirkenden Vorstellungen wird hier ein methodischer Ansatz gewählt, der sowohl die Genese kollektiver Differenzqualitäten auf nationaler Basis als auch deren Alternativen, die bohemistischen Entwürfe, betrachtet. Unter Bohemismus soll ein Integrationsmodell für die böhmischen Länder ver standen werden, welches die nationalen Divergenzen und Interessen zwischen Tschechen und Deutschen zugunsten übernationaler Einstellungen aufzulösen sucht und dabei von einer prinzipiellen Gleichheit im Sinne einer nicht-prioritä ren, auch sprachlichen Gleichberechtigung der Böhmen ‚slawischen wie deut schen Stammes‘ — so eine Formel von Augustin Smetana 1848 — ausgeht (SME TANA 1848). Ein zentraler Abschnitt, für den die Position des Bohemismus in der öffentlichen, insbesondere publizistischen Kommunikation in besonderer Weise konstituent war, ist der Zeitraum zwischen den Befreiungskriegen und der Bürgerlichen Revolution 1848, mithin also ein Zeitraum, in dem sich das tschechische Emanzipationsstreben — hierfür steht die Metapher der nationalen Siehe hierzu HÖHNE (1999). Für einen späteren Zeitraum siehe auch die Arbeiten von LUFT (1996a-b). Wiedergeburt — auf einer zunehmend breiteren gesellschaftlichen Ebene artiku lierte und damit Gegenreaktionen seitens deutschböhmischer Intellektueller her vorrief. Gegen die sich in dieser Entwicklung abzeichnenden nationalen Kon flikte wandten sich die Vertreter des Bohemismus, die die nationale Polarisie rung zugunsten eines böhmischen Patriotismus aufzuheben suchten, für die im Vorfeld der Revolution Graf Joseph Mathias Thun eine so programmatische wie utopische Perspektive entwarf: Wir alle sind ja Kinder einer Mutter, wenn auch von verschiedenen Vätern, wir alle sind ja Böhmen — nicht erzwungene Duldung, Liebe sei das Band, was uns vereint; doch so wie die Leidenschaften jetzt sich entgegentreten, kann dieses heilige Band nicht um uns geschlagen werden. (THUN-HOHENSTEIN 1845: 6) Damit ist ein erster konzeptioneller Rahmen skizziert, in dem es um eine Rekon struktion derjenigen ausgleichenden Positionen vor 1848 gehen soll, die auf grund der, tatsächlichen historischen Entwicklung zunehmend marginalisiert wurden und in Vergessenheit gerieten.2 Denn wie die Kategorisierung in der Ur sprünglichen, chronologischen Geschichte Böhmens des deutschböhihischen Landespatrioten und Agrarökonomen Johann Josef Mehler belegt, kommt ja ge rade dem Utraquismus keine unwesentliche Bedeutung zu: Wer aber in Böhmen deutsch und slawisch oder czechisch vollkommen redet, den heißt man in dem Sinne der Sprache einen Utraquisten [...] Es will also weder der Deutsche noch der Slawe oder Czech ein Böhme sein, da doch beide Böhmen bewohnen und Landsleute sind. (MEHLER 1806: 53)3 Gerade vor der Folie einer sich früh andeutenden Ethnisierung sollen a- und übernationale Konzepte hinsichtlich ihrer kommunikationspragmatischen Di mension untersucht werden, zeigt sich doch auch in ihnen ein Ausdruck histo risch erklärbarer Dispositionen des Denkens, Fühlens, Wollens und Sollens. 2. Zur Methodik Die Frage ist nun, wie sich die jeweils homogenisierenden, auf Nationalität bzw. Ethnizität rekurrierenden Konzepte zuungunsten der Heterogenität tolerierenden und akzeptierenden durchsetzen. Aus einer philologischen Perspektive offenba ren sich dem heutigen Betrachter die Prozesse, die zur Herausbildung einer nati onalen Identifikation führen, als ein komplexer Zusammenhang mehr oder we Die Forschung zur deutsch-tschechischen Geschichte des 19. Jahrhunderts folgte lange Zeit der Logik nationaler Desintegrationsprozesse, wobei die bohemistischen Entwür fe, die auf die zunehmende ethnische Separierung reagierten, häufig unterfokussiert blieben. Neuere Arbeiten dagegen erfassen_diese politischen und kulturellen Aspekte, siehe stellvertretend KORALKA (1991); KR,EN (1996). Zur historischen Sprachwissenschaft siehe SKALA (1977, 1994); TROST (1965, 1979, 1980). Als Oberblick ferner BERGER (2000). 18 19 niger interdependenter Diskussionen, die sich in Texten materialisieren, in de nen auf Aspekte nationaler Identität im weitesten Sinne referiert wird.4 Im Vordergrund der Untersuchung stehen nun aber nicht die Texte, mit denen eine kommunikative Konstruktion nationaler Identität erfolgt, sondern solche publi zistischen und literarischen Texte, mit denen eine Neutralisierung der desin tegrativen und destruktiven Tendenzen des nationalen Diskurses intendiert ist. Als brauchbare Methode bieten sich Ansätze der historischen Semantik sowie der historischen Diskursanalyse an,5 mit deren Hilfe eine Interpretation der Texte bzw. Kommunikate des nationalen Diskurses als geistes- und mentalitäts historisches Phänomen erfolgen soll. Ausgehend von einer pragmatischen Per spektive wird betrachtet, wie die jeweiligen Sprecher das vorhandene Bedeu tungspotential sprachlicher Ausdrücke nutzen und welche Folgen diese Praxis flTir die Entwicklung der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke hat. Ausgehend von Wittgensteins Modell des Sprachspiels eröfffiet sich die Per spektive einer Bedeutungsgeschichte als Geschichte der Verwendungsweisen und ihrer Konstellationen.6 In diesem Sinne wird Sprechen als realitätskonstitu ierende Handlung verstanden, mit deren Hilfe ein über die Wort- und Textsemantik hinausgreifendes kommunikatives Handeln als öffentlicher Diskurs entsteht. Ausgehend vom Modell der Dialogizität, also der Frage, wie die je weils kommunizierenden und interagierenden historischen Subjekte ihre spezi fische WeItsicht oder Weltwirklichkeit dialogisch konstituieren, lassen sich Diskurse als Verflechtungen konnnunikativer Handlungen verstehen, in denen sich die Diskursteilhaber in jeweils wechselseitiger Antizipation des gegenseiti gen Verstehens versichern. Versteht man zudem Sprache als Medium, welches dem Sprecher die Bedingungen diktiert, dann lässt sich über eine mehrstufige Beschreibung, die thematische Struktur, die Sprech- und Handlungssituation, das individuelle Sprechen, zeigen, dass die ‘~ Für die tschechische Wiedergeburt siehe beispielsweise MACURA (1995). Siehe die Arbeiten von BUSSE (1987); BUSSE/HERMANNS/TEUBERT (1994); BÖKE/JUNG/WENGELER (1996). Eine guten Uberblick über die unterschiedlichen Ansätze der linguistischen Diskursmethode bietet das Sonderheft Sprache und Litera turNr. 86 (s. JAGER et. al. 2000). 6 Eine historisch-semantische Analyse steht vor der Notwendigkeit, eine Perspektive zu finden, welche den Handlungscharakter von Sprache nicht verstellt, d.h., der Hand lungscharakter muss auch in der Beschreibungssprache zum Ausdruck kommen. Siehe hierzu GRÜNERTS (1984) Versuch, ‚Text, Sinn und Bedeutung, Situation und Hand lung‘ im Kontext des Sprachspiels zu erfassen, allerdings in Form einer Verallgemei nerung überzeitlicher und übernationaler Kategorie, womit eine Abwendung von Wittgenstein impliziert ist, der im Sprachspiel einen historisch präzis bestimmbaren Status erkennt. Bei STRAUSS (1986) dagegen wird das Sprachspiel näher an Wittgen stein als konkrete, historisch ermittelbare Konstellation verstanden. Sinnproduktion der Sprecher in ihrem Reden, ihren Texten nicht auf ihre Intentionalität als ein Letztes bezogen werden kann, sondern gleichsam auf die Kreisbahn der zirkulie renden Signifikanten und der diskursiven Muster zurückführt — die ihrerseits jedoch ständig wieder vom individuellen Reden der Subjekte ‚unterbrochen‘ werden. (SARA SIN 1996: 142) Lässt sich Sinn somit immer nur in Form von Texten wahrnehmen, dann können aus einer diskursanalytischen Perspektive die unterschiedlichen Weltsichten analysiert werden.7 Der hier verwendete Diskursbegriff geht von einem weiten Kontextverständnis aus, da er die Konzeptualisierungsleistung von Sprache als soziale Praxis ver steht: „In der diskursiven Praxis kommen Strukturen und Ideologien zum Aus druck, die üblicherweise nicht reflektiert und hinterfragt werden.“ (TITSCHER 1998: 182) Methodisch ist damit eine Eingrenzung auf einen Diskursbegriff impliziert, wie er sich in den Sprachwissenschaften in den letzten Jahren heraus gebildet hat,. auch wenn ‚Diskurs‘ immer noch kein generell akzeptiertes sprachwissenschaftliches Objekt darstellt.8 Heuristisch betrachtet soll mit; dem sprachwissenschaftlich-philologischen Verständnis von Diskurs die Menge aller in einem gemeinsamen Aussage,- Kommunikations-, Funktions- oder Zweclczu sammenhang stehenden Texte bezeichnet werden, die durch explizite oder im plizite, text- oder kontextsemantisch erschließbare Verweisungen aufeinander Bezug nehmen und so einen durch Zeitraum, Areal, Gesellschaftsausschnitt und Texttypik eingegrenzten, intertextuellen Zusammenhang bilden. Um eine solche komplexe Erscheinung wie den Diskurs der nationalen Frage zu erfassen, benötigt man ein operationalisierbares Analyseraster:9 Schließlich geht es um die zugrundeliegende Weltsicht und die Motivation des Sprechers ebenso wie um ‘,[.. .j die epistemischen Voraussetzungen, die seine Aussagen oder Begriffsprägungen in der gegebenen Form überhaupt erst möglich gemacht haben.“ (BUSSE/TEUBERT 1994: 25). 8 Busse und Teubert weisen zu Recht darauf hin, dass zum einen die systemlin guistischen Wurzeln der Diskursanalyse in Frankreich im deutschen Sprachraum nur unzureichend rezipiert worden sind, während die ideologiekritischen Traditionen der Diskursanalyse ausgehend von Althusser und vor allem Foucault aufgrund ihrer teils euphorischen, teils ideologischen Rezeption von Anfang an umstritten waren, als dass eine Disziplin wie die Linguistik, die zu großen Teilen von dem Primat exakt beschreibbarer Phänomene ausgeht, diese in ihren Methodenkanon hätte integrieren können. Widerstände gegen diskursanalytische Methoden zeigen sich gegenwärtig ins besondere in der Geschichtswissenschaft, wie eine Diskussionsreihe der Zts. Ge schichte und Gesellschaft belegt. Gegen eine gängige Reduktion des Linguistic turn auf eine wechselseitige Beeinflussung zwischen Sprache und Gesellschaft wendet sich u.a. SCHÖTTLER (1989, 1997). Es handelt sich dabei um einen aus der Fachliteratur deduktiv abgeleiteten, nicht chro nologischen Entwurf, der einige Gedanken zur Analyse von Diskursen zu präzisieren sucht. 20 21 1. Diskurse, in denen sich Nationalität und deren ethnische Aufladung konstitu ieren, werden durch politische Redesubjekte mit kollektiver und kollektivieren der Wirkung produziert. Damit sind Einflussfaktoren von Macht per Status und Rang der KommunikationSteilnehmer und deren Wirkung über Inventare gesell schaftlich relevanter Themen angesprochen. Hierzu gehören Aspekte der Hege monie bzw. Kontrolle von Themen, da die divergierenden Diskurse eine Kon stellation bilden, in der per Kontrolle der Meinungsfiihrerschaft um Hegemonie gerungen wird und in der Prozesse gesamtgesellschaftlicher Konsens- wie Dis senzbildung stattfinden. Hieran lassen sich Aspekte von Sprachreflexivität und SprachthematisierUflg anschließen, womit das Zusammenspiel von Sprachge brauchsgeschichte und Sprachbewusstsein in den Blick gerät (s. MATTHEIER 1998; JUNG 2000). 2. Der jeweilige mentale Habitus eines politischen Redesubjektes schlägt sich in einem diskursspezifischen sprachlichen Instrumentarium nieder, welches die verwendeten spezifischen Lexeme, Topoi, Argumente, Textsorten etc. umfasst. Ausgehend von den Methoden der Politolinguistik (BURKHARDT 1996) lassen sich Untersuchungen zur Schlag- und Wertwortanalyse, zu Euphemismen und zu ideologischer Polysemie anschließen10; ferner Untersuchungen zum Ge brauch und Einsatz von Tropen, semantischen Isotopen und Integrations- und Abgrenzungsstrategien; Untersuchungen zu Präsupposition, Argumentation, Rhetorik; Analysen der Kollektivsymbolik sowie von Stereotypen und Vorurteilen, insbesondere im Blick auf die textuelle Gestaltung von Vorurteils- strukturen. 3. Auf Nationalität rekurrierende Diskurse entfalten eine Wirkung nur per Öf fentlichkeit bzw. konstituieren diese per Gruppeninklusion wie -exklusion. 4. Um diese Wirkung zu entfalten, müssen die durch ihre Einwegstruktur (keine unmittelbare Rückkopplung) geprägten Texte mehrfach adressiert und poly funlctional sein, d.h., sich gleichzeitig an verschiedene Adressaten wenden. Der Aspekt der Polyvalenz lässt sich auf Diskurse übertragen, je nach Adressat kön nen Texte bzw. Diskurse auf solidarisierende und warnende, auf provozierende und neutralisierende, auf anerkennende und legitimierende etc. Handlungsmus ter verweisen. Dieses Phänomen wird in Arbeiten zur Massenkommunikation als ‚disperses Publikum‘ beschrieben (s. KUNCIK 1979, MALETZKE 1972). 5. Der einzelne Text steht in einem temporalen wie thematischen Kontext histo rischer, aktueller und künftiger Texte, auf die jeweils referiert wird bzw. die ini tiiert werden. Er erhält damit Strukturelemente eines Textgeflechtes (durch Wiederholung, Kommentierung, Erläuterung, Zurückweisung, Präzisierung, 10 Siehe hierzu DIECKMANN (1975); HERMANNS (1989); KLEIN (1989, 1991). 22 Formen der Kritik und des Zitierens/Resümierens, Frage-Antwort-Mechanis men, Themenprogression, -entfaltung, -fokussierung), das von einer spezifi schen Dramaturgie bestimmt ist.11 Der Diskurs ist somit durch den Aspekt der Produktionskomplexität geprägt, bei dem die Intentionalität nicht immer ein deutig erschlossen werden kann. Damit zusammen hängt das Phänomen einer prinzipiellen Textoffenheit, da aus ästhetischen oder kommerziellen Gründen eine (eindeutige) kommunikative Absicht nicht nachzuweisen ist (s. hierzu ECO 1973, BARTHES l976))2 6. Der Verlauf eines Diskurses entwickelt sich in Interdependenz diskursexter ner und -interner Faktoren und Prozesse. Welche methodische Verbindung be steht zwischen Text, Diskurs, Intra- und Interdiskurs? Für den hier untersuchten Ausschnitt (Restaurationsperiode) ist an Presse- und Zensurgesetzgebung oder Aspekte der Übersetzung zu denken, die die Rezeptionsverläufe maßgeblich be einflussen. Hierzu gehört auch das Phänomen des Sprachwechsels von einer ur sprünglich dominanten deutschen Sprachkultur zu einer tschechischen, was sich sowohl in Verschiebungen auf der Ebene der Öffentlichkeit wie auch an einzel nen Biographien erkennen lässt (z.B. Palack~, ~afai~ik). Besonders interessant sind dabei die bilingual konzipierten Periodika, die in jeweils eigenständigen Ausgaben das deutschböhmische und das tschechische Publikum ansprechen (z.B. MONATSSCHRIFT DER GESELLSCHAFT DES VATERLÄNDISCHEN MUSEUMS IN BÖHMEN und ~ASOPIS ~ESK~HO MUSEUM) oder solche, die gerade im Hinblick auf ein fremdkulturelles Umfeld gegründet wurden.13 Ferner müssen Prozesse der Institutionalisierung diskursiver Praktiken (Vereinsbildungen, Unterrichtssystem etc.) berücksichtigt werden.14 “ Mit diesem Phänomen der Einschreibung wird die Wiederholung ähnlicher, vorgängiger Aussagen beschrieben. „Durch ihre Wiederholung, durch die Gleichfärmiglceit des immer wieder etwas Ähnliches Sagens {...] generieren miteinander verbundene Aussagen [...] ein Ordnungsschema, mit anderen Worten: diskursive Regeln [...] nach denen die Aussagen im Feld dieses Diskurses generiert, wiederholt und dauernd leicht modifiziert werden.“ (SARASIN 1996: 144) 12 Dies scheint vor allem für die Verlage Reciam in Leipzig und Campe in Hamburg zu gelten, die die marktgängigen Broschüren von Franz Schuselka und Ferdinand Graf Schirnding weniger aus politischen als aus ökonomischen Gründen verlegten, was allerdings nichts an deren Wirkung im Diskurs um Nationalität und Ethnizität ändert. ‘~ Dies gilt für die von Jordan in Leipzig ab 1843 herausgegebenen JAI-IRBÜCHER FÜR SLAWISCHE LITERATUR, KUNST UND W1ssENscHAFr oder die während der Revolution 1848 publizierten SLAVISCHEN CENTRALBLÄTFER, mit denen um Akzeptanz und Sympathie für die tschechischen respektive austroslawischen Positionen in der deutschsprachigen Öffentlichlceit geworben wurde. ‚~ 5. hierzu WODAK (1998: 102): „Nationale Identitäten werden sowohl diskursiv her gestellt als auch durch institutionelle Praxen sowie durch sozioökonomische Struk 23 7. Die unterschiedlichen Diskurse entwickeln untereinander interdiskursive Be ziehungen, aus denen ‚Diskurse zweiten Grades‘, sogenannte Interdiskurse ent stehen können. Aus der bloßen Aneinänderreihung von Einzeläußerungen ergibt sich kein historisches Bild, erst die Analyse der intertextuellen, interdislcursiven wie interkulturellen Bezüge kann eine diachronische Struktur wie Prozessualität angemessen rekonstruieren.15 8. Das heuristische Analyseraster weist zugleich auf Aspekte der Tradierung und Sedimentierung von Diskursen sowie die qualitative Differenzierung zwischen starken und schwachen Autorschaften (ASSMANN 1996), also die Frage der Kanonisierung bzw. Tradierung kulturellen Wissens im weitesten Sinne in einem Archiv.~ Versteht man Diskursanalyse als Bestandteil einer Kulturgeschichte, die nach kollektiven Bedeutungszusammenhängen fragt, dann können mit Hilfe des Analyserasters historische Veränderungen von Wahrnehmungskategorien, Be deutungskonstruktionen und Identitätsstiftungen erfasst werden. Im Zentrum der Untersuchung stehen somit kulturelle Texte,17 die — als ein Barometer von Wan del und Veränderung (FAIRCLOUGH 1995) — vor einem bestimmten Publikum eine diesem Publikum gemeinsame Erfahrung darstellen und diese gleichzeitig gegen Außenstehende abgrenzen. D.h., die identifizierende und differenzierende Funktion kultureller Texte beeinflusst den Verlauf publizistischer, aber auch literarischer Traditionen und Rezeptionen, weshalb Kommunikationsmonopole, die in der Regel nicht institutionell gebunden sind, sondern als virtuelle Diskurs gemeinschaften verstanden werden müssen, einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Aufgrund des hohen Grades an Relevanz, Verbindlichkeit und Kohä renzpotential hinsichtlich der Strukturierung sozialer Sinnwelten besitzen diese Kommunikationsmonopole identitätssichemde Funktion, indem sie einen Inter pretationsvorrat bereitstellen, der auf Tradierungen des kulturellen Wissensvor rates referiert, aber auch geprägt ist durch das soziokulturelle Milieu. turen definiert. Dabei kommt es häufig zu Widersprüchen zwischen Diskurs und institutioneller Praxis.“ ~ Der damit implizierte Aspekt der Grenzziehung fragt nach den Verbindungen und Vermittlungselementen zu anderen Diskursen bzw. nach den Ausschlussmechanismen (vgl. SARASIN 1996: 144). 16 SARASIN (1996: 144f.) versteht unter diesem Archiv die in „den Texten einer diskursiven Tradition gespeicherten und im Verhältnis zu allen denkbaren Sätzen über einen Gegenstand faktisch immer ‚seltenen‘ Aussagemöglichlceiten, welche eine bestimmte aktuelle (Wieder-)Aussageweise legitimieren. Ein diskursives Archiv — das eine Konstruktion der Analyse ist — zu untersuchen bedeutet, anhand einer Serie von Texten die wesentlichen Aussagen zu sichten und zu ordnen.“ 17 Zur Unterscheidung zwischen literarischen und kulturellen Texten vgl. ASSMANN (1995). Kulturelle Texte besitzen eine gesamtgesellschaftliche Verbindlichkeit und eig nen sich zur Stabilisierung der gesellschaftlichen Innen-Außen-Differenzierung. Als Beispiel sei hier auf das Wirkungsdefizit von Bolzanos Reden (BOLZANO 1810, 1816) gegenüber der traditionsbildenden Wirkung der Handschr~flen ver wiesen oder auch auf das Wirkungsdefizit Karel Hynek M~chas vor 1848, des sen Werk sich im Vormärz offenkundig nicht in ein final angelegtes Konzept von Nationalliteratur integrieren ließ (vgl. LANGER 1994, 2000). Auf instituti oneller Ebene wäre an das Wirkungsdefizit einer bohemistischen Zeitschrift wie OST UND WEST zu denken. Für die Restaurationsepoche lässt sich aufgrund der Zensurpraxis nur einge schränkt eine öffentliche politische Kommunikation postulieren, allerdings er möglichen eine Vielzahl von Periodika insbesondere ab den 30er Jahren einen öffentlichen kulturpolitischen Diskurs. Wichtig für den hier zu untersuchenden Zeitraum werden aber vor allem das Leipzig der 30er und 40er Jahre, Zentrum der liberalen österreichischen Oppositionsbewegung mit einer Vielzahl an für die Untersuchung relevanten Zeitungen und Zeitschriften (s. hierzu LENGAU ER 1989) sowie die ALLGEMEINE ZErrUNG in Augsburg. Zu berücksichtigen waren somit gleichermaßen Fragen nach der jeweiligen Verfügbarkeit bzw. Durchsetzbarlceit von sozio-politischen und sozio-ökonomischen wie auch kul turpolitischen Positionen, die sich zum einen aus den Rahmenbedingungen er gaben und die sich zum anderen in dominanten Argumentationskontexten und Bedeutungssystemen präsentierten, welche das jeweils nicht Dominante ver drängten bzw. zu eliminieren suchten. Neben der erwähnten Rolle der Zensur und den daraus resultierenden Distributions- wie Diskussionsbeschränkungen waren vor allem der sozialhistorische Hintergrund der intellektuell-bürgerlichen Schichten zu berücksichtigen bzw. die diachrone Entwicklung ihrer Einstellun gen und Wahrnehmungen, also die Entwicklung der jeweils kulturell unter schiedlich sich entwickelnden epistemischen Rahmenbedingungen sprachlicher Bedeutungskonstitution. Gezeigt werden kann somit, warum die am Diskurs beteiligten Individuen zu ihrer Zeit nicht anders denken, nicht anders reden konnten, als sie es taten; welche Voraussetzun gen es möglich gemacht haben, daß bestimmte Einsichten sich ausbreiteten; in welchen Querverbindungen bestimmte Aussagen zu anderen, themenfremden Aussagen standen. (BUSSE 1987: 233) Sind die deutsch-tschechischen Beziehungen nur von zwangsläufigen Katastro phen determiniert, die sich in konkurrierenden ethnischen Abgrenzungsmodellen zwingend formulieren? Gab es keine alternativen Handlungskonzepte? Und wenn, warum besaßen diese Konzepte keine Chance? 24 25 Ziel der textuellen bzw. diskursiven Rekonstruktion sind die historischen Be deutungskontexte, die sich in kommunikativen Akten konstituieren. Schließlich stehen die in Texten materialisierten unterschiedlichen Konzepte, die auf As pekte nationaler Divergenz oder Identität referieren, in einer dialogischen Struktur, in der sich erst die konkreten Konnotationen von Nationalität entwi ckeln. Will man Geschichte kommunikativ erfassen, dann reicht eine formale Begriffsanalyse nicht aus. Es muss vielmehr die Art und Weise, wie man über historische Sachverhalte kommuniziert bzw. wie man Ausdrücke verwendet, analysiert werden. Der konkrete Sinn lässt sich immer nur im Hinblick auf den aktuellen Zweck, das jeweilige ‚Sprachspiel‘ [bestim menj, nicht aber im Hinblick auf abstrakte ‚Sachverhalte‘, die als abgegrenzte, identi sche ‚gewusst‘ werden könnten. (BUSSE 1987: l22)‘~ Bei der vorliegenden Methode handelt es sich demzufolge um eine philologische Analyse von Texten, mit denen überhaupt erst vergessenes Wissen rekonstruiert werden kann und welche die Grundlage für semantische und epistemische Be ziehungen bilden, die sich bekanntlich nicht nur auf der lexikalischen Ebene ausprägen, sondern diese Lexemeinheit gerade transzendieren, und die im Dia log untereinander, aber auch zu konträren Diskursen stehen. Im Rahmen der Untersuchung wurden die Texte erfasst, in denen das Verhältnis von Tschechen und Deutschen explizit thematisiert bzw. in dem eine jeweils eigenkulturell-nationale bzw. eine übernational-böhmische Identität konstruiert wird. An den Texten sollen die Inhalte, die ihnen zugrundeliegenden argumen tativen Strategien sowie die sprachlichen Realisierungsmittel und -formen ana lysiert werden. Auf der Ebene der Inhalte betrifft dies die Art und Weise der sprachlichen Konstruktion nationaler Kategorien der Identifikation und Diffe renzierung bzw. Abgrenzung. Hierzu können Strategien wie die der Narration einer gemeinsamen Tradition und Kultur im Kontext der Kanonisierung gehö ren, also die Pantheonisierung von Literatur und Kultur als Nationalliteratur bzw. —kultur. Hierzu gehört die sprachliche Konstruktion einer gemeinsamen politischen Gegenwart und Zukunft bzw. der Verweis auf gemeinsame Ur sprünge, Kontinuität und Zeitlosigkeit, mit der die Assertion eines überzeitli chen Nationalcharakters bewiesen werden soll. Ferner äußern sich derartige ~ Dieses interaktive Modell entwickelt BUSSE (1987) aus den Theoriekonzepten von Wittgenstein, Hörmann und Grice. Nach Wittgenstein bekommt Sprache Sinn nur als Teil einer den einzelnen kommunikativen Akt übergreifenden Handlungsform, nach Hörmann kann ohne einen ausgesprochenen Sinuzusammenhang keine sprachliche Äußerung verstanden werden. Von Grice stammt das Konzept, dass Sprache immer auf die Intention des Sprechenden zurückgreifen muss. Strategien im Gebrauch von Gründungs- und Ursprungsmythen‘9 und in der Metaphorisierung der eigenen Gruppe mit der Vorstellung eines ‚nationalen‘ Körpers, womit sowohl Territorium, Landschaften und physische Artefakte ge meint sein können wie auch das Volk selbst als Urmythos (siehe hierzu HALL 1994; KOLAKOWSKI 1995). Bei fehlender Kontinuität greifen die den Kollek tiven ihre Stimme leihenden Intellektuellen gerne zur Erfindung von Traditio nen, was sich im vorliegenden Fall sowohl an der Entdeckung der HandschrWen durch Hanka und seine Gesmnnungsgenossen zeigen lässt, wie auch später in Ar beiten, mit denen eine sudentendeutsche Kontinuität behauptet wird.2° Auf der Ebene der diskursiven Makrostrategien sowie deren zugrundeliegende Argumentationsmuster und Topoi ragen assimilierende und dissimilierende Strategien heraus. Mit ihrer Hilfe lässt sich erkennen, wie Akteure ‘,[...] Wis sensobjekte, Situationen, soziale Rollen sowie Identitäten und interpersonale Be ziehungen zwischen den Interagierenden und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen [...]“ kommunikativ konstituieren (WODAK 1998: 63). Wie entstehen und stabilisieren sich kollektive Vorstellungen von ‚Wir‘-Gruppen im Unter schied zu den davon ausgeschlossenen ‚Anderen~ und welche (kollektiven) Images konstituieren die Mitglieder der in diese Prozesse involvierten Gruppen von sich bzw. den ‚Anderen‘? 3. Kontextuelle Aspekte Bohemistische Konzepte entwickeln sich zum einen als Reaktion auf zentralstaatliche Tendenzen im späten 18. Jahrhundert, zum anderen sind sie eine Folge der mit dem Absolutismus einsetzenden Delatinisierung, mit der das Deutsche führende Kultursprache unter Karl Heinrich Seibt und August Gottlieb Meißner in den Böhmischen Ländern wird. Durch diesen Substitutionsprozess werden nicht nur die realen ethnischen Sprachverhältnisse von der Kultursprache abge koppelt, sondern es erfolgt durch den Wechsel vom kosmopolitischen, anti-nati onalen Lateinischen zum national konnotierten Deutschen eine Verschärfung der Sprachenfrage, durch die wiederum tschechische Gegenreaktionen über die sprachliche Erneuerung in den 1 790ern hervorgerufen werden. Mit dem Auf kommen des Nationalismus als mächtiger Integrationsideologie (Lemberg) er folgt dann in den böhmischen Ländern eine Umstrukturierung kollektiver Bin dungen, die neue Gruppensolidarität heißt Nationalbewusstsein. Die alte, über nationale Adelskultur wird durch die bürgerliche ersetzt, der gemeinsame böh 19 Hier wäre an den Libussa-Stoff zu denken, der bezeichnenderweise zu Beginn des Jahrhunderts von Tschechen und Deutschböhmen gleichermaßen verwendet wird. 20 Exemplarisch hier vor allem Pfitzners Arbeit über das Erwachen der Sudetendeutschen (PFITZNER 1926). 26 27 mische Kulturkreis der Gebildeten löst sich zu Lasten zunehmend national defi nierender Kulturen auf. Auf die zunehmend dominanten Modelle politischen Handelns — ideologische Einengung und politische Instrumentalisierung mit na tionaler Ab- und Ausgrenzung auf seiten der Jungmannisten, auf deutsche Spra che und Macht fixiertes Modell der herrschenden Wiener Eliten —‚ antwortet ein kulturell wie sozial determinierter Bohemismus, dessen Repräsentanten an ein — wenn auch oftmals unklares — Konzept übernationaler Gemeinsamkeiten der böhmischen Länder anknüpfen. Die Diskussion bohemistischer Konzepte erfolgt dabei in einem komplexen Ge flecht politischer und kultureller Kontexte, mit deren Hilfe nationale Emanzipa tion intendiert und artikuliert wird. Hierzu lassen sich in idealtypischer Weise auf tschechischer Seite jeweils interdependente pan-, austro- und bohemoslawi sche21 Konzepte zählen, auf deutschböhmischer Seite pan- und austrogermani sche, mit denen entweder die Vereinigung mit den Deutschen im „Reich“ bzw. die Vorstellung der Deutschösterreicher als Staatsnation verknüpft ist. Als Al ternativentwurf kann in diesem Rahmen das bohemistische Denken verstanden werden, mit dem zwei Traditionen des 18. Jahrhunderts aufgegriffen und fortge flihrt werden, einmal die antizentralistische Traditionen des ständischen Landespatriotismus im Kontext eines historisch und territorial orientierten Landesbe wusstseins, zum zweiten die Traditionen des Reformicatholizismus. Die bohemistischen Konzepte des 19. Jahrhunderts, mit denen ein übernationa ler Konsens unter den Bevölkerungsgruppen Böhmens intendiert ist, lassen sich thematisch und zeitlich in ff. Phasen untergliedem:22 Bohemismus im 19. Jahrhundert (bis 1848/49): o Phase 1: Landespatriotische Identifikation durch äußere Bedrohung im Kon text der Napoleonischen Kriege, insbesondere um 1809. • Phase 2: Reaktionen auf wachsende nationale Identifikation und Exklusion, die seit dem Beginn des Jahrhunderts sich publizistisch, z.B. durch Jungmann, artikuliert. Eine übernationale Gegenposition wird insbesondere durch die Reden Bernard Bolzanos zwischen 1806 und 1816 markiert (LOUZIL 2000). • Phase 3: Kulturpolitische Perspektiven im Kontext des Weltliteraturkonzep tes, die ihren Niederschlag in kulturpolitischen Initiativen wie der Gründung ~ Konzept tschechischer Gleichberechtigung bzw. auch Präponderanz in Böhmen. 22 Mit den einzelnen idealtypischen Phasen ist keine Chronologie bezweckt, da viele Positionen und Konzepte sich überlagern und somit eine innere Interdependenz aufweisen. eines vaterländischen Museums finden. In diesem Kontext sind die kulturpo litischen Interessen und Arbeiten wichtiger Repräsentanten wie Dobrovsk9, Ebert, Goethe23 und Kaspar Sternberg zu sehen. • Phase 4: Liberale, übernationale und antirestaurative Ansätze im Kontext kultureller Vermittlung, deren Höhepunkte in den 1830er und 1840er Jahren mit der Gründung von OsT UND WEST (1837—1848) und dem Jahrbuch LIBUSSA (1842—1 860) zu konstatieren sind, die sich aber auch in der Über nahme böhmischer Stoffe und Motive durch Deutschböhmen dokumentieren: Moritz Hartmann (Kelch und Schwert 1844), Alfred Meißner (2iika 1846), Uffo Horn (König Otakar 1845); etc. • Phase 5: Landesständische Synthesemodelle im Vormärz im Kontext einer breiter werden publizistischen Diskussion seit Ende der 1830er Jahre. Reprä sentahten in Böhmen sind hier die Grafen Leo und Joseph Mathias Thun24, Friedrich Graf Deym und Leopold Ferdinand Graf Schirnding. • Phase 6: Politische Ausgleichsbemühungen während der Revolution 1848/49. Spätbohemismus (bis 1866/67): Die Zeit nach 1848/49 ist durch einen fort schreitenden Prozess wechselseitiger Abgrenzung gekennzeichnet, in dem utra quistische Mittlertätigkeit die ethnozentrische Fixierung nicht aufbrechen kann. Ein Weiterwirken spätbohemistischer Positionen ist aber u.a. bei J.E. Purkynä, bei Johann Heinrich Löwe, dem Goethe-Forscher Franz Thomas Bratranek, bei Wenzel Frost und dem Übersetzer Josef Wenzig zu beobachten, auch wenn ihre landespatriotische Wirkung marginal bleibt. Herausragendes Dokument spätbo hemistischer Positionen ist sicher Stifters Witiko als zeitgeschichtlich anachro nistischer Versuch landespatriotischer Integration in einem universal verstande nen mittel- und gesamteuropäischen Kontext. Ob sich — gewissermaßen aus der Retrospektive — ein Neobohemismus postulie ren lässt, der das Wirken der kulturellen Mittler und Grenzgänger zwischen der Jahrhundertwende und dem Ende der böhmischen Kultur 1938 zu betrachten hätte, müsste ein künftiges Projekt untersuchen. Die vielfältigen kulturellen und kulturpolitischen Aktivitäten und Kontakte über die nationalen Grenzen hinweg, so von Franz Werfel, Max Brod, Ernst Sommer oder Franz Spina, um nur einige zu nennen, scheinen aber auch in dieser Hinsicht ein vielversprechendes Gebiet zu eröfffien. 23 Hier vor allem Goethe, J.W.v./Varnhagen v. Ense, K.A.: Rezension zur Monatsschrift der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen. In: Goethe. Sämtliche Werke. Jubiläumsausgabe Bd. 38. Schriften zur Literatur Teil 3 (Einleitung und An merkungen von 0. Walzel) Stuttgart/Berlin o.J. [erstmals in: JAHRBÜCHER FÜR W15SENSCHAFTICHE KRITIK, Jg. 4, 1830] 24 Thun-Hohenstein,Leo Graf (1829/1831, 1842, 1843, 1849); Thun-Hohenstein, Joseph Mathias (1845). 28 29 Die öffentliche Diskussion politisch-emanzipatorischer Ideen und Konzepte in Böhmen verläuft dabei auf verschiedenen, ebenfalls interdependenten Ebenen. Man findet diese Ideen zunächst im Kontext des literarisch-kulturpolitischen Diskurses sowie innerhalb des wissenschaftlichen Diskurses, später erst kommt der politisch-ökonomische Diskurs hinzu. Von einer publizistischen Öffentlich keit lässt sich erst ab den 40er Jahren sprechen. Für die Analyse sind neben Pe riodika (Kommentare, Berichte, Rezensionen) vor allem die sogenannte Bro schürenliteratur (Politische Broschüren, Reiseberichte, Memoiren) von Inte resse, ferner literarische und wissenschaftliche Texte sowie Reden, insbesondere akademische Reden und Parlamentsreden. 4. Beispiel: Topische Argumentation Die Analyse der sprachlich-konmiunikativen Konstitution kollektiven Wirklich keitsbewusstseins geht von drei zentralen Aspekten aus: Erstens sucht sie eine Erklärung der Bedeutungskonstitution, -kontinuität und -veränderung.25 Zwei tens betrachtet sie Einflussfaktoren, die eine Änderung hervorrufen, drittens wird der Zusammenhang von sprachlich-kommunikativer Bedeutungsgebung und gesellschaftlicher Konstitution von Wirklichkeit untersucht, also die Konse quenzen der jeweiligen semantischen Veränderungen. Bedeutungskonstitution ist als Entstehung von Verwendungsmöglichkeiten sprachlicher Zeichen im Kontext kommunikativer Handlungen zu verstehen, Bedeutungskontinuität meint die Konventionalität bzw. Regelmäßigkeit der jeweiligen Verwendungs weisen in kommunikativen Handlungen über einen gewissen Zeitraum, Bedeu tungswandel wäre dann die Veränderung dieser Verwendungsweisen. Hier kommen nun die text- und personenübergreifenden Argumentationsstrukturen ins Spiel, in denen sich sprachliche Bedeutungen konstituiert. Ausgehend von soziolinguistischen Ansätzen wird Argumentation als eine Tätigkeit aufgefasst, [...] bei deren Analyse neben den mikrosemantischen Beziehungen zwischen einzelnen Inhalten und den makrosemantischen Strukturen komplexer argumentativer Einheiten auch die Ebene der interaktiven Organisation des Argumentierens als eine gemeinsame und in diesem Sinne notwendig kooperative Aktivität der Beteiligten berücksichtigt werden muß. (QUASTHOFF 1985: 173) Konkret geht es bei Argumentation um die Begründung bzw. Geltendmachung ‚nicht beweisbarer‘ Thesen. Die Frage nach den übergreifenden Argumentationsstrategien richtet sich un mittelbar auf die verwendeten Begründungs-, Erklärungs- und Rechtfertigungs 25 BUSSE (1987: 106): „Die historische Semantik braucht eine Bcdeutungstheoric, wel che die Abweichungen im sozialen Wissen als Abweichungen im Prozeß der kommu nikativen Realisierung von Bedeutungen durch sprachliche Zeichen zu interpretieren erlaubt.“ muster, mit deren Hilfe Vorstellungen von kultureller bzw. nationaler Divergenz kommunikativ konstituiert bzw. neutralisiert werden. Das bisher untersuchte Material, vor allem aus Periodika und Broschüren, greift u.a. auf philantro phisch-moralische, ökonomische, verfassungs- bzw. staatsrechtlich-historische, demographische, pädagogische, sprachhistorische und ideologisch-macht strategische Begründungsmuster zurück. Da in Untersuchungen, die auf umfangreicheren Textmengen basieren, eine funlctional-logische Analyse von Argumenten nicht sinnvoll ist, soll deren mate riale Seite, also das Begründungspotential bzw. der Gegenstandsbereich, inner halb dessen eine Behauptung Anspruch auf Geltung erhebt, betrachtet werden. Damit rücken die verwendeten Topoi und Schlussregeln, die sich auf ein be grenztes Inventar zurückführen lassen und die aufgrund ihrer Kontextabstrakt heit den Vergleich von Texten aus verschiedenen Zeiträumen und zu verschie denen Themen erlauben, in das Zentrum der Betrachtung (s. KIENPOINTNER 1992). Statt einer Klassifikation bereichsspezifischer Argumenttypen ist für eine diskurssemantische Analyse eine Typologie von gruppenspezifischen Denk- und Urteilsmustern von größerer Bedeutung (s. KOPPERSCHMIDT 1976), lassen sich doch Topoi als lDberschneidungsphänomene betrachten, mit denen etwas bezeichnet wird, was innerhalb bestimmter Gruppen für wahr gehalten wird.26 Topik soll im Blick auf die Identifikation überindividueller Form,- Ausdrucks-, Verhaltens-, Deutungs- und Erfahrungskonstrukte verstanden werden, also als eine heuristische Methode, die zur Herstellung argumentativer Begründungszu sammenhänge dient. In der Topik manifestiert sich ein Hintergrundwissen, wel ches über Merkmale der Habitualität, der Potentialität, der Intentionalität und schließlich der Symbolizität interaktiv und intersubjektiv ein sozio-kulturelles Wissen konstituiert und aktualisiert und per kollektivem Gedächtnis tradiert wird. Topoi als verallgemeinerte, universalisierte Formen werden nun nicht ad hoc in einem Gespräch geschaffen, sondern stellen in der Regel ei nen kulturell differierenden Fundus von kommunikativ erworbenem Begründungspo tential dar. [...] Topoi sind nicht restlos verallgemeinert, aber auch nicht mehr Teil eines konkreten Falls. (VÖLZING 1979: 9Sf.) 26 Durkheim prägt das Konzept des gesellschaftlichen Wissensvorrates. Siehe zu diesem Aspekt KNOBLAUCH (2000). Ausgehend von älteren Topos-Typologien unter scheidet KIENPOINTNER (1992) sechzig kontextabstrakte Argumentationsmuster. Zwischen diesen allgemein kontextabstrakten Mustern und einer inhaltlich-materialen Bestimmung, wie sie bei Curtius und in der Soziologie und Soziolinguistik (soziale Topik) vertreten wird, siedelt Wengeler eine mittlere Argumentationsebene an, aus der sich die Gleichsetzung von Topos und Argumentationsmuster rechtfertigen lässt. Die se mittlere Ebene erlaubt es, „unabhängig von der konkreten sprachlichen Realisierung gleiche Grundmuster der Argumentationsweise in den Texten aufzufinden und einzuordnen.“ (WENGELER 2000: 61) 30 31 Ähnlich den konzeptuellen Metaphern bilden Topoi einen stabilen, aber prinzi Anhang 1. piell veränderbaren [...] Fundus an Denkrnustern und Ausdrucksschernata; sie formulieren einen kulturellen Gemeinbesitz, repräsentieren einen historischen Erfahrungshorizont und liefern in der Summe ihrer Elemente ein konzentriertes Strukturniodell gesellschaftlicher Kom,nuni kation. (PIELENZ 1993: 160) Ihre kommunikative Wirkung zielt per Konsensbildung und Solidarisierung auf die Integration des einzelnen in eine Sprachgemeinschaft,27 die dann zunehmend zu einer nationalen mit mehr oder weniger ethnischen Attributen mutiert. Topoi beziehen sich damit auf kollektive Erfahrungen bzw. repräsentieren diese und bilden darüber hinaus sprachlich festgelegte Formeln, Sprachhülsen oder Klischees. Topoi als thematische Routinen der Kommunikation, die an be stimmte Sprach- und Kommunikationsgemeinschaften, an soziale Milieus und Situationen gebunden, sind, werden als durch kommunikative Handlungen er zeugte Objektivierungen sozialen Wissens verwendet. Gleichermaßen sind damit Aspekte einer formalen Argumentationsaoalyse be rührt (vgl. LAUSBERG 1960), also eine Analyse der Mittel, die den Einsatz von Topoi unterstützen, beispielsweise allgemeine und gruppenspezifische Autori täten, Zitationen, Rekurse, integrative Begriffe, induktive Generalisierungen (Allsätze), normative Universalisierungen etc. Statt der Analyse der expliziten Argumentation soll also eine implizite im Vordergrund stehen (Metaphern, To poi etc.), es geht somit weniger um eine Analyse der Logik der Argumentation als vielmehr um eine der Pragmatik, d.h. der sozialen und individuellen Interes sen, die mit Argumentation verfolgt werden. Dies impliziert zwangsläufig eine Erweiterung der Perspektive um stilistische, textlinguistische und diskursse mantische Aspekte. Als ein Beispiel text- und diskursübergreifender persuasiver Kommunikation für den zu untersuchenden Zeitraum ist im Anhang eine als vorläufig zu betrachtende Liste zentraler Topoi aufgeführt. Im Anhand ist eine vorläufige Liste der bisher identifizierten Topoi erfasst, die im Zentrum der nationalen Frage stehen. Eine genauere Analyse der Relevanz der eingesetzten Argumente bzw. Schlussregeln befindet sich in Vorbereitung. 27 PIELENZ (1993: 160): „Pragmatisch wirkt sie, indem sie kollektiv konstituierte und gebilligte Leitvorstellungen und Heurismen bereitstellt und bestätigt, die das Individuum im Sinne herrschender Meinungen zu sozial verträglichem Handeln motivieren. Jede Metapher verkörpert somit ein Bündel kollektiver Uberzeugungen und Annahmen, deren Geltungsgehalt nur innerhalb des je kulturellen Kontextes plausibel, i.e. unproblematisch, ist.“ Die folgende Auflistung von Topoi ist ein Ergebnis der bisherigen Auswertung deutsch- und tschechischsprachiger Medien, mit dem kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden soll. In der Regel kommt es zu einer kontrastiven Verwendung, so dass ein großer Teil des Materials in einer interdependenten Beziehung steht. Die betrifft vor allem Topoi, die aus einer geschichtsphilosophischen Reflexion heraus Eingang in die breite Publizistik finden und die das Bild vom ‚Anderen‘ in zentralen Bereichen prägen. Prinzipiell lassen sich divergenzbetonende und konsensbetonende Topoi und Schlussregeln unterscheiden. Das hier versammelte Material entstammt Periodika und Texten aus dem Zeit raum zwischen 1800 und 1848. Beispiele für divergenzbetonende Topoi: a) Topoi, die auf deutsche/deutschböhmische Aggression verweisen bzw. mit denen derartige Ansprüche zurückgewiesen werden: * Topos des deutschen Drangs nach Osten * Antagonismustopos (ewiger Kampf zwischen Tschechen und Deutschen) * Germanisierungstopos/Vertreibungstopos * Opfertopos (Biki hora, Ternno) * Kolonistentopos (Kategorisierung der Deutschböhmen als eingewanderte Kolonisten) b) Topoi, die auf tschechische/slawische Aggression verweisen bzw. mit denen derartige An sprüche zurückgewiesen werden: * Vertreibungstopos/Tschechisierungstopos * Antagonismustopos (ewiger Kampf zwischen Tschechen und Deutschen) * Panslawi~mustopos (Konnotation einer gesamtslawischen Bedrohung) * Anarchietopos (konnotiert mit popularisierten Vorstellungen des Hussitensturms) * Kolonistentopos (Kategorisierung der Tschechen als eingewanderte Kolonisten) c) Topoi, die auf eine tschechische Defensivhaltung verweisen: * Friedfertigkeitstopos * Topos der kleinen Nation (Nichtselbstverständlichlceit der tschechischen Nation) d) Topoi, die auf eine deutsche politische wie zivilisatorische Oberlegenheit verweisen (aus deutscher Perspektive): * Kulturtopos (konnotiert mit einer natürlich-genetischen lDberlegenheit der deutschen Kul tur) * Fortschrittstopos (konnotiert mit einer historisch-zivilisatorischen Überlegenheit der deut schen Kultur) * West-Ost-Topos (konnotiert mit einer von Westen aus betrachtet abnehmenden zivilisatori schen Entwicklung) 32 33 * Sachzwangtopos (äußere Umstände, höhere Gewalt, normative Macht des Faktischen als Erklärungsmuster für Dominanz der deutschen Kultur und Sprache in Böhmen) * Fremdheitstopos (Böhmische Dörfer, konnotiert mit der Marginalisierung einer unverstan denen tschechischen Kultur) * Topos fehlender Legitimation (zu- und absprechen von Autorität, Rechtsansprüchen etc.) * Topos slawischer Friedfertigkeit (Gleichsetzung von Slawencharakter und Sklavencharak ter, Assertion der prinzipiellen Unfähigkeit, sich gegen eine überlegene Kultur zu be haupten) * Sprachentopos (Konnotation des Tschechischen als nicht ausbaufähiger Dialekt) * Quantitäts- vs. Qualitätstopos (zahlenmäßige Überlegenheit der Tschechen vs. kulturelle Uberlegenheit der Deutschen) e) Tschechische identitätskonstitutive Topoi: * Inklusionstopos (Vereinnahmung der Prager Universität als erste tschechische Universität, Karl IV. als böhmischer König etc.) * Geschichtstopos (Konstruktion einer gemeinsamen national konnotierten Vergangenheit, eines gemeinsamen Schicksals, Hervorhebung bestimmter ‚heroischer‘ Geschichts epochen, z.B. Hus und die Hussiten) * Erstbesiedlungstopos (ursprüngliche tschechische Besiedlung. Böhmens vor den Germanen) * Topos der kleinen Nation (mit Beharrlichkeit konnotiert) * Tschechoslowakismustopos (Verwandtschaft und gemeinsames Schicksal von Tschechen und Slowaken) * Austroslawismus-Topos, Westslawen-Topos (gemeinsame Interessen der Westslawen bzw. österreichischen Slawen) * Panslawismus-Topos/Einheitstopos (im Sinne von Kollärs Wechselseitigkeitskonzept, die tschechische Kultur als Teil einer übergreifenden slawischen Gemeinschaft) * Sprachentopos (Prestige des Tschechischen und dessen prinzipielle Ausbaufähigkeit und Gleichstellung mit den anerkannten ‚Weltsprachen‘) * Topos der nationalen Reinigung (gegen Verräter im Innern; auch Häresie- oder Apostaten Topos) f) Deutschböhmische identitätskonstitutive Topoi: * Inklusionstopos (Vereinnahmung der Prager Universität als erste deutsche Universität, Karls IV. als deutscher Kaiser etc.) * Erstbesiedlungstopos (ursprünglich germanische Besiedlung Böhmens vor den Tschechen) * Geschichtstopos (Konstruktion einer gemeinsamen, national konnotierten Vergangenheit, eines gemeinsamen Schicksals; Böhmen als historischer Teil Deutschlands) * Pangermanismustopos (Böhmen als Teil der größeren deutschen Kultur) * Topos der nationalen Reinigung (gegen Verräter im Innern) Beispiele für kousensbetonende Topoi: * Bohemismustopos/Böhmentopos (Böhmen als gemeinsames Vaterland) * Brückentopos, Vermittlungstopos, Topos wechselseitiger Beeinflussung (Böhmen als Brü cke zwischen slawischer und germanischer Welt) * Menschheitstopos (kosmopolitische Konnotationen) * Freundschaftstopos * Verwandtschaftstopos (Bruderhandmotiv) * Fortschrittstopos (Konnotation einer übernationalen fortschrittlichen Entwicklung in Böh men) * Gleichheitstopos (Gleichberechtigung der Ethnien und Sprachen) * Bilingualismustopos 34 35 Anhang II. Liste der bisher erfassten und ausgewerteten Periodika (Zeitschriften und Zeitungen). 1. Zeitungen aus Prag: [chronologisch] PRAGER NEUE ZEITUNG, 1.1.1793—1808 (Red. bis 1800: K. Eichler; bis 1.7.1802: J.G. Mei nert) PRAGER ZEITUNG (seit 1814) vorher, seit 1781: OBERPOSTAMTSZEITUNG; ab 23.4.1848— 30.6.1848 CONSTITUTIONELLE PRAGER ZEITUNG; ab 1.7.1848 PRAGER ZEITUNG; Trennung in CONSTITUTIONELLE PRAGER ZEITUNG, dann wieder PRAGER ZEITUNG (unter Leitung von Leopold Hasner Ritter von Artha) und CONSTITUTIONELLES ALLGEMEINES BLATr (bis 1850). Beilagen zur PRAGER ZEITUNG: 1. ALLGEMEINES INTELLIGENZBLATF 2. AMTSBLATr ZUR PRAGER ZEITUNG 3. PRAGER ABENDBLATr (ab 1.6.1848, Red.: Breier) 4. PRA~sK‘~‘ DENN1K [Prager Tagblatt] 5. PRA~sKÜ NOVINY [Prager Zeitung], erschien vor 1824 unter dem Titel PRA~sK~ PO~TOVSKI1 NOVINY [Prager Post-Zeitung], vom 1.1.1846—4.4.1848 hrsg. von Karel Havliöek. 6. OFFENE SPRACHHALLE (ab 27.4.1848) VLASTENSK~ NOVINY [Vaterländische Zeitung] (Hg.: Kramerius) Prag 1789—1825. NÄRODNI NOVINY [Nationalzeitung] (Hg.: Karel Havli~ek) Prag 5.4.1848—17.1.1850. PRA~SK“ VEdERNi LIST [Prager Abendblatt] Prag 1.6.1848—1.2.185 1 CONCORDIA. TAGBLATr FÜR HÄUSLICHES UND ÖFFENTLICHES LEBEN. Prag 1848—18.1.1849. DEUTSCHE ZEITUNG AUS BÖHMEN (Hg.: Constitutioneller Verein in Prag) Prag 1.10.1848—Mai 1851. SLAVISCHE CENTRALBLÄTFER. (Red.: Caspar, D./Jordan, Jan Petr) Prag 1848—1849. DIE WAGE FÜR FREIHEIT, RECHT UND WAHRHEIT, ab 1850 unter dem Titel: Die Wage. Ein Blatt flur sociale Interessen. Prag 1848— März 1850. DIE UNION (Red.: Smetana, Augustin) Prag 1849—1851. 2. Zeitschr(ften/Periadika (aus Prag/Böhmen): [alphabetisch nach Herausgeber bzw. Redak teur] Andre, Christian Carl (Hg.) (später: Nolter, F.): HESPERUS ODER BELEHRUNG UND UN TERHALTUNG FÜR DIE BEWOHNER DES ÖSTERREICHISCHEN STAATES (ab 1812 mit dem Untertitel: Ein Nationalblatt für gebildete Leser; ab 1822 unter dem Titel: Hesperus. Encyklopädische Zeitung für gebildete Leser). Brünn 1809ff./Prag 1812ff.fStuttgart 1822ff. Haase, Gottlieb (Red.): BOHEMIA ODER UNTERHALTIJNGSBLÄTFER FÜR GEBILDETE STÄNDE. Prag 1830 - 1938 (ab 1832ff.: Bohemia, ein Unterhaltungsblatt; 1828ff. mit dem Un tertitel: Unterhaltungsblätter; Red. ab 1843 Bernhard Gutt, ab 1844 Gutt und Franz Klutschak, ab 1849 Franz Klutschak) Brann (Hg.): KRONOS. EINE ZEITSCHRIFT POLITISCHEN, HISTORISCHEN UND LITERARISCHEN INHALTS. Prag 1813. Dobrowsky, Josef (Hg.): SLAVIN UND SEIN MEISTER, ODER BOTSCHAFT AUS BÖHMEN AN ALLE SLAWISCHEN VÖLKER, ODER NEUE ZEITUNG FÜR DIE NICHT ELEGANTE WELT, WOCHENBLATr VON ABBÜ DOBROWSKY. Prag (Herrl) 1806. Gautsch, W. E. (Hg.): ISIS. ZTS. ZUR BEWAHRUNG DES WAHREN, GUTEN UND SCHÖNEN FÜR DIE GESAMMTE, GEBILDETE LESEWELT. Prag 1814 Gerle, Wolfgang Adolf: DAS WOHLFEILSTE PANORAMA DES UNIVERSUMS. ZUR ERHEITERNDEN BELEHRUNG FÜR JEDERMANN UND ALLE LÄNDER (ab 1837 unter dem Titel: Panorama des Universums, ab 1847 unter dem Titel: Panorama; ab 1836 Red. Gottlieb Haase Söhne; ab 1843 Franz Klutschak). Prag 1834—1847. Glaser, Rudolf (Hg. und Red.): OST UND WEST. Prag 1837—1848. H~ze, B. (Hg.) ~DESKÄ VdELA [Red.: J.N. ~t~p~nek ab 1844 Red. Franz Klutschak ab 1845 Red. K. storch; ab 1847 hrsg. von C. Medau, Red. K. Havli~ek, 1848 Red. K. Sabina]. Prag ab 1834. Heßler, Prof. Dr. (Red.): ENCYCLOPÄDISCHE ZEITSCHRIFT DES GEWERBEWESENS. Hrsg. vom Verein zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen. Prag, ab 1841. Jet~bek, F. 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