RAUM ATLAS Arbeitsmaterialien aus dem BMBF-Projekt Cohesion in Border Regions (CoBo) Bundesministerium für Bildung und Forschung lrr-//=^\\ Fried rich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg GRENZ RAUM ATLAS Arbeitsmaterialien aus dem BMBF-Projekt Cohesion in Border Regions (CoBo) Autoren Prof. Dr. Tobias Chilla, Dominik Bertram, Stefan Hippe (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Dr. Kristina Zumbusch, Daniel Zwicker-Schwarm (Universität St. Gallen), Luca Beisenwenger, Josephine Brandenburg, Elias Günther, Daniel Kamolz, Theo Mannmeusel, Julia Petschler, Raphael Sachs und Clemens Schneider (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Forschungswerkstatt Regionalentwicklung WS 2022/23) Bundesministerium für Bildung ■■= im ill ill Friedrich-Alexander-Universität ^ Und Forschung EA Erlangen-Nürnberg K In- /^yy? Universität StGallen Inhalt 1 Vorwort 8 2 Der Grenzraumatlas 10 2.1 Zusammenhalt in Grenzregionen' - was heißt das? 12 2.2 Methodisches Vorgehen im CoBo-Projekt 12 3 Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 16 Verstädterungsgrad 18 Bevölkerungsentwicklung 20 Bruttoinlandsprodukt 22 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts 24 Grenzregionale Wirtschaftsentwicklung und Disparitäten 26 Grenzübergreifende Zusammenarbeit: Interreg A 28 Interreg A Fördergebiete: Einwohner, Fläche und Förderung 30 Grenzübergreifende Zusammenarbeit: Projektnetzwerke 32 Strategische Raumentwicklung in Grenzregionen 34 4 5 Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 36 Grenzregionen als ,Labore' oder,Museen' europäischer Integration? 38 4.2 Erreichbarkeiten mit dem Pkw 40 4.3 Erreichbarkeiten mit der Bahn 42 Vergleich der Erreichbarkeiten zwischen Pkw und Bahn 44 4.5 Grenzüberschreitendes Verkehrsaufkommen: Pkw 46 4.6 Grenzüberschreitendes Verkehrsaufkommen: Lkw 48 Einpendler 50 4.8 Aus- und Einpendler 52 Beratungsstellen für Grenzpendler 54 4.10 Ausbau der grenzüberschreitenden Bahninfrastruktur 56 4.11 Grenzüberschreitende Ticket-Angebote für den ÖPNV 58 4.12 Euregio-Formate 60 4.13 Europäische Verbünde für territoriale Zusammenarbeit 62 4.14 Naturbezogene Schutzgebiete in Grenznähe 64 4.15 Immobilienpreise in Grenzregionen 66 4.16 Grenzüberschreitender Tourismus 68 4.17 Europa mit oder ohne Grenzen? 70 Kohäsion in Grenzräumen durch Resilienz 72 Grenzschließungen während der Corona-Pandemie 74 5.2 Aus der Krise lernen 76 Vorbereitungen für kommende Krisen: lessons learnt 78 Ein Atlas zu Grenzräumen? Der vorliegende Atlas bringt Erkenntnisse und Visualisierungen zusammen aus den Räumen ,rund um Deutschland': Die Grenzregionen, die Deutschland mit seinen neun Nachbarn teilt, sind durch große raumstrukturelle Unterschiede geprägt: Die Palette reicht von metropo-litanen Grenzräumen bei Luxemburg oder Basel bis zu sehr ruralen Räumen wie dem bayerisch-tschechischen oder dem deutsch-dänischen Raum. Es gibt ein Hochgebirge an der alpinen Grenze zu Österreich und die ebene,,grüne' Grenze zu den Niederlanden. Einige Grenzen sind durch deutliche Sprachbarrieren und Disparitäten charakterisiert, insbesondere an den östlichen Grenzen; andere haben keine oder recht leicht überwindbare Sprachunterschiede (z.B. zu den Niederlanden oder Luxemburg). Einige Länder sind seit den römischen Verträgen bereits EU-Nachbarn (die Benelux-Staaten und Frankreich), die Schweiz hingegen ist bis heute formal kein EU-Mitglied. Und dennoch - diese sehr unterschiedlichen Räume teilen viele Gemeinsamkeiten. Sie sind wichtige ,Nahtstellen Europas'. Im Prozess der europäischen Integration werden Grenzregionen zu Verflechtungsräumen. Zugleich ist dieses Zusammenwachsen ein langwieriger, komplizierter Prozess. Trotz jahrzehntelangen Bemühungen um Kooperation, Harmonisierung und Kohäsion bleiben viele Baustellen. Besonders schmerzhaft haben dies die vielfältigen Grenzschließungen in Zeiten der Corona-Pandemie gezeigt. Zwar waren diese Krisenerfahrungen in vielen Grenzregionen enttäuschend und oft schockierend; zugleich haben sie auch dazu geführt, dass Themen der Grenzräume nun deutlich prominenter diskutiert werden. Vor diesem Hintergrund ist das Forschungsprojekt Cohesion in Border Regions (CoBo) zu sehen, dass durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Zeitraum Januar 2021 bis Dezember 2023 gefördert wird. Bei der Konzipierung des Projektes waren die Pandemie-Erfahrungen noch nicht abzusehen. Das BMBF-Format hat aber die Flexibilität geboten, im Projektverlauf zwei Formate zu erarbeiten, die ursprünglich gar nicht vorgesehen waren: • Am 20./21. April 2023 findet in Berlin unter dem Titel,Grenzraumakademie' eine Veranstaltung statt, die erstmals die Akteure aus allen Grenzregionen zusammenbringt. Vertreter von jeweils beiden Seiten der Grenzen Deutschlands, von den Euregios bis hin zu drei Bundesministerien und europäischen Vertretern. Im Mittelpunkt dieser Grenzraumakademie steht letztlich die ,Next-Level-Frage': Welche Handlungsmöglichkeiten bestehen, um der grenzregionalen Entwicklung rund um Deutschland einen Schub zu verleihen? 8 Grenzraumatlas • Der vorliegende Atlas nimmt die Grenzraumakademie zum Anlass, das vielfältige Arbeitsmaterial aus dem CoBo-Projekt zusammenzustellen und einem breiten Publikum vorzulegen. Dieses durchweg (karto-)graphische Material entstammt den analytischen Arbeiten der wissenschaftlichen Analysen und zum Teil auch von studentischen Arbeiten, die dieses Projekt im Hintergrund begleiten. Bei manchen Themen ist diese Aufbereitung als Ergänzung des BBSR MORO-Projekts ,Raumbeobachtung Deutschland und angrenzende Regionen'* zu sehen. Der Hauptzweck des Atlas ist es, die Debatte um grenzregionale Entwicklung zu bereichern. Es ist kein analytischer Endbericht und formuliert auch keinerlei Handlungsempfehlungen - hierzu sind weitere Publikationen und Veranstaltungen in den kommenden Monaten zu erwarten. Auch an dieser Stelle gilt es, Dank auszusprechen für die ungewöhnlich große Unterstützung während des gesamten Projektverlaufs und insbesondere bei der Grenzraumakademie: • Bundesministerium für Bildung und Forschung • Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen • Bundesministerium des Innern und für Heimat • Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen • Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung Den Leserinnen und Lesern des Atlas wünschen wir anregende Lektüre! Prof. Dr. Tobias Chilla für alle Mitwirkenden an diesem Atlas * https://www.bbsrbund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/ministerien/moro-praxis/2017/rnoro-praxis-11 -17.html Vorwort 9 2.1 Zusammenhalt in Grenzräumen' - was heißt das? Die vorliegenden Arbeiten sind entstanden im Rahmen des BMBF Programmes Zusammenhalt in Europa', in dem insgesamt 19 Projekte interdisziplinäre Analysen durchführen. Das CoBo-Projekt konzentriert sich dabei insbesondere auf die räumliche Dimension von europäischem Zusammenhalt. Doch auch wenn die Kohäsionspolitik inzwischen auf einige Jahrzehnte Erfahrung zurückgreift, so bleibt der Begriff des Zusammenhaltes (englisch: Cohesion) doch mehrdeutig. Weder politisch noch wissenschaftlich liegt hier eine eindeutige, allseits akzeptierte Definition vor. Das CoBo-Projekt und auch dieser Atlas folgen dabei einer Dreigliederung des Begriffs: • Das Konzept der Konvergenz ist eng mit den europapolitischen Zielen der Regionalpolitik verknüpft: Hier geht es primär um sozioökonomische Angleichung (Wirtschaftskraft, Wohlstand), aber auch um das ,Managen' von Unterschieden. • Der Begriff der grenzüberschreitenden Integration meint, dass viel oder zumindest zunehmend mehr interagiert wird. Dies meint politisch-institutionelle Kooperation und rechtliche Harmonisierung, aber ebenso wirtschaftliche Verflechtung und individuelle Lebensgestaltung wie beispielsweise das grenzüberschreitende Einkaufen, Arbeiten oder gar Heiraten. • Auch Resilienz, also Krisenfestigkeit, spielt eine wichtige Rolle für den europäischen Zusammenhalt: Das Konzept der Resilienz hat bis zur Corona-Pandemie insgesamt eine vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit bekommen, und wird in Bezug auf Grenzregionen erst seit kurzer Zeit diskutiert. Resilienz nimmt in den Blick, wie es um die Krisenfestigkeit von Regionen bestellt ist. Gerade in Zeiten der ,Polykrise' ist es von zentraler Bedeutung zu wissen, wie stark Regionen betroffen sind, wie schnell sie sich erholen und inwiefern sich dadurch die langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten verändern. 2.2. Methodisches Vorgehen im CoBo-Projekt Grenzregionen und ihre .Abgrenzung' Die Darstellung von Grenzregionen weckt häufig Diskussionen um deren Korrektheit, zumal in allen Regionen mehrere Institutionalisierungs-Formate existieren. Der Atlas legt das folgende Verständnis zugrunde (s. Abb. 1): • Die sekundärstatischen Analysen erfolgen innerhalb der administrativen Einheiten (LAU, also gemeindlich, und NUTS3, also Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte), von denen mindestens 25% der Fläche innerhalb eines 25 km Radius um die deutsche Grenze liegt. 12 Grenzraumatlas Die institutionelle Analyse bezieht (möglichst) alle Formate mit ein, die grenzüberschreitende Entwicklung explizit institutionalisiert (also insbesondere die Euregio-Ebene). CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla,2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen Grenzraum (25 km Luftlinie) Staatsgrenze Abbildung 1: Kommunaler Korridor von 25 km dies- und jenseits der Grenzen als Fokus der Analysen BMBF-Projekt CoBo Sozioökonomische Analyse Wichtige Informationen zum Zusammenhalt in den Grenzregionen Deutschlands und seiner Nachbarländer erlaubt die Auswertung sekundärstatistischer Daten. Hierbei werden wichtige Entwicklungstrends für die zukünftige Entwicklung der Regionen identifiziert (demographischer Wandel, wirtschaftliche Entwicklung, infrastrukturelle Ausstattung usw.). Dabei sind die folgenden Fragen erkenntnisleitend: • In welchen Regionen zeichnet sich eine positive Entwicklung ab, wo sind Herausforderungen erkennbar? • Wo nehmen Disparitäten zu, wo ist Konvergenz erkennbar? Diese Analysen beruhen vor allem auf Daten aus amtlichen Statistiken der Länder, Nationalstaaten oder dem europäischen Statistikamt. Die grenzüberschreitende, harmonisierte Datengrundlage ist häufig unvollständig - deshalb wurde auch auf nicht amtliche Datenquellen zurückgegriffen, um möglichst viele Bereiche analysieren zu können. Die Ergebnisse werden im vorliegenden Grenzraumatlas zumeist (karto-)graphisch aufbereitet. Institutionelle Analyse Die Formate grenzüberschreitender Zusammenarbeit sind in den deutschen Grenzräumen sehr unterschiedlich organisiert. Verschiedene Ausprägungen finden sich beispielsweise in der Größe des räumlichen Umgriffs, der Akteurs-Zusammensetzung, den Aufgabenprofilen und den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Die institutionalisierten Kooperationsformate der Grenzregionen wurden systematisch erfasst und einer komparativen Analyse unterzogen. Die Informationen entstammen vor allem Selbstdarstellungen, Strategien und Konzepten zu Fragen des territorialen Zusammenhalts. Punktuell wurden Experten-Interviews mit Akteuren aus den Regionen geführt, um bestehende Lücken zu füllen. Delphi Studie Ergänzend zu der sozioökonomischen und institutionellen Analyse wurde im Jahr 2022 eine Delphi Studie durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine zweistufige Befragung von über 100 Expertinnen und Experten aus den Grenzregionen rund um Deutschland beidseits der Grenze. Im Fokus dieser Befragung stand die Konkretisierung der zukünftigen Entwicklungsoptionen für die Grenzräume. Grenzraumatlas BMBF-Projekt CoBo 15 Das Konzept der,Konvergenz' beschreibt die Verringerung von Unterschieden und damit die Angleichung von Regionen. Dies ist ein wichtiges Ziel der europäischen Einigung und auch der EU-Regionalpolitik. Für Verflechtungsregionen ist dabei relevant, dass sozioökonomische Unterschiede zu grenzüberschreitenden Strömen führen können, wie die berufsbezogenen Grenzpendler, Einzelhandelsströme oder auch Migration zeigen. In der Praxis fordert dies vielfältige politische Aufmerksamkeit. 3.1 Verstädterungsgrad Indikator Abbildung 2 zeigt den Verstädterungsgrad auf gemeindlicher Ebene für Deutschland und die angrenzenden Länder. Der Verstädterungsgrad wird nach Eurostat in drei Kategorien unterteilt, die sich aus der Bevölkerungsdichte ergeben*: • Städte (dicht besiedelte Gebiete) Kleinere Städte und Vororte (Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte) Ländliche Gebiete (dünn besiedelte Gebiete) Beschreibung Die Grenzräume Deutschlands zeigen eine große Bandbreite der Verstädterung. Einige Grenzräume sind stark verstädtert und weisen eine hohe Bevölkerungsdichte auf. Dies gilt insbesondere für den deutsch-niederländischen, deutsch-schweizerischen und den südlichen deutsch-französischen Grenzraum. Gerade im Dreiländereck Aachen-Lüttich-Maastricht und in der Metropolregion Basel ist eine stark ausgeprägte Siedlungsdichte erkennbar. In den weiteren Grenzräumen ist die Bevölkerungsdichte tendenziell geringer. Metropolitane Kerne in Grenznähe sind auf deutscher Seite selten zu finden, hingegen häufiger direkt auf der anderen Seite der Grenze - zu nennen sind hier insbesondere Basel und Luxemburg, aber auch Stettin und Straßburg. Zahlreiche Grenzregionen zeigen einen stark ländlichen Charakter. Beispiele hierfür sind der deutsch-dänische, deutsch-polnische, deutsch-tschechische und deutsch-österreichische Grenzraum. Gerade in den letzten beiden Räumen spielen die natürlichen Gegebenheiten eine wesentliche Rolle - namentlich die Alpen im deutsch-österreichischem Grenzraum sowie der Bayerische Wald / Šumava im bayerisch-tschechischen Grenzraum. Abbildung 2: Verstädterungsgrad * https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/products-manuals-and-guidelines/-/ks-gq-18-008 18 Grenzraumatlas Verstädterungsgrad ■ Städte Kleinere Städte und Vororte Ländliche Gebiete CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla, 2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Eurostat bzgl. DEGURBA-Klassifikation. ........ Grenzraum (25 km Luftlinie) - Staatsgrenze Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 19 3.2 Bevölkerungsentwicklung Indikator Die Karte zeigt den indizierten Zeitverlauf der Bevölkerungsentwicklung von 2000 bis 2018 auf Gemeindeebene. Für das Jahr 2000 wird dabei der Wert 100 zugrunde gelegt. Werte kleiner 100 zeigen eine negative und Werte größer 100 eine positive Bevölkerungsentwicklung. Die Daten stammen von den nationalen Statistikämtern. Beschreibung Innerdeutsche Unterschiede werden in der Karte besonders deutlich. Die Gemeinden in den neuen Bundesländern weisen größtenteils eine negative Bevölkerungsentwicklung auf. Einige städtische Gebiete sind hierbei Ausnahmen und zeigen ein Bevölkerungswachstum (v.a. Berliner Umland). Eine sehr positive Entwicklung zeigt der südbayerische Raum um die Metropolregion München. Der Blick auf die Grenzregionen mit deutscher Beteiligung zeigt verschiedene Muster: Konvergente/ähnliche Entwicklung findet sich vor allem in den Räumen Deutschland-Österreich, Deutschland-Frankreich (Süd), Deutschland-Niederlande Divergente/unterschiedliche Entwicklung zeigt sich in den Räumen Deutschland-Belgien, Deutschland-Schweiz, Deutschland-Tschechien, Deutschland-Dänemark, Deutschland-Frankreich (Nord), Deutschland-Luxemburg und Deutschland-Polen Besonders deutlich sind die unterschiedlichen Entwicklungen an den Grenzen zu Polen und Tschechien (starke Bevölkerungsabnahme auf deutscher Seite) und an den Grenzen zu Luxemburg und der Schweiz (starke Bevölkerungszunahme im Nachbarland). Abbildung 3: Indizierte Bevölkerungsentwicklung Grenzraumatlas Bevölkerungsentwicklung (2000-2018; 2000=100)* > 110-120 > 120-130 > 130 keine Daten >100 -110 < 80 80- 90 > 90- 100 CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla, 2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, nat. Statistikämter bzgl. demo. Daten auf Gemeindeebene. * für AT: 2002, für FR: 1999,für DE und DK Ausgangsjahr teilweise abweichend. Grenzraum (25 km Luftlinie) Staatsgrenze Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 21 3.3 Bruttoinlandsprodukt Indikator Abbildung 4 stellt das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner in Euro für das Jahr 2018 dar. Das BIP gibt die wirtschaftliche Leistung wieder (Summe der erbrachten Güter und Dienstleistungen) und zählt zu den prominentesten Indikatoren der Regionalanalyse und -politik. Die Daten stammen von Eurostat. Die Zahlen für die Schweiz wurden vom Schweizerischen Bundesamt für Statistik bezogen. Beschreibung Die Karte zeigt keine generellen Unterschiede zwischen Grenzregionen und innerstaatlichen Regionen Deutschlands. Es ist eher ein innerdeutscher Ost-West Unterschied erkennbar. Zudem stechen die Urbanen Zentren heraus. Beim Blick auf die Nachbarstaaten fallen unterschiedliche nationale Muster auf. Die Nachbarstaaten Dänemark, Luxemburg und Schweiz stechen mit hohen Werten des BIP pro Einwohner im Gegensatz zu Deutschland und den anderen Nachbarländern heraus. Wenn zu den Nachbarländern Belgien und Niederlande keine Grenzen eingezeichnet wären, würde man diese aufgrund der ähnlichen Werte und dem nahezu gleichen ökonomischen Niveau nur schwer verorten können. Anders verhält sich dies zu den östlichen Nachbarländern Polen und Tschechien sowie zu Frankreich im Südosten. Hier sind die Werte niedriger als in den deutschen Grenzregionen. Abbildung 4: Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner Grenzraumatlas BIP pro Einwohner in Euro (2018) < 10.000 > 10.000-20.000 > 20.000-30.000 > 30.000-40.000 > 40.000-50.000 > 50.000 CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, H. Paul,T. Chilla,2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Eurostat Grenzraum (25 km Luftlinie) Staatsgrenze Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 23 3.4 Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Indikator Die Karte zeigt die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Einwohner zwischen den Jahren 2012 und 2018. Hierbei wurden die Daten auf das Jahr 2012 indiziert. Werte größer 100 zeigen eine positive und Werte kleiner 100 eine negative Entwicklung. Die Daten stammen von Eurostat, der ESPON Database und dem Bundesamt für Statistik der Schweiz. Beschreibung Nahezu alle dargestellten Regionen zeigen ein Wachstum innerhalb der Zeitspanne. Es sind nur sehr geringe Unterschiede zwischen den Nationalstaaten bzw. Grenzregionen feststellbar. Auffällig ist jedoch, dass die östlichen Nachbarländer Polen und Tschechien ein vergleichsweise starkes Wachstum zeigen. Dies lässt auf einen Aufholprozess der beiden östlichen Nachbarländer und somit eine konvergente Entwicklung schließen. An den weiteren Grenzen findet sich ein facettenreiches Bild mit weniger klaren Tendenzen auf dieser Maßstabsebene. Abbildung 5: Indizierte Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Grenzraumatlas Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts CoBo - Cohesion in Border Regions (2012-2018" 2012=100) tosftk D. Bertram,S.Hippe,H. Paul,T.Chilla,2023. ' Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Eurostat, ESPON Database, <90 >120-130 Schweizerisches Bundesamt für Statistik. > 90- 100 > 130- 140 ........ Grenzraum (25 km Luftlinie) > 100-110 H > 140 - Staatsgrenze > 110-120 keine Daten Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 25 3.5 Grenzregionale Wirtschaftsentwicklung und Disparitäten Indikator Abbildung 6 zeigt den Variationskoeffizienten für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) pro Einwohner von 2000 bis 2018 für alle deutschen Grenzregionen. Der Variationskoeffizient misst die Streuung eines Indikators. In diesem Fall bedeutet dies: je größer der Wert, desto größer sind die Unterschiede innerhalb der jeweiligen Grenzregion; je kleiner der Wert, desto ähnlicher ist die Wirtschaftsstärke innerhalb der Grenzregion ausgeprägt. Ein sinkender Graph (abnehmender Koeffizient) zeigt hierbei eine konvergente und ein steigender Graph (zunehmender Koeffizient) eine divergente Entwicklung. Die Daten stammen von Eurostat, der ESPON Database und dem Bundesamt für Statistik der Schweiz. Die Daten aus der Schweiz sind erst ab 2008 verfügbar. Beschreibung Die dargestellten Graphen lassen sich drei Kategorien zuordnen: 1) Konvergente Entwicklung (Grenzregion mit Polen und Tschechien): Innerhalb des Betrachtungszeitraums zeigen die Grenzregionen eine konvergente Entwicklung, was bedeutet, dass die ökonomischen Unterschiede abnehmen. Jedoch wird bei beiden die Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 durch einen leichten Knick (kurzzeitige divergente Entwicklung) sichtbar. 2) Parallele Entwicklung (Grenzregionen mit Belgien, Dänemark, Frankreich, Niederlande und Österreich): Die jeweiligen Grenzregionen zeigen niedrige Werte, was für geringe Unterschiede spricht. Zudem gibt es über den Betrachtungszeitraum hinweg nur leichte Schwankungen, sodass eine konstante Entwicklung mit einer großen Ähnlichkeit festzustellen ist. 3) Divergente Entwicklung (Grenzregionen mit Luxemburg und der Schweiz): Die Kurven beginnen mit hohen Werten, was für große Unterschiede innerhalb der Grenzregionen spricht. Zudem steigen die Kurven bis 2018 konstant an, sodass eine divergente Entwicklung stattfindet. Abbildung 6: Variationskoeffizient des BIP pro Kopf je Grenzregion mit deutscher Beteiligung Grenzraumatlas Variationskoeffizient des BIP pro Einwohner je Grenzregion mit deutscher Beteiligung 70 Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 27 3.6 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Interreg A Indikator In Abbildung 7 sind alle Fördergebiete der Interreg Förderperiode VI A (2021-2027) dargestellt. Der INTERREG A Strang umfasst die EU-Kooperationsprogramme in Grenzräumen. Hierbei wird farblich zwischen Fördergebieten mit deutscher Beteiligung (blau) und ohne deutscher Beteiligung (orange) unterschieden. Durch Überlagerungen von Interreg A Fördergebieten ergibt sich stellenweise eine dunklere Einfärbung. Zwischen den Förderperioden ergeben sich in den räumlichen Zuschnitten oft Anpassungen. Beschreibung Deutschland beteiligt sich an insgesamt 13 grenzüberschreitenden Programmen: Deutschland-Dänemark Polen-Dänemark-Deutschland-Litauen-Schweden (Südliche Ostsee) Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg-Polen Brandenburg-Polen Polen-Sachsen Sachsen-Tschechien Bayern-Tschechien Bayern-Österreich Deutschland-Österreich-Schweiz-Liechtenstein (Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein) Frankreich-Deutschland-Schweiz (Oberrhein) Frankreich-Belgien-Deutschland-Luxemburg (Großregion) Belgien-Deutschland-Niederlande (Euregio Maas-Rhein) Deutschland-Niederlande Die Fördergebiete mit deutscher Beteiligung zeigen unterschiedliche räumliche Muster. Während es im deutsch-österreichischen Grenzraum beispielsweise nur ein Fördergebiet gibt, hat der deutsch-polnische Grenzraum mit insgesamt vier Gebieten eine kleinräumigere Aufteilung. Das Fördergebiet,Südliche Ostsee' ist hierbei eine Ausnahme. Es schließt neben den direkten Nachbarländern Dänemark und Polen auch Schweden und Litauen ein und ist damit das größte Interreg A Fördergebiet mit deutscher Beteiligung. Europaweit fällt auf, dass die jeweilige Größe der NUTS-3-Gebiete einen erheblichen Einfluss auf die Fördergebiete hat. So ist der deutsche Zuschnitt auf Kreisebene vergleichsweise kleinräumig organisiert. Abbildung 7: Räumlicher Umgriff europäischer Interreg VI A Fördergebiete Grenzraumatlas Interreg VIA Fördergebiete (2021-2027) I Fördergebiet mit deutscher Beteiligung I Fördergebiet ohne deutscher Beteiligung Je dunkler die Farbe, desto häufiger überlappen die Perimeter. CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, R. Sachs, S. Hippe, T.Chilla, 2023. Datengrundlage: World Bank bzgl. admin. Grenzen und Küstenlinien, keep.eu bzgl. Interreg VI A Perimeter. - Staatsgrenze Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 3.7 Interreg A Fördergebiete: Einwohner, Fläche und Förderung Indikator In Abbildung 8 sind die Interreg VI A Fördergebiete der grenzübergreifenden Zusammenarbeit mit deutscher Beteiligung in einem Blasendiagramm abgetragen. Die x-Achse beschreibt die Bevölkerungsanzahl in Mio. Einwohner in den jeweiligen Fördergebieten (je weiter rechts, desto höher die Bevölkerungszahl). Die y-Achse beschreibt das Fördervolumen, das den Fördergebieten in der Interreg V A Periode (2014-2020) in Mio. Euro zur Verfügung stand (je höher, desto größer die Summe). Die Blasengröße gibt die Fläche in km2 an, die das Fördergebiet umfasst. Die Bevölkerungsdaten wurden von Eurostat bezogen und auf die jeweiligen Perimeter der Fördergebiete berechnet. Das Budget wurde über die Keep-Datenbank für die zurückliegende Förderperiode (2014-2020) bezogen und die Fläche innerhalb der Programm-Perimeter mittels Geoinformationssystem berechnet. Beschreibung Die Interreg VI A Fördergebiete Deutschland-Niederlande, Großregion und Südliche Ostsee weisen mit jeweils mehr als acht Millionen Einwohnern die höchsten Bevölkerungszahlen auf. Gleichzeitig sind sie neben Deutschland-Österreich die flächenmäßig größten Fördergebiete mit deutscher Beteiligung. Die Südliche Ostsee deckt hierbei mit mehr als 100.000 km2 die mit Abstand größte Fläche ab. Für die zurückliegende Förderperiode (Interreg V A, 2014-2020) weist die Keep-Datenbank die Fördergebiete Großregion, Deutschland-Niederlande und Oberrhein mit dem größten gesamten Budget aus. Abbildung 8: Einwohner, Fläche und Förderung von Interreg A Fördergebieten Grenzraumatlas Interreg VIA Fördergebiete: Einwohner, Fläche und Förderung w 0 1 500 450 o 400 350 300 DE-NL Grande Region/Großregion 250 Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg-PL Sachsen-CZ 2. 200 ö 150 Brandenburg-PL 100 Oberrhein Maas-Rijn/Meuse-Rhin/Maas-Rhein 50 DE-DK Bayern-CZ PL-Sachsen Alpenrhein-Bodensee-Hoch rhein - Südliche Ostsee - AT-Bayern 10 Bevölkerung in Mio. Fläche in km2 100.000 50.000 10.000 12 CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, R. Sachs, S. Hippe, T. Chilla, 2023. Datengrundlage: Eurostat, keep.eu. Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 31 3.8 Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Projektnetzwerke Indikator Die Karte zeigt die Projektnetzwerke zwischen allen Partnern in der Interreg V A Förderperiode (2014-2020). Die dickeren Punkte stellen die Leadpartner dar, ein kleinerer Punkt die Verortungen der Projektpartner. Die Linien verbinden die jeweiligen Projektkonsortien. Farblich wird zwischen den Fördergebieten unterschieden, sodass die Intensität des Projektgeschehens und die räumliche Ausdehnung ersichtlich werden. Die Daten stammen aus der Keep-Datenbank, in welcher alle Projektpartner gelistet sind. Beschreibung In der räumlichen Ausdehnung der Projektnetzwerke sind deutliche räumliche Unterschiede feststellbar. Während einige Projektnetzwerke im engeren Grenzraum verortet sind, zeigen andere Netzwerke eine größere räumliche Ausdehnung. Zudem zeigen einige Netzwerke lichtere und andere dichtere Strukturen, was auf die Anzahl der Projekte und die Anzahl der jeweiligen Projektpartner zurückzuführen ist (z.B. sehr dichte Struktur im Grenzraum Deutschland-Niederlande). Das Netzwerk des Fördergebiets Südliche Ostsee erstreckt sich aufgrund des großen Perimeters und der zahlreichen beteiligten Nationalstaaten über die größte Fläche. Herauszuheben ist auch die Rolle der Hauptstädte. In einigen Ländern sind kaum Interreg A Projektpartner in den Hauptstädten angesiedelt (z.B. Österreich, Schweiz), wohingegen in anderen Ländern sehr starke Verbindungen in die Hauptstädte erkennbar sind (z.B. Frankreich, Tschechien). Abbildung 9: Interreg V A Projektnetzwerke Grenzraumatlas Projektnetzwerke (Interreg V A) Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein Bayern-Tschechische Republik Brandenburg-Polen Deutschland-Dänemark Deutschland- Niederlande Großregion Maas-Rhein Mecklenburg-Vorpommern/ Brandenburg-Polen Oberrhein ^™ Österreich-Bayern Polen-Sachsen Sachsen-Tschechische Republik Südliche Ostsee CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: M. Lambracht, D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla, 2023 Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, keep.eu. Staatsgrenze Leadpartner Projektpartner Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 33 3.9 Strategische Raumentwicklung in Grenzregionen Indikator In der Delphi Studie des BMBF Projekts CoBo wurden die grenzregionalen Expertinnen und Experten gebeten, die Regionen in ihrem Grenzraum zu markieren, in welchen in den kommenden Jahren besonders intensive Anstrengungen der grenzübergreifenden Zusammenarbeit unternommen werden sollen. Die Karten in Abbildung 10 zeigen die aufsummierten Antworten der Teilnehmenden pro Grenzraum. Die Antworten sind nicht im statistischen Sinne repräsentativ, zeigen aber relevante Tendenzen. Beschreibung Der Blick auf die neun Karten zeigt recht unterschiedliche räumliche Muster. Interessant ist die räumliche Verteilung der Antworten innerhalb der Grenzräume. In manchen Beispielen zeigt sich ein recht weites Muster um die Grenze herum, während in anderen Grenzräumen die Antworten eher kleinräumig entlang der Grenze verortet sind. In allen Grenzräumen sind Schwerpunkte erkennbar - beispielsweise: Deutschland-Frankreich: Es sind deutliche Schwerpunkte um die großen Städte innerhalb des engeren Grenzraums erkennbar. Deutschland-Polen: Die Metropolen Berlin und Posen, welche außerhalb des engeren Grenzraums liegen, wurden häufig ausgewählt. Des Weiteren werden Achsen zwischen den Metropolen im deutsch-polnischen Verflechtungsraum sichtbar. Deutschland-Dänemark: Das räumliche Muster im deutsch-dänischen Grenzraum zeigt eine Zweiteilung. Hervorgehoben ist neben der Landgrenze zwischen beiden Staaten die Ostsee-Verbindung am Fehmarnbelt, deren infrastruktureller Ausbau bevorsteht (Tunnelquerung). Abbildung 10: Räumlicher Blick in die Zukunft Grenzraumatlas 4"- Arejf öf pan-nil cz J - r. , Räumlicher Blick in die Zukunft Antworten der Delphi-Befragung zu: 'In welchen Teilgebieten Ihrer Grenzregion sollten in den nächsten Jahren besonders intensive Anstrengungen unternommen werden?' CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram,S. Hippe, T. Chilla, K. Zumbusch, D. Zwicker-Schwarm, 2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, CoBo Delphi Studie 2021/22. Kohäsion in Grenzräumen durch Konvergenz 4.1 Grenzregionen als ,Labore' oder ,Museen' europäischer Integration? Indikator Die Teilnehmenden an der Delphi Befragung wurden gefragt, ob sie der Aussage zustimmen: ,Grenzregionen sind die Labore der europäischen Integration'. Des Weiteren wurden die Teilnehmenden nach ihrer Einschätzung zur These gefragt ,Grenzregionen sind bspw. aufgrund von Grenzbarrieren oder fehlender Harmonisierungsprozesse die historischen Museen der europäischen Integration'. Hierbei konnte aus den folgenden Antwortmöglichkeiten gewählt werden: stimme nicht zu, stimme eher nicht zu, stimme eher zu, stimme voll zu, weiß nicht. In Abbildung 11 sind die kumulierten Antworten aus allen Grenzregionen dargestellt. Zur Methodik der Delphi Befragung s. Kap. 2.2. Beschreibung Die Ergebnisse zeigen ein klares Bild: die Grenzregionen entlang der deutschen Grenze werden vermehrt als ,Labore' angesehen. Als wichtige Laborfunktionen werden genannt: persönliche Nähe als Voraussetzung für die Entwicklung von Ideen, problemorientiertes Ausprobieren im Alltag, das Lernen vom Nachbarn und anderen Grenzregionen sowie die Wahrnehmung nach außen (z.B. nationale Ebene) durch innovative Zusammenarbeit. Im Gegensatz zum Laborbegriff wird der Begriff,Museum' von den Teilnehmenden mehrheitlich kritisch gesehen. Abbildung 11: Grenzregionen als ,Labore' oder,Museen' europäischer Integration Grenzraumatlas Grenzregionen als Labore der europäischen Integration? 60 50 40 30 20 10 stimme nicht zu stimme eher stimme eher zu stimme voll zu weiß nicht nicht zu Grenzregionen als historische Museen der europäischen Integration? 60 50 40 30 20 10 stimme nicht zu stimme eher stimme eher zu stimme voll zu weiß nicht nicht zu CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla, K. Zumbusch, D. Zwicker-Schwarm, 2023. Datengrundlage: CoBo Delphi Studie 2021/22. Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 39 4.2 Erreichbarkeiten mit dem Pkw Indikator Abbildung 12 zeigt die Pkw-Geschwindigkeit zwischen ausgewählten Städten in den Grenzregionen und zu städtischen Oberzentren außerhalb der Grenzregion. Je dunkler eine Verbindung dargestellt ist, desto schneller ist die Pkw-Geschwindigkeit zwischen den beiden Städten. Die Städte wurden anhand der folgenden Kriterien ausgewählt: Vorhandensein eines Bahnhofs, Anzahl der Einwohner* und Raumabdeckung. Die Verbindungen unter Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage wurden mit Hilfe von API Abfragen von Google Maps (2022) erhoben. Die Bahnhöfe der erhobenen Städte dienen demnach als Start- bzw. Endpunkt der Abfragen. Die Abfragen wurden im Februar 2022 an vier verschiedenen Wochentagen und zu folgenden Uhrzeiten durchgeführt: 7 bis 9 Uhr, 11 bis 13 Uhr und 16 bis 18 Uhr. Mithilfe des Mittelwerts wurden die Gesamtdurchschnittszeiten pro Verbindung berechnet. Die dargestellte Geschwindigkeit ergibt sich durch den Quotienten aus Zeit und Luftliniendistanz**. Beschreibung In der Karte treten die transnationalen Achsen zwischen Großstädten und Metropolen mit einer hohen Geschwindigkeit hervor (z.B. Brüssel-Köln, Berlin-Posen oder Nürnberg-Pilsen). Zugleich sind topographische Hindernisse sichtbar (z.B. Bayerischer Wald, Erzgebirge, Alpen oder Bodensee). In einigen Grenzregionen sind die Verbindungen über die Grenze tendenziell schneller als die Verbindungen innerhalb des Grenzraums bzw. entlang der Grenze. Abbildung 12: PKW-Geschwindigkeit in km/h * i.d.R. mehr als 10.000 Einwohner, nur Husum, Niebüll und Clerf/Clervaux haben aus Gründen der Raumabdeckung weniger Einwohner ** luftlinie.org, 2022 Grenzraumatlas Durchschnittliche Pkw-Geschwindigkeit in km/h CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla, T. Mannmeusel, <40 > 40 - 50 > 50 - 60 > 60 - 70 >70 2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Google Maps, luftlinie.org Grenzraum (25 km Luftlinie) Staatsgrenze Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 41 4.3 Erreichbarkeiten mit der Bahn Indikator Abbildung 13 zeigt die Bahn-Geschwindigkeit zwischen ausgewählten Städten in den deutschen Grenzregionen und zu städtischen Oberzentren außerhalb der Grenzregion. Je dunkler eine Verbindung dargestellt ist, desto schneller ist die potenzielle Bahn-Geschwindigkeit zwischen den beiden Städten. Die ausgewählten Städte entsprechen denen der Pkw-Erreich-barkeitsanalysen (siehe Kapitel 4.2). Die hierfür verwendeten Verbindungsdaten wurden mithilfe der Deutsche Bahn-Online-Reiseauskunft erhoben. Die Abfragen wurden für den 9. Februar 2022 (Mittwoch, Werktag) von 4 Uhr bis Betriebsschluss in der Nacht zum 10. Februar durchgeführt. Es wurden jeweils Verbindungen mit maximal zwei Umstiegen zwischen den Hauptbahnhöfen von zwei Städten abgefragt. Die dargestellte Geschwindigkeit ergibt sich aus dem Quotienten der schnellsten Verbindung und der Luftliniendistanz. Ergänzend zeigt die Strichstärke der Linien die Anzahl der Verbindungen zwischen zwei Städten. Je dicker die Linie, desto mehr tägliche Verbindungen bestehen. Eine Strichelung der Verbindungslinien zeigt die Notwendigkeit von mindestens einem Umstieg. Beschreibung Der deutsch-niederländische Grenzraum, der deutsch-französische Grenzraum am Oberrhein und der deutsch-schweizerische Grenzraum zeigen eine Vielzahl dunkler und dicker Linien, was von vergleichsweise hoher Geschwindigkeit und Frequenz zeugt. Der deutsch-tschechische sowie der nördliche deutsch-französische Grenzraum zeigen vergleichsweise langsame Verbindungen und geringe Frequenzen. Die grenzüberschreitenden Verbindungen zwischen Metropolen (z.B. München-Linz, Berlin-Posen, Brüssel-Köln) sind vergleichsweise gut. Zudem sind die metropolitanen Verbindungen über den Grenzraum hinweg häufig besser als die kleinräumigen Verbindungen innerhalb des Grenzraums. Zugleich funktionieren innerstaatliche Verbindungen entlang der Grenze tendenziell gut, während grenzüberschreitende Verbindungen vergleichsweise schlechter sind (z.B. Deutschland-Österreich, Deutschland-Niederlande, oder Oberrhein). Dies ist in ländlichen Grenzräumen deutlicher erkennbar als in städtischen. Abbildung 13: Bahn-Geschwindigkeit in km/h Grenzraumatlas '■L—> 1, Emden Groningen v^^. «^J3Le£afcJldenburg WinschoteniWeener w I /Meppen Nordhorn Utrecht EST*^i^OSnabrück %j|i^Amhem ^ Rheine Nymeg^l^^Bo'cholt •Dortmund Neubrandenburg • V Szczecin /Schwedt/Oder Gorzöw Wielkopolski ^Berlin > *Verviers Luxemburg -Mannheim B.. .„ "J Kaiserslautem 1,1 SJnionvillev*__r-—Im mß |MelzXjlmasens* ^Landau in der Pfalz *Sa'rregüerhinesS^arlsrjhe „, Annabefg i *&™jy »Most a/ J€^ w ■ ^artoedw^^pizen )elf^Weideni.d.Opf.K|a, Vcham *^ Bayreuth ^Nürnberg Chemnitz w V 'J^LibW i nad Labern % Clancy * ,Jb^^3 StrasbourgtgBSen-Ba'den 5^Moffenburg iColmarf ., trolmar' ., ... »Freiburg im Breisgau MulnÄKchaffhausen»Konstanzl 40 - 50 > 50 - 60 > 60 - 70 >70 Anzahl der täglichen Verbindungen - <20 • mind. ein Umstieg — > 20-40 > 40 - 60 >60 Grafik: D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla, V. Birkmann, T. Mannmeusel, 2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Google Maps, luftlinie.org Grenzraum (25 km Luftlinie) Staatsgrenze Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 43 4.4 Vergleich der Erreichbarkeiten zwischen Pkw und Bahn Indikator Abbildung 14 ergänzt die beiden vorherigen Karten zu den Pkw- und Bahn-Verbindungen, indem die jeweilige Durchschnittsgeschwindigkeit ins Verhältnis gesetzt wird. Dies erfolgt auf dem Wege der Indizierung: Je höher der Wert einer Verbindung in der Karte ist, desto schneller ist der Pkw (grün). Je niedriger der Wert einer Verbindung ist, desto schneller ist der Zug (orange). Auch in dieser Karte gilt, dass nur ausgewählte Verbindungen dargestellt werden. Beschreibung Das Kartenbild zeigt: Das Auto ist in den deutschen Grenzregionen zu Dänemark, Polen, Tschechien, Luxemburg und Österreich für den nicht-metropolitanen Teil tendenziell die bessere Wahl - zumindest im Hinblick auf die Schnelligkeit. Im Oberrheingebiet, im deutsch-schweizerischen Grenzraum und auf den meisten deutsch-niederländischen Strecken ist dagegen die Bahn tendenziell das schnellere Verkehrsmittel. Dies gilt auch für viele grenzüberschreitende Verbindungen zwischen Großstädten (z. B. Berlin-Posen, München-Innsbruck, Straßburg-Basel, Köln-Brüssel). Die Achsen Nürnberg-Pilsen, Dresden-Prag und Dresden-Breslau bilden in dieser Hinsicht eine Ausnahme: hier ist das Auto das schnelle re Verkehrsmittel. Auch in der Region Deutschland-Dänemark ist der Pkw das schnellere Verkehrsmittel, und dies gilt ebenfalls für die gebirgigen Räume (Deutschland-Österreich, Deutschland-Tschechi en). Insgesamt zeigt die Karte, dass bei Verbindungen über die Grenze zumeist der Pkw das schnellere Verkehrsmittel ist. Entlang der Grenze ist jedoch der Zug tendenziell schneller. Dies zeigt, dass die Qualität der Straßenverbindungen im Grenzgebiet höher ist als die Quali tat der Bahnverbindungen. Abbildung 14: PKW und Bahn im Vergleich Grenzraumatlas |^E«oven^^yn|o2uisbllrg Dortmund Bleues Mönchengladbach/ ™n Genk ^^achen LVerviers £leryaux.BTtburg Jrier ... ,■ Kaiserslautern Thionville „_ — Mpfr ^Pirmasens Sarreguemines StrasbourgX^en-Baden Offenburg Co'<™[Freiburg im Breisgau C CBurghausen \I7 Rosenheim Traunstein»* Pkw und Bahn im Vergleich Index = 100 bedeutet Pkw und Bahn gleich schnell < 80 (Bahn deutlich schneller als Pkw) > 80- 90 > 90-100 > 100-110 >110 -120 > 120 (Pkw deutlich schneller als Bahn) CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe,! Chilla, V. Birkmann, T. Mannmeusel,2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Google Maps, luftlinie.org Grenzraum (25 km Luftlinie) Staatsgrenze Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 45 4.5 Grenzüberschreitendes Verkehrsaufkommen: Pkw Indikator In Abbildung 15 ist die Entwicklung des durchschnittlichen täglichen Verkehrsaufkommens von Pkws für die Jahre 2003 bis 2017 an ausgewählten Grenzübergängen Deutschlands dargestellt. Berücksichtigt ist hierbei das aufsummierte Verkehrsaufkommen aus beiden Richtungen. Pro Grenzregion ist der Grenzübergang mit dem höchsten Verkehrsaufkommen dargestellt. Die Daten stammen von der Bundesanstalt für Straßenwesen, welche an zahlreichen Grenzübergängen Zählstellen installiert hat. Beschreibung An den meisten dargestellten Grenzübergängen ist ein ähnlich hohes Verkehrsaufkommen ersichtlich. Lediglich die beiden Grenzübergänge Ellund (Deutschland-Dänemark) und Waidhaus/Rozvadov (Deutschland-Tschechien) zeigen vergleichsweise geringere Werte. Das Verkehrsaufkommen an der deutschen West- und Südgrenze war schon im Jahr 2003 auf einem hohen Niveau, bis zum Jahr 2017 kann eine Stagnation bzw. teilweise auch ein leichter Rückgang verzeichnet werden. Anders sieht dies an den ostdeutschen Grenzen zu Polen und Tschechien aus. Hier war das Verkehrsaufkommen im Jahr 2003 noch auf einem sehr niedrigen Niveau, ehe bis zum Jahr 2017 ein enormes Wachstum des Verkehrsaufkommens zu verzeichnen ist. Dies liegt nicht zuletzt an der EU-Osterweiterung im Jahr 2004, durch welche Polen und Tschechien Teil der EU wurden. Bemerkenswert ist das Verkehrsaufkommen am Grenzübergang Straßburg/Kehl, da dies im Vergleich zu den anderen Grenzübergängen kein Autobahnübergang ist. Abbildung 15: Entwicklung des Pkw-Grenzverkehrs Grenzraumatlas Ellund Frankfurt (Oder)/Swiecko Vetschau Lichtenbusch 1 Sauertalbrücke Waidhaus/Rozvadov ✓-vStraßburg-Kehl ■ —i Bad Reichenhall Weil am Rhein Entwicklung des durchschnittlichen täglichen Grenzverkehrs (Pkw) 40.000 Pkw 2017* 2003 ** 25.000 Pkw 10.000 Pkw CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe,T. Chilla, 2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Bundesanstalt für Straßenwesen. *GÜG Bad Reichenhall 2015 **GÜG Straßburg-Kehl und Weil am Rhein 2004 Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 47 4.6 Grenzüberschreitendes Verkehrsaufkommen: Lkw Indikator In Abbildung 16 ist die Entwicklung des durchschnittlichen täglichen Verkehrsaufkommens von Lastkraftfahrzeugen für die Jahre 2003 bis 2017 an ausgewählten Grenzübergängen Deutschlands dargestellt. Berücksichtigt ist hierbei das aufsummierte Verkehrsaufkommen aus beiden Richtungen. Pro Grenzregion ist der Grenzübergang mit dem höchsten Verkehrsaufkommen dargestellt. Die Daten stammen, wie bei der vorherigen Karte, von der Bundesanstalt für Straßenwesen. Beschreibung Im Jahr 2003 wurde das höchste Verkehrsaufkommen im Schwerlastverkehr an den Grenzen zu Belgien, Dänemark, den Niederlanden und Österreich erfasst. Bis 2017 ist an den besagten und den weiteren westlichen Grenzübergängen jedoch eine Stagnation bzw. nur ein geringes Wachstum zu erkennen. Die EU-Osterweiterung im Jahr 2004 ist auch in dieser Abbildung sehr deutlich zu sehen. An den Grenzen zu Polen und Tschechien ist ein sehr starkes Wachstum bis zum Jahr 2017 festzustellen. Der Grenzübergang Frankfurt (Oder)/Swiecko zeigt eine besonders große Steigerung (+360%). Darüber hinaus hat der besagte Grenzübergang das mit Abstand größte Verkehrsaufkommen im Schwerlastverkehr. Durchschnittlich fahren hier täglich bis zu 12.000 Lkws über die deutsch-polnische Grenze. Den zweithöchsten Wert hat der Grenzübergang Bad Reichenhall mit durchschnittlich knapp 8.000 Lkws, die täglich die Grenze überqueren. Abbildung 16: Entwicklung des Lkw-Grenzverkehrs Grenzraumatlas Entwicklung des durchschnittlichen täglichen Grenzverkehrs (Lkw) |-. 10.000 Lkw ■ 2017* 2003** 5.000 Lkw 1.000 Lkw ~|__ CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, T.Chilla, 2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Bundesanstalt für Straßenwesen. *GÜG Bad Reichenhall 2015 **GÜG Straßburg-Kehl und Weil am Rhein 2004 Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 49 4.7 Einpendler Indikator Abbildung 17 zeigt die Anzahl der nach Deutschland einpendelnden Grenzgänger aus allen Nachbarländern auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte (NUTS3) im Jahr 2021. Die Daten stammen von der Bundesagentur für Arbeit. Je dunkler eine Gebietseinheit eingefärbt ist, desto mehr Pendler gehen dort einer Arbeit nach. Beschreibung Das Kartenbild lässt sich in drei Kategorien zusammenfassen: 1) Starkes Einpendeln nach Deutschland (aus Frankreich, Polen und Tschechien): Aus allen drei Ländern pendelt eine hohe Zahl an Arbeitnehmern über die Grenze nach Deutschland. Während französische Grenzpendler hauptsächlich ins nähere Grenzgebiet pendeln, unterscheidet sich das für polnische und ansatzweise auch für tschechische Grenzpendler. Polnische Grenzpendler sind im gesamten deutschen Bundesgebiet in erheblichem Ausmaß anzutreffen. 2) Mittlere Intensität des Einpendeins nach Deutschland (aus Belgien, Niederlande und Österreich): Grenzpendler aus Belgien, den Niederlanden und Österreich gehen zumeist innerhalb des näheren Grenzgebiets einer Beschäftigung nach. 3) Geringes Einpendeln nach Deutschland (aus Dänemark, Luxemburg und der Schweiz): Dänemark, Luxemburg und die Schweiz stechen heraus, da es nahezu keine Grenzpendler in Richtung Deutschland gibt. Abbildung 17: Einpendler nach Herkunftsland Grenzraumatlas Einpendler nach Herkunftsland (2021) CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram,S. Hippe, H. Paul,! Chilla, 1- 100 > 3.000-4.000 2023. > 100- 500 > 4.000-5.000 Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Bundesagentur für Arbeit bzgl. > 500- 1.000 I ■ > 5.000 Pendlerdaten auf Kreisebene. > 1.000- 2.000 keine Einpendler > 2.000- 3.000 Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 51 4.8 Aus- und Einpendler Indikator In Abbildung 18 ist die jährliche Anzahl der Pendler zwischen Deutschland und den Nachbarländern dargestellt. Je breiter der Pfeil, desto mehr Menschen haben Wohn- und Arbeitsort auf der jeweils anderen Seite der Grenze. Für die nach Deutschland Einpendelnden wurden Daten der Bundesagentur für Arbeit herangezogen. Bei den Auspendlerzahlen handelt es sich um Daten der jeweiligen nationalen Statistikämter. Daten für Auspendler nach Frankreich, Österreich, Polen und Tschechien sind nicht verfügbar (gestrichelte Pfeile). Beschreibung Die Pendlerverflechtungen zwischen Deutschland und seinen Nachbarstaaten zeigen ein differenziertes Bild. In einigen Grenzräumen sind die Pendlerströme stark asymmetrisch, da mehr als 90% der Pendler in eine Richtung fahren. Dies gilt aus Deutschland heraus Richtung Luxemburg, Schweiz und Dänemark. Nach Deutschland eingependelt wird vor allem aus Frankreich, Polen und Tschechien. Abbildung 18: Grenzpendler Grenzraumatlas Grenzpendler Anzahl der Pendler von und nach Deutschland in Tsd. CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: T. Mannmeusel, D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla, 2023 Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, Bundesagentur für Arbeit (2021), Centraal Bureau voor de Statistiek (2019), IGSS (2021), Bundesamt für Statistik Schweiz (2020), Region Sanderjylland-Schleswig (2020) keine Daten Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 53 4.9 Beratungsstellen für Grenzpendler Indikator Die Abbildung 19 stellt Beratungsstellen für Grenzpendler in den Grenzregionen dar. Nicht angeführt sind Standorte der jeweiligen öffentlichen Arbeitsagenturen, die in der Regel ebenfalls Beratungsangebote für Grenzpendler bereit halten. Die Daten beruhen auf einer Internet-Recherche*, die zwar systematisch erfolgt ist, aber keinen Anspruch auf letzte Vollständigkeit erheben kann. Beschreibung Das Kartenbild zeigt ein recht klares West-Ost-Muster. Ein vergleichsweise hohes Angebot an Beratungsstellen ist vor allem in den Grenzregionen mit den Niederlanden, Luxemburg, Frankreich und der Schweiz festzustellen. Besonders auffallend sind Formate wie die Grenzinfopunkte, Infobest und die Angebote des luxemburger Gewerkschaftsbundes OGBL, die jeweils an mehreren Standorten entlang der Grenzen präsent sind. Dieses Muster spiegelt zum Teil die Intensität des Pendlergeschehens wider, aber auch die Tatsache, dass an den Westgrenzen bereits seit Längerem kooperiert wird. Abbildung 19: Beratungsstellen für Grenzpendler * Quellen: https://www.pendlerinfo.org/pendlerinfo/de/, https://lebenindaenemark.de/, https://www.vorpom-mern-sonnendeck.de/welcome-center-stettiner-haff/grenzuebergreifende-unterstuetzung-1 (keine eigene Website), https://tschechien.ahk.de/mitglieder/regionalvertretungen, https://grenzgaengerverband.at/, https://www, grenzgaenger-vgv.at/wp/uber-uns/, https://grenzgaengerversicherung.at/ueber-uns, https://www.grenzgaenger de/, https://www.gg-profis.de/grenzgaengerberatung/, https://www.grenzgaenger-information.de/, https://grenz-gaenger-ch.de/, https://frontaliers-grandest.eu/de/ratgeber-fur-grenzganger-aus-deutschland-und-frankreich/, https://www.infobest.eu/de/ueber-infobest/palmrain#, http://www.ogbl.lu/frontaliers-allemands/, https://grenzin-fo.eu/, https://grenspendel.nl/de/wer-sind-wir, https://grenzinfo.eu/, https://grenzarbeit.eu/eb Grenzraumatlas .» Region Sonderjylland-Schleswig "Beratungsstelle - Leben in Dänemark Grenzinfopunkt Grenzinfopunkt Grenzinfopunkt f Grenzinfopunkt 'Grenzpendler Beratungsbüro Grenzinfopunkt \5\ OGBL OGBL OGBL^ OGBL rMaiso'n du Luxembourg Euroregion Pomerania '^V MOSA Infobest / Infobest Infobest' Grenzgänger Versicherungsservice ^ 15-17,5 > 5-10 ^| > 17,5-20 >20 keine Daten / Angebote > 10-12,5 > 12,5-15 Grafik: E. Günther, D. Bertram, S. Hippe, T.Chilla,2023. Datengrundlage: © Eurogeographics bzgl. admin. Grenzen, einschlägige Immo-Suchmaschinen Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 67 4.16 Grenzüberschreitender Tourismus Indikator Die Karte zeigt die Anzahl touristischer Übernachtungen aus dem Nachbarland. Je dicker hierbei die Pfeile sind, desto mehr Touristen übernachteten 2019 im entsprechenden Nachbarland*. Diese Darstellung bezieht sich nicht auf Grenzräume im eigentlichen Sinne, sondern auf die Verflechtungen zwischen den Gesamtstaaten. Damit ist dieser Indikator eine interessante Hintergrund-Information für nachbarschaftliche Verhältnisse. Beschreibung Es lassen sich deutliche Unterschiede im Besuchsverhalten zwischen Deutschland und seinen Nachbarstaaten feststellen. Es ist bemerkenswert, dass Touristen aus Deutschland, das eine Gesamteinwohnerzahl von etwa 80 Mio. hat, fast 45 Mio. Übernachtungen in Österreich verbringen. Auch wenn die Pfeilstärken anderes suggerieren, sind die ca. 4,3 Mio. Übernachtungen aus Österreich bei knapp 9 Mio. Einwohnern erheblich. Das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland ist hingegen auch unter Berücksichtigung der Gesamtbevölkerungszahl asymmetrisch. Während 18,5 Mio. Übernachtungen von Deutschen in Frankreich zu verzeichnen sind, sind es lediglich knapp vier Millionen Übernachtungen von französischen Besuchern in Deutschland. Das Verhältnis der Übernachtungen aus den östlichen Nachbarstaaten Polen und Tschechien zur jeweiligen Gesamtbevölkerung ist hingegen deutlich höher. Abbildung 26: Anzahl touristischer Übernachtungen * https://www-genesis.destatis.de/genesis//online?operation=table&code=45412-0008&bypass=true&lev dex=0&levelid = 1675856802539#abreadcrumb Grenzraumatlas Kohäsion in Grenzräumen durch Integration 69 4.17 Europa mit oder ohne Grenzen? Indikator In der Delphi Studie wurden die grenzregionalen Expertinnen und Experten gefragt, inwieweit sie die untenstehenden Visionen erstrebenswert finden. Hierbei konnten sie aus den folgenden Optionen wählen: nicht erstrebenswert, wenig erstrebenswert, erstrebenswert, sehr erstrebenswert und weiß nicht. Abbildung 27 zeigt, die absoluten Nennungen der Teilnehmenden aus allen Grenzregionen für beide Visionen. Zur Methode der Delphi Befragung s. Kap. 2.2. Im Folgenden der Wortlaut der Delphi Fragen: Vision A „Grenzräume sind ein inspirierender Kontaktraum von Kulturen, Sprachen und Gesellschaften. Im zukünftigen Europa wird es den Grenzregionen gelingen, ihre Lage an nationalstaatlichen Grenzen noch mehr als Chance zu sehen und diese als Standortfaktor zu nutzen. In wirtschaftlicher Hinsicht gelingt es verstärkt, Komplementaritäten mit dem Nachbarn in Wert zu setzen. Die Grenze wird zur Ressource, und Grenzregionen sind starke Akteure eines integrierten Europas. Die Vielfalt Europas wird in seinen Grenzräumen besonders plastisch sichtbar." Vision B „Im zukünftigen Europa werden Grenzen weitgehend verschwinden, und der schon lange geprägte Ausdruck vom ,Europa ohne Grenzen' wird auch faktisch wahr. Dies wird gesichert durch weitreichende rechtliche Harmonisierung und starke politische Mandate auch über die Grenzen hinweg. Damit gleichen sich Gehalts- und Preisniveaus an, und auch Sprachkompetenzen sowie Arbeitsmärkte kennen kaum mehr nationale Grenzen. Letztlich gleichen sich die Lebensbedingungen so an, dass Grenzen nicht mehr spürbar sind." Beschreibung Beide Visionen werden von den meisten positiv bewertet, wobei Vision A als besonders wünschenswert eingestuft wird. Wenn man die Antwortoptionen erstrebenswert' und ,sehr erstrebenswert' zusammenfasst, dann bewerten über 90% der Teilnehmenden Vision A positiv. Lediglich 7% finden Vision A ,wenig erstrebenswert'. Vision B hingegen bewerten nur noch knapp 70% als erstrebenswert' bzw. ,sehr erstrebenswert'. Mehr als ein Viertel hingegen gibt hier ,wenig erstrebenswert' bzw.,nicht erstrebenswert' an. Zusammengefasst präferieren die Teilnehmenden an der Delphi Umfrage eher Vision A, welche ein Europa der (Grenz)-Regionen beschreibt. Auch wenn die Delphi Studie nicht als statistisch repräsentative Erhebung gilt, zeigt dies doch ein deutliches Muster. Abbildung 27: Visionen - Europa der (Grenz-)Regionen oder ein Europa ohne Grenzen? Grenzraumatlas nicht erstrebenswert wenig erstrebenswert erstrebenswert sehr erstrebenswert weiß nicht CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D.Bertram, S. Hippe, T. Chilla, K. Zumbusch, D. Zwicker-Schwarm, 2023. Datengrundlage: CoBo Delphie Studie 2021/22. Kohäsion in Grenzräumen durch Integration Kohäsion in Grenzräumen durch Resilienz In den vergangenen Jahren war das Geschehen von Krisen geprägt, die auch Grenzregionen betroffen haben. Besonders die Grenzkontrollen und -Schließungen im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie waren einschneidend. In Zeiten der Krise ist das ,grenzenlose' Europa alles andere als grenzenlos. Dies ist ein erhebliches Handicap für Grenzregionen, da sie auf grenzüberschreitende Verbindungen angewiesen sind. Das Konzept der ,Resilienz' - also der Widerstandsfähigkeit - thematisiert die Fähigkeit eines Systems, sich nach einem Schock oder einer Störung zu erholen, neu zu positionieren und weiterzuentwickeln. 5.1 Grenzschließungen während der Corona-Pandemie Indikator Abbildung 28 zeigt die monatlich aggregierte Anzahl der Tage in den Jahren 2020/21, an denen das Schengenabkommen ausgesetzt und Grenzkontrollen an den deutschen Grenzen wiedereingeführt wurden. In allen Fällen stellen graue Linien die Anzahl der Tage mit Grenzkontrollen in Richtung Deutschland dar. In diesen Fällen werden Grenzkontrollen auf deutscher Seite durchgeführt. Die schwarze Linie hingegen zeigt die Anzahl der Tage mit Grenzkontrollen des jeweiligen Nachbarlandes. In diesem Fall setzt das angrenzende Land das Schengenabkommen für einen bestimmten Zeitraum aus. Die Informationen stammen aus dem offiziellen Dokument der Europäischen Kommission zur Protokollierung der Aussetzung des Abkommens innerhalb der Europäischen Union. Beschreibung Die Diagramme zeigen drei verschiedene Muster: 1) Symmetrisch - für die Grenze Deutschland-Schweiz und Deutschland-Niederlande: In diesem Fall zeigen beide Linien ein symmetrisches Muster. Deutschland und Schweiz haben das Protokoll gleichzeitig ausgesetzt. Bemerkenswert ist, dass an der deutsch-niederländischen Grenze über den gesamten Zeitraum das Schengenabkommen nicht ausgesetzt wurde - dies war an allen andere Grenzen der Fall. 2) Einseitig - für die Grenze Deutschland-Belgien, Deutschland-Luxemburg und Deutschland-Polen: In dieser Kategorie gibt es Grenzkontrollen in nur eine Richtung. In den Grenzregionen Deutschland-Belgien und Deutschland-Polen führt Deutschland keine Grenzkontrollen durch. An einigen Stellen werden jedoch Grenzkontrollen in Richtung Deutschland durchgeführt. In der Grenzregion Deutschland-Luxemburg ist es umgekehrt. 3) Asymmetrisch - für die Grenze Deutschland-Österreich, Deutschland-Tschechien, Deutschland - Dänemark und Deutschland-Frankreich: In dieser Kategorie kontrollieren beide Länder die Grenze mindestens einmal während des Zeitraums. Allerdings geschieht dies (teilweise) zu unterschiedlichen Zeiten, was zu einem asymmetrischen Linienmuster führt. Dänemark und Frankreich sind die einzigen Länder, in denen während des gesamten Untersuchungszeitraums Grenzkontrollen durchgeführt werden. Die meisten Grenzkontrollen fanden in der ersten Hälfte der Jahre 2020 und 2021 statt. Hier ist eine starke Korrelation mit den COVID-19-Infektionswellen zu erkennen*. Abbildung 28: Grenzkontrollen zwischen 2020 und 2021 entlang der deutschen Grenze * s. den BBSR MORO-Bericht zu den Auswirkungen der COVID-19-Krise in den Grenzregionen (2023) Grenzraumatlas Grenzkontrollen zwischen 2020 und 2021 entlang der deutschen Grenze - nach AT -nach DE ™ 30 I 20 Jan Mär Mai Juli Sep Nov Jan Mär Mai Juli Sep Nov 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 -nach BE -nach DE 30 20 A A Jan Mär Mai Juli Sep Nov Jan Mär Mai Juli Sep Nov 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 - nach CZ -nach DE A A Jan Mär Mai Juli Sep Nov Jan Mär Mai Juli Sep Nov 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 -nach DK -nach DE -nach FR -nach DE -nachLU -nach DE Jan Mär Mai Juli Sep Nov Jan Mär Mai Juli Sep Nov 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 A Jan Mär Mai Juli Sep Nov Jan Mär Mai Juli Sep Nov 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 Jan Mär Mai Juli Sep Nov Jan Mär Mai Juli Sep Nov 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 -nachNL -nach DE -nach PL -nach DE -nach CH -nach DE Jan Mär Mai Juli Sep Nov Jan Mär Mai Juli Sep Nov 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 Jan Mär Mai Juli Sep Nov Jan Mär Mai Juli Sep Nov 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 Jan Mär Mai Juli Sep Nov Jan Mär Mai Juli Sep Nov 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, H. Paul,! Chilla, 2023. Datengrundlage: Europäische Kommission (2022). Kohäsion in Grenzräumen durch Resilienz 75 5.2 Aus der Krise lernen Indikator Mit folgender Frage wurden die Teilnehmenden der Delphi Studie gefragt, ob die COVID-19 Krise einen möglichen ,Katalysatoreffekt' für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hatte: „Haben die Erfahrungen aus der Pandemie Ihrer Meinung nach zu einer verstärkten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Ihrer Grenzregion geführt (z. B. Ad-hoc-Zusammenarbeit zu Gesundheitsfragen, gemeinsame Lobbyarbeit gegen Grenzschließungen, neue Netzwerke oder Institutionen)?". Die Experten konnten hierbei aus den folgenden Antwortmöglichkeiten wählen: gar nicht, ein wenig, stark, sehr stark und weiß nicht. Abbildung 29 zeigt die prozentuale Verteilung der Antworten pro Grenzraum. Beschreibung Insgesamt gaben etwa 40% der Teilnehmenden an, dass die Pandemie zu einer ,ein wenig' verstärkten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit geführt hat. Darüber hinaus geben etwa 25% der Experten an, dass die Pandemie einen ,starken' und etwa 10% einen ,sehr starken' Einfluss auf die künftige Kooperation hat. Lediglich 17% sind der Meinung, dass die Krise ,gar keinen' verstärkenden Einfluss auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit hat. Dementsprechend glauben etwa 75% der Experten, dass die Krise ein ,Katalysator' für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit war. Laut den Teilnehmenden waren folgende Gründe hierfür verantwortlich: hohe Relevanz der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wurde sichtbar Schaffung neuer Kommunikationskanäle höheres Bewusstsein für die Grenzregionen auf nationaler Ebene Die Teilnehmenden sind sich dahingehend recht einig, dass die Mehrebenen-Kommunikation von der regionalen zur nationalen Ebene in der Krise eine Herausforderung war, während die grenzregionalen Kommunikationskanäle vergleichweise gut funktionierten. Abbildung 29: Die Krise als Katalysator? Grenzraumatlas Haben die Erfahrungen aus der Pandemie Ihrer Meinung nach zu einer verstärkten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Ihrer Grenzregion geführt? (Anteil in %) n=104 gesamt CZ-DE DK-DE FR-DE LU-DE NL-DE PL-DE 10 20 30 40 50 60 70 80 l gar nicht Bein wenig ■ stark ■ sehr stark weiß nicht 90 100 CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla, K. Zumbusch, D. Zwicker-Schwarm, 2023. Datengrundlage: CoBo Delphi Studie 2021/22. Kohäsion in Grenzräumen durch Resilienz 77 5.3 Vorbereitung für kommende Krisen: lessons learnt Indikator In den offenen Antworten der ersten Delphi Befragung wurde häufig genannt, dass es wichtig sei, sich auf Krisen vorzubereiten und nicht erst darauf zu reagieren. Demnach wurde in der zweiten Runde gefragt: ,Was heißt dies konkret für Ihren Grenzraum und welche präventiven Maßnahmen sind künftig zu treffen?'. Die Experten konnten ihre Einschätzungen in einem Textfeld notieren. Die Antworten wurden Schlagwörtern zugeordnet und anschließend kate-gorisiert. In Abbildung 30 sind die am häufigsten genannten Kategorien in einer ,Wortwolke' dargestellt. Je größer der Begriff dargestellt ist, desto häufiger wurde er genannt. Beschreibung Besonders wichtig für eine Krisenfestigkeit ist den befragten Experten der Ausbau von Kontakten und Kommunikationskanälen. Damit ist die Vertiefung und Festigung von grenzüberschreitenden Kontakten sowie auch die innerstaatliche Kooperation über alle Ebenen hinweg gemeint. Die Kategorie nationales Grenzbewusstsein stärken' ergänzt diese Eindrücke. Einige Experten erwähnten ein erhöhtes nationales Bewusstsein für grenzregionale Belange nach der Pandemie. Dennoch sollten die grenzregionalen Akteure stärker in die Entscheidungsfindung einbezogen werden und die Kompetenzen auf regionaler Ebene gestärkt werden. Die Experten beschreiben darüber hinaus die Relevanz von grenzübergreifenden Harmonisierungsprozessen (Gesetze und Datenmonitoring). Ein gemeinsames Wissen über den Grenzpartner und eine stärkere Vernetzung im Grenzgebiet würden in Krisenzeiten bei Entscheidungen helfen und entsprechende Prozesse beschleunigen. In diesem Zusammenhang wurden gemeinsame Risikoanalysen und Notfallübungen vorgeschlagen. Im Bereich der Rettungsdienste könnte ein gemeinsames Training für Notfälle durchgeführt werden, um organisatorische und auch interkulturelle Unterschiede frühzeitig adressieren zu können. Abbildung 30: Lessons learnt aus der COVID-19 Pandemie Grenzraumatlas 6 akte ausbauen Grenzüberschreitende Strukturen stärken Nationales Grenzbewusstsein stärken Wissen über den Nachbarn erweitern esilienter sei Gemeinsame Analysen und (Rettungs-)Ubungen legionale Kompetenzen ausbauen Grenzen offen halten Grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung forcieren Kommunikationskanäle erweitern n=162 Lessons learnt aus der COVID-19 Pandemie Kategorisierte Antworten aus der Delphi Studie zur Frage: Welche präventiven Maßnahmen sind für künftige Krisen zu treffen? CoBo - Cohesion in Border Regions Grafik: D. Bertram, S. Hippe, T. Chilla, K. Zumbusch, D. Zwicker-Schwarm, 2023. Datengrundlage: CoBo Delphi Studie 2021/22. Kohäsion in Grenzräumen durch Resilienz 79 Anhang Datenquellen zu Kap. 4.11 grenzüberschreitende Ticket-Angebote für den ÖPNV (Abb. 21): https:// www.rvf.de/startseite, https://www.ortenaulinie.de/301803.html, https://www.kw.de/index.html, htt-ps://www.vrn.de/, https://qnv.de/, https://saarw.de/, https://kvs.de/, https://www.vrt-info.de/, https:// www.vrminfo.de/https://www.vrs.de/, https://www.sveinfo.de/, https://aw.de/de/, https://www.vrr. de/de/startseite/, https://www.rvm-online.de/, https://www.vgb-mob.de/, https://www.vge-emsland-sued.de/, https://www.vej-bus.de/, https://www.vbn.de/, https://www.nah.sh/, https://www.vsf-, mbh. com/Home.19.0.html, https://wg-bus.de/, https://www.vmv-mbh.de/, https://uvg-, nline.com/, htt-ps://bbg-eberswalde.de/, https://www.vbb.de/, https://www.goerlitztakt.de/de/, https://www.zvon. de/, https://www.wo-online.de/de/index.cshtml, https://www.ovps.de/, https://www.vms.de/, https:// www.rve.de/, https://vogtlandauskunft.de/, https://www.stadtwerke-hof.de/, https://vgf-web.de/, https://www.fahrmit-tirschenreuth.de/oepnv, https://www.nwn-bus.de/, https://www.rw.de/, https:// www.landkreis-cham.de/breitband-kreiswerke/kreiswerke-cham/mobilitaet/vlc-tarifverbund/, https:// www.laenderbahn.com/oberpfalzbahn/tickets/preise-und-angebote/mit-der-oberpfalzbahn-ent-spannt-pendeln-1/vlc-ticket/, https://www.bayerwald-ticket.com/fahrplaene-im-tarifgebiet-bayer-wald-ticket-guti/, https://vdw-mobil.de/, https://www.vgrottal-inn.de/, https://www.vgaoe.de/, https:// www.dbregiobus-bayern.de/tickets/lk-sondertarife/rvo-sondertarife, https://salzburg-verkehr.at/, https://www.lra-bgl.de/lw/sicherheit-verkehr/mobilitaet/, https://www.rovg.de/, https://www.mw-mu-enchen.de/, http://www.vg-gap.de/, https://www.mona-allgaeu.de/, https://www.rba-bus.de/, https:// www.vg-kirchweihtal.de/, https://www.oberallgaeu.de/mobilimallgaeu, https://www.bodo.de/, https:// www.bodensee-ticket.com/, https://www.bodensee.eu/de/was-erleben/unterwegs-am-bodensee/ oeffentliche-verkehrsmittel, https://www.vhb-info.de/, https://mein-move.de/, https://www.wtv-online. de/, https://rvl-online.de/, https://www.bahn.de/ Grenzraumatlas Weitere Publikationen aus dem ,CoBo'-Projekt Hippe, S., Bertram, D. & T. Chilla (2023): Convergence and Resilience in border regions. European Planning Studies. DOI: 10.1080/09654313.2023.2170214 Hippe, S., Bertram, D. & T. Chilla (2022): The COVID-19 pandemic as a catalyst for cross-border cooperation? Lessons learnt for border-regional resilience. Europa XXI, 43, 1. DOI: https://doi.Org/10.7163/Eu21.2022.43.1 Chilla, T. & M. Lambracht (2022): Institutional mapping of cross-boder cooperation. INTERREG programme analyses with KEEP data, European Planning Studies. DOI: 10.1080/09654313.2022.2058321 Chilla, T., T. Große, S. Hippe, & B. B. Walker (2022): COVID-19 Incidence in Border Regions: Spatiotemporal Patterns and Border Control Measures. Public Health 202: 80-83. DOI: https://doi.Org/10.1016/j.puhe.2021.11.006 Hippe, S., & T. Chilla (2021). Cohesion and Resilience in Czech-German Border Regions: The Impacts of Crises. In Z., Kresa (Hrsg.). Opportunities and Threats to Current Business Management in Cross-border Comparison 2021 (S. 68-78). Chemnitz: GUC. Online. Literatur- und Quellenverzeichnis Impressum Autoren Prof. Dr, Tobias Chilla, Dominik Bertram, Stefan Hippe (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) Dr, Kristina Zumbusch, Daniel Zwicker-Schwarm (Universität St. Gallen) Luca Beisenwenger, Josephine Brandenburg, Elias Günther, Daniel Kamolz, Theo Mannmeusel, Julia Petschler, Raphael Sachs und Clemens Schneider (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Forschungswerkstatt Regionalentwicklung WS 2022/23) Gestaltung Graphik und Gestaltung: Dominik Bertam, Raphael Sachs, Stefan Hippe, Tobias Chilla Redaktion: Dominik Bertram, Tobias Chilla, Stefan Hippe, Raphael Sachs Stand Überarbeitete Version Mai 2023 Bildnachweise Matthias - stock.adobe.com / S. 2 curtbauer - stock.adobe.com / S. 4-5 Harald Tedesco - stock.adobe.com / S. 6-7 ArTo - stock.adobe.com / S. 10-11 karaboux - stock.adobe.com / S. 15 (oben) Markus Mainka - stock.adobe.com / S. 15 (unten) Christian Bieri - stock.adobe.com/ S. 16-17 Aufwind-Luftbilder - stock.adobe.com / S. 36-37 ghazii - stock.adobe.com/ S. 72-73