EDITION ANTIKE Herausgegeben von Thomas Baier, Kai Brodersen und Martin Hose PLAUTUS KOMÖDIEN BAND VI Stichus - Trinummus - Truculentus - Vidularia Lateinisch und deutsch Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Peter Rau Einführungen zu den Komödien dieses Bandes Stichus Der Stichus, benannt nach dem Sklaven dieses Namens, einer Nebenrolle, wurde nach der überlieferten antiken Aufführungsnotiz an den Plebeischen Spielen des Jahres 200 v. Chr. aufgeführt und hat zur Vorlage Menanders AdelphoeA („Die Brüder"), nicht zu verwechseln mit den Adelphoe B desselben Dichters, die Terenz nachgedichtet hat. Das Stück hat keine von Akteuren bewegte Handlung, eher ein in drei Phasen ohne Zutun oder Hindern durch die Akteure dargestelltes Geschehen. In der ersten Phase warten die beiden Schwestern Panegyris und Pam-phila schmerzlich und in Treue auf ihre Männer, zwei Brüder, die verarmt auf Handelsreise ausgefahren und schon das dritte Jahr ohne Nachricht fern sind. Ihr Vater Antipho möchte die Töchter zu einer neuen Ehe bewegen, gibt diese Absicht aber angesichts ihrer, bei allem kindlichen Gehorsam, fest behaupteten ehelichen Treue auf. Die Treue wird belohnt: in der zweiten Phase kehren überraschend die Männer, Epignomus und Pamphilippus, mit Reichtum beladen heim. Der Sklave Pinacium berichtet von der Heimkehr, der Schwiegervater Antipho zeigt sich bei dieser profitablen Wendung der Dinge leicht versöhnt, ein Willkommensschmaus wird vorbereitet. Der Parasit Gelasimus, früher ein steter Gast und, wie man erfährt, Ruin der Brüder und seit Langem ohne kostenlosen Tisch, gibt sich vergebliche Mühe eingeladen zu werden und hat enttäuscht und verspottet das Nachsehen. In der Schlussphase feiern die mit ihren Herren heimgekehrten Sklaven Stichus und Sangarinus, die für das Geschehen sonst keine Bedeutung haben, mit ihrem gemeinsamen Liebchen Stephanium ausgelassen zechend und tanzend ihre Heimkehr. Ein eigenartiges Stück. Eine Bedrohung, die dramatisch sein könnte, wird nicht sehr ernsthaft ausgeübt, dann argumentativ abgewendet und erledigt sich schließlich durch das weitere Geschehen; und den Triumph feiern Unbeteiligte. Solche Art von Theater mag man vom Meister Menander kaum vermuten, und die Forschung rechnet deshalb überwiegend mit starker Bearbeitung, durch Plautus selbst oder später, oder zumindest mit Kürzung - das Stück ist tatsächlich sehr kurz. Eine dramatische Komplikation hätten wenigstens konkrete Bewerber um die beiden Frauen sein können, 2 Einführung Truculentus 3 so wie es wirklich von Lessing in seiner Fragment gebliebenen Behandlung des Stoffes „Weiber sind Weiber" (1749,Theatral. Nachlass) entworfen wurde. Außer von Lessing ist der Stichus in der dramatischen Literatur sonst nicht aufgegriffen worden. Qualitäten des Stückes sind die lyrische Exposition in einem Duett der beiden Frauen von schönem Ethos, die Art, wie die Töchter den schwachen Vater umgarnen und mit moralischen Prinzipien entwaffnen, die mit höchst komischer Verzweiflung und Galgenhumor vorgetragenen Leiden und Anschläge des hungrigen Parasiten, die übermütig-prahlerische Botennummer des Sklaven Pinacium, auch im Detail allerlei feine Sentenzen, witzige Pointen und ironische Züge - Qualitäten dies, die denn doch gut menan-dreischen Geistes sind. So ist der Stichus, wie wir ihn haben, eine Art Konversationsstück ohne rechte Fabel, wenn auch nicht ohne Witz. Trinummus Das griechische Original dieser Komödie, von Philemon, trug aussagekräftig den Titel Thesauros („Der Schatz"). Der von Plautus gewählte Titel Trinummus („Der Dreigroschentag") ist dagegen ein Rätseltitel, der sich erst im 4. Akt erklärt: er bezieht sich auf ein beiläufiges Requisit, den Lohn, den ein gedungener Gauner für seine Dienste in der Intrige erhält. Das Aufführungsjahr ist nicht überliefert; wegen Erwähnung einer Steuerschätzung wird das Jahr 194/3 oder 189/8 v. Chr. vermutet, also eher in der späteren Schaffenszeit. Durch Verschwendung seines leichtsinnigen Sohnes Lesbonicus ruiniert, ist der alte Charmides auf Geschäftsreise nach Seleucia in Syrien gegangen. Sein Haus und Sohn und Tochter hat er dem Schutz seines Freundes Cal-licles anvertraut, dazu auch die Kenntnis von einem Goldschatz, den er als eiserne Reserve für die Mitgift der Tochter im Hause vergraben hat. Als Lesbonicus durch Schulden so weit gekommen ist, das Haus zum Verkauf anzubieten, kauft es Callicles ihm billig ab, um dem Freunde Haus und Schatz zu erhalten. Als gewinngierig verkannt, gibt er dem Freund Megaro-nides das Geheimnis und seine guten Motive preis. Es wird kritisch, als der charakterfeste junge Lysiteles, Sohn des Philto, um seinem Freund Lesbonicus zu helfen, dessen Schwester ohne Mitgift heiraten will, Lesbonicus jedoch um seiner Ehre willen auf der Gabe einer Mitgift besteht und dafür sein letztes Stück Land verkaufen will. Um dies zu verhindern, ohne Lesbonicus den Schatz preiszugeben, ersinnen Megaronides und Callicles den Plan, einen Gauner zu mieten, der als fremdländisch verkleideter Bote auf- treten und mit fingierten Briefen vorgeben soll, Geld vom reisenden Vater Charmides zu treuen Händen des Callicles zu bringen. Das Geld soll später aus dem Schatz entnommen werden. Auf seinem Weg gerät der Gauner an seinen angeblichen Auftraggeber Charmides selbst, der eben glücklich und erfolgreich von der Reise zurückkehrt. Die Intrige wird entlarvt, doch ihre gute Absicht rasch geklärt. Nun kann die Heirat standesgemäß mit Mitgift vom Vater selbst gestiftet werden. Und auch Lesbonicus, der einsichtig Besserung gelobt, wird, unversehens und wie zur Strafe, verheiratet mit der Tochter des Callicles. Komödiantisch sind in dem Stück nur wenige Partien: die Versuche von Lesbonicus' Sklaven Stasimus, seinen Herrn vom Verkauf und Callicles vom Kauf des Landstücks abzubringen, und das Zusammentreffen des Gauners mit seinem angeblichen Auftraggeber Charmides. Vorherrschend aber ist das behagliche und sehr moralische Familienstück. Ein Intrigenstück ist es nur vordergründig; denn die Intrige wird in edler Absicht ins Werk gesetzt und führt nicht zur Lösung. Monologe und Dialoge sind von moralischen Reflexionen geprägt, manche recht breit ausgeführt. Der Anteil lyrischer Cantica ist im Ganzen nicht umfangreich. Der Trinummus ist unter Modernisierung des Milieus und z. T. mit Erweiterungen nachgeahmt worden von Giovan Maria Cecchi: „La dote" (1550), Philippe Nericault Destouches: „Le tresor cache" (1745, nouv. ed., rev., corr. et augm. 1758) und Gotthold Ephraim Lessing in einem Jugendwerk „Der Schatz" (1750). Destouches hat die Töchter des Charmides und des Callicles als Rollen hinzugefügt. Truculentus Der Truculentus („Der Grobian") hat ein Sittenbild um eine Hetäre und ihr Gewerbe zum Gegenstand. Das Stück hat keine zielgerichtete Handlung, es ist eher eine possenhafte Szenenfolge als ein Drama. Seinen Titel hat es nach der kleineren Rolle eines bäurischen Sklaven, der die Hetären mit Grobheit bekämpft, jedoch dann sozusagen vom Paulus zum Saulus wird. Die griechische Vorlage ist nicht bekannt. Wegen der ungewöhnlichen Dramaturgie und der zugrundegelegten römischen Verhältnisse wird von manchen sogar eine Plautinische Eigenkomposition aus Versatzstücken des Repertoires vermutet. Nach einer Erwähnung bei Cicero (Cato 50) handelt es sich um ein Spätwerk des Plautus, unter Bezug auf zeitgeschichtliche Anspielungen schließt man auf 187/186 v. Chr. als Jahr der Aufführung. 4 Einführung Die Szene wird beherrscht von der verführerischen, habgierigen, zynisch rücksichtslosen Hetäre Phronesium, assistiert von ihrer gleichgearteten Magd Astaphium. Ihre Liebhaber, nach Stand und Charakter verschieden, sind der junge Stadtathener Diniarchus, bereits nahezu ruiniert, ein wohlhabender babylonischer Hauptmann namens Stratophanes und Strabax, ein Bauernsohn, der über unterschlagenes Geld und Viktualien verfügt. Als Liebhaber Astaphiums kommt noch Strabax' Sklave Truculentus dazu. An diesen Liebhabern werden die Maximen des Hetärengewerbes vorgeführt und dargelegt, die auf möglichst rasche und möglichst vollständige Ausbeutung der Männer bis zu ihrem Ruin hinauslaufen. Um den Hauptmann noch mehr zu erpressen, hat sich Phronesium ein von einem verführten Bürgermädchen heimlich geborenes Kind besorgen lassen und es sich als eigenes untergeschoben. Callicles, der Vater des Mädchens, bringt durch Verhör seiner Magd und der Frisierzofe der Hetäre dies Komplott heraus und auch, dass Diniarchus der Vater des Kindes ist. Diniarchus erbittet daraufhin Callicles' Tochter zur Frau und fordert das Kind zurück, überlässt es freilich Phronesium noch ein paar Tage, um den Betrug des Hauptmanns zu vollenden. Die Männer wetteifern willig, sich ausplündern zu lassen. Phronesium triumphiert, sie hat alles bekommen, was sie wollte. Diniarchus zwar verlässt schließlich ihren Kreis, jedoch als Freund und nicht ohne offen gelassene Optionen für später beiderseits. So haben sich die Verhältnisse gegenüber dem Anfang kaum verändert. Dass die Zeiten und die Sitten so sind, wie sie sind, ist Voraussetzung der Posse. Wohl wird das Treiben der Hetären und ihrer willigen Opfer mit zynisch entlarvenden und moralisierenden Einsichten als fehlerhaft dargestellt, doch um der Komik willen, nicht in gesellschaftskritischer Absicht. Die Personen sind treffend gezeichnet, der Dialog ist überaus pointenreich und witzig. Metrisch bilden fünf meist kürzere Cantica sowie die Langvers-Partien den größeren Teil des Stückes. In der Kritik hat das Stück weniger Wertschätzung erlangt, wegen dramaturgischer Mängel und oft auch aus moralischen Gründen. Auch Kritiker sollten jedoch komischem Thema, Personenzeichnung und Sprache ihren Witz nicht absprechen. An späteren Nachdichtungen ist nur eine zu nennen: Jakob Michael Reinhold Lenz: „Die Buhlschwester" (1774). Vidularia Die Vidularia („Die Kofferkomödie") ist uns leider nurmehr als Fragment von vier Szenenausschnitten aus der ersten und der zweiten Hälfte des Vidularia 5 Stückes sowie einigen Grammatiker-Zitaten bekannt. Insgesamt sind es 110 Verse, nicht viel, aber sie lassen doch immerhin eine Vorstellung von dem Gang der Handlung etwa zu zwei Dritteln und von der Art des Stückes gewinnen. Der Titel ist nach dem entscheidenden Requisit gewählt, dem nach Schiffbruch aufgefischten Koffer des Helden. Der Titel der griechischen Vorlage lautete laut Prolog Schedia („Das Floß"), auch dies ein Requisit zum Schiffbruch. Als Autor der Vorlage vermutet man Diphilos, wegen der Ähnlichkeit mit der auch von diesem Dichter stammenden Vorlage zum Rudens. Das Datum der Aufführung ist nicht bekannt. Der junge Nicodemus verliert durch Schiffbruch alle Habe und strandet auf einem Floß bei dem Fischer Gorgines. Bei dessen alten Nachbarn Dinia verdingt er sich als Landarbeiter. Dinia schont dann aber den Städter, der ihn an seinen als Kind geraubten Sohn denken lässt, und will ihm Geld leihen. Ein anderer Fischer der Gegend, Cacistus, hat einen Koffer aus dem Meer gefischt. Diesen macht ihm aber Gorgines' Sklave Aspasius, der ihn beobachtet hat, streitig. Sie rufen Gorgines zum Schlichter an. Der Koffer erweist sich als Eigentum des Nicodemus, Gegenstände darin, insbesondere ein Siegel, führen zu unverhoffter Wiedererkennung: Dinia ist der Vater des Nicodemus, dessen Mädchen Soteris Tochter des Gorgines. Am Schluss wird eine Heirat der jungen Leute stehen. Wie im Rudens ist die Szenerie ein Meeresufer, Ausgang der Handlung ein Schiffbruch, der die Hauptperson ohne beider Wissen zu ihrem Vater führt. Ebenso fischt ein Fischer einen beim Schiffbruch verlorenen Koffer auf, kommt es zum Streit um den Koffer mit einem Sklaven und wird bei der Schlichtung des Streites anhand von Erkennungszeichen im Koffer die Wiedererkennung des Schiffbrüchigen mit dem Vater herbeigeführt. Die Ähnlichkeiten mit dem Rudens können helfen, sich verlorene Elemente der Vidularia vorzustellen, doch darf man sich zu einfacher Gleichsetzung nicht verleiten lassen. Die Ähnlichkeiten sind im Grunde nicht größer als solche zwischen manchen anderen Stücken, wäre nicht die besondere romanhafte Szenerie. Indes sind Meeresszene und Schiffbruch ja im hellenistischen Roman beliebte Motive und auch im Drama nicht singulär: wir brauchen nur an Euripides' Helena zu denken, wo der schiffbrüchige Menelaos ans Ufer des Nils gelangt. In der Vidularia ist nicht, wie im Rudens, das Mädchen mit seiner Zofe schiffbrüchig, sondern der Jüngling, und es geht um seinen Koffer und um seine Wiedererkennung mit dem Vater. Er sucht nicht, hilflos und bedroht durch den Kuppler wie die Mädchen im Rudens, Asyl am Heiligtum, sondern ist bestrebt, durch ländliche, harte, ungewohnte Arbeit Unterkunft, vielleicht auch Geld für den Freikauf seines Mädchens zu verdienen. Die anrührenden Dialoge mit dem ungekannten Vater um das 6 Einführung ungewöhnliche Ersuchen um Arbeit, mit wachsender Sympathie seitens des Vaters und Äußerungen tragischer Ironie, die unbewusst das wahre Verhältnis treffen, haben besondere innere Spannung und Sentiment und sind doch der Vidularia durchaus eigene Züge. Um ein Mädchen, Soteris, geht es freilich in dem Stück auch noch. Nur in einem kurzen Fragment aus der Wiedererkennungsszene wird gesagt, sie sei „dessen", d. h. des Gorgines Tochter. Sie ist natürlich Geliebte des Nicode-mus, und gewiss wird sie, als Freigeborene erkannt, seine Frau. Ihre Rolle in dem Stück lässt sich aus dem Erhaltenen aber nicht mehr erkennen. Kam sie mit Nicodemus oder hatte er auf der Suche nach ihr die Seefahrt unternommen? War sie in dem Venusheiligtum im Hain, das immerhin mit Bedacht zur Szenerie gehört, und wann und wie kam sie dorthin? Trat sie überhaupt als Person auf oder spielte sie, wie nicht selten, nur indirekt eine Rolle? Wodurch schließlich wurde sie erkannt, aus Gegenständen, die sich womöglich auch in dem Koffer befanden, oder aus den Umständen, die in der Erkennungsszene zur Sprache kamen? Soteris ist für die Motivation des Stückes und für den guten Komödienschluss ein wichtiges Element. Ein auf der Szene breiter ausgeführter Soteris-Pari wäre dramaturgisch nicht nötig, aber freilich möglich. Diese Fragen müssen offen bleiben. Desgleichen, ob auf Grund einziger und unspezifischer Erwähnungen oder aus einem der Vidularia zweifelhaft zugewiesenen Fragment weitere Personen, im Personenverzeichnis mit Fragezeichen versehen, anzunehmen sind. Stichus graeca adelphoe menandru acta ludis plebeis cr baebio c. terentio aed. pl. t. publilius pellio marcipor oppii tibiis sarranis totam * * * c. sulpicio c. aurelio cos. Argumentum i Duas sorores simul in matrimonium duo fratres ducunt. post re confracta duo rem quaerunt peregre, qui paupertatem levent. ibi absuntperegrinantes per triennium. sorores nolunt prodere absentes viros. pater castigatpropter earn rem filias; sed ei persuadent, aliis ne se conlocet. veveniunt opibus aucti ad uxores viri; l&cete reduces ludunt. potant servuli. Argumentum ii Senex castigat filias, quod eae viros Tarn perseverent peregrinantis pauperes Ita sustinere fratres neque relinquere; Contraque verbis delenitur commodis, Habere ut sineret quos semel nactae forent. Viri reveniunt opibus aucti trans mare; Suam quisque retinet, ac Sticho ludus datur. 10 Stichus T. Maccius Plautus' Stichus, Griechisch Adelphoe von Menander, aufgeführt an den Plebeischen Spielen (im November) unter den Plebeischen Ädilen Cn. Baebius und C. Terentius, gespielt hat T. Publilius Pellio, die Musik gab Marcipor, Sklave des Oppius, auf der Sarranischen Flöte im ganzen Stück, unter dem Konsulat von C. Sulpicius und C. Aurelius (d. i. 200 v. Chr.) Die Reste von Inhalt i, von F. Leo sinngemäß ergänzt (kursiv), sind zu spärlich und daher nicht übersetzt. Inhalt ii Sehr schilt ein Alter seine Töchter, weil sie so Treu ihren Männern sind, zwei Brüdern, die verarmt Im Ausland reisen, und weil sie sie nicht verlassen. Calmiert wird er mit passenden Worten, ihnen doch Hinfort zu lassen, die sie hätten nun einmal. Und reich an Schätzen kehr'n die Männer heim vom Meer; Seine Frau hat jeder wieder. Stichus kriegt ein Fest. Stichus personae PANEGYRIS uxor Epignomi Pamphila, soror, uxor Pamphilippi Antipho senex Gelasimus parasitus Crocotium ancilla Pinacium puer Epignomus frater Pamphilippus frater Stichus servus Sa(n)garinus servus Stephanium ancilla Scaena Athenis Siu'thus 11 Personen Panegyris Frau des Epignomus Pamphila Schwester der Panegyris, Frau des Pamphilippus Antipho Vater der beiden Schwestern Gelasimus ein Parasit Crocotium Sklavin der Panegyris Pinacium junger Sklave der Panegyris Epignomus junger athenischer Kaufmann Pamphilippus Bruder des Epignomus, gleichfalls Kaufmann Stichus Sklave des Epignomus Sa(n)garinus Sklave des Pamphilippus Stephanium Sklavin, Freundin der beiden Sklaven Ein Flötenspieler, weitere Sklaven und Sklavinnen (stumme Personen) Schauplatz: Athen: Straße mit den drei Häusern des Antipho, des Epignomus und des Pamphilippus. Die Straße führt links zum Hafen, rechts zum Markt. 12 Stichus Stichus 13 1.1 Panegyris, Pamphila Pan. Credo ego miseram fuisse Penelopam, soror, suo ex animo, quae tam diu vidua viro suo caruit; nam nos eius animum de nostris factis noscimus, quarum viri hinc apsunt, quorumque nos negotiis apsentum, ita ut aequom est, sollicitae noctes et dies, soror, sumus semper. Pam. Nostrum officium nos facere aequomst, neque id magis facimus quam nos monet pietas. sed hie, soror, asside dum: multa volo tecum loqui de re viri. Pan. Salvene, amabo? Pam. Spero quidem et volo; sed hoc, soror, crucior, patrem tuom meumque adeo, unice qui unus civibus ex omnibus probus perhibetur, eum nunc improbi viri officio uti, viris qui tantas apsentibus nostris facit iniurias immerito nosque ab eis abducere volt. haec res vitae me, soror, saturant, haec mihi dividiae et senio sunt. Pan. Ne lacruma, soror, neu tuo id animo fac quod tibi [tuos] pater facere minatur: spes est eum melius facturum. novi ego ilium: ioculo istaec dick, neque ille sibi mereat Persarum montis, qui esse aurei perhibentur, la 2a 3a 5 7a 8a 10 15 20 25 1.1 Panegyris, Pamphila (Die beiden Schwestern treten aus dem Haus des Epignomus. Sklaven bringen Stühle mit Sitzkissen. Vor dem Haus auch eine kleine Bank.) (Gesungen.) Pan. Ich glaub, unglücklich wohl War Penelope einst, la Schwester, von Herzen zumut, Die verwitwet so lang 2a Musst ihren Gatten entbehr'n; Denn wie's zumute ihr war, 3a Erfahren wir ja an uns selbst, da fern unsre Männer, Und was sie in der Ferne tun, so wie's nur natürlich, 5 Darüber sorgen Tag und Nacht wir ständig uns, Schwester. Pam. Unsre Pflicht zu tun, Gehört sich ja wohl, 7a Und wir tun ja nicht mehr, Als wozu Treue uns mahnt. 8a Doch, Schwester, setz dich her: ich möcht mit dir viel bereden Die Sache mit dem Mann. Pan. Steht es denn nicht gut? 10 Pam. Ich hoff und wünsch es wohl; doch dies, Schwester, kümmert mich, Dass unser beider Vater, der doch wie nur einer Unter allen Bürgern als ein rechtschaffner Mann gilt, Dass der als unrechtschaffener Mann sich jetzt aufführt Und unsren Männern, die fern von uns weilen, 15 Solche Kränkung tut ohne Verschulden Und uns von ihnen will scheiden. Das macht mir, Schwester, das Leben zur Last, Das erfüllt mich mit Gram und Überdruss. Pan. So weine nicht, Schwester, und tu dir nicht selbst 20 Das an, was dein Vater zu tun dir droht. Noch Hoffnung gibt's, dass er einlenken wird. Ich kenne ihn doch: er sagt's nur im Scherz, Selbst nicht für die persischen Berge, die Aus Gold sein sollen, wie man sich erzählt, 25 14 Stichus Stichus 15 Pam. Pan. Pam. Pan. Pam. Pan. Pam. Pan. Pam. [Pan. Pam. Pan. ut istuc faciat quod tu metuis. tarnen si faciat, minime irasci dccet, neque id immerito eveniet. nam viri nostri domo ut abierunt, hie tertius annus. Ita ut memoras. Quom ipsi interea vivant, valeant, ubi sint, quid agant, ecquid agant, neque participant nos, neque redeunt. An id doles, soror, quia Uli suom officium non colunt, quom tu tuom facis? Ita pol. Tace sis, cave sis audiam ego istuc posthac ex te. Nam quid iam? Quia pol meo animo omnis sapientis suom officium aequom est colere et facere. quam ob rem ego te hoc, soror, tametsi es maior, moneo, ut tuom memineris officium: etsi illi improbi sint atque aliter nos faciant quam aequomst, tarn pol ne quid magis simus * omnibus obnixe opibus nostrum officium meminisse decet. Placet; taceo. At memineris facito. Nolo ego, soror, me credi esse immemorem viri, neque ille eos honores, mihi quos habuit, perdidit; nam pol mihi grata acceptaque eiust benignitas. et me quidem haec condicio nunc non paenitet, neque est cur [non] studeam has nuptias mutarier; verum postremo in patris potestate est situm: faciendum id nobis quod parentes imperant. Scio, atque in cogitando maerore augeor, nam propemodum iam ostendit suam sententiam. Igitur quaeramus, nobis quid facto usus sit.] 30 34-35 PAM. Pan. Pam. Pan. Pam. pan. Pam. 40 45 50 Pan. Pam. [Pan. 55 Pam. Pan. Wiird jemals er das, was du fürchtest, uns tun. Und sollt er es doch tun, so darfst du ihm drum Nicht zürnen, geschieht's doch nicht grundlos; Denn seit unsre Männer sind fort von zu Haus, Ist's das dritte Jahr schon. Es ist, wie du sagst, Ob sie leben indessen und ob sie gesund, Wo sie sind, was sie tun, was sie treiben, Weder geben sie Nachricht noch kehren sie heim. Dich schmerzt wohl, Schwester, dass sie ihre Pflicht Vergessen, wo du sie erfüllst. Allerdings. Schweig stille und lass mich nicht solches von dir Noch einmal hören. Warum nicht? Weil jeder Vernünftige, meine ich doch, Seine Pflicht recht tun und erfüllen soll. Drum rat ich dir, auch wenn du älter bist, Liebe Schwester, erinnere dich deiner Pflicht: Wenn die Männer auch schlimm sind und sich nicht so Gegen uns verhalten, wie's recht war, trotzdem Müssen wir, um nicht schlimmer zu sein als sie, * Mit aller Kraft eingedenk sein unsrer Pflicht. Du hast recht, ich schweige. Und denk dran. (Sprechvers.) Man soll nicht glauben, Schwester, ich hätt meinen Mann Vergessen, und die Achtung, die er mir gezeigt, War nicht umsonst; denn seiner Güte weiß ich Dank. Und ich bereu auch heut noch meine Ehe nicht Und hab nicht Grund zu einem neuen Ehewunsch. Allein, es liegt zuletzt in unsres Vaters Hand: Wir müssen das, was unsre Eltern wollen, tun. Ich weiß, und der Gedanke steigert meinen Gram; Denn fast schon tut der Vater seinen Standpunkt kund. So lass uns überlegen, was zu machen ist.] 30 34-35 40 45 50 55 16 Stichus Stichus 17 1.2 Antipho, Panegyris, Pampiiila Ant. Qui manet ut moneatur semper servos homo officium suom nec voluntate id facere meminit, servos is habitu hau probust. vos meministis quot kalendis petere demensum cibum: 60 qui minus meministis quod opus sit facto facere in aedibus? iam quidem in suo quicque loco nisi erit mihi situm supellectilis, quom ego revortar, vos monimentis commonefaciam bubulis. non homines habitare mecum mi hic videntur, sed sues, facite sultis, nitidae ut aedes meae sint, quom redeam domum. 65 iam ego domi adero: ad meam maiorem filiam inviso modo; siquis me quaeret, inde vocatote aliqui; aut iam egomet hie ero. Pam. Quid agimus, soror, si offirmabit pater adversum nos? Pan. Pati nos oportet quod ille faciat, cuius potestas plus potest, exorando, haud adversando sumendam operam censeo: 70 gratiam per si petimus, spero ab eo impetrassere; adversari sine dedecore et scelere summo haud possumus, neque equidem id factura neque tu ut facias consilium dabo, verum ut exoremus. novi ego nostros: exorabilest. Ant. Principium ego quo pacto cum illis occipiam, id ratiocinor: 75 utrum ego perplexim lacessam oratione ad hunc modum, quasi numquam quicquam in eas simulem, an quasi quid indaudiverim eas in se meruisse culpam, an potius temptem leniter, an minaciter. scio litis fore, ego meas novi optume. si manere hie sese mahnt potius quam alio nubere. 80 1,2 Antipho, Panegyris, Pamphila (Aus seinem Haus tritt Antipho. Die Schwestern bemerken ihn zunächst nicht.) Ant. (schilt Sklaven im Hause) Solch ein Sklave, der stets wartet, dass man ihn zur Pflicht ermahnt, Und der nicht von sich aus daran denkt, der Sklave ist nichts wert. Daran denkt ihr, jeden Ersten zu holen eure Ration: 60 Warum denkt ihr nicht auch daran, was im Haus zu schaffen ist? Falls nicht gleich bei meiner Rückkehr jedes Stück an seinem Platz Sich befindet, frisch ich euch mit Riemen das Gedächtnis auf. Keine Menschen, scheint mir, sondern Schweine wohnen hier bei mir. Sorgt gefälligst, dass mein Haus erglänzt, wenn ich nach Hause komm. 65 Gleich bin ich zurück: ich such nur meine ältre Tochter auf; Falls wer nach mir fragt, so ruft mich; sonst bin ich auch selbst gleich hier. Pam. Was beginnen wir, Schwester, wenn der Vater hart bleibt gegen uns? Pan. Dulden müssen wir, was er tut, stehn wir doch in seiner Macht. Und mit Bitten sollten wir's versuchen, nicht mit Widerspruch: 70 Wenn wir ihn in Güte bitten, hoff ich, stimmen wir ihn um; Uns ihm widersetzen können wir nicht ohne Schmach und Schimpf, Und ich werd es weder selbst tun noch dir raten, es zu tun, Vielmehr ihn zu bitten. Denn ich kenn ihn: man erweicht ihn schon. Ant. (geht langsam in Richtung der Schwestern, bei sich überlegend) Wie ich das Gespräch mit ihnen anfang, überleg ich mir: 75 Ob ich sie verwickelt wohl mit meiner Rede locken soll, So als tadelt ich sie nicht, oder so als hätt ich was gehört, Dass sie Vorwürfe verdienten? Geh ich lieber sanft sie an Oder drohend? Streit gibt's sicher - wie ich meine Töchter kenn -, Wenn sie lieber bleiben wollen als zu einem neuen Mann. 80 18 Stichus Stichus 19 non faciam. quid mi opust decurso aetatis spatio cum meis gerere bellum, quom nil, quam ob rem id faciam, meruisse arbitror? minime, nolo turbas, sed hoc mihi optumum factu arbitror: sic faciam: adsimulabo quasi quam culpam in sese admiscrint. perplexabiliter earum hodie perpavefaciam pectora; 85 post id [agam] igitur deinde, ut animus meus erit, faciam palam. multa scio faciunda verba. ibo intro. sed apertast foris. Pam. Certo enim mihi paternae vocis sonitus auris accidit. Pan. Is est ecastor. ferre advorsum homini occupemus osculum. pAM Pam. Salve, mi pater. pAN Ant. Et vos ambae. ilico agite assidite. 90 Pam. Osculum - pAM Ant. Sat est osculi mihi vostri. ^NT Pan. Qui, amabo, pater? pAM, Ant. Quia ita meae animae salsura evenit. ^nt. Pam. Asside hic, pater. pan. Ant. Non sedeo istic, vos sedete; ego sedero in subsellio. ant. Pan. Mane pulvinum. pAM Ant. Bene procuras. mihi satis sie fultumst. sede. Ant. Pam. Sine, pater. Ant. Quid opust? pAN. Pan. Opust. Ant. Ant. Morem tibi geram. atque hoc est satis. 95 Pam. Numquam enim nimis curare possunt suom parentem filiae. Pam. quem aequiust nos potiorem habere quam te? postidea, pater, Ant. viros nostros, quibus tu voluisti esse nos matres familias. Pan. Ant. Bonas ut aequomst facere facitis, quom tarnen apsentis viros Ant. proinde habetis quasi praesentes sint. Pam. Pam. Pudicitiast, pater, 100 eos nos magnificare, qui nos socias sumpserunt sibi. Ant. Num quis hic est alienus nostris dictis aueeps auribus? Ant. Pan. Nullus praeter nosque teque. Ant. Vostrum animum adhiberi volo; Pam. Ant. Pan. Ant. Ich tu's nicht. Was soll ich noch im Alter mit den Töchtern Krieg Führen, wenn ich doch nicht einmal glaub, sie hätten es verdient? Nein, ich möchte keinen Streit, am besten scheint mir vielmehr dies: So mach ich's: ich tu, als hätten sie sich Vorwurf ausgesetzt. Mit verwickelter Rede setz ich ihre Herzen heut in Furcht; 85 Hinterher dann tu ich ihnen meine wahre Absicht kund. Das wird Worte kosten! - Jetzt ins Haus! Doch offen steht die Tür. Da ist sicher doch des Vaters Stimme an mein Ohr gelangt? Ja, er ist's, bei Castor. Eilen wir zu ihm mit einem Kuss! (Sie eilen dem Vater entgegen und umarmen ihn.) Sei gegrüßt, mein Vater! Ihr zwei gleichfalls! Doch jetzt setzt euch hier. 90 Einen Kuss - Genug hab ich von eurem Kuss. Wieso denn das? Weil davon mein Herz schon salzig ist. (bietet einen Stuhl) Komm, Vater, setz dich her. Nein, dort sitz ich nicht, sitzt ihr dort; ich setz mich auf diese Bank. Wart, ein Kissen - Aufmerksam; doch mir ist's so bequem genug. Setz dich. Erlaub. (Schiebt ihm ein Kissen unter.) Wozu? Es muss sein. Meinethalb. Doch jetzt genug! 95 Nie zu viel besorgt um ihren Vater können Töchter sein. Wen denn sollten lieber wir als dich wohl haben? Und nach dir Unsre Männer, denen du zu Frauen uns gegeben hast? Wie es braven Frauen ziemt, tut ihr, da eure Männer ihr Fern genauso ehrt, als wären hier sie. Vater, sittsam ist's, 100 Hoch zu achten die, die zu Gefährtinnen sich uns erwählt. Hier ist doch kein Fremder, welcher unsren Worten lauschen könnt? Niemand außer uns und dir. So möcht ich, dass ihr aufmerkt nun; 20 Stichus nam ego ad vos nunc imperitus rerum et morum mulierum, discipulus venio ad magistras: quibus matronas moribus, 105 quae optumae sunt, esse oportet? sed utraque ut dicat mihi. Pam. Quid istuc est quod hue exquaesitum mulierum mores venis? Ant. Pol ego uxorem quaero, postquam vostra mater mortuast. Pam. Facile invenies et peiorem et peius moratam, pater, quam ilia fuit: meliorem neque tu reperies neque sol videt. 110 Ant. At ego ex te exquaero atque ex istac tua sorore. Pam. Edepol pater, scio ut oportet esse: si sint - ita ut ego aequom censeo. Ant. Volo scire ergo, ut aequom censes. Pam. Ut, per urbem quom ambulent, omnibus os opturent, ne quis merito male dicat sibi. Ant. Die vicissim nunciam tu. Pan. Quid vis tibi dicam, pater? 115 Ant. Ubi facillime spectatur mulier, quae ingenio est bono? Pan. Quoi male faciundi est potestas, quae ne id faciat temperat. [Ant. Hau male istuc. age tu altera, utra sit condicio pensior, virginemne an viduam habere? Pam. Quanta mea sapientiast, ex maris multis malum quod minimumst, id minimest malum.] 120 Ant. Qui potest mulier vitare vitiis? Pam. Ut cottidie pridie caveat ne faciat quod pigeat postridie. Ant. Quae tibi mulier videtur multo sapientissuma? Pan. Quae tarnen, cum res secundae sunt, se poterit noscere, et ilia quae aequo animo patietur sibi esse peius quam fuit. 125 Ant. Edepol vos lepide temptavi vostrumque ingenium ingeni. sed hoc est quod ad vos venio quodque esse ambas conventas volo: mi auctores ita sunt amici, ut vos hinc abducam domum. Pam. At enim nos, quarum res agitur, aliter auctores sumus. nam aut olim, nisi tibi placebant, non datas oportuit, 130 aut nunc non aequomst abduci, pater, illisce apsentibus. Ant. Vosne ego patiar cum mendicis nuptas me vivo viris? Pam. Placet ille meus mihi mendicus: suos rex reginae placet. Stichus 21 Denn mit Tun und Art der Frauen nicht vertraut, komm ich zu euch, Als ein Schüler zu den Lehrerinnen: welcher Sinnesart 105 Muss die beste Ehefrau sein? Das sagt beide mir einmal. Pam. Was bedeutet's, dass du uns fragst nach der Sinnesart der Fraun? Ant. Nun, ich suche eine Frau, da eure Mutter gestorben ist. Pam. Leicht findst eine schlechtre du, von schlechtrem Wesen, Vater, als Sie war: eine bessre findst du nicht und sieht die Sonne nicht. 110 Ant. Darum frag ich dich ja auch und deine Schwester. Pam. Vater, wohl Weiß ich, wie die Frauen sein sollen: wenn sie sind, wie ich's verlang. Ant. Also wüsst ich gern, wie du's verlangst. pam. Wenn durch die Stadt sie gehn, Sollen sie alle Mäuler stopfen, niemand habe Grund zu schmähn. Ant. {zu Panegyris) Und nun du, was meinst du? Pan. Was denn, Vater, soll ich sagen dir? 115 Ant. Wie erkennt am einfachsten man eine Frau von guter Art? Pan. Wenn sie sich verfehlen könnte, doch sich hütet, es zu tun. [Ant. Gar nicht übel. - {Zu Pamphila) Und nun du: welche Heirat ist wohl vorzuziehn: Eine Jungfrau oder Witwe? Pam. Soviel ich davon versteh, Ist das kleinste unter vielen Übeln noch am wenigsten schlimm.] 120 Ant. Wie kann eine Frau denn Fehler meiden? Pam. Wenn sie Tag für Tag Heute sich zu tun in Acht nimmt, was sie morgen reuen könnt. Ant. {zu Panegyris) Aber welches war die Frau, die dir am allerklügsten scheint? Pan. Die, die auch im Glück bescheiden sich noch selbst erkennen kann Und die es gefasst erduldet, wenn's ihr einmal schlechter geht. 125 Ant. Trefflich hab ich auf die Probe eure Sinnesart gestellt. Doch weshalb ich zu euch komme und euch sprechen will, ist dies: Meine Freunde sind der Meinung, ich sollt holen euch nach Haus. Pam. Aber wir, um die es geht, sind andrer Meinung. Denn du hättst Uns entweder damals nicht verheiraten dürfen, wenn sie dir 130 Nicht gefielen, oder darfst uns jetzt nicht fortholen, da sie fern. Ant. Soll ich dulden, dass ihr Bettler habt zu Männern, solang ich leb? Pam. Mir gefällt mein Bettler wie ihr König einer Königin. 22 Stichus Stichus 23 idem animust in paupertate qui olim in divitiis fuit: Ant. Vosne latrones et mendicos homines magni penditis? 135 Pam. Non tu me argento dedisti, opinor, nuptum, sed viro. Ant. Quid illos exspectatis, qui abhinc iam abierunt triennium? quin vos capitis condicionem ex pessuma primariam? Pan. Stultitiast, pater, venatum ducere invitas canes. hostis est uxor, invita quae viro nuptum datur. 140 Ant. Certumne est neutram vostrarum persequi impérium patris? Pan. Persequimur, nam quo dedisti nuptum, abire nolumus. Ant. Bene valete. ibo atque amicis vostra consilia eloquar. Pan. Probiores credo arbitrabunt, si probis narraveris. Ant. Curate igitur familiärem rem ut potestis optume. 145 Pan. Nunc places, quom recte monstras; nunc tibi auscultabimus. nunc, soror, abeamus intro. Pam. Imrao intervisam domum. si a viro tibi forte veniet nuntius, facito ut sciam. -Pan. Neque ego te celabo, neque tu me celassis quod scias. eho, Crocotium, i, parasitům Gelasimum hue arcessito, 150 tecum adduce; nam ilium ecastor mittere ad portum volo, si quae forte ex Asia navis heri aut hodie venerit. nam dies totos apud portum servos unus assidet; sed tarnen volo intervisi. propera atque actutum redi. - 1,3 Gelasimus, Crocotium Gel. Famem ego fuisse suspicor matrem mihi, 155 1 nam postquam natus sum, satur numquam fui. neque quisquam melius referet matri gratiam In der Armut ist mein Herz dasselbe wie im Reichtum einst. Ant. Achtet ihr denn Männer noch, die Vagabunden und Bettler sind? 135 Pam. Nicht dem Geld gabst du zur Frau mich, denk ich, sondern meinem Mann, Ant. Wie könnt ihr noch auf sie warten, die drei Jahre fort schon sind? Warum wählt ihr statt der schlechtsten keine glänzende Partie? Pan. Dumm ist's, Vater, mit unwilligen Hunden auf die Jagd zu gehn. Feindlich ist die Frau, die wider Willen wird dem Mann vermählt. 140 .Ant. So wollt beide ihr nicht folgsam dem Gebot des Vaters sein? Pan. Sind wir ja; denn wir verlassen nicht den Mann, den du uns gabst. Ant. So lebt wohl. Ich geh und teil den Freunden eure Absicht mit. Pan. Ehrbar werden sie uns heißen, wenn du's Ehrenmännern sagst. Ant. Also dann sorgt euch um euren Hausstand nur, so gut ihr könnt. 145 (Ab zum Markt.) Pan. Einverstanden nun, da recht du mahnst; nun hören wir auf dich. - Lass uns jetzt hineingehn, Schwester. Pam. Vorher such ich mein Haus auf. Falls vielleicht von deinem Mann ein Bote kommt, gib mir Bescheid. Pan. Nicht werd ich's verschweigen und verschweig auch du nicht. was du weißt. (Beide gehen in ihr Haus. Panegyris ruft im Abgehen ihre Sklavin.) He, Crocotium, geh und hol den Parasiten Gelasimus, 150 Bring ihn mit; denn ich möcht ihn zum Hafen schicken, ob vielleicht Dort aus Asien gestern oder heut ein Schiff gelandet ist. Zwar sitzt dort am Hafen alle Tage auch ein Sklave schon; Trotzdem möcht ich nachsehn lassen. Eil und komm alsbald zurück. (Ab.) 1,3 Gelasimus, Crocotium (Während die eben gerufene Crocotium heraustritt, kommt vom Marktplatz her Gelasimus im Selbstgespräch.) Gel. Die Hungersnot muss, glaub ich, meine Mutter sein; 155 Denn seit ich auf der Welt bin, war ich niemals satt. Und niemand wird dankbarer seiner Mutter sein 24 Stichus Stichus 25 Cro. [quam ego meae matri refero invitissimus.] neque rettulit, quam ego refero meae matri Fami. nam ilia me in alvo menses gestavit decern, at ego illam in alvo gesto plus annos decern. atque ilia puerum me gestavit parvolum, quo minus laboris cepisse illam existumo: ego non pauxillulam in utero gesto famem, verum hercle multo maximam et gravissimam; uteri dolores mihi oboriuntur cotidie, sed matrem parere nequeo, nec quid agam scio. auditavi saepe hoc volgo dicier, solere elephantum gravidam perpetuos decern esse annos; eius ex semine haec certost fames, nam iam complures annos utero haeret meo. nunc si ridiculum hominem quaerat quispiam, venalis ego sum cum ornamentis omnibus; inanimentis explementum quaerito. Gelasimo nomen mi indidit parvo pater, quia inde iam a pausillo puero ridiculus fui. propter pauperiem hoc adeo nomen repperi, eo quia paupertas fecit ridiculus forem; nam ilia artis omnis perdocet, ubi quem attigit. per annonam caram dixit me natum pater: propterea, credo, nunc essurio acrius. sed generi nostro haec rcdditast benignitas: nulli negare soleo, siquis me essum vocat. oratio una interiit hominum pessume, atque optuma hercle meo animo et scitissuma, qua ante utebantur: 'veni illo ad cenam, sic face, promitte vero, ne gravare. est commodum? volo inquam fieri, non amittam quin eas.' nunc reppererunt iam ei verbo vicarium (nihili quidem hercle verbumst ac vilissimum): 'vocem te ad cenam, nisi egomet cenem foris.' ei hercle ego verbo lumbos diffractos velim, ni vere perierit, si cenassit domi. haec verba subigunt me uti mores barbaros discam atque ut faciam praeconis compendium itaque auctionem praedicem, ipse ut venditem. Hie illest parasitus, quem arcessitum missa sum. 157a 160 165 170 175 180 185 190 195 Cro. [Als ich der meinigen es bin - ganz ungewollt] Noch war's, als ich der meinigen, Frau Hunger, bin. Denn sie trug mich zehn Monate im Mutterleib, Doch ich trag sie im Leib mehr als zehn Jahre schon. Und sie trug mich als kleinen Knaben auf dem Arm, Was sie vermutlich wenig Müh gekostet hat; Ich trag im Leib nicht eine winzige Hungersnot, Vielmehr die allergrößte und beschwerlichste; Die Weh'n befallen täglich meinen Leib, doch krieg Ich diese Mutter nicht zur Welt; was mach ich bloß? So hab ich von der Elefantin oft gehört, Dass sie zehn volle Jahre lang soll trächtig sein; Von deren Samen stammt gewiss meine Hungersnot, Denn viele Jahre hängt sie schon in meinem Bauch, Wenn hier nun irgendjemand einen Spaßmacher sucht, So biet ich mich ihm an mit allem Zubehör; Für meine Leerheiten such ich dringend Füllung mir. Gelasimus hieß schon als Kind mein Vater mich, Denn schon seit kleinster Kindheit wurde über mich gelacht. Aus Armut hab ich diesen Namen gleichfalls jetzt, Weil mich die Armut trieb, zum Lachen dazusein; Denn die lehrt alle Künste , wo sie einen trifft. Mein Vater sagt', ich sei zur Teuerung geboren: Deswegen, glaub ich, leid ich Hunger jetzt so hart. Doch meinesgleichen eignet solche Freundlichkeit: Ich schlag es keinem ab, der mich zum Essen lädt. Ein Reden bei den Menschen ging ganz schnöd dahin, Und zwar das schönste, netteste meiner Meinung nach, Das einstens Brauch war: „Komm zu mir zum Essen, tu's, Sag zu, verweigere dich nicht; es passt dir doch? Ich will's durchaus so, anders lass ich dich nicht gehn." Jetzt hat man dafür eine neue Redensart, Die nichtigste, fürwahr, und niederträchtigste: „Ich lud zum Mahl dich, speist' ich selbst nicht außer Haus." Dass diese Phrase doch die Lenden brach - falls nicht Ihn hol der Teufel, hätt er doch zu Haus gespeist! Solch Redensarten zwingen mich, Barbarenart Zu lernen und den Auktionator einzusparen Und auszurufen meinen eigenen Verkauf. (für sich) Da ist der Parasit ja, den ich holen soll. 157a 160 165 170 175 180 185 190 195 26 Stichus Stic hus 27 quae loquitur auscultabo prius quam conloquar. Gel. Sed curiosi sunt hie complures mali, alienas res qui curant studio maximo, quibus ipsis nullast res, quam procurent, sua: ei quando quern auctionem facturum sciunt, adeunt, perquirunt quid sit causae ilico: alienum aes cogat an pararit praedium, uxorin sit reddenda dos divortio. eos omnis tametsi hercle haud indignos iudico qui multum miseri sint, laborent, nil moror: dicam auctionis causam, ut damno gaudeant; nam curiosus nemo est quin sit malevolus. [ipse egomet quam ob rem auctionem praedicem] damna evenerunt maxuma misero mihi, ita me mancupia miserum adfecerunt male, potationes plurumae demortuae, quot adeo cenae, quas deflevi, mortuae, quot potiones mulsi, quae autem prandia, quae inter continuom perdidi triennium. prae maerore adeo miser atque aegritudine consenui; paene sum fame emortuos. Cro. Ridiculus aeque nullus est quando esurit. Gel. Nunc auctionem facere decretumst mihi: foras necessumst quidquid habeo vendere. adeste sultis, praeda erit praesentium. logos ridiculos vendo. age licemini. qui cena poscit? ecqui poscit prandio? Hercules te amabit! prandio? cena tibi? ehern, adnuistin? nemo meliores dabit. [nulli meliores esse parasito sinam.] vel iocationes Graecas sudatorias vendo vel alias malacas, crapularias; cavillationes, adsentatiuneulas ac perieratiuneulas parasiticus; robiginosam strigilem, ampullam rubidam, parasitům inanem quo recondas reliquias. haec veniisse iam opus est quantum potest, ut decumam partem Herculi polluceam. Ich will ihn erst belauschen, eh ich mit ihm red. Gel Doch gibt es ein paar naseweise Schelme hier, Die eifrigst sich um fremde Dinge kümmern und 200 pie selbst nichts haben, um sich darum zu bemühn: 200 Wenn die erfahren, jemand hält Versteigerung, Gleich sind sie da und fragen, was der Grund sein mag: Ob er in Schulden steckt wohl, sich ein Landgut kauft, Der Frau zur Scheidung Mitgift wiedergeben muss. 205 AU diese Leute, wenn ich's ihnen auch wohl gönn, 205 Sich viel zu mühn und plagen, halte ich nicht hin: Ich nenn den Grund der Auktion, zur Schadenfreud Für sie; denn Neugier kann nicht ohne Bosheit sein. 208a [Weshalb ich selbst mich ausruf zur Versteigerung:] 208a Mich Armen hat gewaltiger Schaden heimgesucht, 210 So schlimm hat mein Gesinde elend mich gemacht: 210 Gestorben sind die Trinkgelage ohne Zahl; Wie viele Essen sind nun tot, die ich beweint, Wie viele Trünke süßen Weins und Frühstücke, Die ich nun schon drei Jahre lang entbehren muss! 215 Vor Trauer und vor Kummer bin ich armer Mann 215 Gealtert; und fast bin vor Hunger ich - schon tot! Cro. {für sich) So spaßig ist sonst keiner, wenn er hungrig ist. Gel. Nun hab ich mich entschlossen zur Versteigerung: Vonnöten ist es zu verkaufen, was ich hab. 220 Herbei, ihr Leute! Wer zur Stelle ist, gewinnt! 220 Ich habe Witze zu verkaufen. Bietet nur! Wer bietet Essen, wer ein Frühstücksmahl für mich? (Ins Publikum, als hätte ein Zuschauer geboten) Dir dankt es Hercules! Für ein Frühstück, einen Schmaus? 225 Du nickst mir zu? Kein Mensch gibt bessre Spaße dir. [Ich gebe keinem Parasiten bessre zu.] 225 Ich biete griech'sche Witze feil ganz wie's beliebt, Erhitzende, delikate, rauschbenebelte; Auch Neckereien, kleine, artige Schmeicheleien 230 Und hübsche, falsche Schwürchen nach Parasitenart; Ein rostig Schabmesser und ein rotes Fläschchen Öl 230 Und obendrein 'nen leeren - Parasiten, um Die Reste von der Tafel darin aufzuheben. Dies alles muss ich gleich verkaufen möglichst rasch, Auf dass ich Hercules den zehnten Teil servier. 28 Stichus Stichus 29 240 242a Cro. Ecastor auctionem haud magni preti. 234-23« adhaesit homini ad infimum ventrem fames, adibo ad hominem. Quis haec est quae advorsum it mihi? Epignomi ancilla haec quidem est Crocotium. Gelasime, salve. Non id est nomen mihi. Certo mecastor id fuit nomen tibi. Fuit disertim, verum id usu perdidi: nunc Miccotrogus nomine e vero vocor. Eu ecastor! risi te hodie multum. Quando aut quo in loco? Hie quom auctionem praedicabas - Pessuma, 244-245 eho an audivisti? Te quidem dignissumam. Quo nunc is? Ad te. Quid venis? Panegyris rogare iussit ted ut opere maximo, mecum simitu ut ires ad sese domum. Ego illo mehercle vero eo quantum potest. 250 I iamne exta cocta sunt? quot agnis fecerat? Ilia quidem nullum sacrificavit. Quo modo? quid igitur me volt? Tritici modios decern rogare, opinor [te volt], Mene, ut ab sese petam? Immo ut a vobis mutuom nobis dares. 255 I Nega esse quod dem nec mihi nec mutuom, neque aliud quicquam nisi hoc quod habeo pallium; linguam quoque etiam vendidi datariam. Au, nullan tibi lingua est? Quae quidem dicat 'dabo': 259-260 ventri reliqui eccam aliam quae dicat 'cedo'. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro, Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro- Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. Cro. Gel. (bei sich) Bei Castor, die Versteigerung ist nicht viel wert! Dem Burschen sitzt der Hunger schon zutiefst im Bauch. Ich Sprech ihn an. (Geht zu Gelasimus hin.) Wer ist die, die da zu mir kommt? * Epignomus' Dienerin ist das ja, Crocotium. Gelasimus, sei gegrüßt! (düster) Das ist mein Name nicht. Ja, ganz gewiss, bei Castor, war's dein Name doch. Er war's, genau, doch im Gebrauch büßt ich ihn ein: Jetzt nenn ich Krümelnager mich mit Fug und Recht. Bravo, bei Castor! Ich musst viel lachen über dich heut. Wann und wo? Hier, als du riefst zur Auktion - Du Schelmin, du, So hast du sie gehört? So recht nach deiner Art. Wo gehst du hin? Zu dir. Weshalb? Panegyris Trug auf mir, dich zu bitten auf das dringlichste. Mit mir zugleich zu ihr zu kommen in ihr Haus. Ich komm, beim Hercules, hin so schnell ich kann. Sind schon Die Innereien gekocht? Wie viele Lämmer gibt's? Gar keines hat sie doch geopfert. Wie denn das? Was will sie dann von mir? Zehn Scheffel Weizen lässt Sie, glaube ich, erbitten. Mich? Von ihr erbitten? Nein, nein, sie will, dass du von euch uns borgen sollst. Sag ihr, ich habe selbst nichts und nichts zu verleihn Und hab nichts andres außer diesem Mantel hier; Auch hab ich meine Geber-Zunge ja verkauft. Ach! So hast du keine Zunge? Keine, die sagt: „ich geb"; Für meinen Bauch behielt ich die, die sagt: „gib her". 234-235 240 242a 244-245 250 255 259-260 30 Stichus Stichus 31 270 Cro. Malum quidem si vis - Gel. Haec eadem dicit tibi. Cro. Quid nunc? ituru's an non? Gel. Abi sane domum, iam illo venturum dicito. propera atque abi. - 264-265 demiror quid illaec me ad se arcessi iusserit, quae numquam iussit me ad se arcessi ante hunc diem, postquam vir abut eius. miror quid siet, nisi ut periclum fiat: visam quid velit. sed eccum Pinacium eius puerum. hoc vide, satin ut facete, atque ex pictura, astitit? ne iste edepol vinum poculo pauxillulo saepe exanclavit submerum scitissume. 11,1 Pinacium, Gelasimus Pin. Mercurius, Iovis qui nuntius perhibetur, numquam aeque patri suo nuntium lepidum attulit quam ego nunc meae erae nuntiabo: itaque onustum pectus porto laetitia lubentiaque neque lubet nisi gloriose quicquam proloqui profecto. amoenitates omnium venerum et venustatum adfero ripisque superat mi atque abundat pectus laetitia meum. propera, Pinacium, pedes hortare, honesta dicta factis (nunc tibi potestas adipiscendist gloriam laudem decus) eraeque egenti subveni, [benefacta maiorum tuom] quae misera in exspectatione est Epignomi adventům viri. Cro. Gel. Cro. Gel. Pin. 275 280 Du willst wohl Prügel? Dasselbe sagt die Zunge dir. Nun, wirst du kommen oder nicht? Geh nur nach Haus Und sag, ich käme gleich dorthin. Geh nur geschwind. 264-265 (Crocotium ab in das Haus des Epignomus.) Ich möcht bloß wissen, weshalb die mich holen lässt, Die nie doch bis auf diesen Tag mich holen ließ, Seitdem ihr Mann ist abgereist. Was mag's nur sein, Wenn's keine Probe wird: will sehen, was sie will. -(Vom Hafen her naht der Sklave Pinacium mit Korb und Angelgerät.) Doch da kommt ja ihr Bursche Pinacium. Sieh an, 270 Steht er nicht hübsch und wie aus einem Bild daher? Der hat, bei Pollux, oft mit winz'gem Becherchen Den puren Wein getrunken aufs Geschickteste. 11,1 Pinacium, Gelasimus (Gesungen.) (bleibt zuweilen stehen, läuft dann wieder; für sich) Mercurius, der Bote heißt des Juppiter, hat seinem Vater nie Solch Freudenbotschaft überbracht, wie ich jetzt meiner Herrin meld: 275 Daher trag ich erfüllt die Brust mit Freude und mit Fröhlichkeit Und mag wahrhaftig anders nicht als großartig erzählen hier. Die Lieblichkeiten aller Wonnen und Vergnügen bring ich mit, Und aus den Ufern tritt die Freude mir und überschwemmt die Brust. Eil, Pinacium, sporn die Füße an und zier dein Wort durch Taten - 280 Nun ist Gelegenheit, dir zu gewinnen Ehre, Ruhm und Lob ■-, Hilf deiner Herrin in der Not, [Verdienste deines Ahnenstamms,] Die unglücklich der Wiederkehr harrt ihres Gatten Epignomus. 32 Stichus Stichus 33 proinde ut decet, amat virum suom, cupide expetit. nunc, Pinacium, age ut placet, curre ut lubet, cave quemquam flocci feceris, cubitis depulsa de via, tranquillam concinna viam; si rex obstabit obviam, regem ipsum prius pervortito. Gel. Quidnam dicam Pinacium lascivibundum tarn lubentem currere? harundinem fert sportulamque et hamulum piscarium. Pin. Sed tandem, opinor, aequiust eram mihi esse supplicem atque oratores mittere ad me donaque ex auro et quadrigas, qui vehar, nam pedibus ire non queo. ergo iam revortar. ad me adiri et supplicari egomet mi aequom censeo. an vero nugas censeas, nihil esse quod ego nunc scio? tantum a portu adporto bonum, tam gaudium grande adfero, vix ipsa domina hoc, nisi sciat, exoptare ab deis audeat. nunc ultro id deportem? hau placet, neque id viri officium arbitror. sic hoc videtur mihi magis meo convenire huic nuntio: adversum veniat, opsecret, se ut nuntio hoc impertiam; secundas fortunas decent superbiae. sed tandem cum recogito, qui potuit scire haec scire me? non enim possum quin revortar, quin loquar, quin edissertem eramque ex maerore eximam, bene facta maiorum meum exaugeam atque illam augeam insperato opportuno bono: contundam facta Talthubi contemnamque omnis nuntios; simulque [ad] cursuram meditabor [me] ad ludos Olympios. sed spatium hoc occidit: brevest curriculo; quam me paenitet. quid hoc? occlusam ianuam video, ibo et pultabo fores, aperite atque adproperate, fores facite ut pateant, removete moram; Wie's schicklich, liebt sie ihren Mann, ersehnt ihn heiß. Pinacium, Nun los nach Wunsch, lauf, wie du magst, bekümmere um 285 keinen dich, 285 Mit Ellenbogen stoß ihn aus dem Weg und schaff dir freie Bahn; Und steht ein König dir im Weg, dann stoß den König selber um. Gel. (ßr sicn) Weshalb denn wohl Pinacium 288a So gut gelaunt und ausgelassen läuft daher? 288a Er trägt da Angelrute, Korb und Angelhaken in der Hand. 290 Pin. (bleibt stehen, weiter ßr sich) Doch richtiger wär's am End, glaub ich, die Herrin nahte bittend mir 290 Und schickte mir Gesandte, Goldgeschenke und ein Viergespann, So dass ich fahr; ich kann doch nicht zu Fuß gehn. Also kehr 295 ich um. (Wendet sich in Richtung Hafen.) Dass man mich aufsucht und mich bittet, das halt ich für angebracht. Man denkt vielleicht, Lappalien sind es und ein Nichts, was ich jetzt weiß? Ein solches Glück trag ich vom Hafen, bring so große Freude mit, 295 300 Die Herrin selbst, erführ sie's nicht, möcht's von den Göttern kaum erflehn! Das sollt ich ohne weitres melden? Nein, das ist nicht Mannes Amt. Da scheint mir meiner Botschaft angemessener doch dies zu sein: 305 Sie komme her, sie bitte mich, die Botschaft mitzuteilen ihr; Dem glücklichen Ereignis steht mein Hochmut an. 300 Doch wenn ich's überleg, wie kann sie wissen denn, dass ich dies weiß? Ich kann nicht umhin zurückzugehn, zu reden, zu erzählen, Der Herrin Leid zu tilgen, die Verdienste meines Ahnenstamms Zu mehren und die Herrin zu erhöhn durch unverhofftes Glück. Talthubius' Taten stech ich aus und blick auf alle Boten herab; 305 Zugleich üb ich im Lauf mich für die Spiele von Olympia. (Kehrt wiederum um und kommt zu Epignomus' Haus.) Allein, die Strecke ist schon aus: sie ist zu kurz zum Lauf; wie schad! Was heißt denn das? Ich seh, die Tür ist zu. Ich geh und klopfe an. (Klopft) Macht auf und beeilt euch, weit offen lasst stehn die Türe, vermeidet Verzögerung; 34 Stichus Stichus 35 nimis haec res sine cura geritur. vide quam dudum hie asto et pulto. 3io somnone operam datis? experiar, fores an cubiti ac pedes plus valeant. nimis vellem hae fores erum fugissent, ea causa ut haberent manum; defessus sum pultando. hoc postremumst. vae vobis. Gel. Ibo atque hunc compellabo. 315 salvos sis. Pin. Et tu salve. Gel. Iam tu piscator factu's? Pin. Quam pridem non edisti? Gel. Unde is? quid fers? quid festinas? PlN- Tua quod nil refert, ne cures. 319-320 Gel. Quid istic inest? Pin. Quas tu edes colubras. Gel- Quid tarn iracundu's? PlN- Si in te pudor adsit, non me appelles. Gel. Possum scire ex te verum? Pin. Potes: hodie non cenabis. 324-325 310 315 Gar zu nachlässig wird diese Sache besorgt. Nun sieh doch, wie lang ich hier steh schon und klopf! Gebt dem Schlaf ihr euch hin denn? Jetzt prüf ich, ob Tür oder Füße und Ellbogen stärker sind. (Klopft und tritt heftig gegen die Tür.) Ich wünscht, diese Tür war entflohn ihrem Herrn wie ein Sklave, dass tüchtig sie Prügel bezieht! Erschöpft bin ich vom Klopfen. Diesen letzten Schlag noch. Warte! (Klopft nochmals kräftig.) Gel. (für sich) Jetzt geh ich hin und Sprech ihn. (Laut) Sei mir gegrüßt! pIN Du gleichfalls! Gel. Bist Fischer du geworden? Pin. Wie lang hast du nichts gegessen? Gel. Woher kommst du? Was bringst du? Was eilst du? Pinp Um das, was dich nichts angeht, kümmre dich nicht. 319-320 Gel. Was ist in dem Korb drin? Pm. Schlangen für dich zum Essen. Gel. Warum denn so bös? Pin. Hättst Du Anstand, du würdest mich nicht fragen. Gel. Darf wissen von dir ich die Wahrheit? Pin. Du darfst: heute gibt's nichts zu essen. 324-325 Pan. Gel. Pan. Gel. Pin. 11,2 Panegyris, Gelasimus, Pinacium Quisnam, opsecro, has frangit fores? ubi est? tun haec facis? tun mihi hue hostis venis? Salve, tuo arcessitu venio hue. Ean gratia fores effringis? Tuos inclama, tui delinquont: ego quid me velles visebam; nam me quidem harum miserebat. Ergo auxilium propere latumst. 326a Pan. Gel. Pan. Gel. Pin. 11,2 Panegyris, Gei.asimus, Pinacium (Panegyris tritt heraus, Pinacium steht etwas beiseite.) (Gesungen.) Wer zerschlägt denn die Tür hier, wo ist der Kerl? (Zu Gelasimus) Bist du es gewesen? Kommst du mir als Feind? Sei gegrüßt mir, auf deinen Ruf komm ich her. Und deshalb zerschlägst du die Tür mir? Deine eigenen Leute schilt, die tun's; ich wollt sehen nur, was du wohl wünschst von mir; Denn ich hatte Mitleid mit dieser Tür. Drum kam ja so schleunig auch Hilfe. 326a 36 Stichus Stichus 37 Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Gel. Pan. Pin. Pan. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Quisnam hie loquitur tam prope nos? Pinacium. Ubi is est? 3301 Respice ad me et relinque egentem parasitům, Panegyris. Pinacium. Istuc indiderunt nomen maiores mihi. Quid agis? Quid agam rogitas? Quidni rogitem? Quid mecum est tibi? Mein fastidis, propudiose? eloquere propere, Pinacium. lube me omittere igitur hos, qui retinent. Qui retinent? Rogas? 335 I omnia membra lassitudo mihi tenet - Linguam quidem sat scio tibi non tenere. Ita celeri curriculo fui propere a portu, tui honoris causa. Ecquid adportas boni? Nimio insperata multo tanto plus quam speras. Salva sum. At ego perii, quoi medullam lassitudo perbibit. 340 Quid ego, quoi misero medullam ventris percepit fames. Ecquem convenisti? Multos. At virum? Equidem plurimos: verum ex multis nequiorem nullum quam hic est. Quo modo? iam dudum ego istum patior dicere iniuste mihi, praeterhac si me inritassis - Edepol essuries male. 345 Animum inducam, ut istuc verum te elocutum esse arbitrer. Munditias volo fieri, ecferte hue scopas simulque harundinem, ut operam omnem araneorum perdam et texturám improbem Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Pan. Pin. Gel. Pan. Pin. Pan. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Wer redet so nah hier bei uns denn? Pinacium. Wo ist denn der? 330 (Sprechvers.) Blick zu mir und lass den Bettelparasiten, Panegyris. Ah, Pinacium! (sehr blasiert) Diesen Namen gaben meine Vorfahren mir. Nun, wie geht's? Wie's geht, fragst du? Warum nicht? Was hab ich mit dir? Wie herablassend, frecher Kerl, du? Sprich doch schon, Pinacium. Lass erst loslassen, die mich hemmen hier. Wer hemmt dich denn? Du fragst? 335 Alle Glieder hemmt Erschöpfung - Deine Zunge jedenfalls, Weiß ich sicher, hemmt sie nicht. So bin ich her in schnellem Lauf Rasch gerannt vom Hafen deinetwegen. Bringst du Gutes mit? Unverhofftes, so viel Größres, als du hoffst. Das ist mein Glück! Aber mein Verderben, da Erschöpfung mir das Mark aussaugt! 340 (beiseite) Doch ich Armer erst, dem Hunger hat das Magenmark verzehrt! Hast du wen getroffen? Viele. Einen Mann? Sehr viele, ja: Aber von den vielen keinen Taugenichts wie den da. Wie? Schon zu lange muss ich dulden, dass mich dieser Kerl beschimpft. Wenn du mich noch weiter reizt - So hungerst du ganz jämmerlich. 345 Ich bin wohl geneigt zu glauben, es ist wahr, was du da sagst. Hausputz wünsch ich. - (Ruft Sklaven im Haus) Bringt mir Reisigbesen und den Stielwisch her, Dass das Werk der Spinnen ich zerstör, beseitige ihr Geweb 38 Stichus Stichus 39 deiciamque eorum omnis telas. Gel. Miseri algebunt postea. Pin. Quid? illos itidemne esse censes quasi te, cum veste unica? 350 cape illas scopas. Gel. Capiam. Pin. Hoc egomet, tu hoc convene. Gel. Ego fecero. Pin. Ecquis hue effert nassiternam cum aqua? Gel. Sine suffragio populi tamen aedilitatem hie quidem gerit. Pin. Age tu ocius t pinge, humum consperge ante aedis. Gel. Faciam. Pin. Factum oportuit. ego hinc araneas de foribus deiciam et de pariete. 355 Gel. Edepol rem negotiosam. Pan. Quid sit, nil etiam scio, nisi forte hospites venturi sunt. Pin. lectos sternite. Gel. Principium placet de lectis. Pin. Alii ligna caedite, alii piscis depurgate, quos piscatu rettuli, pernam et glandium deicite. Gel. Hie hercle homo nimium sapit. 360 Pan. Non ecastor, ut ego opinor, satis erae morem geris. Pin. Immo res omnis relictas habeo prae quod tu velis. Pan. Turn tu igitur, qua causa missus es ad portum, id expedi. Pin. Dicam. postquam me misisti ad portum, cum luci simul, commodum radiosus sese sol superabat ex mari. 365 dum percontor portitores, ecquae navis venerit ex Asia, negant venisse, conspicatus sum interim cercurum, quo ego me maiorem non vidisse censeo. in portum vento secundo, velo passo pervenit. alius alium percontamur: quoiast navis? quid vehit? 370 interibi Epignomum conspicio tuom virum et servom Stichum. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pan. Pin. Gel. Pin. Gel. Pan. Pin. Pan. Pin. Und zerreiß all ihre Fäden! Doch die Armen frieren dann. Wie? Glaubst du, die haben wie du selber nur ein einzig Kleid? 350 (Sklave bringt Besen und Spinnenwedel.) Nimm den Besen da. Ich nehm ihn. Kehr du dort, ich hier. Ich tu's. Bringt mir einer einen Eimer Wasser her? Ganz ohne Wahl Durch das Volk versieht der trotzdem das Ädilenamt. (Sklave bringt einen Eimer mit Wasser.) Auf, rasch, Gieß (?), den Boden sprenge vor dem Haus. Ich tu's. Wär's fertig schon! Ich will hier die Spinnen kehren von der Tür und von der Wand. 355 Pollux, welche Heidenarbeit! (für sich) Was das soll, versteh ich nicht, Falls nicht etwa Gäste kommen. (zu Sklaven) Breitet ihr Sitzpolster aus. (beiseite) Polster: der Beginn gefällt mir schon. Die einen spalten Holz, Und ihr andern nehmt die Fische aus, die ich vom Angeln bring. (Reicht seinen Korb) Und holt Schinken und Filet. (beiseite) Beim Hercules, der hat Geschmack! 360 (zu Pinacium) Meiner Treu, du respektierst, scheint's, deine Herrin nicht genug. Nicht doch, alles habe ich hintangestellt für deinen Wunsch. Dann gib mir Bericht, weswegen ich zum Hafen dich geschickt. Hör. Nachdem mit Tagesanbruch du zum Hafen mich geschickt, Da erhob sich strahlend just die Sonne aus dem Meer empor. 365 Während ich die Zöllner frage, ob ein Schiff aus Asien Eingelaufen sei, und sie verneinen, da erblicke ich Unterdes ein Kaufschiff, größer, schätz ich, als ich's je gesehn. In den Hafen läuft's mit vollem Segel unter günst'gem Wind. Einer fragt den andern: „Wem gehört das Schiff? Was bringt es her?" 370 Da seh ich Epignomus, deinen Mann, und Stichus, seinen Knecht. 40 Stichus Stichus 41 Pan. Hem quid? Epignomum elocutu's? Pin. Tuom virum. Gel. Et vitam meam. Pin. Venit inquam. Pan. Turin ipsus ipsum vidisti? Pin. Lübens. argenti aurique advexit nimium. Gel. Nimis factum bene. hercle vero capiam scopas atque hoc convorram lubens. 3751 Pin. Lanam purpuramque multam. Gel. Est qui ventrem vestiam. Pin. Lectos eburatos, auratos. Gel. Accubabo regie. Pin. Tum Babylonica et peristroma tonsilia et tappetia advexit, nimium bonae rei. Gel. Hercle rem gestam bene. Pin. Poste, ut occepi narrare, fidicinas, tibicinas, 380 sambucas advexit secum forma eximia. Gel, Eugepae, quando adbibero, adludiabo: tum sum ridiculissumus. Pin. Poste unguenta multigenerum multa. Gel. Non vendo logos. iam non facio auctionem, mi optigit hereditas: malivoli, perquisitores auctionum, perierint. 385 I Hercules, decumam esse adauctam tibi quam vovi gratulor. spes est, tandem aliquando inportunam exigere ex utero famem. Pin. Poste autem advexit parasitos secum. Gel. Ei, perii miser. Pin. Ridiculissumos. Gel. Revorram hercle hoc quod converri modo. Pan. Vidistin virum sororis Pamphilum? Pin. Non. Pan. Nonadest? 390 I Pin. Immo venisse eum simitu aiebat ille: ego hue citus praecucurri, ut nuntiarem nuntium exoptabilem. Gel. Venales logi sunt illi, quos negabam vendere. Pan. Pin. Gel. Pin. Pan. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pin. Gel. Pan. Pin. Pan. Pin. Gel, Wie, Epignomus sagst du? Ja, deinen Mann. (beiseite) Mein Leben schier! Angekommen ist er, sag ich. Sahst du selbst ihn? Ja - und gern. Gold- und Silberschätze hat er mitgebracht - (beiseite) Das lob ich mir. Da nehm ich wahrhaftig gern den Besen her und kehre aus. 375 Wolle und auch Purpur reichlich - (beiseite) Da kriegt auch mein Bauch ein Kleid. Diwane, elfenbein- und goldverziert - (beiseite) Da nehm ich fürstlich Platz. Babylonische Gewebe, feine Decken, Tapisserien Bracht er mit sich, lauter Gutes. (beiseite) Hercules, was für ein Glück! Dann, um fortzufahren, Zither-, Flötenspielerinnen und 380 Harfnerinnen hat er mitgebracht von größter Schönheit. (beiseite) Fein! Nach dem Trinken amüsier ich mich: dann lacht Gelasimus. Weiter allerlei Salben - (beiseite) Ich verkaufe keine Witze mehr; Ich halt keine Auktion mehr, denn mir fiel ein Erbe zu: Und die schadenfrohen Auktionsjäger müssen leer ausgehn. 385 Hercules, Glückwunsch zum vermehrten Zehnten, den ich dir gelobt! Hoffnung gibt's am End, den läst'gen Hunger zu treiben aus dem Leib. Dann auch hat er Parasiten mitgebracht - (beiseite) Ich bin des Tods! Höchst amüsante. (beiseite) Potz, ich feg zurück, was ich just hab gekehrt! Sahst du meiner Schwester Mann auch, Pamphilus? Nein. Kam er nicht? 390 Wohl, auch er sei mitgekommen, sagt dein Mann; ich bin hierher Rasch vorausgeeilt, zu melden die erwünschte Botschaft dir. (beiseite) Zum Verkauf stehn nun die Witze, die ich nicht verkaufen wollt. 42 Stichus Stichus 43 Pan. Gel. Pan. Gel. ilicet, iam meo malost quod malevolentes gaudeant. Hercules, qui deus sis, sane discessisti non bene, ľ intro, Pinacium, iube famulos rem divinám mi apparent, bene vale. Vin administrem? Sat servorum habeo domi. -Enim vero, Gelasime, opinor provenisti futtile, si neque ille adest neque hie, qui venit, quicquam subvenit. ibo intro ad libros et discam de dictis melioribus; nam ni illos homines expello, ego occidi planissume. - 395 400 PAN. Gel. Pan. Gel. Aus! Nun können die Schadenfrohen doch sich meines Schadens freun. Hercules, ein Gott zwar bist du, doch du kommst nicht gut davon. Geh hinein, Pinacium, lass die Diener rüsten ein Opferfest. - {Pinacium geht im Haus) {Zu Gelasimus) Du leb wohl. Soll ich nicht helfen? Sklaven hab ich selbst genug. {Ab ins Haus.) In der Tat, Gelasimus, aufgetreten bist du wohl umsonst, Wenn nicht jener da ist und nicht der, der kommt, dir Hilfe bringt. Jetzt geh ich zu meinen Büchern, lerne bessere Witze noch; Denn schlag ich nicht die Rivalen aus dem Feld, ist's aus mit mir. {Ab in Richtung Marktplatz, wo seine Wohnung ist.) 395 400 111,1 111,1 Epignomus, Stichus Epi. Quom bene re gesta salvos convortor domum, Neptuno grates habeo et Tempestatibus; simul Mercurio, qui me in mereimoniis iuvit lucrisque quadruplieavit rem meam. 405 olim quos abiens adfeci aegrimonia, eos nunc laetantis faciam adventu meo. nam iam Antiphonem conveni adfinem meum cumque eo reveni ex inimicitia in gratiam. videte, quaeso, quid potest pecunia: 410 quoniam bene gesta re rediisse me videt magnasque adportavisse divitias domum, sine advocatis ibidem in cercuro in stega in amicitiam atque in gratiam convortimus. et is hodie apud me cenat et frater meus; 415 nam heri ambo in uno portu fuimus, sed mea hodie solutast navis aliquanto prius, age abduce hasce intro, quas mecum adduxi, Stiche. Stí. Ere, si ego taceam seu loquar, scio scire te quam multas tecum miserias muleaverim. 420 nunc hunc diem unum ex Ulis multis miseriis Epignomus, Stichus {Epignomus kommt mit seinem Sklaven Stichus vom Hafen her, gefolgt von Gepäckträgern und Sklavinnen) Epi. Da ich nach wohlverrichtetem Geschäft gesund Kehr heim, sag ich Neptunus und den Stürmen Dank; Und auch Mercurius, der mir beim Handel half Und mein Vermögen durch Gewinn vervierfacht hat! 405 Die ich durch meine Reise einst mit Gram erfüllte, Die mach ich jetzt durch meine Heimkunft wieder froh. Ich hab schon meinen Schwiegervater Antipho Getroffen und nach dem Groll mich mit ihm ausgesöhnt. Seht nur, was doch das Geld vermag: da er nun sieht, 410 Wie wohlverrichteten Geschäfts ich kehr zurück Und großen Reichtum mit nach Hause bring, da sind Wir ohne Schlichter auf der Stelle an Bord des Schiffs Zur Freundschaft und zur Einigkeit zurückgekehrt. Und heute speist bei mir er und mein Bruder auch; 415 Denn gestern lagen wir in einem Hafen noch, Doch heut hat mein Schiff etwas früher abgelegt. - Nun, Stichus, führe diese Mädchen hier ins Haus. Sti. Herr, ob ich rede oder schweig, ich weiß, du weißt, Wie viele Leiden ich mit dir erduldet hab. 420 Nun möcht ich diesen Tag nach all dem Leid 44 Stichus Stichus 45 Epi. Sti. Epi. Sti. Epi. Sti. Epi. Sti. Epi. Sti. Epi. Sti. volo me eleutheria capere advenientem domum. Et ius et aequom postulas: sumas, Stiche. in hunc diem te nil moror; abi quo lubet. cadum tibi veteris vini propino. Papae, 425 ducam hodie amicam. Vel decern, dum de tuo. Quid? hoc etiam unum? Quid id autem unumst? expedi. Ad cenam ibone? Si vocatu's, censeo. Sic hoc placet; rogatu necne, nil moror. Ubi cenas hodie? Sic hanc rationem institi: amicam ego habeo Stephanium hinc ex proxumo, tui fratris ancillam: eo condixi in symbolam ad cenam, ad eius conservom Sangarinum Syrum. eademst arnica ambobus, rivales sumus. Age abduce hasce intro. hunc tibi dedo diem. Meam culpam habeto, nisi probe excruciavero. iam herds ego per hortum ad amicam transibo meam mi hanc occupatum noctem; eadem symbolam dabo et iubebo ad Sangarinum cenam coqui. aut egomet ibo atque opsonabo opsonium. 440 Sangarinus scio iam hie aderit cum domino suo, servos homo, qui nisi temped ad cenam meat, advorsitores pol cum verberibus decet dari, uti eum verberabundi adducant domum. parata res faciam ut sit. egomet me moror. 445 atque id ne vos miremini, hominis servolos potare, amare atque ad cenam condicere: licet haec Athenis nobis, sed quom cogito, potius quam invidiam inveniam, est etiam hie ostium aliud posticum nostrarum harunc aedium: 450 [posticam partem magis utuntur aedium] 450a ea ibo opsonatum, eadem referam opsonium: 430 435 Epi- Sti. Epi-Sti. En-Sti. Epi. Sti. Epi. Sti. Epi. Sti. Als Freiheitsfest begehn zu meiner Heimkunft hier. Dein Wunsch ist recht und billig: nimm den Tag, Stichus. Ich will dich heut nicht halten; geh, wohin du magst. Voll alten Weins schenk ich dir einen Krug. Au, fein! 425 Heut hol ich meine Freundin. Auch zehn, wenn du's bezahlst. Doch noch dies eine? Und was war dies eine, sag? Geh ich auch speisen? Ja, wenn du geladen bist. So ist's schon recht; geladen oder nicht, mir gleich. Wo speist du heut denn? So hab ich es mir gedacht: 430 Ich hab hier nebenan 'ne Freundin, Stephanium, Magd deines Bruders: dort bin zum Gemeinschaftsmahl Ich angesagt bei ihrem Mitsklaven Sangarinus. Sie ist uns beiden Freundin, Rivalen sind wir uns. Bring hier ins Haus die Mädchen. Frei hast du den Tag. 435 Gib mir die Schuld, krieg ich den Tag nicht kurz und klein. - (Epignomus mit Gepäckträgem ins Haus.) Gleich will ich durch den Garten gehn zu meinem Schatz, Die Nacht zu reservieren, geb gleich meinen Beitrag Und lass ein Essen kochen bei Sangarinus. Oder besser geh ich selbst und kauf die Speisen ein. 440 Sangarinus ist gewiss gleich hier mit seinem Herrn; Ein rechter Sklave: kommt er zeitig nicht zum Mahl, Soll Abholer man mit Prügeln ihm entgegenschicken Und soll ihn unter Prügeln bringen her nach Haus. Ich sorg, dass alles fertig wird. Doch säume ich! 445 (Zum Publikum) Und dass ihr euch nicht wundert, dass wir Sklavenvolk Hier zechen, lieben und verabreden uns zum Schmaus: Das ist uns in Athen erlaubt. Doch recht bedacht, Eh ich hier Neid erreg: es gibt 'ne zweite Tür Noch auf der Hinterseite unsres Hauses hier, 450 [Den hintren Teil des Hauses nutzt man häufiger,] 450a Durch die geh ich zum Einkauf und bring her den Kauf: 46 Stichus Stichus 47 per hortum utroque commeatus continet. ite hac secundum vos me. ego nunc lacero diem. - 111,2 Gelasimus, Epignomus Gel. Libros inspexi; tarn confido quam potis, me meum optenturum regem ridiculis meis. 455 nunc interviso, iamne a portu advenerit, ut eum advenientem meis dictis deleniam. Epi. Hic quidem Gelasimus est parasitus, qui venit. Gel. Auspicio hodie optumo exivi foras: mustela murem abstulit praeter pedes; 460 cum strena obscaevavit; spectatum hoc mihist. nam ut illa vitam repperit hodie sibi, item me spero facturum: augurium hac facit. Epignomus hic quidemst qui astat. ibo atque adloquar. Epignome, ut ego nunc te conspicio libens, 465 ut prae laetitia lacrimae prosiliunt mihi. valuistin usque? Epi. Sustentatumst sedulo. Gel. Propino tibi salutem plenis faucibus. Epi. Bene atque amice dicis. di dent quae velis. Gel. Cenám illi apud me, quoniam salvos advenis. 470-471 Epi. Locatast opera nunc quidem; tam gratiast. Gel. Promitte. Epi. Certumst. Gel. Sic face inquam. Epi. Čerta res. Gel. Lubente me hercle facies. Epi. Idem ego istuc scio. quando usus veniet, fiet. Gel. Nunc ergo usus est. 475 Im Garten führt ein Gang zu beiden Häusern hin. -(Zu den Sklavinnen) Folgt mir hinein jetzt. Ich verjuble diesen Tag. {Führt die Mädchen ins Haus des Epignomus.) 111,2 Gelasimus, Epignomus (Gelasimus kommt vom Markt zurück im Selbstgespräch, während Epignomus aus seinem Hause tritt.) Gel. Die Bücher hab ich konsultiert; ich trau darauf, Mit meinen Witzen halt ich meines Königs Gunst. 455 Jetzt seh ich nach, ob er vom Hafen hier schon ist, Um bei der Ankunft ihn mit Spaßen zu erfreun, Epi. Ah, da kommt ja Gelasimus, der Parasit. Gel. Heut ging ich unter bestem Omen aus dem Haus: Ein Wiesel fing vor meinen Füßen eine Maus; 460 Mit gutem Zeichen winkt' es, das hab ich erkannt; Denn wie das Wiesel Nahrung heut gefunden hat, So hoff ich's auch für mich: das Omen spricht dafür. (Bemerkt Epignomus) Da steht Epignomus ja. Ich geh und Sprech ihn an. -Epignomus, wie ich mich freu nun, dich zu sehn! 465 Wie mir vor Freude Tränen fließen aus dem Aug! Warst du wohlauf stets? Epi. Man hat sich gehalten brav. Gel. Da trinke ich aus voller Kehle Glück dir zu. Epi. Du bist sehr freundlich. Geben die Götter, was du wünschst. Gel. Ein Mahl - für dich bei mir, da heil du kommst zurück. 470-471 Epi. Ich habe selbst schon disponiert; doch vielen Dank. Gel. Sag zu. Epi. Es steht schon fest. Gel. Tu's, sag ich. Epi. Schon ganz fest. Gel. Ich würd mich riesig drüber freun. Epi. Das weiß ich wohl. Wenn's einmal passt, dann werd ich's tun. Gel. Jetzt passt es doch. 475 48 Stichus Stichus 49 Epi. Non edepol possum. Gel. Quid gravare? censeas. nescio quid vero habeo in mundo. Epi. I modo, alium convivam quaerito tibi in hunc diem. Gel. Quin tu promittis? Epi. Non graver, si possiem. Gel. Unum quidem hercle certo promitto tibi: libens accipiam certo, si promiseris. Epi. Valeas. Gel. Certumnest? Epi. Certum. cenabo domi. Gel. Sed - quoniam nil processit hac, ego ivero apertiore magis via; ita plane loquar: quando quidem tu ad me non vis promittere vin ad te ad cenam veniam? Epi. Si possim, velim; verum hie apud me cenant alieni novem. Gel. Hau postulo equidem med in lecto accumbere: scis tu me esse unisubselli virum. Epi. At ei oratores sunt popli, summi viri; Ambracia veniunt hue legati publice. Gel. Ergo oratores populi, summates viri, summi accubent, ego infimatis infimus, Epi. Haud aequomst te inter oratores accipi. Gel. Equidem hercle orator sum, sed procedit parum. Epi. Cras de reliquiis nos volo. multum vale. -Gel. Peru hercle vero plane, nihil obnoxie. uno Gelasimo minus est quam dudum fuit. certumst mustelae posthac numquam credere, nam incertiorem nullam novi bestiam; quaen eapse deciens in die mutat locum, ea ego auspicavi in re capitali mea? certumst amicos convocare, ut consulam qua lege nunc med essurire oporteat. 482 484 485 483 490 495 500 Efi-Gel. Eh. Gel. Epi- Gel. Epi-Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. ■Gel. ' Epi. Gel. Epi. Gel. Ich kann doch nicht. Warum verweigerst du's? Stimm zu. Ich hab schon irgendetwas noch im Haus. Geh nur Und such dir einen andern Gast für diesen Tag. Sag zu. Ich würde mich nicht weigern, wenn ich könnt. Eins jedenfalls versichre ich dir ganz gewiss: Erfreut, gewiss, nehm ich es an, sagst du mir zu. Leb wohl. Du bist entschlossen? Ja, ich speis zu Haus. (für sich) Da es auf diesem Weg nicht vorwärts geht, will ich Den offneren Weg beschreiten und sag's rund heraus. (Laut) Da du der Einladung zu mir nicht folgen willst, Soll ich zu dir zum Essen kommen? Wenn's ginge, gern; Es speisen aber schon neun andere bei mir. Ich fordre ja für mich nicht auf dem Diwan Platz: Du weißt, ich bin ein Mann, gewöhnt an eine Bank. Es sind doch Staatsredner, Männer allerhöchsten Rangs; Sie kommen aus Ambracia offiziell hierher. So nehmen denn die Redner, Männer höchsten Rangs, Doch oben Platz, ich als der Niederste untenan. Es passt nicht, dass ich unter Rednern dich empfang. (beiseite) Auch ich bin ja ein Redner, aber ohne Erfolg. Wir wollen morgen von den Resten essen. Leb wohl! (Ab ins Haus.) Ich bin total vernichtet ohne meine Schuld! Es gibt nun einen Gelasimus weniger als zuvor. Fest steht, ich werde nie mehr einem Wiesel traun; Denn unverlässlicher als dies kenn ich kein Tier. Ein Tier, das wechselt wohl zehnmal am Tag den Platz, Nahm ich zum Omen, wo es um mein Leben ging? Nun heißt's die Freunde einberufen, um sie zu Befragen, welcherart ich nunmehr - hungern soll. (Ab zum Markt.) 480 482 484 485 483 490 495 500 50 Stichus Stichus 51 pps. Ant. IV, 1 Antipho, Pamphilippus, Epignomus Ant. Ita me di bene ament measque mihi bene servassint filias, ut mihi volup est, Pamphilippe, quia vos in patriam domum rediisse video bene gesta re ambos, te et fratrem tuom. Satis abs te accipiam, nisi videam mihi te amicum esse, Antipho; nunc quia te amicum mihi experior esse, credetur tibi. Vocem ego te ad me ad cenám, fráter tuos ni dixisset mihi, te apud se cenaturum esse hodie, quom me ad se ad cenám vocat. et magis par fuerat me vobis dare cenám advenientibus, quam me ad illum promittere, nisi nollem ei advorsarier. nunc me gratiam abs te inire verbis nil desidero: cras apud me eritis et tu et ille cum vostris uxoribus. At apud me perendie. nam ille heri me iam vocaverat in hunc diem. sed satin ego tecum pacificatus sum, Antipho? Quando ita rem gessistis ut vos velle amicosque addecet, pax commersque est vobis mecum. nam hoc tu facito ut cogites: ut cuique homini res paratast, perinde amicis utitur: si res firma, firmi amici sunt; sin res laxe labat, itidem amici conlabascunt: res amicos invenit. Iam redeo. nimiast voluptas, ubi diu afueris domo, domum ubi redieris, si tibi nullast aegritudo animo obviam. nam ita me absente familiarem rem uxor curavit meam, omnium me exilem atque inanem fecit aegritudinum. sed eccum fratrem Pamphilippum, incedit cum socero suo. Pps, Ant. Epi. 510 515 520 525 ANT. ?ps. ANT. pps. Ant. Epi. IV, 1 Antipho, Pamphilippus, Epignomus (Vom Hafen her kommt Antipho mit Pamphilippus, der nach seinem Bruder dort mit dem Schiff angelangt ist.) Wie die Götter schützen mögen mich und meiner Töchter Glück, So erfreut's mich, Pamphilippus, dass ich euch zur Vaterstadt Heimgekehrt seh wohlverrichteter Dinge, deinen Bruder und dich. Schriftlich wünscht ich das, wenn ich dich nicht als Freund sah, Antipho; Nun, da deine Freundschaft ich erfahre, schenk ich Glauben dir. Gern lud ich zum Mahl dich ein, hätt mir dein Bruder nicht gesagt, Du würdst bei ihm speisen heute, und er lud mich auch dazu. Zwar wär's schicklicher gewesen, ich gab euch den Willkommsschmaus, Als ihm zuzusagen, doch ich wollt ihm den Gefallen tun. Nun will ich nicht bloß mit Worten mir erwerben deine Gunst: Morgen werdet ihr bei mir sein, du und er und eure Fraun. Und bei mir dann übermorgen. Denn er hatte gestern schon Mich für heut geladen. Doch sind wir versöhnt auch, Antipho? Da ihr euch bewährt habt, wie's die Freunde und ihr wünschen dürft, Habt ihr mit mir Frieden und Eintracht. Denn du musst beherzigen: Je nachdem wie man Vermögen hat, so hat man Freunde auch: Ist's Vermögen fest, sind fest die Freunde; wenn 's Vermögen schwankt, Werden ebenso die Freunde schwankend. Freundschaft folgt dem Geld. (tritt aus seinem Haus; zuerst ins Haus sprechend, dann für sich) Gleich kehr ich zurück. - Wie schön doch, wenn man lang auf Reisen war Und wenn bei der Heimkehr keine Kümmernis das Herz beschwert. So hat während meines Fernseins meine Frau das Haus geführt, Aller Kümmernisse frei und ledig hat sie mich gemacht. -Aber sieh, da kommt mein Bruder mit dem Schwiegervater her. 505 510 515 520 525 52 Stichus Stichus 53 pps. Epi. Pps. Epi. Ant. Epi. Pps. Epi. Pps. Epi. Pps. Ant. Pps. Ant. Epi. Ant. Epi. Ant. Epi. Ant. Epi. Ant. Epi. Ant. Quid agitur, Epignome? Quid tu? quam dudum in portum venis? Hau longissume postilla. Iam iste est tranquillus tibi? Magis quam mare quo ambo estis vecti. Facis ut alias res soles. 530 hodiene exoneramus navem, frater? Clementer volo. nos potius oneremus nosmet vicissatim voluptatibus. quam mox coctast cena? inpransus ego sum. Abi intro ad me et lava. Deos salutatum atque uxorem modo intro devortor domum; haec si ita ut volo conficio, continuo ad te transeo. 535 Apud nos eccillam festinat cum sorore uxor tua. Optumest, iam istoc morai minus erit. iam ego apud te ero. Prius quam abis, praesente ted huic apologum agere unum volo. Maxume. Fuit olim, quasi ego sum, senex; ei filiae duae erant, quasi nunc meae sunt; eae erant duobus nuptae fratribus, 540 quasi nunc meae sunt vobis. Miror quo evasurust apologus. Erant minori illi adulescenti fidicina et tibicina, peregre advexerat, quasi nunc tu; sed ille erat caeleps senex, quasi ego nunc sum. Perge porro. praesens hie quidem est apologus. Deinde senex ille illi dixit, cuius erat tibicina, 545 quasi ego nunc tibi dico: Ausculto atque animum advorto sedulo. 'Ego tibi meam filiam, bene quicum cubitares, dedi: nunc mihi reddi ego aequom esse abs te quicum cubitem censco.' Quis istuc dicit? an ille quasi tu? Quasi ego nunc dico tibi. Tmmo duas dabo,' inquit ille adulescens 'una si parumst; 550 et si duarum paenitebit,' inquit 'addentur duae.' Quis istuc quaeso? an ille quasi ego? Is ipse quasi tu. senex pps. en Pps. Epi- ant. Epi- pps- Epi-Pps. Epi-Pps. Ant. Pps. Ant. Epi. Ant. Epi. Ant. Epi. Ant. Epi. Ant. Epi. Ant. He, wie geht's, Epignomus? Wie dir? Wie lang bist du an Land? Nicht sehr lange später. (weist zu Antipho) Zeigt sich dieser dir besänftigt schon. Sanfter als das Meer, das ihr befuhrt. Du bleibst der Alte stets. - 530 Laden wir das Schiff noch heut aus, Bruder? Immer mit der Ruh. Laden wir im Gegenteil doch lieber uns mit Freuden voll! Ist der Schmaus bald gar? Bin hungrig. Geh zu mir und bade schon. Erst will ich nach Haus, die Götter zu begrüßen und meine Frau; Wenn ich das nach Wunsch getan hab, komm ich gleich zu dir ins Haus. 535 Hier bei uns ist deine Frau geschäftig mit der Schwester doch. Bestens, so wird's desto schneller gehn. Gleich bin ich dann bei dir. Eh du gehst, möcht ich im Beisein eine Fabel ihm erzähl'n. Gern. Es war einmal ein Alter, so wie ich, der hatte zwei Töchter, so wie meine; mit zwei Brüdern wurden sie vermählt, 540 So wie meine jetzt mit euch. Wohin wohl diese Fabel zielt? Und der Jüngere hatt 'ne Lauten- und 'ne Flötenspielerin, Von der Reise mitgebracht, wie du jetzt; aber ehelos War der Alte, so wie ich. Fahr fort. Die Fabel trifft ja zu. Sprach der Alte zu demselben, der die Flötenspielerin 545 Hatte, so wie ich zu dir - Ich hör und merke auf mit Fleiß. „Ich gab meine Tochter dir, um angenehm bei ihr zu ruhn: Nun halt ich dafür, dass du mir eine gibst, bei der ich ruh." Wer sagt das? Der gleichsam du ist? So wie ich es dir jetzt sag. „Zwei geb ich dir," sprach der Jüngling, „falls dir eine nicht genügt; 550 Und wenn dir auch zwei nicht recht sind," sprach er, „geb ich weitre zwei." Wer sagt das? Der gleichsam ich ist? Eben der. Der Alte drauf, 54 En. Ant. Epi. Ant. pps. Epi. Pps. Epi. Pps. Epi. Pps. Epi. Pps. Epi. Stichus ille quasi ego: 'si vis,' inquit 'quattuor sane dato, dum equidem hercle quod edint addas, meum ne contruncent cibum.' Videlicet parcum ilium fuisse senem, qui esse ducit pro adulescentulo. dabitur homini arnica, noctu quae in lecto occentet senem; namque edepol aliud quidem illi quid arnica opus sit nescio. Sed quid agit parasitus noster Gelasimus? etiam válet? Vidi edepol hominem haud perdudum. Quid agit? Quod famelicus. Quin vocavisti hominem ad cenám? Ne quid adveniens perderem. atque eccum tibi lupům in sermone: praesens esuriens adest. Ludificemur hominem. Capti consili memorem mones. 555 560 565 570 575 Epi-Ant. Epi. ANT. Pps. Epi. Pps. Epi. Pps. Epi. Pps. Epi. Pps. Epi. Stichus 55 Gleichsam ich: „Wenn du es willst," sprach er, „so gib mir vier, nur gib Ihnen auch zu essen mit, dass sie nicht kauen meine Kost." Offensichtlich geizig war der Alte, der ihm das gesagt, 555 Da er dem, der ihm verspricht doch, auch die Kost noch abverlangt. Offensichtlich nicht gerecht war jener Jüngling, der sogleich, Als der Alte fordert, abschlug ihm auch nur ein Weizenkorn. Dabei war gerecht die Forderung des Alten, da er wollt Für die Mitgift der Tochter eine für die Flötenspielerin. 560 Nein, wahrhaftig, jener Jüngling hat sich äußerst klug gezeigt, Dass das Liebchen er dem Alten ohne Mitgift geben wollt. Freilich hätt der Alte gern, wenn's möglich war, auch Kost erlangt; Da's nicht anging, nahm er zur gebotenen Bedingung an. „Eingewilligt," sprach der Jüngling und der Alte: „vielen Dank. 565 Abgemacht?" Und jener sagte: „Ich erfülle deinen Wunsch." Doch ich geh hinein und wünsch den Töchtern zu eurer Heimkunft Glück. Dann geh ich, ein Bad zu nehmen, und pfleg meinen alten Leib. Nach dem Bad werd ich in Muße dann erwarten euch bei Tisch. {Ab.) Ein Filou, der Antipho! Wie schlau er diese Fabel spann! 570 Nun hält sich der alte Sünder gar auch noch für jugendlich. Er bekommt ein Liebchen, das ihm vorsingt nachts im Bett, dem Greis; Denn wozu der sonst ein Liebchen braucht, weiß ich wahrhaftig nicht. Doch was macht unser Parasit Gelasimus? Ist er wohlauf? Erst vor kurzem sah ich ihn. Wie geht's ihm? Hungerleiderlich. 575 Ludst du ihn zum Essen nicht? Ich wollt zur Ankunft nichts vertun. (Vom Markt her sieht man Gelasimus nahen.) Doch sieh da, wenn man vom Wolf spricht: da stellt er sich hungrig ein. Lass uns ihn zum Besten haben. Was ich vorhab, rätst du mir. 56 Stichus Stichus 57 IV, 2 Gelasimus, Pamfhilippus, Epignomus IV, 2 Gelasimus, Pamfhilippus, Epignomus Gel. Pps. Gel. Pps. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Pps. Gel. Pps, Gel. Pps. Gel. Sed ita ut occepi narrare vobis: quom hie non adfui, cum amicis deliberavi iam et cum cognatis meis. ^ ita mi auctores fuere, ut egomet me hodie iugularem fame, sed videone ego Pamphilippum cum fratre Epignomo? atque is est. adgrediar hominem. sperate Pamphilippe, o spes mea, o mea vita, o mea voluptas, salve, salvom gaudeo peregre te in patriam rediisse. Credo, salve, Gelasime. 585 Valuistin bene? Sustentatumst sedulo. Edepol gaudeo. edepol ne ego nunc mihi medimnum mille esse argenti velim. Quid eo tibi opust? Hunc hercle ad cenam ut vocem, te non vocem. Advorsum te fabulare. Illud quidem, ambos ut vocem; et equidem simitu hau maligne vos invitassem domum 590 ad me, sed mihi ipsi domi meae nihil est. atque hoc scitis vos. Edepol te vocem lubenter, si superfiat locus. Quin turn stans obstrusero aliquid strenue. Immo unum hoc potest. Quid? Ubi convivae abierint, turn venias. Vae aetati tuae. Vasa lautum, non ad cenam dico. Di te perduint. 595 quid ais, Pamphilippe? Ad cenam hercle alio promisi foras. Quid, foras? Foras hercle vero. Qui malum tibi lasso libet foris cenare? Utrum tu censes? Iuben domi cenam coqui gel- Pps. Gel. Pps. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Pps. Gel. Pps. Gel. Pps. Gel. {zum Publikum) Also, wie ich euch vorhin gesagt hab: während fort ich war, Hab ich mir bei meinen Freunden und Verwandten Rat geholt. 580 Und ihr Rat war der, mich selber umzubringen - durch Hunger heut. -Doch seh ich dort Pamphilippus mit Epignomus? Ja, er ist's. Hin zu ihm. - Ersehnter Pamphilippus, meine Hoffnung du, Du mein Leben, meine Freude, sei gegrüßt! Wie schön, dass heil Aus der Fremde du zurück bist! Glaub ich. Gruß, Gelasimus! 585 Warst du auch wohlauf? Man hat sich brav gehalten. Freut mich sehr. Pollux, hätte ich doch jetzt nur tausend Scheffel Silbergeld! Wozu das? Um ihn zum Essen einzuladen - dich aber nicht. Dir zum Schaden sagst du das. Vielmehr: ich lud euch beide ein; Und nicht knauserig hätt ich euch eingeladen in mein Haus, 590 Doch ich hab ja für mich selber nichts im Haus; ihr wisst es ja. Gern lud ich dich ein, bei Pollux, wenn ein Platz noch übrig war. Auch im Stehn will ich ja tüchtig stopfen. Nein, nur eines geht. Was denn? Wenn die Gäste fort sind, kannst du kommen - Wehe dir! Um Geschirr zu spülen, nicht zum Essen. Hol der Teufel dich! 595 Und du, Pamphilippus? Auswärts hab ich zugesagt zum Mahl. Was denn, auswärts? Auswärts, freilich. Wie, verdammt, magst du, erschöpft, Auswärts speisen? Was rätst du mir? Lass ein Essen dir zu Haus 58 Stichus Stichus 59 600 atque ad ilium renuntiari? Pps. Solus cenabo domi? Gel. Non enim solus: me vocato. Pps. At ille ne suscenseat, mea qui causa sumptum fecit. Gel. Facile excusari potest. mihi modo ausculta, iube cenam domi coqui. Epi. Non me quidem faciet auctore, hodie ut ilium decipiat. Gel. Non tu hinc abis? nisi me non perspicere censes quid agas. cave sis tu tibi, nam illic homo tuam hereditatem inhiat, quasi esuriens lupus. 605 non tu scis, quam efflictentur homines noctu hie in via? Pps. Tanto pluris qui defendant ire advorsum iussero. Epi. Non it, non it, quia tanto opere suades ne ebitat. Gel. lube domi mi tibique tuaeque uxori celeriter cenam coqui. si hercle faxis, non opinor dices deceptum fore. Pps. Per hanc tibi cenam incenato, Gelasime, esse hodie licet. Gel. Ibisne ad cenam foras? Pps. Apud fratrem ceno in proxumo. Gel. Certumnest? Pps. Certum. Gel. Edepol te hodie lapide percussum velim. Pps. Non metuo: per hortum transibo, non prodibo in publicum. Epi. Quid ais, Gelasime? Gel. Oratores tu accipis, habeas tibi. Epi. Tua pol refert. Gel. Enim, si quidem mea refert, opera utere. Epi. Posse edepol tibi opinor etiam uni locum condi pum ubi accubes. Pps. Sane faciundum censeo. Gel. O lux oppidi. Epi. Si arte poteris accubare. Gel. Vel inter cuneos ferreos; 610 615 pps. GEb. Pes. GEL. Epi. Gel. Pps. Epi. Gel. Pps. Gel. Pps. Gel. Pps. Gel. Pps. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Pps. Gel. Epi. Gel. Kochen und sag jenem ab. Und speise dann allein zu Haus? Nicht allein: lad mich doch ein. Doch jener möchte zürnen, der 600 [ Meinetwegen Aufwand machte. Leicht kann man's entschuldigen. ' Hör auf mich nur, lass zu Haus das Mahl bereiten. Ich möcht nicht Dazu raten, dass er jenem heut nicht Wort hält. Scher dich doch! Denkst du etwa, ich durchschaute nicht dein Spiel? (Zu Pamphilippus) Nimm dich in Acht: Denn der Kerl schnappt bloß nach deiner Erbschaft wie ein gieriger Wolf. 605 Weißt du nicht, wie leicht man Leute umbringt auf der Straße nachts? Desto mehr Begleiter muss ich kommen lassen zu meinem Schutz. Der geht sicher nicht, da du so sehr ihm nicht zu gehn rätst. Lass Mir und dir und deiner Frau zu Haus ein Essen kochen schnell. Wenn du's tust, beim Hercules, wirst du, glaub ich, nicht getäuscht dich sehn. 610 Bei dem Essen hier, Gelasimus, bleibst du heute ungespeist. So gehst du zum Essen aus? Zu meinem Bruder nebenan. Steht das fest? Ganz fest. Dass dich doch heut ein Stein zerschmettern soll! Das befürcht ich nicht: ich nehm den Gartenweg, die Straße nicht. Sag, Gelasimus - (beleidigt) Du bewirtest ja die Redner, behalt sie nur. 615 Doch dir liegt daran. Wenn wirklich mir dran liegt, so sprich, ich hör. Möglich, glaub ich, wär's, ein Einzelplätzchen, wo du sitzt, Dir zu richten. Wirklich sollt man's tun, denk ich. O Licht der Stadt! Wenn beengt du sitzen kannst. Oh, zwischen Eisenkeilen selbst: 620 625 60 Stichus tantillum loculi, ubi catellus cubet, id mi sat erit loci. Epi. Exorabo aliquo modo. veni. Gel. Hucine? Epi. Immo in carcerem; nam hie quidem genium meliorem tuom non fades, eamus, tu. Pps. Deos salutabo modo, poste ad te continuo transeo. -Gel. Quid igitur? Epi. Dixi equidem, in carcerem ires. Gel. Quin si iusseris, eo quoque ibo. Epi. Di immortales, hic quidem pol summam in erucem cena aut prandio perduci potest. Gel. Ita ingenium meumst: quicumvis depugno multo facilius quam cum fame. Epi. Dum parasitus mi atque frátri fuisti, rem confregimus. Gel. Non ego ista apud te. Epi. Satis spectatast mihi iam tua felicitas; nunc ego nolo ex Gelasimo mihi fieri te Catagelasimum. -Gel. Iamne abierunt? Gelasime, vide quid es capturus consili. egone? tune, mihine? tibine. viden ut annonast gravis? viden, benignitates hominum ut periere et prothymiae? viden ridiculos nihili fieri, atque ipsos parasitarier? numquam edepol me vivom quisquam in crastinum inspiciet diem; nam mihi iam intus potione iuncea onerabo gulam, neque ego hoc committam, ut me esse homines mortuom dicantfame.- 637-640 630 635 EP!- Gel. EPS- PPS. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Epi. Gel. Stichus 61 Solch ein winzig Plätzchen, wo ein Hündchen liegt, ist mir genug. 620 Irgendwie erbitt ich's schon. Komm. (deutet auf Epignomus' Haus) Dorthin? Nein, ins Kerkerloch; Hier gibt's nämlich nichts für deine Lebensgeister. (Zum Bruder) Gehen wir. Nur die Götter will ich grüßen, dann komm ich sogleich zu dir. (Pamphilippus ab in sein Haus.) (kläglich) Und was nun? Ich sagte doch, geh in den Kerker. Wenn du's willst, Geh ich dorthin auch. Ihr Götter, an den höchsten Galgen lässt 625 Der sich für ein Mahl oder Frühstück bringen! So ist meine Art: Mit jedwedem nehm ich leichter als dem Hunger auf den Kampf. Als du Parasit bei uns warst, haben wir uns ruiniert. Nein, das tat ich nicht bei dir! Genug erprobt ist mir dein Glück; Nicht will ich mich sehen müssen von Gelasimus ausgelacht. 630 (Epignomus ab in sein Haus.) Fort sind sie schon? Nun sieh zu, Gelasimus, welchen Plan du fasst. Ich? Ja, du. Für mich? Für dich. Siehst du, wie groß die Teuerung ist? Siehst du, wie den Menschen Güte und Edelmut verschwunden sind? Siehst du, wie der Spaßmacher nichts gilt und sie selbst Parasiten sind? Nimmer soll man mich, bei Pollux, morgen noch am Leben sehn; 635 Denn ich füll mir drinnen gleich die Kehl mit einem Schluck - aus Hanf, Und ich leid's nicht, dass man sagt, dass Hungers ich gestorben war! 637-640 (Ab in Richtung Markt.) San. Sti. San. Sil San. Sti. V,l Stichus Sti. More hoc fit, atque stulte mea sententia: si quem hominem exspectant, eum solent provisere; qui hercle illa causa ocius nihilo venit. idem ego nunc facio, qui proviso Sagarinum, qui nihilo citius veniet tarnen hac gratia. iam hercle ego decumbam solus, si ille hue non venit. cadum modo hinc a me hue cum vino transferairi, postidea accumbam. quasi nix tabescit dies. - V,2 Sangarinus, Stichus Salvete, Athenae, quae nutrices Graeciae, terra erilis patria, te video libens. sed amica mea et conserva quid agat Stephanium curaest, ut valeat. nam Sticho mandaveram, salutem ut nuntiaret atque ei ut diceret me hodie venturum, ut cenam coqueret temperi. sed Stichus est hic quidem. Fecisti, ere, facetias, quom hoc donavisti dono tuom servom Stichum. pro di immortales, quot ego voluptates fero, quot risiones, quot iocos, quot savia, saltationes, blanditias, prothymias. Stiche. Hern. Quid fit? Euge, Sangarine lepidissume. fero convivam Dionysum mihique et tibi, namque edepol cena cocta est, locus liber datust mihi et tibi apud vos (nam apud nos est convivium, Stichus 63 V, 1 Stichus (kommt aus dem Hause des Epignomus) Gebräuchlich ist's, doch töricht meiner Meinung nach, Nach jemandem, den man erwartet, auszuschaun; Der stellt wahrhaftig sich darum nicht rascher ein. So mach's auch ich jetzt, weil ich nach Sangarinus schau, Der deshalb doch durchaus nicht schneller kommen wird. Gleich geh ich schon allein zu Tisch, wenn er nicht kommt. Ich hol nur einen Krug mit Wein noch her von mir, Dann geht's zu Tisch; wie Schnee schmilzt schon dahin der Tag. (Er geht wieder ins Haus.) 645 San. 650 655 660 Sti. San. Sti. San. Sti. V,2 Sanoarinus, Stichus (kommt vom Hafen) Gegrüßt sei mir, Athen, du Amme Griechenlands, Dich, Heimaterde meines Herrn, dich seh ich gern! 650 Doch sorg ich mich, wie's meiner Freundin und Mitsklavin geht, Stephanium, ob's gut ihr geht? Denn Stichus hatt Ich aufgetragen Gruß und Botschaft, dass ich heut Nach Hause komm, damit sie zeitig Essen kocht. (Stichus kommt wieder heraus mit einem Weinkrug.) Da ist ja Stichus. (vor sich hin) Du warst sehr liebenswürdig, Herr, 655 Dass deinem Sklaven Stichus du den Krug geschenkt. Ihr ewigen Götter, welche Wonnen trag ich hier, Wie viel Gelächter, wie viel Küsse, wie viel Scherz Und Tänze, Schmeicheleien und Liebkosungen! Stichus! He? Was denn? Sangarinus, liebster Freund, 660 Hier bring ich uns Dionysus mit als Zechkumpan. Das Essen ist schon gar, ein ungestörter Platz Ist uns bereit bei euch - bei uns gibt's ein Bankett, 64 Stichus ibi voster cenat cum uxore adeo et Antipho, ibidem erus est noster), hoc mihi dono datumst. San. Quis somniavit aurum? Sti. Quid id ad te attinet? proin tu lavare propera. San. Lautus sum. Sti. Optime, [sequere ergo hac me intro. San. Ego vero sequor. Sti.] volo eluamus hodie, peregrina omnia relinque, Athenas nunc colamus. sequere me. -San. Sequor, et domum redeundi principium placet. bona scaeva strenaque obviam occessit mihi. - V.3 665 670 san. Sti- San. Sti. San. Sti.] San. Stichus 65 Da speist euer Herr mit seiner Frau und Antipho, Da ist auch mein Herr -; dieser Krug wurd mir geschenkt. 665 Wer träumte da von Gold? Was hat's mit dir zu tun? Nimm rasch ein Bad. Ich hab gebadet schon. Sehr gut. [Folg mir ins Haus denn, Sangarinus. Gut, ich komm. Wir wollen uns heut spülen, alles Fremde lass Zurück, lass uns nun recht athenisch leben. Komm. 670 Ich komm. Die Heimkehr lässt sich vielversprechend an. Ein glückverheißend Zeichen kreuzte mir den Weg. (Beide ab ins Haus des Pamphilippus.) V,3 Stephanium Stephanium Ste. Mirum videri nemini vestrum volo, spectatores, ste. quid ego hinc, quae illic habito, exeam: faciam vos certiores. 674-675 domo dudum hue arcessita sum, quoniam nuntiatum est istarum venturos viros, ibi festinamus omnes; lectis sternendis studuimus munditiisque apparandis. inter illud tarnen negotium meis curavi amicis, Sticho et conservo Sagarino meo, cena cocta ut esset. 680 Stichus obsonatust, ceterum ego operám do: is adlegavit. nunc ibo hinc et amicos meos curabo hie advenientes. - (kommt aus dem Haus des Epignomus) Es soll nun niemanden von euch, ihr Zuschauer, verwundern, Wieso ich hier herauskomm, dort aber wohn: ich will's erklären. 674-675 Von Hause wurd ich hergeholt vorhin; denn auf die Nachricht, Die Männer unsrer Herrinnen kämen, sputeten wir uns alle; Wir breiteten die Polster aus und schmückten alles zierlich. Bei dieser Arbeit hab ich doch gesorgt für meine Freunde Stichus und Sangarinus, dass ein Essen würd bereitet. 680 Stichus hat eingekauft, fürs Übrige hab ich zu sorgen. Jetzt gehe ich und sorg für meine Freunde, wenn sie kommen. (Ab ins Haus des Pamphilippus.) 66 San. Sti. San. Stí. San. Stí. San. Sit. San. Sti. San. Stichus V,4 Sangarinus, Stichus Agite ite foras: ferte pompam. cado te praeficio, Stiche, omnibus modis temptare certumst nostrum hodie convivium. ita me di ament, lepide accipimur quom hoc recipimur in loco, quisquis praetereat, comissatum volo vocari. Convenit, dum quidem hercle quisque veniat, cum vino suo. nam hinc quidem hodie polluctura praeter nos datur nemini. nosmet inter nos ministremus monotropi. Hoc conviviumst pro opibus nostris satis commodule nucibus, fabulis, ficulis, olea, e[i]ntripillo, lupillo, comminuto crustulo. Sat est: servo homini modeste melius facere sumptum quam ampliter. suom quemque decet: quibus divitiae domi sunt, scaphiis cantharis batiocis bibunt, at nos nostro Samiolo poterio: tamen bibimus nos, tarnen efficimus pro opibus nostra moenia. Amica uter utrubi accumbamus. Abi tu sane superior, atque adeo, ut tu scire possis, pacto ego hoc tecum divido: vide, utram tibi libet etiam nunc capere, cape provinciam. Quid istuc est provincial? Utrum Fontine an Libero impérium te inhibere mavis? Niniio liquido Libero, sed amica mea et tua dum cessat dumque se exornat, nos volo tamen ludere inter nos. stratégům te facio huic convivio. Nimium lepide in mentem venit: potius quam in subsellio cynice hic accipimur quam in lectis. Immo enim nimio hic dulcius. 690 695 700 Stichus V,4 STI. s' -in. San. Sti, San. Sti. San. Sti. San. Sangarinus, Stichus {Sangarinus und Stichus kommen zum Gelage heraus. Sie bringen, wohl selbst, Tisch, Liege, Becher, Schalen usw.) {als kommandierte er geschäftige Sklaven) Los heraus die Prozession! Du, Stichus, wirst der Krugpräfekt! Heut soll's ein Gelage geben recht mit allem Drum und Dran! Bei den Göttern, reizend ist hier die Bewirtung zum Empfang! Wer des Wegs kommt, soll zum Fest geladen werden! Ist mir recht, Wenn er nur, wer immer komme, kommt mit seinem eignen Wein. Denn hier kriegt vom Festschmaus heute niemand etwas außer uns. Ganz allein uns selber wollen wir bedienen. Dieser Schmaus Ist für unsre Mittel nicht übel: Nüsschen, Böhnchen, Feigelchen Und Olivchen, Plätzchen und Lupinchen, Honigkiichelchen. Das genügt; ein Sklave treibt eher mäßig Aufwand als zu viel. Jedem, was ihm ziemt. Wer reich ist, trinkt aus Henkelkelch, Pokal, Schale, wir jedoch aus unsren irdnen Samierbecherchen: Und doch trinken wir, „bauen doch nach unsren Mitteln unsre Burg." Und wie lagern wir zur Freundin uns? Nimm du den oberen Platz. Und damit du's weißt, zu dieser Kondition teil ich mit dir: Überleg dir, die Provinz, die du nun nehmen möchtest, nimm. Was für eine Provinz denn? Willst du das Kommando über den Quellengott oder über Bacchus? Lieber über Bacchus doch. Doch da unsre Freundin säumt und sich noch schmückt, da sollten wir Schon ein Spielchen machen. Du sollst General sein für dies Fest. Scherzhaft kommt mir die Idee, wie eher wir auf harter Bank Uns nach Zynikerart bewirten als auf Polstern. Freilich ist's 67 685 690 695 700 68 Stichus Stichus 69 sed interim, Stratege noster, cur hic cessat cantharus? vide, quot cyathos bibimus. Sti. Tot quot digiti tibi sunt in manu. cantio Graecast:rj n-evr' r\ rpia mv' f\ u.r| TeTxapa. San. Tibi propino. decumam a fönte tibi tute inde, si sapis. bene vos, bene nos, bene te, bene me, bene nostram etiam Stephanium. Sti. Bibe si bibis. San. Non mora erit apud me. Sti. Edepol convivi sat est, modo nostra hue arnica accedat: id abest, aliud nil abest. lepide hoc actum est. tibi propino cantharum. vinum tu habes. San. Nimis vellem aliquid pulpamenti. Sti. Si horum, quae adsunt, paenitet, nihil est. tene aquam. San. Melius dicis; nil moror cuppedia. bibe, tibicen. age si quid agis, bibendum hercle hoc est, ne nega. quid hic fastidis quod faciundum vides esse tibi? quin bibis? age si quid agis, aeeipe inquam. nam hoc inpendet publicum. haud tuom istuc est te vereri. eripe ex ore tibias. Sti. Ubi illic biberit, vel servato meum modum vel tu dato. nolo ego nos prosum ebibere. nulli rei erimus postea; namque edepol quam vis desubito vel cadus verti potest. San. Quid igitur? quamquam gravatus fuisti, non noeuit tarnen. age, tibicen, quando bibisti, refer ad labeas tibias, suffla celeriter tibi buccas quasi proserpens bestia. agedum, Stiche, uter demutassit, poculo multabitur. Sti. Bonum ius dicis. impetrare oportet qui aequom postulat. 705 sti. San. Sti. 710 San. Sti. S. 715 720 725 an. Sti. San. Sti. San. Sti. Viel zu weich hier. Unterdes, General, wo bleibt der Humpen denn? 705 Wie viel Becher wollen wir trinken? Wie die Finger deiner Hand. Wie's im Lied heißt: „Bevi cinque o bevi tre, ma mai quattro." Auf dein Wohl! Und sei vernünftig, gieß ein Zehntel Wasser zu. Euch zum Wohl (an das Publikum) und uns und dir und mir und auf Stephaniums Wohl! Trink schon, wenn du trinkst. Da säum ich nicht. Das Fest ist wohlbestellt, 710 Wenn nur unsre Freundin käme: das fehlt noch, sonst fehlt's an nichts. Hübsch ist's arrangiert. Den Becher auf dein Wohl! (Trinkt und reicht den Becher zum Nachschenken) Du hast den Wein. Gern hätt ich ja etwas Fleisch auch. Wenn du nicht zufrieden bist, Gibt es gar nichts. Hier, nimm Wasser. Du hast recht; was kümmern mich Leckereien! (Reicht dem Flötenspieler des Theaters einen Becher) Trink, Flötenspieler! Mach schon, trink nur, zier dich nicht. 715 Warum sträubst du dich; du siehst, du musst's ja doch tun? Trinke nur. Mach schon, nimm doch, sag ich. Denn die Kosten trägt die Öffentlichkeit. Brauchst dich davor nicht zu scheuen. Reiß die Flöte aus dem Mund. (Der Flötenspieler trinkt.) Da der nun getrunken, halt mein Maß ein oder gib du selbst. Trinken wir doch nicht so stracks aus; sonst ist's später nichts mit uns; 720 Denn, bei Pollux, wie rasch ist ein ganzes Fass doch umgestülpt. (zum Flötenspieler) Nun? Du hast dich schwergetan zwar, doch geschadet hat's dir nicht. Los, Flötist, da du getrunken, setz die Flöte wieder an. Blas dir rasch die Backen auf gleichwie ein wütendes Reptil. - Gut denn, Stichus: wer nun abweicht, wird um einen Becher bestraft. 725 Recht gesprochen. Folgen soll man dem, der Billiges verlangt. 70 Stichus San. Age ergo observa. si pecassis, multam hic retinebo ilico. Sri. Optimum atque aequissimum oras. em tibi hoc primům omnium: haec facetiast, amare inter se rivalis duos, uno cantharo potare, unum scortum ducere. hoc memorabilest: ego tu sum, tu es ego, unianimi sumus, unam amicam amamus ambo, mecum ubi est, tecum est tarnen; tecum ubi autem est, mecum ibi autemst: neuter neutři invidet. San. Ohe, iam satis, nolo obtaedescat; alium ludum nunc volo. Stí. Vin amicam hue evocemus? ea saltabit. San. Censeo. Sti. Mea suavis, amabilis, amoena Stephanium, ad amores tuos foras egredere, satis mihi pulchra es. San. At enim pulcherrima. Sti. Fac nos hilaros hilariores opera atque adventu tuo. San. Peregre advenientes te expetimus, Stephaniscidium, mel meum, si amabilitas tibi nostra placet, si tibi ambo aeeepti sumus. r SAN- 730 735 739-740 STI. San. Sti. San. Sti. San. Sti. San. V,5 Stichus 71 Gib denn Acht. Wenn du verstößt, halt ich die Strafe (weist den Weinkrug) gleich zurück. Trefflich und gerecht und billig! Sieh nun dies zuallererst: Launig ist's, wenn zwei Rivalen miteinander Freunde sind Und aus einem Humpen trinken und sich teilen einen Schatz. 730 Merkwürdig ist es: ich bin du, und du bist ich, ein Herz sind wir, Lieben eine Freundin beide; ist sie bei mir, so auch bei dir; Ist bei dir sie, ist sie auch bei mir; kein Neid ist beiderseits. He, genug jetzt, sonst wird's langweilig; nun zu einem andern Spiel! Sollen wir unsre Freundin rufen? Die wird tanzen. Zugestimmt. 735 (ruft) Meine süße, reizende, liebliche Stephanium, komm heraus, Her zu deinen Liebsten, bist mir schön genug! Ja, wunderschön! Mach uns Fröhliche noch fröhlicher, indem du zu uns kommst! Fernher kommend, ersehnen wir dich, Stephaninchen, Honigherz, 739-740 Wenn dir unser Charme gefällt und wenn uns beide du erhörst! V,5 Stephanium, Stichus, Sangarinus Ste. Morem vobis geram, meae deliciae. nam ita me Venus amoena amet, ut ego hue iam dudum simitu exissem vobiscum foras, nisi me vobis exornarem. nam ita est ingenium muliebre: bene cum lauta est, tersa ornata ficta est, infecta est tarnen; 745 nimioque sibi mulier meretrix repperit odium ocius sua inmunditia, quam in perpetuom ut placeat munditia sua. Sti. Nimium lepide fabulata est. San. Veneris mera est oratio. Stephanium, Stichus, Sangarinus Ste. (tritt geschmückt heraus) Euch zu Gefallen, meine Süßen! Denn so wahr ich Venus' Huld Wünsche, war ich längst hierher herausgekommen schon mit euch, Müsst ich mich für euch nicht schmücken; denn so ist es Frauen art: Ist sie gebadet, rein, frisiert, geputzt, ist sie doch fertig nicht; 745 Gar viel rascher zieht sich eine Frau durch Ungepflegtheit wohl Überdruss zu, als auf Dauer sie durch Putz gefallen kann. Sti. Zu charmant hat sie gesprochen. San. Worte wie von Venus selbst. 72 Stichus Sti. Sangarine. San. Quid est? Sti. Totus doleo. San. Totus? tanto miserior. Ste. Utrubi accumbo? San. Utrubi tu vis? Ste. Cumambobus volo, nam ambos amo. Sti. Vapulat peculium, actum est. fugit hoc libertas caput. Ste. Date mihi locum, ubi accumbam, amabo, siquidem placeo. Sti. Tun mihi? Ste. Cupio cum utroque. Sti. Ei mihi, bene dispereo. quid ais? San. Quid est? Sti. Ita me di ament, numquam enim fiet hodie, haec quin saltet tarnen. age, mulsa mea suavitudo, salta: saltabo ego simul. San. Numquam edepol med istoc vinces, quin ego ibidem pruriam. Ste. Siquidem mihi saltandum est, turn vos date bibat tibicini. Sti. Et quidem nobis. San. Tene, tibicen, primum; postidea loci si hoc eduxeris, proinde ut consuetu's antehac, celeriter lepidam et suavem cantionem aliquam occupito cinaedicam, ubi perpruriscamus usque ex unguiculis. inde hue aquam. Stichus 73 755 760 >te. Sti. Ste. Sti. San. Sti. San. Ste. Sti. San. Sangarmus Ja? Ich leide. Leidest? Umso schlimmer denn. Bei wem lieg ich7 Wo du willst. Bei beiden; beide lieb ich euch. Schlecht steht's um mein Spargeld! Aus ist's! Freiheitshoffnung flieht von mir! Macht mir Platz zum Lagern, bitte, wenn ich euch gefall. Und ob! Bei euch beiden möcht ich. Weh mir, ich vergehe! {Zu Sangarinus) Du? Was ist? Bei der Gunst der Götter, unbedingt muss sie noch tanzen heut! Komm, du meine honigsüße Wonne, tanz: ich tanze mit. Nie wirst du mich übertreffen, dass es mich nicht gleichfalls juckt. Wenn ich tanzen soll, dann gebt dem Flötenspieler zu trinken erst. Und natürlich uns. {schenkt für den Flötenspieler ein) Da, Flötenspieler, nimm zuerst; und dann, Wenn du ausgetrunken hast, dann stimm, wie du's gewohnt bist, schnell Eine hübsche, süße und frivole Melodie uns an, Von der's uns bis in die Fingerspitzen kribbelt. {Zu Stichus) Gieß Wasser zu. 750 755 760 V6 Sangarinus, Stichus, Stephanium San. Tene tu hoc, educe, dudum placuit potio: nunc minus gravate iam accipit. tene tu. interim, meus oculus, da mihi savium, dum illic bibit. Sti. Prostibilest tandem? stantem stanti savium 765 dare amicum amicae? euge euge, sic furi datur. V6 Die Vorigen San. {hält den Becher Stichus hin, etwas Wasser zuzumischen, dann reicht er ihn dem Flötenspieler) Da, nimm und trink. - Der Trunk vorhin hat ihm geschmeckt: Jetzt nimmt er nicht mehr zögernd an. So nimm. {Zu Stephanium) Indes, Mein Herzchen, gib mir einen Kuss, die weil der trinkt. {Er versucht einen Kuss zu rauben, sie entzieht sich.) Sti. Wie bei den Straßendirnen, wie? Im Stehen küsst 765 Der Freund die Freundin? - Gut, sehr gut! So kriegt's der Dieb! 74 Stichus Stichus 75 San. Age, iam infla buccas, nunciam aliquid suaviter. redde cantionem veteri pro vino novam. V,7 Sangarinus, Stichus, Stephanium Qui Ionicus aut cinaedicust, qui hoc tale facere possiet? Si istoc me vorsu viceris, alio me provocato. Fac tu hoc modo. At tu hoc modo. Babae. Tatae. Papae. Pax. Nunc pariter ambo. omnis voco cinaedos contra, satis esse nobis non magis potis quam fungo imber. Intro hinc abeamus nunciam: saltatum satis pro vinost. vos, spectatores, plaudite atque ite ad vos comissatum. San. Sri. San. Sit. San. Sti. San. Sti. San. Sti. 775 San. Sti. San. Sti. San. Sti. San. Sti. San. Sti. (zum Flötenspieler) Frisch, blas die Backen auf jetzt, spiel was Liebliches. Spiel für den alten Wein ein neues Lied uns auf. V,7 Die Vorigen (Der Flötenspieler spielt auf, alle tanzen, die beiden Sklaven tanzen ausgelassen mit gewagten Figuren um die Wette.) (Gesungen.) Wo ist der Jonier oder reizende Tänzer, der dies auch so kann? Schlägst du mit diesem Pas mich, fordre mich mit einem andern. 770 Mach mal so. Und du mal so. Ei-jei! Oi-joi! Ui-jui! Schluss! Jetzt beide im gleichen Takt! Ich fordre alle Tänzer! Wir sättigen uns nicht eh'r am Tanz als der Pilz am Regen! Lass uns hineingehn jetzt: genug getanzt ist für den Wein nun. - (An das Publikum gewendet) Ihr, liebes Publikum, applaudiert und kehrt bei euch zu Haus ein! 775 I Kommentar Stichus Aufführungsnotiz Sarranische Flöten: eine Art der Doppelflöte mit Röhren gleicher Länge, nach der phönikischen Stadt Sarra benannt. 1-47 Szene 1,1, Singpartie der beiden Schwestern, eingangs, V. 1-15, in äolischen (x x - - - -) und iambisch- (- — -) reizianischen (x - - - —) Maßen, V. 16ff. dann in anpästischen (---- - -) Dimetern. 2 Penelope: die Gattin des Odysseus, die zwanzig Jahre auf ihren Mann wartete und alle Freier abwies, Muster der Treue und Sittsamkeit. 17 scheiden: mit dem Recht des Vaters, die Tochter aus wichtigen Gründen dem Schwiegersohn wegzunehmen und wieder zu verheiraten, nach attischem wie auch römischem Recht. 24 die persischen Berge ... aus Gold: goldene Berge, selbst schon sprichwörtlich, passen besonders zu den Persern, deren Reichtum legendär war. 159 zehn Monate im Mutterleib: man zählte Mondmonate zu 28 Tagen. 175 Gelasimus ... über mich gelacht: Spiel mit dem sprechenden Namen, der „lächerlich" bedeutet, von griech. geloios. 223 Dir dankt es Hercules: H. erhielt den Zehnten für ein gelungenes Geschäft. 230 Schabmesser und... Fläschchen Öl: Toilettenartikel für das vor einem Mahl obligatorische Reinigungsbad. 274-330 Szene II, 1—II, 2 Anfang, Singpartie des Pinacium überwiegend in iambischen und trochäischen Langversen, ab V. 309 in anapästischen Langversen und Dimetern; Schluss der Szene II, 1 und Anfang II, 2 Wechselgesang zwischen Pinacium und Gelasimus. 274 Mercurius: Hermes, Götterbote, besonders Bote seines Vaters Juppiter. 305 Talthubius: Herold König Agamemnons vor Troja. 353 Ädilenamt: ein Wahlamt; die Ädilen waren Ordnungbehörde, insbesondere mit der Aufsicht über Markt und Straßen. 382 dann lacht Gelasimus: um das Wortspiel mit dem Namen etwa anzudeuten; lat. ridiculissimus svw. „bin ich am spaßigsten, bin ich besonders Gelasimus". 386 Hercules ... zum Zehnten: s. o. zu V. 223. 274 Kommentar 432 Gemeinschaftsmahl: Mahl, zu dem die Teilnehmer durch Beiträge die Kosten untereinander teilten, s. a. V. 438. 446 wir Sklavenvolk ...: derartige Freiheiten hatten Sklaven in Rom nicht. 459f. unter bestem Omen: sonst galt das Wiesel als böses Omen, doch G. deutet es zu seinen Gunsten, weil es Beute fängt - zu Unrecht, wie er später erkennt. 492 Ambracia: Stadt in Akarnanien am Ambrakischen Golf, NW-Griechenland. 630 ... von Gelasimus ausgelacht: um das Wortspiel mit dem Namen aufzunehmen, eig. 'ich will nicht, dass du vom Gelasimus mir zum Auslacher wirst'. 661 Dionysos: der Name des Weingottes steht hier für den Weinkrug. 694 Samierbecherchen: Töpferwaren waren für die Insel Samos typisches Erzeugnis, überall verbreitet und billig. 695 „bauen doch nach unsren Mitteln unsre Burg (unsre Mauern)": sprichwörtlich für 'wir leben nach unsren Verhältnissen'. 700 Quellengott oder Bacchus: dem Wein wurde gewöhnlich Wasser zugemischt, so dass für Wasser und Wein zu sorgen war. 704 nach Zynikerart: der cynische („hündische") Philosoph war Verächter der Bequemlichkeit und des Luxus. Stichus macht eine Tugend daraus, denn Polster sind dem Sklaven ungewohnt; sein Kumpan geht darauf ein (von anderen ablehnend verstanden). Vielleicht waren gar keine Polster vorhanden, ist doch diese 'Orgie' auch sonst, mit vegetarischer Kost, einem sparsam verwalteten Krug Wein und einer gemeinsamen Freundin, bescheiden ausgestattet. 751 Spargeld: konnten Sklaven haben, besonders um sich eines Tages damit freizukaufen. 769-775 Szene V, 7, Singpartie zum Tanz am Schluss des Stückes in jambischen Maßen. 769 Jonier: die Jonier und zumal ihre Tänze galten notorisch als weichlich und lasziv. Trinummus Personen Verschwendung und Armut: allegorische Prologfiguren treten bei Plautus nur hier auf, in der griech. Komödie aber schon seit der Alten Komödie geläufig; Gauner: Sycophanta, griech. Bezeichnung verleumderischer Ankläger, die missbräuchlich Klage erhoben, um sich durch Trinummus 275 Anteil an der verhängten Buße zu bereichern; dann für jede Art Gauner, Schwindler, Verleumder gebraucht. 18f. Thesauros: „der Schatz"; von Philemon (um 360-264/263 v. Chr.), neben Menander und Diphilos einer der Hauptvertreter der 'Neuen Komödie'; von ihm sind auch die Vorlagen des Mercator und vermutet der Mostellaria. 20 ins Barbarische: sagt Plautus selbstironisch aus griechischer Sicht vom Latein. 39 Hauslar: Lar (familiaris), der Schutzgott jedes römischen Hauses, den man sich durch Opfer geneigt machte, besonders auch, wie hier, beim Einzug in das Haus. 84f. Vom Capitol...: vom Tempel des Juppiter Capitolinus. 112 Seleucia: unter den Diadochenreichen das Gebiet der Seleukiden-Dynastie, im Wesentlichen Syrien. 152 Philippsgulden: nach Philipp II. von Macedonien benannte Goldmünze ('Stater'), entsprach dem Wert von etwa 20 attischen Drachmen. 169 „Es hungerte offenbar sprichwörtlich. 223-275a Szene II, 1, Singpartie in mehrfach wechselnden Metren, beginnend baccheisch (---), dann wechselnd iambisch (----) und reizianisch (x - ~---), anapästisch (------), cretisch (- - -), trochäisch (- - - -). 247 den wehrlos Hängenden: verschärfte Art, einen Sklaven zu schlagen, wie Sklaven bei Plautus öfter erwähnen. 267 sei geschieden von mir: eig. 'hab dein Eigentum für dich', die offizielle Formel der Ehescheidung; der Frau blieb dabei ihr Eigentum. 276-300 Szene II, 2 Anfang, Fortsetzung der Singpartie von II, 1, mit größerem Anteil der Anapäste, sonst cretisch und iambisch. 350 Bürger, der nichts gibt: lat. immunis wird hier doppelsinnig verstanden: vom Sohn privat für einen Bürger, der nichts spenden mag, vom Vater rechtsbegrifflich für einen von Abgaben befreiten, nämlich armen Bürger. 423 am Bettlertor: Stadttor, bevorzugter Platz der Bettler. 426 tausend Drachmen: das sind 10 Minen. 434 zum Sklaven, samt dem Spargeld: das Spargeld eines Sklaven gehörte letztlich seinem Herrn, obgleich i. a. der Sklave darüber verfügen durfte. 468ff. Tempelschmaus: privat nach gutem Geschäft oder öffentlich nach günstigem Feldzug wurde dem Hercules Victor oder Triumphalis der Zehnte dargebracht, oft als öffentliche Speisung, Volksschmaus. 484 einer Erbschaft gleich: genauer 'einer Erbschaft ohne Abgaben an die Familie' (sine sacris erg. domesticis), die die Erbschaft schmälern würden. 494 Acheron: Fluss in der Unterwelt, die Unterwelt.