Wer hat an der Uhr gedreht? ZEITUMSTELLUNG von Florian Zandt, Am Sonntag, dem 30. Oktober, wurde die Uhr um 3 Uhr eine Stunde zurückgestellt und die als Standard geltende Winterzeit beginnt. Eingeführt wurde das Konzept Sommerzeit in Deutschland erstmals 1916 zu Zeiten des deutschen Kaiserreichs. Bis zum heutigen Tag existierten immer wieder Perioden, in denen es keine oder uneinheitliche Zeitumstellung gab, beispielsweise zwischen 1950 und 1979. Wie unsere Grafik zeigt, gibt es auch heute noch zahlreiche Länder und Regionen, die die Zeit nicht mehr umstellen oder sie nie umgestellt haben. Besonders markant ist das Fehlen der Sommerzeit auf dem afrikanischen Kontinent. Kein Land praktiziert derzeit jahreszeitgebundene Zeitumstellung, eine Zeit lang wurde sie vor allem in Nordafrika und im äußersten Süden das Kontinents durchgeführt. Zuletzt wurde die Umstellung in Syrien, dem Iran und Jordanien abgeschafft. Letzteres Land bedient sich einer dauerhaften Sommerzeit. Marokko hingegen nutzt einen anderen Fixpunkt zur Zeitumstellung: Obwohl im Land dauerhafte Sommerzeit gilt, werden die Uhren während des Ramadan um eine Stunde zurückgestellt. Laut einer Umfrage der DAK ist die Zeitumstellung bei den Deutschen schon länger unbeliebt. Im März 2022 hielten 72 Prozent der Befragten das Vor- und Zurückstellen der Uhren für überflüssig, 2019 waren es sogar 78 Prozent. In einer Befragung des ZDF Politbarometers von 2019 waren 52 Prozent der Teilnehmer:innen der Meinung, dass dauerhaft Sommerzeit gelten solle, die Abendstunden also länger bei Tageslicht nutzbar sein müssten. Die EU-Kommission hat 2018 ein Ende der Zeitumstellung beschlossen. Nun müssen sich die Mitgliedstaaten im Rat auf eine gemeinsame Position einigen. Doch es gibt Streit. Zeitumstellung sollte längst abgeschafft sein. Die Zeitumstellung abzuschaffen hatte die EU-Kommission unter ihrem Chef Jean-Claude Juncker 2018 beschlossen. Für den Luxemburger war das damals keine große Sache: "Wir haben eine öffentliche Umfrage gemacht, Millionen haben geantwortet und sind der Auffassung, dass es so sein sollte, dass die Sommerzeit in Zukunft für alle Zeit gilt. So wird das auch kommen, die Menschen wollen das, so machen wir das." An der Umfrage hatten sich 2018 allerdings mit 4,6 Millionen Menschen gerade ein Prozent der EU-Bevölkerung beteiligt, darunter vor allem Deutsche. Aber wie auch immer: Ein Jahr später stimmte dann auch das EU-Parlament zu, die Zeitumstellung zu kippen. Einige Länder wie Portugal, Zypern oder Griechenland sind völlig gegen die Abschaffung der Zeitumstellung, andere können sich nicht einigen, ob danach für sie die Sommerzeit oder die normale Mitteleuropäische Zeit – MEZ – gelten soll. In der großen zentraleuropäischen Zeitzone, die von Spanien im Westen bis Polen im Osten reicht, ist das auch keine leichte Entscheidung. In Deutschland fällt es sicher nicht allzu sehr ins Gewicht, ob man künftig nur Sommer- oder Winterzeit hat, die in der Slowakei aber dafür sorgen würde, dass die Sonne schon mitten in der Nacht aufgehen würde, während ständige Sommerzeit in Spanien den Sonnenaufgang in den Vormittag verschieben würde.