f" Dieses Werk ist entstanden unter der wissenschaftlichen Betreuung des «Comite pour une Nouvelle Histoire de la Suisse» Vorsitz: Jean-Claude Favez (Universität Genf). Mitglieder; Beatrix Mesmer (Universität Bern), Marc-A. Barblan (Genf), Jean-Francois Bkrgier (Eidgenössische Technische Hochschule, Zürich), Louis Binz (Universita! Genf), Romano Broggini (Liceo Clussico e Scientifico, Bcllinzona), Alain Dubois (Universität Lausanne), František Graus (Universität Basel), Ulrich Im Hof (Universität Bern), Markus Mattmüller (Universität Basel), Roland Ruffieux (Universitäten Fribourg und Lausanne) Redaktion Beatrix Mesmer (deutsche Ausgabe) Jean-Claude Favez (französische Ausgabe) Romano Broggini (italienische Ausgabe) Nicolas Morard Martin Körner Francois de Capitani Georges Andrey Roland Ruffieux Hans Ulrich Jost Peter Gilg Peter Hablützel Koordination der Vorbereitungsarbeiten j Marc-A. Barblan Wissenschaftliche Mitarbeiter Denis Bertholet, Pibrre-Yves Favez, Regula Frei-Stolba, Monique Hofstetter, Peter Maurer, Michele Seemüller, Anne-Marie Stalder, Urs Zwahlen ', Abbildungen ; Denise Fromaioeat j Karten und Graßken Koordination: Georges Boghossian. Realisation: Denise Rehmann, Robert Flach ; Gestaltung : Autoren Ulrich Im Hof Pierre Ducrey Guy P. Marchal Übersetzungen Kapitel 1: Regula Fre i-Stolba Kapitel 3: Beatrice Rabouo, Georgette Streiter Kapitel S: Ursula Stukzkneüger Kapitel 6: Alexander Hofacker Kapitel 7: Ursula Sturzenegger, Benedikt Bietenhard Umschlagentwurf DüDb Durst Denis Barbey, Albert Steinmann Helbing & Lichtenhahn ■ Basel • Frankfurt am Main 108 Grundstein zur Hauptausgabc der lateinischen Inschriften im großen Sammelwerk Corpus inscriptionum latinarum, Bd. 13. E.Howald und E.Meybr veröffentlichten unter dem Titel Die römische Schweiz, Zürich 1940, alle literarischen Texte, die sieh auf die Schweiz beziehen, sowie eine Auswahl der repräsentativsten Inschriften mit Übersetzung und Kommentar; dieses wichtige Arbeitsinstrument wird jetzt von R. Frbi-Stolba ftir eine Neuauflage mit Überprüfung der älteren Lesung und unter Einbezug der Neufunde überarbeitet. O. Walser stellte ebenfalls eine Auswahl römischer Inschriften mit Photographie, Übersetzung und knappem Kommentar zusammen: Römische Inschriften der Schweiz, 3 Bde., Bern 1979-80, dazu eine kommentierte Sammlung der römischen Meilensteine: Die römischen Straßen der Schweiz, Bd. 1: Die Meilensteine, Bern 1967. Vorzeit, Kelten und Römer 109 Verschiedene private Gesellschaften bemühen sich um Ausgrabungen in den wichtigsten römischen Siedlungen, „0j sie oft einen Jahresbericht oder ein Bulletin herausgeben. Sotjj man sich im Bulletin der Association Pro Aventico übe,^ Ausgrabungen und Neufunde von Aventicum orientieren, jj gleichen im Jahresbericht der Gesellschaft Pro Vindonissa J[ die Probleme dieses in der Schweiz einzigen römischen Lagj Nur im Vorbeigehen sei auf die nützliche Zusammenfassung j Forschungsstandes der römischen Siedlungen in der EncycW dia of Classical Sites, Princeton 1976, von V. von Gonzenb,, hingewiesen. Unerläßlich ist auch die Reihe Archäologie Führer der Schweiz, in welchen einzelne Bauten oder ganze Sj, hingen monographisch behandelt und mit vielen Literatur gaben versehen sind. Vom Abzug der Römer zum Aufstieg der Eidgenossenschaft Kapitel 2 Guy P. Marchai Die Ursprünge der Unabhängigkeit (401-1394) Als nach 401 die Legionen Roms vom Rheinlimes abgezogen wurden, um nie mehr dahin zurückzukehren, bedeutete das auf lange Sicht eine definitive Wende. Wohl war die antike Blüte bereits seit Ende des 3.Jahrhunderts erloschen, wohl sollte andererseits die Romanitas unsern Raum bis ins 6. Jahrhundert hinein noch prägen, aber seit Beginn des 5. Jahrhunderts war die machtpolitische Präsenz Roms nur mehr ephemer, war das Gesetz des Handelns seinen Händen entglitten und ging allmählich in andere Hände über. Dieser epochale Wandel, der ein Stück römischer Provinz aus dem bisherigen, auf den Mittelmeerraum ausgerichteten Zusammenhang löste und neue zukunftsbestimmende Bezugssysteme und Strukturen entstehen ließ, er hat Jahrhunderte gedauert, und er ist das Thema dieses Kapitels.. Es mag auf den ersten Blick befremden, daß das Kapitel chronologisch vom beginnenden 5.Jahrhundert bis zum endenden K.Jahrhundert hinführt. Doch können wir im Rahmen einer Schweizergeschichte füglich von der traditionellen Epochalisierung absehen und uns allein nach dem großen Entwicklungsbogen ausrichten, der zu Beginn des S.Jahrhunderts unser Gebiet aus dem untergehenden römischen Reich herausführt und zu Ende des 14. Jahrhunderts die Entscheidungen fallen läßt, die jener politischen Potenz zum Durchbruch verholfen haben, welche schließlich die Geschichte wiederum unseres ganzen Raumes bestimmen sollte: der schweizerischen Eidgenossenschaft. Auch dieser zweite Zeitpunkt - Ende 14. Jahrhundert - stellt an sich keine epochale Zäsur unserer Landesgeschichte dar, sondern wiederum lediglich einen für die Zukunft richtungweisenden Akzent. Die Anfänge der Eidgenossenschaft finden sich bekanntlich im 13. Jahrhundert, und ihre staatliche Ausformung sollte noch bis in die frühe Neuzeit hinein andauern. Aber zu Ende des 14. Jahrhunderts ist doch zumindest im nördlichen Vorland des Gotthards jene Verschiebung des machtpolitischen Schwergewichts erfolgt, die dem neu entstandenen Gebilde «unser eydgnosschaft» de facto endgültig zum Durchbruch verholfen hat, auch wenn dieses noch bis Ende des 15. Jahrhunderts rechtlich und politisch in seiner Existenzberechtigung angefochten und in seinem Zusammenhalt gefährdet blieb. Im 110 Die Ursprünge der Unabhängigkeit Nach dem Turmbau von Babel 111 übrigen nachmalig schweizerischen Gebiet stellt unsere Zeitgrenze keine Zäsur dar. Wenn verschiedentlich - in Genf, im Wallis, im Tessin - bereits die Bedingungen geschaffen worden sind, die dann später zur Verbindung mit der Eidgenossenschaft führen sollten, so ist doch die Option zu diesem Zusammengehen Ende des 14. Jahrhunderts noch nicht gefallen. So ist der von uns gewählte chronologische Rahmen - wie jede Epochalisierung - lediglich eine auf gewisse Beobachtungen abgestützte, darstellerische Hilfskonstruktion, die zumindest das für sich hat, daß sich die Entstehung der Eidgenossenschaft aus der Vorgeschichte heraus fließend beschreiben läßt, während das nachfolgende Kapitel Clios Fadenspiel gerade noch rechtzeitig aufgreifen kann, um mit den entscheidenden wirtschaftlichen Entwicklungen um die Mitte des 14. Jahrhunderts einsetzen zu können. Die Entwicklung während des so eingegrenzten Jahrtausends hat zu jener sprachlichen und kulturellen Vielfalt geführt, die für unser Land noch heute charakteristisch ist, sie hat unsern Raum in den orbis christianus, den christlichen Erdkreis, einbezogen und politisch jene Voraussetzungen geschaffen, welche die Existenz der Eidgenossenschaft ermöglicht haben. Sie ist zeitlich wie geographisch - wie wir sehen werden - absolut nicht gleichförmig verlaufen und hat zu keinem einheitlichen Resultat geführt. Wenn wir uns trotzdem die Frage stellen, ob es ein Element gegeben habe, das kontinuierlich die Entwicklung beeinflußte, so ist dieses vor allem in der geopolitischen Situation unseres Raumes, wie sie sich in römischer Zeit ausgestaltet hat, zu sehen. Verwaltungsverkehr, wirtschaftlicher und kultureller Austausch wie die militärische Strategie des römischen Reiches beruhten auf einem für damalige Zeiten gigantischen, breit ausgefächerten Straßensystem. Diesem Verkehrsnetz stellte sich nun in unserem Raum die gewaltige Kette «Das Alte stürzt, es die Zeit, und neues Lebe^ aus den Ruinen» (Friede Schiller, Wilhelm Teil, 4 2,Szene). Romantischer der Ruinen von Avenches (} Die geopolitische Situation - ein Fakt der Kontinuität Das Problem der Sprachen - Quellen und Hinweise der Alpen entgegen, kanalisierte es in wenigen Nord-Süd-Verbindungen: in unserem Bereich im Westen vor allem über den Großen St. Bernhard, im Osten über den Splügen, den Maloja und Septimer. Dieses Verkehrsnetz, entscheidend für Handel und Wandel, hat das römische Imperium überdauert. An den wichtigsten Straßensträngen, vor allem aber an den entscheidenden Alpentraversen klammern sich die noch verbliebenen spätrömischen Strukturen fest, bilden sich neue Machtkomplexe, auf sie streben die Nachfolgemächte hin. Die Entwicklung unseres Raumes ist nicht zu verstehen, wenn man nicht um diese geopolitische Gegebenheit weiß. Sie hat - wie wir sehen werden - vor allem eines bewirkt, nämlich daß unser zentralschweizerischer Alpenraum durch Jahrhunderte in einem Vakuum lag, das sich in jeder Beziehung, vor allem aber machtpolitisch auswirkte. Der zentrale Alpenraum ist durch die in römischer Zeit fixierte geopolitische Lage gleichsam ausgespart, freigehalten worden für spätere Entwicklungen. Daß es die schweizerische Eidgenossenschaft war, die sich hier schließlich durchsetzen sollte, dazu haben, wie wir im weiteren sehen werden, verschiedene Umstände geführt. Aber im großräumigen Überblick und in der Rückschau auf die langzeitige geschichtliche Entwicklung kann man in der Tat sagen, daß es das gewaltige Massiv der Alpen gewesen ist, das unserm Land Pate gestanden hat. A. Nach dem Turmbau von Babel Eines der größten Rätsel für den mittelalterlichen Menschen stellte die Tatsache der sprachlichen Vielfalt dar. Daß er sich mit seinesgleichen nicht oder nur schwer verständigen konnte, erschien ihm wie ein Fluch. In Herkunftssagen und Weltchroniken suchte er diese Tatsache zu begründen, wobei er seine Kenntnisse und Ahnungen von der Frühzeit ganz selbstverständlich aus der Bibel schöpfte. So gibt es eine breite Überlieferung, welche die Vielfalt der Völker und ihrer Idiome auf den Turmbau von Babel zurückführte und auf die göttliche Strafe: «Lasset uns ihre Sprache verwirren, daß keiner des anderen Sprache verstehe» (Genesis 11, 7). Von da an hätten sich die Erbauer nicht mehr verstanden und über die Erde zerstreut - so stand es in der Genesis -, und so suchte die mittelalterliche Vorstellungswelt die zahlreichen Völker unter anderm auf dieses alttestamentliche Ereignis zurückzuführen. Mit diesen Vorstellungen haben unsere Kenntnisse noch eines gemeinsam: daß es ethnische Wanderbewegungen gewesen sind, welche den Anstoß zur sprachlichen Differenzierung gegeben haben. Aber woher nehmen wir unsere Kenntnisse? Die frühen schriftlichen Quellen stammen vor allem von den Römern, d.h. von den Feinden dieser seit dem Beginn unserer Zeitrechnung in das Blickfeld der römischen Welt tretenden Völker. Die wenigen von diesen selber stammenden Quellen, wie die frühen Herkunftsberichte, die ohne 112 Die Ursprünge der Unabhängigkeit Nach dem Turmbau von Babel 113 Zweifel Kenntnisse von den frühen Wanderbewegungen übernommen haben, sind durch zeitgenössische Vorstellungen in solchem Maße verdeckt, daß sie dem Forscher nur widerwillig den historischen Kern ihrer Berichte preisgeben. Und schließlich darf nicht übersehen werden, daß schriftliche Quellen in dieser Frühzeit und noch lange außerordentlich spärlich sind. Bei dieser Sachlage greifen wir zum Spaten und suchen die Überreste im Boden zu enträtseln, untersuchen wir die Namen unserer Wohnorte, von denen viele in jene frühe Zeit zurückweisen und uns verraten, welches Idiom jene frühen Bewohner gesprochen haben, die dem Ort den Namen gegeben haben. Gerade die faszinierenden Fortschritte, welche Archäologie und Onomastik in der jüngeren Zeit erfuhren, haben eine vertiefte Kenntnis jener Entwicklungen in unserm Raum ermöglicht, die von der einheitlichen Romanitas zur Vielsprachigkeit geführt haben. Aber zugleich haben sie uns auch unsicher gemacht, denn niemand weiß, was alles noch unter der Erde verborgen liegt, und jeder neue Fund bietet neue Lösungen an, wirft neue Fragen auf. Das sei im Auge behalten, wenn im folgenden versucht wird, zu zeigen, wie es zur Vielsprachigkeit unseres Raumes gekommen ist. Daß aber der Fluch «daß keiner des anderen Sprache verstehe» für die Schweiz nicht -oder beinahe nicht - in Erfüllung gegangen ist, das zu erklären ist eines der großen Themen unserer neueren nationalen Geschichte. 1. Die Romanen: Wegzug und Beharrung Wir haben im vorausgehenden Kapitel erfahren, wie seit der Aufgabe Langsame des obergermanisch-rätischen Limes 260 die Situation der Romanen Entvölkerung - d. h. der gallo-römischen Bevölkerung - immer unsicherer wurde. Der große Schreck sind in unserem Bereich die Alemannen. Im 3. und 4. Jahrhundert zählen sie zu den gefürchtetsten Gegnern Roms. Ihr Name beginnt jetzt in den Siegertiteln der römischen Kaiser aufzutreten: Alamannicus - Besieger der Alemannen - dieser Titel erhält nun einen besondern Glanz. Vor dieser Gefahr beginnen sich die Romanen allmählich - in Krisenzeiten beschleunigt - abzusetzen. Zunächst vor allem jene Schicht, die am meisten zu verlieren hat und am ehesten über die Mittel zu einem solchen Wohnortswechsel verfügt, die Herren der römischen Gutshöfe. Der archäologische Befund etwa der Nordwestschweiz zeigt, welches Ausmaß diese Bewegung schließlich genommen hatte: Etwa drei Viertel der Gutshöfe sind damals für immer von den Romanen aufgegeben worden. Die Abwanderung aber vollzieht sich in Richtung der Verbindungen nach Italien, in die den Westalpenpässen vorgelagerte Westschweiz und Rhonelandschaft, im Osten in die durch Bergzüge und Gewässer, wie Walensee und Bodensee, abgeschirmte Raumkammer nördlich der rätischen Nord-Süd-Verbindungen. Jedenfalls hat hier eine dichte romanische Besiedlung fortbestanden, während im übrigen Land die Besiedlung immer spärlicher wurde: Nur ein Fünftel der verbliebenen Gutshöfe scheint kontinuierlich weiterbesiedelt gewesen zu sein. Erst sehr viel später, im 7. Jahrhundert, dürfte die Besiedlung wieder jene Dichte erreicht haben, die im 2. Jahrhundert bestanden hatte. Die verbliebene Beachtlicher aber ist das Überdauern romanischer Präsenz in Bevölkerung diesem aufgegebenen Gebiet bis weit ins Frühmittelalter hinein. Es dürfte sich hier vor allem um die weniger begüterte Bevölkerungsschicht gehandelt haben. Sie zog sich in die Kastelle, die nun keinen Truppen mehr dienten, und auf das umliegende Land zurück; wo ein schützendes Kastell fehlte, auf die höheren Talstufen im Jura und in den Alpen. Um die Kastelle haben sich romanische Siedlungsinseln gebildet, besonders ausgeprägt etwa im Falle Kaiseraugst, aber auch in Solothurn, Zurzach und Zürich. Sie blieben mehr oder weniger intensiv in Verbindung mit dem romanischen Siedelland, wie man es besonders deutlich beim Kastell Arbon erkennen kann, wo eine romanische Kolonie bis ins 7. Jahrhundert hinein sich in Kontakt mit dem rätischen Hinterland hat erhalten können. Die romanisch geprägten Lebensformen brechen also nicht ab, sie laufen in den alten Bahnen, allerdings auf einem auch durch die Wirtschaftskrise des spätrömischen Reiches bedingten mehr oder weniger ärmlichen Niveau, mit nachlassender Kraft aus. Wir erhalten aber nicht den Eindruck, daß diese zurückgebliebenen Romanen die Schicksalsschläge ergeben hingenommen haben. Vielmehr ist es ein zähes Festhalten an den vorhandenen Positionen, das von einer eigenen Vitalität zeugt. Und so erstaunt es nicht, daß es offenbar im 6. Jahrhundert nochmals zu einem romanischen Landesausbau in den höheren Lagen gekommen ist - wie im Hinterland der Augster Siedlungsinsel oder in der Bielerseegegend -, daß das Romanentum sich unter härtesten Lebensbedingungen in den Alpen lange hat halten und die alpine Kultur prägen können - so etwa in der mit Romanismen durchsetzten mittelalterlichen Hirtensprache. Aber bei dem unaufhörlichen Zerfall der römischen Macht standen diese Restromanen auf verlorenem Posten. Die Zukunft gehörte nicht ihnen, sondern neuen, seit Beginn des 5. Jahrhunderts in unseren Raum eintretenden Kräften: den Burgundern, den Alemannen und Franken und ganz im Süden den Langobarden. Jede dieser Siedlungsbewegungen ist unter einem andern Gesetz angetreten, ist in ihrem Ausmaß und in ihren Folgen anders verlaufen. 2. Die Stunde der Burgunder Es sind paradoxerweise nicht die ehedem gefürchteten Alemannen gewesen, die sich als erste für immer in unserem Gebiet niedergelassen haben, sondern, ganz im Südwesten, die Burgunder. Zum Jahr 443 berichtet nämlich die Chronica Gallica, daß den Überbleibseln der Burgunder, den reliquiis Burgundionum, durch den römischen Feldherrn Aetius die Sapaudia überlassen worden sei, die sie mit den Einheimischen, den Gallo-Romanen, zu teilen hatten. 114 Die Ursprünge der Unabhängigkeit Welches waren die Hintergründe dieses Ereignisses, und was haben wir uns unter den reliquiis vorzustellen? Die Burgunder hatten im 2. Jahrhundert, vermutlich von Bornholm her kommend, auf dem Kontinent Fuß gefaßt, waren in verschiedenen Wanderstößen bis zum Ende des 4. Jahrhunderts an den Mittelrhein vorgedrungen. Dabei waren auch sie im Dekumatenland wiederholt mit den Alemannen zusammengestoßen. Diese Feindschaft bot die Grundlage für die bereits zu Beginn des 4. Jahrhunderts einsetzenden und um die Jahrhundertmitte konkrete Gestalt annehmenden Verbindungen zu den Römern. 406/407 überschritten sie zusammen mit andern germanischen Stämmen den Rhein. Hier bildete sich jenes ephemere, mit dem römischen Machthaber föderierte Burgunderreich, das nach Vertragsbrüchen jedoch im Jahre 436 unter Aetius zwischen Römern und Hunnen aufgerieben worden ist. Offenbar mit dieser Katastrophe bringt nun der südgallische Chronist die in der Sapaudia angesiedelten reliquiae Burgundionum zusammen. Ob wir diesen Zusammenhang annehmen wollen oder nicht - Beweise haben wir nicht, und zwischen den Ereignissen liegen immerhin sieben Jahre der Begriff reliquiae vermittelt zumindest eines: Es handelte sich nur um einen Rest, um eine kleine Gruppe. Sie dürfte nach einer neuerdings von archäologischer Seite vorgebrachten Schätzung kaum ein Zehntel der eingesessenen Bevölkerung auf dem Land ausgemacht und selbst im Zentrum der burgundischen Ansiedlung, in Genf, höchstens ein Viertel bis ein Drittel der Gesamtbevölkerung betragen haben. Es ist nicht ein Volk, das da in die Genferseegegend einwandert, das Ganze macht eher den Eindruck einer Einquartierung von Hilfstruppen. Sie ist offenbar im Zeichen der lex hospitalitatis von 398 erfolgt, die die Teilung des Grundbesitzes mit den Neuzugezogenen regelte. Der Siedlungsraum der Burgunder befand sich nicht südlich des Genfersees, wie der Name Sapaudia suggeriert, sondern - der archäologische Befund ist hier nun eindeutig - im untersten Genferseegebiet mit Konzentration auf Genf und in der nördlichen Uferlandschaft bis Lausanne. Über die Aufgabe dieser Hilfstruppen gehen die Meinungen auseinander. Immerhin macht ihre herkömmliche Feindschaft gegen die Alemannen und die Tatsache, daß die wichtigen Westalpenpässe und das Rhonetal am ehesten durch die Alemannen gefährdet werden konnten, ihre Ansiedlung gerade in diesem Raum plausibel. Wichtiger in unserem Zusammenhang ist jedoch die Frage, wie sich das Verhältnis dieser Neuankömmlinge zu den Gallo-Romanen entwickelte. Welten trennten die romanische Kultur von den Sitten der Burgunder. Wie klagt doch der aus gallo-romanischem Hochadel stammende Apollinaris Sidonius über die rauhen germanischen Laute, die er zu erdulden habe, über die barbarischen Lieder des burgundischen Vielfraßes, die er pflichtbewußt loben müsse, während sie ihm jedes Dichten verunmöglichten. Mit ranziger Butter beschmiere der Burgunder sein langes Haar. Glücklich die Augen und Ohren dessen, der das nicht sehen und hören müsse; glücklich die Nase dessen, dem nicht schon früh morgens der Gestank von Knob- Ansiedlung von Hilfstruppen? r Nach dem Turmbau von Babel 115 1 Die hauptsächlichsten Gürlel-garnituren im 7. Jahrhundert, Wie man sie heute interpretiert: Typus C, allgemein zur Männertracht gehörend. Typus B, romanisch-burgundischer Frauengürtel (asymmetrisch), der sich allmählich dem durch symmetrische und trapezförmige Beschläge gekennzeichneten Frauengürtel vom Typus A romanisch-fränkischen Ursprungs angleicht. Die - hier fehlende - Gürtelschnalle der Alemannin ist dagegen eine rein funktionale, kleine Schnalle (vgl. Seite 118, Abb. c) (nach Max Martin)'. Zusammenleben und Assimilierung Das Reich der Burgunder lauch und elenden Zwiebeln entgegengerülpst werde. Aber von Sidonius erfahren wir noch anderes und mehr: Der Lyoner Patrizier Sya-grius beherrschte offenbar das burgundische Idiom bereits so, daß es den Burgundern peinlich war, vor ihm sich dieses nur mehr unvollkommen beherrschten Verständigungsmittels zu bedienen. Bereits ist es der Romane, der ihnen, «den an Leib und Seele gleich Starren und Ungelenken», mit ihrer Muttersprache auch lateinische Gesinnung beibringt. Zwei Dinge sind hier beachtenswert: Die Burgunder verkehren mit den obersten Schichten, Apollinaris Sidonius muß sie als Tischgenossen erdulden, und ein Lyoner Patrizier beschäftigt sich so sehr mit ihnen, daß er geradezu als der novus Burgundionum Solon apostrophiert wird. In der Begegnung mit der überlegenen romanischen Kultur treten die Burgunder zusehends in ein zwiespältiges Verhältnis zur eigenen Kultur, während die Romanen sich von überlegener Warte aus mit ebendieser Kultur auseinandersetzen. Das ist nicht nur tendenziöse gallo-römische Propaganda: Die archäologischen und sprachgeschichtlichen Erkenntnisse zeigen das gleiche Bild. Tatsächlich hat eine Austausch- und Assimilationsbewegung eingesetzt, die überwiegend zugunsten der überlegenen Kultur verläuft. Die Neuankömmlinge treten so sehr in die romanische Sprachkultur ein, daß es der Forschung kaum mehr möglich ist, burgundische Sprachrelikte zu erfassen. Ähnliches, wenn auch nicht so ausschließlich, stellt der Archäologe im handwerklichen Bereich fest. Weisen die Waffenfunde in den allgemeinen germanischen Kreis, so ist man gerade dort, wo man typisch Burgundisches vom Alemannischen unterscheiden zu können glaubte, vorsichtiger geworden und spricht heute von einer romanischen Trachtprovinz Nordburgund und nicht mehr von burgundischer Tracht im ethnischen Sinn. Das Reich, das hier im 5. Jahrhundert an der Rhone entstand, war nicht das Reich eines Volksstammes, wie etwa später jenes der Franken. Wenn auch seit 451 burgundische Könige an der Spitze stehen, so 116 Die Ursprünge der Unabhängigkeit Nach dem Turmbau von Babel 117 gehören zur tragenden Schicht ebensosehr Romanen wie Burgunder. Die lex Gundobacla trennt wohl noch zwischen Romanen und Burgundern, aber beiden wird das gleiche Wergeid als Entschädigung bei Totschlag zugestanden, beide sind wehrfähig, und Ehen zwischen den beiden Elementen sind erlaubt, was die ethnische Vermischung nur förderte. - Die nach Süden das Rhonetal abwärts erfolgende Entfaltung des Machtbereiches im Laufe des 5. Jahrhunderts, die Lyon einschließt und schließlich 470 bis zur Durance vorstößt, ist nicht nur burgundisches Streben zum Mittelmeer, sie entspricht ebensosehr der Politik des gallo-römischen Adels, die, sich auf das bestehende Straßensystem abstützend, vor allem die lebenswichtigen Verbindungen zur römischen Zentrale sichern will. Das burgundische Reich gehört so zu jenen für die Schlußphase des römischen Reiches bezeichnenden Gebilden, die, die Schwäche der Zentralverwaltung nutzend, aus dem Rahmen der ursprünglichen Verwaltungsorganisation ausgebrochen sind und eigene Macht entfaltet haben. So erscheint es ganz in die spätrömische Entwicklung integriert. Als sich die geopolitische Lage des Burgunderreiches mit dem Zusammenbruch des römischen Reiches grundstürzend änderte, als die neuen Kräfte der Franken im Westen und der Ostgoten im Süden an es herantraten, hat es sich denn auch nicht mehr lange halten können. 534 wurde es in den merowingischen Machtbereich eingegliedert. Aber die durch das hier skizzierte Verhältnis zwischen Romanen und Burgundern bewirkte romanische Prägung des den Westalpen vorgelagerten Raumes hat - und das ist in unserem Zusammenhang entscheidend - überdauert. Wenn die politische Eigenentwicklung dieses Raumes fürs erste abgebrochen worden ist, so wird ihre geopolitische Tendenz nach Süden und Südwesten gerade wegen der überdauernden verkehrspolitischen Bedeutung der Westalpenpässe und des Rhonetals auch späterhin dominant bleiben und - wie wir sehen werden - die Entfaltung der späteren Staatswesen bestimmen. Weiter überlebt schließlich auch gleichsam die Idee von Burgund, im Laufe der Geschichte immer wieder neue, wirkkräftige politische Inhalte und kulturelle Werte aufnehmend - und noch heute steigt mit dem vollen Duft aus einem Glas Burgunder die Erinnerung daran auf. 3. Die Stunde der Alemannen Als in unserem Raum die Stunde der Alemannen schlug, gehörte das römische Reich der Geschichte an, war das burgundische Reich bereits in den ungleichen Kampf mit der fränkischen Macht verstrickt. Auch die Alemannen waren nicht mehr jene Schreckenshorden, die blühende Städte wie Äugst und Avenches zerstört und raubend und sengend das Land verunsichert hatten. Sie kamen spät, sie kamen in mehreren langdauernden Siedlungsschüben, und was sie suchten, war nicht mehr Beute, sondern aufgegebenes Siedelland. Wer waren sie, und was war in der Zwischenzeit geschehen? Als Zusammengelaufen^ Ein Flüchtlingsstrom der griechische Geschichtsschreiber Agathias im 6. Jahrhundert nach einer Quelle aus dem 3. Jahrhundert von den Alemannen berichtete, erklärte er ihren Namen dadurch, daß sie ein «zusammengelaufenes und gemischtes Volk» seien. Wenn diese Deutung, die heute noch vertreten wird, auch nicht unumstritten ist, so spiegelt sie doch die Tatsachen, wie man sie heute sieht, sehr gut wider. Denn die Alemannen sind kein alter Volksstamm, sondern ein im 2. Jahrhundert im Laufe der Wanderbewegungen neu entstandener Verband, der die alten Stammesbedingungen sprengte und jedem, der an den kriegerischen Unternehmungen teilnehmen wollte, offenstand. Diese zusammengewürfelten Horden sind es gewesen, die, im 3. und 4. Jahrhundert über den Limes hinweg vorstoßend, den Römern den Schrecken in die Glieder gejagt hatten. Nur allmählich haben sie sich zu einem festen Neustamm zusammengeschlossen, möglicherweise unter dem Einfluß der römischen Limeskommandostellen am Rhein oder gar erst jenes ebenfalls sich bildenden, allerdings viel mächtigeren Neustammes der Franken. Seit dem endenden 3. Jahrhundert rückten sie nach dem Abzug der römischen Truppen aus dem Dekumatenland an das rechte Rheinufer heran. Erst seit der Mitte des 5. Jahrhunderts begannen sie sich im Elsaß niederzulassen. Daß sie damals nicht in großem Ansturm ins seit 406 entblößte Gebiet südlich des Rheins eingebrochen sind, stellt eines der großen Rätsel der alemannischen Geschichte dar. Sie scheinen eines geschlossenen inneren Stammesaufbaus entbehrt zu haben, der ihrem Bestreben eine einheitliche Richtung gegeben hätte. Und zudem boten sich den im Rücken von Alanen und Wandalen Bedrängten gerade im 5. Jahrhundert verschiedene Möglichkeiten zur Siedlungserweiterung. So sehen wir sie weit nach Osten vordringen, bis sie mit den Bajuwaren zusammenstoßen. Andere Teile streben aus dem Elsaß nach Westen, werden aber seit 480 von den Burgundern wieder zurückgedrängt, und der letzte Versuch, an den Niederrhein vorzustoßen, scheint schließlich in der Niederlage gegen die vereinigten Franken 496/97 wahrscheinlich bei Zülpich geendet zu haben. Damals haben die Alemannen das Rhein-Main-Gebiet verloren. Doch sollte das süddeutsche Gebiet für immer ihr hauptsächlicher - wenn auch offenbar zu kleiner - Siedlungsraum bleiben. Mit der Niederlage von 496/97 wird in der Regel die Einwanderung der Alemannen in den Raum südlich des Rheins zusammengebracht. Der Siedlungsschub mutet jedenfalls eher wie ein Flüchtlingsstrom an, der sich vor allem in das nur mehr dünn besiedelte Kulturland ergießt, eine Konfrontation mit den romanischen Siedlungskernen vermeidend. Nur allmählich rückte die immer dichter werdende alemannische Besiedlung an die Kastelle heran und trat zusehends in den Verkehr mit den Romanen. Hier kam es nicht zur Konfrontation der Kulturen, deren Niveauunterschied ohnehin nicht mehr so eklatant gewesen sein dürfte wie im Falle der Burgunder, sondern zu einer langwierigen und allmählichen Assimilation, die zugunsten der an Zahl zunehmenden Alemannen verlief. Doch erst im Laufe des 118 Die Ursprünge der Unabhängigkeit Nach dem Turmbau von Babel 7. Jahrhunderts sind die letzten romanischen Reste in der alemannischen Bevölkerung und Sprachgemeinschaft aufgegangen. Ob diese Landnahme nun unter ostgotischer Schutzherrschaft oder fränkischer Macht erfolgte, ist vielleicht weniger wichtig als die Tatsache, daß die Alemannen nicht unter eigenständiger Führung in unsern Raum traten, sondern in Abhängigkeit von einer fremden Macht. Seit 537 zeichnet sich immer deutlicher eine fränkische Prädominanz ab. Von den frühen alemannischen Herzögen weiß man wenig und neigt heute eher dazu, in ihnen fränkische Amtsträger denn eigentliche Stammesherzöge zu sehen. Eine eigenständige alemanni- Rekonstruktion der Frauentracht aus dem Grabbefund einer mit reichen Beigaben versehenen Alemannin (Bulach): Aus der vorgefundenen Lage der Gegenstände und Schmuckstücke im Verhältnis zu den Skelettresten wird ihre Funktion gedeutet: a) Grabbefund: b) Umzeichnung dieses Befundes nach R. Christlein: c) Interpretation: Aus dem Fehlen einer repräsentativen Gürtelgarnitur schließt man, daß die Alemannin den Gürtel verdeckt trug. Typisch ist auch das am verborgenen Gürtel befestigte Gehänge aus Zierscheibe und weiteren Gegenständen. Es wird heute als schützendes Amulett gedeutet und nicht mehr als Hängetasche, d) Zum Vergleich die Rekonstruktion der romanisch-fränkischen Frauentracht (vgl. Abb. Seite 115). Der Gürtel wurde, bei abgeworfenem Mantel, offen getragen. Daß es sich hierbei nicht um eine Eigentümlichkeit bloß des burgundischen Gebietes handelt, zeigt das Beispiel: Es ist das Grab der merowingischen Königin Arnegundis, St. Denis, Paris, 2.Hälfte Ö.Jahrhundert (Rekonstruktionsvorschlag Max Martin). Grabbeigaben und Ortsnamen sehe Machtbildung, die ein übergeordnetes System in die alemannischen Bewegungen gebracht hätte, ist jedenfalls zunächst nicht zu erkennen, und so ist auch die nun einsetzende Begegnung der Alemannen mit dem dicht durch die Romanen besetzten Raum, die schließlich zur Abgrenzung zweier Sprach- und Kulturlandschaften führte, kein politisches oder militärisches, sondern ein siedlungs- und kulturgeschichtliches Phänomen gewesen. 4. Die Ausbildung von Sprachgrenzen Die Kenntnisse über die alemannischen Siedlungsbewegungen ziehen wir nicht aus schriftlichen Quellen, sondern in erster Linie aus den von den Archäologen und Namensforschern aufgedeckten Befunden. Die archäologischen Kenntnisse beruhen vor allem auf den im 6. und 7. Jahrhundert den Toten mitgegebenen Grabbeigaben. So präzis und vielschichtig die Aufschlüsse aus diesen Funden sind, sie beziehen sich immer punktuell auf ein Gräberfeld und sind nur für die betreffende Region exemplarisch aussagekräftig. Bei den Versuchen, durch Quervergleiche zu globalen Beurteilungen zu gelangen, wozu vor allem die am häufigsten auftretenden Gürtelschnallen beigezogen werden, ist man heute vorsichtiger geworden. Als markantes Unter- 120 Die Ursprünge der Unabhängigkeit r Nach dem Turmbau von Babel 121 scheidungsmittel hat sich vor allem die Frauentracht erwiesen, wobei man allerdings nicht mehr zwischen Burgundern und Alemannen unterscheidet, sondern zwischen einer romanischen und einer alemannischen Trachtprovinz. Dabei zeigt sich, daß romanische Befunde im westlichen Mittelland bis zum Aarelauf und bis in die Gegend von Solothurn gehäuft, vereinzelt auch darüber hinaus, auftreten, während sich die alemannischen Befunde mit Schwergewicht in der Ostschweiz über das östliche Mittelland und über den Jura noch bis in den Basler Raum verteilen. Aussagekräftiger für eine globale Beurteilung sind die Ortsnamen, die nicht nur ein über das ganze Gebiet verteiltes Quellenmaterial darstellen, sondern auch in ihrer sprachlichen Ausformung entsprechend den linguistischen Gesetzmäßigkeiten chronologisch eingeordnet werden können bis ins hohe Mittelalter hinauf. Sie bieten dadurch die Möglichkeit, einen großräumigen, zeitlich abstufbaren Entwicklungsvorgang herauszuarbeiten. Hier vor allem wird die Persistenz romanischer Siedlungen und die Überschneidung der alemannischen und romanischen Siedlungsräume deutlich, wenn wir die voralemannischen Ortsnamen mit den frühen alemannischen Ortsnamensgruppen vergleichen. Überraschender aber ist das weite Vordringen der ältesten nicht mehr romanischen Namensschicht, der -ingen-Orte in der Form von -ens oder -ence, bis an die Gestade des Genfersees. Sie können nicht einseitig als burgundisch angesprochen werden, da sie außerhalb des burgundischen Siedlungsgebietes liegen, während anderseits dort diese Namenstypen gerade fehlen. So neigt man heute eher dazu, hier weit ins Waadtland vorgetragene alemannische Siedlungsschübe zu sehen, wie denn auch die karolingi-sche Bezeichnung pagus Waldensis eher dem fränkisch-alemannischen denn dem burgundischen Sprachbereich angehört. Das bedeutet aber, daß hier im Waadtland lange Zeit eine gemischtsprachige Siedlungszone bestand. Erst nachträglich hat sich im Sinne einer gegenseitigen Absetzbewegung eine sprachliche Aussonderung vollzogen. Und die Grenzzone zwischen den Sprachgruppen hat sich dort abzuzeichnen begonnen, wo sie sich gegenseitig die Waage hielten. Das hat Jahrhunderte gedauert. Erst im 8./9. Jahrhundert kam es in den dichter besiedelten Kontaktzonen zu deutlicheren Abgrenzungen zwischen den beiden Sprachkulturen im Aare-Saane-Raum, deutlich erkennbar auch am Auftreten der Walen-Namen, die ja nur aus einer Grenzsituation zu erklären sind, in der romanische Siedlungen von den deutschsprachigen als solche - als welsche nämlich -gekennzeichnet werden konnten. Gegenüber einer simplifizierenden Ideologie der Ethnie (Sprachgemeinschaft) gilt es zu betonen, daß diese Ausgleichsbewegung in hohem Maße durch Momente wie Sozialprestige und kulturelle Wirkkraft einer Sprache bestimmt worden ist. Am ehesten ließe sich diese Entwicklung vergleichen mit den heutigen Verhältnissen in Graubünden, wo ja Rückgang, Bewahrung und Pflege des Rätoromanischen sicher nicht nur ethnisch zu erklären sind, während die wiederholt festgestellte rasche Assimila- Die Stabilisierung im Westen tion neu angesiedelter deutschsprachiger Bauern im Südjura ja gerade gegen das ethnische Prinzip spricht. Die alpine Ist im Westen die sprachliche Ausdifferenzierung als Ausgleich in Sprachgrenze gemischtsprachigem Gebiet erfolgt, so vollzieht sie sich im Osten und Süden als eine sich immer weiter verschiebende, noch lange nicht zur Ruhe kommende Sprachschranke. Vor allem in den Alpen, soweit sie besiedelt waren, ist das Romanische beziehungsweise Rätoromanische noch lange dominant geblieben. Im 8. Jahrhundert finden sich die Sprachgrenzstücke noch im Voralpengebiet. Im 10. Jahrhundert ist das Rätoromanische in Einsiedeln noch immer wirksam, und Glarus scheint noch im 11. Jahrhundert zweisprachig gewesen zu sein. Seit dem 8./9. Jahrhundert wird das Oberwallis durch alemannische Siedler belegt, aber ein eigentlicher Landesausbau im Goms scheint erst seit dem 11. Jahrhundert stattgefunden zu haben. Die Walser Der alpine rätoromanische Block, der lange Zeit erhalten geblieben ist und etwa auch die von Disentis her erschlossene Ursern einschließt, wird schließlich während des ganzen späteren Mittelalters zusehends mit deutschsprachigen Regionen durchsetzt durch Infiltration das Rheintal hinauf, vor allem aber durch die Ende des 12. Jahrhunderts aus dem Oberwallis heraustretende, im 13. Jahrhundert die südalpinen, dann die bündnerischen Hochtäler erreichende Wanderbewegung der deutschsprachigen Walser. Auch hier sind nicht ethnische Momente ausschlaggebend gewesen, sondern soziokulturelle: Gerade die rechtliche Vorzugsstellung der freien Walsergemeinden einerseits, die Deutschsprachigkeit der herrschaftlichen Schicht anderseits haben zum Beispiel im ursprünglich völlig rätoromanischen Vorarlberg bewirkt, daß bis Ende des H.Jahrhunderts die deutsche Sprache vorherrschend geworden ist. Insgesamt hat die romanische Sprache nur dort überdauern können, wo Verbindungen zum mediterranen Raum bestanden, über die der Kulturstrom aus dem romanischen Hinterland weiterwirken konnte. Im Bereich der Zentralalpen war eine solche direkte Verbindung nicht gegeben, und hier ist denn schließlich das Romanische völlig eliminiert worden. So ist die Herausbildung der sprachlichen Differenzierung unseres Raumes letztlich auch durch die geopolitische Konfiguration bestimmt worden. Ausbildung Doch ist es - und daran gilt es schließlich auch zu erinnern - nicht verschiedener nur zu einer Ausdifferenzierung zwischen romanischer und aleman-Vulgärsprachen nischer Sprache gekommen. Nicht übersehen werden darf die eigenartige Tatsache, daß bei uns auf engem Raum auch die Romanitas selbst sich in verschiedene Vulgärsprachen aufzugliedern begann, ins Französische, Italienische, Rätoromanische. Schwer zu sagen in welchen Zeiten das erfolgt ist, aber ohne Zweifel muß es auf unterschiedliche Arten der Kontinuität zurückgeführt werden, die hier im sprachlichen Bereich ihre Spuren hinterlassen haben. 122 Die Ursprünge der Unabhängigkeit r Christliche Schweiz 123 B. Christliche Schweiz Bekanntlich beginnt die geltende Verfassung unseres Landes mit der Anrufung Gottes, hierin formelhaft den ersten eidgenössischen Bünden folgend. Ohne Zweifel ist die Schweiz ein christlich geprägtes Land. Auch wenn man heute versucht sein mag, diese Aussage nur noch in mehr oder weniger bedingter Form aufrecht zu erhalten -bezeichnenderweise steht ja bei der Totalrevision der Bundesverfassung auch diese invocatio zur Diskussion -, so kommen wir um die Tatsache nicht herum, daß die zivilisatorischen und kulturellen Grundlagen unseres Landes auf christlichem Boden ruhen. Doch müssen wir uns im klaren sein, was wir hierunter zu verstehen haben. Es ist nicht so, daß das Abendland je in allen seinen Fasern christlich gewesen wäre. Wenn auch das Christentum dominant und prägend war, das Heidentum ist nie für immer und vollständig eliminiert worden. In den verschiedensten Schichten wirkt es weiter, sei es in mehr oder weniger inniger Vermischung mit christlichen Elementen, wie wir sie besonders in der bildenden Kunst beobachten können, oder im Bereich der kultischen Praktiken, die oft vom Christentum übernommen und getauft worden sind - denken wir nur an die Benennung der Wochentage -, sei es in jenen irrationalen Bewußtseinsschichten, in denen es in Form von magischen Vorstellungen, von Zauber- und Aberglauben durch die Jahrhunderte hindurch, oft in innigster Verbindung mit christlichen Devotionsmotiven, mitgeführt worden ist. Es sei hier nur an den Amulettcharakter der seit dem 14. Jahrhundert aufkommenden Passionsandachtsbilder oder der bis in die jüngste Zeit vorkommenden «wundertätigen Medaillen» erinnert. Denken wir nur an den Patron der Reisenden und Pilger, den heiligen Christopherus, der, im Mittelalter weithin sichtbar, überdimensional an Kirchenwänden und etwa auch an Berns Stadttor prangend, all jenen, die ihn sahen, Schutz vor plötzlichem Tod bot und der auch heute an manchem Armaturenbrett haftet, obwohl er neuerdings von der Kirche aus dem Kreis der authentischen Heiligen verstoßen worden ist. Dies gilt es sich vor Augen zu halten, wenn man von der allgemeinen Christianisierung spricht. Auch wenn man eine oberflächliche Gleichsetzung einer Geschichte des Christentums mit der Kirchengeschichte vermeiden will, die Geschichte der Christianisierung läßt sich in diesen frühen Zeiten von der Quellenlage her nicht anders denn als Geschichte der kirchlichen Institutionen, ihrer Protagonisten und ihrer Kulte erfassen. 1. Die bischöflichen Zentren Bekanntlich haben sich noch zur spätrömischen Zeit Bischöfe in einigen Städten festgesetzt. Dabei handelte es sich wie anderwärts um stadtkirchliche Zentren, die das umliegende Land noch kaum erfaßten. In der nun folgenden Zeit bleiben die Bischofssitze - bis auf eine Christliche Domitian und heidnisches ■ Nachleben i Heidentum und Christentm auf einem ßrtislkmi 6.-7. Jahrhundert: Auf * Kreuz ist eine magische Fa. mel in Anlehnung an schon in der Antike hekank Abracadabra mit Krem eingeritzt. Goldblattheu Kathedrale Laustinn Kontinuität und Neuordnung Das erste rein germanische Bistum Ausnahme - bestehen, nehmen aber der siedlungsmäßigen Umstrukturierung entsprechend eine unterschiedliche Entwicklung. Vor allem beginnt das Christentum allmählich das Land zu erfassen, was schließlich zu eigentlichen Grenzziehungen zwischen den Diözesen führt. Eine mehr oder weniger ungebrochene Kontinuität haben die Bischofssitze im ungefährdeten romanischen Gebiet erfahren, vor allem Chur in der von den Umwälzungen jener Zeit kaum berührten Provinz Raetia I, aber auch Genf, das von den politischen Wandlungen nicht in Frage gestellt worden zu sein scheint und das nach dem zu Beginn des 6. Jahrhunderts erfolgten Übertritt der Burgunder unter König Sigismund, dem Wiedererbauer der Kathedrale St. Pierre, vom arianischen zum römischen Glauben in seiner Kontinuität endgültig gesichert gewesen sein dürfte. Alle andern Bistümer haben in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts eine mehr oder weniger tiefgreifende Neustrukturierung erfahren. Im Wallis kann die Verlagerung des bischöflichen Sitzes von Martigny auf den sicheren Fels von Sitten mit der exponierten Lage am Ausgang des Großen St. Bernhard in Verbindung gebracht werden, über den eben noch 574 die Langobarden hereingebrochen waren. Die Aufgabe von Windisch, der Rückzug des bischöflichen Sitzes von Avenches nach Lausanne, jenes von Äugst auf den Sporn am Basler Rheinknie aber dürften im Zusammenhang mit der alemannischen Siedlungsbewegung und der fränkischen Neuorganisation stehen, insbesondere wohl mit der zweiten fränkischen Reichsteilung von 561, die den Aareraum zur Grenze machte. Bezeichnend ist jedenfalls, daß Lausanne nicht mehr wie Avenches und Windisch auf der ehedem wichtigen Verbindungsachse zwischen Genfer- und Bodensee liegt, sondern auf der Route vom Wallis nach Westen über den Jura in die fränkischen Lande. Während für Avenches-Lausanne in der Person des Bischofs Marius ein ungebrochenes Weiterwirken der bischöflichen Zentrale festgestellt werden kann, ist das bei Augst-Basel höchst ungewiß, da die Quellen schweigen. Ausdruck der neuen Bevölkerungsstruktur ist es schließlich, wenn nun um das Jahr 600 wohl von einem alemannischen Herzog unter fränkischer Mitwirkung erstmals ein Bistum neu gegründet wird, das, wenn es seine ersten Anstöße auch aus dem romanischen Hinterland, woher seine ersten Bischöfe stammen, erhält, auf keinen spätrömischen Grundlagen ruht: das alemannische Bistum Konstanz. Von diesen kirchlichen Zentren aus wird nun - nur allmählich - das Land erfaßt, was im Laufe des 8. Jahrhunderts gerade im alemannisch besiedelten Raum, wo alles in Fluß geraten ist, zu einer Abgrenzung der Zuständigkeitsbereiche zwischen Konstanz und Basel einerseits, Konstanz und Chur anderseits führt. Im Süden hat der alte Metropolitansitz Mailand seinen Anspruch bis weit in die Alpentäler vorgetragen und ist hier zusehends auf die erwachende Konkurrenz des dem Patriarchat Aquileja unterstellten Bischofs von Como gestoßen, so daß die Gebietsabgrenzungen 124 Die Ursprünge der Unabhängigkeit besonders im Sopraceneri nur schwer festzustellen sind. Als bedeutsam sei hier lediglich hervorgehoben, daß es Mailand gewesen ist, das schließlich - oder seit jeher - die oberen drei sogenannten «ambrosia-nischen» Täler Riviera, Blenio und Leventina in seinen Einflußbereich gezogen hat. Soviel zu den bischöflichen Zentren. Wie aber steht es mit der Christianisierung auf dem Land? 2. Die Christianisierung des Landes Vieles weist darauf hin, daß im romanischen Rückzugsgebiet im Westen das Land relativ früh und weitgehend vom Christentum erfaßt worden ist. Im Wallis ist uns die erste christliche Inschrift aus dem Jahre 377 erhalten geblieben. Hier blühte zu Beginn des 5. Jahrhunderts ein wirkkräftiger Heiligenkult um den heiligen Mauritius und seine thebäische Legion auf, die bei Saint-Maurice das Martyrium erlitten haben sollen. Im Westen finden wir seit der Wende zum 5. Jahrhundert christliche Grabmemorien. Im 5. Jahrhundert wirken die Juraväter, jene noch ganz in der spätantiken-südgallischen Tradition stehenden Mönche, von ihrem Zentrum Condate, heute Saint-Claude (Departement Jura), aus auch in unser Gebiet herein: Ro-mainmötier, Genolier und Saint-Maurice - um nur das Wichtigste zu nennen - standen unter ihrem Einfluß. Im 6. Jahrhundert scheint es zumindest am Genferseeufer in den Siedlungen zahlreiche christliche Gotteshäuser gegeben zu haben, die nach dem Bericht des Marius von Avenches 563 durch eine Hochwasserkatastrophe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Wenn in Rätien für die Frühzeit ähnlich dichte Hinweise fehlen - neueste archäologische Funde haben auch hier einige Zeugnisse erbracht -, so darf doch auch in diesem geschützten Raum ruhiger Kontinuität mit einer breiteren Christianisierung gerechnet werden. Wie weit hat sich das Christentum aber in den romanischen Restsiedlungen erhalten? Es hat überdauert, wie wir es archäologisch aus den in verschiedenen Kastellen, wie Kaiseraugst und Zurzach, ausge- Tau/becken, Palagnedm (TI), I3.]a hundert: Neben erscheinen Sonne, Blume, K und zwei Menschenfig^ heidnische oder christl^ Die römische Traditio! Christliche Schweiz 125 Grabplatte aus dem 8.Jahrh® den (Frick, AG, Kirche Peter, und Paul). Frühe Spuren eil volkstümlichen Auseinander, Setzung mit dem Christentuli Die Ritzzeichnungen stellen^ einen mit einer Lanze bevtajj neten Krieger zu Pferd dar. Vergleiche mit eindeutig christlichen Gürtelschnallen mit dem «lanzenreitenden Christus» (Landelinus-schnalle) legen die VerrmM. nahe, daß es sich hier um ein mit den Formen heidnischer! Lebenssymbole gestaltete Dt Stellung des Auferstehungs-, Christus handelt. Später wurden die Zeichnungen auf der Grabplatte mit Kreuzen und Kreisen teilweise überdeckt. Der fränkische Einfluß gn häufig auftretendes christliches Motiv auf Gürtelschnallen-Daniel in der Löwengrube. Die formale Besonderheit der hier "abgebildeten Schnalle ist, daß die Löwen von Daniel abgewendet sind und dieser nach iler Längsachse der Schnalle ausgerichtet ist. Gürtelschnalle von Cras-Chalet, JU, 7. Jahrhundert. grabenen Kirchenbauten erkennen und für Solothurn aus der vor Mitte des 5. Jahrhunderts entstandenen passio Acaunensium marty-rum indirekt erschließen können, wenn dort berichtet wird, daß die Märtyrer Ursus und Viktor zu Solothurn den Thebäern zugeordnet würden. Nach der Gallusvita lebte noch zu Beginn des 7. Jahrhunderts inmitten weitgehend noch heidnischer Alemannen zu Arbon eine romanische Christengemeinde. Gerade das Bild, das wir aus der Gallusvita erhalten, zeigt, wie lange alemannisches Heidentum und romanisches Christentum nebeneinander lebten, wie gering offenbar die Ausstrahlungskraft dieser kleinen Christengemeinschaft war. In der Tat fehlen deutlichere Zeugnisse für eine Christianisierung der Alemannen von diesen romanisch-christlichen Kernen her, wenn auch im einzelnen diese Möglichkeit gewiß nicht ausgeschlossen werden kann. Die breite Christianisierung des Landes erfolgte erst spät, nur allmählich und vor allem unter dem Einfluß der fränkischen Macht. Dabei hat das irische Mönchtum, vom gegen Ende des 6. Jahrhunderts gegründeten Vogesenkloster Luxeuil ausstrahlend, in unserm Gebiet vermittelnd gewirkt, nachhaltiger im Grenzbereich zum romanischen Gebiet, im Jura, wo es im 7. Jahrhundert zu mehreren Klostergründungen und Erneuerungen kam - genannt seien hier vor allem Moutier-Grandval, St-Imier, Romainmötier und möglicherweise Saint-Ursanne wo in Basel ein Luxeuiler Mönch als Bischof erscheint, weniger erfolgreich zunächst im Innern des alemannischen Gebietes. So spektakulär und lebendig überliefert die Taten eines Columban und Gallus sind, ihre unmittelbare Wirkung war im Grunde nur gering: Eher war es die bereits christliche, vor allem fränkische Führungsschicht und das christliche Rätien, die hier fördernd gewirkt haben. Das Bistum Konstanz bestand schon vor der Ankunft der irischen Mönche, und erst rund ein Jahrhundert nach dem Tode des heiligen Gallus begann das fruchtbare Wirken der Mönche an der Steinach (720). Die zahlreichen späteren Klostergründungen stehen weniger unter dem Zeichen der Christianisierung, wenn ihr Beitrag zur Vertiefung und Intensivierung christlichen Lebens auch nicht übersehen werden kann, sie erscheinen vielmehr als regionale Wirkungszentren, Stützpunkte jener Herren, die sie gegründet haben, vorab - wie wir sehen werden - der Franken. Fränkischer Einfluß bei der Christianisierung läßt sich vor allem aus den allenthalben auftretenden typisch fränkischen Kirchenpatrozinien herauslesen, vor allem aus den alten Martins-, dann auch Remigius- und Hilariuspatrozinien. In breitem Maße ist das alemannische Gebiet erst im Laufe des 7. Jahrhunderts dem Christentum erschlossen worden. Deutlich zeigt sich das vor allem im Erlöschen der Grabbeigabensitte gegen Ende dieses Jahrhunderts, nachdem zunächst bereits christliche Elemente in die Grabbeigaben eingeflossen waren. Ganz im Süden haben sich die arianischen Langobarden dem römischen Christentum nur langsam und spät in der zweiten Hälfte 126 Die Ursprünge der Unabhängigkeit Christliche Schweiz 127 des 7. Jahrhunderts geöffnet, während die romanische Bauernschicht etwas früher, im 6. und 7. Jahrhundert vom ursprünglich nur städtischen Christentum erfaßt worden ist. Mit dem inneralpinen Landesausbau ist auch das Christentum in den folgenden Jahrhunderten immer weiter in die Alpen vorgedrungen. Auch im Tessin liegt eine Ausbreitung von Süden, vom flachen Land her nahe. Wenn man die Martins- und Protasiuspatrozinien in den oberen Tälern wirklich der ersten, fränkischen Patroziniumsschicht zuordnen will, ließe sich auch - wie es schon geschehen ist - eine fränkische Missionierung über den Alpenkamm hinweg annehmen, die aber in Anbetracht der damals kaum vorhandenen fränkischen Präsenz etwas im luftleeren Raum stünde. Geschlossenes Herrschaftsgebiet Einzelbesitzungcn Die Herausbildung eines eigentlichen Pfarreisystems hat sich im großen und ganzen kontinuierlich bis ins Hochmittelalter hinein vollzogen, wobei im Süden die auf die spätrömische /?agw-Einteilung zurückgehende Großpfarrei, die pieve rurale, wie etwa Locarno, Biasca, Baierna oder Agno, das kirchliche Leben kennzeichnet, während im Norden die Grenzziehung zwischen den Pfarreien vor allem durch die karolingische Zehntgesetzgebung im 9. Jahrhundert gefördert wurde. Die organisatorische Ausgestaltung der Diözesen im Innern der gegebenen Grenzen, wie z. B. die Herausbildung von Archidiakonaten oder Landdekanaten, hat sich dann vom 11. bis zum 13. Jahrhundert vollzogen. Die Besitzungen des Klosten St. Gallen um 920: Die Kari zeigt, wie weit die Besitzung einer von den Karolingern begünstigten Abtei ausgmjs und macht deutlich, daßsok Klöster wichtige Einfluß- ml HerrschafIsinstrumente darstellen können. Die Pfarreien Eindrücklich in ihrer Klarheit, Formstrenge und Geschlossenheit, zeugt diese Kreuzigungsdarstellung aus fem 10./11. Jahrhundert von *f durchgreifenden Wirkung des Christentums (Münchenwiler, BE). 3. Zwei Zentren von europäischer Bedeutung: St. Gallen und Saint-Maurice Wir können die Behandlung der christlichen Schweiz nicht beenden ohne zu fragen, ob unser Land nur empfangend gewesen sei oder nicht auch Impulse weitergegeben habe. Unübersehbar ist da die kulturelle Ausstrahlungskraft des Klosters St. Gallen, das unter dem frommen und emsigen Wirken der Mönchsgemeinschaft zu einem Brennpunkt der karolingischen Renaissance geworden ist. Hier entwickelte sich im 9. Jahrhundert nicht nur eine einzigartige Schreib- und Buch- 128 Die Ursprünge der Unabhängigkeit Die Schweiz «im Herzen Europas» 129 kunst, es kam auch zum regen, die Stiftsbibliothek ständig erweiternden Bildungsaustausch, zur eigenen Auseinandersetzung mit dem antiken und christlichen Kulturgut in Musik und Dichtung und schließlich zu dessen Assimilation in der eigenen alemannischen Zunge. Geht hier die Wirkung im wesentlichen auf die Mönchsgemeinschaft zurück und bleibt an ihr haften, so hat ein anderes Zentrum lange Zeit und weit in den abendländischen Raum hinausgestrahlt durch seinen Kult: Wir meinen St-Maurice. Hier an der Völkerstraße über den Großen St. Bernhard hatte sich seit dem 5. Jahrhundert der Kult des heiligen Mauritius und der thebäischen Legion zu entwik-keln begonnen und zu Beginn des 6. Jahrhunderts durch den katholisch gewordenen Burgunderkönig Sigismund eine bleibende Stätte erhalten, gleichsam als burgundisches Heiligtum. Das immerwährende Gotteslob, die laus perennis, das Tag und Nacht ununterbrochen erklang und hier von König Sigismund eingerichtet worden war, scholl bald auch in den merowingischen Hausklöstern, gegen Ende des 6. Jahrhunderts in Chälons-sur-Marne, zu Beginn des 7. Jahrhunderts in Saint-Denis. Mauritius war der Patron des späteren rudolfingischen Burgunderreiches, er wurde unter den Ottonen nicht nur der Patron der deutschen Ostexpansion - das Bistum Magdeburg steht unter seinem Patrozinium -, sondern auch zum persönlichen Patron der ottoni-schen Herrscher, und unter den Saliern scheint er so etwas wie ein Reichspatron, «totius regni summus patronus», geworden zu sein. Im Nachfolgestaat Burgunds, in Savoyen, wirkte der Mauritiuskult ungebrochen weiter bis in die neuere Zeit. Auch im schweizerischen Gebiet lebte der Kult in enger Verbindung mit den übrigen Thebäern, Ursus und Viktor in Solothurn, Felix und Regula in Zürich, Verena in Zurzach, weiter, und verschiedentlich hat man auch schon das eidgenössische Kreuz auf die in der Ikonographie der thebäischen Legion entwickelte rotweiße Kreuzfahne zurückzuführen gesucht. Brennpunkt und Zentrum dieses weitausgreifenden, politisch so bedeutsamen Kultes blieb aber immer die Gedächtnisstätte im Rhonetal. Ein Kult mit politisch Ausstrahlung pas abgelegene Rätien Neue Grenzen im Süden C. Die Schweiz «im Herzen Europas» Wir sind gewohnt, von «unserer Schweiz im Herzen Europas» zu sprechen, obwohl jene Region, die man als Mitteleuropa zu bezeichnen pflegt, von unserem Land um einiges entfernt im Nordosten liegt. Abgesehen davon, daß man aus subjektiver Sicht immer dazu geneigt ist, sich in der Mitte der Welt oder aber dann auch am Ende der Welt zu sehen, hat in unserem Raum im Früh- und Hochmittelalter eine Entwicklung stattgefunden, die man gleichsam als einen Weg vom Ende der Welt zur Mitte der Welt umschreiben kann. Durch Jahrhun- derte lag der Kern unseres Gebietes im Windschatten der großen historischen Bewegungen und glich jenen ausweglosen Taltobeln, die noch heute oft den suggestiven Flurnamen «End der Welt» tragen. Erst die entscheidenden geopolitischen Veränderungen zu Ende des Hochmittelalters haben dann zusehends jene Situation geschaffen, die uns erlaubt, in einem gewissen Sinne zu Recht von der «Schweiz im Herzen Europas» zu sprechen. 1. Land am Gotthard - Land am «End der Welt»? Bis jetzt ist noch nichts von der Zentralschwciz und nur wenig von Rätien und vom Tessin berichtet worden. Das entspricht durchaus der historischen Entwicklung in unserm Gebiet. Rätien ist zunächst und noch lange unberührt geblieben, ein erratischer Block kontinuierlicher und selbständiger Romanität, selbst dann, als im romanischen Hinterland im Süden sich vorübergehend die ostgotische Herrschaft etablierte. Recht, staatliche und kirchliche Institutionen, wie sie sich in spätrömischer Zeit entwickelt hatten, haben sich unter den Viktoriden besser erhalten als irgendwo nördlich der Alpen, und noch im Hochmittelalter leben hier römisch-rechtliche Formen fort, wenn auch nur mehr formelhaft und unverstanden. Grund hierfür war nicht nur die geschützte Lage, sondern auch der vorübergehende geopolitische Bedeutungsverlust dieser Region: Rätien lag noch nicht im Blickwinkel der aufstrebenden fränkischen Macht. Südlich der Alpen ist die Entwicklung dadurch bestimmt worden, daß die römische Verteidigungslinie, der tractus Italiae circa Alpes, nach der Aufgabe der Rheingrenze sich an den Südausgängen der transalpinen Verbindungsachsen, an den Klausen (clusae), fixierte, ein Grenzsystem, das auch von den Byzantinern im 6. Jahrhundert aufrecht erhalten wurde. Solche Klausen waren Verona für den Brenner, die Isola Comacina und vorgeschoben Chiavenna für die Bündnerpässe, Chäteau Bard im Aostatal für den Großen St. Bernhard, San Michaele für den Mont Cenis. Wie weit Bellinzona, das archäologisch bis ins 4. Jahrhundert zu belegen ist, in dieses System gehörte, ist ungewiß. Diese Grenzziehung hatte in den nördlichen Alpentälern zur Folge, daß die großen Völkereinbrüche der Ostgoten und vor allem seit 568 der Langobarden, die nach Süden strebten, sich nur in geringem Ausmaß manifestierten. Von den Goten finden wir nichts Eindeutiges. Soweit das Tessin in die langobardische Ansiedlung einbezogen worden ist, scheint dies vor allem im Zusammenhang mit zwei Schlüsselstellungen innerhalb des norditalienischen Verteidigungssystems gestanden zu haben: dem auf einem wichtigen Straßenknotenpunkt gelegenen Castelseprio, Sitz eines langobardischen Ducats, sowie dem alten Flottenstützpunkt Stazzona (Angera) am Langensee, zu deren Einzugsbereich das Sottoceneri und das Locarnese gehörten. Eindeutig langobardische Grabfunde, wie z. B. in Stabio, Ortsna- 130 Die Ursprünge der Unabhängigkeit men wie Sala und Castro weisen auf langobardische Siedlungsgruppen hin, ebenso die südtessinischen -e«go-Namen, während die zahlreichen, alle sehr spät belegten -eng-o-Namen in der Leventina eher auf einen zu unbekannter Zeit aus der deutschen Schweiz erfolgten Siedlungsschub zurückzuführen sein dürften. Eine einschneidende Veränderung der Bevölkerungsstruktur wie der geopolitischen Situation hat sich aber in langobardischer Zeit nicht ergeben. Bewegung ist vor allem in den nördlichen und westlichen Raum gekommen. Immer spürbarer ist hier die Ausstrahlung einer neuen Macht geworden, die ihr Schwergewicht nun nicht mehr im Mittelmeerraum, sondern im Westen Europas hat und im 6./7. Jahrhundert zusehends unser Land in ihre Einflußsphäre einbezieht: die aufstrebende Macht der Franken. Wenn sich die Franken Zugang zum wirtschaftlichen Zentrum jener Zeit, zum Mittelmeerraum verschaffen wollten, so lagen ihnen die Westalpenpässe näher als die rätischen, und hier haben sie denn zuerst die bestehenden Strukturen durchbrochen, 534 Burgund unterworfen, sich 536 von den Ostgoten die Provence abtreten lassen und um dieselbe Zeit in Italien einzugreifen begonnen. Die folgenden wechselvollen Auseinandersetzungen, die zur Elimination des Ostgotenreiches und zum Konflikt mit Ostrom führten, rückten die bündnerischen Pässe, die wiederholt überschritten wurden, wieder ins Blickfeld. Wie weit jedoch der fränkische Einfluß am Ende des 6. Jahrhunderts in Rätien gegangen sein mag, ist schwer zu sagen, und die in diesem Zusammenhang immer zitierte Teilnahme des an und für sich von Mailand abhängigen Churer Bischofs 614 an einer fränkischen Kirchensynode dürfte in ihrer Aussagekraft überschätzt worden sein. War Mailand nicht von Langobarden besetzt und der Erzbischof in seinem genuesischen Exil kaum erreichbar? Mitte des 7. Jahrhunderts findet diese frühe Phase fränkischer Alpenpolitik ihr Ende: Die fränkische Machtentfaltung brach wegen der inneren Auseinandersetzungen des Merowingerreiches in sich zusammen. Trotzdem ist es in unserem Raum nicht zur Herausbildung einer eigenen politischen Kraft gekommen: Die Westschweiz bildete den transjuranischen Teil des weit nach Südwesten orientierten merowingischen Teilreiches Burgund und unterstand einem fränkischen dux. Dagegen zeigen sich am südlichen Rand des alemannischen Bereiches - in unserm Gebiet - allenthalben Ansätze zu politischer Entfaltung: Die elsässischen Etichonen dringen tief in den Jura ein und ziehen den Basler Raum an sich. Die alemannischen Herzöge - über deren Ansprüche wir aus der lex Alemannorum, die den herzoglichen Standpunkt wiedergibt, wohl gut unterrichtet sind, über deren konkrete Herrschaftsformen wir aber recht wenig wissen - scheinen sich im Laufe des 7. Jahrhunderts mehr und mehr verselbständigt zu haben. Wie sie uns zu Beginn des 8. Jahrhunderts deutlicher entgegentreten, finden wir sie im offenen Konflikt mit den energisch eingreifenden austrischen Hausmeiern, aus deren Geschlecht die Karolinger hervorgehen sollten. Die be- Die Schweiz «im Herzen Europas» 131 Die aufstrebende Macht der Franken Die Paßpolitik der Karolinger Die alemannischen Herzöge Typisch für die langobardi-sehen Grablegungen sind in der christlichen Zeit die feinen Goldblattkreuze, die wohlhabende Langobarden auf das Uichentuch aufnähen ließen, mit dem sie ihre Verstorbenen bedeckten. Im 7. Jahrhundert Wirde dieser Brauch nördlich kr Alpen auch von den christlichen Alemannen übernommen. Goldblattkreuz von Stabio (TI). Zwei neue politische Schwerpunkte waffnete Auseinandersetzung führte schließlich in den vierziger Jahren des 8. Jahrhunderts zur endgültigen Unterwerfung Alemanniens. Die Zielrichtung des fränkischen Zugriffs läßt sich an den unter fränkischem Einfluß stehenden Klostergründungen - 724 Reichenau, 731 Pfäfers -, an den Ereignissen im Kloster St. Gallen und bei der Gründung von Disentis leicht erkennen: Es geht um den Zugang zu den rätischen Pässen, da die Westalpenpässe jetzt im Einflußbereich des neustrischen Teilreiches lagen. Unter den Karolingern setzt nun in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts eine Paß- und Italienpolitik von bisher nicht dagewesener Intensität ein, in deren Verlauf in den Jahren 773/774 das langobardische Reich erobert wird. Damit werden aber die rätischen Pässe zu Verbindungswegen zwischen zwei Reichsteilen im Süden und Norden, und diese neue Bedeutung des rätischen Raumes führt zu verstärktem fränkischem Durchgreifen: Sukzessive wird die alte rätische Präsesverfassung durch Trennung der weltlichen und geistlichen Gewalt abgelöst von der karolingischen Grafschaftsverfassung. Damit hat im Jahre 807 die politische Sonderstellung Rätiens ihr Ende gefunden. Sonst aber hat die fränkische Herrschaft in unserm Raum keine einschneidenden Wirkungen gehabt: Sie bemühte sich vor allem um die rätischen Pässe, während das restliche Gebiet noch völlig im Windschatten der großen politischen Bewegungen blieb. Die Zentralschweiz bleibt auch weiterhin jenes abgeschiedene Land, wie zur Zeit des letzten Alemannenherzogs, der 732 den frankenfreundlichen Reichenauer Abt Heddo nach Uri ins Exil schicken konnte, offenbar auf seine herzoglichen Güter. Die geopolitische Belanglosigkeit unseres Raumes tritt besonders deutlich hervor in den karolingischen Reichsteilungen. Vom Teilungsentwurf von 806 über den Vertrag von Verdun 843 bis zum Vertrag von Meersen von 870 verschob sich die Scheidelinie von der zentralen Aare-Reuß-Gotthard-Linie sukzessive, ohne Rücksicht auf die Bevölkerungsstruktur noch auf die sprachlichen Verschiedenheiten, nach Westen bis weit über den Jura hinaus, unser ganzes Gebiet, mit Ausnahme des Wallis und des Genferseeraums, dem ostfränkischen Reich zuschlagend. Nur auf dem Alpenkamm blieb sie am Gotthardmassiv haften, die rätischen von den Westalpenpässen scheidend, und bewirkte so, daß nie alle Alpenübergänge in der Hand eines einzigen Teilreiches vereinigt wurden. Im Vordergrund stand die Verfügbarkeit über die Pässe und nicht der Raum an sich. Wenn diese Verträge, vor allem der letzte, nicht voll zur Geltung kamen, so vor allem auch deshalb, weil nun die einheimischen Kräfte sich zusehends wirkungsvoller zu manifestieren begannen. Gegen den widerspenstigen alemannischen Adel sah sich Ludwig der Deutsche seit den vierziger Jahren des 9. Jahrhunderts zu intensiverem Eingreifen genötigt. Nun entsteht an dem wichtigen Verkehrsknotenpunkt Zürich der königliche Pfalzkomplex mit der Fraumünsterabtei. Nun erfolgen die königlichen Schenkungen an ebendiese Abtei und an das Kloster Luzern, durch die schwer erreichbare Güterkom- 132 Die Ursprünge der Unabhängigkeit plexe an der südwestlichen Reichsgrenze und im Alpenraum - z. B. Uri - dem Königtum gesichert werden sollten. Nun wird der kirchliche Komplex St. Gallen-Konstanz-Reichenau in enge Beziehung zur ostfränkischen Herrschaft gebracht. Keiner der Nachfolger Ludwigs hat eine nur annähernde Herrschaft entfalten können, und so ist in den alten Stammesgebieten wieder ein politisches Eigenleben aufgebrochen unter Führung der herausragendsten Angehörigen der Reichsaristokratie, die sich nun als Stammesherzöge etablierten. Am spätesten und erst nach mehreren vergeblichen Anläufen ist das im alemannischen Bereich erfolgt: Erst 917 tritt uns das neue schwäbische Herzogtum entgegen. Rascher und in gleicher Richtung ist die Entwicklung im Westen verlaufen. Hier hatte sich im Kampf gegen die einheimischen Geschlechter, die im Besitze der Abteien St-Maurice und Moutier-Grandval waren und damit die wichtige lothringische Achse kontrollierten, nicht das Königtum durchgesetzt, sondern der aus dem welfi-schen Grafenhaus von Auxerre stammende Konrad, dem es im Auftrage Kaiser Ludwigs II. 864 gelang, sich in Transjuranien, d.h. diesseits des Jura, zu etablieren. Hier entwickelte sich, vom karolingi-schen Königtum und den Dispositionen des Vertrages von Meersen kaum beeinträchtigt, ein von der frisch eingewanderten westfränkischen Reichsaristokratie getragenes kraftvolles Eigenleben. Bereits 888 ließ sich der Sohn Konrads, Rudolf I., in St-Maurice zum König von Hochburgund ausrufen. So haben sich nördlich der Alpen zwei politische Pole, das Königreich Hochburgund und das Herzogtum Schwaben, herauszubilden begonnen, die während der nächsten Jahrhunderte die Geschichte unseres Raumes bestimmen sollten. Im Süden sind die byzantinisch-langobardischen Strukturen in einer zunehmenden Zerstückelung durch Grundbesitz und klösterli- Die Alpen in den karoling^i Reichsteilungen (806-SJqj Teilungsplan Karls